Sonntag, 22. Juni 2014

HAYEK KAPITEL 2 - THE GREAT UTOPIA

Die Täuschung des Sozialismus begann damit, dass er unter der Flagge der Freiheit sich gegen den Liberalismus der Französischen Revolution stellte. Die großen Umbrüche, die das Ende der traditionellen Gesellschaft und das Aufkommen der Moderne herbeiführten, waren in der Tat größtenteils Revolutionen gewesen. Dass diese Revolutionen eines geistigen Fundamentes bedurften, ist augenscheinlich, denn ansonsten wäre eine Revolution lediglich der Ausbruch von relativ wagen Unzufriedenheitsgefühlen, derer Ursprung den meisten völlig unbewusst ist und auf nichts Konkretes gerichtet ist. Es waren die freiheitlichen Ideen, das Bewusstwerden der eigenen Freiheit und Würde des Bürgertums, die es ermöglichten das alte ständische System zu überwinden und eine Gesellschaft der Gleicheit zu erreichen. Heute, im 21. Jahrhundert ist diese Gleichheit in allen entwickelten Ländern der Welt verwirklicht.

Doch hier setzte sich nun der Sozialismus von der Freiheitsentwicklung in Europa ab und untergrub eben diese Gleichheit, die nur in Freiheit möglich ist, durch neue Zwänge und Ausbeutung, die jedoch unter dem Etikett der "Freiheit" firmierten und deshalb für große Verwirrung unter den freiheitsliebenden Menschen sorgte. Unter "Freiheit" wurde nun zunehmends die Freiheit von nötigenden Umständen verstanden. Der Begriff der Gerechtigkeit wurde unter dem Sozialismus verzerrt. Er hieß nun nichts anderes, als die Beseitigung der unterschiedlichen Wahlmöglichkeiten, die das Leben dem Menschen bot. Sozialismus hieß Beseitigung der Natürlichkeit und Spontaneität und hin zu einem System in dem alle Menschen nur noch denselben beschränkten Rahmen an Auswahlmöglichkeiten in ihrem Leben haben. Es erschien nun im 19. Jahrhundert unerträglich, dass das Leben, die Natur, dem einen Möglichkeiten bot, die dem anderen nicht offenstanden. Damit richtete sich der Sozialismus gegen die Natur selbst und nicht nur gegen die freie Entfaltung des Individuums. Freiheit im Sozialismus heißt frei davon zu sein ertragen zu müssen, dass es einem anderen im Leben besser geht, als einem selbst. Der Sozialismus nennt "Gerechtigkeit", was in Wahrheit Neid ist. Doch freilich bekennt sich niemand zum Neid, darum muss er als "Gerechtigkeit" rationalisiert werden. "Der Sozialisten Gerechtigkeit heitß Neid!", muss es deshalb richtigerweise heißen. Eine Gleichheit im Sozialismus besteht darin, dass alle gleich in ihrer Unfreiheit sind, dass alle Sklaven sind. Vereint in der Misere, nichts weiter hat der Sozialismus zu bieten. 


Es wird heute nur allzu leicht vergessen, wie die Vordenker des Sozialismus und deren früheste Vertreter autoritär in ihren Bestrebungen waren. Ihnen war völlig bewusst wie sehr Zwang gegen das Individuum angewandt werden musste, um ein sozialistisches System durchzusetzen. Leute wie St. Simon oder Comte hießen solche autoritätren Zwänge für gut. Die "Auflehnung des Individuums gegen die Spezies" wurde als untragbar angesehen, die Redefreiheit wurde für die großen Übel des 19. Jahrhunderts verantwortlich gemacht. Alexis de Tocqueville zeigte deutlich auf, dass Sozialismus und Demokratie nicht zusammenpassen, die Bezeichnung "Sozialdemokraten" ist auch heute noch sehr fraglich. Der Begriff "Sozial" entleert den Begriff "Demokratie" völlig seiner Bedeutung. Ebenso wie "Sozial" die "Marktwirtschaft" ad absurdum führt. So etwas wie eine "soziale Marktwirtschaft" kann es nach Hayek überhaupt nicht geben. Er nannte solche Worte "Wiesel-Worte". Damit ist gemeint, in Anlehnung an das Tier, das ein kleines Loch in ein Ei macht, den Inhalt heraussaugt und die Schale stehen lässt, dass von einem Begriff lediglich der äußere Anschein übrigbleibt, der Inhalt jedoch durch den anderen Begriff völlig verloren geht.


