Was war das doch für eine unglaublich Großtat, die
dieser Portugiese in spanischen Diensten vollbrachte! Er bewies, dass es
zwischen Atlantik und Pazifik einen mit Schiffen befahrbaren Durchgang gab und
überquerte unter schier unmenschlichen Bedingungen den größten Ozean der Erde –
den mächtigen Pazifik – und bewies damit endgültig die Kugelgestalt der Erde. Ein
Mann aus einfachen Verhältnissen, der durch unglaublichen Mut und ein
Beharrungsvermögen, das kaum zu überbieten ist, seinen lebenslangen Traum
verwirklichte die Welt zu umsegeln und darüber hinaus das große Ziel des
Columbus’ (den Seeweg nach Indien zu finden) doch noch verwirklichte: Ferdinand
Magellan.
Um 1480 in
Sabrosa in Portugal geboren, stand er schon früh in portugiesischen Diensten
und war an Eroberungen im Indischen Ozean, in deren Zuge er auch verwundet
wurde, beteiligt. 1515 reiste er nach Südamerika und fand heraus, dass in jenem
Bereich es lukrativer wäre Spanien seine Dienste anzubieten, da nach dem
Vertrag von Tordesillas (1494), der unter Papst Alexander VI. geschlossen wurde
und die Welt zwischen Spanien und Portugal teilte, beinahe der gesamte
amerikanische Kontinent in die Einflusssphäre Spaniens fiel. Ausgenommen davon
war nur die östlichste Spitze Südamerikas, der Portugal zufiel und später als
Brasilien bekannt wurde. Deshalb schlug Magellan dem Spanischen König Karl I.
(der ab 1519 auch zum deutschen Kaiser Karl V. wurde) eine Expedition um die
Welt vor, um einen Durchgang in Südamerika zu finden, der es gestattete vom
Atlantik in die See zu gelangen, die von Westen her zu den Gewürzinseln
Südostasiens führen sollte (Balboa hatte
als erster den Pazifik von der panamaischen Meerenge aus gesehen). Es
war dies der Weg den Kolumbus ursprünglich gesucht hatte und in dessen
Erforschung dann Amerika entdecken wurde.
Die
große Reise um die Welt
Am 20. September 1519 stach Magellan mit fünf Schiffen
und einer Besatzung von 237 Mann von Südspanien aus in See, passierte Madeira
und die Kanarischen Inseln und erreichte am 10. Jänner 1520 den Rio de la Plata,
jene gewaltige Bucht in der heute sowohl Buenos Aires als auch Montevideo, die
Hauptstadt Uruguays, liegen. Zuerst hielt Magellan sie für den gesuchten
Durchgang, wurde jedoch bald enttäuscht. Es folgte eine lange und mühsame Fahrt
entlang der südamerikanischen Küste, bei der jede einzelne Bucht untersucht
wurde, um endlich den gesuchten Seeweg zu finden.
Am 1.
April 1520 kam es dann zu einer Meuterei in der Bucht von San Julián, die von
Magellan gewaltsam niedergeschlagen werden konnte und in deren Folge einer der
Kapitäne, der der Anführer der Meuterer war, getötet wurde. Die Protagonisten
der Meuterei ließ Magellan an einem riesigen Galgen an der Küste aufhängen (als
Sir Francis Drake 60 Jahre später in die Bucht von San Julián kam, fand er noch
immer den Galgen an jener Stelle vor). In San Julián bemerkte Magellan auch
einen Indianer, der riesige Mokassins trug, die er als „dicke Pfoten“
bezeichnete und von dem das Land seinen Namen, Patagonien, bekam („E un
patagoe!“ – „Einer mit dicken Pfoten!“).
Nach
unendlich langer Suche fuhr Magellan mit seinen Schiffen am 21. Oktober endlich
in die Meeresstraße ein (beim „Kap Virgenes“ – dem Kap der elfhundert
Jungfrauen), die ihn nach mehr als einem Monat und nach einer schwierigen
Fahrt, in deren Zuge zwei Schiffe verloren gingen, am 27. November in den
Pazifischen Ozean gelangen ließ. Die 585 km lange Magellanstraße war damit
gefunden worden. Im Zuge der Durchfahrt fand Magellan auch „Tierra del Fuego“,
Feuerland, das er aufgrund der vielen Feuer, die dort von den Eingeborenen
entzündet wurden, so benannte. Mit der Magellanstraße war die seemännisch
schwierigste Etappe der Weltumseglung gemeistert worden. Magellan nannte den sich
nun öffnenden riesigen Ozean „Pacifico Mare“ (der „Stille Ozean“), da auf der
gesamten Überfahrt sich das Meer erstaunlich ruhig zeigte (im Gegensatz zum
stürmischen Atlantik).
