Sonntag, 6. Juli 2014

HAYEK 15 – THE PROSPECTS OF INTERNATIONAL ORDER


Nirgendwo zeigt sich die Aufgabe der liberalen Ideale des 19. Jahrhunderts so deutlich, wie im Bereich der internationalen Beziehungen. Die nationale Abschottung, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs immer größer wurde und die „Nationalisierung“ der Wirtschaft waren meist direkte Folgen der Planung, die bereits lange vor dem Krieg eingesetzt hatte. Der Krieg lieferte allenfalls Propagandamaterial, um diese Abschottung schneller und umfangreicher durchführen zu können. Die völkerverständigende und friedensstiftende Wirkung des freien Handels wurde mehr und mehr vergessen oder missachtet.

 

Planung ist oft überhaupt nur dann möglich, wenn es zu einer, zumindest teilweisen, Abschottung der eigenen Wirtschaft und Gesellschaft gegen die Einflüsse anderer Staaten kommt. Die größte Gefahr dieser Abschottung liegt aber nicht einmal darin, dass dadurch der Wohlstand gefährdet wird, sondern in der Gefährdung des Frieden, die davon ausgeht. Wenn die Ressourcen einer Nation als Eigentum dieser National selbst und nicht als jene von Individuen angesehen werden, dann führt dies bald zu groben Unstimmigkeiten mit anderen Nationen. Es ist eine Illusion zu glauben die Frage der Rohstoffe könne von der Ebene des Markts auf jene des Staates oder von Gruppen verlagert werden, um damit die „Reibung“ zu vermindern, die sich mit anderen Staaten ergibt. Es ist ebenso eine Illusion zu glauben man könne so etwas wie eine „internationale Planung“ einführen. Die Probleme, die sich bereits im „Kleinen“, auf nationaler Ebene zeigen, werden auf internationaler Eben nur noch größer. Die diktatorischen Maßnahmen, die hier nötig sind, sind noch weitaus umfangreicher, als jene auf der nationalen Ebene. Und zuletzt ist es auch ein Irrtum zu glauben dass es zuletzt eine zentrale Planung geben könne, die gut funktioniert, wenn man die Entscheidungen an das „Volk“ bzw. die „Völker“ delegiert, um damit die Klassenunterschiede sich erübrigen zu lassen. Gerade bei der „internationalen Planung“ würden so die „reichen“ Arbeiter in den wohlhabenderen Ländern zu Objekten des Hasses für die „ärmeren“ Arbeiter in den armen Nationen werden. Es wird immer jemanden brauchen, der in so einem System die Entscheidungen darüber trifft welche Prioritäten gelten sollen, welche Interessen verfolgt und welche hintan gestellt werden sollen, welche von höherem und welche von niedrigerem Wert sind. Die einzig wahre Hilfe für die Armen (auch für arme Staaten) besteht darin sie zu befähigen sich selbst helfen zu können, anstatt zum willkürlichen Mittel der „Umverteilung“ zu greifen. Nur wenn jemand aus eigener Kraft heraus aus seiner Armut entkommt, dann bewahrt er seine Würde und seine Unabhängigkeit.

 

Jede internationale Autorität, die nicht einer höheren politischen Macht untersteht, selbst wenn ihr Wirkungsbereich auf ein kleines Feld beschränkt ist, übt bald diktatorische Macht aus. Solche Diktaturen werden meist mit der „technischen Notwendigkeit“ gerechtfertigt, mit dem Hinweis darauf, dass die technische Entwicklung es unumgänglich mache ein Monopol zu bilden.

 

Internationale Organisationen können leicht dazu missbraucht werden, dass große Nationen durch sie den kleinen ihren Willen aufzwingen. Was wir brauchen – aus der Sicht des Jahres 1944 – ist eine supranationale Organisation, die die Schädigung von Staaten durch andere verhindert, vor allem der großen durch die kleinen Staaten. Aber eine solche Organisation darf sich keinesfalls in die „Planung“ einmischen oder gar selbst supranationale Pläne verfolgen, und dadurch die nationalen Interessen unterdrücken. Wir brauchen eine Organisation, die zwischen wirtschaftlichen Konflikten schlichtet, den Wettbewerb ermöglicht, aber selbst nicht über ein Wirtschaftsplanungskonzept verfügt. Diese Organisation muss sich der Rechtsstaatlichkeit verpflichten; nicht die Interessen der Mitglieder, auch keine Interessenskompromisse, sondern allgemeine Prinzipien müssen die Grundlage aller Entscheidungen dieser Organisation sein. Was im einzelnen Staat die Rechtsstaatlichkeit ist, muss sich auf der internationalen Ebene ebenso zeigen.

