Der deutsch-baltische Seefahrer Adam Johann von Krusenstern
gehört zu den weniger bekannten Gestalten unter der Entdeckern. Außerhalb von
Russland ist sein Name oft wenig bekannt und selbst in manchen Lexika ist er
nicht einmal vermerkt. Gerade deshalb möchte ich Euch heute diesen großen
Admiral und Weltumsegler vorstellen, der bei uns etwas stiefmütterlich
behandelt wird.
Geboren wurde Adam Johann Baron von Kursenstern am 19.
November 1770 im estländischen Haggud in eine deutsche Familie mit schwedischen
Vorfahren (Krusenstjerna) hinein. 1787 trat er in die kaiserliche russische
Marine in Kronstadt ein. Er diente bald im Krieg gegen Schweden (1787-1790).
Zwischen 1793 und 1799 unternahm er Reisen im Dienste der britischen Marine
nach Amerika, Indien und China. Krusenstern erkannte die Vorteile, die der
Seehandel für Russland darstellen würde und verfasste eine demensprechende
Denkschrift dazu. Daraufhin wurde Zar Alexander I. auf ihn aufmerksam und
betraute ihn mit der ersten russischen Weltumseglungsmission.
Die Expedition, jene für die Krusenstern berühmt werden
sollte, begann im Jahre 1803. Am 7. August dieses Jahres verließen die beiden
Schiffe „Neva“ und „Nadeschda“ Kronstadt in Richtung Süden. Das primäre Ziel
dieser Weltumseglung war nicht neues Land zu entdecken, sondern Handelbeziehungen
zwischen Russland, Japan und China zu knüpfen. Darüber hinaus sollten auch
Kontakte mit Südamerika hergestellt werden, der Fellhandel in Alaska, das
damals noch zum Zarenreich gehörte, gefördert werden und die Küste Kaliforniens
für die mögliche Errichtung einer russischen Kolonie erkundet werden. Nachdem
die Südspitze Südamerikas bei Kap Hoorn umrundet worden war, durchquerte die
Expedition den Zentralpazifik, wobei unter andren die Marquesas erforscht
wurden und die Cook-Inseln genauer in Augenschein genommen wurden. Krusenstern
änderte den Namen 1835, bis dahin waren die Inseln als „Harvey-Inseln“ bekannt
gewesen (Capitain Cook hatte auf seiner zweiten Reise einige der Cook-Inseln
gesichtet, war allerdings nicht an Land gegeanen. Krusenstern taufte die Inseln
zu Ehren des großen britischen Seefahrers schließlich in „Cook-Inseln“ um).
Weiter ging es in Richtung Norden zum japanischen
Kaiserreich. Die Mission Japan für den russischen Handel zu öffnen schlug
jedoch fehl, und das Inselreich blieb noch 50 weitere Jahre für den Westen
verschlossen (erst 1853 erzwang der Amerikaner Comodore Matthew Perry die
Öffnung des Landes). Anschließend wurde die Halbinsel Kamtschatka, die
östlichste Provinz des Zarenreiches, erforscht, sowie einige der Aleuten Im
Allgemeinen waren die Erlebnisse dort enttäuschend: von Kultur und Reichtum war
wenig zu sehen, die Menschen waren größtenteils sehr arm und die ganze Gegend
alles andere als ein Juwel Russlands – auf Sachalin fand Krusenstern
verwahrloste Tataren vor, anstatt der Ainu (die japanische Urbevölkerung), die
er dort erwartet hatte. Weiter ging es auf der Reise in den Süden Chinas, nach
Kanton und Macao, wo gewisse Erkundigungen eingeholt wurden, bis die Expedition
durch den Indischen Ozean, um das Kap der Guten Hoffnung herum und durch den
Atlantik am 19. August 1806 wieder in Kronstadt eintraf.
Für die russische Seefahrt stellte Krusensterns Expedition
einen Meilenstein dar – zum ersten Mal hatte eine Expedition unter russischem
Kommando (und im Auftrag des Zaren) die Welt umsegelt. Zudem hatten russische
Schiffe zum ersten Mal in der Geschichte den Äquator überquert.
1806 wurde Krusenstern zum Admiral ernannt, sowie zum
Leiter des Seekadetten-Korps. Der Reisebericht Krusenstern, der den etwas
sperrigen Titel „Reise um die Welt in den Jahren 1803, 1804, 1805 und 1806
auf Befehl Seiner Kaiserlichen Majestät Alexanders des Ersten auf den Schiffen
Nadeschda und Newa“ trägt, wurde ein internationaler Bestseller. Er
erschien 1810 in St. Petersburg, 1811 in Berlin und wurde bald darauf ins
Englisch, Französische, Italienische, Holländische, Dänische und Schwedische
übersetzt. Krusensterns Aufzeichnungen (vor allem auch seine gezeichneten
Seekarten) trugen wesentlich zur Verbesserung der geographischen Wissenschaft
bei. Bald häuften sich die Auszeichnungen: Er wurde Mitglieder der Russischen
Akademie der Wissenschaften, der Schwedischen Akademie der Wissenschaften und
der Preußischen Akademie der Wissenschaften
1841 wurde Krustenstern zum Generaladmiral ernannt. In
Preußen erhielt er 1842 den Orden „Pour le Mérite“. Er starb am 24. August 1846
auf Schloss Ass im estischen Gilsenhof. Nach Krusensterin ist eine der
Bering-Inseln benannt, ebenso eine Inselgruppe des Nordenskjöld Archipels,
sowie ein Krater auf dem Mond.
Euer
Sokrates
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