Sonntag, 6. Juli 2014

HAYEK 15 – THE PROSPECTS OF INTERNATIONAL ORDER


Nirgendwo zeigt sich die Aufgabe der liberalen Ideale des 19. Jahrhunderts so deutlich, wie im Bereich der internationalen Beziehungen. Die nationale Abschottung, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs immer größer wurde und die „Nationalisierung“ der Wirtschaft waren meist direkte Folgen der Planung, die bereits lange vor dem Krieg eingesetzt hatte. Der Krieg lieferte allenfalls Propagandamaterial, um diese Abschottung schneller und umfangreicher durchführen zu können. Die völkerverständigende und friedensstiftende Wirkung des freien Handels wurde mehr und mehr vergessen oder missachtet.

 

Planung ist oft überhaupt nur dann möglich, wenn es zu einer, zumindest teilweisen, Abschottung der eigenen Wirtschaft und Gesellschaft gegen die Einflüsse anderer Staaten kommt. Die größte Gefahr dieser Abschottung liegt aber nicht einmal darin, dass dadurch der Wohlstand gefährdet wird, sondern in der Gefährdung des Frieden, die davon ausgeht. Wenn die Ressourcen einer Nation als Eigentum dieser National selbst und nicht als jene von Individuen angesehen werden, dann führt dies bald zu groben Unstimmigkeiten mit anderen Nationen. Es ist eine Illusion zu glauben die Frage der Rohstoffe könne von der Ebene des Markts auf jene des Staates oder von Gruppen verlagert werden, um damit die „Reibung“ zu vermindern, die sich mit anderen Staaten ergibt. Es ist ebenso eine Illusion zu glauben man könne so etwas wie eine „internationale Planung“ einführen. Die Probleme, die sich bereits im „Kleinen“, auf nationaler Ebene zeigen, werden auf internationaler Eben nur noch größer. Die diktatorischen Maßnahmen, die hier nötig sind, sind noch weitaus umfangreicher, als jene auf der nationalen Ebene. Und zuletzt ist es auch ein Irrtum zu glauben dass es zuletzt eine zentrale Planung geben könne, die gut funktioniert, wenn man die Entscheidungen an das „Volk“ bzw. die „Völker“ delegiert, um damit die Klassenunterschiede sich erübrigen zu lassen. Gerade bei der „internationalen Planung“ würden so die „reichen“ Arbeiter in den wohlhabenderen Ländern zu Objekten des Hasses für die „ärmeren“ Arbeiter in den armen Nationen werden. Es wird immer jemanden brauchen, der in so einem System die Entscheidungen darüber trifft welche Prioritäten gelten sollen, welche Interessen verfolgt und welche hintan gestellt werden sollen, welche von höherem und welche von niedrigerem Wert sind. Die einzig wahre Hilfe für die Armen (auch für arme Staaten) besteht darin sie zu befähigen sich selbst helfen zu können, anstatt zum willkürlichen Mittel der „Umverteilung“ zu greifen. Nur wenn jemand aus eigener Kraft heraus aus seiner Armut entkommt, dann bewahrt er seine Würde und seine Unabhängigkeit.

 

Jede internationale Autorität, die nicht einer höheren politischen Macht untersteht, selbst wenn ihr Wirkungsbereich auf ein kleines Feld beschränkt ist, übt bald diktatorische Macht aus. Solche Diktaturen werden meist mit der „technischen Notwendigkeit“ gerechtfertigt, mit dem Hinweis darauf, dass die technische Entwicklung es unumgänglich mache ein Monopol zu bilden.

 

Internationale Organisationen können leicht dazu missbraucht werden, dass große Nationen durch sie den kleinen ihren Willen aufzwingen. Was wir brauchen – aus der Sicht des Jahres 1944 – ist eine supranationale Organisation, die die Schädigung von Staaten durch andere verhindert, vor allem der großen durch die kleinen Staaten. Aber eine solche Organisation darf sich keinesfalls in die „Planung“ einmischen oder gar selbst supranationale Pläne verfolgen, und dadurch die nationalen Interessen unterdrücken. Wir brauchen eine Organisation, die zwischen wirtschaftlichen Konflikten schlichtet, den Wettbewerb ermöglicht, aber selbst nicht über ein Wirtschaftsplanungskonzept verfügt. Diese Organisation muss sich der Rechtsstaatlichkeit verpflichten; nicht die Interessen der Mitglieder, auch keine Interessenskompromisse, sondern allgemeine Prinzipien müssen die Grundlage aller Entscheidungen dieser Organisation sein. Was im einzelnen Staat die Rechtsstaatlichkeit ist, muss sich auf der internationalen Ebene ebenso zeigen.

 

Der Föderalismus ist die einzige vernünftige Organisationsform für Staaten und Staatenbünde, denn nur durch ihn kann eine zentrale Planung, bzw. zentrale Machtausübung verhindert werden. Individuelle Freiheit setzt auf der Ebene des einzelnen Menschen voraus, dass die Macht des Staates begrenzt ist, auf der Ebene der Staatengemeinschaft setzt sie voraus, dass der Staatenbund und die gemeinsamen Institutionen eines solchen ebenfalls in ihrer Macht begrenzt sind. Heute, im Jahr 2014, bedeutet dies etwa, dass die Freiheit eines Bürgers in der EU nur dann gesichert ist, wenn die EU selbst, sowie der Einzelstaat in dem er lebt, über möglichst wenig Macht verfügt. Und die Macht, die beim Einzelstaat oder der EU als ganzes vorhanden ist, darf nur aufgrund von einigen allgemeinen Prinzipien, niemals aufgrund von Willkür oder einer ausufernden Bürokratie ausgeübt werden. Die Demokratie hat niemals je gut funktioniert, als in Staaten, die starke lokale „Selbstregierungen“ aufwiesen, die die örtlichen Angelegenheiten autonom regeln können. Gute Beispiele dafür sind etwas die Schweiz und die Niederlande.

 

Wenn wir die Welt fit für viele kleine Staaten machen, dann werden wir alle Gewinner sein. Wenn wir die Macht nicht begrenzen, werden wir niemals in der Lage sein Machtmissbrauch zu bekämpfen. Hayek hatte am Ende des 2. Weltkriegs – als dieses Buch geschrieben wurde – die Hoffnung, dass die Sieger des Krieges die Chance wahrnehmen würden, um eine supranationale Organisation zu gründen, die sich als fähiger, wie der Völkerbund erweisen sollte. Dieser hatte dadurch, dass er für „alles“ und für das „Große“ zuständig war, sich selbst übernommen und so gelang es ihm nicht einmal mehr im Kleinen etwas zu bewirken – schon gar nicht den Weltfrieden zu sichern. Hayek meinte zwar, dass eine solche neue Organisation es wahrscheinlich auch nicht verhindern könne, dass es noch Kriege zwischen „Blöcken“ geben werde, doch bestünden gute Chancen darin, dass man die „Reibung“ zwischen Staaten bereits in jenem Stadium beilegen könne, bevor diese zum Krieg führt. Sollte das Ziel einer solchen Organisation sein, dass es absolut keinen Krieg mehr geben dürfe, dann wären die Maßnahmen, die man dazu treffen müsse derart umfassend und mit Zwängen verbunden, dass sie schlimmer wären als so mancher Krieg selbst. Pazifismus ist deshalb abzulehnen, gerade weil man den Frieden liebt. Die Maßnahmen, die er erfordert, die Kosten, sind viel zu hoch, so dass unterm Strich das Leben der Menschen sich verschlechtert und eben nicht verbessert, wie fälschlicherweise meist gemeint wird.

 

Im Jahr 1945 wurde in San Francisco eine solche Organisation gegründet – die UNO. Freilich gibt es bei dieser viele Abweichungen von einem idealen „Föderalismus“; die einzelnen Mitglieder sind nur teilweise gleichberechtigt und das politische Gewicht ist sehr unterschiedlich verteilt. Durch den „ständigen Sicherheitsrat“ der fünf großen Siegermächte des Zweiten Weltkriegs, besteht eine Privilegierung (durch ein absolutes Veto) dieser fünf Staaten und eine Benachteiligung aller anderen. Auch wurde die UNO oft von einzelnen Staaten für ihre partikulären Interessen missbraucht. Nichtsdestotrotz ist sie jene Organisation, die es bisher besser geschafft hat, als alles was vorher bestand, für einen Ausgleich der Interessen der Staaten auf der Welt zu sorgen. Vom „Weltfrieden“ sind wir weit entfernt, doch müssen wir stets weiter auf jene Maßnahmen setzten, die unter Beibehaltung der Freiheit einer friedvolleren Welt dienen. Es ist der Liberalismus gewesen, der im Krieg immer den Zerstörer von Werten und der Humanität sah. Setzen wir deshalb mehr auf die Freiheit als Grundlage für alle Menschen und auf den freien Austausch untereinander, ohne bevormundende Interventionen von Staaten oder Gruppen. Haben wir Vertrauen in den Menschen und seine natürliche Fähigkeit mit seinesgleichen in Frieden und Wohlstand zu leben!