 

Der Föderalismus ist die einzige vernünftige Organisationsform für Staaten und Staatenbünde, denn nur durch ihn kann eine zentrale Planung, bzw. zentrale Machtausübung verhindert werden. Individuelle Freiheit setzt auf der Ebene des einzelnen Menschen voraus, dass die Macht des Staates begrenzt ist, auf der Ebene der Staatengemeinschaft setzt sie voraus, dass der Staatenbund und die gemeinsamen Institutionen eines solchen ebenfalls in ihrer Macht begrenzt sind. Heute, im Jahr 2014, bedeutet dies etwa, dass die Freiheit eines Bürgers in der EU nur dann gesichert ist, wenn die EU selbst, sowie der Einzelstaat in dem er lebt, über möglichst wenig Macht verfügt. Und die Macht, die beim Einzelstaat oder der EU als ganzes vorhanden ist, darf nur aufgrund von einigen allgemeinen Prinzipien, niemals aufgrund von Willkür oder einer ausufernden Bürokratie ausgeübt werden. Die Demokratie hat niemals je gut funktioniert, als in Staaten, die starke lokale „Selbstregierungen“ aufwiesen, die die örtlichen Angelegenheiten autonom regeln können. Gute Beispiele dafür sind etwas die Schweiz und die Niederlande.

 

Wenn wir die Welt fit für viele kleine Staaten machen, dann werden wir alle Gewinner sein. Wenn wir die Macht nicht begrenzen, werden wir niemals in der Lage sein Machtmissbrauch zu bekämpfen. Hayek hatte am Ende des 2. Weltkriegs – als dieses Buch geschrieben wurde – die Hoffnung, dass die Sieger des Krieges die Chance wahrnehmen würden, um eine supranationale Organisation zu gründen, die sich als fähiger, wie der Völkerbund erweisen sollte. Dieser hatte dadurch, dass er für „alles“ und für das „Große“ zuständig war, sich selbst übernommen und so gelang es ihm nicht einmal mehr im Kleinen etwas zu bewirken – schon gar nicht den Weltfrieden zu sichern. Hayek meinte zwar, dass eine solche neue Organisation es wahrscheinlich auch nicht verhindern könne, dass es noch Kriege zwischen „Blöcken“ geben werde, doch bestünden gute Chancen darin, dass man die „Reibung“ zwischen Staaten bereits in jenem Stadium beilegen könne, bevor diese zum Krieg führt. Sollte das Ziel einer solchen Organisation sein, dass es absolut keinen Krieg mehr geben dürfe, dann wären die Maßnahmen, die man dazu treffen müsse derart umfassend und mit Zwängen verbunden, dass sie schlimmer wären als so mancher Krieg selbst. Pazifismus ist deshalb abzulehnen, gerade weil man den Frieden liebt. Die Maßnahmen, die er erfordert, die Kosten, sind viel zu hoch, so dass unterm Strich das Leben der Menschen sich verschlechtert und eben nicht verbessert, wie fälschlicherweise meist gemeint wird.

 

Im Jahr 1945 wurde in San Francisco eine solche Organisation gegründet – die UNO. Freilich gibt es bei dieser viele Abweichungen von einem idealen „Föderalismus“; die einzelnen Mitglieder sind nur teilweise gleichberechtigt und das politische Gewicht ist sehr unterschiedlich verteilt. Durch den „ständigen Sicherheitsrat“ der fünf großen Siegermächte des Zweiten Weltkriegs, besteht eine Privilegierung (durch ein absolutes Veto) dieser fünf Staaten und eine Benachteiligung aller anderen. Auch wurde die UNO oft von einzelnen Staaten für ihre partikulären Interessen missbraucht. Nichtsdestotrotz ist sie jene Organisation, die es bisher besser geschafft hat, als alles was vorher bestand, für einen Ausgleich der Interessen der Staaten auf der Welt zu sorgen. Vom „Weltfrieden“ sind wir weit entfernt, doch müssen wir stets weiter auf jene Maßnahmen setzten, die unter Beibehaltung der Freiheit einer friedvolleren Welt dienen. Es ist der Liberalismus gewesen, der im Krieg immer den Zerstörer von Werten und der Humanität sah. Setzen wir deshalb mehr auf die Freiheit als Grundlage für alle Menschen und auf den freien Austausch untereinander, ohne bevormundende Interventionen von Staaten oder Gruppen. Haben wir Vertrauen in den Menschen und seine natürliche Fähigkeit mit seinesgleichen in Frieden und Wohlstand zu leben!

 

Mit diesem Eintrag ist die Zusammenfassung von „Der Weg zur Knechtschaft“ von Friedrich August von Hayek abgeschlossen.

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