Sokrates*
Die Frage „Was ist der Mensch?“, bzw. „Was ist seine wahre
Natur?“, ist eine überaus schwierige. Sie trifft jedoch genau den Kern worum es
in diesem Blog geht. Denn, wenngleich der Titel „Strategos 21“ für manchen auf
martialische oder im schlimmsten Fall sogar machiavellistische Ambitionen
schließen lässt, so ist die Wahrheit doch fern all dessen zu suchen. Denn ganz
im Gegenteil ist das einzige Bestreben, dem all diese Website gewidmet ist,
jene das wahrhaft Gute zu finden und zu fördern, den Menschen in seiner
Gesamtheit zu erkennen, wie er wirklich ist und sein umfassendes Wohlergehen zu
betreiben.
Warum der Mensch nicht sehen kann, was real ist
Es ist schon sehr erstaunlich,
wenn man die Menschen beobachtet und erkennt, dass sie mehr ihren eigenen
Gedanken glauben, als, dem was sie um sich herum wahrnehmen. Noch schlimmer ist
dies freilich, wenn es sich nicht um den einfachen Durchschnittbürger, sondern
um Entscheidungsträger, vor allem in der Politik, handelt.
Wenn der Weise eine Wahrnehmung
hat, die seinen Gedanken wiederspricht, dann gibt er die Gedanken auf. Wenn der
Einfältige eine den Gedanken wiedersprechende Wahrnehmung hat, dann gibt er die
Wahrnehmung auf und hält an den eigenen Gedanken fest. Dabei ist das, was die
meisten Menschen denken nicht wirkliches Denken in dem Sinne, dass es sich
dabei um ein schrittweises fortkommen vom Problem zur Lösung handeln, sondern
ein ständiges Kreisen um dasselbe, meist sind dies schlimme Vorstellungen von
dem, was geschehen könnte. Die Angst beherrscht viel mehr die geistigen
Prozesse, als die realistische Hoffnung. Meist ist das Denken nichts anderes
als „Hirnwichserei“, wie ein italienischer Philosoph sich ausdrückte.
Um zu verstehen, was mit dem
Menschen wirklich geschieht, ist es notwendig tiefer in seine Psyche
einzudringen. Es war der geniale Wilhelm Reich der erkannte, dass unter dem
Oberflächenverhalten des Menschen, das freundlich und angepasst ist, sich Hass,
Aggressionen und allerhand Destruktivität befindet. Das selbst war noch nichts
Neues, denn Freud hatte diesen Bereich bereits ausführlich behandelt und ihn
das „Unbewusste“ genannt. Reichs Leistung lag nun darin, diesen Bereich als
Ergebnis einer Abwehr gegen die Triebversagung zu erkennen, die sich allmählich
verhärtet und so zum Charakter des Menschen wird. Das, was den Charakter des
Menschen ausmacht, ist im Grunde eine Pervertierung seiner Natur. Diese
Panzerung überdeckt die wahre Natur des Menschen, die gut ist und nichts Böses
kennt. Wer jedoch beim Unbewussten halt macht und dieses für das Wahre hält,
kann nur eine schlechte Meinung vom Menschen entwickeln. Ich werde in einem
späteren Eintrag über das dreistufige Modell von Wilhelm Reich schreiben. Hier
sei nur darauf hingewiesen, dass es zwischen der wahren guten Natur des
Menschen und seiner friedlichen Oberfläche einen korrupten, verhärteten Bereich
gibt, der durch die Erziehung entstanden ist. Erziehung ist das Schlimmste, was
einem Menschen in seinem Leben widerfährt, denn alle Schwierigkeiten im Leben
gründen darauf, alles Unheil der Menschheit liegt in den Prägungen die die
Kinder durch Eltern, Familie, Lehrer etc. erhalten!