 

Mit diesem Eintrag ist die Zusammenfassung von „Der Weg zur Knechtschaft“ von Friedrich August von Hayek abgeschlossen.

Samstag, 5. Juli 2014

HAYEK 14 - MATERIAL CONDITIONS AND IDEAL ENDS


1944 herrschte generell die Ansicht vor, dass der Mensch sich weniger um seine wirtschaftlichen Angelegenheiten zu kümmern haben, als noch die Generation der Großväter. In Wahrheit ist es jedoch so, dass sich die Menschen lediglich weniger mit den wirtschaftlichen Regeln und Abläufen beschäftigen, dafür umso mehr mit den wirtschaftlichen Doktrinen. Nicht das tatsächliche Funktionieren der Wirtschaft ist zum Gegenstand der Betrachtung geworden, sondern wie die Wirtschaft nach Ansicht verschiedener politischer und weltanschaulicher Richtungen funktionieren sollte!

 

In Wahrheit rebelliert der heutige Mensch gegen die unpersönlichen Kräfte, die die Wirtschaft und die Gesellschaft bestimmen. Diesen Kräften hatte er sich in der Vergangenheit unterworfen, obwohl seine persönlichen Ambitionen oft frustriert wurden. Immer weniger will man heute das Notwendige anerkennen – man will nicht akzeptieren, was man nicht vollständig versteht, das für ein solches zu komplex ist. Es ist eine Rebellion gegen die moderne Welt und eine Sehnsucht nach Einfachheit und Verständlichkeit, die wir heute beobachten.

 

Nur die Unterwerfung unter die komplexen, unpersönlichen Kräfte haben die Zivilisation überhaupt erst möglich gemacht. Menschen waren bereit diese Kräfte zu akzeptieren und dies hat seine Entwicklung, seine „Reifung“, ermöglicht. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Unterwerfung aus Glaubensgründen (z.B. aus der Religion heraus) oder aus Gründen des Vertrauens in die Natur oder die Vernunft oder dergleichen geschah. Nun aber steht eben die Zivilisation selbst auf dem Spiel! Ohne Unterwerfung unter das Unbekannte, das nicht völlig Begreifbare, ist eine menschliche Kultur möglich! Gerade die moderne Gesellschaft braucht dieses Vertrauen. Weil es eben keine einfachen Ziele gibt, die die Moderne verfolgt, wird sie so schwer verständlich für das Individuum. Dieses Vertrauen zu entwickeln ist eines der großen Probleme unserer Zeit – auch heute – 2014 – ist dieses Vertrauen bei vielen Menschen nicht vorhanden. Die Flucht in einfache Erklärungen, wie etwa Verschwörungstheorien – herrscht immer noch in vielen Köpfen vor und stets besteht die Gefahr, dass jene die das „Unbehangen in der Kultur“ (Freud) nicht bewältigen können, von Populisten „eingefangen“ werden, um einer Illusion einer einfachen, verständlichen Welt zu huldigen. 

 

In einer modernen Gesellschaft zu leben heißt einer permanenten Veränderung unterworfen zu sein. Ständig gibt es Gewinner und Verlierer. Die Fähigkeit zu Adaption an die Umstände, was meist unter dem Schlagwort „Flexibilität“ gehandelt wird, ist eine dringendere Notwendigkeit als je zuvor geworden. Sozialismus und Totalitarismus sind Weigerungen sich anzupassen und letztlich bedeuten sie die Weigerung die Regeln der Evolution zu akzeptieren, die Weigerung das zu tun, was die Natur von uns erfordert.

 

Sieht man sich den Totalitarismus in Deutschland an, wie er sich bis zu Hitler entwickelt hat, dann sieht man, dass es vor allem jene Kreise waren, die von Verlusten bedroht waren, die dem Nationalsozialismus ins „Netz“ gingen. Es waren jene Leute, die den sozialen Abstieg durch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umwälzungen fürchteten und sich von Hitler eine vorhersehbare Zukunft mit Statusgarantien verhofften. Die Angst vor der Verarmung, vor der gesellschaftlichen Schlechterstellung, trieb Hitler die Massen zu.

 

Am besten erreicht man eine bessere Welt dadurch, dass man das allgemeine Wohlstandsniveau hebt. Der Individualismus hebt auch die allgemeine Moral, während der Kollektivismus das Niveau der Moral senkt. Nur in der individuellen Sphäre gibt es gut und böse, außerhalb davon herrscht nur Beliebigkeit. Ein Gewissen gibt es nur beim einzelnen aber nicht bei der Gruppe. In einer individualistischen Gesellschaft wird Verantwortung viel eher wahrgenommen, als in einer kollektivistischen. Vor allem die Einrichtung des Privateigentums führt zu Sorgfalt und Verantwortung. Wenn möglichst viele Güter in den Händen von Individuen sind, wird weitaus mehr auf ihren Bestand und ihre Erhaltung Acht gegeben, als bei Gemeineigentum.

 

1944 war Großbritannien dabei gerade jene Werte gering zu schätzen, auf die es einst so stolz war: Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Selbstverantwortung, Eigeninitiative, humanistischer Bürgerliberalismus etc. Vor allem die Linken hatten allzu lange fremde „Götter“ angebetet, so dass sie ihre eigenen Wurzeln verraten hatten. Es würde in Zukunft darauf ankommen, dass die Briten wieder ihre alten Werte hochhielten und Stolz darauf wären, meinte Hayek damals.

(Glücklicherweise schaffte es Großbritannien unter Margret Thatcher in den 80ern zurück zu seinen alten Wurzeln und erlebte einen beispiellosen Aufschwung, von dem das Land noch heute profitiert und das, obwohl es dazwischen auch „Labour-Regierungen“ gab).

HAYEK 13 - THE TOTALITARIANS IN OUR MIDST


Großbritannien und die USA leben heute in der Illusion, dass die Entwicklungen, wie man sie in den letzten 25 Jahren in Deutschland beobachten konnte, hier nicht möglich wären. Totalitarismus wäre in diesen von freiheitlichen Gedanken geprägten Staaten nicht möglich. Dies ist jedoch ein Trugschluss, denn Hayek sah deutlich, dass sie sich sehr wohl auf demselben Weg befanden wie Deutschland – allerdings mit einer Zeitverzögerung, da Deutschland im Bereich der Planung zur Vorreiternation schlechthin geworden war und GB und die USA hier noch „nachhinkten“. Hayek zeigte auf, dass sich die Autorität immer öfters im Gewand der „Organisation“ tarnte und so viele faszinierte und verführte. Das liberale Gedankengut, das Großbritannien so lange Zeit geprägt hatte, war von vielen, vor allem von den Intellektuellen, aufgegeben worden und galt als „viktorianisch“ und veraltet. Englische Denker erwähnten nun oft Bismarck, doch kaum einmal den großen liberalen Premierminister William E. Gladstone. Viele Programme und Ideen Hitlers wurden auch in Großbritannien und den USA bewundert und als nachahmenswert erklärt. Man war der Meinung, dass man sich Moral oder gar ein persönliches Gewissen, als letzter Richter, nicht mehr erlauben könne, dies sei utopisch und man müsse nun „realistisch“ sein. Generelle abstrakte Prinzipien müssten verschwinden und der „planerischen Notwendigkeit“ weichen.

 

Totalitäre System produzieren die Massenmeinungen, wie das Wirtschaftsystem Massenprodukte herstellt. Es herrschte in den 30er- und 40er-Jahren in GB und USA immer mehr die Ansicht vor, Planung sei ohnehin unvermeidlich, eine große zentrale Gesellschaftsplanung sei notwenig. In diesem Punkt stimmten viele mit Hitler und Stalin überein und es schien „common sense“ zu sein, dass dort die Zukunft läge. Es ist nur eine logische Konsequenz, dass totalitäre Staaten auch den Krieg für ein legitimes Mittel der Willensdurchsetzung erachten. Beim Liberalismus hingegen ist dem nicht so, dieser hält den Krieg für sinnlos und inhuman (Liberalismus ist eine humanistische Strömung).

 

Eine typische Voraussetzung des Totalitarismus ist die Ansicht, dass die Geschichte bestimmten Regeln folge und dass derjenige, der diese „Gesetze“ erkannt habe, die Notwendigkeiten der Zukunft, meist sogar die Zukunft selbst, vorhersagen könne. In diesem „Historizismus“ ist letztlich überhaupt kein Platz für die Freiheit, es gibt nur noch zwingende Umstände, Notwendigkeiten, alles andere wäre eine „Utopie“. Zwei Dinge haben in dieser Ansicht keinen Platz: 1.) die menschliche Freiheit und 2.) das historisch handelnde Individuum. Deshalb vertreten Planer den Historizsmus.

 

Ein weiterer Irrtum des Totalitarismus ist jener, die Wissenschaft wäre in der Lage ethische Urteile über das menschliche Verhalten zu treffen. Die Wissenschaft selbst verkommt in solchen Systemen zum „Szientismus“, einer Art neuer Religion, von der man sich absolute Antworten auf alle Fragen des Lebens erwartet. Für viele Wissenschaftler ist Freiheit ein sehr schwer einzusehendes Konzept, von dem sie letztendlich nicht glauben, dass es existieren könne.

 

Neben dem intellektuellen Einfluss ist es das organisierte Kapital und die organisierte Arbeit, die die Tendenz zum Totalitarismus bestimmen. Wer Monopolen oder etwa auch Gewerkschaften erlaubt über Privilegien zu verfügen, der darf sich nicht wundern, wenn es zum Totalitarismus kommt. Diese Monopole ändern allmählich auch die öffentliche Meinung. Was jedoch am schlimmsten wirkt, ist, wenn verschiedene Monopole zentral „koordiniert“ werden, wenn es zur Abstimmung verschiedener Monopole aus unterschiedlichen Industrien aufeinander kommt. Private Monopole sind dagegen selten vollständig oder umfassend und kaum von langer Dauer. Öffentliche Monopole oder öffentlich unterstützte Monopole hingegen sind in der Regel total und auf die Dauer angelegt. Diese Monopole sind gegen Kritik und gegen den Wettbewerb geschützt. Auch gehen Monopole dieser Art weit über den Kapitalbereich hinaus. So ist der Kampf um Privilegien typisch für Gewerkschaften. Sie werden so zu den Triebkräften der Ungerechtigkeit schlechthin, da sie sich gegen den Wettbewerb stellen und so all jene, die eine faire Chance am Markt haben wollen behindern. Privilegien für Gewerkschaften sind zutiefst unsozial.

 

Heute (1944) ist es vollkommen klar, dass eine geplante Gesellschaft viel weniger frei ist, als die Wettbewerbsgesellschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte man noch manchen entschuldigen, der glaubte dass Planung mit Freiheit vereinbar wäre. Heute ist dies jedoch eindeutig widerlegt und die Beispiele der Unfreiheit in geplanten Gesellschaften sind derart mannigfaltig, dass man nicht mehr über sie hinwegsehen kann. Wichtig ist einzusehen, dass Planung immer zu Unfreiheit führt und dass es sich bei diesen Systemen nicht um typisch deutsche, italienische oder russische Modelle handelt, sondern dass jede Art von Planung zu Unfreiheit führen muss, selbst wenn sie in Großbritannien oder den USA eingeführt werden.

Freitag, 4. Juli 2014

HAYEK 12 - THE SOCIALIST ROOTS OF NAZIISM


Der Nationalsozialismus ist die logische Folge der politischen und geistesgeschichtlichen Entwicklungen, wie sie sich in Deutschland und anderen Staaten des europäischen Kontinents seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ergeben haben. Er ist alles andere als ein irrationales System ohne intellektuellen Hintergrund. Wenn dem so wäre, hätte der Nationalsozialismus niemals so mächtig und gefährlich werden können. Es ist schlicht und einfach der Kollektivismus ohne Entwicklung einer Tradition des Individualismus, der zu Hitler, Mussolini oder Stalin geführt hat!

 

Der Nationalsozialismus ist eine echte sozialistische Strömung und hat nichts mit Kapitalismus, Bourgeoisie oder der „Reaktion“ zu tun. Es war ja gerade das Fehlen eines starken Bürgertums, das Hitler erst ermöglich hatte. Jene Leute, die Hitler am stärksten unterstützt hatten waren eben gerade keine Bürgerlichen, sondern solche, die in ihren Köpfen längst auf den Weg des Kollektivismus geratene waren, egal wie sie sich nach außen hin auch erklärt haben mochten (das Etikett).

 

Der Nationalsozialismus ist eine Kombination von Sozialismus und Nationalismus, wie bereits der Parteiname deutlich anzeigt. Der Sozialismus zeigte sich international, aber vor allem in Deutschland, meist sehr militant. Es waren die deutschen Sozialisten, die 1914 mit Hurra in en Krieg gezogen waren, die im Reichstag für den Krieg gestimmt hatten. Der Liberalismus ist die einzige Strömung, die Krieg als sinnlos erachten, der Sozialismus hat Krieg immer auch als legitimes Mittel der Willensdurchsetzung betrachtet – diese Haltung ist auch notwendig für jedes kollektivistische System, wie es Zwang nach innen ausüben muss, muss es auch Zwang gegenüber der Einmischung von anderen Systemen ausüben. Und wer die „Weltrevolution“ anstrebt muss auch als Angreifer auftreten können. Diese Logik war vielen nicht klar und sie sind deshalb oft den Sozialisten auf den Leim gegangen, wenn diese von Frieden gesprochen hatten.

 

Der Erste und der Zweite Weltkrieg waren beiden Kriege zwischen zwei Systemen. In beiden Kriegen war es stets der Krieg zwischen dem Liberalismus, für den Großbritannien und die USA gestanden hatten und dem Kollektivismus, der vor allem von Deutschland vertreten wurde (später auch von Russland und Japan). Es war dies ein Kampf zwischen „Freiheit“ und „Pflicht“. Glücklicherweise hat in beiden Kriegen sich die Freiheit durchgesetzt!

 

Hitler war ein konsequenter Sozialist, er führte bis zum bitteren Ende durch, was sozialistische Theoretiker seit langem ersonnen hatten. Es ist kein Wunder, dass der Kollektivismus in Deutschland derart stark werden konnte. Hier verbanden sich die sozialistischen Ideen mit dem „Preußentum“, einer militärisch disziplinierten und durchorganisierten Gesellschaft, die unter dem Postulat der „Pflicht“ stand. Im Kollektivismus gibt es im Grunde nur eine Pflicht und diese heißt Gehorsam und es gibt nur ein Verbrechen und dieses heißt Ungehorsam. Der Gehorsam hat absolut zu sein und ist unter Aufbringung jeden Opfers zu erbringen – egal welchen Inhalt die „Pflicht“ hat. Jeder einzelne „gehört“ dem Staat, der mit dem Individuum nach Belieben verfahren kann. Im Grunde ist m Kollektivismus jeder „Staatseigentum“. Nirgendwo sah man dies deutlicher als unter Hitler bzw. Stalin.

 

Der wahre Feind Hitlers war stets der Liberalismus, das „englische System“. Gleiches gilt auch für den Kommunismus und den Sozialismus. Niemand steht mehr für Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Demokratie als der Liberalismus – die anderen Systeme können ihn deshalb nicht dulden.

HAYEK 11 - THE END OF TRUTH


Für jede geplante Gesellschaft ergibt sich das Problem, wie die einzelnen Individuen dem kollektiven Ziel untergeordnet werden können, damit dies mit möglichst wenig „Reibung“, sprich Schwierigkeiten, verbunden ist. Am leichtesten ist es solche zentral angeordneten Ziele zu erreichen, indem man die Menschen dazu bringt, möglichst alle Menschen, an diese Ziele zu glauben. In einer totalitären Gesellschaft muss die Bevölkerung – und zwar nach Möglichkeit jedes einzelne Individuum – dazu gebracht werden sich mit den kollektiven Zielen derart zu identifizieren, dass es diese für seinen eigenen hält. Gibt es eine bessere Kontrolle über die Menschen, als wenn sie gar nicht mehr in der Lage sind eigene Ziele sich auch nur zu denken, aber fälschlicherweise glauben, die von ihnen verfolgten Ziele wären ihre eigenen? Es ist dies die alte Geschichte vom Sklaven, der glaubt frei zu sein und sich deshalb nicht einmal mit der Frage der Befreiung beschäftigt. Menschen kontrolliert man dadurch, dass man ihre Gedanken kontrolliert und dies erreicht man dadurch, dass man sagt was richtig und falsch ist.

 

Das Mittel um alle an dieselben Ziele glauben zu lassen ist die Propaganda. Die totalitäre Propaganda untergräbt im Ergebnis alle Moral, weil sie eines ihrer Fundamente angreift: den Sinn für und den Respekt vor der Wahrheit! Im Totalitarismus kann es keinen Disput über und kein Hinterfragen der Werte geben. Für das Funktionieren eines solchen Zwangssystems ist es nicht nur notwendig, dass alle die gleichen Ziele verfolgen, sondern auch, dass die dabei angewandten Mittel von allen geteilt werden. Es ergibt sich zwangsläufig die Notwendigkeit, dass der einzelne die Welt auf dieselbe Weise sieht, wie jene, die das System steuern, andere Interpretationen sind nicht zulässig.  Totalitäre Regime sind Meister der Rationalisierung, sowie der Schaffung von Mythen – ohne solche kann es keine Machtausübung in dem Maße und auf jene Art geben, wie sie der Totalitarismus braucht. Ein besonders schlimmes Schicksal erleidet auch die Wissenschaft. Diese kann nämlich ihre Aufgabe, die Suche nach der Wahrheit, nicht mehr erfüllen, denn stets ist bereits das Ziel vorgegeben, in den meisten Fällen sogar der Weg zu diesem. Wahrheit ist in einem totalitären System nicht etwas an sich Existierendes, etwas, das man findet, sondern ein Konstrukt des Systems selbst. Wahr ist, was jene, die die Macht haben, als wahr verordnen. Dass unter diesen Umständen eine ordentliche wissenschaftliche Arbeit nicht mehr möglich ist, ist evident.

