Donnerstag, 3. Juli 2014

HAYEK 9 - SECURITY AND FREEDOM

Das Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit und die damit in Zusammenhang stehenden Schwierigkeiten sind seit langem bekannt. Die größte Gefahr dabei besteht darin, dass das jeweils eine, um des anderen Willen aufgegeben wird. Wer zu solchem bereit ist, der verdient nach den Worten Banjamin Franklins weder die Sicherheit, noch die Freiheit. Glücklicherweise besteht die Möglichkeit einen vernünftigen Umgang mit beiden zu pflegen und eine praktikable Verbindung der beiden zuwege zu bringen.

"Wirtschaftliche Sicherheit" ist ein sehr vager Begriff, der leicht zur Gefahr für die Freiheit werden kann. Wenn Sicherheit in einem absoluten Sinne verstanden wird, wird sie zur größten Gefahr für die Freiheit überhaupt. Relative Sicherheit ist ein legitimes Ziel, doch wo die Sicherheit absolut gelten soll, dort wird sie unvereinbar mit der freien Gesellschaft. Um die relative Sicherheit abzudecken, ist der Markt sehr gut geeignet, absolute Sicherheit hingegen ist nur für wenige und nur in einer gesplanten Gesellschaft möglich. Eine solche geplante Sicherheit kann niemals die Sicherheit aller Menschen sein, sondern ausschließlich eine für eine kleine Elite. In einer relativ wohlhabenden Gesellschaft ist relative Sicherheit gut erreichbar und stellt keine Gefahr für die individuelle Freiheit dar. Auch gegen die Gefahren, die von Naturgewalten her drohen, können die Menschen durch den Markt gut abgesichert werden. Diese relative Sicherheit ist in allen westlichen Staaten verwirklicht und stellt heute kein Problem mehr dar. Der Ruf nach mehr Sicherheit kommt heute viel mehr von einer "Sicherheitsverwöhnung", von einer gewissen Untauglichkeit der Individuen her mit den ganz normalen Unwägbarkeiten und Risiken des Lebens umzugehen. Viel zu leicht lässt sich die Politik hier verführen Maßnahmen zu treffen, die mit riesigen Kosten verbunden sind, große Teile der Bevölkerung belasten aber aufgrund der Unsicherheit gewisser Gruppe wünschenswert erscheint. Dieser Verführung muss unbedingt widerstanden werden. Stück für Stück verliert so ein ganzes Volk seine Freiheit. Eine der heutigen Handhaben dazu ist die Überwachung der Bevölkerung durch staatliche Behörden. Kann ein Volk es sich leisten, wenn ihm grundsätzlich vom Staat derart misstraut wird? Die Antwort ist klar: Nein, das darf es auf keinen Fall!

Ein soziales Problem stellt seit langem die Arbeitslosigkeit dar. Auch Liberale stimmen meist zu, dass es hier eine Art von Planung braucht, so auch Hayek, allerdings einer "guten" Planung und nicht eine, wie es den Sozialisten vorschwebt. Eine große Gefahr im Arbeits- und Sozialbereich stellt der Druck bestimmter Gruppen dar ihr erreichtes Einkommen abzusichern. So wehren sich Gewerkschaften in der Regel massiv gegen Gehaltseinbußen bei ihren Mitgliedern und zwar auch dann wenn sie wirtschaftlich notwendig sind und die gewohnten Löhne und Gehälter nicht mehr gerechtfertigt werden können. So ist es unverantwortlich in einer schrumpfenden Branche immer noch die hohen Löhne aus den wirtschaftlich guten Zeiten zu fordern. Gewerkschaften und Populisten hingegen haben dafür kein Verständnis uns sehen sich als Absicherer von Pfründen. Dass sie damit den ganzen Arbeitsmarkt schädigen, insbesondere die Arbeitnehmer in anderen Branchen, scheint ihnen entweder nicht bekannt oder sie kümmern sich nicht darum. Irgendjemand wird die hohen Löhne bezahlen müssen, die marktverzerrend werden, und dieser Preis wird von der Allgemeinheit bezahlt werden müssen. Es ist zutiefst unmoralisch bei wirtschafltichen Einbrüchen noch immer auf die hohen Löhne der guten Konjunktur zu bestehen! Hier stimmt nämlich das Verhältnis der Leistung mit der Entlohnung nicht mehr überein.

Was unter "wirtschaftlicher" und "sozialer" Sicherheit oft verstanden wird, ist nichts anderes als die Absicherung des gesellschaftlichen Status'. In einer freien Gesellschaft kann es einen solchen Statusschutz nicht geben - niemand ist davor gefeit in Zukunft sozial schlechter dazustehen, als gewohnt. Trotzdem ist dies keine schlechte Sache, denn die Alternative, die Absicherung des Status, zu gewährleisten, würde für die Allgemeinheit große Kosten verursachen, die in hohem Maße unsozial sind. Unter "sozialer Sicherheit" wird nur allzu oft der Egoismus bestimmter Gruppen verstanden und mit diesem, als positiv aufgefassten, Begriff rationalisiert. Wenn den Menschen klar wäre, wie viel dies sie kostet, bzw. wie schädlich es für die Gemeinschaft ist Gruppen ihren Status zu gewähren, dann würden sie der "sozialen Sicherheit" ihre Zustimmung verweigern. Jede Garantie für eine Gruppe, schmälert die Sicherheit der anderen Gruppen. Wird einer Gruppe etwa Löhne oder Preise garantiert, dann geht das zulasten der nicht privilegierten Gruppen, die dafür umso mehr Unsicherheit auf sich nehmen müssen. Werden Menschen in einer Industrie geschützt, dann geht dies immer zulasten von Menschen in anderen Industrien. Die Arbeitsplatzgarantie für eine Gruppe, führt zu höherem Arbeitsplatzrisiko und Arbeitslosigkeit für andere Gruppen. Man darf niemals vergessen, dass Sicherheit für eine Gruppe, Ausbeutung für eine andere Gruppe bedeutet!

