Montag, 30. Juni 2014

HAYEK 6 - PLANING AND THE RULE OF LAW


Der große Unterschied zwischen freien Staaten und willkürlichen Herrschaften besteht in der Rechtsstaatlichkeit. Diese bringt die Vorhersehbarkeit staatlicher Handlunge mit sich und ermöglicht es so dem einzelnen seine eigenen Ziele zu verfolgen - Rechtsstaatlichkeit schafft Rechtssicherheit. Innerhalb der bekannten Spielregeln ist der einzelne frei seine eigenen Ambitionen zu verfolgen und sein Leben auf jene Weise zu leben, die ihm beliebt. Der Staat verzichtet durch die Bindung an das Recht auf plötzliche, unvorhersehbare und willkürliche Handlungen.

Wirtschaftliche Planung ist das Gegenteil der Rechtsstaatlichkeit! Wer planen möchte, der kann sich nicht im Vorhinein an formale Gesetze binden, denn Planung muss immer auf die aktuellen Bedürfnisse der Menschen reagieren. Planung hängt immer von den Umständen ab und dies ist mit Rechtsstaatlichkeit nicht vereinbar! Bei der Planung weiß man nie wie der Staat reagieren wird, das Leben ist für den einzelnen so nicht beherrschbar, denn es regiert die dauernde Unsicherheit über die Rahmenbedingungen und die Aktionen, die der Staat treffen wird. Nachdem die Zukunft jedoch ungewiss ist, nicht vorhergesehen werden kann, ist auch das Regelwerk, das eine Planung nach ziehen wird müssen, nicht bekannt.


Der Staat soll nur den Rahmen vorgeben es aber den Individuen überlassen auf die konkreten Umstände des Leben zu reagieren. Nur so kann der einzelne sein Leben planen. Das setzt allerdings voraus, dass der Staat auf Planung verzichtet. Die Planung des Staates macht die Planung des Individuums unmöglich. Bei staatlicher Planung muss der Staat dem einzelnen Gewalt antun, ihn zu den kollektiven Zielen zwingen. Wenn wir neue Möglichkeiten für alle offen halten wollen, wenn wir Chancen allen ermöglichen wollen, die jeder nach seiner eigenen individuellen Wahl nutzen kann, kann das genaue Resultat nicht vorhergesehen werden. Der Staat darf deshalb keine Regelungen für spezifische Detailbereiche treffen, sondern diese dem einzelnen überlassen. Der Staat ist nur berechtigt generelle Regeln, mehr Prinzipien als Regeln, aufzustellen, sozusagen das "Spielfeld" abstecken. Er darf jedoch keinesfalls als "Mitspieler" am Spiel teilnehmen und er darf sich auch niemals parteisch verhalten, indem er sich auf die Seite bestimmter "Spieler" stellt und damit zwangsläufig eine Gegenposition zu anderen einnimmt. Oft wird vergessen, dass die Parteinahme für eine Seite immer auch eine Gegnerschaft in Bezug auf eine andere Seite bedeutet! Deshalb hat sich der Staat weltanschaulich und auch sozial völlig neutral zu verhalten, er hat keine Gesellschaft zu planen und auch keine Entwicklung in eine bestimmt Richtung zu fördern, denn solches würde die Anmaßung bedeuten die Zukunft vorhersagen zu können oder zumindest maßgeblich mitsteuern zu können.

Insbesondere darf der Staat nicht in den Irrtum verfallen, dass das Gegenteil von Moral Unmoral sei. Als "moralisch" erscheint dem Staat in der Regel er selbst und seine Regeln. Bei der Planung nun erscheint ihm diese als moralisch, wohingegen die freien spontanen Selbstentfaltungskräfte des Menschen als unmoralisch erscheinen - zumindest jedoch zweifelhaft. In einer geplanten Gesellschaft muss letztlich alles durchgeregelt werden, sollen die vorgegebenen Ziele erreicht werden und die Planung dieser Details muss einer Autorität übergeben werden. Planung kann nur dazu führen, dass es zur Diskriminieren von Menschen und Gruppen kommen muss. Im Ergebnis ist Planung deshalb eine Rückkehr zur "Herrschaft des Status'", eine Umkehr der fortschrittlichen Entwicklung, die die westliche Gesellschaft seit Jahrhunderten durchgemacht hat. Dieser Fortschritt lässt sich als von der "Statusherrschaft" zur "Vertragsherrschaft" beschreiben - die Einschränkung der Macht und die Hervorhebung des Individuums haben den Fortschritt der westlichen Welt erst ermöglicht. Die Statusherrschaft ist das Gegenteil der Rechtsstaatlichkeit! Dass sich bei gesellschaftlicher Planung eine Statusherrschaft ergeben muss, ist leicht einzusehen, denn um die gleichen Resultate für unterschiedliche Menschen zu erreichen, muss man sie unterschiedlich behandeln - man ist also dazu gezwungen ungerecht zu sein, eine Gleichbehandlung der Menschen ist nicht mehr möglich! Ein großer Irrtum besteht bei vielen über den Begriff der "Gleichheit". Es ist modern geworden diesen nicht mehr zu verstehen und zu einem pervertierten oder schwammigen Begriff verkommen zu lassen. Gleichheit bedeutet ausschließlich Gleichheit vor dem Gesetz, also eine rechtliche Gleichstellung - eine Gleichheit an Umständen, eine "Gleichmacherei" ist eine künstliche Pervertierung des Gleichheits- und Gerechtigkeitsbegriff. Es heißt zwar noch "Gleichheit", ist jedoch die größte Ungleichheit überhaupt. Es ist die Verwechslung von "gleich an Rechten" mit "faktischer Gleichheit" oder "Gleichartigkeit", die verderbten Blüten treibt.

Unbestritten führt der Rechtsstaat zu ökonomisch unterschiedlichen Ergebnissen, doch der große Unterschied zur Planung besteht darin, dass diese Unterschiedlichkeit nicht designt ist, sondern sich natürlich und spontan ergibt. Es handelt sich dabei nicht um eine Ungerechtigkeit, sondern um das Wirken der Natur selbst. Die Unterschiedlichkeit zwischen den Menschen ist ein natürliches, kein soziales geschaffenes Faktum und gerade diese Unterschiedlichkeit macht die Dynamik des Lebens aus! Nur dadurch sind wir zu Fortschritt überhaupt in der Lage, nur deshalb kann der einzelne eine Persönlichkeit, eine Einzigartikeit entwickeln. Die Ungleichheit ist in Wahrheit ein großer Segen, ein riesiges Glück und es führt nur zu einer Verschlechterung der Qualität des Lebens, wenn wir künstlich daran etwas ändern wollen - abgesehen davon, dass es eine Verzerrung der Natur und ihrer Wirkungsweise ist.

Der Rechtsstaat sorgt dafür, dass wir das Verhalten anderer einschätzen können und wissen was wir tun müssen, um bestimmte Ziele zu erreichen. In einem geplanten Staat wissen wir dies nicht.  Der Begriff "Privilegien" ist im Zusammenhang mit dem Rechtsstaat ein Unding. Überhaupt wird dieser Begriff meist missverstanden. Es gibt Leute, die in Bezug auf Privateigentum von "Privilegien" sprechen. Nichts könnte ferner liegen! Beim Privateigentum handelt es sich keinesfalls um "Privilegien", denn es ist jedem gleichermaßen zugänglich. Es gibt in einem Rechtsstaat keine Regeln wie etwas dass nur eine bestimmte Gruppe Güter erwerben dürfe, andere aber davon ausgeschlossen wären. Jeder ist berechtigt unter den gleichen Bedingungen Eigentum zu erwerben. Das ist die große Leistung des Rechtsstaates und ermöglich so die Freiheit des Individuums. Auf die Notwendigkeit des Privateigentums für die menschliche Freiheit wurde bereits in Kapitel 5 hingewiesen.

Die Rechststaatlichkeit kam nur durch den Liberalismus in die Welt und er erreichte seine Höhepunkt auch stets unter liberalen Regierungen. Je mehr eine kollektivistisch gesinnte Regierung irgendwo an der Macht war, wurde der Rechtsstaat zurückgedrängt. Am deutlichsten sieht man dies freilich am Nationalsozialismus, am Kommunismus und an sozialistischen Alleinregierungen. Rechtsstaatlichkeit bedeutet nicht, dass alles, was Gesetz ist, auch Recht sei - das ist der Irrtum des Rechtspositivismus, ebenso wie eine Überstrapazeriung des Begriffs der "Volkssouveränität". Denn wäre dem so, dann wäre auch das Dritte Reich ein Rechtsstaat gewesen! Das Entscheidende für die Rechtsstaatlichkeit ist nicht ob der Staat aufgrund von Gesetzen tätig wird, sondern ob er sich an vorgegebenen Regeln hält, die die Macht des Staates begrenzen! Rechtsstaatlichkeit heißt Einschränkung der staatlichen Macht, nicht "Tätigwerden aufgrund des Gesetzes". Unter der Demokratie kann sonst die totalitärste Herrschaft überhaupt errichtet werden. Rechtsstaatlichkeit begrenzt den Spielraum der Legislative, vor allem durch die Verfassung und die Grundrechte, die im Kern den Zweck haben den Einzelnen vor dem Staat zu schützen.


Bei der Freiheit ist stets zu beachten, dass sie nicht auf Kosten anderer gehen darf. Gerade im Bereich der Grundrechte muss darauf geachtet werden, dass diese nicht zu sehr ausufern und nicht bis in Details hinein festgelegt werden. Allzu leicht ist sonst des einen Freiheit, des anderen Unfreiheit! Um bestimmten Gruppen ein Recht zukommen zu lassen, müssen andere Gruppen belastet werden. Dies ist unzulässig. Grundrechte haben deshalb darin zu bestehen, dass der Staat (über die "Drittwirkung der Grundrechte" auch andere) etwas zu unterlassen hat (Zwang auszuüben), nicht jedoch, dass jemand zu einem Tun verpflichtet wird. So ist es zulässig ein Grundrecht wie die Meinungsfreiheit zu installieren, denn es bedeutet für andere lediglich nicht einzugreifen, wenn jemand seine Meinung äußert. Nicht zulässig hingegen sind Grundrecht wie ein "Recht auf Arbeit", denn hier geht es nicht um das Unterlassen von Zwang, sondern um eine Verpflichtung eines anderen jemandem eine Arbeit zu verschaffen. Damit wird aber das Recht des einen zur Last eines anderen. Wahre Freiheit ist immer ein Unterlassen, niemals ein Tun. Wenn ein anderer etwas tun muss, damit jemand Freiheit erhält, dann ist das von vorne herein niemals als Freiheit zu bezeichnen! Gerade die Demokratie beinhaltet die Gefahr der Ausuferung der Grundrechte, nur durch die Rechtsstaatlichkeit kann der Demokratie ein Riegel vorgeschoben werden, um sie in vernünftigen Bahnen zu halten. Nur so kann Demokratie wohltuend sein und nicht zur Mehrheitsdiktatur verkommen.

Sonntag, 29. Juni 2014

HAYEK 5 - PLANING AND DEMOCRACY

Sozialisten glauben an Organisation, weil sie mit der Gesellschaft Zwecke verfolgen; sie verzwecken nicht nur das Individuum, sondern die gesamte Gesellschaft! Spätestens seit Immanuel Kant weiß jedoch der denkende, moralisch Fortgeschrittene, dass kein Mensch für die Zwecke eines andere, auch des Staates oder der Gesellschaft nicht, verwendet werden darf! Diese Entmenschlichung ist jedoch typisch für den Sozialismus und sie ist keine Nebenerscheinung, sondern kommt aus dem Kern der sozialistischen Ideologie. Sozialisten glauben, dass die Unterdürckung der individuellen Freiheit in Anbetracht des großen Ziels gerechtfertigt sei. Dabei sind die gesellschaftlichen Ziele schwamming formuliert und sehr allgemein gehalten. Meist werden Phrasen wie "allgemeine Wohlfahrt", das "allgemeine Wohl" und dergleichen verwendet. Wo aber eine Gesellschaft Zwecke verfolgt, dort wird sie unmenschlich und widerspricht der Natur und dabei besonders dem Prozess der Evolution. Die Evolution ist eine lebendige Dynamik, die kein Ziel kennt, die Zukunft ist unbekannt, es gibt keine Richtung, in die sie sich geplant bewegt. In der Natur läuft alles spontan und unvorhersehbar ab. Gleiches gilt auch für die soziale Evolution. Das menschliche Bewusstsein gaukelt uns vor wir wären Schöpfer unseres Schicksals, zum größten Teil sind wir Beobachter und Interpreten, aber nicht "Konstrukteure". Jeder Versuch die Gesellschaft zu steuern wird bald zum Zwang, zur totalen Diktatur. Wir müssen anerkennen, dass die  Gesellschaft gar keine Ziel verfolgen darf, wenn sie an der Freiheit Interesse hat! Gesellschaftliche Ziele zu verfolgen ist unvereinbar mit der individuellen Freiheit. Diese Freiheit ist kein soziales Konstrukt, sondern ist der klarste Ausdruck der menschlichen Natur selbst. Deshalb ist das Vertrauen auf die individuelle Freiheit, das Vertrauen in die Spontaneität des Lebens selbst, in die Selbstregulierung und -organisation, sowie ein Ausdruck wahrer Liebe zum Menschen und zum Leben. Gesellschaft darf nicht geplant werden - Ziele haben nur Individuen. Die Aufgabe der Regierungen besteht deshalb nur darin das "Spielfeld" zu sichern, nicht aber zu glauben die Gesellschaft wäre wie ein Schiff, das einen Hafen anliefe, den man bestimmen müsse. Die Zukunft muss das sein, was durch spontanes Handeln der Individuen sich ergibt (das wir freilich nicht kennen), nicht aber ein allgemein angepeiltes Ziel, dem sich alle unterordnen müssen.

Planung ist nur möglich, wenn eine Hierarchie an Werten vorliegt. Im Sozialismus muss eine solche konstruiert werden - nachdem Sozialisten konstruktive Positivisten sind, stellt das ja kein Problem für sie dar. Über den einzelnen wird brutal hinwegbestimmt, er hat zu wollen, was der Planer ihm vorschreibt, was er zu wollen hat. Zwangsläufig muss jedoch auch dieser konstruierte Moralkodex viele Lücken aufweisen, denn in der Dynamik und Komplexität des Lebens und der Gesellschaft ist es unmöglich alle möglichen Fälle mit Regeln und Werten zu erfassen. Planung ist letztlich mit den individuellen Bedürfnissen und Ambitionen nicht vereinbar. Die Lösung der Sozialisten ist einfach und brutal: dereinzelne müsse eben zurückstecken, er müsse sich eben beugen und das wollen, was von ihm verlangt werde. Individuelle Freiheit kann nicht geduldet werden und das heißt an Ende, dass der Sozialismus überhaupt keine Freiheit dulden kann. Denn "politische" oder "kollektive" Freiheit ist niemals Freiheit, sondern immer eine Art von Zwang!

Die Moral des Menschen ist im Laufe der Geschichte immer flexibler geworden. Es ist völlig unmöglich einen umfassenden oder gar vollständigen Moralkodex zu erstellen, der die Lebenswirklichkeit erfassen könnte. Und genau hier liegt eine Stärke des Individualismus': Nur das Individuum ist Herr über seine eigenen Ziele und nur es ist Richter über diese; niemand weiß über die Belange des einzelnen besser Bescheid, als der einzelne selbst. Alles andere wäre eine Anmaßung. Diese Anmaßung ist jedoch unabdingbarer Bestandteil der sozialistischen Doktrin. Nur die moralische Flexibilität hat es überhaupt ermöglicht in einer modernen Gesellschaft zu leben, ja sie überhaupt erst zu erschaffen. Die Stärke des Liberalismus liegt auch darin, dass er sich nicht anmaßt genaue Regeln festzulegen, sondern anhand von einigen Prinzipien die Gesellschaft in einer spontanen Ordnung sich selbst organisieren zu lassen, so wie es den freien spontanen Kräften des Lebens selbst entspricht. Der Liberalismus ist keine Doktrin, kein Dogma, sondern die Anerkennung des ganzen menschlichen Wesens und die Zulassung der menschlichen Natur, ohne diese zu verzerren oder gar zu pervertieren, wie dies für den Sozialismus typisch ist.

Den Staat darf man nur in jenen Bereich zulassen, in denen Übereinstimmung herrscht, ansonsten wird die individuelle Freiheit unterrückt. Nun hat sich der Staat allerdings sehr weit weg von seinem rechtmäßig zugstehenden Bereich entfernt. Es ist so weit gekommen, dass er allmählich derart viel kontrolliert, dass das Individuum kaum mehr Ziele verfolgen kann, ohne dabei vom Staat tangiert oder überhaupt bestimmt zu werden. Hayek vergleicht zentrale Planung mit einer Gruppe von Reisenden, die miteinander eine Reise antritt, ohne zu wissen wohin es geht. Zwangsläufig müssen auf diese Weise die meisten mit einem Reiseziel vorlieb nehmen, das ihnen nicht gefällt. Genauso verhält es sich mit geplanten Gesellschaften: die wenigsten bekommen das, was ihnen gefällt, die meisten müssen sich mit Unliebsamen arrangieren. Die Mehrheit der Menschen verliert bei einem geplanten System - ganz zu schweigen von der Gewalt, die dadurch der Natur des einzelnen angetan wird. Sozialismus darf sich nicht zu sehr in der Demokratie engagieren, sonst macht er seine eigene Planungsambitionen unmöglich.

Eine große Gefahr, die Hayek aufzeigt, ist jene, dass Demokratie derart anstrengend ist und zu so vielen Komplikationen führt, dass Planung aus dem Bereich der Politik herausgenommen und einem Kreis von Experten übergeben wird. Die Politik sei nicht kompetent genug, meint man, die Einschränkung der Demokratie sei das beste, was in solchen Fällen geschehen könne. Gerade in unserer Zeit ist diese Tendenz zu beobachten, dass man dazu tendiert Experten regieren zu lassen und die Politik als überfordert mit der komplexen Materie des modernen Lebens angesehen wird. Der Glaube und die Hörigkeit gegenüber den Experten ist ein Zeichen von Denk- und Entscheidungsschwäche, ein Infantilisierung, die eines reifen, erwachsenen Menschen unwürdig ist.


Große Probleme mit der Demokratie ergeben sich auch dort, wo das Prinzip der Majoritätsbeschlüsse überstrapaziert und auf Bereiche ausgedehnt wird, wo diese Methode der Entscheidungsfindung nicht mehr funktioniert. Mehrheitsentscheidungen machen dort Sinn, wo es eine begrenzte Anzahl von Alternativen gibt und wo die Bereiche, über die entschieden wird, sich in einem begrenzten Rahmen bewegen. Wenn es jedoch um die Verwendung aller Ressourcen einer Gesellschaft geht, dann versagt das Instrument der Abstimmung völlig. Planung ist durchaus zulässig in einem begrenzten Rahmen; wo es jedoch um Generalpläne geht; ist Planung unmöglich und wo sie doch versucht wird STETS zerstörerisch. Eine Illusion, der viele "gemäßigtere" Sozialisten unterliegen ist jene zu glauben, dass die Einschränkung der Demokratie zulässig sein könne, solange sie im Kern doch bestehen bliebe. Man könne zum Beispiel sehr wohl wirtschaftlich diktatorisch vorgehen, wenn in den sonstigen Bereichen demokratische Entscheidungsprozesse aufrecht erhalten blieben. Dies ist ein Trugschluss, denn die Art wie eine Gesellschaft wirtschaftet, kann unmöglich vom sonstigen Leben getrennt werden. Ist die Wirtschaft nicht mehr frei und demokratisch, dann ist es die Gesellschaft als ganzes ebenso nicht mehr! Demokratie ist nicht "richtig", sie hat auch nicht einfach "recht" - Mehrheitsmeinung impliziert keinesfalls Rechtmäßigkeit oder "Rechthaben", sie ist lediglich eine Methode der Entscheidungsfindung. Über Recht oder Unrecht demokratischer Entscheidungen darf die Demokratie selbst nicht urteilen - dies obliegt der Rechtsstaatlichkeit. Dies wird heute oft vergessen oder überhaupt nicht gewusst.

Es ist der Preis der Demokratie, dass die bewusste Kontrolle auf jene Teilberiche eingeschränkt wird, wo Übereinstimmung herrscht und dass es Felder gibt, die dem Zufall überlassen werden. In einer geplanten Gesellschaft kann man die ersteren Bereiche nicht von der Zustimmung der Mehrheit abhängig machen und Zufälle können überhaupt nicht geduldet werden. Es wird so zwangsläufig zur Bestimmung durch eine Minderheit kommen, weil diese Minderheit die größte Gruppe ist, in der sich eine Übereistimmung in einer bestimmten Sache noch ergibt. Der Liberarlismus hat den Vorteil, dass er so viele Freiräume lässt, dass Übereinstimmung in den meisten Fällen nicht notwendig ist. Der Verschiedenartigkeit der Menschen wird in ihm Rechnung getragen und die kollektiven Bereiche derart eingeschränkt, dass es kaum zu einer Überstimmung des einzelnen kommt und der Zwang, der deshalb auf den einelnen ausgeübt werden muss, um sich dem Gesamten zu beugen, auf ein Minimum reduziert werden kann.

Nur im "Kapitalismus", den Hayek auch "Katallaxie" nennt, in dem freier Wettbewerb und freie Verfügung über das Privateigentum herrscht, ist Demokratie überhaupt möglich! Kapitalismus ist das, was herauskommt, wenn man die Menschen in Ruhe lässt und sie sich frei selbst organisieren können. Kapitalismus ist keine Erfindung des Menschen, keine bewusste Konstruktion, sondern eine Entdeckung. Er ist das Ergebnis spontanen Handelns, der Selbstentfaltungs- und organisationskräfte der menschlichen Natur. Deshalb entspricht dem Menschen auch nichts mehr und besser als diese spontanen Ordnung.  Wenn das Credo des Kollektivismus siegt, dann zerstört die Demokratie sich selbst - eine kollektistische Demokratie ist ein Ding der Unmöglichkeit. Die Demokratie ist kein Mittel für höhere Ziele, sie ist selbst das höchste Ziel! Es gilt also mit der Demokratie nichts zu erreichen, außer sie selbst. Demokratie kann allerdings auch zum Hindernis für die Freiheit werden. Eine Diktatur des Proletariats würde die individuelle Freiheit genauso zerstören, wie die Autokratie. Nur die Einschränkung der Macht verhindert, dass die Demokratie willkürlich wird, nicht die demokratische Legitimierung. Die Demokratie konnte Hitler nicht verhindern. Alleine die Rechtsstaatlichkeit hätte dies gekonnt! Wir dürfen niemals vergessen, dass es zur Freiheit drei Dinge
braucht: 1.) Rechtsstaatlichkeit 2.) garantiertes Privateigentum und 3.) Demokratie. Nur wenn diese drei zusammenwirken, dann ist wahre Freiheit möglich. Ohne Demokratie kann sich Freiheit des Individuums nicht entfalten, ohne Rechtsstaatlichkeit, die sich aus absoluten Normen - also kein Rechtspositivismus! - ableiten, garantiert Freiheit von Willkürherrschaft (die Demokratie kann zur Mehrheitsdiktatur verkommen - eine Art plebiszitäre Diktatur und damit die Freiheit des Individuums einschränken oder gar verunmöglichen). Und letztlich bedarf es des gesicherten Privateigentums, um seine Kräfte im Verkehr mit der Welt und den Mitmenschen frei zu entfalten. Demokratie und Rechtstaatlichkeit alleine bewirken eben auch noch keine Freiheit - nur die dritte Komponente, das Privateigentum, leistet dies.




Donnerstag, 26. Juni 2014

HAYEK KAPITEL 4 - THE "INEVITABILITY" OF PLANING

Planung stößt bei Menschen berechtigterweise auf Ablehnung. Sogar die wenigsten Planer selbst sind der Meinung, dass Planung wünschenswert sei, viel mehr sei sie ihrer Überzeugung nach in einer komplexen Gesellschaft unvermeidbar, ob es einem nun gefalle oder nicht. So sehr diese Ansicht auch vertreten werden mag, sie wurde doch niemals bewiesen! Die Vorstellung, dass Planung notwendig sei, ergibt sich nicht aus einer tiefgründigen Überlegung heraus, schon gar nicht, wenn man die Folge von planerischen Maßnahmen zu Ende dankt, sondern nur aus der Propaganda zugunsten der Planung. Über lange Zeit hinweg wurde die Planung derart propagiert, dass ihre scheinbare Notwendigkeit zum Allgmeingut geworden ist - und wie dies in solchen Fälle üblich ist, wurde sie nun nicht mehr hinterfragt.

Als Hauptargument für die Planung wird meist der technische Fortschritt, die technischen Veränderungen, genannt. Es wird behauptet die technischen Veränderungen der Moderne hätten den freien Wettbewerb unmöglich gemacht und man hätte nur noch die Wahl zwischen privaten Monopolen und staatlicher Lenkung. Der Urspung dieser Idee liegt in der marxistiscchen Annahme von der "Konzentration der Industrie". Den wenigsten ist allerdings bewusst, dass diese Idee von Marx kommt, weshalb sie nicht selten auch bei Leuten anzutreffen ist, die dem Marxismus feindlich gegenüberstehen. Hayek zeigt, dass diese Annahme Marx' unrichtig ist. Sie war es nicht nur 1944, sondern ist es auch heute noch. Die Monopole, die sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ergeben haben, waren das Ergebnis von staatlicher Lenkungn, nicht des freien Wettbewerbs! Überdies wird die Monopolbildung stark übertrieben. Wenn es nach den Schwarzsehern ginge, dann müsste die Welt längst in der Hand einer ganz kleinen Gruppe von unglaublich mächtigen Unternehmen sein, die selbst alle Regeln machen, aber nicht mehr von anderen, auch nicht mehr vom Staat, bestimmt werden können. Es ist sehr verführerisch solches zu glauben, man bewegt sich dann schon auf demselben Pfad wie all jene, die an eine "geheime Weltregierung", eine "Neue Weltordnung - NWO" oder dergleichen glauben. So sehr all diese Dinge äußerst unwahrscheinlich sind und die Beobachtung der Welt, wenn sie über den Grad der Oberflächlichkeit hinausgeht,  nicht zutreffend ist, so sehr sind diese Gerüchte nicht aus der Welt zu schaffen. Tatsächlich gehen viele Verschwörungstheorien auf die totalitären System des 20. Jahrhunderts zurück (va. NS, Sowjetkommunismus). Die Vorstellung vom konzentrierten Bösen an der "Spitze" der Menschheit hat eine lange Tradition, die weit ins erste Jahrtausend hineinreicht. Was früher der Teufel, bzw. das Böse war, sind heute Geheimbünde, die Hochfinanz, internationale Konzerne und dergleichen (das alte Sündenbockspiel eben). Selbst bei der Interpretation des Bösen sind die meisten noch nicht in der Moderne angekommen. In der klassischen Gesellschaft war das Böse ja noch menschlich, auch wenn man als Urheber den Teufel ausmachte. Doch in der modernen Gesellschaft ist das Böse nicht mehr auf eine Person bezogen (auch auf einen Teufel nicht), sondern ist mehr das abstrakte wirken eines unpersönlichen Systems. Im Grunde sind es die Dinge und Umstände, die heute "böse" sind. Freilich
kann die menschliche Psyche damit wenig anfangen und interpretiert das Böse deshalb immer noch im persönlichen Rahmen, so wie wir es aus unserer Entwicklungsgeschichte heraus kennen und immer getan haben. Schließlich kann man nur abstrakt denken, aber nicht abstrakt fühlen. Die Dinge sitzen im Sattel und beherrschen und, meinte Ralph W. Emerson. Damit hatte er zwar im Grunde Recht, doch verschwieg er, ebenso wie Erich Fromm im 20. Jahrhundert, dass dieses Beherrschtwerden durch die Dinge nur den unreifen, unfreien Menschen trifft, es ist nicht das Kennzeichen des gesunden, reifen Menschen des 20. oder 21. Jahrhunderts!

Was nun die Wirtschaft betrifft, so entbehrt die Ansicht sie würde allmählich nur noch in der Hand weniger großer Konzerne sein, jeder Grundlage. Eine der häufigsten Ursachen für das Entstehen von Monopolen überhaupt sind die staatlichen Eingriffe in den Markt, nämlich dann wenn der Staat ein Unternehmen oder einer Gruppe von Unternehmen bevorzugt, zulasten anderer Unternehmen. Das Problem mit dem was viele Menschen am Kapitalismus kritisieren, ist nicht, dass es zu viel Markt gibt, sondern ganz im Gegenteil, dass es zu wenig Markt gibt. Echter Wettbewerb ist nämlich die Ausnahme, viel eher versuchen viele Marktteilnehmer, sowie auch der Staat, den Wettbewerb zu verhindern. Die deutlichsten Beispiel im 19. und frühen 20. Jahrhundert für sozialistische Idee und Einschränkung des Wettbewerbers fanden sich in Deutschland. Die Idee der Planung hatte dort vom preußischen Beamtentum auf die Wirtschaft übergegriffen und galt als eine der Ursachen für den Erfolg der deutschen Wirtschaft in dieser Zeit. Bis zum Ersten Weltkrieg hatte Deutschland Großbritannien in seiner Wirtschaftsleistung überholt und lag nun auf dem zweiten Platz hinter den USA. Viele Irrtümer über den Wert der Planung schlich sich in die deutschen Köpfe ein und prägte allmählich alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens - der Höhepunkt des Planungswahns  wurde dann in der Zeit zwischen 1933 und 1945 erreicht.

Die Erfahrung der Zeit ab etwa 1880 hat deutlich gezeigt, dass es einer Planung nicht bedarf, dass sie alles andere als "notwendig" ist. Hayek zeigt uns dies in seinem Buch ganz deutlich. Eindringlich schildert er, dass eine Planung in der Vergangenheit (von 1944 aus gesehen) niemals die Effektivität und Diversifizierung der Wirtschaft erreicht hätte. Ganz im Gegenteil: Planung ist der Feind von Effektivität (heute spricht man in diesem Zusammenhang meist von Produktivität) und Innovation. Eine geplante Wirtschaft ist weitaus weniger leistungsfähig und bringt viel weniger neue Produkte und Dienstleistungen hervor, als die freie Wirtschaft, die, demokratisch wie sie ist, auf die Wünsche und Bedürfnisse des Konsumenten eingehen muss. Eine andere Theorie der Planer besagt, dass von neuen Technologien nur dann Gebrauch gemacht werden könne, wenn der Wettbewerb eingeschränkt würde, das heißt wenn man ein Monopol schaffen würde. Diese Theorie war schon zu Hayeks Zeiten als falsch erkennbar. Aus heutiger Sicht ist es völlig lächerlich von notwenidigen Monopolen zu sprechen, um von neuen Technologien zu profitieren. Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte hat das genaue Gegenteil bewiesen.

Manchmal ist der Preis der Freiheit kurzfristig hoch, doch langfristig ist nichts teurer als die Aufgabe der Freiheit! Gerade in der heutigen Zeit mit vielen globalen Bedrohungen, wie Terrorismus, Unruhen und Kriegen an vielen verstreuten Orten auf der Welt, die Umweltproblematik, müssen wir immer daran denken, dass die Einschränkung der Freiheit zwar sehr verlockend ist und es scheint, dass dieser Preis nicht zu hoch gegriffen sei, doch wenn wir weiter in die Zukunft blicken und die furchtbaren Folgen der Freiheitseinschränkungen überdenken, dann kann die Antwort nur lauten, dass es niemals zu einer Einschränkung von Freiheitsrechten kommen darf! Was nützt uns eine momentane Gemütsberuhigung, wenn wir dabei langfristig unser Dasein ruinieren?! Die Freiheit lässt Raum für das nicht Vorhersehbare und für das Wachstum! Gerade weil ein freiheitsliebender Menschen sich nicht einbildet die Zukunft zu kennen und ein Leben wie auf dem Reißbrett planen zu können, hat er die Flexibilität die Kräfte der Spontaneität sich entfalten zu lassen. Gerade in Zeiten, in denen die Technologie dem einzelnen immer mehr Möglichkeiten bietetn muss die Freiheit verteidigt werden. Nur allzu gerne würden die Gegner der Freiheit diese Möglichkeiten als Argument für Zensur und Kontrolle verwenden. "Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder nach seiner Fasson leben würde?", mag hier manch einer rufen. "So haben wir als Menschheit eine weit größere Möglichkeit zu überleben, zudem bietet sich so die Chance zu sein, was wir wirklich sind!", kann man darauf als eine Antwort geben. Freilich geht dies nur, wenn man Vertrauen in den Menschen und seine Kräfte hat. Misstraut man diesen, dann wirkt "Freiheit" vielmehr wie eine Bedrohung, als wie ein Glück. Die Geschichte kennt kaum Phasen der freien Entfaltung des Individuums. Aber an einer Erkenntnis kommen wir nicht vorbei: Wenn wir die liberale Entwicklung der letzten Jahrhunderte betrachten, dann hat der Mensch sich in dieser Zeit weiter entwickelt als zu jedem anderen Zeitpunkt
in der Geschichte. Niemals wurde mehr erfunden, niemals wurden mehr Kunstwerke geschaffen, niemals wurde mehr entdeckt und niemals hat sich das Leben derart zum Positiven verändert als in den letzten 500 Jahren! Kein Zwangssystem hat dies geschaffen, sondern die zunehmende Möglichkeit der Entfaltung der kreativen Kräfte, die nur im Individuum zu finden sind. Seien wird uns immer dessen bewusst, dass wir der Freheit alles verdanken, dem Zwang hingegen überhaupt nichts außer Leid, Krieg, Mühlsal und Entbehrungen!

Ein besonderes Problem ergibt sich im Zusammenhang mit der Planung mit Experten aller Art. Experten sind Personen, die auf ein Gebiet spezialisiert sind, in der Regel vom großen Ganzen jedoch nur sehr wenig wissen und verstehen . Der eigene starke Fokus auf eine Sache lässt diese übergroß erscheinen, mitunter als die wichtigste Sache auf der Welt überhaupt. Es steht außer Zweifel, dass wir die Ideen  von Experten schnell umsetzen könnten, wenn wir sie zu unseren ausschließlichen gesellschaftlichen Zielen erklären würden. Weil aber die Führung einer Gesellschaft oder eines Staates viel Umsicht und Berücksichtigung von mannigfaltigen Interessen, Ideen, Vorstellungen um Umständen beinhaltet, wird von den Ideen der Experten meist nur ein geringer Teil umgesetzt. Weil eben die Gesamtumsetzung der Expertenideen nicht erfolgt, rebellieren Experten oft gegen das Ganze, das System an sich und die Machthaber - überhaupt gegen die gesamte bestehende Ordnung. Man muss sagen, dass es ein großer Glück ist, dass die meisten Ideen von Experten nicht vollkommen umgesetzt werden! Man stelle sich die riesigenOpfer vor, die erbracht werden müssten, um diese Ideen umzusetzen! Ressourcen würden dadurch falsch allokiert und bezahlten müssten nicht die Experten selbst, sondern Gruppen und Individuen, die nicht gefragt wurden und nicht selten eine völlig andere Position einnehmen. Es sind immer die Partikularinteressen gewesen, die einer Gesellschaft das Genick gebrochen haben - das zeigt uns die Geschichte ganz deutlich. 

Planung ist vor allem für jene attraktiv, die sich auf eine Sache spezialisiert haben aber das große Ganze nicht sehen. Ganz allgemein sind es die Menschen mit einem eingeschränkten Horizont, die zur Planung neigen. Auf diese Art können zwar die Interessen bestimmter Gruppen, nicht aber jene der Gesamtgesellschaft, erfüllt werden. Vom einfach orientierten auf eine Sache ausgerichteten Idealisten zum Fanatiker ist es nur ein kleiner Schritt. Manche "Experten" sind sogar derart vermessen, dass sie zwar das Problem der Partikularinteressen erkennen, aber glauben es könne so etwas wie eine Exptertentum in Bezug auf die Koordination selbst geben - also eine Art "Metaexpertentum". Welche unglaublichen Büten der menschliche Geist doch trägt, wenn er nur noch über Verstand aber nicht mehr über Vernunft verfügt! Lassen wir uns nicht täuschen, hören wir nicht auf die Rattenfänger der Planung, die auch heute noch unter uns weilen! Das Grundproblem zwischen Menschen, die zur Spontaneität und solchen, die zur Planung neigen ist so alt wie die Menschheit, sie reicht auch weit über den Rahmen des Wirtschaftssystems hinaus. Es ist unter anderem die Frage nach dem Vertrauen, nach der Liebe zum Menschen und nach dem persönlichen Mut, die in dieses Problem hineinspielt. Wer feige ist, wer dem Menschen misstraut und ihn nicht liebt, der neigt stark dazu  die Dinge zu planen. Wer jedoch von Menschenliebe und Vertrauen in das Leben und den Menschen erfüllt ist, wer den Mut hat Ungewissheit nicht nur zu ertragen, sondern sogarzu kultivieren oder gar zu lieben, dem ist die Freiheit keine Last, sondern der Schlüssel zu einem erfüllten Leben. Wählen wir den richtigen Weg und erkennen das Geschrei der Verführer und Scharlatane als das was es in Wahrheit ist.

Dienstag, 24. Juni 2014

HAYEK KAPITEL 3 - INDIVIDUALISM AND COLLECTIVISM


Eine der größten Illusionen der Sozialisten besteht darin, dass sie an die Vereinbarkeit von zwei Dingen glauben, die miteinander unmöglich vereinbar sind: Freiheit und Organisation. Es ist der Sozialismus, der den freien Unternehmer zugunsten zentraler Planung beseitigen möchte. Dabei erkannte auch Hayek an, dass viele Sozialisten noble Motive für ihre Politik hatten. Die großen Meinungsverschiedenheiten zwischen Liberalen und Sozialisten liegen denn auch viel mehr im Bereich der Mittel und wenig im Bereich der Ziele. Der Sozialismus hegt ein Misstrauen gegenüber den Fähigkeiten und den Absichten der Individuen, während der Liberalismus dieses Misstrauen nicht teilt und im Gegensatz dem Staat ein weitaus größeres Misstrauen entgegen bringt. Es ist eben diese Frage zwischen Individualismus und Kollektivismus, die Liberale und Sozialiste miteinander in Konflikt geraten lässt, wobei die meisten Liberalen ein gewisses kollektives Element und die meisten Sozalisten ein individuelles Element anerkennen. Es ist das Ausmaß und die Art von Individualismus, sowie das Ausmaß und die Art an Planung, die zum Gegenstand der Auseinandersetzungen werden. Auf den Punkt gebracht könnte man auch sagen: Es ist die Frage, die im Spannungsfeld zwischen Planung und Spontaneität zu entscheiden ist, wobei sich diese Frage sowohl auf der Ebene des Individuums, als auch auf der Ebene der gesamten Gesellschaft stellt. Es ist die Frage, ob ein Leben planbar ist oder nicht.

Hayek erkennt in diesem Spannungsfeld die Gefahren die die Planung mit sich bringt. Sozialisten sprechen von "Produktion für den Gebrach" und lehnen sich gegen die "Produktion für den Profit" auf, da sie solchen für unmoralisch halten. Sehr verführerisch klingt eine solche Gegenüberstellung und für jene, die nicht intensiv die Folgen bedenken, scheint die sozialistische Position nicht nur vernünftig, sondern auch menschlich zu sein. Hayek verweist auf die diktatorischen Mittel, die notwendig sind, um solche Produtionsänderungen zu erwirken. Die älteren Sozialisten waren ehrlich genug solches zuzugeben, erst im Laufe der Zeit schlich sich die utopische Vorstellung ein, dies sei auch mit demokratischen Mitteln und friedlich zu erreichen. Die sozialistische Position ist schon deshalb unrealistisch, weil niemand über die Kenntnisse verfügt, die notwendig wären, um die Produktion für den Gebrauch überhaupt zu ermöglichen. Die Wünsche und Bestrebungen von unzähligen Individuen können von einer zentralen Stelle unmöglich erkannt und befriedigt werden, die Zukunft als solche ist nicht vorhersehbar. Um eine Produktion für den Gebrauch zu ermöglichen, müssen die Menschen manipuliert oder gezwungen werden, indem sie dazu gebracht werden zu wollen, was ihnen angeboten wird und nicht über weiter Möglichkeiten nachzudenken. Die Freiheit des Einzelnen muss in letzter Konsequenz völlig beseitigt werden. Was nun die Wirtschaft betrifft, so wird diese durch solche Maßnahme immer ineffizienter. Man stelle sich vor, was dies für ein Land in einer globalisierten Welt bedeutet! Eine geplante Wirtschaft kann unmöglich im globalen Wettbewerb bestehen und muss die eigene Bevölkerung ins Unglück stürzen. Dass dem so ist, ist heute keine theoretische Überlegung mehr, sondern kann deutlich an jene Staaten gesehen werden, die noch immer unbelehrbar an wirtschaftlicher Planung festhalten. Die historischen Erfahrungen mit der Planung tun ein übriges, um ihre Undurchführbarkeit zu beweisen.

Der Sozialismus ist eine Spezies des Kollektivismus und gerät damit unweigerlich in Konflikt mit dem Individuum. Jedoch darf auf der anderen Seite Liberalismus nicht mit "Laissez-faire" verwechselt werden. Der Liberalismus erkennt den Staat als solchen an und ist an seiner Stärke in jenen Bereichen interessiert, die notwendig sind und für die freie Entfaltung des Individuums notwendig sind. Dinge, wie die äußere und innere Sicherheit, wie die Gewährleistung des Wettbewerbes und eines verlässlichen Justizsystems stehen auch für den Liberalen außer Frage. Die Effektivität des Staates wird gerade dadurch gewährleistet, dass er diejenigen Funktionen wahrnimmt, die in seinem ureigendsten Kern liegen und in jenen Bereichen, die er besser gewährleisten kann, als die Privaten. Überall dort jedoch, wo es um die Bestreitung des Wettbewerbes selbst geht, wo es um persönliche Vorlieben und Abneigungen geht, wird der Staat einerseits ineffizient (durch Überlastung mit mannigfaltigen "wesensfremden" Aufgaben), auf der anderen Seite untergräbt er dadurch die kreativen und spontanen Kräfte des Individuums. Die beiden zentralen Punkte im rechtlichen Bereich liegen einerseits im Schutz des Privateigentums und andererseits im Schutz der Vertragsfreiheit - der Privatautonomie. Wird der Staat zum einer Art "Gerechtigkeitsapparat", dann stellt er sich in den Dienst von partukularen Interessen, verstößt unumgänglich gegen die weltanschauliche Neuralität und bevorzugt bestimmte Gruppen gegenüber anderen. Solche Auswüchste kann man heutzutage in Europa überall erkennen: Als Beispiel sie hier die Unsitte der Quotenregelungen zu nennen. Es ist unmöglich Quoten und die Freiheit gleichzeitig zu fördern. Der Staat darf niemals Selbstzweck sein, ein solcher kann nur das Individuum und dessen
Freiheit sein. Der Staat hat zu dienen, aber niemals über den Menschen zu herrschen.

Hayek unterstützt jene Regelungen, die FÜR den Wettbewerb geschaffen werden, nicht jedoch jene, die sich GEGEN den Wettbewerb richten! Diese Unterscheidung zu treffen ist notwendig, denn bei ersterem handelt es sich um "gute", bei zweiteren um "schlechte" Planung. So sind gerade in der heutigen Zeit jene Regeln, die die einzelnen Wettbewerber am Markt vor einander schützen notwendig, um den Wettbewerb überhaupt erst zu gewährleisten. Der Staat ist der Schiedsrichter, der die unfair spielenden Teilnehmer verwart oder in gewissen Fällen ganz vom Spielfeld verweist. Hayek erkennt auch an, dass es in jeder Gesellschaft auch Bereiche gibt, die unbedingt einer staatlichen Aktivität bedürfen. Dazu gehört vor allem die Sorge für die Armen und die besonders gefährdeten Mitglieder der Gesellschaft. Aber auch bei dieser staatlichen Fürsorge ist darauf zu achten, dass der einzelne nicht seine Würde und seine Selbständigkeit verliert. Der Wohlfahrtsstaat hat eine starke Tendenz paternalistische Züge anzunehmen, Menschen zwar einerseits zu versorgen auf der anderen Seite sie dafür auch zu bevormunden. Hier das richtige Maß zu treffen ist sehr schwer. Kein vernünftiger Mensch würde befürworten, dass der Staat überhaupt nichts tun - wer den Liberalismus dergestalt interpretiert, hat ihn nicht verstanden. Hayek zitiert zur Frage nach der Zulässigkeit von staatlichen Handlungen Adam Smith. Diesem zufolgen sind Staatshandlungen zulässig, wo Maßnahmen von hohem Nutzen für die Gesamtgesellschaft sind aber die Gewinne niemals die Kosten für das Individuum oder einer kleinen Gruppe von Individuen kompensieren würden.

Was nun Hayek weiter in seinem Buch kritisiert ist die Tatsache, dass unter der Flagge der "Planung" sich die Gegner des Wettbewerbes gesammelt hatten, um durch "Planung" den Wettbewerb überhaupt zu beseitigen. Denn "Planung" bedeute für diese Wettbewerbsfeinde die Planung GEGEN den Wettbewerb, nicht FÜR diesen! Hayek sah auch, dass sowohl die politisch Rechte, als auch die Linke sich in ihrer Ablehnung des Wettbewerbs einige waren. Durch Abschaffung des Wettbewerbes
wird der Konsument dem verbleibenden Monopolisten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ohne Wettbewerb gibt es nur Monopole. Diese können dann nur noch durch den Staat kontrolliert werden, was wiederum am Ende totale Planung notwendig macht. Dies führt dazu, dass letztendlich jeder dem Staat ausgelierft wird,  denn nur der freie Wettbewerb sichert dem Bürger Freiheit vor dem Staat zu, jedes andere Wirtschaftssystem unterwirft die Menschen mehr oder weniger dem Staat. Was nun entscheidend ist, ist dass ein Ausgleich zwischen dem "atomistischen" Wettbewerb und der zentraler Leitung gefunden wird. Planung und Wettbewerb können nur sinnvoll kombiniert werden, wenn FÜR und nicht gegen den Wettbewerb geplant wird. Hayeks Buch richtet sich nicht gegen Planung an sich, sondern nur gegen jene Planung die sich gegen den Wettbewerb richtet. Es ist ein großer Irrtum zu meinen Liberale würden jede Art von Planung als schlecht ablehnen - ein Irrtum, der sich nur allzu häufig zeigt und der von den Gegnern der Freiheit auch sehr gerne propagiert wird.
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Es ist schon erstaunlich, wenn man sich den Menschen ansieht. Gerade in der Frage zwischen Individualismus und Kollektivsmus zu wählen, überrascht es den vernunftbegabten Geist nicht wenig, dass viele Einzelpersonen zum Kollektivismus neigen. Sind sich diese Menschen nicht ihrer Einzigartigkeit, ihrer Würde bewusst? Wissen sie denn nicht, dass sie Individuen sind? Was veranlasst Individuen gegen ihre eigenen Interessen zu handeln? Was veranlasst sie sich in einer Abstraktion zu entleeren? Letztlich ist der Einzelne das einzig Reale. Die Gruppe oder gar die gesamte Gesellschaft sind abstrakte Gebilde, mehr Vorstellung als originär wahrnehmbare Realitäten. Nichtsdestotrotz gibt es nicht wenige, die sich an diese Vorstellung binden, ja in manchen Fällen sogar versklaven. Es ist die Angst vor der Freiheit, die den einzelnen in den "Schoß" der Gesellschaft oder ihres Abkömmlings, des Staates, flüchten lässt. Für viele ist die Freiheit derart beängstigend, dass sie diese sogleich wieder loswerden möchte, wenn sie sie erlangt haben. Und noch seltsamer ist es, dass es oft gerade jene Menschen sind, die am stärksten sich für Freiheit einsetzen und für sie kämpfen, die im Falle ihres erfolgreichen Kampfes als erste bereits sind sich der Freiheit wieder zu entledigen. Am deutlichsten sah man dies stets bei Revolutionen und Umstürzen aller Art. Es waren die französischen Revolutionäre, die als erste Napoleon nachrannten, ihre russischen Epigonen, die nach der Oktoberrevolution sich einem tyrannischen System unterwarfen und ab 1933 verzichtete ein ganzes Volk mit Freuden und viel Hurra auf ihre Freiheit und folgte einem Führer in den größten Krieg der Geschichte. Erich Fromm hat dieses Phänomen in den 30er-Jahren besonders interessiert, so dass am Ende des Jahrzehnts ihm genügend Material für ein ganzes Buch zur Verfügung stand, das sich mit des Menschen Angst vor der Freiheit auseinandersetzte. So sehr Fromm in vielen Punkten zugestimmt werden kann, so sehr seine Analyse von der Unreife des Menschen auch zutrifft, so sehr unterlag er doch selbst dem Irrtum, dass der Sozialismus eine Lösung für dieses Freiheitsproblem bieten könnte. Fromm sah nicht wie sehr gerade der Sozialismus die Unfreiheit des Menschen für seine Zwecken in Anspruch nahm und sich dergestalt grundsätzlich nicht vom Faschismus unterschied. Es ist der "Sirenengesang" des Sozialismus, der viele Denker und wohl gesinnte Menschen in seine Klauen bekam. Erst allmählich hat die Realität im Laufe des 20. Jahrhunderts für die Masse der Menschen gezeigt, wie falsch der Sozialismus lag und zwar nicht eine bestimmte Art von Sozialismus (wie etwa im Ostblock), sondern der Sozialismus in seiner Grundkonzeption selbst. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich im 21. Jahrhundert die Freiheit des Individuums endgültig durchsetzt und so für immer mehr Menschen sich die Lebensbedingungen verbessern. Überall dort, wo der Liberalismus sich durchgesetzt hat, ist dies geschehen. Durch freie Märkte konnte die Armut auf der Welt seit Jahrzehnten zurückgedrängt werden, die Anzahl der Menschen, die an Hunger sterben ist seit langem stark rückläufig. Auch in den ärmsten Ländern der Welt steigt die Lebenserwartung und die gesundheitlichen Bedingungen verbessern sich in ungeahntem Ausmaß. Dies alles ist auf die Leistungsfähigkeit der modernen Weltwirtschaft zurückzuführen, auf Wissenschaft und Technik, die es überhaupt erst ermöglichten, dass inzwischen mehr als sieben Milliarden Menschen auf dem Planeten ernährt werden können. "Planung" hätte längst zu riesigen Hungersnöten geführt. Freie Märkte führen zu besserer Verständigung zwischen den Völkern. Menschen, die aufgrund ihrer Traditionen und Weltanschauungen mit anderen keine Basis für Kommunikation finden, schaffen dies durch die Geschäfte, die sie miteinader abschließen. Beim Geld verstehen sich auch Menschen, die ansonsten erbitterte Feinde sind. Damit ermöglicht der Markt, mittels des Mediums Geld und Profit, Völkerverständigung. Nicht selten hat sich gezeigt, dass die wirtschaftlichen Verbindungen, die einzigen waren, die spätere kulturelle und politische Annäherung möglich machten. Ganz allgemein wird die friedensstifende und humane Wirkung des Geldes nicht gesehen, die Möglichkeit der Kommunikation, die aus dem Streben nach Vorteilen sich ergibt.

Eine geplante Wirtschaft macht nur intuitiv Sinn, nicht aber für die Vernunft. Und die Überlegenheit der Vernunft über den Instinkt ist in den letzten Jahrhunderten so augenscheinlich geworden, dass ein Verlass auf die Intuition in der heutigen Zeit nicht mehr als diskutabel erscheinen kann. Erkennen wir deshalb an, dass nicht das Gerede von "Gerechtigkeit", "Nächstenliebe" und dergleichen, außer in von sermonartigen Sonntagsreden, Sinn macht, sondern dass die Welt nur durch die Steigerung der Effektivität (Produktivität) verbessert werden kann. Dies fühlt sich nicht zwar so an, ist aber die Wahrheit. Und nur darauf kommt es letztlich an.




Sonntag, 22. Juni 2014

HAYEK KAPITEL 2 - THE GREAT UTOPIA

Die Täuschung des Sozialismus begann damit, dass er unter der Flagge der Freiheit sich gegen den Liberalismus der Französischen Revolution stellte. Die großen Umbrüche, die das Ende der traditionellen Gesellschaft und das Aufkommen der Moderne herbeiführten, waren in der Tat größtenteils Revolutionen gewesen. Dass diese Revolutionen eines geistigen Fundamentes bedurften, ist augenscheinlich, denn ansonsten wäre eine Revolution lediglich der Ausbruch von relativ wagen Unzufriedenheitsgefühlen, derer Ursprung den meisten völlig unbewusst ist und auf nichts Konkretes gerichtet ist. Es waren die freiheitlichen Ideen, das Bewusstwerden der eigenen Freiheit und Würde des Bürgertums, die es ermöglichten das alte ständische System zu überwinden und eine Gesellschaft der Gleicheit zu erreichen. Heute, im 21. Jahrhundert ist diese Gleichheit in allen entwickelten Ländern der Welt verwirklicht.

Doch hier setzte sich nun der Sozialismus von der Freiheitsentwicklung in Europa ab und untergrub eben diese Gleichheit, die nur in Freiheit möglich ist, durch neue Zwänge und Ausbeutung, die jedoch unter dem Etikett der "Freiheit" firmierten und deshalb für große Verwirrung unter den freiheitsliebenden Menschen sorgte. Unter "Freiheit" wurde nun zunehmends die Freiheit von nötigenden Umständen verstanden. Der Begriff der Gerechtigkeit wurde unter dem Sozialismus verzerrt. Er hieß nun nichts anderes, als die Beseitigung der unterschiedlichen Wahlmöglichkeiten, die das Leben dem Menschen bot. Sozialismus hieß Beseitigung der Natürlichkeit und Spontaneität und hin zu einem System in dem alle Menschen nur noch denselben beschränkten Rahmen an Auswahlmöglichkeiten in ihrem Leben haben. Es erschien nun im 19. Jahrhundert unerträglich, dass das Leben, die Natur, dem einen Möglichkeiten bot, die dem anderen nicht offenstanden. Damit richtete sich der Sozialismus gegen die Natur selbst und nicht nur gegen die freie Entfaltung des Individuums. Freiheit im Sozialismus heißt frei davon zu sein ertragen zu müssen, dass es einem anderen im Leben besser geht, als einem selbst. Der Sozialismus nennt "Gerechtigkeit", was in Wahrheit Neid ist. Doch freilich bekennt sich niemand zum Neid, darum muss er als "Gerechtigkeit" rationalisiert werden. "Der Sozialisten Gerechtigkeit heitß Neid!", muss es deshalb richtigerweise heißen. Eine Gleichheit im Sozialismus besteht darin, dass alle gleich in ihrer Unfreiheit sind, dass alle Sklaven sind. Vereint in der Misere, nichts weiter hat der Sozialismus zu bieten. 


Es wird heute nur allzu leicht vergessen, wie die Vordenker des Sozialismus und deren früheste Vertreter autoritär in ihren Bestrebungen waren. Ihnen war völlig bewusst wie sehr Zwang gegen das Individuum angewandt werden musste, um ein sozialistisches System durchzusetzen. Leute wie St. Simon oder Comte hießen solche autoritätren Zwänge für gut. Die "Auflehnung des Individuums gegen die Spezies" wurde als untragbar angesehen, die Redefreiheit wurde für die großen Übel des 19. Jahrhunderts verantwortlich gemacht. Alexis de Tocqueville zeigte deutlich auf, dass Sozialismus und Demokratie nicht zusammenpassen, die Bezeichnung "Sozialdemokraten" ist auch heute noch sehr fraglich. Der Begriff "Sozial" entleert den Begriff "Demokratie" völlig seiner Bedeutung. Ebenso wie "Sozial" die "Marktwirtschaft" ad absurdum führt. So etwas wie eine "soziale Marktwirtschaft" kann es nach Hayek überhaupt nicht geben. Er nannte solche Worte "Wiesel-Worte". Damit ist gemeint, in Anlehnung an das Tier, das ein kleines Loch in ein Ei macht, den Inhalt heraussaugt und die Schale stehen lässt, dass von einem Begriff lediglich der äußere Anschein übrigbleibt, der Inhalt jedoch durch den anderen Begriff völlig verloren geht.


In seiner Verführungsarbeit schaffte es der Sozialismus viele Liberale zu täuschen und in ihre Reihen überzuführen. Die Bezeichnung "sozial liberal" ist ebenfalls ein Wiesel-Wort, was sich klar aus der Unvereinbarkeit von Sozialismus und Freiheit ergibt. Es war die schleichende Umdeutung von "Freiheit" durch die Sozialisten, die es möglich machte, dass viele den Irrtum nicht erkannten und sich jenen anschlossen, die ihren ursprünglichen Ideen entgegengesetzt waren. Die Vorstellung Sozialismus mit demokratischen Mitteln durchzusetzen ist nach Hayek eine Utopie.


Über die gemeinsamen Ursprünge von Sozialismus/Kommunismus und Nationalsozialismus wurde auf dieser Seite bereits vieles geschrieben. Kennzeichnend für beide Störmungen war das Versprechen von Heil und zwar von Heil im Diesseits. Ihre starken religiösen Züge sind schon von der äußeren Erscheinung her leicht zu ersehen, die Programme versprachen offen das "Heil". Gemeinsam hatten beide auch, dass sie das Heil in der Gesellschaft zu finden glaubten. Beide gingen davon aus, dass das gute Leben, das Heil für alle dadurch erreicht werden könne, in man die richtige Form der Gesellschaftsorganisation fände. Peter Drucken nannte deshalb den Kommunismus und den Nationalsozialismus "säkulare Heilsreligionen". Die Rivalitäten der beiden Parteien ist nicht darauf zurückzuführen, dass sie weltanschaulich entgegengesetzt wären, sondern dass sie beide im "gleichen Teich" fischen. Sozialisten sind leicht in Nazis konvertierbar und umgekehrt. Man sieht dies an den verschiedenen Karrieren von Sozialisten und Nazis vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Max Eastman, ein Freund Lenin's, meinte dass der Stalinismus nicht das Gegenteil des Hiltersystems sei, sondern ein "Superfaschismus", der Hitler noch bei weitem umbertreffe. Gemeinsam haben Kommunismus und Nationalsozialismus auch, dass sie sich gegen die Liberalen wenden, diese sind die eigentlichen Hauptfeinde, denn mit den anderen Parteien gibt es zumindest Berührungspunkt, meist sogar Schnittmengen. Dass Hitler's Hass auf die Liberalen nicht herausragend zur Schau gestellt wurde, hängt damit zusammen, dass es bei seiner Machtergreifung in Deutschland ohnehin kaum mehr Liberale gab.


Gegen Ende des 20. Jahrhunderts war es klargeworden, dass nicht nur der Kommunismus und der Nationalsozialismus gescheitert waren, sondern überhaupt alle Vorstellungen vom "Heil durch die Gesellschaft". Das stellt heute die Menschen vor ein großes Problem, denn nachdem diese Heilslehren sich als untauglich herausgestellt hatte, fand sich nichts Neues, an dem man sich orientieren konnte. Ideologien funktionieren nicht, doch woher soll der Mensch seinen Lebenssinn und seine Werte herleiten? Viele wenden sich den alten Sinngebern, den Religionen, zu, andere vwiderum suchen ohne Sinngebung glücklich zu werden oder konstruieren sich unter den verschiedenen Angeboten in der Welt im Baukastensystem ihr "Pirvatheil" zusammen. Der Liberalismus gibt dem Menschen kein Heil vor, er erkennt an, dass ein solches von jedem Menschen auf seine ganz eigene Weise gefunden und verwirklicht werden muss, er überlässt es dem einzelnen sein Leben mit Sinn zu erfüllen und seine Werte zu finden. Nur dadurch können sich die spontanen Kräfte des Individuums entfalten und sowohl für es selbst, als auch für die Gesellschaft die besten Ergebnisse bringen. Der Liberalismus macht keine Versprechnungen, sondern er bietet eine Chance. Gerade darin liegt seine Stärke und sein Glaubwürdigkeit.


Hayek und viele andere haben uns gezeigt, dass der Sozialismus weder mit der Freiheit, noch mit der Demokratie vereinbar ist. Hören wir also auf an dieser Illusion festzuhalten oder sozialistische Ideen zumindesten als nicht-schädlich aufzufassen.


 

Freitag, 20. Juni 2014

HAYEK KAPITEL 1 - THE ABANDONED ROAD

I. ABWEICHUNG UND VERDREHUNG
Gesellschaften mögen lange Zeit glauben auf dem rechten Weg zu sein, die bestehenden Prämissen werden nicht hinterfragt, ja sie sind einem in der Regel nicht einmal bewusst. Viel zu selbstverständlich erscheinen sie einem, so dass man sie mit der natürlichen Welt selbst verwechselt. Die Gesellschaft in der man selbst lebt, erscheint einem als das"Normale" und Sensibilität herrscht meist nur gegenüber den Gesellschaften, die sich stark von der eigenen unterscheiden, vor allem wenn sie deren Werten entgegen gesetzt funktioniert. Wenn dann jedoch in einer Gesellschaft etwas schief läuft, wenn Probleme auftauchen, dann ist man bereit jeden und alles zur kritisieren, außer sich selbst. Hayek war in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als er in England lebte, sehr besorgt über die Entwicklung, die Großbritannien genommen hatte, über den falschen Weg, den es eingeschlagen hatte, weg von seinen liberalen Fundamenten, hin zu kollektivistischen Vorstellungen. Ähnliches geschah auch in den USA. Hayek meinte dass der Beginn dieser Entwicklung etwa ab 1931stattgefunden habe, zweifelsohne in der Folge der großen Depression. Er beobachtete mit großer Sorge die Entwicklung in den anglo-amerikanischen Ländern und stellte Paralellen zu Deutschland und Italien fest, die beide faschistisch geworden waren. Der Totalitarismus hatte seinen Siegeszug nach dem Ende des Ersten Weltkriegs begonnen, fegte die Weimarer Republik hinfort und erreichte seinen Höhepunkt in Hitler, Stalin und Mussolini. Hayek stellte fest, dass dieGefahr des Totalitarismus in England und den USA völlig unterschätzt wurde, dass diese Länder und Gesellschaften sich als immun gegen solche Strömungen betrachteten. Hayek als Mann "von außen" betrachtete dies anders. Er sah in der Entwicklung auf dem europäischen Kontinent viel mehr als nur die Abkehr von der Demokratie. Für ihn waren der Sozialismus/Kommunismus und der Nationalsozialismus der ganzen westlichen Zivilisation entgegen gesetzte Strömungen, die alles verrieten, wofür die europäische Tradition und Entwicklung seit vielen Jahrhunderten, ja teilweise seit der Antike, gestanden hatte. Das römisch-griechische, das christliche Erbe wurde ebenso mit Füßen getreten wie das individualistische Erbe des Erasmus, Montaigne, Ciceros und vieler anderer. Weiters stellte er fest, dass der Begriff der "Freiheit" nun völlig anders verstanden wurde, als dies ursprünglich der Fall gewesen war. Freiheit stand nun immer mehr dafür, dass eine Gruppe auf Kosten einer anderen sich bereichern durfte und nicht mehr in der Abwesenheit von Zwang, was die einzig wahre Bedeutung von Freiheit sein kann. Im 19. Jahrhundert wiesen Lord Acton und Alexis de Tocqueville darauf hin, dass Sozialismus Sklaverei bedeutet - trotzdem marschierten die Völker des Kontinents in diese Richtung und England war dabei, mit etwas Zeitverzögerung, zu folgen.

In der heutigen Zeit finden wir gerade im Bereich der Begriffe eine ähnliche "Pervertierung" vor. Unter dem Begriff der "Freiheit" wird auch heute oft in die Rechte und das Leben anderer eingegriffen, "Gerechtigkeit" steht nicht selten für Selbstbedienung an den Gütern der anderen und die gute alte "Toleranz" ist zur Lächerlichkeit verkommen. Die wahre Bedeutung von Toleranz besteht darin einen anderen in seiner Meinung und seinem Verhalten zu dulden, sowie sich für die Freiheitsrechte der anderen genauso einzusetzen, wie für die eigenen, selbst dann wenn man diese ablehnt. Der Voltaire zugeschriebene Satz "Mir gefällt nicht, was du sagst, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst", drückt diese Haltung sehr treffend aus. Wer jedoch versteht Tolernz heute noch in diesem Sinne? Allzu oft wird sie mit Ignoranz verwechselt, was nichts anders heißt, als den anderen deshalb in Ruhe zu lassen, weil einen sein Verhalten nicht kümmert. Oberflächlich mag so derjenige der meint: "es soll doch ein jeder tun, was er will", tolerant erscheinen, in Wirklichkeit ist er lediglich ignorant. Schon gar nicht hat Toleranz mit Akzeptanz zu tun. Dies ist das zweite große Missverständnis, das heute sehr häufig anzutreffen ist. Man bezeichnet oft nur denjenigen als tolerant, der einem zustimmt, wer einen ablehnt wird als "intolerant" bezeichnet. Nichts könnte ferner liegen. Unter dem Deckmantel von "Toleranz" kommt es mitunter zur Einschränkung der freien Meinungsäußerung anderen, die unliebsam über eine sprechen.



II. HISTORISCHE ENTWICKLUNG
Wenn man sich den Kern dessen ansieht, was den "Westen" im Sinn der "westlichen Kultur" ausmacht, dann kommt es nicht einmal auf den technischen Fortschritt an, die Entdeckungen, die äußeren Erscheinungen dieser Zivilisation, sondern im Zentrum steht die Freiheit des Individuums und die Einschränkung und Kontrolle der Macht. Nur die Freiheit des Individuums konnte Kräfte freisetzen, die zu Wissenschaft, Kunst, und Wohlstand führten. Einer der Feinde der westlichen Kultur, der Gründer der französischen Soziologie und des Positivismus', August Compte, meinte der Westen sei durch die Revolte des Individuums gegen die Spezies gekennzeichnet. Es waren aber genau diese libertären Kräfte, die seit der Antike auf die Befreiung des Einzelnen von der Gruppe hingewirkt hatten und einen ersten großen Höhepunkt in der Renaissance erlebten. Wie nicht anders zu erwarten gab es immer wieder starke kollektivistische Gegenbewegungen, doch sie wurden alle überwunden. Hayek sah nun im Sozialimus/Kollektivismus/Totalitarismus eine neue solche Gegenströmung, die dabei war ihre Wirkungen zu entfalten und die fortschrittliche Entwicklung der westlichen Kultur zu hemmen oder gar umzudrehen.

Das 19. Jahrhundert war noch ein Jahrhundert des Individuums gewesen. Man beugte sich eine Autorität oder lehnte sich gegen sie auf, aber man war noch kein gleichgeschalteter Massenmensch wie im 20. Jahrhundert. Das 19. Jahrhundert mit seinem Liberalismus schaffte ein Freiheitsbewusstsein bei allen Klassen. Die Renaissance hatte ein solches Bewusstsein bei den Gebildeten bewirkt, die Aufklärung beim Bürgertum und der Liberalismus auch beim Proletariat und allmählich sogar bei der Landbevölkung, bei der die Freiheitsgedanken am spätesten zu wirken begannen. Traditionell bestand die größte Freiheit immer bei den Menschen, die an der Spitze der Bevölkerungspyramide stande, was jahrhundertelang nur den hohen Adel und die hohe Geistlichkeit betraf. Doch mit der Zeit griff das Bewusstsein der Freiheit auf immer weitere Kreise der Bevölkerung durch und löste die traditionelle Ständegesellschaft auf. Gleichheit trat an die Stelle der Pyramide. Wenn alle Menschen sich ihrer Freiheit bewusst sind, ist eine ständische Gesellschaft nicht mehr aufrecht zu erhalten. Eine logische Folge davon war, dass der Mensch sich nun als Herr seines Schicksals ansah. Schon seit der Antike gab es bei einzelnen die Ansicht, dass des Menschen Charakter sein Schicksal sei. Als Massenüberzeugung setzte sich dies erst im 19./20. Jahrhundert durch. Der Grad der persönlichen Freiheit eines Menschen kann auch daran gemessen werden, wie sehr er glaubt Meister seines eigenen Schicksals zu sein (Sigmund Freud: "Charakter = Schicksal").

Die befreite moderne Gesellschaft, die im 19. Jahrhundert dabei war geboren zu werden, verdankte ihre Freiheit vor allem dem Liberalismus.  Der Liberalismus vertraut auf den Menschen, auf sein spontanes Handeln und lässt die individuellen Kräfte in vollem Umfang zu, seine Regeln sind dynamisch und vor allem richtet er sich als einzige Strömung an alle Menschen. Der Liberalismus kennt keine bevorzugten Klassen oder Gruppen von Menschen, sondern die Freiheit, in gleichem Maße, gilt für alle Menschen. Deshalb ist der Liberalimus keiner Elite vorbehalten. Die Renaissance war die "Entdeckung des Individuums", wie Jacob Burckhard feststellte, die erste Blüte des Individualismus seit der Antike. Die Aufklärung befreite den Menschen vom Aberglauben (nicht vom Glauben!), schränkte den Menschen jedoch in seiner Gesamtheit durch die Vernunftkonzentration auch wieder ein. Der Liberalismus ließ den Menschen nun wieder in seiner Gesamtheit zu und würdigte den einzelnen als einmalige, einzigartiges Phänomen.

