Freitag, 19. Oktober 2012

Kommentar: Was ist der Mensch? Oder was ist das Bestreben dieses Blogs?



Sokrates*
 
   
         Die Frage „Was ist der Mensch?“, bzw. „Was ist seine wahre Natur?“, ist eine überaus schwierige. Sie trifft jedoch genau den Kern worum es in diesem Blog geht. Denn, wenngleich der Titel „Strategos 21“ für manchen auf martialische oder im schlimmsten Fall sogar machiavellistische Ambitionen schließen lässt, so ist die Wahrheit doch fern all dessen zu suchen. Denn ganz im Gegenteil ist das einzige Bestreben, dem all diese Website gewidmet ist, jene das wahrhaft Gute zu finden und zu fördern, den Menschen in seiner Gesamtheit zu erkennen, wie er wirklich ist und sein umfassendes Wohlergehen zu betreiben.

Warum der Mensch nicht sehen kann, was real ist
Es ist schon sehr erstaunlich, wenn man die Menschen beobachtet und erkennt, dass sie mehr ihren eigenen Gedanken glauben, als, dem was sie um sich herum wahrnehmen. Noch schlimmer ist dies freilich, wenn es sich nicht um den einfachen Durchschnittbürger, sondern um Entscheidungsträger, vor allem in der Politik, handelt.

Wenn der Weise eine Wahrnehmung hat, die seinen Gedanken wiederspricht, dann gibt er die Gedanken auf. Wenn der Einfältige eine den Gedanken wiedersprechende Wahrnehmung hat, dann gibt er die Wahrnehmung auf und hält an den eigenen Gedanken fest. Dabei ist das, was die meisten Menschen denken nicht wirkliches Denken in dem Sinne, dass es sich dabei um ein schrittweises fortkommen vom Problem zur Lösung handeln, sondern ein ständiges Kreisen um dasselbe, meist sind dies schlimme Vorstellungen von dem, was geschehen könnte. Die Angst beherrscht viel mehr die geistigen Prozesse, als die realistische Hoffnung. Meist ist das Denken nichts anderes als „Hirnwichserei“, wie ein italienischer Philosoph sich ausdrückte.

Um zu verstehen, was mit dem Menschen wirklich geschieht, ist es notwendig tiefer in seine Psyche einzudringen. Es war der geniale Wilhelm Reich der erkannte, dass unter dem Oberflächenverhalten des Menschen, das freundlich und angepasst ist, sich Hass, Aggressionen und allerhand Destruktivität befindet. Das selbst war noch nichts Neues, denn Freud hatte diesen Bereich bereits ausführlich behandelt und ihn das „Unbewusste“ genannt. Reichs Leistung lag nun darin, diesen Bereich als Ergebnis einer Abwehr gegen die Triebversagung zu erkennen, die sich allmählich verhärtet und so zum Charakter des Menschen wird. Das, was den Charakter des Menschen ausmacht, ist im Grunde eine Pervertierung seiner Natur. Diese Panzerung überdeckt die wahre Natur des Menschen, die gut ist und nichts Böses kennt. Wer jedoch beim Unbewussten halt macht und dieses für das Wahre hält, kann nur eine schlechte Meinung vom Menschen entwickeln. Ich werde in einem späteren Eintrag über das dreistufige Modell von Wilhelm Reich schreiben. Hier sei nur darauf hingewiesen, dass es zwischen der wahren guten Natur des Menschen und seiner friedlichen Oberfläche einen korrupten, verhärteten Bereich gibt, der durch die Erziehung entstanden ist. Erziehung ist das Schlimmste, was einem Menschen in seinem Leben widerfährt, denn alle Schwierigkeiten im Leben gründen darauf, alles Unheil der Menschheit liegt in den Prägungen die die Kinder durch Eltern, Familie, Lehrer etc. erhalten!