Was für diesen Artikel jedoch
ausschlaggeben ist, ist dass diese „Panzerung“, diese Charakterverhärtung, der
Grund dafür ist, dass die Menschen die Welt nicht klar sehen, wie sie ist,
sondern ein verzerrtes Abbild davon bekommen. So ist es erklärbar warum klug
denkende Menschen unkluge Dinge tun, warum Menschen sich selbst und anderen
Schaden, warum Menschen andere dazu bringen wollen, das zu tun, was sie von
ihnen wünschen, warum Abhängigkeiten existieren, konservative strickte
Religionen (ja möglicherweise Religionen überhaupt) etc. nicht längst von der
Gesellschaft abgeschüttelt worden sind. Diese Panzerung ist die Ursache dafür,
dass der Mensch aus seiner Natur herausfällt, dass er sich getrennt von der
Welt empfindet, dass er das Gefühl hat nicht das zu sein, was er sein könnte.
Die meisten Menschen sind darauf konditioniert sich die Dinge nicht richtig
anzusehen und was noch schlimmer ist, sie sind dressiert darauf auf die Worte
von Menschen, anstatt auf die Taten zu schauen. Nur so ist es erklärbar, dass
zwar alles Mögliche in der Welt kritisiert wird, dass aber genau diese
Missstände weiter unterstützt werden. Man schimpft zum Beispiel darüber, dass
man der Politik nicht trauen könne, läuft aber bei der nächsten Wahl genau den
Politikern nach, die am meisten versprechen. Mancher Politiker hat sich bereits
darüber aufgeregt, dass die Menschen einen nach der Wahl danach beurteilen
würden, was man vor der Wahl gesagt habe. Das ist ein klares Zeichen dafür,
dass solche Leute den Kontakt zur Wirklichkeit verloren haben. Es ist doch
gerade das Normalste von der Welt, dass man jemandes Handlungen mit dessen
Worten vergleicht. Es scheint so zu sein, dass immer mehr Menschen erwarten,
dass die Rolle, die sie im Leben spielen von den anderen akzeptiert wird. Sie
wollen nicht mehr, dass man sie tatsächlich ansieht und dann nach ihren Taten
beurteilt.
Lassen wir uns nicht täuschen!
Wir leben mit Sicherheit in einer Welt des Scheins, aber gerade derjenige, der
den Schein durchschaut (und das ist im Grunde gar nicht schwer, man muss dazu
nur seiner eigenen Natur und nicht der menschlichen Kultur folgen), ist der
wahrhaft Mächtige. Für Realisten hat die Zukunft immer viel zu bieten, nur für
die Persona des Menschen sieht es nicht sehr rosig aus.
Je mehr ein Mensch in der
Realität lebt, desto erfolgreichen wird auch sein Leben verlaufen. Die Wirklichkeit
ist den Menschen zumutbar! Gerade im 21. Jahrhundert werden Menschen und ganze
Gesellschaften nicht überleben können, wenn sie an Illusionen festhalten.
Gerade die westliche Welt läuft Gefahr aus ihren alten Überzeugungen nicht
herauszukommen.
Das einzige, von dem man im Leben
niemals genug bekommen kann, sind Liebe und 100 Prozent Realität. Drum lasst
uns die Wirklichkeit begrüßen und geben wir die fixen Vorstellungen im Kopf,
egal ob positiv oder negativ, auf!
Der Mensch und seine
persönlichen Grenzen
Seine Grenzen zu kennen ist eine
Notwendigkeit für jeden Menschen, denn erkennt er diese nicht, so kann er weder
eine klare Vorstellung davon bekommen, wer er selbst ist, noch etwas vom Wesen
der anderen und der Welt erkennen. Ein wichtiger Teil des menschlichen
Heranreifens ist es seine Grenzen zu erproben und teilweise auch zu versuchen
die Grenzen zu überschreiten. Es gibt dabei selbst geschaffene, von der
Gesellschaft und von der Erziehung geschaffene, aber auch, und das ist das
eigentlich Entscheidende, Grenzen, die von der Natur für einen festgelegt
wurden. Die ersteren zu überschreiten ist eine Pflicht, sich selbst und auch
den Mitmenschen gegenüber, auch wenn es diesen nicht gefallen mag, doch
letztere kann der Mensch nicht ohne Gefahr überschreiten. Die Suche nach den
persönlichen Grenzen spielt sich idealerweise zwischen diesen beiden Bereichen
ab.
Kinder und Jugendliche verletzen
ständig Grenzen und sind damit durchaus teilweise ein Ärgernis für die anderen,
doch ist es notwendig, dass sie dies tun, denn sonst könnten sie ihre eigene
Persönlichkeit nicht erkennen und sich selbst nicht definieren. Allmählich
findet der Mensch heraus, was er für Stärken und Schwächen hat, welche Werte
und Überzeugungen und dadurch ist er in der Lage sich seine Grenzen zu bilden.
Jetzt gibt es aber auch Menschen,
die von östlichem Denken, aber auch von allem, was so unter New-Age und
Esoterik oder anderen Irrsinn fällt, beeinflusst sind und glauben, dass es so
etwas wie absolute Grenzen für sie nicht geben könne. Die Illusion des Kindes
in seinem Inneren eigentlich alles zu können und nur durch die anderen oder die
„bösen“ Naturgesetze daran gehindert zu werden, zeigt sich hier deutlich. Es
geht so weit, dass Meditierende „Erfahrungen“ machen, bei denen sie ihren
Körper zu verlassen glauben und dann enttäuscht sind, dass sie ihr Leben in
einem fleischlichen Körper leben müssen. Das Kind in ihnen will das nicht
wahrhaben, und wenn sie keine reife Persönlichkeit entwickelt haben und sich
ihrer eigenen Beschränkungen nicht bewusst geworden sind, und sollte sie diese
doch erkannt haben aber nicht akzeptieren, dann regiert der Widerwille.
Scharlatane und Gurus nutzen diese Sehnsucht der Menschen schamlos aus und erzählen
ihnen genau das, was sie hören wollen. Nämlich, dass sie ihn Wahrheit
tatsächlich nicht beschränkt seien und sehr wohl „transzendentale“ Erfahrungen
machen könnten. Ja manche gehen so weit zu behaupten, dass es so etwas wie ein
„Selbst“ gar nicht gäbe. Im Grunde seien alle Erscheinungen in der Welt
ohnehin nicht real, Grenzen also in
Wirklichkeit gar nicht existent. Man müsse eben sein „Ego“ besiegen, alle
Vorstellungen fallen lassen, dann würde man zur „Wahrheit“ gelangen. Das ist
diese weltabgewandte, verträumte Position der östlichen Religionen. Doch
beurteile man eine Sache immer nach den Ergebnissen und nicht nach den
Verheißungen, oder den flotten und wohlgefälligen Worten. Tatsache ist, dass
Menschen, die solchen Vorstellungen anhängen nicht gerade zu den
Erfolgreichsten im Leben gehören (mal abgesehen von den Scharlatanen, denen es
gelingt genug Dumme zu finden und dadurch ein angenehmes Leben führen können).
Auch hat gerade der Westen (Europa, USA, etc.) die Welt zugänglich gemacht,
Erfindungen und wissenschaftlicher Fortschritt wurden nicht gemacht, indem
geträumt wurde und an „geheime“ Mächte geglaubt wurde, sondern indem man sich
auf den Verstand verlassen hat. Gerade die Tatsache, dass es unmögliche Dinge
gibt, macht Wissenschaft und auch das Denken an sich überhaupt erst möglich. Mag
sein, dass der Verstand nicht alles erfassen kann, doch etwas, das dem Verstand
zuwider läuft, ist nicht kritisch zu beäugen (das lässt natürlich den Bereich
offen, der dem Verstand nicht zugänglich ist, weil er dessen Grenzen
überschreitet – der Bereich wahrer Spiritualität und all dessen, was als
Metaphysik bezeichnet wird), sondern schlichtweg abzulehnen.