 

Am effektivsten sind jedoch totalitäre Regime in der Umdeutung von Begriffen. Was einst eine völlig andere Bedeutung hatte, wird ideologiekonform uminterpretiert. Die Vergewaltigung der Sprache ist ein wesentliches Kennzeichen solcher Systeme. Unter den gewohnten „positiven“ Begriffen können so die grausamsten Handlungen durchgeführt werden. Ideologien nehmen jenen, die sie in ihren Köpfen tragen die Freiheit und machen damit zwangsläufig bis zu einem gewissen Grad dumm. Diese Dummheit ist jedoch nicht auf mangelnde Intelligenz zurückzuführen, im Gegenteil, denn Ideologen finden sich meist sogar unter besonders intelligenten Menschen, was jedoch zugrunde gerichtet wird ist die Vernunft. Beim Ideologen bleibt nichts als der bloße Verstand übrig. Ideologien sind kollektive Rationalisierungen für Verbrechen und Unmenschlichkeiten aller Art – es gibt nichts was im Namen einer Ideologie nicht als gut betrachtet werden könnte – bis hin zum Völkermord. Begriffe wie „Recht“, „Gleichheit“ oder „Gerechtigkeit“ erfahren in beinahe allen kollektivistischen Systemen eine Umdeutung. Am schlimmsten jedoch ergeht es dem Begriff der „Freiheit“. Die wahre Bedeutung von Freiheit besteht in der Abwesenheit von Zwang. Und Zwang bedeutet Gewalt oder Drohung mit Gewalt gegen einen anderen oder sein Eigentum. Was jedoch bei den verschiedenen totalitären Regimen daraus wurde, darüber legt die Geschichte ein beredtes Zeugnis ab.

 

Totalitäre Systeme verhalten sich zu jeder Zeit, als ob sie sich im Krieg befänden. Jeder Zweifel, jede Kritik am System wird als eine Art Gefahr für den „Sieg“ des Systems angesehen und wer solche äußert muss genauso behandelt werden, wie ein Verräter im Krieg. Deshalb muss das Geistesleben der Menschen völlig kontrolliert werden; besonders die Bereiche Recht, Geschichte, Ökonomie, die gesamten Sozialwissenschaften überhaupt, werden zum ersten Gegenstand der Kontrolle. Diese sind freilich jene, die am direktesten mit ihrer Arbeit ein politisches und gesellschaftliches System bedrohen können. Getan ist es damit jedoch noch nicht, denn selbst die scheinbar so „unpolitischen“ Naturwissenschaften werden bald „auf Linie“ gebracht. So gab es etwa unter dem Nationalsozialismus Dinge wie eine „germanische Mathematik“ oder eine „germanische Naturwissenschaft“. Daran erkennt man bereits, dass totalitäre System alles für sich beanspruchen und ihrer Vorstellungen gemäß zurechtbiegen müssen, selbst wenn es sich um Dinge wie die Naturgesetze handelt. Über kurz oder lang haben so immer weniger Menschen Zugang zur Realität, denn wenn für den „Abweichler“ sogar Lebensgefahr oder „Umerziehung“ droht, dann unterlässt man das denken besser ganz. Denken braucht Freiheit, ebenso wie die Wahrheit – unter Zwang kann es nur vorgefertigte Meinungen geben. Wahrheit ist dann die zur Realität erklärte Meinung der Machthaber und hat nichts mehr mit den wirklichen Gegebenheiten in der Welt zu tun. So unangenehm es auch sein mag, wenn der eigenen Meinung widersprochen wird, so bleibt doch nur dadurch die Tür offen, um klüger zu werden. Wer kategorisch glaubt bereits im Besitz der Wahrheit zu sein, der kümmert sich um solche Dinge freilich nicht. Doch wer die Wahrheit wirklich liebt, der wird nicht behaupten sie zu besitzen.

 

Die Folge all dieser Zwangsmaßnahmen, die sich auf das Denken der Menschen beziehen, ist, dass die Bevölkerung zynisch wird und Zynismus ist immer ein Zeichen von Angst und oft bereits der Hoffnungslosigkeit. Es gibt aber auch Gefahren, die auch in freien Gesellschaften von den Wissenschaften, gerade von den Sozialwissenschaften, ausgehen – nämlich durch die Behauptung es gäbe überhaupt keine Wahrheit oder alles sei relativ. Beide Aussagen sind in sich widersprüchlich, denn anscheinend meint man dann, dass die einzig wirkliche Wahrheit eben jene Wahrheit sei, dass es keine Wahrheit gäbe! Bzw. dass alles relativ sei, außer der Aussage, dass alles relativ sei selbst – diese muss ja absolut gesehen werden, sonst macht die Aussage keinen Sinn. Sie tut es jedoch auch dann noch nicht, wenn man diese, meist verschwiegene, Ansicht aufdeckt. Es ist erstaunlich wie wenig heutzutage die Notwendigkeit zumindest EINER absoluten Sache an der Basis allen Seins missachtet wird! Was die Sozialwissenschaft anbelangt, so haben diese durch ihre relativistischen Ansichten viele entmutigt nach der Wahrheit überhaupt zu suchen. Die Ursache für den Relativismus finden wir im Positivismus, der von fast allen Sozialwissenschaftlern vertreten wird und ein Glaubenssystem ist! (was in der Regel verschwiegen wird). Die Problematik von „absolut“ und „relativ“ weist jedoch darauf hin, dass der Positivismus falsch liegt, ebenso wie der Sozialismus, der ebenfalls ohne Positivismus nicht denkbar wäre.

 

Die meisten Menschen folgen anderen im Leben, das gilt für das Geistesleben nicht anders, als für die meisten anderen Bereiche. Dieser Umstand stellt jedoch in einer freien Gesellschaft kein großes Problem dar, wo es viele verschiedene „Führer“ gibt. Im Totalitarismus jedoch kann es nur einen solchen „Führer“ geben und damit ist eine gesamte Gesellschaft auf Gedeih und Verderben diesem ausgeliefert. Wenn dieser sich irrt, dann geht ein ganzes Land, ein ganzes Volk zugrunde. Der Geist des Menschen muss frei sein, man darf ihn nicht kontrollieren, dadurch verliert er seine Kraft. Die bewusste Kontrolle des Geistes ist eines der größten „Sünden“ des modernen Menschen. Es ist dies ein typisches modernes Phänomen, auch wenn es gewisse geistige Traditionen gibt, die dies seit Jahrtausenden für ratsam erachten, bzw. für die die bewusste Kontrolle des Geistes sogar essentieller Bestandteil ihrer Lehre ist (wie etwa beim Buddhismus). Nur in einem spontanen, nicht bewusst kontrollierten Umfeld, kann der Geist sich entfalten, die bewusste Kontrolle würgt in Wahrheit jede Weiterentwicklung ab.

Donnerstag, 3. Juli 2014

HAYEK 10 - WHY THE WORST GET ON TOP

Laut Lord Acton tendiert Macht dazu zu korrumpieren, und totale Macht korrumpiert totel. Wie Recht der alte Brite doch hatTe! und würde er in unseren Zeiten leben, würde er das Ausmaß der Wahrheit seines Gedankens kaum fassen mögen. Aber uns beschäftigt hier vordergründig die Frage nach dem Totalitarismus, der sich zwangsläufig aus den sozialistischen Ideen ergibt und zu den Grundübeln unserer Zeit geworden ist, auch wenn es heute nicht direkt so aussieht, als ob der Totalitarismus ein großes Probelm für Europa oder die westliche Welt im frühen 21. Jahrhundert wäre. Es ist ein Irrtum zu glauben Totalitarismus wäre an sich neutral, es käme nur darauf an, ob er gute oder böse Ziele verfolge. Dies ist der gleiche gefährliche Irrtum, dem Menschen unterliegen, die die Diktatur nur dann ablehnen, wenn sie Böses bringe, die jedoch erfreut über sie sind, wenn diese dem "Guten" diente. Wenn doch nur der "Gutmensch" Diktator wäre, denn hätten wir ja nichts zu befürchten, dann bräche das Zeitalter der Erfüllung, der "Gerechtigkeit" und dergleichen an. Die äußere Erscheinung mag sich wandeln, doch im Kern bleiben all diese Hoffenden dieselben. Es gibt laut Viktor Frankl nur zwei Arten von Menschen auf dieser Welt: 1.) jene, die glauben die Zwecke heiligten die Mittel und jene, die glauben, dass dies nicht der Fall sei. Die "Weltverbesserer" aller Couleurs gehörten stets der ersteren Gruppe an. So sehr sie auch den Anschein des Guten nach außen hin präsentieren, so sehr ist doch das Ergebnis ihres Handeln stets das Gegenteil.

Was wir an Totalitarismus in Deutschland, Russland oder Japan sahen ist die logische Folge der Planung und hat nichts mit der kulturspezifischen Ausformung zu tun. Wer den Weg der Planung beschreitet, gerät in das mörderische Fahrwasser, in das Hitler, Stalin und das kaiserliche Japan in den 30er und 40er Jahren gerieten, und jedem anderen Volk wäre es ebenso ergangen, wenn es diesen Weg eingeschlagen hätte. Es ist ein großer Fehlschluss zu glauben, dass irgendetwas an den Deutschen, Russen, Italienern oder Japanern grundsätzlich "falsch" oder "böse" gewesen wäre, dass diese Völker sich eines enormen Ausmaßes an Verbrechen hingegeben hatten. Es war nichts anders als das Einlassen auf ein System dessen Folgen auch von den Klügsten anfangs kaum abzusehen war, dessen Auswirkungen für uns jedoch in höchstem Maße erkennbar sind und als Warnung für alle Zukunft gelten muss. Auch der demokratische Planer sieht sich bald vor die Notwendigkeit gestellt Maßnahmen zu treffen, die jenen eines Adolf Eichmann nicht unähnlich sind. Völlig unabhängig vom persönlichen Charakter ist es bald ein Zwang, der sich aus der Konsequenz des Handeln ergibt. Es ist jene  Aufgabe der Souveränität, die typisch für das Systemdenken ist und dafür sorgt, dass, um mit Emerson zu sprechen, die Dinge in den Sattel gesetzt werden und uns reiten lässt. Das ursprüngliche Ideal des Humanismus den Menschen ans Steuer zu setzen und sein Schicksal selbst bestimmen zu lassen, ist seit der Aufklärung immer tiefer im Sumpf der Kontrolle und geplanten Gesellschaft versunken und im 20. Jahrhundert derart unter die Räder gekommen, dass das Leben im Wesentlichen nur noch von den "Umständen" bestimmt wurde. Es bleibt die Frage ob wir im 21. Jahrhundert hier eine Richtungsänderung bewirken können und uns selbst wieder "in den Sattel setzen" können.

Es waren gerade die systemisch denkenden Sozialisten, die glaubten das "Paradies" auf Erden schaffen zu können (nachdem der Glaube an Gott aufgegeben wurde) und dieses "Paradies" konnte freilich nur durch eine Diktatur geschaffen werden, doch man glaubte, dies sei es eben wert in Anbetracht des Ziels. Was man dabei meist nicht sah war die Verschlechterung der Moral, die zwangsläufig mit Planung einhergeht. Und auch wenn manche Sozialisten davor zurückschreckten zu diktatorischen Mitteln zu greifen, so traten ihre "Bürder" die Kommunisten und Nationalsozialisten auf den Plan, die weitaus weniger zimperlich waren und die Diktatur offen begrüßten, um die "Dinge geregelt" zu bekommen. Es war ja meist das Versagen der Sozialisten in ihrer eigenen Ideologie des Sozialismus, der die Diktaturen von Hitler und Stalin erst ermöglichte, da diese Sozialismus konsequenter umsetzten, als die meisten Sozialisten selbst. Es gibt drei Gründe warum der Totalitarismus die schlechtesten Elemente der menschlichen Gesellschaft nach oben spült: 1.) Je höher die Intelligenz und die Ausbildung von Menschen ist, desto differenzierter sind ihre Ansichten
zur Welt, ihre politischen und moralischen Ansichten. Dies macht eine Einheitlichkeit naturgemäß sehr schwierig. Primitive, brutale Charaktere hingegen sind sich recht schnell einig. 2.) Die Diktatur erfordert die Zustimmung jener Menschen, die selbst über nur vage und wenig gefestigete Überzeugungen verfügen und 3.) Es ist weitaus leichter einer negativen Position zuzustimmen als einer positiven. Es ist leichter eine "Wir-gegen-sie-Position", eine Sündenbock-Haltung, einzunehmen, als sich ernsthaft mit einem Problem auseinander zu setzen. Die Diktatur hat deshalb einen großen Spielraum, weil sie viel mehr gegen bestimmte Positionen und Menschen ist, als dass sie positiv etwas zu bieten hätte.

Es ist interessant, dass die Positionen des Totalitarismus stets gegen den Kapitalimsus und gegen das Judentum gereichtet war, beide wurden als in engem Verhältnis zueinander gesehen, ja meist sogar als identisch betrachtet. Der Antisemitismus geht auch heute noch mit dem Antikapitalismus und Antiliberalismus Hand in Hand. Linke und  "Rechte" gleichen sich hier bis auf den heutigen Tag - beide sind sie gegen die Freiheit, das Privateigentum und die Rechtsstaatlichkeit - bis heute (2014). Es ist wichtig sich vor Augen zu halten, dass Kollektivismus immer bedeutet, dass es eine regierende Elite von wenigen gibt! Die humanistischen Werte des Individualismus wurden nur vom Liberalismus, von keiner anderen Strömung, geschaffen. Man darf sich deshalb auch von Leuten, die einen "liberalen Sozialismus" propagieren keinen Sand in die Augen streuen lassen. Sozialismus kann niemals liberals sein, immer ist er gezwungen totalitär zu werden, selbst wenn der einzelne Sozialist dies nicht wollen sollte. Der Sozialismus hat keinen Raum für den Humanitarismus des Liberalismus, nur für den eigenen Partikularismus des Totalitarismus. Im Kollektivismus werden nur jene als Teil der Gesellschaft angesehen, die denselben Zielen wie das Kollektiv zustreben. Doch was ist mit all den anderen?

Die Identifizierung des einzelnen mit dem Kollektiv ist das Ergebnis eines Minderwertigkeitsgefühls, das auf der anderen Seite durch ein Überlegenheitsgefühl gegenüber der Außenseitergruppe kompensiert werden muss. Viele halten sich überhaupt nur deshalb für moralisch, weil sie alle Entscheidunggewalt und Urteilskraft an eine Autorität abgetreten haben, die das Kollektiv vertritt. Sozialismus führt auch leicht zu Nationalismus, denn das ist die einzige Kontrolle, die die "Planer" haben, jene über die nationalen Produktionsgüter. Um den Kollektivismus umzusetzen muss man über weite Strecken Kontrolle über andere Menschen ausüben. Zudem muss die Macht dazu nicht nur
gebündelt, sondern sogar erhöht werden. Dabei wird als Einwand oft erwähnt, dass die politische Macht nichts anderes als die wirtschaftliche Macht (etwa eines Vorstandes einer großen Aktiengesellschaft) sei. Doch dies ist ein großer Irrtum, denn einer privaten Gesellschaft kann man entkommen, doch der politischen Macht nicht, ihr ist man als Einwohner eines Staates immer unterworfen.

Im kollektivistischen Staat kann es keine private Moral geben, alles muss der staatlichen Moral untergeordnet werden, notfalls durch Zwang. Die "Staatsraison", die Ziele des Staates gelten absolut und wer sich diesen widerstezt muss zermalmt werden. Ein absolutes formelles Recht (Rechtsstaatlichkeit) kann es im Kollektivismus nicht geben; das Individuum hingegen braucht ein solches und nur der Liberalismus kann ihm ein solches geben. Toleranz und Zivilcourage kann es in einer kollektivistischen Gesellschaft nicht geben. Interessant ist jedoch, dass gerade diese Werte des Individualismus in höchstem Maße auch soziale Werte sind. Es ist auf den ersten Blick nicht leicht einzusehen, doch wenn man sich auf den Liberalismus einlässt, dann erkennt man, dass nur dieser das Individuum zur vollen Entfaltung kommen lässt und dabei gleichzeitg die sozialste aller Formen des Zusammenleben ist. Dies kommt daher, dass der Liberalismus keine menschliche Schöpfung, sondern ein menschliche Entdeckung ist; er ist die Entdeckung der Natur des Menschen selbst! Auf dem antiken Tempel von Delphi stand "Gnoti Seauton" - "Erkenne dich selbst" - der Liberalismus ist die Antwort auf diese Urfrage des Menschen!

Wo es allgemeine Ziele der Gesellschaft und des Staates gibt, da kann es keine individuelle Moral mehr geben. Die wichtigste Grundlage der Moral, die Freiheit des Individuums, ist dann nicht mehr gegeben und das bedeutet, dass es in einer kollektivistischen Gesellschaft überhaupt keine Moral mehr geben kann. In einer totalitären Gesellschaft darf der einzelne überhaupt keine Moral haben. denn er ist ein Instrument des Staates und hat deshalb diesem zu dienen. Solches verträgt sich nicht mit einer individuellen Moral oder individuellen Zielen. Es gibt auch keinen Platz mehr für menschliche Gefühle. Wie sehr "höhere" Ziele die Individualität untergraben und im Ergebnis die niedrigsten aller Ziele sind, zeigte sich deutlich an der Erfahrung mit Hitler, Stalin oder Pol Pot. Totalitäre Gesellschaften belohnen das Niedrige, das Unmenschliche, das Brutale, in ihnen kommen die übelsten Gestalten der Menschheit an die Macht. Das 20. Jahrhundert zeigt, dass dies nicht bloße Theorie, sondern blutige Praxis geworden ist. Seien wir im 21. Jahrhundert so klug und human diese Fehler nicht erneut zu begehen und stellen wir uns der Planung und dem daraus folgenden Totalitarismus in den Weg.



