Er
gehört zu den größten Forschungsreisenden aller Zeiten, unzählige Orte und
geographische Bezeichnungen tragen seinen Namen, Millionen von
Quadratkilometern unbekannter Erdoberfläche wurde durch ihn der Menschheit
erschlossen. Seine umsichtige Menschlichkeit macht ihn beliebt und respektiert
bei seinen Männern, seine Disziplin und sein Durchhaltevermögen bereicherten
die Wissenschaften über alle Maßen. Und nicht zuletzt verdankt sein Vaterland,
das „British Empire“ ihm einen gewaltigen Macht- und Erkenntniszuwachs: Kapitän
James Cook.
Geboren
wurde James Cook am 27. Oktober 1728 in Marton-in-Cleveland in der
nordenglischen Grafschaft York. Er stammte aus einfachen Verhältnissen, der
Vater war Landarbeiter, zeichnete sich jedoch schon in jungen Jahren durch
seinen Ehrgeiz, seine rasche Auffassungsgabe und sein unglaubliches Vermögen
sich selbst Dinge beizubringen, aus. Vorerst ging er in eine Krämerlehre, in
der es ihn jedoch nicht lange hielt – gerade einmal eineinhalb Jahre. Dann
sehen wir ihn in den Diensten von John Walker, eines Quäkers aus Whitby an der
englischen Nordseeküste. Dort lernte Cook das Seemannshandwerk auf
Kohleschiffen, die hauptsächlich nordenglische Kohle aus Newcastle nach London
beförderten. Das Wohnhaus der Walkers, in dem Cook auch in die Lehre ging, ist
heute das örtliche Cook Museum. Von den „Abstinenzlern“, den disziplinierten
und arbeitsamen Quäkern, hat Cook eine Menge gelernt und diese Tugenden auch
selbst mehr als verinnerlicht. Gerade auch seine Humanität, die er später
gegenüber seinen Männern und den Eingeborenen der Südsee zeigt, ist stark durch
das quäkerische Christentum beeinflusst. Seine Charakterstärke speist sich
einerseits aus seinem Naturell, andererseits aber auch aus den lehrreichen
frühen Jahren, zuerst auf Kohleschiffen, später in der Navy.
Als
er 1755 der Royal Navy beitrat, vermaß er an Bord der Pembroke
Neufundland und das St.-Lorenz-Gebiets. Cook, der sein Wissen größtenteils als
Autodidakt erworben hatte, zeichnete sich durch unglaubliche Genauigkeit und
Beobachtungsgabe bei der Erstellung von Karten aus, so dass etwa seine
Neufundlandkarte noch bis in 20. Jahrhundert hinein in Verwendung war (moderne
Abgleiche mit Satellitenaufnahmen zeigen eine schier unglaubliche
Übereinstimmung – wie sie von keinem anderen „Handzeichner“ erreicht wurde). Die
Royal Navy wurde auf Cook aufmerksam und stattete ihn mit immer neuen Aufgaben
aus. 1767 kartographierte er Labrador – ein weiteres kartographisches
Meisterstück. Im 7-jährigen Krieg (1756-63) hatte Cook vor allem als Vermesser
gedient und damit seinem Land große Dienste erwiesen. Obwohl Cook zu diesem
Zeitpunkt noch völlig unbekannt war, war er sehr ambitioniert und kannte sich
immer besser in sozialen Hierarchien aus. Er war klug genug seine Ambitionen nicht
zu sehr herauszustreichen, um andere zu verunsichern auf der anderen Seite
jedoch machte er klar, was er wollte und machte vor allem auf sich aufmerksam.
Dieses Bemühen sollte bald Früchte tragen.
Dann,
1768, schlug Cooks große Stunde. Er wurde beauftragt eine Expedition in die
Südsee zu leiten. Der offizielle Auftrag bestand darin auf dem 1767 von Samuel
Wallis entdeckten Tahiti einen Venusdurchgang zu beobachten und zu vermessen.