In seiner Verführungsarbeit schaffte es der Sozialismus viele Liberale zu täuschen und in ihre Reihen überzuführen. Die Bezeichnung "sozial liberal" ist ebenfalls ein Wiesel-Wort, was sich klar aus der Unvereinbarkeit von Sozialismus und Freiheit ergibt. Es war die schleichende Umdeutung von "Freiheit" durch die Sozialisten, die es möglich machte, dass viele den Irrtum nicht erkannten und sich jenen anschlossen, die ihren ursprünglichen Ideen entgegengesetzt waren. Die Vorstellung Sozialismus mit demokratischen Mitteln durchzusetzen ist nach Hayek eine Utopie.


Über die gemeinsamen Ursprünge von Sozialismus/Kommunismus und Nationalsozialismus wurde auf dieser Seite bereits vieles geschrieben. Kennzeichnend für beide Störmungen war das Versprechen von Heil und zwar von Heil im Diesseits. Ihre starken religiösen Züge sind schon von der äußeren Erscheinung her leicht zu ersehen, die Programme versprachen offen das "Heil". Gemeinsam hatten beide auch, dass sie das Heil in der Gesellschaft zu finden glaubten. Beide gingen davon aus, dass das gute Leben, das Heil für alle dadurch erreicht werden könne, in man die richtige Form der Gesellschaftsorganisation fände. Peter Drucken nannte deshalb den Kommunismus und den Nationalsozialismus "säkulare Heilsreligionen". Die Rivalitäten der beiden Parteien ist nicht darauf zurückzuführen, dass sie weltanschaulich entgegengesetzt wären, sondern dass sie beide im "gleichen Teich" fischen. Sozialisten sind leicht in Nazis konvertierbar und umgekehrt. Man sieht dies an den verschiedenen Karrieren von Sozialisten und Nazis vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Max Eastman, ein Freund Lenin's, meinte dass der Stalinismus nicht das Gegenteil des Hiltersystems sei, sondern ein "Superfaschismus", der Hitler noch bei weitem umbertreffe. Gemeinsam haben Kommunismus und Nationalsozialismus auch, dass sie sich gegen die Liberalen wenden, diese sind die eigentlichen Hauptfeinde, denn mit den anderen Parteien gibt es zumindest Berührungspunkt, meist sogar Schnittmengen. Dass Hitler's Hass auf die Liberalen nicht herausragend zur Schau gestellt wurde, hängt damit zusammen, dass es bei seiner Machtergreifung in Deutschland ohnehin kaum mehr Liberale gab.


Gegen Ende des 20. Jahrhunderts war es klargeworden, dass nicht nur der Kommunismus und der Nationalsozialismus gescheitert waren, sondern überhaupt alle Vorstellungen vom "Heil durch die Gesellschaft". Das stellt heute die Menschen vor ein großes Problem, denn nachdem diese Heilslehren sich als untauglich herausgestellt hatte, fand sich nichts Neues, an dem man sich orientieren konnte. Ideologien funktionieren nicht, doch woher soll der Mensch seinen Lebenssinn und seine Werte herleiten? Viele wenden sich den alten Sinngebern, den Religionen, zu, andere vwiderum suchen ohne Sinngebung glücklich zu werden oder konstruieren sich unter den verschiedenen Angeboten in der Welt im Baukastensystem ihr "Pirvatheil" zusammen. Der Liberalismus gibt dem Menschen kein Heil vor, er erkennt an, dass ein solches von jedem Menschen auf seine ganz eigene Weise gefunden und verwirklicht werden muss, er überlässt es dem einzelnen sein Leben mit Sinn zu erfüllen und seine Werte zu finden. Nur dadurch können sich die spontanen Kräfte des Individuums entfalten und sowohl für es selbst, als auch für die Gesellschaft die besten Ergebnisse bringen. Der Liberalismus macht keine Versprechnungen, sondern er bietet eine Chance. Gerade darin liegt seine Stärke und sein Glaubwürdigkeit.


Hayek und viele andere haben uns gezeigt, dass der Sozialismus weder mit der Freiheit, noch mit der Demokratie vereinbar ist. Hören wir also auf an dieser Illusion festzuhalten oder sozialistische Ideen zumindesten als nicht-schädlich aufzufassen.


 

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