Er
ist ein englischer Nationalheld zur See und steht in einer Reihe mit Größen wie
Admiral Horatio Nelson, John Churchill, dem ersten Duke of Marlborough oder dem
Herzog von Wellington, dem Helden von Waterloo. Er war Pirat und Seefahrer, der
erste Engländer, der die Welt umsegelte und die Alleinherrschaft der
Portugiesen, vor allem aber der Spanier auf den Weltmeeren brach: Francis
Drake. Nach Drake war die britische Seefahrt nicht mehr dieselbe und sein Heimatland
England begann seinen Aufstieg, der im 19. Jahrhundert mit dem British Empire
seinen Höhepunkt erreichte. Dass weltweit der Ruf „Britannia rules“ erschallen
konnte, geht maßgeblich auf diesen kühnen Seebären des 16. Jahrhunderts zurück.
Wann
Francis Drake genau geboren wurde, ist nicht bekannt – irgendwann zwischen 1539
und 1541 muss es gewesen sein. Den Geburtsort hingegen kennt man genau: das
kleine Tavistock in der südwestenglischen Grafschaft Devonshire. Sein Vater war
ein freier Bauer und glühender Anhänger des Protestantismus’. Als 1549 in
Devonshire eine katholische Revolte ausbrach, musste die Familie in die
Grafschaft Kent, im Südosten Englands, fliehen.
Mit
zwölf Jahren heuerte der junge Drake auf einem Küstenschiffer an. Als der Eigner
des Schiffes starb, erbte Drake das Schiff. 1565 begleitet Drake Kapitän John
Lovell, der im Dreieckshandel aktiv war, auf eine Reise nach Guinea. Dort
wurden Sklaven an Bord genommen und nach Mexiko überführt, um sie als Ladung
dort zu verkaufen. In Rio de la Hacha kam es jedoch zu einer Auseinandersetzung
mit den Spaniern, in deren Zuge die gesamte Schiffsladung für die Engländer verloren
ging. 1567 wurde von Drake, zusammen mit John Hawkins, einem Verwandten Drakes,
eine erneute Expedition nach Mexiko unternommen. Wieder wurden in Guinea
Sklaven – 200 an der Zahl – an Bord genommen, um sie in Amerika zu verkaufen.
Die Spanier jedoch lehnten den Handel mit Drake und Hawkins ab, worauf diese
Rio de la Hacha beschossen. Die Spanier ihrerseits griffen Drake bei San Juan
de Ulloa an und vernichteten zwei seiner Schiffe. Nur mit Mühe konnten Drake
und Hawkins sich vor den Spaniern retten und erreichten 1569 den Hafen von
Plymouth. Seine Rückkehr sorgte in England für großes Aufsehen – Drake
erstattete Sir William Cecil von der englischen Regierung über seine Expedition
nach Mittelamerika genauesten Bericht. Im Zuge dessen traf er mit dem
mächtigsten Minister der englischen Königin Elizabeth I. zusammen. Wichtige
Verbindungen wurden geknüpft und Drakes Ansehen stieg nun stetig, ebenso wie
sein Einfluss.
1570-71
erkundete Drake den Atlantik, vor allem das Gebiet um die karibische Inselwelt,
um die genauen Routen ausfindig zu machen, auf denen die Spanier ihre enormen
Schätze aus der Neuen Welt ins Mutterland brachten. Dabei kam er zur
Überzeugung, dass die Stadt Nombre de Dios auf der Atlantikseite der Landenge
von Panama, eine Schlüsselstellung dabei einnahm. Er erpresste, bestach und
quetschte in der ganzen Karibik so viele Menschen aus, wie er nur konnte, um möglichst
viele Informationen über die Spanier zu erhalten. Zurück in England, mit einem
reichen Schatz an Informationen, entschloss er sich 1572 für England einen
Platz an der Sonne zu sichern und Spanien und Portugal auf den Weltmeeren
Paroli zu bieten. England war bis dahin kaum als Seemacht in Erscheinung
getreten und schwach im Verhältnis zu den beiden Großmächten im Südwesten
Europa.
