Freitag, 25. September 2015

Das schönste Flugzeug aller Zeiten – die Lockheed Super Constellation



aEs gibt technische Erfindungen und Konstruktionen, die ihre eigene Zeit lange überdauern und die zu wahren Legenden werden. Geliebt und verehrt bilden sie bald einen Mythos, der weit über den Rahmen der Gemeinde der Liebhaber hinausreicht. Dazu gehören auch einige besondere Flugzeuge, wie etwas die legendäre „Tante Ju“ (Ju52), die DC 3, die Messerschmitt ME109 oder die britische Spitfire. In einem Atemzug mit diesen muss auch eine ganz besondere Errungenschaft der Luftfahrttechnik in der Mitte des 20. Jahrhunderts genannt werden: Die Lockheed Super Constellation.


 




Ein Star am Himmel


In Fliegerkreisen wird die Super Constellation auch liebevoll „Super Connie“ genannt. Sie war eine viermotorige Propellermaschine, die den Höhepunkt der zivilen Luftfahrt mit Propellerantrieben darstellte. Durch ihre Markenzeichen, die elegante Rumpfform und die drei charakteristischen Heckflossen, sticht die Maschine in ihrer Erscheinung deutlich hervor. Sie war das erste erfolgreiche kommerzielle Zivilpassagierflugzeug mit Druckkabine.




Flugreisen in den 50er-Jahren waren noch etwas Exklusives, Elegantes, etwas, das mit der großen weiten Welt in Verbindung gebracht wurde und zu der damals nur wenige Zugang hatten. Ein Flug von Frankfurt nach New York kostete etwa sieben durchschnittliche Monatsgehälter (das wären heute mehr als 20.000 Euro!). Dabei betrug die Flugdauer 16-17 Stunden, wobei fast immer auch Turbulenzen auftragen (etwas, das heutzutage bei Flughören von 10000 m und mehr nur noch selten vorkommt). Damals bemühten sich die Fluggesellschaften ganz besonders um ihre Passagiere mit einem zuvorkommenden Service und ausgezeichneten Speisen (an Bordunterhaltung gab es damals noch nicht allzu viel – keine Musik, keine Filme – so dass einem bald langweilig wurde).


Die Super Connie steht für diese längst vergangenen Tage der Luftfahrt, als Fliegen noch ein Abenteuer war, etwas Elitäres – ein ganz besonderer Zauber war damit verbunden – etwas, das mit der „Demokratisierung des Himmels“ durch die Einführung von Düsenjets endgültig verloren ging.


 




Geschichte der Super Connie


1943 startete der amerikanische Flugzeughersteller Lockheed eine seiner erfolgreichsten Baureihen, die mit der Constellation begann und bis Mitte der 50er-Jahre mit dem Starliner (L 1649) seinen Höhe- und gleichzeitig den Endpunkt erreichte. Die Super Constellation, die ihren Betrieb 1950 aufnahm, ist die „mittlere“ Flugzeugserie, innerhalb dieser Baureihe (Howard Hughes trug maßgeblich zur Konstruktion bei). Gegenüber dem Vorgängermodell war die Super Connie mit deutlich längerem Rumpf und ebenso längeren Tragflächen ausgestattet. Ursprünglich sollte die Maschine vor allem als Truppentransporter für die US-Air-Force dienen, setzte sich aber dagegen auch in der zivilen Luftfahrt durch.


