Mittwoch, 2. Juli 2014

HAYEK 8 - WHO, WHOM?

Wettbewerb und Gerechtigkeit haben gemeinsam, dass sie beiden ohne Ansehen der Person, dass sie "blind" sind. Das Leben bietet den Menschen unterschiedliche Chancen und Gelegenheiten, ebenso verhält es sich mit den Teilnehmern am wirtschaftlichen Leben. Probelmatisch wird diese Unterschiedlichkeit erst dort, wo es nicht die unpersönlichen Marktprozesse sind, die diese verursachen, sondern eine steuernde Autorität, dort wo jemand darüber entscheidet was richtig ist und
was nicht, was Wert hat und was nicht. Nur im freien Wirtschaftssystem kann jemand selbst über sein Schicksal entscheiden. Selbst ein Armer hat hier eine größere Chance sein Leben und sein Schicksal zu bestimmen, als ein Privilegierter in einer geplanten Gesellschaft bzw. Wirtschaft. Wenn der Staat über die Produktionsmittel verfügt, dann beeinflusst er damit ALLE Einkommen. Wenn das Eigentum an der Produktion auf verschiedene Eigentümer verteilt ist, hat niemand diese exklusive Macht, niemand ist der Gnade eines Monopols ausgeliefert, wie es bei zentraler Planung zwangsläufig der Fall ist.


Das Privateigentum ist die wichtigste Garantie für die Freiheit überhaupt! Dies gilt nicht nur für jene, die über Besitz verfügen, sondern auch für jene, die dies nicht tun. Nur weil Eigentum nicht in einer Hand alleine konzentriert ist, können wir entscheiden, was wir mit uns selbst im Leben anfangen wollen. Ist Eigentum monopolisiert, hat dieser Monopolist totale Kontrolle über uns. Eine Welt in der die Reichen mächtig sind, ist immer noch besser, als eine, in der nur die bereits Mächtigen Reichtum
erwerben können. Marx selbst erkannte, dass der freie Markt uns all die demokratischen Freiheiten gebracht hat. Was er jedoch nicht gesehen hat, war dass bei Wegnahme des freien Marktes auch alle anderen Freiheiten wieder verloren gehen! Offensichtlich glaubte Marx fälschlicherweise, dass der freie Markt zwar der Vater der anderen Freiheiten ist, dass diese Freiheiten jedoch ohne diesen eine eigenständige Existenz haben könnten. Dem ist nicht so - der freie Markt ist nicht nur die Quelle, sondern auch die Basis aller anderen Freiheiten, weshalb seine Wegnahme alle Freiheiten ad absurdum führt.

Die Ungleichheit zwischen den Menschen verletzt viel weniger die Würde des Benachteiligten, wenn eine unparteiische Kraft diese herbeigeführt hat, als wenn eine Planung dafür verantwortlich ist. Im freinen Markt behält auch der "Verlierer" seine Würde, in der Planwirtschaft nicht. Es verhält sich hier ähnlich wie bei der Unterscheidung zwischen einer Verletzung, die durch eine Naturgewalt und eine, die durch die Absicht eines anderen zustande kommt. Werden wir durch die Natur verletzt, so besteht zwar das Leid, aber unsere Würde bleibt intakt, werden wir jedoch durch die Intention eines anderen geschädigt, so kommt zum Leid noch die Erniedrigung hinzu. In der freien Marktwirtschaft wird der Menschen nicht erniedrigt, in der Planwirtschaft sehr wohl.


In der geplanten Wirtschaft geht es nicht nur darum, ob jemand für eine bestimmte Position geeignet ist oder nicht, sondern ob er überhaupt an sich nützlich ist. Die furchtbaren Erfahrungen im NS-Regime und unter dem Sowjetkommunismus sind eine logische Konsequenz der Planung einer Gesellschaft. Hat man ein Ideal eines Menschentypus aufgestellt, dann muss man sich auch überlegen, was mit jenen geschieht, die diesem Ideal nicht entsprechend. In letzter Konsequenz ist die
Beseitigung der nicht passenden Menschen unumgänglich. Geht man den Weg der Planung zum bitteren Ende, kann nichts anderes herauskommen. Wenn die Regierung die Planung übernimmt, verliert der einzelne völlig seine Macht und damit auch seine Verantwortung. Am Ende ist die Regierung für das Schicksal verantwortlich, denn sie erhält einen Status, der in früheren Jahrhunderten einmal Gott zugeschrieben wurde. Die totalitären Megastaaten des 20. Jahrhunderts haben dies deutlich gezeigt.