Aber das kleine Kind in vielen
Menschen interessiert solch rationales Denken ohnehin nicht. Grenzen werden
nicht akzeptiert, ja sie werden geradezu als eine Beleidigung aufgefasst.
Infantile Menschen (vor allem Esoteriker, Okkultisten, religiöse Fanatiker,
Schamanen, Sozialrevoluzzer, Narzissten, etc.) wehren sich gegen eine
Eingrenzung, die ihnen scheinbar von den anderen (rational denkenden) Menschen
aufgezwungen wird. Der Narzissmus geht bei manchen so weit, dass sie ein ganz
eigenes Gottesbild entwickeln, bei dem sie glauben selbst Gott zu sein,
beziehungsweise zumindest das Potenzial zu haben, selbst zum Gott werden zu
können. Wer sich selbst für alles hält, der kennt im Grunde auch keine anderen.
Nette Sprüche wie „wir sind alle Kinder der Quelle“ oder „wir sind alle eine
Einheit“, hört man dann gerne aus diesen Kindermündern. Das ist alles völliger
Kokolores. Aber verführerisch allemal für Menschen, die zwischen Wunsch und
Wirklichkeit nicht unterscheiden können, die nicht begreifen wollen, dass das
Universum nicht geschaffen wurde, damit der Mensch bekommt, was er will. Dem
Universum ist es schlicht und einfach egal, wie es dem Menschen geht.
Woran erkennt man nun, dass
jemand seine Grenzen nicht kennt oder unsicher in Bezug auf diese ist? Dazu
gibt es einen ganz einfachen Test: Der „Nein-Sag-Und-Nein-Hör-Test“. Menschen,
die ihre eigenen Grenzen kennen, können „nein“ sagen, wenn ihre Grenzen
verletzt werden oder bedroht sind. Aber, und das ist der zweite Teil des Tests,
solche Menschen können auch ein „Nein“ eines anderen akzeptieren, sie versuchen
also auch nicht in den anderen einzudringen. Wer dem anderen nicht seine
Grenzen lassen kann, zeigt, dass er selbst „Löcher“ in den eigenen Grenzen hat.
Aber noch bevor dieser Test angewandt werden kann, muss die Frage danach
geklärt werden, was ein Mensch kontrollieren kann und was nicht. Der Mensch
kann kontrollieren, was innerhalb seiner Grenzen abläuft, was außerhalb davon
passiert, darüber hat er keine Gewalt. Wer nun zum Beispiel glaubt sein
Schicksal durch die Sterne kontrollieren zu können (Astroverblödungsunsinn),
der kennt nicht seine eigenen Grenzen, er versucht zu kontrollieren, was nicht
zu kontrollieren ist. Ein solches Verhalten ist infantil. Kinder wissen noch
nicht, was in ihrer Macht steht und was nicht, deshalb glauben sie auch leicht
an Zauber und Tricks, anstatt an rationales Vorgehen und fleißige Arbeit. Viele
Erwachsene halten diese Ansicht aufrecht und was dabei herauskommt, das sehen
wir in unserer Welt an allen Ecken und Enden. Esoterikschrott, Wahrsagerei,
Feng Shui, Pendeln, Reiki, Yoga und unzählige andere irrationale Praktiken, haben
Hochkonjunktur. Es gibt nur eine Möglichkeit dagegen anzugehen und das ist
vollständig zu reifen, zu einer erwachsenen vollmenschlichen Person, dann
fallen die Menschen nicht mehr in die für sie bereit gestellten Fallen. Hierzu
ein sehr zu empfehlender Link: http://blog.psiram.com.
Die Angst vor der
Freiheit
Erich Fromm schrieb einst, dass
die größte Furcht des Menschen, jene vor der Freiheit sei. Und zwar gilt das
völlig unabhängig davon, ob jemand für sich den Wert der Freiheit in Anspruch
nimmt oder nicht. Es waren nicht selten gerade die großen „Freiheitshelden“,
die sie nicht aushalten konnten, als sie sie errangen und daraufhin ein neues
Zwangssystem errichteten. Die ganze Menschheitsgeschichte ist voll von solchen
Erfahrungen. Noch nie hat eine Revolution wirklich Freiheit gebracht. Wie auch?
Die Angst vor der Freiheit lässt sich nicht durch politische Umstürze
erreichen, sondern nur durch die Änderung des menschlichen Wesens selbst. Und
hier ist die Kindheit die kritische Phase. „Gebt mir ein Kind bis zum sechsten
Lebensjahr, dann bekommt ihr den Erwachsenen zurück.“, hieß es bei den
Jesuiten. Bis dahin hat man das Kind ausreichend geprägt, um einen „erwünschten
Charakter“ aus ihm zu machen. Wer die Gewalt über ein Kind in den ersten
Lebensjahren hat, der besiegelt dessen Schicksal für sein ganzes Leben.
Alice Miller, die große
„Kindheitsforscherin“, hat in über zehn Büchern darauf hingewiesen, wie Kinder
„geformt“ werden, wie die „schwarze Pädagogik“ ganze Generationen von Menschen
untauglich zu Kreativität und Natürlichkeit gemacht hat, wie „Dressur“
wichtiger war, als Glück und das wahre Wesen eines Menschen. Nur leider ist die
schwarze Pädagogik noch lange nicht am Ende angelangt, im Gegenteil. Zwar hat sich
die Gewalt im körperlichen Bereich reduziert, doch die psychische Gewalt gegen
Kinder hat in erschreckendem Ausmaß zugenommen. Und das gilt nur für die Länder
der westlichen Welt (es ist eine Schande, dass immer noch einige amerikanische
Bundesstaaten körperliche Strafen in Schulen erlauben!). Betrachtet man die
globale Situation, dann zeichnet sich ein noch weitaus düstereres Bild. Das
Leben an sich wird an den meisten Orten der Welt nicht besonders hoch geschätzt
und das Leben eines Kindes ist das Geringste von allen. Hier sehen wir deutlich
die Perversion dieser Welt: Anstatt das Leben der Kinder als das höchste und
wertvollste zu betrachten, wird es mit Füßen getreten. Kranke Seelen entstehen
von Generation zu Generation aufs Neue und diese fatale Tradition findet
niemals ein Ende, wenn nicht interveniert wird. Und diese Intervention kann nur
von außen kommen, beginnend mit der Bewusstmachung des Übels. Die Menschen
müssen einsehen, was mit ihnen geschehen ist, als sie Kinder waren und den
Schmerz und die Demütigung spüren lernen.
Astrid Lindgren erzählte einmal
eine Geschichte von einem Kind, das von seiner Mutter bestraft werden sollte.
Es sollte in den Garten hinausgehen, um eine Rute oder einen Stecken zu holen,
mit dem ihm der Hintern versohlt werden sollte. Doch das Kind konnte keinen
finden, also nahm es einen Stein und gab ihn der Mutter. Das Kind übergab der
Mutter den Stein und sagte, sie soll es damit schlagen. Da traten der Mutter
die Tränen in die Augen, denn nun wurde ihr bewusst, was sie eigentlich tat.
Erst jetzt begriff sie, dass sie dabei war das Kind zu quälen, ihm Schmerzen zu
bereiten. So geht es vielen Eltern, die ihre Kinder so bestrafen, wie sie
selbst als Kinder bestraft wurden: Ihnen ist nicht mehr klar, dass sie
verletzen, sie glauben es sei ein gutes und notwendiges Verhalten. Erst wenn
die Gefühle ausgedrückt werden dürfen, die als Kind nicht erlaubt war, dann
kann man Heilung erfahren. Es gibt Menschen, die stolz darauf sind, dass sie es
geschafft haben nicht zu weinen, als sie als Kinder bestraft wurden (das
berühmteste Beispiel dafür ist Hitler). Wie sehr muss ein Kind verformt werden,
dass es sein Leben und seine Gesundheit nicht mehr zu schützen versucht und
seinen Schmerz nicht mehr ausdrücken möchte? Später kann diese Art von Gefühl
gar nicht mehr empfunden werden und das führt nicht selten zu einem
Überlegenheitsgefühl (Nietzsches „Übermensch“ lässt grüßen!).
Die schlimmsten Auswüchse sahen
wir in den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts. Ohne autoritätshörige Erziehung
wären Menschen niemals in der Lage gewesen ihren Verstand auszuschalten und
über andere Menschen wie Bestien herzufallen. Bildung nützt in dieser
Angelegenheit nichts, denn gerade die Intellektuellen waren oft die
fanatischsten Anhänger der Diktatoren. Intelligenz kann nur dann zur Befreiung
führen, wenn sie mit Menschlichkeit, mit Werten gepaart wird und diese Werte
dürfen nicht korrupt sein. Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen: Alle
Werte, die der Schöpfung und dem Leben dienen sind gut, alle Werte, die der
Zerstörung und dem Tod dienen sind schlecht. Erst wenn Bildung der Befreiung
dient und nicht der Aufrechterhaltung der Autorität, dann können wir einen
Schritt vorwärts machen.
Nie hat die Gesellschaft das Böse
in der Erziehung der Kinder gesucht. Es ist einfach nicht wahr, dass das Böse
in der menschlichen Natur zu suchen ist. Und alle Systeme, die dies behaupten
sollten von der Welt verschwinden und als das bloß gestellt werden was sie
sind: Korruption und Lügen! Die Ansicht, dass in der menschlichen Natur Böses
sei, erschafft damit gerade das Böse, das angeblich immer bekämpft werden muss.
Das trifft nicht nur auf politische Ideologien und Systeme zu, sondern auch auf
dem Bereich der Religionen. Der Mensch hat das Potenzial böse zu handeln, das
heißt aber nicht dass das Böse bereits manifest in ihm wäre. Denn der Mensch
kann auch gut handeln. Es kommt darauf an, welche Samen im Geiste eines
Menschen genährt werden; davon alleine hängt alles ab!
Gerade auch im religiösen Bereich
gibt es eine unglaubliche Angst vor der Freiheit. Manche glauben tatsächlich,
sie lästerten Gott, wenn sie ihre Sinne und ihren Verstand gebrauchten und zu
Ergebnissen kommen, die von einer der „Heiligen Schriften“ abweicht. Solche
Menschen sind so autoritätshörig, dass sie lieber verrückt werden, als wirklich
hinzuschauen. Zwei und zwei ist dann auf einmal nicht mehr vier, sondern fünf.
Dieses Denken macht dumm und diese Dummheit wird dann auch noch geheiligt, als
„Treue“ gegenüber der Gottheit. Hinter vernünftigen Gedanken steckt dann der
Teufel, der „Herr der Welt“, Gerade was das Christentum betrifft, ist diese
Ansicht der größtmögliche Unsinn. Ich weiß wenig darüber zu sagen, wie es in
anderen Religionen aussieht, aber das Christentum ist mir bekannt, weil ich
selbst in einer christlich geprägten Kultur aufgewachsen bin und die Wege und
Irrwege derselben untersucht habe. Das Christentum ist im Grunde keine
dualistische Religion. Viel mehr hat es die Dichotomie von Gut und Böse
überwunden. Die Ansicht es gäbe einen Kampf zwischen Gut und Böse geht nicht
auf Jesus zurück, sondern kommt aus dem Manichäismus, der in der Antike sich
vom Orient weit bis nach Europa hinein verbreitete und auch das Christentum
teilweise unterwandert. Zu glauben der Teufel beherrsche die Welt, ist im
Grunde blasphemisch. Gerade wer sich mit dem Christentum auskennt, muss zur
Einsicht gelangen, dass das „Werk“ durch Jesus vollendet wurde. Die „Sünde“,
das heißt vor allem die falsche Ansicht der Welt, die Verzerrungen des Geistes,
sind entlarvt worden.
