Mittwoch, 11. November 2015

Pedro Fernández de Quirós - Spanischer Pazifikforscher


aIn unserer Serie zur Vorstellung diverser Forscher und Entdecker des pazifischen Raumes, steht heute der erste Spanier auf dem Programm. Wenn man an das spanische Kolonialreich denkt, kommt einem sofort Lateinamerika in den Sinn: die riesigen Gebiete vom Westen der USA, über Mittelamerika, weiter entlang der Anden bis hinunter nach Feuerland, sind mit Sicherheit die wichtigsten Gebieten, die Spanien seinem Reich einverleibt hatte und dessen immensen Reichtum begründeten. Nichtsdestotrotz hatte Spanien auch Bedeutung im Pazifik, man denke nur an die von Magellan entdeckten, und für die spanische Krone in Besitz genommenen, Philippinen. Lange bevor die ersten Engländer und Holländer im Pazifik fuhren überquerten die Spanier bereits regelmäßig den riesigen Ozean, vor allem zwischen der mittelamerikanischen Westküste (dem heutigen Mexiko) und Manila. Dieses Meer galt auch politisch lange Zeit als „ruhig“, da den Spaniern dort keiner in die Quere kam und die anderen europäischen Mächte nur wenig über ihn wussten. Bis zur ersten Weltumseglung eines Engländers, Francis Drake Ende des 16. Jahrhunderts, „gehörte“ der Pazifik den Spaniern alleine. Der Mann, den ich euch heute vorstellen möchte, gehörte zu jenen verwegenen frühen Pionieren der Pazifikerforschung, dessen Name außerhalb von Spanien und Portugal (und Australien) nur wenigen Insidern bekannt ist: Pedro Fernández de Quirós.
 
Geboren wurde Pedro Fernández de Quirós 1565 im portugiesischen Évora. Als spanischer Seefahrer gilt er vor allem deshalb, weil Portugal mit Spanien zwischen 1580 – 1640 verbunden war (in Personalunion). Schon als junger Mann trat er in spanische Dienste und erlernte das Seefahrerhandwerk. Er machte sich bald einen Namen und schrieb einen bekannten Traktat über die Navigation im Jahre 1600, nachdem er in Rom den spanischen Botschafter mit seinem wachen Geist und seiner guten Urteilsfähigkeit beeindruckt hatte. Im Jahre 1595 begleitet Quirós Alvaro de Mendaña de Neyra auf dessen Expedition, die von Peru aus westwärts in den Pazifik führte und zu den Marquesas und den Salomonen führte (die damals als „Santa-Cruz-Inseln“ bekannt waren). Ziel der Expedition war die Entdeckung des legendären Südkontinents (Terra Australis), der gemäß der Meinung der meisten europäischen Geographen aus „Gleichgewichtsgründen“ existieren musste (man meinte die gewaltigen Landmassen auf der Nordhalbkugel bräuchten ein Gegengewicht auf der Südhalbkugel – eine Ansicht, die bereits auf die alten Griechen zurückging). Die Suche nach diesem Südkontinent bliebt denn auch lebenslang hauptsächliches Ziel der nautischen Bestrebungen Quirós’.
 
Zusammen mit Luiz Váez de Torres führe Quirós 1605 erneut von Peru aus eine Expedition in den Pazifik. Dabei entdeckte Quirós (sein Vize Torres fuhr weiter nördlich) einige der Inseln des Tuamoto-Archipels. Am 10. Februar 1606 entdeckte er eine Insel, die er „Conversion de San Pablo“ nannte. Es gibt bis heute Vermutungen, dass es sich dabei um Tahiti gehandelt haben könnte, weshalb Quirós bis heute als einer der Entdecker des Eilands gehandelt wird. Er beschrieb die Insel jedoch als unbewohnt, was es sehr unwahrscheinlich macht, dass es sich tatsächlich um Tahiti gehandelt haben dürfte, denn dieses war 1606 mit Sicherheit bereits von Polynesiern besiedelt gewesen (Tatsächlich dürfte er die Insel „Anaa“ entdeckt haben). Deshalb dürfte wohl der Engländer Samuel Wallis (siehe meinen Artikel dazu) 1767 der wahre Entdecker von Tahiti sein. Im selben Jahre entdeckte Quirós noch weitere Inseln Polynesiens, deren Identität teilweise bis heute strittig ist. Im Mai 1606 gelang Quirós zu den Neuen Hebriden, das heutige Vanuatu und gründet auf der Insel „Espiritu Santo“, die er für den großen legendären Südkontinent hielt, die Kolonie „Nova Jerusalem“. Von der Pazifikdurchquerung zurückgekehrt, gelangte Quirós 1607 nach Madrid.
 
Zurück in Spanien war Quirós in Ungnade gefallen und wurde als Betrüger angesehen. Dies war vor allem auf die Abneigung einiger hoher spanischer Beamter zurückzuführen, die teils aus Eifersucht, teils aus persönlicher Abneigung dafür sorgten, dass Quirós Karriere einen Abbruch erlitt. Er lebte in der Folge verarmt, vor allem vom Schreiben seiner Reiseberichte. Mehrere Bittgesuche an den König (Philipp III.) blieben erfolglos. Endlich wurde er doch noch mit königlicher Empfehlung zurück nach Peru zurückgeschickt. Ein Kommando erhielt er jedoch nie mehr. Er starb 1614 in Panama.
 
Mit dem Namen Quirós wird in Australien der Mythos verbunden, dieser habe den Namen „Australia“ geprägt. Dies geht darauf zurück, dass Quirós von „Australia del Espiritu Santo“ sprach, damit jedoch nicht den Australischen Kontinent meinte, sondern die Insel der Neuen Hebriden, auf der er eine Kolonie gründete. Der Ausdruck „Australia“ für den Kontinent geht jedoch nachweislich auf den Engländer Matthew Flinders zurück.
 
 
Euer Sokrates

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen