Manche
Persönlichkeiten aus der Geschichte erlangen ihre Bedeutung dadurch, dass sie
als erster ein Land, ein Gebirge, ein Volksstamm entdeckt haben, oder auch, so
wie bei der Person, die ich heute vorstellen möchte, durch die Entdeckung eines
Ozeans. Zwar mag einer einwenden dass dies doch keine besondere Leistung
gewesen sei, denn Balboa hatte kaum mehr getan als den Ozean gesehen und an
seinem Ufer gestanden zu haben, doch verhält es sich damit ähnlich wie mit dem
Ei des Kolumbus: Ist die Entdeckung erst einmal allgemein bekannt geworden,
kann jeder die entsprechende Reise dahin unternehmen, doch zuerst muss einer
einmal draufkommen! Und genau darin liegt die Besonderheit.
Vasco
Nuñez de Balboa wurde 1475 in Jerez de los Caballeros, in der zentralspanischen
Provinz Estramadura geboren. Aus adeligem Hause stammend, schien eine Kariere
in Spanien zuerst aussichtsreich, doch das Schicksal hatte anders entschieden. Offenbar
hatte Balboa schon in jungen Jahren sein Vermögen durchgebracht und schiffte
sich deshalb schleunigst, um seinen Gläubigern zu entgehen, 1501 in die Neue
Welt ein, die einem jungen, äußerst ambitionierten Draufgänger ungeahnte
Chancen auf schnellen Reichtum und großen Ruhm bot. Es waren noch keine zehn
Jahre vergangen seit Columbus die Karibik entdeckt hatte und noch lagen die
Länder jenseits des Atlantischen Ozeans jungfräulich vor dem Europäern. Vor
allem das Festland war noch fast vollständig unbekannt und Legenden von
sagenhaften Reichtümern befeuerten die schier unersättliche Gier nach Gold
obendrein.
Balboa
nimmt nun unter dem Conquistador Batistas an einer Expedition in die südliche
Region von Mittelamerika teil. Anschließend lässt er sich als Pflanzer auf
Haiti nieder. Dieses sesshafte und wahrscheinlich auch sehr langweilige Leben
(zumindest für einen, der hoch hinaus will), befriedigte ihn keineswegs, so
dass er diese Stellung bald wieder aufgab und sich neuen Eroberungen zuwandte.
Zudem kommen erneute große Schulden hinzu und seine Gläubiger bedrängten ihn
immer heftiger. Wieder schließt er sich einer Expedition an, dieses Mal unter
dem Conquistador Ojeda, in deren Zuge er sich als herausragender Truppenführer
erweist und sich großen Respekt verschafft.
Im
Jahre 1510 wird in Darien (das Gebiet von Panama nordwärts) eine spanische
Befestigung gegründet: Santa Maria la Antigua del Darien, deren Generalkapitän
Balboa wird. Schon zeigten sich erste Rivalitäten mit anderen Truppenführern,
vorerst ist Balboas Position jedoch noch gesichert. Es heißt sogar Balboa sei
seinen Feinden einmal dadurch entkommen, dass er sich in einem Fass, das für
Lebensmittel bestimmt gewesen sei, an Bord eines Schiffes habe schmuggeln
lassen. In Darien unternimmt er 1513 seine berühmte Expedition in die Berge
Panamas. Indios hatten ihm verraten jenseits der Darischen Gebirgskette gäbe es
einen riesigen Ozean. Diesen zu finden war nun Balboas Ziel. Nach einem
beschwerlichen Marsch durch den Dschungel, erreichte er die höchsten Gipfel des
Gebirges und erblickte von dort aus als erster Europäer, den Pazifischen Ozean,
dem er den Namen „Mar del Sur“ („Südsee“) gab. In Begleitung von etwa 200
Spaniern erreicht er am 7. September 1513 das Ufer des Pazifiks in der Bucht
von San Miguel und nahm den Ozean für den König von Spanien in Besitz (ein
Umstand der noch für viele Querelen mit anderen europäischen Mächten führen
sollte).
Zurück
von seiner Expedition fand er einen neuen Gouverneur, Pedro Arias Davila
(Pedrarias), in seiner Siedlung vor und geriet auch sogleich in Streit mit
diesem. Es kam bald zu Vorwürfen der Verschwörung gegen die Krone, die Balboa
angelastet wurde. Der Gouverneur und der Balboa nicht wohl gesonnene Francisco
Pizarro (der Eroberer der Inkas von 1531), betrieben die Verurteilung mit
Feuereifer (Pizarro hatte Balboa auf seiner Reise zum Pazifik begleitet und war
diesem gegenüber immer eifersüchtiger geworden). Balboa starb im Alter von 42
Jahren in Acla, im heutigen Panama durch Enthauptung.
Balboas
Name findet sich heute noch in einem Bezirk und einer Stadt in Panama. Die
Sichtung des Pazifiks bleibt untrennbar mit seinem Namen verbunden – etwas, das
ihm seine vielen Neider und Feinde, auch posthum, nicht nehmen konnten.
Das
Wirken Balboas erstreckte sich Zeit seines Lebens auf den karibischen bzw. mittelamerikanischen
Raum, weshalb er auf dieser Webseite auch nur eine Randerscheinung sein soll.
Nichtsdestotrotz rechtfertigt seine Entdeckung des Pazifiks, dass er hier
erwähnt und seine aufregende Lebensgeschichte dargelegt wird.
Euer
Sokrates
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