Wenn wir wollen, dass Menschen ihr Bestes geben, dann müssen wir sie dazu ausreichend motivieren und niemand ist motiviert, wenn er nichts davon hat. Bis zu einem gewissen Grad ist bei jedem Menschen eine Motivation von außen notwendig. Was im Zusammenhang mit Sicherheit auch oft vergessen wird ist die Tatsache, dass eine geplante Gesellschaft eben gerade nicht die Sicherheit schafft, die man sich von ihr erhofft. In einer geplanten Gesellschaft gibt es keine Gleichheit, sondern nur die Masse und eine herrschende Elite, die die anderen bevormundend ihre Vorteile genießt. In Bezug auf die Sicherheit heißt dies, dass Sicherheit durch das System durch Wohlverhalten verdient werden muss. Bestes Beispiel dafür sind die ehemaligen Ostblockstaaten. Sicherheit gab es nur für jene, die sich dem System gegenüber willfährig zeigten. Wer aufbegehrte, wer eine eigene Meinung hatte und seine Individualität bewahren wollte, dem war das "gute Leben" versperrt, sowohl die Möglichkeiten, als auch die "garantierte" Sicherheit.

Starkes Sicherheitsstreben findet man vor allem in militärischen Organisationen, so auch in den freien Gesellschaften des Westens. Was für stark nach Sicherheit strebende Menschen, die bereit sind ihre Freiheit dafür aufzugeben typisch ist, ist der Umstand, dass sie es in der Regel nicht ertragen können, wenn andere ihre Freiheit genießen. Solche Menschen wollen dass auch alle anderen ihre Freiheit aufgeben und je militärischer ein Staat organisiert ist, desto weniger besteht noch die Möglichkeit seine Freiheit zu bewahren. Am deutlichsten sah man dies am NS-Regime, am Kommunismus oder am antiken Sparta.

Eingriffe in den Markt aus Sicherheitsgründen erhöht die Unsicherheit am Markt allgemein, vor allem für die "Outsider". Im Jahr 1944 als Hayek sein Buch veröffentlichte waren die "sicheren" Jobs jene, die von der Jugend am meisten angstrebt wuren, vor allem von der akademischen Jugend. Dies war kein Wundern, denn seit Jahren hatten die Schulen und die Universitäten ein negatives Bild von der Wirtschaft und der Figur des Unternehmers schlechthin, gezeichnet. "Kaufleute" galten als unmoralisch, geldgierig und ohne soziales Gewissen - zudem wurde propagiert, die Zukunft gehöre dem Sozialismus und ein junge Mann oder eine junge Frau täten gut, gerade wenn sie zur zukünftigen Elite gehören wollten, sich diesem nicht zu widersetzen. Es gibt gewisse Parallelen dazu auch heute(2014) noch. Zwar ist die Zustimmung zum Sozialismus nicht mehr groß und die meisten haben auch gelernt, dass der Sozialismus nicht gerecht ist, sondern zu einem totalitären Zangssystem führen muss, trotzdem ist das Bild des Wirtschafttreibenden nicht viel besser, als in den 40er-Jahren. Noch immer glauben viele, dass Unternehmer "geld-" und "machtgeil" wären, dass sie keine soziale Verantwortung tragen wollten und dass ihnen ganz allgemein nicht zu trauen sei, da sie ein "oberflächliches" Leben führten. Solche Mythen halten sich noch immer und dies ist besonders bedauerlich, denn es sind gerade jene Leute, die von Wirtschaft keine Ahnung haben, sich hinter Universitäts- und Redaktionsmauern verschanzen und kaum einen Blick auf die reale Welt zu reichten sich getrauen von denen diese Propaganda verbreitet wird. Der denkende Menschen wird leicht die niederen Motive dieser Progapandisten erkennen, sei es weil sie ihren eigenen Vorteil verfolgen oder weil sie ihrem Frust, ihrem Neid, ihren Depressionen Ausdruck verleihen.

Wenn Sicherheit zum alles bestimmenden Ideal einer Gesellschaft wird, dann gibt sie bald alles zugunsten dieser auf. Das sah man sehr deutlich am Nationalsozialismus. Der Geist der Freiheit war in Deutschland schon im 19. Jahrhundert erstickt worden, was noch übrig blieb, zeigte sich kaum in der Öffentlichkeit, am ehesten noch in den fortschrittlichsten Gebieten Deutschlands - vor allem den Hansestädten; für den Totalitarismus stellten sie jedoch keine ausreichenden Bollwerke mehr dar. So musste Hitler auch keinen offenen Kampf gegen den Liberalismus, seinen wahren größten Feind, führen, da dieser bereits völlig marginalisiert war. Wäre der Liberalismus stark in den Köpfen er deutschen Bevölkerung verankert gewesen, hätte es so schnell keinen Faschismus geben können, womit der Welt unendlich viel Leid erspart geblieben wäre.



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