HAYEK 9 - SECURITY AND FREEDOM

Das Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit und die damit in Zusammenhang stehenden Schwierigkeiten sind seit langem bekannt. Die größte Gefahr dabei besteht darin, dass das jeweils eine, um des anderen Willen aufgegeben wird. Wer zu solchem bereit ist, der verdient nach den Worten Banjamin Franklins weder die Sicherheit, noch die Freiheit. Glücklicherweise besteht die Möglichkeit einen vernünftigen Umgang mit beiden zu pflegen und eine praktikable Verbindung der beiden zuwege zu bringen.

"Wirtschaftliche Sicherheit" ist ein sehr vager Begriff, der leicht zur Gefahr für die Freiheit werden kann. Wenn Sicherheit in einem absoluten Sinne verstanden wird, wird sie zur größten Gefahr für die Freiheit überhaupt. Relative Sicherheit ist ein legitimes Ziel, doch wo die Sicherheit absolut gelten soll, dort wird sie unvereinbar mit der freien Gesellschaft. Um die relative Sicherheit abzudecken, ist der Markt sehr gut geeignet, absolute Sicherheit hingegen ist nur für wenige und nur in einer gesplanten Gesellschaft möglich. Eine solche geplante Sicherheit kann niemals die Sicherheit aller Menschen sein, sondern ausschließlich eine für eine kleine Elite. In einer relativ wohlhabenden Gesellschaft ist relative Sicherheit gut erreichbar und stellt keine Gefahr für die individuelle Freiheit dar. Auch gegen die Gefahren, die von Naturgewalten her drohen, können die Menschen durch den Markt gut abgesichert werden. Diese relative Sicherheit ist in allen westlichen Staaten verwirklicht und stellt heute kein Problem mehr dar. Der Ruf nach mehr Sicherheit kommt heute viel mehr von einer "Sicherheitsverwöhnung", von einer gewissen Untauglichkeit der Individuen her mit den ganz normalen Unwägbarkeiten und Risiken des Lebens umzugehen. Viel zu leicht lässt sich die Politik hier verführen Maßnahmen zu treffen, die mit riesigen Kosten verbunden sind, große Teile der Bevölkerung belasten aber aufgrund der Unsicherheit gewisser Gruppe wünschenswert erscheint. Dieser Verführung muss unbedingt widerstanden werden. Stück für Stück verliert so ein ganzes Volk seine Freiheit. Eine der heutigen Handhaben dazu ist die Überwachung der Bevölkerung durch staatliche Behörden. Kann ein Volk es sich leisten, wenn ihm grundsätzlich vom Staat derart misstraut wird? Die Antwort ist klar: Nein, das darf es auf keinen Fall!

Ein soziales Problem stellt seit langem die Arbeitslosigkeit dar. Auch Liberale stimmen meist zu, dass es hier eine Art von Planung braucht, so auch Hayek, allerdings einer "guten" Planung und nicht eine, wie es den Sozialisten vorschwebt. Eine große Gefahr im Arbeits- und Sozialbereich stellt der Druck bestimmter Gruppen dar ihr erreichtes Einkommen abzusichern. So wehren sich Gewerkschaften in der Regel massiv gegen Gehaltseinbußen bei ihren Mitgliedern und zwar auch dann wenn sie wirtschaftlich notwendig sind und die gewohnten Löhne und Gehälter nicht mehr gerechtfertigt werden können. So ist es unverantwortlich in einer schrumpfenden Branche immer noch die hohen Löhne aus den wirtschaftlich guten Zeiten zu fordern. Gewerkschaften und Populisten hingegen haben dafür kein Verständnis uns sehen sich als Absicherer von Pfründen. Dass sie damit den ganzen Arbeitsmarkt schädigen, insbesondere die Arbeitnehmer in anderen Branchen, scheint ihnen entweder nicht bekannt oder sie kümmern sich nicht darum. Irgendjemand wird die hohen Löhne bezahlen müssen, die marktverzerrend werden, und dieser Preis wird von der Allgemeinheit bezahlt werden müssen. Es ist zutiefst unmoralisch bei wirtschafltichen Einbrüchen noch immer auf die hohen Löhne der guten Konjunktur zu bestehen! Hier stimmt nämlich das Verhältnis der Leistung mit der Entlohnung nicht mehr überein.

Was unter "wirtschaftlicher" und "sozialer" Sicherheit oft verstanden wird, ist nichts anderes als die Absicherung des gesellschaftlichen Status'. In einer freien Gesellschaft kann es einen solchen Statusschutz nicht geben - niemand ist davor gefeit in Zukunft sozial schlechter dazustehen, als gewohnt. Trotzdem ist dies keine schlechte Sache, denn die Alternative, die Absicherung des Status, zu gewährleisten, würde für die Allgemeinheit große Kosten verursachen, die in hohem Maße unsozial sind. Unter "sozialer Sicherheit" wird nur allzu oft der Egoismus bestimmter Gruppen verstanden und mit diesem, als positiv aufgefassten, Begriff rationalisiert. Wenn den Menschen klar wäre, wie viel dies sie kostet, bzw. wie schädlich es für die Gemeinschaft ist Gruppen ihren Status zu gewähren, dann würden sie der "sozialen Sicherheit" ihre Zustimmung verweigern. Jede Garantie für eine Gruppe, schmälert die Sicherheit der anderen Gruppen. Wird einer Gruppe etwa Löhne oder Preise garantiert, dann geht das zulasten der nicht privilegierten Gruppen, die dafür umso mehr Unsicherheit auf sich nehmen müssen. Werden Menschen in einer Industrie geschützt, dann geht dies immer zulasten von Menschen in anderen Industrien. Die Arbeitsplatzgarantie für eine Gruppe, führt zu höherem Arbeitsplatzrisiko und Arbeitslosigkeit für andere Gruppen. Man darf niemals vergessen, dass Sicherheit für eine Gruppe, Ausbeutung für eine andere Gruppe bedeutet!

Wenn wir wollen, dass Menschen ihr Bestes geben, dann müssen wir sie dazu ausreichend motivieren und niemand ist motiviert, wenn er nichts davon hat. Bis zu einem gewissen Grad ist bei jedem Menschen eine Motivation von außen notwendig. Was im Zusammenhang mit Sicherheit auch oft vergessen wird ist die Tatsache, dass eine geplante Gesellschaft eben gerade nicht die Sicherheit schafft, die man sich von ihr erhofft. In einer geplanten Gesellschaft gibt es keine Gleichheit, sondern nur die Masse und eine herrschende Elite, die die anderen bevormundend ihre Vorteile genießt. In Bezug auf die Sicherheit heißt dies, dass Sicherheit durch das System durch Wohlverhalten verdient werden muss. Bestes Beispiel dafür sind die ehemaligen Ostblockstaaten. Sicherheit gab es nur für jene, die sich dem System gegenüber willfährig zeigten. Wer aufbegehrte, wer eine eigene Meinung hatte und seine Individualität bewahren wollte, dem war das "gute Leben" versperrt, sowohl die Möglichkeiten, als auch die "garantierte" Sicherheit.

Starkes Sicherheitsstreben findet man vor allem in militärischen Organisationen, so auch in den freien Gesellschaften des Westens. Was für stark nach Sicherheit strebende Menschen, die bereit sind ihre Freiheit dafür aufzugeben typisch ist, ist der Umstand, dass sie es in der Regel nicht ertragen können, wenn andere ihre Freiheit genießen. Solche Menschen wollen dass auch alle anderen ihre Freiheit aufgeben und je militärischer ein Staat organisiert ist, desto weniger besteht noch die Möglichkeit seine Freiheit zu bewahren. Am deutlichsten sah man dies am NS-Regime, am Kommunismus oder am antiken Sparta.

Eingriffe in den Markt aus Sicherheitsgründen erhöht die Unsicherheit am Markt allgemein, vor allem für die "Outsider". Im Jahr 1944 als Hayek sein Buch veröffentlichte waren die "sicheren" Jobs jene, die von der Jugend am meisten angstrebt wuren, vor allem von der akademischen Jugend. Dies war kein Wundern, denn seit Jahren hatten die Schulen und die Universitäten ein negatives Bild von der Wirtschaft und der Figur des Unternehmers schlechthin, gezeichnet. "Kaufleute" galten als unmoralisch, geldgierig und ohne soziales Gewissen - zudem wurde propagiert, die Zukunft gehöre dem Sozialismus und ein junge Mann oder eine junge Frau täten gut, gerade wenn sie zur zukünftigen Elite gehören wollten, sich diesem nicht zu widersetzen. Es gibt gewisse Parallelen dazu auch heute(2014) noch. Zwar ist die Zustimmung zum Sozialismus nicht mehr groß und die meisten haben auch gelernt, dass der Sozialismus nicht gerecht ist, sondern zu einem totalitären Zangssystem führen muss, trotzdem ist das Bild des Wirtschafttreibenden nicht viel besser, als in den 40er-Jahren. Noch immer glauben viele, dass Unternehmer "geld-" und "machtgeil" wären, dass sie keine soziale Verantwortung tragen wollten und dass ihnen ganz allgemein nicht zu trauen sei, da sie ein "oberflächliches" Leben führten. Solche Mythen halten sich noch immer und dies ist besonders bedauerlich, denn es sind gerade jene Leute, die von Wirtschaft keine Ahnung haben, sich hinter Universitäts- und Redaktionsmauern verschanzen und kaum einen Blick auf die reale Welt zu reichten sich getrauen von denen diese Propaganda verbreitet wird. Der denkende Menschen wird leicht die niederen Motive dieser Progapandisten erkennen, sei es weil sie ihren eigenen Vorteil verfolgen oder weil sie ihrem Frust, ihrem Neid, ihren Depressionen Ausdruck verleihen.

