Sonntag, 16. August 2015

Über die Lust sich zu ärgern

Karl RitterWas wäre diese Welt doch für ein langweiliger, öder Ort, wenn es nicht etwas gäbe über das man sich aufregen, über das man sich ärgern kann! So denken viele Zeitgenossen – freilich ohne dies jemals zuzugeben. Doch wie schon Calderón in „Das Leben ist ein Traum“ sagt: „Im Klagen hat ein Philosoph entdeckt, liegt tiefe Lust versteckt. Wir sollen nie ein Leid bereu`n, da wir uns der Klage doch erfreu`n.“, so sieht man ganz deutlich, dass die äußere Erscheinung selbst nicht für das Ganze, für das Wahre genommen werden darf. Allerdings bedarf es bei weitem keines Philosophen, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Doch was ist das für eine Lust, die sich aus dem Ärgernis speist?!

 

Nun, Gesellschaften sind unterschiedlich und so ist die Möglichkeit sich über Ärger Luft zu verschaffen auch recht unterschiedlich ausgeprägt. Optimistischere Gesellschaften und solche, die mehr auf die Zukunft ausgerichtet sind, tendieren eher dazu weniger tolerant gegenüber den Jammerern zu sein. Andere Gesellschaften hingegen, die eher zum Pessimismus neigen und oft dem Alten hinterher trauern, gestatten das Jammern und den Ärger in einem viel größeren Ausmaß. Ja, es gibt sogar Gesellschaften, in denen das Jammern ein regelrechter Volkssport darstellt. Über andere zu lästern aber auch über das eigenen böse Schicksal sich im Langen und Breiten auszulassen ist dort eine beliebte Stammtischpraxis, etwas, womit man sogar das Wohlwollen der anderen erwerben kann. Ja man wird dort sogar schief angesehen, wenn man nicht einstimmt in das Jammerkonzert, wenn man dem Leben noch Gutes abgewinnen kann und nicht wie die anderen um den ersten Preis kämpft, der demjenigen nur verliehen wird, der von einem unübertreffbaren Ärgernis berichten kann.

 

So soll sich ärgern wer will, besonders dann, wenn ihn sein eigenes Wesen dazu zwingt, doch soll man dabei nicht gleichzeitig darauf bauen von anderen Anerkennung dafür zu erlangen. Viel zu sehr ist einem klar, wie sehr doch ganz andere Dinge die wahre Ursache für das Echauffement bilden, als die aktuell gegebene Situation. Vielmehr ist eine solche nur ein Auslöser, ja meist sogar eine willkommene Gelegenheit den eigenen inneren Druck abzuführen und dabei nicht als ein Wüterich zu gelten. Wer viel innere Spannung fühlt und doch als ein zivilisierter Mensch durchgehen möchte, ist hocherfreut, wenn sich ihm die Gelegenheit bietet einmal richtig „Dampf“ abzulassen und das ohne dabei den Respekt der anderen zu verlieren. Allerdings sei man dabei sehr vorsichtig, denn nur allzu oft funktioniert dies nicht und die Wahrheit wird erkannt.

 

Ihr, meine lieben Leser, schließ Euch nicht den Mutlosen, den Jammerern und den chronisch Unzufriedenen an. Seht Euch das Schicksal dieser Menschen an und dann entscheidet, ob ihr wirklich ein solches teilen wollt. Unglück ist ihr Los, doch eines, das sie sich selbst bereiten. Es sind bedauernswerte Gestalten, die unter diesen seelischen Lastern leiden und sie sogar noch wie eine Trophäe vor sich hertragen. Glaubt an das Gute, glaubt daran, dass ein Ärgernis es nicht wert ist sich intensiv damit zu beschäftigen und seinen Geist von ihm durchdringen zu lassen, sondern dass die Welt nur durch Tatkraft und eine positive Einstellung verändert werden kann. Vom Jammer, vom Ärgern ist noch niemals etwas gut geworden!

 

 

Karl Ritter

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