Was die Stellung des Liberalismus angeht so zeichnet Hayek in "Der Weg zur Knechtschaft" eine wunderbare Analogie aus dem Bereich der Biologie (Hayek selbst kommt aus einer Familie mit einer langen Tradition von Biologen). Er meint die Einstellung eines Liberalen zur Gesellschaft ließe sich mit der eines Gärtners vergleichen, der sich darum bemüht die optimalen Bedingungen für das Wachstum zu schaffen. Dazu müsse er so viel als möglich über die Struktur und die Funktionsweise der Pflanzen wissen. Daraus geht hervor, dass gerde der Liberale ein profundes Wissen, nicht nur über den einzelnen, sondern über die (modere) Gesellschaft haben müsse. Der Übergang von der traditionellen zur moderenen Gesellschaft erfolgte durch eine Reihe von Revolutionen, ausgehend von England (17. Jh.) über Frankreich (18./19. Jh.), Deutschland (19. Jh.) bis Russland (20. Jh.). Daraus ergibt sich oft die Ansicht, dass eine Veränderung der Gesellschaft im Wesentlichen durch Revolutionen zu erfolgen habe. Tatsächlich aber missversteht ein Vertreter dieser Idee die völlig verschiedene Natur der modernen Gesellschaft. In der klassischen Gesellschaft war man Mitglied eines Standes. Dieser Stand bestimmte das gesamte Leben, man war eine Einheit und hatte seinen festen Platz im Gesamtgefüge. Das soziale Leben war statisch und vorhersehbar, man kannte seine Werte und Ziele (sie waren durch den Stand vorgegeben) und das eigene Schicksal war mehr oder weniger bekannt. In der modernen Gesellschaft kommt der Mensch als ganzes nicht mehr vor, er ist dort sozusagen ein Fremder als komplettes Individuum zumindest. Der einzelne nimmt an der Gesellschaft nur noch in der Form von Rollen und Funktionen teil. War vor ein paar Jahrhunderten beispielsweise ein Kaufmann noch eine Komplettbezeichnung für einen Menschen, man könnte heute etwas von einem "Lifestyle" sprechen, so ist "Kaufmann" heutzutage nur noch die Bezeichnung einer beruflichen Tätigkeit, jedoch sagt sie nichts über das Privatleben, die Vorlieben und Abneigungen aus - frührer war dies anders. Kaufmann zu sein bezog sich auf alle Aspekte des Lebens. Was nun die Gesamtgesellschaft betrifft, so ergeben sich aus all diesen Dingen schwerwiegende Folgen. Sie ist ein derart komplexes Gebilde, dass sie nicht mehr einfach steuerbar ist, dass ihre Entwicklung nur wenig vorhergesehen werden kann. Nur vernetztes Denken bringt hier noch Erfolge - mehr als je zuvor rückt die Analyse ins Zentrum der Betrachtung - das Verstehen, weniger das Handeln, sind entscheidend.

Die Vorstellung einfache direkte Maßnahmen würden gewünschte Ergebnisse zur Folge haben, kommt vom monokausalen (alten) denken, dass traditionell gut funktioniert hatte, doch heute immer mehr zu Katastrophen führt. Die Verwechslung der traditionellen mit der modernen Gesellschaft ist eine der Hauptursachen für eine ineffiziente Politik, die den Wald vor lauten Bäumen nicht mehr sieht und in der Regel sich durch Überreagieren und Aktionismus den Anschein gibt noch etwas bewirken zu können. Man reguliert immer mehr im Kleinen, weil man die großen Zusammenhänge nicht versteht und dort nichts mehr bewirken kann. Die Gefahr für die Freiheit geht heute gerade auch von der "Mikroregulierung", die nicht aus Bösartigkeit, sondern aus Nicht-Verstehen entsteht, aus. Auf individueller Ebene führt das "Chaos" der modernen Gesellschaft dazu, dass Menschen immer mehr unter psychischen Problemen leiden. Moderne Leiden wie Depressionen, Burnout, Neurosen, Süchte etc. haben stark damit zu tun, dass der Mensch zwischen den verschiedenen Rollen und Erwartungen in der Gesellschaft zerrissen wird und sich selbst nicht mehr als Ganzes empfindet. Allzu leicht empfindet man die Gesellschaft als eine Art Monster, das sich den eigenen Zielen entgegenstellt. Doch eine Gesellschaft ist nicht einfach die Summe all ihrer Mitglieder, sondern ein ganz eigenes Gebilde, das von der Analyse des einzelnen Menschen her nicht verstanden werden kann. Es ist deshalb für das Individuum essentiell, dass es eine Identität jenseits der Rollen hat, dass es so etwas wie einen festen "Kern" besitzt. Dabei spielen die philosophischen Überlegungen, ob der Mensch überhaupt einen solchen Kern habe oder nicht, keine Rolle. Wenn es einen solchen Kern nicht geben sollte, so muss er eben konstruiert werden.



III. DER SÜNDENFALL (aus der Sicht Hayeks 1944)
Es ist keine Frage, dass der Liberalismus des 19. Jahrhunderts erst der Anfang eines geistigen Gebäudes war, das weitergedacht werden muss. Über die Gesellschaft und das Individuum nachzudenken darf jedoch niemals dahingehend entarten, dass man versucht eine Gesellschaft zu "designen". Dass dies einerseits nicht möglich und auf der anderen Seite zur Unmenschlichkeit führt, wurde hingehend bewiesen. Der Erfolg des Liberalismus in der Vergangenheit ist zu einer Gefahr für ihn selbst geworden. Die Menschen hielten die Errungenschaften der Freiheit für selbstversändlich und glaubten auf das geistige Fundament derselben verzichten zu können. Sie hatten immer weniger Tolernz für die Übel der Welt und wollten dass sie verschwänden. Dieses Verschwinden sollte jedoch nicht durch das freie autonom handelnde Individuum geschehen, sondern durch geplantes Handeln der politischen Entscheidungsträger. Die Bedürfnisse wurden immer größer und die Menschen sanken auf ein Stadium der Unselbständigkeit herab, indem "Vater Staat" die Verwantwortung übernahm für die Bedürfnisse zu sorgen. Solches funktioniert freilich nur, wenn man die individuellen Freiheiten einschränkt und auf die Güter anderen zugreift. In ihrer Verblendung machten die meisten jedoch bei diesem "Spiel" mit. Es war die Gier, die die Menschen zum Sozialismus, zum Kommunismus und zum Nationalsozialimus trieb - die Gier von Gefahren erlöst zu werden - die Erlösung für gleichgesetzt mit Freiheit - der Freiheit von Lasten, was natürlich auch die "Freiheit" von Verantwortung bedeutet und damit auch die Abgabe von persönlicher Macht. Bestärkt wurde die Illusion einer geplanten Gesellschaft durch die Wissenschaften. Durch die großen Erfolge der Wissenschaften, vor allem der Naturwissenschaften, entstand der fatale Glaube man könne eine Gesellschaft planen wie eine Maschine, wie die Dinge der natürlichen Welt. Gegen diesen "Szientismus" wehrte sich Hayek. Er sah ganz klar, dass es sich dabei nicht mehr um Wissenschaft handelte, sondern um Politik. Wenngleich viele Wissenschaftler glaubten es könne so zur Verwissenschaftlichung der Politik kommen, ist es in Wahrheit zur Politisierung der Wissenschaften gekommen. Das beste und schauerlichste Beispiel dafür sind die Wissenschaft unter dem NS-Regime und unter dem Sowjetkommunismus.

Hayek beschäftigte sich in seinen Buch besonders mit der Situation England bis zum Jahr 1944. Er wies darauf hin, dass über 200 Jahre lang England seine Idee in die Welt exportiert hatte, vor allem auf den europäischen Kontinent. Noch im 19. Jahrhundert wurden britische Idee in Europa mit Begeisterung aufgenommen - dies ging bis zur Nachahmung britischer Lebensart. Dieses West-Ost-Gefälle existierte jahrhundertelang und kennzeichnete den Ideenstrom in Europa. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts drehte sich der Strom jedoch um, so dass Britannien immer mehr zum Importeur von Idee des kontinentalen Europas wurde. Dies lässt sich vor allem ab 1870 erkennen, als mit dem Deutschen Reich eine neue Großmacht im Zentrum Europas entstanden war. Der wissenschaftliche und wirtschatliche Erfolg Deutschlands begeisterte viele in England und sorgte dafür dass nun immer mehr deutsche Denkweisen angenommen wurden. Der Gegensatz der beiden Kulturen zeichnete Hayek sehr deutlich. Das Prinzip Deutschland ist die Planung und die Organisation, das Prinzip Englands hingegen ist die spontane Entfaltung der individuellen Kräfte. Dieser Gegensatz wurde in England interessanterweise als solcher kaum erkannt. Auf der anderen  Seite sah es ganz anders aus. Deutschland unter Kaiser Wilhelm II., und am deutlichsten unter Hitler, war sich der "Gegenkultur" sehr bewusst. Die Nazis bezeichneten sich sogar stolz als "Anti-Renaissance".



IV. HEUTE 2014
Was nun die heutige Situation im Jahr 2014 betrifft, so erkennt man Spuren dieses Gegensatzes zwischen England und dem Kontinent noch immer. Die EU steht dem deutsch-franzöischen Modell der Planung weitaus näher, als der individuellen Entfaltung, wie sie Großbritannien zum Glück noch
immer, beziehungsweise wieder, vertritt. Viele Spannungen, wie im Augenblick um die Wahl des Kommissionspräsidenten, haben ihren Ursprung in diesen grundlegenden kulturellen Unterschieden - auch wenn die meisten Akteure sich dessen nicht bewusst sind. Das ist umso bedauerlicher, als sich die Planung als eindeutig schlechterer Weg herausgestellt hat, als die freie Entfaltung. "Planung" ist jedoch vor allem im deutschen Wesen noch immer stark verankert, egal ob in West oder Ost; es scheint geradezu eine deutsche Tugend zu sein. In Wirklichkeit ist dies eine relativ junge deutsche Entwicklung, die nebem den Sozialimus auf das ältere "Preußentum" zurückgeht. Im 18. Jahrhundert noch wären solche Ideen nicht als typisch deutsch aufgefasst worden. Es ist auch schwer vorstellbar, dass etwa ein Goethe einer geplanten Gesellschaft oder einer geplanten Wirtschaft zugestimmt hätte. Eine interessante Beobachtung kann man machen, wenn man sich seine sozialistischen Zeitgenossen noch heute ansieht. Es gibt nämlich kaum ein Sozialist, der nicht auch ein Positivist wäre. Dieser Umstand beweist jedoch keinesfalls, dass der Sozialismus Recht hat, sondern ganz im Gegenteil, dass der Rationalismus falsch ist!

Was die Zukunft des Liberalismus anbelangt, so gibt es auch im 21. Jahrhundert große Herausforderungen. Was die entwickelten Gesellschaften anbelangt. So ist freilich weiterhin auf den Schutz des einzelnen vor dem Staat und vor kollektiven Gruppen zu achten. Hinzu tritt jedoch immer mehr ein verstärkter Schutz des einzelnen vor anderen einzelnen. Dabei geht es weniger um natürliche Personen untereinander, als viel mehr dem Schutz vor privaten Organisationen. Die Freiheit des einzelnen wird im wirtschaftlichen Bereich am besten durch freie Märkte geschützt. Aber gerade diese freien Märkte sind in Gefahr, wenn Monopole entstehen. Deshalb wird ein Schwergewicht liberaler Denker in Zukunft darauf gerichtet werden müssen den fairen Wettbewerb
aufrecht zu erhalten. Dies muss mit Mittel der Freiheit geschehen, um zu verhindern, dass die Kollektivisten die Regulierung des Marktes übernehmen. Gerade in Zeiten von Krisen ist es wichtig ob der Gefahr nicht den Kopf zu verlieren und die Folgen von Maßnahmen genau zu durchdenken - vor allem die Neben- und Fernwirkungen. Es besteht die Gefahr die Freiheit um der Sicherheit Willen zu verkaufen. Terrorismus, angenommener Klamwandel, Pleiten großer Konzerne und Finanzinstitutionen, Eurokrise, Währungskrise, Schuldenkrise etc. bergen alle die Gefahr, dass individuelle Freiheit "um der guten Sache Willen" geopfert werden. Es wird an den fortschrittlichen, vernünftigen und freiheitsliebenden Kräften liegen die Freheit zu verteidigen und dem Kollektivismus keinen Zoll breit zu überlassen. Weiters wird es auch wichtig sein die Drittwirkung von Handlungen einzelner zu berücksichtigen. In diesem Rahmen wird es möglicherweise zu einer Ausweitung der "Drittwirkung der Grundrecht" kommen. Menschliche Handlungen spielen sich nicht im Vakuum ab und haben immer mehr oder weniger Auswirkungen auf andere. Durch zunehmende Vernetzung der Gesellschaft und einen größeren Komplexitätsgrad wird die Anzahl und die Auswirkungen von Handlungen auf Dritte stark steigen. Wir werden uns überlegen müssen, wie in diesem gewaltigen Spannungsfeld dem einzelnen maximale persönliche Freiheit, bei gleichzeitigem Schutz der Freiheit anderer gewährleisten können. Die Aufgaben des 21. Jahrhunderts sind komplexer als je zuvor, unsere Instinke, unsere Emotionen, können uns immer weniger weiterhelfen, wir sind gezwungen uns mehr und mehr auf unsere Vernunft (nicht bloß auf den Verstand) verlassen zu müssen. Haben wir Vertrauen in uns als Menschen diese Aufgaben bewältigen zu können! Der Liberalismus jedenfalls hat dieses Vertrauen.





Donnerstag, 19. Juni 2014

Hayek - "Der Weg zur Knechtschaft" - Einleitung

I. DIE AUSGANGSLAGE
Als 1944 in England das Buch "The Road to Serfdom" (dt. "Der Weg zur Knechtschaft") von Friedrich August von Hayek erschien, befand sich das Land nicht nur im größten Krieg der bisherigen Geschichte, sondern auch in einer inneren Stimmung der Zeit, die die Ideale, die Großbritannien groß und bedeutend gemacht, hatten mehr und mehr verachtete und weit stärker einer Gesellschaft glich, wie in Deutschland vor Hitlers Machtantritt 1933. Dies war ein Umstand, den die Briten sich nicht eingestehen wollten: sie waren ebenfalls auf dem Weg weg von den liberalen Grundgedanken, die die englische Welt lange geprägt hatten, hin zu kollektivistischen Ideen. In "The Road to Serfdom" zeigt Hayek auf, dass die konsequente Durchführung der kollektivistischen Ideen dorthin führt, wo Deutschland und die Sowjetunion sich unter Hitler und Stalin befanden. Die Briten, auch die Intellektuellen, waren für solche Einsichten blind. Als Beispiel mag hier ein Treffen zwischen Hayek und Churchill dienen. Churchill hatte Hayeks Buch mit großem Interesse gelesen, meinte dem Ökonomen gegenüber jedoch solches könne in England niemals geschehen. Als liberaler Denker aus dem nicht-liberalen Österreich mit großer Bewunderung für England, war das Großbritannien der 30er- und 40er-Jahre nicht jenes liberale Gladstone-Britannien mehr, das Hayek und viele andere vom Kontinent emigrierte Intellektuelle erwartet hatten. Vielmehr hatten antiliberale, oft streng-sozialistische Ideen, gerade bei den Intellektuellen, um sich gegriffen und den Geist einer ganzen Gesellschaft infiziert. Hayek war klar, dass auch Großbritannien und die USA sich auf dem Weg zum Abgrund des Kollektivismus befanden (Roosevelt sprach in einer berühmten Rede über die "vier Freiheiten"; eine davon war die "Freiheit von Mangel" - was natürlich überhaupt keine Freiheit ist, sondern Ausbeutung der nicht vom Mangel betroffenen durch diejenigen, die dem Mangel ausgesetzt sind). Hayek erkannte ganz klar, dass die beiden anglo-amerikanischen Länder damit mit ihrer eigenen Tradition gebrochen hatten, diese zum Teil sogar vehement ablehnten und den gleichen "Göttern" zu frönen begannen, wie die Länder des europäischen Kontinents.

Langfristig ist der Mensch der Herr seines Schicksals, kurzfristig jedoch ist er gebunden an die Ideen, die er selbst erschaffen hat. So bestand im Jahre 1944, als Hayek's Buch erschien, noch die Hoffnung, dass durch ein Bewusstmachen der Konsequenzen des eingeschlagenen Weges, ein Umdenken herbeigeführt werden konnte. Denn wenn die Ziele der Kollektivisten auch oft sehr nobel waren, so sehr waren sie dabei gerade diese Ziele durch die notwendigen Maßnahmen, die sie setzen mussten, um diese zu erreichen, zu verunmöglichen und das genaue Gegenteil herbeizuführen. Einige engagierte Leute waren von Hayek's Buch stark inspiriert und wurden aktiv. So gründete etwa Athony Fisher das "Institue of Economic Affaires", ein liberaler Think-Tank, der im Laufe der Zeit wachsenden Einfluss gewann und an der Rettung der britischen Wirtschaft unter Margret Thatcher maßgeblich beteiligt war. Hayek's Verdienste um eine freie Wirtschaft und mehr noch um eine freie Gesellschaft, können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Viele Sozialisten und Konservative wurden durch die Lektüre "The Road to Serfdom" zum Liberalismus konvertiert.

Heute, 70 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen des Buches, befinden wir uns in einer ganz anderen Lage und doch gleicht sie in einigen Bereichen jener von 1944. Was sich geändert hat ist, dass durch den Zusammenbruch das Nichtfunktionieren von Kommunismus/Sozialismus bewiesen wurde - kaum ein ernstzunehmender Denken wird in diesen noch ein Modell für die Zukunft sehen. Nichtsdestotrotz besteht die Gefahr größerer Staatseingriffe in jenen Bereichen, die heute zum "Hausverstand" gehören, die "ohnehin klar" sind und selten hinterfragt werden. So glauben viele, dass einem vermuteten Klimawandel nur mit drastischen Maßnahmen entgegengetreten werden könnte. Was meisten verschwiegen wird, ist dass dieser "Schutz" autoritäre Maßnahmen verlangt, die
weit in die persönliche Freiheit des Menschen eingreifen müssen. Man denkt selten dran wie totalitär und diktatorisch hier Zwang ausgeübt werden müsste, um Menschen "auf Linie" zu bringen, denn durch bloße Freiwilligkeit werden entsprechende Maßnahmen nicht erreicht werden können. Ebenso gibt es "Apostel der Gerechtigkeit", die einen Ausgleich zwischen den reichen und den armen Staaten der Welt fordern. Auch hier müsste bei den reichen Ländern ein ganzes Repertoire an Zwangsmaßnahmen angewandt werden, um solches zu bewerstelligen.  Der Sirenengesang von "Gerechtigkeit", "Rettet den Planeten" und dergleichen ist sehr verführerisch. Allerdings, wenn die Proponenten dieser Ideen zu Ende denken würden, würden sie selbst von diesen Zielen ablassen, es sei denn sie stünden offen zu der Unmenschlichkeit und dem Faschismus, der zur Durchsetzung notwendig wäre. Es ist sehr leicht in Anbetracht der Übel auf der Welt auf vermeintliche "Bösewichte" (Reiche, Kapitalisten, Gierige etc.) zu zeigen und sie für das Übel verantwortlich zu machen. Wären doch nur die richtigen Leute, die "Guten" an der Macht, dann würde schon alles gut werden auf dieser Welt. So etwas zu sagen braucht nur Emotionen und Selbstherrlichkeit. Die Wahrheit ist jedoch sehr subtil und intuitiv nicht zu verstehen, wie überhaupt das meisten, was als das wahrhaft "Gute" gelten kann. InWahrheit sind es nämlich die "Guten", die durch ihre Maßnahmen das Böse schaffen und die "gierigen Bösen" sind jene, die das Gute hervorbringen - freilich ohne dies gewollt zu haben ("Ich bin die Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft"). Wer wirklich eine bessere Welt will und die subtilen Zusammenhänge versteht, der muss auf die "Gierigen" setzen, denn es ist letztlich das Streben nach individuellen Vorteilen, das am Ende die bestmögliche Welt, mit den bekannten Mitteln, hervorbring. Letztlich trifft dies deshalb zu, weil Profite ein Indikator dafür sind, dass wir das Rechte tun, in einer Welt, die wir nicht vorhersagen können. Die Weltverbesserer machen stets den Fehler, dass sie glauben über die nötigen Informationen zu verfügen, um die Welt planen und damit steuern zu können. Dies ist jedoch eine bloße Anmaßung. Nachdem wir die Zukunft nicht kennen, nachdem niemand über die Informationen verfügen kann, die notwendig wären, um zu wissen welche Zukunft uns erwartet, sind freie Gesellschaften und freie Märkte der beste Weg mit der Ungewissheit der Zukunft bestmöglichst zurande zu kommen. Der Profit ist dabei der Kompass, der uns in die richtige Richtung lenkt, wenngleich wir das Ziel nicht kennen.


Einer der großen Mythen unserer Gesellschaft besteht darin zu glauben wir lebten in einer individualistischen Gemeinschaft, wobei der Individualismus meist als Synonym für "Egoistmus" verstanden wird, was freilich mit der wahren Bedeutung (das Unteilbare) nichts zu tun hat. Wir predigen in Wahrheit Individualismus und leben Kollektivismus. Dies kann man schon alleine daran sehen wie wenige Lebensmodelle es im Grunde in unserer, pluralistisch genannten, Gesellschaft gibt. Im großen und ganzen sind es nur ein oder zwei Handvoll von "Lifestyles", unter die sich der größte Teil der Gesellschaft subsumieren lässt. Der Hauptgrund für den Mangel an Individualismus ist heutzutage die öffentliche Meinung, die dazu noch allzu oft mit der veröffentlichten Meinung verwechstelt wird. Individualismus braucht Mut, um die Trennung von der Herde auszuhalten, an der daraus entstehenden Spannung zu wachsen und sich durch die "Hirten" der Herde (meist die Medien und das soziale Umfeld) nicht wieder zurück in den Mainstream treiben zu lassen. Freunde der Freiheit waren zu allen Zeiten selten und allzu oft wird unter Freiheit nicht die Abwesenheit von Zwang, sondern die Abwesenheit von Kosten verstanden, also auf Kosten anderer sich bereichern zu dürfen.



II. GRUNDLAGEN
Ein fataler Irrtum des 19. Jahrhunderts, der sich dann besonders im 20. Jahrhundert auswirkte, war die Einstellung gegen die menschliche Vernunft und das Bewusstsein. Der Mensch begann sich einzubilden, er selbst erschüfe seine Wahrheiten und sein Denken, so dass von einer universellen Logik des Menschen nicht mehr gesprochen werden konnte. Unter dem Einfluss, vor allem von Marx, wurde die Logik an die Klassenzugehörigkeit gebunden, so dass jede Klasse ihre eigene Art von Logik und Denken hatte und es keine universelle Vernunft mehr geben konnte. Wahrheiten an sich, vor allem moralischer Natur, unabhängig und verbindlich für alle Menschen wurden so als unmöglich angesehen. Dass diese Ansicht falsch ist und es eine conditio humana gibt, die allen Menschen gemeinsam ist und sich daraus sehr wohl eine Einheitlichkeit ergibt, konnte und wollte man lange Zeit nicht sehen (teilweise selbst heute noch).

Eine weitere Fehlannahme, die sich lange Zeit hielt und teilweise bis heute in den Köpfen fortbesteht, ist die Annahme es gäbe gewisse "Gesetze der Geschichte", historische Ereignisse wiederholten sich und träten mit auch Notwendigkeit ein. Daraus folgte die Ansicht, dass unter Kenntnis dieser Gesetze es möglich sei die Zukunft vorherzusagen. Dass dem nichts so ist und die Vorstellung solches Wissen zu besitzen eine Anmaßung darstellt, wollte und will vielen nicht in den Kopf, die von einer "besseren Welt" träumen, die noch immer glauben eine Gesellschaft planen zu können. Solche Ideen wurden sehr populär, weil sie ein Versprechen beinhalteten und vor allem für all jene, die unter den Übeln der Welt litten, Hoffnung auf eine bessere Zukunft gab. Hier lag die Verführung, der Millionen, oft gut gesinnter Menschen, erlagen. Es war, was nicht zu verwundern ist, historisch gesehen vor allem das Proletariat, das sich für solche Ideen gewinnen ließ. Das kapitalistische System und das Bürgertum galten nicht nur als "Klassenfeind", sondern als zu überwinden. Der Kapitalismus hatte das Proletariat hervorgebracht, da er es ermöglichte die rasch wachsende Bevölkerung zu ernähren und den Arbeitern einen besseren Lebensstandard zu bieten, als einem einfachen Landarbeitern, aus denen sich die ersten Proletarier rekrutierten. Der Kapitalismus ermöglichte überhaupt erst das Überleben so vieler Menschen - in früheren Zeiten wären die Menschen einfach verhungert. In gewisser Weise sind die Proletarier die undankbaren Kinder des Kapitalismus, die sich zusammenschlossen, um ihre eigenen Schöpfer zu ermorden.

Bei den meisten Menschen sind die Emotionen stärker entwickelt als der Verstand. Dies ist nicht verwunderlich, denn bei der Entwicklung des Gehirns gehören die Bereiche, die für die Emotionen zuständig sind, zu einem älteren Erbe, als der gorße Neokortex, der hauptsächlich für das Denken zuständig ist. Ein großer Teil der Auseinandersetzungen zwischen den Menschen, aber auch der Konflikte innerhalb des einzelnen Menschen selbst, gehen auf den Kampf zwischen den Emotionen und dem Verstand (Bauch/Herz und Kopf) zurück. Was heißt dies nun etwa für den Vergleich zwischen Kollektivismus und Individualismus? Kollektivismus führt zu Tyrannei und Not; Individualismus führt zu Freiheit und Fülle. Kollektivismus ist ein emotionales, kein rationales Argument und damit falsch. Individualismus ist subtil, indirekt, sophistisch und damit richtig. Um dies zu begreifen bedarf es jedoch des Verstandes. Der primitive Instinkt hilft uns hier nicht weiter, er wird nur allzu leicht die Freiheit verneinen und sich in das unreife Stadium, den "Schoß" der Herde begeben und wie ein "ewiger Säugling" an der "Flasche" der Gemeinschaft hängen.


III. KOLLEKTIVISMUS, DER FEIND DER FREIHEIT
Die Planung einer Gesellschaft hört sich gut an, um die Probleme der Welt zu lösen, doch sie funktioniert nicht. Letztlich ist es nicht möglich eine Gesellschaft zu planen und die Versuche diesbezüglich sind in der Praxis auch alle gescheitert - vor allem deshalb, weil eine moderne Gesellschaft einen Komplexitätsgrad erreicht hat, der weder vollständig verstanden, noch gesteuert werden kann. Die Verwechslung der klassischen ständischen Gesellschaft mit der modernen pluralistischen Gesellschaft hat dies im Wesentlichen bewirkt. Die größte Gefahr, die von kollektivistischen und planerischen Ideen ausgeht, besteht nicht einmal darin, dass der Versuch der Planung tatsächlich unternommen wird, sondern in den Auswirkungen die solche Ideen auf den Geist auf das Bewusstsein der Menschen ausübt. Die Vorstellung man müsse planen, man müssen die Freiheiten des Individuums zurückdrängen, um ein kollektives Ziel zu erreichen, greift mit der Zeit auch bei jenen Personen um sich, die sich selbst nie offen zum Kollektivismus bekennen würden. Solche Ideen werden nämlich nur allzu leicht zur "Selbstverständlichkeit" über alle Parteigrenzen hinweg und gelten dann als "common sense". Doch in der Regel ist der "common sense" ein "common nonsense".


Worum es hier geht ist vor allem all das, was unter "Sozialimus" im weitesten Sinne verstanden wird und weit über die sozialistischen Parteien hinaus geht. Im Laufe der Zeit hat sich auch die Bedeutung von "Sozialismus" geändert. Verstand man früher darunter vor allem zentrale Planung und Verstaatlichung der nationalen Produktionsmittel, so wird unter "Sozialismus" heute vor allem massive Umverteilung durch Besteuerung und Wohlfahrtseinrichtungen verstanden. Unter Schlagworten wie "soziale Gerechtigkeit" wird die Freiheit des Menschen ausgebeutet und Partikularinteressen zu Lasten der anderen befördert. Die Gefahr auf die Hayek hingewiesen hat besteht darin, dass wenn man einmal begonnen hat diesen Weg der Planung und Umverteilung zu gehen man in letzter Konsequenz beim Totalitarismus landen muss. Hayek zeigt, dass es unmöglich ist freie Wahl des Individuums und individuelle Präferenzen in einer geplanten Gesellschaft aufrecht
zu erhalten. Das ist ein Irrtum, dem viele Sozialisten unterliegen! Eine Gesellschaft lässt sich letztlich nur steuern, wenn man alle Lebensbereiche erfasst, wenn alleMenschen "auf Linie" gebracht werden und die Ziele des einzelnen durch Zwang identisch mit jenen des Kollektivs gemacht werden.

Was für viele Menschen schwer zu schlucken ist, ist die Tatsache, dass Sozialismus, Kommunismus und Nationalsozialismus keine Gegensätze sind, sondern alle Abkömmlinge der gleichen Grundannahmen. Alle stehen sie auf dem Boden der Planung und der Kontrolle der Gesellschaft. Alle lehnen sie den Kapitalismus ab, stellen sich gegen das Gewinn-suchende Individuum, große Konzerne, Banken, die internationale Hochfinanz und die "Zinssklaverei". Nationalsozialismus und Kommunismus sind die logischen Folgen sozialistischer Ideen und des Kollektivismus und eben keine Gegenstätze zum Sozialismus. Sie alle sind unter anderem Schüler von Marx. Die geistesgeschichtliche Tragödie besteht gerade darin, dass sowohl Sozalismus, Kommunismus, als auch das NS-System, gegen die kulturellen Werte des Westen gerichtet sind, sie sind Feinde der Renaissance, des Humanismus, der umfassenden Aufklärung und all der Werte der Zivilisation, die über Jahrhunderte in Europa herangereift sind. Man darf sich auch nicht über Kompromisse hinwegtäuschen lassen, die diese Systeme mit der (alten) Kultur machen mussten, um zu bestehen. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht waren bestimmte Abweichungen vom ursprünglichen Programm dieser totalitären Richtungen notwendig. So strichen die Nazis de facto etwa jenen Punkt in ihrem Parteiprogramm, der sich gegen die "Zinsherrschaft" richtete (der maßgebliche Ideologe dahinter, Gottfried Feder, spielte bald keine Rolle mehr in der Partei).


Intellektuell sind die Voraussetzungen des Sozialismus falsch. An dieser Einsicht führt nichts vorbei, wenn man die Dinge zu Ende denkt.


IV. WAS IST NOTWENDIG?
Um uns weiter zu entwickeln, müssen wir uns vor allem von dem Glauben befreien, dass die Dinge der Vergangenheit notwendigerweise so gewesen sind, wie sie waren und dass es nicht auch anders hätte sein können. Wenn wir an einer besseren Welt arbeiten wollen, müssen wir auch den Mut haben in einigen Bereichen neu zu starten. Nicht an eine "neue Ordnung" müssen wir glauben, sondern mutig jene Ideale verwirklichen, von denen wir im 19. Jahrhundert abgekommen sind. Die Katastrophen des  20. Jahrhunderts gehen ja ganz wesentlich darauf zurück, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer mehr von den klassischen westlichen Ideal abgerückt wurde und Ideen Einzug gehalten haben, die sich ganz vehement gegen diese Tradition richteten. Vor allem auf dem europäischen Kontinet und gerade hier wiederum in Deutschland ab Bismarck zeigten sich Entwicklungen, die westlichen Werten entgegengesetzt waren (z.B. der "Sündenfall" der deutschen Liberalen das Demokratische zugunsten des Nationalen aufzugeben). England war neben kleinen Staaten wie der Schweiz oder den Niederlanden, das einzige Bollwerk der abendländischen Kultur geblieben, wenngleich es auch hier Bewunderer des Kontinets gab und diesem nachgeeifert hatten.

Wir müssen uns fragen wie man eine freie Gesellschaft bewahrt. Woran müssen wir und dabei orientieren? Was es braucht ist ein Set von klaren Prinzipien, die es uns ermöglichen zwischen einem Feld legitimer und einem Feld illegitimer Eingriffe des Staates zu unterscheiden (J. St. Mill etwa hält Zwang nur dort für erlaubt, wo es sich um Notwehr handelt - alle andere Handlungen von Individuen müssen zulässig sein). Dazu muss die Sphäre der individuellen Aktivitäten festgelegt werden, der Staat muss mit einem Zwangsmonopol ausgestattet sein und dieses Monopol muss durch die Rechtsstaatlichkeit eingeschränkt werden. Der Gegensatz von Planung ist nicht "Laissez-faire", sondern die Rechtsstaatlichkeit.

Dinge wie "Vollbeschäftigung" und "soziale Sicherheit" können nur erreicht werden, wenn in einer Gesellschaft die individuellen Kräfte freigelassen werden, so dass sie zur vollen Entfaltung gelangen können. In einer geplaten Gesellschaft bleibt kein Platz für individuelle Ambitionen; wenn das Streben des einzelnen mit jenem dem Kollektivs kollidiert, dann muss in einer solchen Gesellschaft der einzelne weichen. Individualismus benötigt eine individualistische Gesellschaft. Freie Märkte sind der einzige Mechanismus, den wir gefunden haben, in dem partizipatorische Demokratie möglich ist. Mitbestimmung gibt es nur wenn freie Marktwirtschaft herrscht. Die einzige mögliche Politik um eine bessere Welt zu schaffen ist eine, die sich am Zentralprinzip der individuellen Freiheit orientiert! Sie ist die einzige wahre Fortschrittspoltik, die möglich ist. Die Freiheit muss stets aufs Neue gewonnen werden, doch für sie zu kämpfen ist es allmal wert. Friedrich August von Hayek war ein großer Käpfer für die Freiheit.

Dienstag, 17. Juni 2014

Hayek - "Der Weg zur Knechtschaft" - Vorwort


Mit dieser Woche startet auf dieser Seite die intensive Beschäftigung mit dem vom großen österreichisch Ökonomen Friedrich August von Hayek verfassten, bahnbrechenden Buch, "Der Weg zur Knechtschaft" (engl. Original: "The Road to Serfdom"). Mit diesem 1944 erschienenen Werk erreicht Hayeks lebenslange Auseinandersetzung mit dem Sozialismus, dem Kollektivismus und dem Totalitarismus einen ersten Höhepunkt, dem in den kommenden Jahrzehnten viele weitere folgten. Brilliant schildert Hayek den gemeinsamen geistig-kulturellen Ursprung von Sozialismus, Kommunismus und Nationalsozialismus und räumt mit dem Mythos auf, dass es sich beim Nationalsozialismus um eine dem Sozialismus/Kommunismus entgegengesetzte Strömung handle. In Wahrheit sind diese drei allesamt Ströme aus  der selben Quelle, die in Deutschland und Italien schneller als anderswo und konsequenter ihre volle Stärke erreichten und die sich alle durch die Feindschaft gegenüber der individuellen Freiheit auszeichnen. Der Sozialismus ist ebenso wie der Nationalsozialismus gegen die Werte und die Kultur des Westens gerichtet und stellt eine Gegenbewegung zur Aufklärung und zum Humanismus dar - kurz: es ist nicht übertrieben ihn als Anti-Renaissance zu bezeichnen.

Es ist erstaunlich, was man über Ideen, die als ganz logisch und selbstverständlich angesehen werden, herausfinden kann, wenn man ihren Stammbaum zurückverfolgt, wusste schon Lord Acton im 19. Jahrhundert. Hayek weist in "Der Weg zur Knechtschaft" auf die Gefahren hin, die mit der Abkehr von der Freiheit verbunden sind, mit dem Abrücken vom klassischen Liberalismus des 19. Jahrhunderts, der lange Zeit von Großbritannien ausgehend großen Einfluss auf die Welt ausgeübt hatte. Es war der Liberalismus dem wir die Menschenrecht und die Rechtsstaatlichkeit zu verdanken haben, der das Individuum ehrt und ihm die freie Entfaltung seiner selbst ermöglicht. Der Liberalismus steht auch auf dem unverbrüchlichen Standpunkt, dass der Mensch niemals als Mittel für die Interessen eines anderen (auch des Staates nicht) eingesetzt werden darf, sowie dass jeder einzelne stets als Individuum um niemals  als Teil einer Gruppe behandelt werden darf. Denken wir nur daran, wie sehr in unserer heutigen Gesellschaft im 21. Jahrhundert noch immer dagegen verstoßen wird!  Quotenregelungen, Bevorzugungen bestimmter Gruppen gegenüber anderen mögen hier als abschreckende Beispiele der Inhumanität dienen.

Wir dürfen niemals vergessen, dass der Staat kein Selbstzweck ist, sondern ein Mittel zur Wahrung der Freiheit des Individuums; der Staat darf nicht herrschen, er hat dem Menschen lediglich zu dienen, er ist Mittel und kein Zweck. Als einziger Zweck darf nur der Mensch, und zwar der Mensch als Individuum, gelten. Daraus folgt logisch auch, dass der Staat nicht sakrosankt sein darf, sondern dass auch die Möglichkeit seiner völligen Abschaffung bestehen muss, sofern die Menschheit oder eine bestimmte Gesellschaft ein besseres Mittel zur Erfüllung der Aufgaben des Staates findet.


Als "Der Weg zur Knechtschaft" 1944 in England erschien, war der Ruf nach Staatsinterventionen in Wirtschaft und Gesellschaft modern geworden. Was bis zu den 30er-Jahren undenkbar gewesen war, wurde nun von der Politik verlangt und Politiker aller Couleurs (bis auf einige Liberale) sahen es als notwendig an, dass die Wirtschaft und auch die Gesellschaft "geplant" werden müssten. Diese sozialistischen Ideen wurden auch von vielen vertreten, die sich nie als Sozialisten bezeichnet hätten. Hayek sah diese Gefahr und wies darauf hin, weshalb er sein Buch auch den "Sozialisten aller Parteien" widmete. Heute, genau 70 Jahre später, befinden wir uns wieder in einer kritischen gesellschaftlichen Situation, in der offen oder unterschwellig wieder viele Forderungen gestellt werden, die damals bereits aktuell waren. So wird auch heute generell nach mehr Staat und Regulierung gerufen - wieder von Politikern fast aller Parteien. Es scheint wieder völlig logisch zu sein, dass der Staat stärker in das Leben eingreifen müssen und wie immer wird dies mit den Schlagworten "Gerechtigkeit", "sozialer Ausgleich" und dergleichten rationalisiert. Hinzu kommen noch die Idealisten, die scheinbar so noble Ziele vertreten wie den Planeten zu retten, die Armut zu beseitigen und ganz allgemein eine bessere Gesellschaft zu schaffen. Freilich vergessen sie dabei welchen Zwang dabei auf die Menschen ausgeübt werden muss, die diese Ziele persönlich nicht teilen. Wieder gilt, wie schon in den 40ern, dass diejenigen die solche Ziele anstreben sie nie anstreben würden, wenn sie in vollem Ausmaße begriffen welche Maßnahmen dazu umzusetzen wären! Das größte Problem dabei ist heute wie damals der Verlust der Freiheit. 

Freiheit bedeutet ja in Wahrheit die Abwesenheit von Zwang und nicht, dass man von der Tragung von Kosten befreit wird. Wer unter Freiheit "Freibier" oder "freie Versorgung für alle" versteht, der meint damit nicht Freiheit, sondern Ausbeutung anderer. Diese "Wohltäter" tun genau das, was sie den scheinbar so gierigen Kapitalisten (besonders Bankern, Spekulanten, Konzernen etc.) vorwerfen - sich auf Kosten anderer zu bereichern. Es ist das alte "Robin-Hood-Verbrechen" jenen zu nehmen die etwas haben und es jenen zu geben die nichts haben - die Ausbeutung der Besitzenden durch die Nichtbesitzenden.  Eines fürfen wir nie vergessen: es gibt auf dieser Welt nichts umsonst und wenn jemand für eine Leistung nichts bezahlen muss, dann tut es eben ein anderer und wenn dieser nicht freiwillig zustimmt, dann muss er dazu gezwungen werden! Die logischen Folgen einer geplaten Gesellschaft ist immer der Totalitarismus - auch solche Dinge, wie den "Schutz des Planeten" wird man nicht ohne Zwangsmaßnahmen in das Leben der Menschen durchführen können. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Maßnahmen sehr total sein werden müssen. Freilich wird dann mit "Notwendigkeiten", dem "Guten" oder "der lebenswerten Welt für unsere Kinder und Enkel" argumentiert werden. Doch lassen wir uns davon nicht täuschen. Dies alles ist nichts anderes, als ein Angriff auf die Freiheit des Individuums! Der Zweck heiligt niemals die Mittel. Ein edles Ziel kann niemals edel sein, wenn man dazu Zwangsmaßnahmen anweden muss, wenn man dazu die Freiheit des Einzelnen einschränken muss! Nach Zwang zu schreien stimmt mit den primitiven Emotionen des Menschen zusammen, die aus der Steinzeit stammen. In der heutigen moderen, komplexen Welt können uns diese Emotionen über einen kleinen sozialen Rahmen hinaus keine Dienste mehr leisten, hier sind ausschließlich Verstand, vernetztes Denken und subtiles und sophistisches Verstehen von Nutzen.

Niemals darf vergessen werden: Die Freiheit ist kein Mittel, sondern sie ist Selbstzweck - der höchste Selbstzweck überhaupt, denn sie ist der Kern der menschlichen Natur selbst. Die Freiheit darf niemals durch ein Ideal, wie edel es auch sein mag, beschnitten werden, vor ihr muss alles andere weichen.

In den kommenden Wochen werden hier die 15 Kapitel von Hayeks Buch zusammengefasst und einzeln erläutert werden, beginnend mit Kapitel 1 noch diese Woche. Im Abstand
von etwa ein bis zwei Wochen folgen dann jeweils die folgenden Kapitel in der Reihenfolge, wie sie sich auch in Hayek's Werk finden.

Euer Sokrates.