In
unserer Serie zur Vorstellung diverser Forscher und Entdecker des pazifischen
Raumes, steht heute der erste Spanier auf dem Programm. Wenn man an das
spanische Kolonialreich denkt, kommt einem sofort Lateinamerika in den Sinn:
die riesigen Gebiete vom Westen der USA, über Mittelamerika, weiter entlang der
Anden bis hinunter nach Feuerland, sind mit Sicherheit die wichtigsten
Gebieten, die Spanien seinem Reich einverleibt hatte und dessen immensen Reichtum
begründeten. Nichtsdestotrotz hatte Spanien auch Bedeutung im Pazifik, man
denke nur an die von Magellan entdeckten, und für die spanische Krone in Besitz
genommenen, Philippinen. Lange bevor die ersten Engländer und Holländer im
Pazifik fuhren überquerten die Spanier bereits regelmäßig den riesigen Ozean,
vor allem zwischen der mittelamerikanischen Westküste (dem heutigen Mexiko) und
Manila. Dieses Meer galt auch politisch lange Zeit als „ruhig“, da den Spaniern
dort keiner in die Quere kam und die anderen europäischen Mächte nur wenig über
ihn wussten. Bis zur ersten Weltumseglung eines Engländers, Francis Drake Ende
des 16. Jahrhunderts, „gehörte“ der Pazifik den Spaniern alleine. Der Mann, den
ich euch heute vorstellen möchte, gehörte zu jenen verwegenen frühen Pionieren
der Pazifikerforschung, dessen Name außerhalb von Spanien und Portugal (und
Australien) nur wenigen Insidern bekannt ist: Pedro Fernández de Quirós.
Geboren
wurde Pedro Fernández de Quirós 1565 im portugiesischen Évora. Als spanischer
Seefahrer gilt er vor allem deshalb, weil Portugal mit Spanien zwischen 1580 –
1640 verbunden war (in Personalunion). Schon als junger Mann trat er in
spanische Dienste und erlernte das Seefahrerhandwerk. Er machte sich bald einen
Namen und schrieb einen bekannten Traktat über die Navigation im Jahre 1600,
nachdem er in Rom den spanischen Botschafter mit seinem wachen Geist und seiner
guten Urteilsfähigkeit beeindruckt hatte. Im Jahre 1595 begleitet Quirós Alvaro
de Mendaña de Neyra auf dessen Expedition, die von Peru aus westwärts in den
Pazifik führte und zu den Marquesas und den Salomonen führte (die damals als
„Santa-Cruz-Inseln“ bekannt waren). Ziel der Expedition war die Entdeckung des legendären
Südkontinents (Terra Australis), der gemäß der Meinung der meisten europäischen
Geographen aus „Gleichgewichtsgründen“ existieren musste (man meinte die
gewaltigen Landmassen auf der Nordhalbkugel bräuchten ein Gegengewicht auf der
Südhalbkugel – eine Ansicht, die bereits auf die alten Griechen zurückging).
Die Suche nach diesem Südkontinent bliebt denn auch lebenslang hauptsächliches
Ziel der nautischen Bestrebungen Quirós’.
Zusammen
mit Luiz Váez de Torres führe Quirós 1605 erneut von Peru aus eine Expedition
in den Pazifik. Dabei entdeckte Quirós (sein Vize Torres fuhr weiter nördlich)
einige der Inseln des Tuamoto-Archipels. Am 10. Februar 1606 entdeckte er eine
Insel, die er „Conversion de San Pablo“ nannte. Es gibt bis heute Vermutungen,
dass es sich dabei um Tahiti gehandelt haben könnte, weshalb Quirós bis heute
als einer der Entdecker des Eilands gehandelt wird. Er beschrieb die Insel
jedoch als unbewohnt, was es sehr unwahrscheinlich macht, dass es sich
tatsächlich um Tahiti gehandelt haben dürfte, denn dieses war 1606 mit
Sicherheit bereits von Polynesiern besiedelt gewesen (Tatsächlich dürfte er die
Insel „Anaa“ entdeckt haben). Deshalb dürfte wohl der Engländer Samuel Wallis
(siehe meinen Artikel dazu) 1767 der wahre Entdecker von Tahiti sein. Im selben
Jahre entdeckte Quirós noch weitere Inseln Polynesiens, deren Identität
teilweise bis heute strittig ist. Im Mai 1606 gelang Quirós zu den Neuen
Hebriden, das heutige Vanuatu und gründet auf der Insel „Espiritu Santo“, die
er für den großen legendären Südkontinent hielt, die Kolonie „Nova Jerusalem“. Von
der Pazifikdurchquerung zurückgekehrt, gelangte Quirós 1607 nach Madrid.
Zurück
in Spanien war Quirós in Ungnade gefallen und wurde als Betrüger angesehen. Dies
war vor allem auf die Abneigung einiger hoher spanischer Beamter
zurückzuführen, die teils aus Eifersucht, teils aus persönlicher Abneigung
dafür sorgten, dass Quirós Karriere einen Abbruch erlitt. Er lebte in der Folge
verarmt, vor allem vom Schreiben seiner Reiseberichte. Mehrere Bittgesuche an
den König (Philipp III.) blieben erfolglos. Endlich wurde er doch noch mit
königlicher Empfehlung zurück nach Peru zurückgeschickt. Ein Kommando erhielt
er jedoch nie mehr. Er starb 1614 in Panama.
Mit
dem Namen Quirós wird in Australien der Mythos verbunden, dieser habe den Namen
„Australia“ geprägt. Dies geht darauf zurück, dass Quirós von „Australia del
Espiritu Santo“ sprach, damit jedoch nicht den Australischen Kontinent meinte,
sondern die Insel der Neuen Hebriden, auf der er eine Kolonie gründete. Der
Ausdruck „Australia“ für den Kontinent geht jedoch nachweislich auf den
Engländer Matthew Flinders zurück.
Euer Sokrates
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