Es
gibt technische Erfindungen und Konstruktionen, die ihre eigene Zeit lange überdauern
und die zu wahren Legenden werden. Geliebt und verehrt bilden sie bald einen
Mythos, der weit über den Rahmen der Gemeinde der Liebhaber hinausreicht. Dazu gehören
auch einige besondere Flugzeuge, wie etwas die legendäre „Tante Ju“ (Ju52),
die DC 3, die Messerschmitt ME109 oder die britische Spitfire.
In einem Atemzug mit diesen muss auch eine ganz besondere Errungenschaft der
Luftfahrttechnik in der Mitte des 20. Jahrhunderts genannt werden: Die Lockheed
Super Constellation.
Ein
Star am Himmel
In
Fliegerkreisen wird die Super Constellation auch liebevoll „Super Connie“
genannt. Sie war eine viermotorige Propellermaschine, die den Höhepunkt der
zivilen Luftfahrt mit Propellerantrieben darstellte. Durch ihre Markenzeichen,
die elegante Rumpfform und die drei charakteristischen Heckflossen, sticht die
Maschine in ihrer Erscheinung deutlich hervor. Sie war das erste erfolgreiche
kommerzielle Zivilpassagierflugzeug mit Druckkabine.
Flugreisen
in den 50er-Jahren waren noch etwas Exklusives, Elegantes, etwas, das mit der
großen weiten Welt in Verbindung gebracht wurde und zu der damals nur wenige
Zugang hatten. Ein Flug von Frankfurt nach New York kostete etwa sieben durchschnittliche
Monatsgehälter (das wären heute mehr als 20.000 Euro!). Dabei betrug die
Flugdauer 16-17 Stunden, wobei fast immer auch Turbulenzen auftragen (etwas,
das heutzutage bei Flughören von 10000 m und mehr nur noch selten vorkommt). Damals
bemühten sich die Fluggesellschaften ganz besonders um ihre Passagiere mit
einem zuvorkommenden Service und ausgezeichneten Speisen (an Bordunterhaltung
gab es damals noch nicht allzu viel – keine Musik, keine Filme – so dass einem
bald langweilig wurde).
Die
Super Connie steht für diese längst vergangenen Tage der Luftfahrt, als Fliegen
noch ein Abenteuer war, etwas Elitäres – ein ganz besonderer Zauber war damit
verbunden – etwas, das mit der „Demokratisierung des Himmels“ durch die
Einführung von Düsenjets endgültig verloren ging.
Geschichte
der Super Connie
1943
startete der amerikanische Flugzeughersteller Lockheed eine seiner
erfolgreichsten Baureihen, die mit der Constellation begann und bis
Mitte der 50er-Jahre mit dem Starliner (L 1649) seinen Höhe- und
gleichzeitig den Endpunkt erreichte. Die Super Constellation, die ihren
Betrieb 1950 aufnahm, ist die „mittlere“ Flugzeugserie, innerhalb dieser
Baureihe (Howard Hughes trug maßgeblich zur Konstruktion bei). Gegenüber dem
Vorgängermodell war die Super Connie mit deutlich längerem Rumpf und ebenso
längeren Tragflächen ausgestattet. Ursprünglich sollte die Maschine vor allem
als Truppentransporter für die US-Air-Force dienen, setzte sich aber dagegen
auch in der zivilen Luftfahrt durch.
Die
erste Version der Super Conny, die L 1049 war noch mit recht schwachen
Triebwerken ausgestattet, so dass die Airlines nur eine sehr geringe Anzahl
orderten. Bald darauf jedoch wurde dieser Mangel behoben und die
Triebwerksleistung konnte deutlich erhöht werden (auf 3250 PS je Triebwerk).
Ein Manko der Super Constellation blieb jedoch die Wartungsanfälligkeit dieser
Triebwerke – statisch gesehen fiel bei jedem dritten Flug ein Triebwerk aus, so
dass das Flugzeug auch ironisch als „dreimotorige Maschine“ bezeichnet wurde. Auf
die Grundversion L 1049 folgten die Modelle L 1049B bis L 1049H.
Mit
dem Aufkommen der Düsenflugzeuge, Anfang der 60er-Jahre, war die Super Connie
bald aufs Abstellgleis geraten und wurde nur noch für Kurzstrecken, bzw. als
Frachtmaschine verwendet. Als solche diente sie noch bis in die 70er Jahre
hinein. Die Navy flog ihre letzte Super Constellation bis Juni 1982. Die letzte
regulär fliegende Maschine stellt 1993 endgültig ihren Dienst ein (sie gehörte
einer dominikanischen Fluglinie). Die Verwendung als Kurzstreckenflugzeug
stellte jedoch einen „Missbrauch“ der Maschine dar, die als
Langstreckenflugzeug konzipiert war. Durch die permanenten, in kurzen Abständen
erfolgenden Starts und Landungen, nutzte sich die dafür ungeeignete Maschine
schnell ab und war ungeheuer reparaturanfällig (wie etwa die Lufthansa
schmerzhaft feststellen musste, die die Super Connie noch einige Zeit als „Air
Bus“ einsetzte).
Insgesamt
wurden 285 zivile und 325 militärische Super Connies gebaut. Über die weltweit
größten Super-Constellation-Flotten verfügten die amerikanischen Fluglinien TWA
(Trans World Airlines) und die Eastern Airlines. In Europa flogen vor
allem die Lufthansa, die KLM und die Air France die
Lockheed-Modelle.
Die
Super Constellation heute
Im
regulären Liniendienst ist heute weltweit keine Super Constellation mehr im
Einsatz. Nicht einmal mehr eine Handvoll Maschinen sind noch flugfähig. In
Europa wird noch ein einziges flugtaugliches Modell vom Schweizer Verein SuperConstellation Flyers Association, mit Sitz in Basel, betrieben. Nach langen
Bemühungen konnte das Modell 2003 in den USA erworben und restauriert werden.
Seit 2004 befindet es sich in der Schweiz. Seither wird diese Super Connie
liebevoll gepflegt und stellt auf Flugschauen überall in Europa stets eine
Sensation dar. Der jeweilige Flugplan kann auf der Homepage des Vereins
abgerufen werden. Die Maschine hat ihren „Heimathafen“ am Flughafen Basel-Moulhouse-Freiburg.
Diese Super Connie mit blau-weißem Anstrich, den „B“ auf den Heckflossen und
dem Schriftzug des Hauptsponsors „Breitling“ genießt großen Bekanntheitswert
(unter anderem auch als Werbeträger für Breitling-Uhren).
Überblick über die wichtigsten technischen Daten der Super
Constellation
Gesamtlänge:
34,6 m
Höhe:
7,55 m
Flügelspannweite:
37,5 m
Reichweite:
6500 km
Leergewicht:
31,3 t
Startgewicht
(max.): 62,4 t
Reisegeschwindigkeit:
500 km/h
Flughöhe
(max.): 7000 m
Triebwerke:
4 dreiblättrige Propellerantriebe: luftgekühlte 18-Zylinder Doppelsternmotoren
(von Curtiss-Wright) mit 55 Liter Hubraum und je 3250 PS (gesamt: 13000
PS).
Besatzung:
4-10
Passagiere
(max.): 99
Insgesamt
produzierte Maschinen: 564
Erstflug:
13. Oktober 1950
Erstflug
im Passagierverkehr: 17. Dezember 1951 (bei Eastern Airlines)
Die
Zeiten der Super Constellation sind endgültig vorbei – in der Luftfahrt hat
sich die Demokratie ebenso durchgesetzt, wie am Boden. Doch wer einmal das
Glück hat mit der Super Connie zu fliegen, der spürt auch heute noch etwas von
dem Flair und dem Zauber längst vergangener Tage am Himmel – Tage des
Abenteuers und der Herausforderung.
Euer
Sokrates
Photos:
freeimages.com
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