Daneben jedoch bestand der eigentliche, allerdings geheim gehaltene, Auftrag
darin nach dem geheimnisvollen Südkontinent zu suchen, der seit Jeher auf der
Südhalbkugel vermutete wurde (bereits die alten Griechen glaubten einen solchen
müsse es geben, da das Gleichgewicht auf der Erde aufrecht erhalten werden
musste und sich auf der Nordhalbkugel weitaus größere Landmassen befinden). Cook
stach mit einem umgebauten Kohlesegler (der von ihm selbst bevorzugte
Schiffstyp), der Endeavour 1768 in See. Auf dieser ersten großen Fahrt
von Captain Cook wurde die Ostküste Australiens am 18. April 1770 entdeckt,
sowie bewiesen, dass es sich bei Neuseeland um zwei große Inseln handelte, die
durch eine Meerenge, der „Cook-Straße“ getrennt sind (Abel Tasman hatte bereits
1642 Neuseeland entdeckt, jedoch nicht seinen Inselcharakter erkannt). Auf
dieser Reise bewies Cook auch, dass es den sagenhaften Südkontinent nicht gab,
jedenfalls nicht in geographischen Breiten, die für eine Besiedelung in Frage
kamen. Dabei stützte sich Cook vor allem auch auf Berichte von eingeborenen Polynesiern,
die selbst den Pazifik wie ihre Westentasche kannten und versicherten, dass es
im Süden kein solcher Kontinent existiere (die Polynesiern selbst hatten
Jahrhunderte vor Cook bereits die Antarktis entdeckt). Darin unterschied sich Cook
von seinen europäischen Kollegen, indem der den Eingeborenen großen Respekt
entgegen brachte und sie nicht als Menschen zweiter Klasse ansah. Auch war er
bereit sich ihr Wissen zueigen zu machen. Sein christlicher Einfluss in der
Kindheit und Jugend trug wesentlich zu dieser Haltung bei.
Cook
hatte auf seiner ersten Reise im Pazifik nicht einen einzigen Mann verloren –
eine Sensation zur damaligen Zeit, als Todesfälle in der Seefahrt regelmäßig
vorkamen. Kapitän Cook war bekannt geworden für seine Praxis den Seemännern
Sauerkraut zu ihrer Nahrungsration hinzuzufügen, um sie vor Skorbut zu schützen
(freilich wusste damals noch niemals etwas vom Vitamin C und seiner Wirkung).
Die Männer hassten diese Mahlzeit, doch Cook ging zusammen mit seinen Offizieren
mit gutem Beispiel voran und aß selbst davon, so dass sich diese Praxis
durchsetzten konnte – mit Erfolg, wie man feststellte. Auf der Rückfahrt von
Batavia (das heutige Jakarta, das damals holländisch war) jedoch starb ein
Großteil der Mannschaft, so dass die Endeavour, als sie in England 1771
amkam, kaum genügend Männer hatte, um noch manövrierfähig zu sein. Dies war
jedoch nicht Cooks Schuld, sondern auf das „schlechte“ Wasser (das wohl mit
Keimen verseucht war), das sie in Batavia an Bord genommen hatten,
zurückzuführen war.
Auf
dieser ersten Reise begleitete Cook auch ein reicher Privatier und Naturforscher, Josef
Banks, der mit seinem Assistenten, Solander, für viele naturwissenschaftliche
Erkenntnisse und „Mitbringsel“ aus der Südsee sorgte, die noch heute für
Wissenschaftler von Bedeutung sind. Damit erhielt die Expedition über den
Rahmen des rein Maritimen hinaus eine wissenschaftliche Bedeutung.
Die
zweite Forschungsreise, die von 1772-74 unternommen wurde (mit zwei Schiffen,
der Adventure und der Resolution), brachte die endgültige
Gewissheit, dass im Südpazifik keine große Landmasse zu finden war. Es bestand
nämlich bis dahin immer noch die Möglichkeit, dass es den Kontinent zwar gab,
aber zu weit südlich um besiedelt zu werden – die Nichtexistenz eines
besiedlungsfähigen Kontinents in diesen Breiten hatte bereits die erste
Expedition Cooks gezeigt. Diese zweite Reise kam im Pazifik nie über den
Äquator hinaus und blieb stets südlich davon. Mit 71° 44’ wurde die größte
südliche Breite erreicht, die bis dahin jemals ein Schiff erreicht hatte
(Packeis zwang Cook dazu wieder nach Noren abzudrehen). Auf dieser Reise wurde
Cook von den Naturforschern Johann Reinhold Forster und seinem Sohn, Georg
Forster, begleitet. Georg Forster gilt als Gründer der modernen Völkerkunde und
brachte eine riesige Sammlung an botanischen und ethnologischen Stücken nach
Europa mit, die noch heute bemerkenswert sind.
