Dienstag, 9. Februar 2016

Karibischer Karneval


Der Fasching war seit jeher ein Aufbegehren gegen die Obrigkeit gewesen. Es war die Zeit, in der auch einfache Leute sich einen Spaß auf Kosten ihrer Herrschenden erlauben durften. So gesehen ist es etwas zutiefst Demokratisches. Das war vor allem dort spürbar, wo die Demokratie sich noch nicht durchgesetzt hatte und Otto-Normalverbrauchen hin und wieder ein „Ventil“ brauchte, um seinem Unmut Luft zu machen.


In Europa sind etwa der Römische Karneval, jener von Venedig mit seinen prächtigen Masken oder im deutschsprachigen Raum der Rheinische Fasching und die Alemannische Fasnat im Südwesten Deutschlands, der Schweiz und in Vorarlberg berühmt.


Weltweit bekannt ist natürlich der berühmte, unglaublich farbenprächtige Karneval von Rio, der eine ganze Industrie am Leben erhält und für unzählige Arbeitsplätze das ganze Jahr über sorgt. Weniger bekannt, aber mindestens genauso bunt und von voller Lebensfreude geprägt ist der Karibische Fasching. Dabei sticht besonders jener von Trinidad und Tobago hervor.


Der kleine Karibikstaat vor der venezolanischen Küste hatte viele Herren im Lauf der Geschichte, bevor er seine Unabhängigkeit erlangte. Spanier, Engländer und Franzosen beeinflussten die Kultur ebenso wie die unzähligen Afrikaner, die als Sklaven im Laufe der Jahrhunderte auf die Inseln gebracht wurden. Der Karneval kam ursprünglich mit den Franzosen nach Trinidad und war eine Angelegenheit der Oberschicht, die sich zu dieser Zeit rauschenden Bällen hingab. Dennoch waren es gerade die Sklaven in ihren Baracken, die ihren eigenen Karneval feierten und ihm sein einzigartiges Gepräge verliehen. Die Schwarzen parodierten ihre Herrschaften und deren Gehabe, verknüpften dies mit ihren traditionellen Ritualen und verschafften sich so ein wenig Erleichterung von ihrem drückenden Los. Nach der Abschaffung der Sklaverei im 19. Jahrhundert brachten die ehemaligen Sklaven den Karneval auf die Straße und beeinflusste dadurch die gesamte Kultur. Unter anderen inspirierte der Karneval die lokale Musik (z.B. der Calypso) und so manches kulinarische Gericht entstand in diesem Zusammenhange ebenso. Heute gehört der Karneval zu den beliebtesten Touristenattraktionen auf Trinidad und Tobago. Der Karibische Karneval wird aber auch jedes Jahr durch Emigranten aus der Karibik in die Straßen Europas (va. Englands) und der USA getragen. 


Der Karneval steht für Lebensfreude, Sinnlichkeit, aber auch für Rebellion. Das dürfen wir niemals vergessen und nicht zulassen, dass er für andere Zwecke instrumentalisiert wird.


Euch allen noch einen schönen Faschingsausklang!

 

 

Euer Sokrates

 

 

Quelle Fotos: http://www.123rf.com: Royalty free stock photos.

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