Im
Mai 1572 startete Drake eine neue Expedition – das Ziel sollte Nombre de Dios
sein. Er nahm die Stadt ein, wobei er am Oberschenkel verwundet wurde, und
erbeutete riesige Schätze – 360 Tonnen Silber, dazu Gold und Juwelen, in einem
derartigen Ausmaß, dass die Pinassen sie nicht aufnehmen konnten. Aus Furcht
vor einem Gegenangriff der Spanier ließ er jedoch die Schätze zurück und
flüchtete auf seine Schiffe. Drake erholte sich von seiner Verwundung – eine
Zeit in der viele seiner Männer an Fieber starben. Dann, mit nur 18 Engländern
und 30 Indios, wagte er den Marsch durch den Dschungel auf der Landenge von
Panama und sah als erster Engländer den Pazifik. Ein Track mit spanischem Gold
beladen wurde überfallen und alles, was mitgenommen werden konnte, wurde an
Bord der Schiffe gebracht. Der Rest wurde vergraben. Bei Cartagena kaperte er
auf der Rückfahrt noch zwei spanische Schiffe. Im August 1573 war er zurück in
England, wo er inzwischen zu einem berühmten Mann geworden war. Die Beute
betrug 40.000 Pfund, was heute mehreren Millionen entspräche.
Als
reicher Mann traf er nun Lord Burghley , Sir Christopher Hatton und wahrscheinlich
auch die Königin persönlich. In den folgenden Jahren diente Drake dem Earl of Essex,
Walter Devereux. Es wurde bereits bald die nächste Expedition ausgerüstet,
dieses Mal mit fünf Schiffen, dazu mit Elitetruppen ausgestattet. Gegen
Jahresende 1577 wurde England verlassen und die kleine Flotte machte sich in
unbekannter Mission auf den Weg nach Süden. Auf den Kapverdischen Inseln wurde
noch einmal Proviant an Bord genommen, dann offenbarte Drake den Zweck der
Reise. Es sollte in den südlichen Ozean (den Pazifik) gehen, um dort die
Spanier zu überraschen, gehörte dieses Meer doch bis zu diesem Zeitpunkt
ausschließlich den spanischen Schiffen. Dementsprechend achtlos waren sie auch,
so sehr, dass ihre Handelsschiffe ohne Begleitung und ohne Bewaffnung von
Amerika nach Asien und zurück fuhren. Diesen Umstand machte sich Drake nun
zunutze. In kaum mehr als zwei Wochen wurde die Magellanstraße durchquert. Dann
jedoch geriet er in einen fürchterlichen Sturm, der 52 Tage lang anhielt und in
dessen Zuge er Kap Hoorn entdeckte (was lange Zeit englisches Staatsgeheimnis
bliebt – die Straße zwischen Feuerland und der Antarktis wird noch heute Drake-Straße
genannt). Zuvor hatte er jedoch noch an der südamerikanischen Küste eine
Meuterei erstickt und die Meuterer in der Bucht von San Julián hinrichten
lassen – genau an jener Stelle, an der acht Jahrzehnte früher auch Ferdinand
Magellan Meuterer hinrichten ließ (Drake fand noch den Galgen, den Magellan
aufstellen ließ). In der Bucht von San Julián hatte Drake auch sein Schiff Pelican
in Golden Hind (goldenen Hirschkuh) umbenannt, das zu einem der
berühmtesten Schiffe in der englischen Geschichte werden sollte.
Die
Fahrt ging nun der chilenischen Küste entlang nach Norden. Die Stadt Valparaiso
wurde geplündert und zerstört. Im Hafen von Callao wurden spanische Schiffe
überfallen und am 1. März 1579 wurde das Schatzschiff Cacafuego geentert
und eine sagenhafte Beute von 360.000 Pesos gemacht. Weiter ging es nach Norden
bis in die Gegend von San Francisco, wo Drake seine noch verbleibenden zwei
Schiffe überholen wollte (drei Schiffe waren inzwischen verloren gegangen). Die
Miwok-Indianer in jenem Gebiet zeigten sich den Engländern gegenüber friedlich
und Drake nahm das Land als New
Albion für England in Besitz.
Im Juli
trat er seine Rückreise nach England an. Es wurde der Entschluss gefasst dazu
nach Westen über den Pazifik, durch den Indischen Ozean und dann um das Kap der
Guten Hoffnung herumzusegeln, um den aufgebrachten Spaniern in den Gewässern
Südamerikas zu entgehen. Nach einer langen und beschwerlichen Überfahrt
erreichten die Schiffe die Ladronen (die heutigen Marianen), die von Magellan
entdeckt worden waren. Nach vielen Zwischenstopps und unendlich großen
Anstrengungen erreichte Drake am 26. September 1580 den Hafen von Plymouth.
Damit hatten Engländer zum ersten Mal die Welt umsegelt. Zu Hause in England
war Drake nun der Nationalheld schlechthin. Die Beute von seiner Weltumseglung
betrug mehr als 1.500.000 Pfund. Drake wurde daraufhin von Königin Elizabeth
zum Ritter geschlagen. Die Zeremonie dazu fand an Deck der Golden Hind
statt.
1585
folgte die nächste Seereise Drakes – dieses Mal ging es zu den Westindischen
Inseln. Spanien hatte ein Embargo über englische Schiffe verhängt und Drake
sollte im Auftrag der Krone englische Interessen sichern. Vigo, Santo Domingo
und Cartagena wurden überfallen und geplündert. Im April 1587 zerstörte er 33
Schiffe im Hafen von Cadiz und sorgte damit dafür, dass der Angriff der
spanischen Armada gegen England verschoben werden musste. Auf der Rückreise
nach England kaperte er eine portugiesische Flotte, die aus Ostindien kam und
kam dementsprechend (erneut) mit großer Beute in die Heimat zurück.
Als
1588 die Armada England angriff, war Drake der zweite Mann in der Befehlskette
(gleich hinter dem Oberbefehlshaber der Flotte, Großadmiral Lord Howard). Drake
wurde von den Spaniern mehr gefürchtet, als alle anderen Engländer –
dementsprechend groß war die psychologische Wirkung, die er auf sie hatte.
Aber
auch Drake hatte Rückschläge zu verzeichnen. So verlief eine englische Invasion
in Spanien und Portugal 1589 erfolglos und
forderte unter dem Soldaten einen hohen Tribut. Um sich von der Schlappe
zu erholen, widmete sich Drake eine Zeitlang seinen politischen Aktivitäten. Seit
1581 war er Bürgermeister von Plymouth und nahm nun einige öffentlichen Projekte
in Angriff, die den Lebensstandard der Menschen steigerten. So verbesserte er etwa
die Wasserversorgung und ließ Mühlen errichten.
Die
letzte Expedition Drakes führt ihn wieder in die Karibik und nach
Mittelamerika. 1595 versuchte er vergeblich die starke Festung von Puerto Rico zu
bezwingen. Im Zuge dieses Angriffs wurde Sir John Hawkins getötet. Drake griff
nun Rio de la Hacha an und nahm die Stadt Nombre de Dios (seine alte Bekannte)
ein. Dort erkrankte er an der Ruhr und starb an deren Folgen am 28. Jänner
1596. Sein Leichnam wurde der See übergeben.
Drake
war ein Mann mit großem politischem Gespür. Er wusste die Interessen seines
Landes meisterhaft mit seinen persönlichen Ambitionen zu verbinden. Er schien
immer zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein und war in seinen Unternehmungen
überaus erfolgreich. Er nutzte den Zorn seiner Landsleute gegen Spanien aus, um
seinen eigenen Plänen zum Durchbruch zu verhelfen. Sein Heimatland hat es ihm
gedankt und viele Straßen, Plätze und Gebäude nach ihm benannt. Drake hat sich
für immer einen Platz in der Ruhmeshalle britischer Helden gesichert und
beflügelt bis heute die Ambitionen vieler Menschen. Er steht für den Beginn von
Ruhm und Glanz, den Großbritannien in der Welt genoss und von dem heute
größtenteils nur noch die Erinnerung übrig geblieben ist.
Euer
Sokrates
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