1944
herrschte generell die Ansicht vor, dass der Mensch sich weniger um seine wirtschaftlichen
Angelegenheiten zu kümmern haben, als noch die Generation der Großväter. In
Wahrheit ist es jedoch so, dass sich die Menschen lediglich weniger mit den
wirtschaftlichen Regeln und Abläufen beschäftigen, dafür umso mehr mit den
wirtschaftlichen Doktrinen. Nicht das tatsächliche Funktionieren der Wirtschaft
ist zum Gegenstand der Betrachtung geworden, sondern wie die Wirtschaft nach
Ansicht verschiedener politischer und weltanschaulicher Richtungen
funktionieren sollte!
In
Wahrheit rebelliert der heutige Mensch gegen die unpersönlichen Kräfte, die die
Wirtschaft und die Gesellschaft bestimmen. Diesen Kräften hatte er sich in der
Vergangenheit unterworfen, obwohl seine persönlichen Ambitionen oft frustriert
wurden. Immer weniger will man heute das Notwendige anerkennen – man will nicht
akzeptieren, was man nicht vollständig versteht, das für ein solches zu komplex
ist. Es ist eine Rebellion gegen die moderne Welt und eine Sehnsucht nach
Einfachheit und Verständlichkeit, die wir heute beobachten.
Nur
die Unterwerfung unter die komplexen, unpersönlichen Kräfte haben die
Zivilisation überhaupt erst möglich gemacht. Menschen waren bereit diese Kräfte
zu akzeptieren und dies hat seine Entwicklung, seine „Reifung“, ermöglicht.
Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Unterwerfung aus Glaubensgründen (z.B.
aus der Religion heraus) oder aus Gründen des Vertrauens in die Natur oder die
Vernunft oder dergleichen geschah. Nun aber steht eben die Zivilisation selbst
auf dem Spiel! Ohne Unterwerfung unter das Unbekannte, das nicht völlig
Begreifbare, ist eine menschliche Kultur möglich! Gerade die moderne
Gesellschaft braucht dieses Vertrauen. Weil es eben keine einfachen Ziele gibt,
die die Moderne verfolgt, wird sie so schwer verständlich für das Individuum.
Dieses Vertrauen zu entwickeln ist eines der großen Probleme unserer Zeit –
auch heute – 2014 – ist dieses Vertrauen bei vielen Menschen nicht vorhanden.
Die Flucht in einfache Erklärungen, wie etwa Verschwörungstheorien – herrscht
immer noch in vielen Köpfen vor und stets besteht die Gefahr, dass jene die das
„Unbehangen in der Kultur“ (Freud) nicht bewältigen können, von Populisten
„eingefangen“ werden, um einer Illusion einer einfachen, verständlichen Welt zu
huldigen.
In
einer modernen Gesellschaft zu leben heißt einer permanenten Veränderung
unterworfen zu sein. Ständig gibt es Gewinner und Verlierer. Die Fähigkeit zu
Adaption an die Umstände, was meist unter dem Schlagwort „Flexibilität“
gehandelt wird, ist eine dringendere Notwendigkeit als je zuvor geworden.
Sozialismus und Totalitarismus sind Weigerungen sich anzupassen und letztlich
bedeuten sie die Weigerung die Regeln der Evolution zu akzeptieren, die
Weigerung das zu tun, was die Natur von uns erfordert.
Sieht
man sich den Totalitarismus in Deutschland an, wie er sich bis zu Hitler
entwickelt hat, dann sieht man, dass es vor allem jene Kreise waren, die von
Verlusten bedroht waren, die dem Nationalsozialismus ins „Netz“ gingen. Es
waren jene Leute, die den sozialen Abstieg durch die gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Umwälzungen fürchteten und sich von Hitler eine vorhersehbare
Zukunft mit Statusgarantien verhofften. Die Angst vor der Verarmung, vor der
gesellschaftlichen Schlechterstellung, trieb Hitler die Massen zu.
Am
besten erreicht man eine bessere Welt dadurch, dass man das allgemeine
Wohlstandsniveau hebt. Der Individualismus hebt auch die allgemeine Moral,
während der Kollektivismus das Niveau der Moral senkt. Nur in der individuellen
Sphäre gibt es gut und böse, außerhalb davon herrscht nur Beliebigkeit. Ein
Gewissen gibt es nur beim einzelnen aber nicht bei der Gruppe. In einer
individualistischen Gesellschaft wird Verantwortung viel eher wahrgenommen, als
in einer kollektivistischen. Vor allem die Einrichtung des Privateigentums
führt zu Sorgfalt und Verantwortung. Wenn möglichst viele Güter in den Händen
von Individuen sind, wird weitaus mehr auf ihren Bestand und ihre Erhaltung
Acht gegeben, als bei Gemeineigentum.
1944
war Großbritannien dabei gerade jene Werte gering zu schätzen, auf die es einst
so stolz war: Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Selbstverantwortung,
Eigeninitiative, humanistischer Bürgerliberalismus etc. Vor allem die Linken
hatten allzu lange fremde „Götter“ angebetet, so dass sie ihre eigenen Wurzeln
verraten hatten. Es würde in Zukunft darauf ankommen, dass die Briten wieder
ihre alten Werte hochhielten und Stolz darauf wären, meinte Hayek damals.
(Glücklicherweise
schaffte es Großbritannien unter Margret Thatcher in den 80ern zurück zu seinen
alten Wurzeln und erlebte einen beispiellosen Aufschwung, von dem das Land noch
heute profitiert und das, obwohl es dazwischen auch „Labour-Regierungen“ gab).
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