Wenn Sicherheit zum alles bestimmenden Ideal einer Gesellschaft wird, dann gibt sie bald alles zugunsten dieser auf. Das sah man sehr deutlich am Nationalsozialismus. Der Geist der Freiheit war in Deutschland schon im 19. Jahrhundert erstickt worden, was noch übrig blieb, zeigte sich kaum in der Öffentlichkeit, am ehesten noch in den fortschrittlichsten Gebieten Deutschlands - vor allem den Hansestädten; für den Totalitarismus stellten sie jedoch keine ausreichenden Bollwerke mehr dar. So musste Hitler auch keinen offenen Kampf gegen den Liberalismus, seinen wahren größten Feind, führen, da dieser bereits völlig marginalisiert war. Wäre der Liberalismus stark in den Köpfen er deutschen Bevölkerung verankert gewesen, hätte es so schnell keinen Faschismus geben können, womit der Welt unendlich viel Leid erspart geblieben wäre.



Mittwoch, 2. Juli 2014

HAYEK 8 - WHO, WHOM?

Wettbewerb und Gerechtigkeit haben gemeinsam, dass sie beiden ohne Ansehen der Person, dass sie "blind" sind. Das Leben bietet den Menschen unterschiedliche Chancen und Gelegenheiten, ebenso verhält es sich mit den Teilnehmern am wirtschaftlichen Leben. Probelmatisch wird diese Unterschiedlichkeit erst dort, wo es nicht die unpersönlichen Marktprozesse sind, die diese verursachen, sondern eine steuernde Autorität, dort wo jemand darüber entscheidet was richtig ist und
was nicht, was Wert hat und was nicht. Nur im freien Wirtschaftssystem kann jemand selbst über sein Schicksal entscheiden. Selbst ein Armer hat hier eine größere Chance sein Leben und sein Schicksal zu bestimmen, als ein Privilegierter in einer geplanten Gesellschaft bzw. Wirtschaft. Wenn der Staat über die Produktionsmittel verfügt, dann beeinflusst er damit ALLE Einkommen. Wenn das Eigentum an der Produktion auf verschiedene Eigentümer verteilt ist, hat niemand diese exklusive Macht, niemand ist der Gnade eines Monopols ausgeliefert, wie es bei zentraler Planung zwangsläufig der Fall ist.


Das Privateigentum ist die wichtigste Garantie für die Freiheit überhaupt! Dies gilt nicht nur für jene, die über Besitz verfügen, sondern auch für jene, die dies nicht tun. Nur weil Eigentum nicht in einer Hand alleine konzentriert ist, können wir entscheiden, was wir mit uns selbst im Leben anfangen wollen. Ist Eigentum monopolisiert, hat dieser Monopolist totale Kontrolle über uns. Eine Welt in der die Reichen mächtig sind, ist immer noch besser, als eine, in der nur die bereits Mächtigen Reichtum
erwerben können. Marx selbst erkannte, dass der freie Markt uns all die demokratischen Freiheiten gebracht hat. Was er jedoch nicht gesehen hat, war dass bei Wegnahme des freien Marktes auch alle anderen Freiheiten wieder verloren gehen! Offensichtlich glaubte Marx fälschlicherweise, dass der freie Markt zwar der Vater der anderen Freiheiten ist, dass diese Freiheiten jedoch ohne diesen eine eigenständige Existenz haben könnten. Dem ist nicht so - der freie Markt ist nicht nur die Quelle, sondern auch die Basis aller anderen Freiheiten, weshalb seine Wegnahme alle Freiheiten ad absurdum führt.

Die Ungleichheit zwischen den Menschen verletzt viel weniger die Würde des Benachteiligten, wenn eine unparteiische Kraft diese herbeigeführt hat, als wenn eine Planung dafür verantwortlich ist. Im freinen Markt behält auch der "Verlierer" seine Würde, in der Planwirtschaft nicht. Es verhält sich hier ähnlich wie bei der Unterscheidung zwischen einer Verletzung, die durch eine Naturgewalt und eine, die durch die Absicht eines anderen zustande kommt. Werden wir durch die Natur verletzt, so besteht zwar das Leid, aber unsere Würde bleibt intakt, werden wir jedoch durch die Intention eines anderen geschädigt, so kommt zum Leid noch die Erniedrigung hinzu. In der freien Marktwirtschaft wird der Menschen nicht erniedrigt, in der Planwirtschaft sehr wohl.


In der geplanten Wirtschaft geht es nicht nur darum, ob jemand für eine bestimmte Position geeignet ist oder nicht, sondern ob er überhaupt an sich nützlich ist. Die furchtbaren Erfahrungen im NS-Regime und unter dem Sowjetkommunismus sind eine logische Konsequenz der Planung einer Gesellschaft. Hat man ein Ideal eines Menschentypus aufgestellt, dann muss man sich auch überlegen, was mit jenen geschieht, die diesem Ideal nicht entsprechend. In letzter Konsequenz ist die
Beseitigung der nicht passenden Menschen unumgänglich. Geht man den Weg der Planung zum bitteren Ende, kann nichts anderes herauskommen. Wenn die Regierung die Planung übernimmt, verliert der einzelne völlig seine Macht und damit auch seine Verantwortung. Am Ende ist die Regierung für das Schicksal verantwortlich, denn sie erhält einen Status, der in früheren Jahrhunderten einmal Gott zugeschrieben wurde. Die totalitären Megastaaten des 20. Jahrhunderts haben dies deutlich gezeigt.

In der geplanten Wirtschaft muss die Regierung entscheiden wer was wann und wie bekommt. Der große Unterschied zwischen Planung und dem freien System liegt einerseits darin, dass der Planer Maßnahmen treffen muss, deren Auswirkungen auf das Individuum er gar nicht vollständig voraussehen kann und andererseits beruht das Ausmaß der Maßnahmen ausschließlich auf dem Planer; alles hängt von ihm ab, Platz für die Freiheit gibt es keinen mehr. Planung heißt Politik und Wirtschaft künstlich voneinander zu trennen und die Politik der Wirtschaft überzuordnen, die Wirtschaft zum Objekt der Bestimmung durch die Politik zu machen. Die wenigsten Menschen sind an einer mechanisch hergestellten Gleichheit aller Menschen interessiert. Keine sozialistische Strömung, die völlige faktische Gleichheit herstellen wollte, hat je große Unterstützung gefunden. Worum es stets geht ist eine "gerechtere Verteilung", nicht völlig Gleichschaltung. In der Praxis bedeutet dieser schwammige Begriff in der Regel: "Nehmen wir den Reichen so viel, wie wir können."


Wir verfügen über keine Moral, die die Frage der Verteilung besser regeln könnte, als der Markt. Dies ist jedoch schwer einzusehen. Eine Möglichkeit bewusst so etwas wie einen "gerechten Preis" oder "gerechten Lohn" zu finden, existiert nicht. Menschen haben unterschiedliche Fähigkeiten, Charakterstärken, Fleiß etc. Alle Menschen gleich zu behandeln wäre in höchstem Maße ungerecht. Das Leben belohnt den Menschen für Erfolg, nicht für seine Anstrengung, seine Pläne, Absichten etc.
Es ist ein moralischer Irrtum zu glauben, dass gute Absichten eine Sache gut machten. Eine Sache kann nur dann als gut angesehen werden, wenn die Ergebnisse gut sind. Allzuoft wurden die schlimmsten Ergebnisse durch gute Absichten hervorgerufen. Es ist für eine Gesellschaft viel bessern, wenn schlechte Absichten zu guten Ergebnissen führen, als wenn jeder sich bemüht "moralisch" zu handeln und am Ende kommt dabei die Hölle heraus - ein typisches Ergebnis guter Absichten. Zu Recht wird oft gesagt, dass das Gegenteil von gut nicht böse sei, sondern "gut gemeint". In Wahrheit ist es so, dass selbst niederträchtige oder verbrecherische Absichten für eine Gesellschaft gut sind, wenn die Ergebnisse sich als gut herausstellen.

Planung wirft noch eine ganze Menge anderer Probleme auf. Erfolgreiche Planung braucht Übereinstimmung über die wichtigsten Werte einer Gesellschaft, sie braucht eine gemeinsame Weltanschauung. Es waren die Sozialisten, die als erste erkannt hatten, dass Planung nur unter dem Dach einer gemeinsamen Weltanschauung möglich ist. Sie waren es auch, die als erste die Idee hatten das Leben von der Wiege bis zum Grad von der Partei durchorganisieren zu lassen. Besonders die Kindererziehung, bzw. -indoktrination, lag ihnen am Herzen. Wer die Kinder nach den eigenen Vorstellungen formen konnte, der konnte eine gleichgeschaltete Gesellschaft schaffen, in der die Planung überhaupt erst möglich wurde. Viele NS-Organisationen, wie etwas die Hitlerjugend, gingen auf sozialistische Vorbilder zurück und sind kein faschistischen Erfindungen. Je pluralistischer eine Gesellschaft jedoch ist, desto schwerer ist ein solcher Konsens herzustellen. Alleine schon deshalb funktioniert Planung heute (2014) nicht mehr. Der Vorteil des Marktes ist nun, dass er keine solche Weltanschauung nötig macht, Menschen unterschiedlicher politischer, religiöser, philosophischer Anschauungen und unterschiedlichster Kulturen kommen auf dem Markt friedlich zusammen, die ansonsten keine Basis für eine Kommunikation gefunden hätten. Der freie Markt passt hervorragend zur pluralistischen Gesellschaft, denn er bildet ein einigendes Band für Menschen, die ansonsten keine Gemeinsamkeiten haben. "Vereint in der Freiheit" könnte man hier sagen. Der Markt schließt keinen Menschen aus, jeder kann daran teilnehmen. Es gibt kein anderes System, dass derart offen und gleichzeitig ohne Ansehen der Person ist.


Dienstag, 1. Juli 2014

HAYEK 7 - ECONOMIC CONTROL AND TOTALITARISM

Wer die Kontrolle über die Produktion erlangt, der erlangt Kontrolle über das menschliche Leben, in letzter Konsequenz über das Leben in toto. Die meisten Planer sind sich klar darüber, dass die Kontrolle der Produktion mehr oder weniger diktatorische Maßnahmen notwendig macht. Es gibt aber in diesem Bereich einige Irrtümber, die unbedingt aufgeklärt werden müssen. Auch wenn kaum jemand die Diktatur für wünschenswert hält, werden viele Menschen verlockt diktatorische Maßnahmen im Bereich der Wirtschaft zuzulassen, solange gewährleistet sei, dass die anderen Bereiche des Lebens frei blieben. Genau dies ist jedoch nicht möglich und viele Planer lügen wenn sie auf diese Weise wirtschaftliche Planung der Bevölkerung schmackhaft machen wollen. Auch wird oft behauptet, dass die Kontrolle der Wirtschaft den Menschen von der Last der ökonomischen Sorgen befreie und er so mehr Zeit und Energie zur Verfügung habe um sich "höheren" Zielen zu widmen.

In Wahrheit können die wirtschaflichen Ziele und das wirtschaftliche Leben nicht vom sonstigen gesellschaftlichen Leben getrennt werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass wirtschaftliche Ziele keine Endziele sind, "wirtschaftliche Motive" bedeuten in Wirklichkeit der Wunsch nach der Möglichkeit für die Umsetzung unspezifische Ziele zu haben. Begrenzung erlebt der moderne Mensch im Mangel an Geld, weshalb er diesen Mangelzustand zu vermeiden sucht. Demagogen und alle möglichen politischen Karrieristen haben dies erkannt und pervertieren deshalb den Begriff der Freiheit. Freiheit ist immer die Abwesenheit von Zwang, aber nicht die Abwesenheit von unliebsamen Umständen. Der Mangel an Geld ist kein Zwang, sondern ein Lebensumstand, eine "Befreiung" davon ist alles andere als Freiheit, sondern führt direkt in die Knechtschaft. Selbst Präsident Franklich D. Roosevelt unterlag diesem Irrtum, in dem er von der "Freiheit von Mangel" - "Freedom from want" - sprach. Betrachtet man die Sache genauer, und dringt zum Kern vor, erkennt man, dass Geld das größte Freiheitsinstrument ist, dass die Menschheit je erfunden hat! Geld eröffnet uns die Freiheit die Wahl zu haben, im Gegensatz zur Planung, bei der alles von einer Autorität zugeteilt wird. Planwirtschaft ist immer Unfreiheit und zwar nicht nur wirtschaftlich, sondern total. Der Wunsch nach Geld ist immer der Wunsch nach mehr Möglichkeiten, nach mehr Freiheit uns Auswahl! Wer Eigentum an Geld beschränken will, will den Menschen die Freiheit Wahlmöglichkeiten zu haben, nehmen. Gerade die "höheren" Ziele sind fast immer vom Geld völlig abhängig. Der Wunsch nach Geld kann deshalb niemals ein "niederes Motiv" sein, ganz im Gegenteil!


In unserer freien Welt haben wir die Freiheit aber auch die Pflicht unsere ökonomischen Probleme selbst zu lösen. Wer uns wirtschaftlich kontrolliert, kontrolliert das ganz Leben - das darf nicht vergessen werden (darum die Wiederholung an dieser Stelle). Es gibt also keine geplante Wirtschaft und gleichzeitig eine freies Leben. Wenn wir wirtschaftliche Planung zulassen, verlieren wir letztlich alle Freiheiten! Denn wer das Geld kontrolliert, der kontrolliert die Mittel für unsere Zwecke, für unsere Ziele. In der geplanten Wirtschaft muss die Autorität entscheiden welche Ziele wertvoll sind und welche nicht, wir selbst haben diese Wahl dann nicht mehr. Die Quelle der Macht des Planens ist selbstverständlich die Kontrolle über alle Produktion - das ist eine alte Erkenntnis.

In der Wettbewerbsgesellschaft können wir als Konsumenten die Anbieter wechseln, wir sind nicht gezwungen nur von einer Quelle zu kaufen. Bei einem Monopol sind wir dagegen der Gnade des Monopolisten ausgeliefert. In der geplanten Wirtschaft werden alle Ressourcen dazu verwendet bestimmte Ziele zu verfolgen, aber immer auf Kosten anderer Ziele! Es ist dies immer Fremdbestimmung, denn in der geplanten Wirtschaft bestimmt ein anderer über Preis und Leistung gleichermaßen. In der Planwirtschaft bestimmt der Staat das Leben der Menschen bis in die privatesten Bereiche hinein. Im freien Markt haben alle Menschen die Wahl, selbst die Armen sind hier besser gestellt als die Armen in den nicht freien Gesellschaften. Nichts ist unerträglicher als die Vorstellung, dass man nichts tun könne, um sein Los zu verbessern, wie in einer geplanten Gesellschaft. Im freien Markt muss man Opfer (bestehend im "Ja" zu einer Sache und einem "Nein" zu einer anderen) bringen, aber eine Verbesserung der eigenen Umstände ist immer möglich, auch für die Ärmsten, denn das System ist offen.


In einer geplanten Wirtschaft kann auch keiner einfach den Beruf ausüben, den er möchte. In der freien Marktwirtschaft hingegen entscheiden die Fähigkeiten, nicht eine Autorität darüber, ob jemand einen Beruf erlernen und ausüben kann. Auch die Diversität der Berufe und Produkte kann es in der Planwirtschaft unmöglich geben. Dass dies zutreffend ist, sah man an den geplanten Gesellschaften in der Sowjetunion und den Staaten des Ostblocks. Am Markt muss man immer Entscheidungen treffen, die Frage ist wer trifft eine solche. Wollen wir selbst die Entscheidungen treffen, müssen wir uns für den Markt entscheiden, ist die "Last" der Wahl zu groß, denn tendieren viele zur Planung - wüssten sie jedoch, welchen Preis sie dafür bezahlen müssen, würden sie nicht die Planung befürworten. Viele fürchten die Freiheit wegen der Verantwortung, die damit verbunden ist. Es sind stets die falschen Hoffnungen, die Menschen auf dem Weg der Planung wandeln lassen.


Eine geplante Gesellschaft ist nicht nur ineffizient, sondern sie ist auch zutiefst ungerecht durch die enormen Kosten, die Planung verursacht. Im Ergebnis ist jede Gesellschaft mit dem freien Markt besser dran - aber um dies zu erkennen, muss man denken lernen, die Intuition leitet uns hier in die Irre. Es ist auch eine gefährliche Illusion man könne in Krisen die Wirtschaft kurzfristig lenken, später, in guten Zeiten, sie jedoch wieder "frei lassen". Heute ist die Welt derart komplex geworden, dass fast jede Handlung ein Teil des sozialen Prozesses ist - deshalb muss Planung sehr umfangreich und schädlich sein. Die wirtschaftliche Freiheit ist die Basis aller Freiheit, diese Freiheit darf jedoch nie bedeuteten das Individuum von der Last der Wahl zu "befreien", von der wirtschaftlichen Sorge. Diese Freiheit muss in der Freiheit der wirtschaftlichen Tätigkeit bestehen, mit dem Recht der Wahl - freilich muss damit auch die Verantwortung, die mit dieser Wahl verbunden ist, getragen werden.