Die
Admiralität war in großer Sorge über die Ereignisse in Nordamerika, wo die 13
Kolonien dabei waren ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen (Amerikanischer
Unabhängigkeitskrieg von 1776-83). Britannien suchte eine Ausdehnung seiner
Macht auf den Weltmeeren und neue günstige Handelswege nach Asien. Der
Gewürzhandel wurde noch immer von den Portugiesen und Holländern beherrscht und
der Weg an Nordarmerika in der Nähe der Arktis vorbei nach Ostasien hätte den
Weg von England nach China, Japan und die Gewürzinseln um etwa die Hälfte
verkürzt. Keine Frage, dass die Suche nach dieser Passage absolute Priorität
gewann. Die Suche selbst war schon jahrhundertealt und hatte bisher meist vom Atlantik
her begonnen – jedoch stets erfolglos. Nun sollte vom Pazifik aus versucht
werden direkt in den Nordatlantik und nach Europa zu gelangen.
Pläne
wurden geschmiedet und Cook erneute mit einer neuen Mission vertraut gemacht.
Augrund seiner Verdienste geschah etwas Außergewöhnliches: 1776 wurde Cook
Mitglied der Royal Society – ein große Ehre und völlige Ausnahme für einen Mann
aus einfachen Verhältnissen, in einer Gesellschaft, die sehr stark hierarchisch
gegliedert war und vom Adel dominiert wurde. Allerdings stand Cook nun unter
enormem Druck: es sollte einen neue Expedition in den Pazifik unternehmen – die
Vorbereitungen dafür nahmen all seine Zeit in Anspruch und strapazierten auch
seine Gesundheit. Bald jedoch war es so weit, auch wenn es einige Unterschiede
zu den früheren Reisen gab – so überprüfte Cook nun nicht mehr persönlich
Mannschaft und Ausrüstung – ein Fehler, der ihm später noch sehr zur Last
fallen sollte.
Die
dritte Reise, die von 1776-1779 unternommen wurde und von der Cook nicht mehr
zurückkehren sollte, brachte wichtige Erkenntnisse im Nordpazifik. Einerseits
wurden die Sandwich-Inseln (heute Hawaii-Inseln) entdeckt und bewiesen, dass
die Nordwestpassage nicht existierte, bzw. von keinem Schiff der damaligen Zeit
bezwungen werden kann (auch heute noch sind dazu kaum irgendwelche Schiffe –
außer Spezialschiffe – in der Lage). Cook scheiterte am undurchdringlichen Eis
der Arktis auf über 70° Nord und musste bald darauf auf Hawaii überwintern.
Dabei wurde er überaus freundlich von den Eingeborenen empfangen und mit
Geschenken überhäuft. Überaus viele Vorräte wurden an Bord genommen und bald
darauf ging es erneut in Richtung Norden. Doch bereits nach wenigen Tagen gerieten
die Schiffe in einen Sturm und die Resolution verlor einen Masten. Eine
Umkehr war unumgänglich. Doch als sich Cook nun den Hawaii-Inseln näherte,
schlug ihm Feindseligkeit entgegen. Die Eingeborenen hatten ihre Schätze den
Seeleuten bereits übergeben und waren nun erzürnt über deren Rückkehr.
Dann,
am 14. Februar 1779 ereignete sich die Katastrophe. Eingeborene hatten ein Boot
gestohlen. Cook, erzürnt über diese Tag, ging mit bewaffneten Männern an Land
stürmte ein Dorf auf „heiligem Boden“ und nahm den Häuptling als Geisel, bis
das gestohlene Boot herausgegeben wurde. Dies war ein völlig normaler Vorgang
und wurde oft angewandt, um in solchen Fällen sein Eigentum zurückzuerhalten. Doch
dieses Mal gab es Komplikationen, die unerwartet waren – von allen Seiten. Cook
lässt die Bucht durch seine beiden Schiffe blockieren. Als Eingeborenenkanus
versuchen die Blockade zu durchbrechen, gab William Bligh, der während Cooks
Abwesenheit die Resolution befehligte (Cook war noch an Land), den
Befehl die Kanonen abzufeuern. Einige Hawaiianer starben. Daraufhin kam es auch
an Land zum Tumult, der sich bald zu einem Kampf ausweitete, in dessen Zuge
James Cook von den Inselbewohnern ermordet wurde.