Die erste Version der Super Conny, die L 1049 war noch mit recht schwachen Triebwerken ausgestattet, so dass die Airlines nur eine sehr geringe Anzahl orderten. Bald darauf jedoch wurde dieser Mangel behoben und die Triebwerksleistung konnte deutlich erhöht werden (auf 3250 PS je Triebwerk). Ein Manko der Super Constellation blieb jedoch die Wartungsanfälligkeit dieser Triebwerke – statisch gesehen fiel bei jedem dritten Flug ein Triebwerk aus, so dass das Flugzeug auch ironisch als „dreimotorige Maschine“ bezeichnet wurde. Auf die Grundversion L 1049 folgten die Modelle L 1049B bis L 1049H.


abMit dem Aufkommen der Düsenflugzeuge, Anfang der 60er-Jahre, war die Super Connie bald aufs Abstellgleis geraten und wurde nur noch für Kurzstrecken, bzw. als Frachtmaschine verwendet. Als solche diente sie noch bis in die 70er Jahre hinein. Die Navy flog ihre letzte Super Constellation bis Juni 1982. Die letzte regulär fliegende Maschine stellt 1993 endgültig ihren Dienst ein (sie gehörte einer dominikanischen Fluglinie). Die Verwendung als Kurzstreckenflugzeug stellte jedoch einen „Missbrauch“ der Maschine dar, die als Langstreckenflugzeug konzipiert war. Durch die permanenten, in kurzen Abständen erfolgenden Starts und Landungen, nutzte sich die dafür ungeeignete Maschine schnell ab und war ungeheuer reparaturanfällig (wie etwa die Lufthansa schmerzhaft feststellen musste, die die Super Connie noch einige Zeit als „Air Bus“ einsetzte).


Insgesamt wurden 285 zivile und 325 militärische Super Connies gebaut. Über die weltweit größten Super-Constellation-Flotten verfügten die amerikanischen Fluglinien TWA (Trans World Airlines) und die Eastern Airlines. In Europa flogen vor allem die Lufthansa, die KLM und die Air France die Lockheed-Modelle.


 


Die Super Constellation heute


Im regulären Liniendienst ist heute weltweit keine Super Constellation mehr im Einsatz. Nicht einmal mehr eine Handvoll Maschinen sind noch flugfähig. In Europa wird noch ein einziges flugtaugliches Modell vom Schweizer Verein SuperConstellation Flyers Association, mit Sitz in Basel, betrieben. Nach langen Bemühungen konnte das Modell 2003 in den USA erworben und restauriert werden. Seit 2004 befindet es sich in der Schweiz. Seither wird diese Super Connie liebevoll gepflegt und stellt auf Flugschauen überall in Europa stets eine Sensation dar. Der jeweilige Flugplan kann auf der Homepage des Vereins abgerufen werden. Die Maschine hat ihren „Heimathafen“ am Flughafen Basel-Moulhouse-Freiburg. Diese Super Connie mit blau-weißem Anstrich, den „B“ auf den Heckflossen und dem Schriftzug des Hauptsponsors „Breitling“ genießt großen Bekanntheitswert (unter anderem auch als Werbeträger für Breitling-Uhren).


  


Überblick über die wichtigsten technischen Daten der Super Constellation


Gesamtlänge: 34,6 m


Höhe: 7,55 m


Flügelspannweite: 37,5 m


Reichweite: 6500 km


Leergewicht: 31,3 t


Startgewicht (max.): 62,4 t


Reisegeschwindigkeit: 500 km/h


Flughöhe (max.): 7000 m


Triebwerke: 4 dreiblättrige Propellerantriebe: luftgekühlte 18-Zylinder Doppelsternmotoren (von Curtiss-Wright) mit 55 Liter Hubraum und je 3250 PS (gesamt: 13000 PS).


Besatzung: 4-10


Passagiere (max.): 99


Insgesamt produzierte Maschinen: 564


Erstflug: 13. Oktober 1950


Erstflug im Passagierverkehr: 17. Dezember 1951 (bei Eastern Airlines)


 




Die Zeiten der Super Constellation sind endgültig vorbei – in der Luftfahrt hat sich die Demokratie ebenso durchgesetzt, wie am Boden. Doch wer einmal das Glück hat mit der Super Connie zu fliegen, der spürt auch heute noch etwas von dem Flair und dem Zauber längst vergangener Tage am Himmel – Tage des Abenteuers und der Herausforderung.


 




Euer Sokrates


 




Photos: freeimages.com


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