In der geplanten Wirtschaft muss die Regierung entscheiden wer was wann und wie bekommt. Der große Unterschied zwischen Planung und dem freien System liegt einerseits darin, dass der Planer Maßnahmen treffen muss, deren Auswirkungen auf das Individuum er gar nicht vollständig voraussehen kann und andererseits beruht das Ausmaß der Maßnahmen ausschließlich auf dem Planer; alles hängt von ihm ab, Platz für die Freiheit gibt es keinen mehr. Planung heißt Politik und Wirtschaft künstlich voneinander zu trennen und die Politik der Wirtschaft überzuordnen, die Wirtschaft zum Objekt der Bestimmung durch die Politik zu machen. Die wenigsten Menschen sind an einer mechanisch hergestellten Gleichheit aller Menschen interessiert. Keine sozialistische Strömung, die völlige faktische Gleichheit herstellen wollte, hat je große Unterstützung gefunden. Worum es stets geht ist eine "gerechtere Verteilung", nicht völlig Gleichschaltung. In der Praxis bedeutet dieser schwammige Begriff in der Regel: "Nehmen wir den Reichen so viel, wie wir können."


Wir verfügen über keine Moral, die die Frage der Verteilung besser regeln könnte, als der Markt. Dies ist jedoch schwer einzusehen. Eine Möglichkeit bewusst so etwas wie einen "gerechten Preis" oder "gerechten Lohn" zu finden, existiert nicht. Menschen haben unterschiedliche Fähigkeiten, Charakterstärken, Fleiß etc. Alle Menschen gleich zu behandeln wäre in höchstem Maße ungerecht. Das Leben belohnt den Menschen für Erfolg, nicht für seine Anstrengung, seine Pläne, Absichten etc.
Es ist ein moralischer Irrtum zu glauben, dass gute Absichten eine Sache gut machten. Eine Sache kann nur dann als gut angesehen werden, wenn die Ergebnisse gut sind. Allzuoft wurden die schlimmsten Ergebnisse durch gute Absichten hervorgerufen. Es ist für eine Gesellschaft viel bessern, wenn schlechte Absichten zu guten Ergebnissen führen, als wenn jeder sich bemüht "moralisch" zu handeln und am Ende kommt dabei die Hölle heraus - ein typisches Ergebnis guter Absichten. Zu Recht wird oft gesagt, dass das Gegenteil von gut nicht böse sei, sondern "gut gemeint". In Wahrheit ist es so, dass selbst niederträchtige oder verbrecherische Absichten für eine Gesellschaft gut sind, wenn die Ergebnisse sich als gut herausstellen.

Planung wirft noch eine ganze Menge anderer Probleme auf. Erfolgreiche Planung braucht Übereinstimmung über die wichtigsten Werte einer Gesellschaft, sie braucht eine gemeinsame Weltanschauung. Es waren die Sozialisten, die als erste erkannt hatten, dass Planung nur unter dem Dach einer gemeinsamen Weltanschauung möglich ist. Sie waren es auch, die als erste die Idee hatten das Leben von der Wiege bis zum Grad von der Partei durchorganisieren zu lassen. Besonders die Kindererziehung, bzw. -indoktrination, lag ihnen am Herzen. Wer die Kinder nach den eigenen Vorstellungen formen konnte, der konnte eine gleichgeschaltete Gesellschaft schaffen, in der die Planung überhaupt erst möglich wurde. Viele NS-Organisationen, wie etwas die Hitlerjugend, gingen auf sozialistische Vorbilder zurück und sind kein faschistischen Erfindungen. Je pluralistischer eine Gesellschaft jedoch ist, desto schwerer ist ein solcher Konsens herzustellen. Alleine schon deshalb funktioniert Planung heute (2014) nicht mehr. Der Vorteil des Marktes ist nun, dass er keine solche Weltanschauung nötig macht, Menschen unterschiedlicher politischer, religiöser, philosophischer Anschauungen und unterschiedlichster Kulturen kommen auf dem Markt friedlich zusammen, die ansonsten keine Basis für eine Kommunikation gefunden hätten. Der freie Markt passt hervorragend zur pluralistischen Gesellschaft, denn er bildet ein einigendes Band für Menschen, die ansonsten keine Gemeinsamkeiten haben. "Vereint in der Freiheit" könnte man hier sagen. Der Markt schließt keinen Menschen aus, jeder kann daran teilnehmen. Es gibt kein anderes System, dass derart offen und gleichzeitig ohne Ansehen der Person ist.


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