Die
Schiffe kehrten ohne Cook, dessen Leichnam dem Pazifik übergeben wurde, in ihre
Heimat England zurück.
Was
Cook auszeichnete
Zielstrebigkeit,
das Gefühl eine Mission erfüllen zu müssen (Pflichtgefühl), Disziplin,
Führungsstärke und Durchhaltevermögen waren die wesentlichen
Charaktereigenschaften, die Kapitän James Cook auszeichneten. Die dritte Reise,
die von besonders großen Schwierigkeiten begleitet wurde – Wetter, Probleme mit
Eingeborenen, zweifelhafte Mannschaft etc. – forderte alles von Cook und es ist
deshalb verständlich, dass es zu dem einen oder anderen „Ausraster“ kam.
Nichtsdestotrotz darf man nicht auf die bösen Zungen hören, die ihm
Führungsschwäche oder gar Kontrollverlust unterstellen wollen (ein moderner
Versuch Helden der Geschichte zu diskreditieren).
Die
Inbesitznahme Australiens war für das Britische Empire von enormer Bedeutung.
Schon bald nach Cooks Reisen, im Jahr 1788, begann die Besiedelung des
Kontinents durch Errichtung einer Sträflingskolonie im heutigen Sydney. Die
Bedeutung Australien für Britannien darf nicht unterschätzt werden und die
Verbindungen, die zwischen den beiden noch heute (im Rahmen des Common-Wealth)
bestehen, haben immer noch große Bedeutung. Ohne James Cook wäre es nie dazu
gekommen.
Cook
ist der größte Ozeanograph aller Zeiten und auf diesem Gebiet ein herausragendes
Genie seiner Zeit, dessen Leistungen bis in die jüngere Vergangenheit hinein
bahnbrechend waren. Auch was die Ethnologie betrifft bestach Cook durch
außergewöhnliche Erkenntnisse und vor allem durch seine Offenheit. So erkannte
er zu seinem eigenen Erstaunen die große Ähnlichkeit vieler Polynesier mit den
Europäern (Hautfarbe, Körpergestalt und anderes). Gerade die
Sprachverwandtschaft mit dem „alten Kontinent“ mit den Tahitianern verblüffte
ihn (dies gibt uns übrigens bis heute Rätsel auf). Cook machte sich auch viele
Gedanken über den Einfluss, den die Europäer auf die Südseeinsulaner haben
würden und wie dadurch ihr Leben verändert werden würde. Eine ganz
bemerkenswerte Einsicht für einen Mann des 18. Jahrhunderts!
Uns
allen soll das Beispiel James Cooks zeigen, dass es vor allem die
charakterlichen Eigenschaften sind, die zum Erfolg im Leben führen und nicht
irgendwelchen glücklichen Umstände. Cook ist ein „Self-made-man“ ganz
besonderer Art. Gerade in einem Zeitalter, in dem Technik verehrt wird, ist es
wichtig sich auf die menschlichen Grundqualitäten zu besinnen, die die wahre
Ursache für herausragende Leistungen sind. Seine Integrität, seine Humanität,
seine außergewöhnlichen Führungsqualitäten, die sich besonders in Krisenzeiten
zeigten, machen ihn zu einem der ganz großen Führungspersönlichkeiten aller
Zeiten.
James
Cook gehört ohne jeden Zweifel zu den herausragendsten Persönlichkeiten der
Menschheitsgeschichte, dem wir alle unglaublich viel zu verdanken habe. Es ist
kaum vorstellbar, wie die Welt heute aussähe, wenn er nicht gelebt hätte. Ein
ewiger Platz im Pantheon der Große der Geschichte ist ihm sicher.
Euer Sokrates
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