Donnerstag, 3. Juli 2014

HAYEK 10 - WHY THE WORST GET ON TOP

Laut Lord Acton tendiert Macht dazu zu korrumpieren, und totale Macht korrumpiert totel. Wie Recht der alte Brite doch hatTe! und würde er in unseren Zeiten leben, würde er das Ausmaß der Wahrheit seines Gedankens kaum fassen mögen. Aber uns beschäftigt hier vordergründig die Frage nach dem Totalitarismus, der sich zwangsläufig aus den sozialistischen Ideen ergibt und zu den Grundübeln unserer Zeit geworden ist, auch wenn es heute nicht direkt so aussieht, als ob der Totalitarismus ein großes Probelm für Europa oder die westliche Welt im frühen 21. Jahrhundert wäre. Es ist ein Irrtum zu glauben Totalitarismus wäre an sich neutral, es käme nur darauf an, ob er gute oder böse Ziele verfolge. Dies ist der gleiche gefährliche Irrtum, dem Menschen unterliegen, die die Diktatur nur dann ablehnen, wenn sie Böses bringe, die jedoch erfreut über sie sind, wenn diese dem "Guten" diente. Wenn doch nur der "Gutmensch" Diktator wäre, denn hätten wir ja nichts zu befürchten, dann bräche das Zeitalter der Erfüllung, der "Gerechtigkeit" und dergleichen an. Die äußere Erscheinung mag sich wandeln, doch im Kern bleiben all diese Hoffenden dieselben. Es gibt laut Viktor Frankl nur zwei Arten von Menschen auf dieser Welt: 1.) jene, die glauben die Zwecke heiligten die Mittel und jene, die glauben, dass dies nicht der Fall sei. Die "Weltverbesserer" aller Couleurs gehörten stets der ersteren Gruppe an. So sehr sie auch den Anschein des Guten nach außen hin präsentieren, so sehr ist doch das Ergebnis ihres Handeln stets das Gegenteil.

Was wir an Totalitarismus in Deutschland, Russland oder Japan sahen ist die logische Folge der Planung und hat nichts mit der kulturspezifischen Ausformung zu tun. Wer den Weg der Planung beschreitet, gerät in das mörderische Fahrwasser, in das Hitler, Stalin und das kaiserliche Japan in den 30er und 40er Jahren gerieten, und jedem anderen Volk wäre es ebenso ergangen, wenn es diesen Weg eingeschlagen hätte. Es ist ein großer Fehlschluss zu glauben, dass irgendetwas an den Deutschen, Russen, Italienern oder Japanern grundsätzlich "falsch" oder "böse" gewesen wäre, dass diese Völker sich eines enormen Ausmaßes an Verbrechen hingegeben hatten. Es war nichts anders als das Einlassen auf ein System dessen Folgen auch von den Klügsten anfangs kaum abzusehen war, dessen Auswirkungen für uns jedoch in höchstem Maße erkennbar sind und als Warnung für alle Zukunft gelten muss. Auch der demokratische Planer sieht sich bald vor die Notwendigkeit gestellt Maßnahmen zu treffen, die jenen eines Adolf Eichmann nicht unähnlich sind. Völlig unabhängig vom persönlichen Charakter ist es bald ein Zwang, der sich aus der Konsequenz des Handeln ergibt. Es ist jene  Aufgabe der Souveränität, die typisch für das Systemdenken ist und dafür sorgt, dass, um mit Emerson zu sprechen, die Dinge in den Sattel gesetzt werden und uns reiten lässt. Das ursprüngliche Ideal des Humanismus den Menschen ans Steuer zu setzen und sein Schicksal selbst bestimmen zu lassen, ist seit der Aufklärung immer tiefer im Sumpf der Kontrolle und geplanten Gesellschaft versunken und im 20. Jahrhundert derart unter die Räder gekommen, dass das Leben im Wesentlichen nur noch von den "Umständen" bestimmt wurde. Es bleibt die Frage ob wir im 21. Jahrhundert hier eine Richtungsänderung bewirken können und uns selbst wieder "in den Sattel setzen" können.

Es waren gerade die systemisch denkenden Sozialisten, die glaubten das "Paradies" auf Erden schaffen zu können (nachdem der Glaube an Gott aufgegeben wurde) und dieses "Paradies" konnte freilich nur durch eine Diktatur geschaffen werden, doch man glaubte, dies sei es eben wert in Anbetracht des Ziels. Was man dabei meist nicht sah war die Verschlechterung der Moral, die zwangsläufig mit Planung einhergeht. Und auch wenn manche Sozialisten davor zurückschreckten zu diktatorischen Mitteln zu greifen, so traten ihre "Bürder" die Kommunisten und Nationalsozialisten auf den Plan, die weitaus weniger zimperlich waren und die Diktatur offen begrüßten, um die "Dinge geregelt" zu bekommen. Es war ja meist das Versagen der Sozialisten in ihrer eigenen Ideologie des Sozialismus, der die Diktaturen von Hitler und Stalin erst ermöglichte, da diese Sozialismus konsequenter umsetzten, als die meisten Sozialisten selbst. Es gibt drei Gründe warum der Totalitarismus die schlechtesten Elemente der menschlichen Gesellschaft nach oben spült: 1.) Je höher die Intelligenz und die Ausbildung von Menschen ist, desto differenzierter sind ihre Ansichten
zur Welt, ihre politischen und moralischen Ansichten. Dies macht eine Einheitlichkeit naturgemäß sehr schwierig. Primitive, brutale Charaktere hingegen sind sich recht schnell einig. 2.) Die Diktatur erfordert die Zustimmung jener Menschen, die selbst über nur vage und wenig gefestigete Überzeugungen verfügen und 3.) Es ist weitaus leichter einer negativen Position zuzustimmen als einer positiven. Es ist leichter eine "Wir-gegen-sie-Position", eine Sündenbock-Haltung, einzunehmen, als sich ernsthaft mit einem Problem auseinander zu setzen. Die Diktatur hat deshalb einen großen Spielraum, weil sie viel mehr gegen bestimmte Positionen und Menschen ist, als dass sie positiv etwas zu bieten hätte.

Es ist interessant, dass die Positionen des Totalitarismus stets gegen den Kapitalimsus und gegen das Judentum gereichtet war, beide wurden als in engem Verhältnis zueinander gesehen, ja meist sogar als identisch betrachtet. Der Antisemitismus geht auch heute noch mit dem Antikapitalismus und Antiliberalismus Hand in Hand. Linke und  "Rechte" gleichen sich hier bis auf den heutigen Tag - beide sind sie gegen die Freiheit, das Privateigentum und die Rechtsstaatlichkeit - bis heute (2014). Es ist wichtig sich vor Augen zu halten, dass Kollektivismus immer bedeutet, dass es eine regierende Elite von wenigen gibt! Die humanistischen Werte des Individualismus wurden nur vom Liberalismus, von keiner anderen Strömung, geschaffen. Man darf sich deshalb auch von Leuten, die einen "liberalen Sozialismus" propagieren keinen Sand in die Augen streuen lassen. Sozialismus kann niemals liberals sein, immer ist er gezwungen totalitär zu werden, selbst wenn der einzelne Sozialist dies nicht wollen sollte. Der Sozialismus hat keinen Raum für den Humanitarismus des Liberalismus, nur für den eigenen Partikularismus des Totalitarismus. Im Kollektivismus werden nur jene als Teil der Gesellschaft angesehen, die denselben Zielen wie das Kollektiv zustreben. Doch was ist mit all den anderen?

Die Identifizierung des einzelnen mit dem Kollektiv ist das Ergebnis eines Minderwertigkeitsgefühls, das auf der anderen Seite durch ein Überlegenheitsgefühl gegenüber der Außenseitergruppe kompensiert werden muss. Viele halten sich überhaupt nur deshalb für moralisch, weil sie alle Entscheidunggewalt und Urteilskraft an eine Autorität abgetreten haben, die das Kollektiv vertritt. Sozialismus führt auch leicht zu Nationalismus, denn das ist die einzige Kontrolle, die die "Planer" haben, jene über die nationalen Produktionsgüter. Um den Kollektivismus umzusetzen muss man über weite Strecken Kontrolle über andere Menschen ausüben. Zudem muss die Macht dazu nicht nur
gebündelt, sondern sogar erhöht werden. Dabei wird als Einwand oft erwähnt, dass die politische Macht nichts anderes als die wirtschaftliche Macht (etwa eines Vorstandes einer großen Aktiengesellschaft) sei. Doch dies ist ein großer Irrtum, denn einer privaten Gesellschaft kann man entkommen, doch der politischen Macht nicht, ihr ist man als Einwohner eines Staates immer unterworfen.

Im kollektivistischen Staat kann es keine private Moral geben, alles muss der staatlichen Moral untergeordnet werden, notfalls durch Zwang. Die "Staatsraison", die Ziele des Staates gelten absolut und wer sich diesen widerstezt muss zermalmt werden. Ein absolutes formelles Recht (Rechtsstaatlichkeit) kann es im Kollektivismus nicht geben; das Individuum hingegen braucht ein solches und nur der Liberalismus kann ihm ein solches geben. Toleranz und Zivilcourage kann es in einer kollektivistischen Gesellschaft nicht geben. Interessant ist jedoch, dass gerade diese Werte des Individualismus in höchstem Maße auch soziale Werte sind. Es ist auf den ersten Blick nicht leicht einzusehen, doch wenn man sich auf den Liberalismus einlässt, dann erkennt man, dass nur dieser das Individuum zur vollen Entfaltung kommen lässt und dabei gleichzeitg die sozialste aller Formen des Zusammenleben ist. Dies kommt daher, dass der Liberalismus keine menschliche Schöpfung, sondern ein menschliche Entdeckung ist; er ist die Entdeckung der Natur des Menschen selbst! Auf dem antiken Tempel von Delphi stand "Gnoti Seauton" - "Erkenne dich selbst" - der Liberalismus ist die Antwort auf diese Urfrage des Menschen!

Wo es allgemeine Ziele der Gesellschaft und des Staates gibt, da kann es keine individuelle Moral mehr geben. Die wichtigste Grundlage der Moral, die Freiheit des Individuums, ist dann nicht mehr gegeben und das bedeutet, dass es in einer kollektivistischen Gesellschaft überhaupt keine Moral mehr geben kann. In einer totalitären Gesellschaft darf der einzelne überhaupt keine Moral haben. denn er ist ein Instrument des Staates und hat deshalb diesem zu dienen. Solches verträgt sich nicht mit einer individuellen Moral oder individuellen Zielen. Es gibt auch keinen Platz mehr für menschliche Gefühle. Wie sehr "höhere" Ziele die Individualität untergraben und im Ergebnis die niedrigsten aller Ziele sind, zeigte sich deutlich an der Erfahrung mit Hitler, Stalin oder Pol Pot. Totalitäre Gesellschaften belohnen das Niedrige, das Unmenschliche, das Brutale, in ihnen kommen die übelsten Gestalten der Menschheit an die Macht. Das 20. Jahrhundert zeigt, dass dies nicht bloße Theorie, sondern blutige Praxis geworden ist. Seien wir im 21. Jahrhundert so klug und human diese Fehler nicht erneut zu begehen und stellen wir uns der Planung und dem daraus folgenden Totalitarismus in den Weg.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen