Bis
ins 20. Jahrhundert hinein, gehörte sie zu jenen Inseln, die so gut wie nie
Besuch von einem Schiff erhalten haben, ein abgelegener Ort, der sich als
ideales Versteck für Freibeuter und andere Gestalten eignete, die das Licht der
Öffentlichkeit scheuten. Mit der Eröffnung des Panama-Kanals hat sich die
Abgelegenheit von den internationalen Schifffahrtsrouten zwar geändert, doch
die Tatsache bleibt auch heute noch bestehen, dass die Insel über die ich heute
berichten möchte, zu den entlegendsten Eilanden den Planeten Erde gehört:
Pitcairn.
Pitcairn
liegt etwa 6000 Kilometer westlich der chilenischen Küste und 5000 Kilometer
östlich von Neuseeland. Sie bildet zusammen mit anderen Inseln das
Pitcairn-Archipel, das bis heute ein britisches Überseeterritorien geblieben
ist. Mit nur 4,5 Quadratkilometern Fläche ist sie ein Winzling, mitten im
größten Ozean der Erde. Die Insel ist sehr gebirgig und fällt sehr steil ins
Meer ab. Nachdem es nirgendwo ein Korallenriff gibt, schlagen die Wellen des
Pazifiks direkt an das felsige Ufer (einen Sandstrand gibt es nirgendwo). Die
Vegetation ist sehr fruchtbar, die Niederschlagsmenge mit 1700 mm pro Jahr sehr
hoch. Die über das ganze Jahr relativ gleich bleibenden Temperaturen von etwas
über 20 Grad, machen das Leben recht angenehm. Das Trinkwasser muss jedoch in
Brunnen gesammelt werden, da es weder Flüsse noch Bäche gibt.
Auf
der winzigen Insel (die Nebeninseln sind noch kleiner) haben sich aus
verständlichen Gründen niemals viele Menschen angesiedelt. Auch heute noch
erreicht die Einwohnerzahl keine fünf Dutzend und die wenigen stammen zum
größten Teil von den Meuterern der „Bounty“ (siehe unten bzw. meinen Artikel
dazu) ab. Zudem gibt es nur eine einzige Ansiedlung auf Pitcairn – Adamstown –
in der sämtliche Einwohner konzentriert sind.
Weltberühmt
wurde die Insel durch die Tatsache, dass die englischen Meuterer auf der
„Bounty“ zusammen mit ihren polynesischen Frauen (in wilder Ehe lebend – im
Konkubinat) dort Zuflucht vor der Verfolgung durch die britische Justiz
suchten. Doch schon 20 Jahre vorher hatten die ersten Europäer die Insel
entdeckt – ihre Existenz war jedoch kaum bekannt geworden – ein Umstand, den
Christian Fletcher, der Anführer der Meutererbande, glaubte zu seinem Vorteil
nutzen zu können (die Angaben in den Seekarten, auf Grundlage der Expedition
von Carteret, waren sehr ungenau, so dass etwa Kapitän James Cook, sie nicht
finden konnte).
Wie
bereits in einem früheren Post angeführt (Biographie über Samuel Wallis),
verloren sich die Schiffe von Samuel Wallis und Philipp Carteret auf ihrer
Weltumseglungsexpedition nach der Durchseglung der Magellanstraße aus den Augen
und mussten ihren Weg um die Welt und zurück nach England jeweils alleine
finden. Während Wallis im Juni 1767 Tahiti entdeckte, gelang Carteret am 2.
Juli 1767 die Entdeckung der viel weiter östlich gelegenen Insel Pitcairn. Die
Insel erhielt ihren Namen vom Kadetten Robert Pitcairn, einem Seneman an Bord
der „Swallow“ – Carterets Schiff – der das Eiland als erstes erblickt hatte.
Als
Carteret und später die Meuterer der Bounty die Insel betraten, was diese
völlig unbewohnt – es gab jedoch bereits Hinweise auf eine frühere Besiedlung
durch Menschen – Polynesier, die im Zuge ihrer Expansion mit ziemlicher
Sicherheit die Insel erreicht haben dürften, sie jedoch zu einem späteren
Zeitpunkt, aus unbekannten Gründen, aufgegeben hatten. Auch später, nachdem
sich die Meuterer auf der Insel niedergelassen hatten, geriet die Insel wieder
in Vergessenheit und wurde erst 1808 vom amerikanischen Robbenjäger Mayhew
Folger wieder entdeckt, der auf ihr Nachfahren der berühmten Meuterer ausfindig
machte. In der Folge wurde die Insel immer wieder von Walfängern besucht. Im
19. Jahrhundert wurde sie ins Vereinigte Königreich eingegliedert. Die
Bevölkerung hatte sich inzwischen stark vermehr und wurden mehrere Male
komplett auf andere Inseln im Pazifik evakuiert. Allerdings kehrten Teile davon
stets wieder nach Pitcairn zurück.
Heute
stellt das Archipel die letzte Besitzung Großbritanniens im Pazifik dar.
Aufgrund der Abgeschiedenheit der Inseln kam es immer wieder zu Gerüchten über Straftaten
(z. B. sexueller Missbrauch), die unter den Einheimischen ungesühnt begangen
worden sein sollen. Einige davon stellten sich als gerechtfertigt heraus und in
der Folge wurden die Verantwortlichen entsprechend zur Rechenschaft gezogen.
Pitcairn
mag wie ein Paradies für Aussteiger erscheinen, doch die schlechten
Erfahrungen, die mit solchen und von solchen gemacht wurden, haben den einen
oder andere endgültig von diesem „Fieber“ kuriert. Licht und Schatten liegen
auf der Inseln, sowohl historisch als auch gegenwärtig, nahe beieinander, doch
wo Menschen auf sehr engem Raum zusammen leben, und sei es auch in einer
gesegneten Umgebung, sind solche Dinge nicht verwunderlich.
Euer
Sokrates
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen