Wenn man von der Südsee
spricht, wenn man sich endlose Palmstrände, blaue Lagunen, sich im Wind wogende
Palmen, Meeresrauschen und lächelnde freundliche Einheimische vorstellt, dann
kommt man an einer Inseln nicht vorbei: Tahiti. Freilich ist unser Bild
vom pazifischen „Paradies“ oft verklärt, nicht zuletzt bereits aufgrund der
eindrucksvollen Schilderungen der ersten Forscher und Entdecker (wie etwa Georg
Forster, der Cook auf seiner zweiten Reise begleitete) oder der romantische
Bericht des Franzosen Bougainville, doch das soll nicht heißen, dass wir
damit völlig falsch lägen, sondern, dass wir einige Dinge zurechtrücken müssen.
Allgemeines, Biologie,
Geologie, Wirtschaft
Tahiti liegt im zentralen
Südpazifik und ist die größte und gleichzeitig südlichste der
Gesellschaftsinseln. Sie ist auch die Hauptinsel von Französisch Polynesien und
einer der Hauptdestinationen des Tourismus’ im Pazifik überhaupt. Mit einer
Fläche von 1042 Quadratkilometern und einer Einwohnerzahl von 190.000, gehört
sie zu den größten Eilanden im Südpazifik. Sie erstreckt sich in einer
Nordwest-Südostausrichtung und ist dabei zweigeteilt. Der westliche Teil des
Atolls bildet das fast kreisrunde „Tahiti-Nui“ (Großtahiti), an das sich über
eine Landenge, den Isthmus von Taravao, das „tränenförmige“ „Tahiti-Iti“
(Kleintahiti) anschießt, die Halbinsel „Taiarapu“. Die beiden Teile wurden von
jeweils einem Vulkan gebildet, wobei Tahiti-Iti wesentlich jünger ist. Die
Insel ist in einer Distanz von ein bis zwei Kilometern fast vollständig von
einem Riff umgeben, weshalb schon die frühen Seefahrer nur wenige Anlegestellen
fanden. Die Hauptstadt der Insel ist das 26000 Einwohner zählende Papeete an
der Nordküste, das 1830 zur Hauptstadt erklärt wurde. Tahiti ist vulkanischen
Ursprungs und äußerst gebirgig. Die höchste Erhebung ist der Mont Orohena
mit einer Höhe von 2241 Metern.
Die
Bevölkerung konzentriert sich im Norden und ein wenig im Westen der Insel – im
Wesentlichen siedeln beinahe alle Inselbewohner im Großraum von Papeete. Das
Inselinnere ist unbewohnt und von tiefen Schluchten mit Flüssen, die
Trinkwasser im Überfluss bieten, durchzogen. Die Vegetation im Inneren ist
urwaldgemäß sehr dicht, allerdings gibt es eine relative Artenarmut. Nachdem
Tahiti nie mit einer größeren Landmasse verbunden gewesen war, ozeanischen
Ursprungs ist und erst seit relativ junger Zeit an die moderne Zivilisation
angeschlossen wurde, finden sich hier viele Tier- und Pflanzenarten, die sich
über lange Zeit ohne äußere Einflüsse entwickeln konnten. Generell gilt, dass
in Polynesien sich die Artenvielfalt von Westen nach Osten verringert, denn
nicht nur die Besiedlung durch den Menschen, sondern auch die Tier- und
Pflanzenwelt breitete sich in dieser Richtung aus.
Mit
einer geographischen Breite von 17 Grad Süd befindet sich das Eiland in den
Tropen und weist dementsprechend ein feucht-heißes Klima auf, das das gesamte
Jahr über nur geringen Schwankungen unterworfen ist. Mit einer
Durchschnittstemperatur von 26° und fast 1800 mm Jahresniederschlagsmenge macht
die Insel ihrem Tropendasein alle Ehre. Durch die maritime Lage und die Winde
im Pazifik ist das Klima jedoch mild und sehr angenehm, gerade auch für
Touristen aus nördlicheren Ländern.
Heute
lebt Tahiti überwiegend vom Tourismus. Dazu kommen noch die Perlenzucht und der
Export von Kopra und Vanille (die weltberühmte „Tahiti-Vanille“), sowie der
Handel. Traditionell wachsen vor allem Taros, Süßkartoffeln, Bananen und Yams –
sie gehörten auch lange Zeit, neben dem sehr reichen Fischfang, zur
Ernährungsgrundlage der einheimischen Polynesiern. Dies hat sich freilich seit
der Kolonisation zunehmend geändert und heute ist auf Tahiti fast alles
erhältlich, was man auch aus westlichen Supermärkten her kennt. Was Tahiti
auszeichnet ist seine lange Gartenkultur. Die Einheimischen hatten von jeher
einen sehr großen Bedarf an Blütenpflanzen für ihre Feste, Riten und auch für
den Alltag. Jasmin, Hibiskus und die Bougainvillea stechen dabei besonders
hervor. Durch den Kontakt mit den Europäern kam es jedoch zu einigen
misslungenen botanischen Experimenten, wie etwa im Fall der Einführung der
Guave. Manche importierten Pflanzen stellten und stellen eine Bedrohung für die
einheimische Tier- und Pflanzenwelt dar. Was die Tierwelt betrifft, so ist vor
allem das Fisch- und Meerestierangebot sehr groß. Landlebewesen gab es dagegen
recht wenige, weshalb die Europäer schon bald Nutztiere einführten. Tahiti
spielt auch als verkehrstechnisches Drehkreuz eine wichtige Rolle. Neben dem internationalen
Flughafen Faa’a (eröffnet 1961) ist es vor allem der Hafen, an dem viele
Kreuzfahrtschiffe anlegen, von großer Bedeutung.
Die auf
Tahiti sehr hellhäutige polynesische Bevölkerung macht mit über 80 Prozent die
große Mehrheit aus. Neben ihr leben heute vor allem Europäer und einige Asiaten
auf der Insel.
Geschichte
Die ersten Menschen (die
Vorfahren der heutigen Polynesier) dürften um etwa 200 vor Christus von Westen
her nach Tahiti gelangt sein. Es bildeten sich bald einzelne Stämme heraus, die
im Wesentlichen größere Familienclans waren und durch die Geographie der
Inseln, die viele Teile streng voneinander abtrennt, ihre eigenen kleinen
„Staaten“ bildeten, die jeweils von einer Adelsschicht regiert wurden. Großen
Einfluss hatten, wie in anderen Teilen der Südsee auch, die Geheimbünde, die Arioi.
Zu einer Vereinigung der Stämme kam es in voreuropäischer Zeit nicht. Mit der
Entdeckung durch die Europäer änderte sich auch die Geschichte Tahitis
tiefgreifend.
Tahiti,
das von den Eingebornen Otaheite genannt wurde, wurde am 21. Juni 1767
vom britischen Kapitän Samuel Wallis entdeckt. Die Insel erhielt den
Namen King George Island (nach dem damals regierenden englischen
Monarchen). 1769 segelt Kapitän James Cook nach Tahiti (er besuchte die
Insel auf allen seinen drei Reisen in den Pazifik) und benannte die gesamte
Inselgruppe zu Ehren der Royal Society „Gesellschaftsinseln“. 1772
„annektierte“ Domingo de Boenechea Tahiti gemäß seinem Auftrag für
Spanien. Diese „Annexion“ blieb jedoch folgenlos.
1780 gelang
es einem der acht Stammeshäuptlinge (Pomaré I.) von Tahiti mit Hilfe der
Europäer die Gesamtherrschaft über die Inseln zu erlangen. 1796 landeten die
ersten Missionare auf der Insel. Bald wurde die Insel auch Stützpunkt für
Walfänger. Das Christentum begann sich durchzusetzen, wenn auch zuerst gegen
teilweise heftigen Widerstand. Durch geschickte Politik gelang es Frankreich,
nachdem es 1842 bereits das Protektorat übernommen hatte, 1844 Tahiti zu
annektieren. Am 29. 6 1880, erfolgte die Abdankung des letzten Königs Pomaré
V. wodurch Tahiti offiziell französische Kolonie wurde. Ende des 19.
Jahrhunderts verbrachte der französische Maler Paul Gaugin einige Jahre
auf Tahiti und trug mit seinen farbenreichen Bildern, die die Schönheit der
Landschaft und ihrer (oft leicht bekleideten) Bevölkerung zeigten, zur
Südseebegeisterung vieler Europäer bei. Seit 1965 gibt es in der Ortschaft Papeari
ein Gaugin-Museum. Noch vor dem ersten Weltkrieg gab es im Pazifik
bereits erste Gruppen oder Einzelpersonen, die ein „Aussteigerleben“ in der
Südsee führten.
Im
Ersten Weltkrieg kam es zu mehreren Zwischenfällen mit deutschen Schiffen. So
kam es zwischen der französischen Inselbesatzung und den Panzerkreuzern Scharnhorst
und Gneisenaus zu einem kurzen Gefecht, als die beiden Schiffe eine
Forderung nach Kohle stellten. Im Zweiten Weltkrieg konnten Kampfhandlungen
verhindert werden.
Auch
wenn es inzwischen einigen Massentourismus auf Tahiti gibt (mit künstlich
angelegten weißen Sandstränden und Luxushotels), so findet sich doch im größten
Teil der Insel immer noch viel Ursprüngliches. Die meist schwarzen Sandstrände
(vom Vulkangestein) stehen zwar oft im Gegensatz zum Clichée der Südsee, sind
deshalb jedoch nicht weniger beeindruckend und schön. Wer einmal in den Zauber
Tahitis und seiner Menschen eingetaucht ist, der hat einen Schatz für Leben
gefunden.
Euer Sokrates
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen