Samstag, 5. Juli 2014

HAYEK 13 - THE TOTALITARIANS IN OUR MIDST


Großbritannien und die USA leben heute in der Illusion, dass die Entwicklungen, wie man sie in den letzten 25 Jahren in Deutschland beobachten konnte, hier nicht möglich wären. Totalitarismus wäre in diesen von freiheitlichen Gedanken geprägten Staaten nicht möglich. Dies ist jedoch ein Trugschluss, denn Hayek sah deutlich, dass sie sich sehr wohl auf demselben Weg befanden wie Deutschland – allerdings mit einer Zeitverzögerung, da Deutschland im Bereich der Planung zur Vorreiternation schlechthin geworden war und GB und die USA hier noch „nachhinkten“. Hayek zeigte auf, dass sich die Autorität immer öfters im Gewand der „Organisation“ tarnte und so viele faszinierte und verführte. Das liberale Gedankengut, das Großbritannien so lange Zeit geprägt hatte, war von vielen, vor allem von den Intellektuellen, aufgegeben worden und galt als „viktorianisch“ und veraltet. Englische Denker erwähnten nun oft Bismarck, doch kaum einmal den großen liberalen Premierminister William E. Gladstone. Viele Programme und Ideen Hitlers wurden auch in Großbritannien und den USA bewundert und als nachahmenswert erklärt. Man war der Meinung, dass man sich Moral oder gar ein persönliches Gewissen, als letzter Richter, nicht mehr erlauben könne, dies sei utopisch und man müsse nun „realistisch“ sein. Generelle abstrakte Prinzipien müssten verschwinden und der „planerischen Notwendigkeit“ weichen.

 

Totalitäre System produzieren die Massenmeinungen, wie das Wirtschaftsystem Massenprodukte herstellt. Es herrschte in den 30er- und 40er-Jahren in GB und USA immer mehr die Ansicht vor, Planung sei ohnehin unvermeidlich, eine große zentrale Gesellschaftsplanung sei notwenig. In diesem Punkt stimmten viele mit Hitler und Stalin überein und es schien „common sense“ zu sein, dass dort die Zukunft läge. Es ist nur eine logische Konsequenz, dass totalitäre Staaten auch den Krieg für ein legitimes Mittel der Willensdurchsetzung erachten. Beim Liberalismus hingegen ist dem nicht so, dieser hält den Krieg für sinnlos und inhuman (Liberalismus ist eine humanistische Strömung).

 

Eine typische Voraussetzung des Totalitarismus ist die Ansicht, dass die Geschichte bestimmten Regeln folge und dass derjenige, der diese „Gesetze“ erkannt habe, die Notwendigkeiten der Zukunft, meist sogar die Zukunft selbst, vorhersagen könne. In diesem „Historizismus“ ist letztlich überhaupt kein Platz für die Freiheit, es gibt nur noch zwingende Umstände, Notwendigkeiten, alles andere wäre eine „Utopie“. Zwei Dinge haben in dieser Ansicht keinen Platz: 1.) die menschliche Freiheit und 2.) das historisch handelnde Individuum. Deshalb vertreten Planer den Historizsmus.

 

Ein weiterer Irrtum des Totalitarismus ist jener, die Wissenschaft wäre in der Lage ethische Urteile über das menschliche Verhalten zu treffen. Die Wissenschaft selbst verkommt in solchen Systemen zum „Szientismus“, einer Art neuer Religion, von der man sich absolute Antworten auf alle Fragen des Lebens erwartet. Für viele Wissenschaftler ist Freiheit ein sehr schwer einzusehendes Konzept, von dem sie letztendlich nicht glauben, dass es existieren könne.

 

Neben dem intellektuellen Einfluss ist es das organisierte Kapital und die organisierte Arbeit, die die Tendenz zum Totalitarismus bestimmen. Wer Monopolen oder etwa auch Gewerkschaften erlaubt über Privilegien zu verfügen, der darf sich nicht wundern, wenn es zum Totalitarismus kommt. Diese Monopole ändern allmählich auch die öffentliche Meinung. Was jedoch am schlimmsten wirkt, ist, wenn verschiedene Monopole zentral „koordiniert“ werden, wenn es zur Abstimmung verschiedener Monopole aus unterschiedlichen Industrien aufeinander kommt. Private Monopole sind dagegen selten vollständig oder umfassend und kaum von langer Dauer. Öffentliche Monopole oder öffentlich unterstützte Monopole hingegen sind in der Regel total und auf die Dauer angelegt. Diese Monopole sind gegen Kritik und gegen den Wettbewerb geschützt. Auch gehen Monopole dieser Art weit über den Kapitalbereich hinaus. So ist der Kampf um Privilegien typisch für Gewerkschaften. Sie werden so zu den Triebkräften der Ungerechtigkeit schlechthin, da sie sich gegen den Wettbewerb stellen und so all jene, die eine faire Chance am Markt haben wollen behindern. Privilegien für Gewerkschaften sind zutiefst unsozial.

 

Heute (1944) ist es vollkommen klar, dass eine geplante Gesellschaft viel weniger frei ist, als die Wettbewerbsgesellschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte man noch manchen entschuldigen, der glaubte dass Planung mit Freiheit vereinbar wäre. Heute ist dies jedoch eindeutig widerlegt und die Beispiele der Unfreiheit in geplanten Gesellschaften sind derart mannigfaltig, dass man nicht mehr über sie hinwegsehen kann. Wichtig ist einzusehen, dass Planung immer zu Unfreiheit führt und dass es sich bei diesen Systemen nicht um typisch deutsche, italienische oder russische Modelle handelt, sondern dass jede Art von Planung zu Unfreiheit führen muss, selbst wenn sie in Großbritannien oder den USA eingeführt werden.

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