Was nun
folgte war an Strapazen und Erschöpfung kaum zu überbieten. Mehr als drei Monate
lang segelte Magellan über den Pazifischen Ozean und „verfehlte“ dabei beinahe
alle Inseln (lediglich zwei Inseln, die „Isole Sfortunate“ – Unglücksinseln –
genannt wurden, wurden gesichtete. Da sie jedoch nur Bäume und Vögel sahen und
keinen Landeplatz fanden, segelten die Expedition ohne an Land zu gehen weiter.
Es dürfte sich bei diesen Inseln um Teile der Marquesas-Inseln in Polynesien
gehandelt haben). Erst am 6. Märk 1521 erreichte die kleine Flotte, nachdem 21
Mann an Skorbut gestorben waren, die Ladronen (Diebsinseln), die heute unter
dem Namen Marianen (benannt nach der spanischen Königin Maria-Anna) bekannt
sind.
Nach
einem nur 10-tägigen Aufenthalt ging es weiter nach Westen, wo bald die
Philippinen erreicht wurden, welche Magellan für Spanien in Besitz nahm –
völlig zurecht nach dem Vertrag von Tordesillas. Dann kam es zur Katastrophe. In
Zuge eines Kampfes zwischen den Eingeborenen, in den sich Magellan einmischte,
wurde er und vierzig seiner Gefährten am 21. April getötet.
Die
Expedition wurde von Magellans Nachfolger Kapitän Elcano fortgesetzt. Auch
weiterhin war sie großen Schwierigkeiten ausgesetzt und zwei weitere Schiffe
gingen auf der Reise zurück nach Spanien verloren. Erst am 7. September 1522
erreichte, die Victoria als einziges „überlebendes“ Schiff, mit
geborstenem Masten, zerfetzen Segeln, von Würmern zerfressenem Rumpf und einer
kranken und stark dezimierten Besatzung Spanien. Der Schreiber der Expedition, der
Italiener Antonio Pigafetta, war glücklicherweise unter den Überlebenden.
Ihm verdanken wir die genauen Aufzeichnungen über die erste Weltumseglung der
Geschichte.
Die
Ergebnisse der Weltumseglung Magellans
Die erste Leistung Magellans bestand darin den Durchgang
zwischen Pazifik und Atlantik gefunden zu haben, durch die Straße, die seinen
Namen erhielt. Jahrzehnte später fand der Engländer Sir Francis Drake den
Seeweg um Kap Hoorn herum, zwischen der Südspitze Südamerikas und der
Antarktis, allerdings unfreiwillig. Die Briten hielten diesen Seeweg lange Zeit
geheim und verschafften sich dadurch einen Vorteil gegenüber den Spaniern.
Die
nächste Leistung bestand darin die Kugelgestalt der Erde endgültig bewiesen zu
haben, indem Magellans Expedition als erste den gesamten Planeten umsegelte.
Magellan
fand das, was Kolumbus gesucht hatte: den Seeweg nach Indien, zu den
Gewürzinseln (unter „Indien“ wurde damals der gesamte Bereich von Süd- und
Südostasien verstanden). Damit eröffnete er Spanien die Möglichkeit ebenfalls
in jenem östlichen Teil der Welt aktiv zu werden. Bald fuhren vom mexikanischen
Acapulco, mit einem Zwischenstop auf Guam, Flotten nach Manila auf den
Philippinen und zurück.
Was
weniger bekannt ist, ist die Tatsache, dass Magellan auf der Südhalbkugel auch
einige Sternbilder entdeckte – so etwas das bekannte „Kreuz des Südens“ und die
„Magellanschen Wolken“, die auch „Kapwolken“ genannt werden.
Conclusio
Alle
theoretischen Überlegungen, ja alle Berechungen, haben keinen Wert, wenn die
Wahrheit nicht am praktischen Beispiel bewiesen werden kann. Es sind die
Aktiven, die Tuenden, nicht die reinen Denker, die uns die Wahrheit vor Augen
halten und unser Weltbild prägen. Die Geschichte wird von den Handelnden
gemacht, nicht von den Kontemplierenden.
Magellan
war ein Mann der Tat aber auch ein guter Denker. Die Behandlung seiner Männer
und der Eingeborenen auf die er traf, war weniger human als jene von Columbus,
doch nicht härter, als zur damaligen Zeit üblich. Die Mannschaften der Schiffe
setzten sich meist aus gescheiterten Existenzen und Kriminellen aller Art
zusammen – der Ton und der Umgang untereinander war sehr rau. Man kann sich
vorstellen, dass es eines starken Charakters bedurfte, um solche Mannschaften
im Zaum halten zu können – Strafen waren dabei an der Tagesordnung und meist
auch nötig. Magellan war äußerst mutig und verfügte über ein unglaubliches
Durchhaltevermögen und einen unbezwingbaren Glauben an seine Mission. Diesen
Charaktereigenschaften verdankt die Menschheit herausragende Erkenntnisse.
Magellan gehört damit zu den größten Entdeckern aller Zeiten.
Euer
Sokrates
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