Was für diesen Artikel jedoch ausschlaggeben ist, ist dass diese „Panzerung“, diese Charakterverhärtung, der Grund dafür ist, dass die Menschen die Welt nicht klar sehen, wie sie ist, sondern ein verzerrtes Abbild davon bekommen. So ist es erklärbar warum klug denkende Menschen unkluge Dinge tun, warum Menschen sich selbst und anderen Schaden, warum Menschen andere dazu bringen wollen, das zu tun, was sie von ihnen wünschen, warum Abhängigkeiten existieren, konservative strickte Religionen (ja möglicherweise Religionen überhaupt) etc. nicht längst von der Gesellschaft abgeschüttelt worden sind. Diese Panzerung ist die Ursache dafür, dass der Mensch aus seiner Natur herausfällt, dass er sich getrennt von der Welt empfindet, dass er das Gefühl hat nicht das zu sein, was er sein könnte. Die meisten Menschen sind darauf konditioniert sich die Dinge nicht richtig anzusehen und was noch schlimmer ist, sie sind dressiert darauf auf die Worte von Menschen, anstatt auf die Taten zu schauen. Nur so ist es erklärbar, dass zwar alles Mögliche in der Welt kritisiert wird, dass aber genau diese Missstände weiter unterstützt werden. Man schimpft zum Beispiel darüber, dass man der Politik nicht trauen könne, läuft aber bei der nächsten Wahl genau den Politikern nach, die am meisten versprechen. Mancher Politiker hat sich bereits darüber aufgeregt, dass die Menschen einen nach der Wahl danach beurteilen würden, was man vor der Wahl gesagt habe. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass solche Leute den Kontakt zur Wirklichkeit verloren haben. Es ist doch gerade das Normalste von der Welt, dass man jemandes Handlungen mit dessen Worten vergleicht. Es scheint so zu sein, dass immer mehr Menschen erwarten, dass die Rolle, die sie im Leben spielen von den anderen akzeptiert wird. Sie wollen nicht mehr, dass man sie tatsächlich ansieht und dann nach ihren Taten beurteilt.

Lassen wir uns nicht täuschen! Wir leben mit Sicherheit in einer Welt des Scheins, aber gerade derjenige, der den Schein durchschaut (und das ist im Grunde gar nicht schwer, man muss dazu nur seiner eigenen Natur und nicht der menschlichen Kultur folgen), ist der wahrhaft Mächtige. Für Realisten hat die Zukunft immer viel zu bieten, nur für die Persona des Menschen sieht es nicht sehr rosig aus.

Je mehr ein Mensch in der Realität lebt, desto erfolgreichen wird auch sein Leben verlaufen. Die Wirklichkeit ist den Menschen zumutbar! Gerade im 21. Jahrhundert werden Menschen und ganze Gesellschaften nicht überleben können, wenn sie an Illusionen festhalten. Gerade die westliche Welt läuft Gefahr aus ihren alten Überzeugungen nicht herauszukommen.

Das einzige, von dem man im Leben niemals genug bekommen kann, sind Liebe und 100 Prozent Realität. Drum lasst uns die Wirklichkeit begrüßen und geben wir die fixen Vorstellungen im Kopf, egal ob positiv oder negativ, auf!

 
Der Mensch und seine persönlichen Grenzen
Seine Grenzen zu kennen ist eine Notwendigkeit für jeden Menschen, denn erkennt er diese nicht, so kann er weder eine klare Vorstellung davon bekommen, wer er selbst ist, noch etwas vom Wesen der anderen und der Welt erkennen. Ein wichtiger Teil des menschlichen Heranreifens ist es seine Grenzen zu erproben und teilweise auch zu versuchen die Grenzen zu überschreiten. Es gibt dabei selbst geschaffene, von der Gesellschaft und von der Erziehung geschaffene, aber auch, und das ist das eigentlich Entscheidende, Grenzen, die von der Natur für einen festgelegt wurden. Die ersteren zu überschreiten ist eine Pflicht, sich selbst und auch den Mitmenschen gegenüber, auch wenn es diesen nicht gefallen mag, doch letztere kann der Mensch nicht ohne Gefahr überschreiten. Die Suche nach den persönlichen Grenzen spielt sich idealerweise zwischen diesen beiden Bereichen ab.

Kinder und Jugendliche verletzen ständig Grenzen und sind damit durchaus teilweise ein Ärgernis für die anderen, doch ist es notwendig, dass sie dies tun, denn sonst könnten sie ihre eigene Persönlichkeit nicht erkennen und sich selbst nicht definieren. Allmählich findet der Mensch heraus, was er für Stärken und Schwächen hat, welche Werte und Überzeugungen und dadurch ist er in der Lage sich seine Grenzen zu bilden.

Jetzt gibt es aber auch Menschen, die von östlichem Denken, aber auch von allem, was so unter New-Age und Esoterik oder anderen Irrsinn fällt, beeinflusst sind und glauben, dass es so etwas wie absolute Grenzen für sie nicht geben könne. Die Illusion des Kindes in seinem Inneren eigentlich alles zu können und nur durch die anderen oder die „bösen“ Naturgesetze daran gehindert zu werden, zeigt sich hier deutlich. Es geht so weit, dass Meditierende „Erfahrungen“ machen, bei denen sie ihren Körper zu verlassen glauben und dann enttäuscht sind, dass sie ihr Leben in einem fleischlichen Körper leben müssen. Das Kind in ihnen will das nicht wahrhaben, und wenn sie keine reife Persönlichkeit entwickelt haben und sich ihrer eigenen Beschränkungen nicht bewusst geworden sind, und sollte sie diese doch erkannt haben aber nicht akzeptieren, dann regiert der Widerwille. Scharlatane und Gurus nutzen diese Sehnsucht der Menschen schamlos aus und erzählen ihnen genau das, was sie hören wollen. Nämlich, dass sie ihn Wahrheit tatsächlich nicht beschränkt seien und sehr wohl „transzendentale“ Erfahrungen machen könnten. Ja manche gehen so weit zu behaupten, dass es so etwas wie ein „Selbst“ gar nicht gäbe. Im Grunde seien alle Erscheinungen in der Welt ohnehin  nicht real, Grenzen also in Wirklichkeit gar nicht existent. Man müsse eben sein „Ego“ besiegen, alle Vorstellungen fallen lassen, dann würde man zur „Wahrheit“ gelangen. Das ist diese weltabgewandte, verträumte Position der östlichen Religionen. Doch beurteile man eine Sache immer nach den Ergebnissen und nicht nach den Verheißungen, oder den flotten und wohlgefälligen Worten. Tatsache ist, dass Menschen, die solchen Vorstellungen anhängen nicht gerade zu den Erfolgreichsten im Leben gehören (mal abgesehen von den Scharlatanen, denen es gelingt genug Dumme zu finden und dadurch ein angenehmes Leben führen können). Auch hat gerade der Westen (Europa, USA, etc.) die Welt zugänglich gemacht, Erfindungen und wissenschaftlicher Fortschritt wurden nicht gemacht, indem geträumt wurde und an „geheime“ Mächte geglaubt wurde, sondern indem man sich auf den Verstand verlassen hat. Gerade die Tatsache, dass es unmögliche Dinge gibt, macht Wissenschaft und auch das Denken an sich überhaupt erst möglich. Mag sein, dass der Verstand nicht alles erfassen kann, doch etwas, das dem Verstand zuwider läuft, ist nicht kritisch zu beäugen (das lässt natürlich den Bereich offen, der dem Verstand nicht zugänglich ist, weil er dessen Grenzen überschreitet – der Bereich wahrer Spiritualität und all dessen, was als Metaphysik bezeichnet wird), sondern schlichtweg abzulehnen.

Aber das kleine Kind in vielen Menschen interessiert solch rationales Denken ohnehin nicht. Grenzen werden nicht akzeptiert, ja sie werden geradezu als eine Beleidigung aufgefasst. Infantile Menschen (vor allem Esoteriker, Okkultisten, religiöse Fanatiker, Schamanen, Sozialrevoluzzer, Narzissten, etc.) wehren sich gegen eine Eingrenzung, die ihnen scheinbar von den anderen (rational denkenden) Menschen aufgezwungen wird. Der Narzissmus geht bei manchen so weit, dass sie ein ganz eigenes Gottesbild entwickeln, bei dem sie glauben selbst Gott zu sein, beziehungsweise zumindest das Potenzial zu haben, selbst zum Gott werden zu können. Wer sich selbst für alles hält, der kennt im Grunde auch keine anderen. Nette Sprüche wie „wir sind alle Kinder der Quelle“ oder „wir sind alle eine Einheit“, hört man dann gerne aus diesen Kindermündern. Das ist alles völliger Kokolores. Aber verführerisch allemal für Menschen, die zwischen Wunsch und Wirklichkeit nicht unterscheiden können, die nicht begreifen wollen, dass das Universum nicht geschaffen wurde, damit der Mensch bekommt, was er will. Dem Universum ist es schlicht und einfach egal, wie es dem Menschen geht.

Woran erkennt man nun, dass jemand seine Grenzen nicht kennt oder unsicher in Bezug auf diese ist? Dazu gibt es einen ganz einfachen Test: Der „Nein-Sag-Und-Nein-Hör-Test“. Menschen, die ihre eigenen Grenzen kennen, können „nein“ sagen, wenn ihre Grenzen verletzt werden oder bedroht sind. Aber, und das ist der zweite Teil des Tests, solche Menschen können auch ein „Nein“ eines anderen akzeptieren, sie versuchen also auch nicht in den anderen einzudringen. Wer dem anderen nicht seine Grenzen lassen kann, zeigt, dass er selbst „Löcher“ in den eigenen Grenzen hat. Aber noch bevor dieser Test angewandt werden kann, muss die Frage danach geklärt werden, was ein Mensch kontrollieren kann und was nicht. Der Mensch kann kontrollieren, was innerhalb seiner Grenzen abläuft, was außerhalb davon passiert, darüber hat er keine Gewalt. Wer nun zum Beispiel glaubt sein Schicksal durch die Sterne kontrollieren zu können (Astroverblödungsunsinn), der kennt nicht seine eigenen Grenzen, er versucht zu kontrollieren, was nicht zu kontrollieren ist. Ein solches Verhalten ist infantil. Kinder wissen noch nicht, was in ihrer Macht steht und was nicht, deshalb glauben sie auch leicht an Zauber und Tricks, anstatt an rationales Vorgehen und fleißige Arbeit. Viele Erwachsene halten diese Ansicht aufrecht und was dabei herauskommt, das sehen wir in unserer Welt an allen Ecken und Enden. Esoterikschrott, Wahrsagerei, Feng Shui, Pendeln, Reiki, Yoga und unzählige andere irrationale Praktiken, haben Hochkonjunktur. Es gibt nur eine Möglichkeit dagegen anzugehen und das ist vollständig zu reifen, zu einer erwachsenen vollmenschlichen Person, dann fallen die Menschen nicht mehr in die für sie bereit gestellten Fallen. Hierzu ein sehr zu empfehlender Link: http://blog.psiram.com.

 
Die Angst vor der Freiheit
Erich Fromm schrieb einst, dass die größte Furcht des Menschen, jene vor der Freiheit sei. Und zwar gilt das völlig unabhängig davon, ob jemand für sich den Wert der Freiheit in Anspruch nimmt oder nicht. Es waren nicht selten gerade die großen „Freiheitshelden“, die sie nicht aushalten konnten, als sie sie errangen und daraufhin ein neues Zwangssystem errichteten. Die ganze Menschheitsgeschichte ist voll von solchen Erfahrungen. Noch nie hat eine Revolution wirklich Freiheit gebracht. Wie auch? Die Angst vor der Freiheit lässt sich nicht durch politische Umstürze erreichen, sondern nur durch die Änderung des menschlichen Wesens selbst. Und hier ist die Kindheit die kritische Phase. „Gebt mir ein Kind bis zum sechsten Lebensjahr, dann bekommt ihr den Erwachsenen zurück.“, hieß es bei den Jesuiten. Bis dahin hat man das Kind ausreichend geprägt, um einen „erwünschten Charakter“ aus ihm zu machen. Wer die Gewalt über ein Kind in den ersten Lebensjahren hat, der besiegelt dessen Schicksal für sein ganzes Leben.

Alice Miller, die große „Kindheitsforscherin“, hat in über zehn Büchern darauf hingewiesen, wie Kinder „geformt“ werden, wie die „schwarze Pädagogik“ ganze Generationen von Menschen untauglich zu Kreativität und Natürlichkeit gemacht hat, wie „Dressur“ wichtiger war, als Glück und das wahre Wesen eines Menschen. Nur leider ist die schwarze Pädagogik noch lange nicht am Ende angelangt, im Gegenteil. Zwar hat sich die Gewalt im körperlichen Bereich reduziert, doch die psychische Gewalt gegen Kinder hat in erschreckendem Ausmaß zugenommen. Und das gilt nur für die Länder der westlichen Welt (es ist eine Schande, dass immer noch einige amerikanische Bundesstaaten körperliche Strafen in Schulen erlauben!). Betrachtet man die globale Situation, dann zeichnet sich ein noch weitaus düstereres Bild. Das Leben an sich wird an den meisten Orten der Welt nicht besonders hoch geschätzt und das Leben eines Kindes ist das Geringste von allen. Hier sehen wir deutlich die Perversion dieser Welt: Anstatt das Leben der Kinder als das höchste und wertvollste zu betrachten, wird es mit Füßen getreten. Kranke Seelen entstehen von Generation zu Generation aufs Neue und diese fatale Tradition findet niemals ein Ende, wenn nicht interveniert wird. Und diese Intervention kann nur von außen kommen, beginnend mit der Bewusstmachung des Übels. Die Menschen müssen einsehen, was mit ihnen geschehen ist, als sie Kinder waren und den Schmerz und die Demütigung spüren lernen.

Astrid Lindgren erzählte einmal eine Geschichte von einem Kind, das von seiner Mutter bestraft werden sollte. Es sollte in den Garten hinausgehen, um eine Rute oder einen Stecken zu holen, mit dem ihm der Hintern versohlt werden sollte. Doch das Kind konnte keinen finden, also nahm es einen Stein und gab ihn der Mutter. Das Kind übergab der Mutter den Stein und sagte, sie soll es damit schlagen. Da traten der Mutter die Tränen in die Augen, denn nun wurde ihr bewusst, was sie eigentlich tat. Erst jetzt begriff sie, dass sie dabei war das Kind zu quälen, ihm Schmerzen zu bereiten. So geht es vielen Eltern, die ihre Kinder so bestrafen, wie sie selbst als Kinder bestraft wurden: Ihnen ist nicht mehr klar, dass sie verletzen, sie glauben es sei ein gutes und notwendiges Verhalten. Erst wenn die Gefühle ausgedrückt werden dürfen, die als Kind nicht erlaubt war, dann kann man Heilung erfahren. Es gibt Menschen, die stolz darauf sind, dass sie es geschafft haben nicht zu weinen, als sie als Kinder bestraft wurden (das berühmteste Beispiel dafür ist Hitler). Wie sehr muss ein Kind verformt werden, dass es sein Leben und seine Gesundheit nicht mehr zu schützen versucht und seinen Schmerz nicht mehr ausdrücken möchte? Später kann diese Art von Gefühl gar nicht mehr empfunden werden und das führt nicht selten zu einem Überlegenheitsgefühl (Nietzsches „Übermensch“ lässt grüßen!).

Die schlimmsten Auswüchse sahen wir in den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts. Ohne autoritätshörige Erziehung wären Menschen niemals in der Lage gewesen ihren Verstand auszuschalten und über andere Menschen wie Bestien herzufallen. Bildung nützt in dieser Angelegenheit nichts, denn gerade die Intellektuellen waren oft die fanatischsten Anhänger der Diktatoren. Intelligenz kann nur dann zur Befreiung führen, wenn sie mit Menschlichkeit, mit Werten gepaart wird und diese Werte dürfen nicht korrupt sein. Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen: Alle Werte, die der Schöpfung und dem Leben dienen sind gut, alle Werte, die der Zerstörung und dem Tod dienen sind schlecht. Erst wenn Bildung der Befreiung dient und nicht der Aufrechterhaltung der Autorität, dann können wir einen Schritt vorwärts machen.

Nie hat die Gesellschaft das Böse in der Erziehung der Kinder gesucht. Es ist einfach nicht wahr, dass das Böse in der menschlichen Natur zu suchen ist. Und alle Systeme, die dies behaupten sollten von der Welt verschwinden und als das bloß gestellt werden was sie sind: Korruption und Lügen! Die Ansicht, dass in der menschlichen Natur Böses sei, erschafft damit gerade das Böse, das angeblich immer bekämpft werden muss. Das trifft nicht nur auf politische Ideologien und Systeme zu, sondern auch auf dem Bereich der Religionen. Der Mensch hat das Potenzial böse zu handeln, das heißt aber nicht dass das Böse bereits manifest in ihm wäre. Denn der Mensch kann auch gut handeln. Es kommt darauf an, welche Samen im Geiste eines Menschen genährt werden; davon alleine hängt alles ab!

Gerade auch im religiösen Bereich gibt es eine unglaubliche Angst vor der Freiheit. Manche glauben tatsächlich, sie lästerten Gott, wenn sie ihre Sinne und ihren Verstand gebrauchten und zu Ergebnissen kommen, die von einer der „Heiligen Schriften“ abweicht. Solche Menschen sind so autoritätshörig, dass sie lieber verrückt werden, als wirklich hinzuschauen. Zwei und zwei ist dann auf einmal nicht mehr vier, sondern fünf. Dieses Denken macht dumm und diese Dummheit wird dann auch noch geheiligt, als „Treue“ gegenüber der Gottheit. Hinter vernünftigen Gedanken steckt dann der Teufel, der „Herr der Welt“, Gerade was das Christentum betrifft, ist diese Ansicht der größtmögliche Unsinn. Ich weiß wenig darüber zu sagen, wie es in anderen Religionen aussieht, aber das Christentum ist mir bekannt, weil ich selbst in einer christlich geprägten Kultur aufgewachsen bin und die Wege und Irrwege derselben untersucht habe. Das Christentum ist im Grunde keine dualistische Religion. Viel mehr hat es die Dichotomie von Gut und Böse überwunden. Die Ansicht es gäbe einen Kampf zwischen Gut und Böse geht nicht auf Jesus zurück, sondern kommt aus dem Manichäismus, der in der Antike sich vom Orient weit bis nach Europa hinein verbreitete und auch das Christentum teilweise unterwandert. Zu glauben der Teufel beherrsche die Welt, ist im Grunde blasphemisch. Gerade wer sich mit dem Christentum auskennt, muss zur Einsicht gelangen, dass das „Werk“ durch Jesus vollendet wurde. Die „Sünde“, das heißt vor allem die falsche Ansicht der Welt, die Verzerrungen des Geistes, sind entlarvt worden.

Sünde kommt vom Wort „Sund“ und bedeutet Graben oder Trennung. Sünde ist kein Verbrechen, sondern das Nicht-Verbunden-Sein mit Gott. Ein fatales falsches Verständnis des Konzeptes der Erbsünde, hat unendlich viel Leid über den Menschen gebracht. Es zementiert die Ansicht, dass das Böse bereits von Anfang an im Menschen vorhanden sei, also so, wie wenn es bereits im Gencode enthalten wäre. In Wahrheit ist die Erbsünde genau, das was den Menschen von seiner wahren Natur (Gott) trennt, nämlich die korrupte Erziehung, die seit jeher jede menschliche Gesellschaft vergiftet hat. Niemals kann damit gemeint sein, das Kind sei von sich aus von seiner Natur getrennt. Das geschieht erst durch die Formung durch die Eltern und die Gesellschaft. Die Korruption, die vom ersten Lebenstag eines Neugeborenen in sein Leben eingreift, ist die wahre Erbsünde. (Es ist heute auch nicht mehr theologische Lehre zu glauben die Erbsünde alleine würde in die Hölle führen. Die Taufe nimmt die Erbsünde hinweg, doch das nicht-getaufte Kind, das stirbt ist nicht verdammt. Jedes Lebewesen hat seine eigene Chance von Gott bekommen, keines muss für die Sünden der Eltern büßen – Gott ist gerecht, das dürfen wir nicht vergessen!).

Vielleicht besteht für die Menschheit als Ganzes wirklich keine Hoffnung darauf, jemals den Genuss der wahren Freiheit zu erleben. Doch für den einzelnen ist dies durchaus möglich, insbesondere in den westlichen Gesellschaften, die einem solchen Bestreben zwar nicht direkt zugeneigt sind, aber trotzdem genug Spielraum bieten, dass der einzelne sein Potenzial finden und ausleben kann. Das sollte Ansporn genug sein, sich seine Kindheit anzuschauen. Der Preis, der zu bezahlen ist, ist gering im Verhältnis zum Lohn, ein wahrhaft selbstverwirklichendes Leben, ein Leben nicht im Haben, sondern im Sein führen zu können!

 
Ziel dieses Blogs
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*Sokrates ist Gründer und Herausgeber von Strategos 21.

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