Sünde kommt vom Wort „Sund“ und
bedeutet Graben oder Trennung. Sünde ist kein Verbrechen, sondern das
Nicht-Verbunden-Sein mit Gott. Ein fatales falsches Verständnis des Konzeptes
der Erbsünde, hat unendlich viel Leid über den Menschen gebracht. Es zementiert
die Ansicht, dass das Böse bereits von Anfang an im Menschen vorhanden sei,
also so, wie wenn es bereits im Gencode enthalten wäre. In Wahrheit ist die
Erbsünde genau, das was den Menschen von seiner wahren Natur (Gott) trennt,
nämlich die korrupte Erziehung, die seit jeher jede menschliche Gesellschaft
vergiftet hat. Niemals kann damit gemeint sein, das Kind sei von sich aus von
seiner Natur getrennt. Das geschieht erst durch die Formung durch die Eltern
und die Gesellschaft. Die Korruption, die vom ersten Lebenstag eines
Neugeborenen in sein Leben eingreift, ist die wahre Erbsünde. (Es ist heute
auch nicht mehr theologische Lehre zu glauben die Erbsünde alleine würde in die
Hölle führen. Die Taufe nimmt die Erbsünde hinweg, doch das nicht-getaufte
Kind, das stirbt ist nicht verdammt. Jedes Lebewesen hat seine eigene Chance
von Gott bekommen, keines muss für die Sünden der Eltern büßen – Gott ist
gerecht, das dürfen wir nicht vergessen!).
Vielleicht besteht für die
Menschheit als Ganzes wirklich keine Hoffnung darauf, jemals den Genuss der
wahren Freiheit zu erleben. Doch für den einzelnen ist dies durchaus möglich,
insbesondere in den westlichen Gesellschaften, die einem solchen Bestreben zwar
nicht direkt zugeneigt sind, aber trotzdem genug Spielraum bieten, dass der
einzelne sein Potenzial finden und ausleben kann. Das sollte Ansporn genug
sein, sich seine Kindheit anzuschauen. Der Preis, der zu bezahlen ist, ist
gering im Verhältnis zum Lohn, ein wahrhaft selbstverwirklichendes Leben, ein
Leben nicht im Haben, sondern im Sein führen zu können!
Ziel dieses Blogs
Die Vision
dieser Seite ist es einen Beitrag dazu zu leisten an der Entwicklung einer
Menschheit zu arbeiten für die Krieg, Krankheit und Leid Relikte der Vergangenheit
sind, Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit. Konflikte werden nicht durch
Schweigen oder Kopf-in-den-Sand-stecken beseitigt oder gar gelöst, auch nicht
durch das Austragen von Kriegen und anderen Arten der offenen Aggression, sondern
durch die Erfüllung der Interessen, aller Beteiligten. Die einzig
befriedigenden Lösung die denkbar ist, ist die vollständige Erfüllung der
wahren menschlichen Bedürfnisse (die nicht notwendigerweise mit den Wünschen
übereinstimmen): die ideale und oft gepriesene Win-Win-Situation. Viel zu wenig
wurde bisher in der Menschheitsgeschichte eben darauf geachtet. In Zukunft soll
dies anders werden und diese Seite möchte einen Beitrag dazu leisten. Wenn
unsere Nachfahren einstmals mit Erstaunen auf ihre Altvorderen blicken werden
und sich die Frage stellen, wie wir Umstände wie Hass, Krankheit und Verderben als
Teil des gewöhnlichen Lebens ansehen konnten, dann ist die Aufgabe erfüllt, zu
der diese Seite beitragen möchte.
*Sokrates ist Gründer
und Herausgeber von Strategos 21.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen