Was
bin ich doch froh kein Journalist zu sein! Ich meine das ganz ehrlich, denn
kaum etwas erscheint mir im Augenblick unangenehmer zu sein, als dieser
Profession nachzugehen. Jeden Sommer ist es dasselbe: Die Politiker befinde
sich im Urlaub, Wahlkämpfe stehen nicht an, Skandale sind keine zu finden und
auf der internationalen Ebene tut sich kaum etwas. Wie soll man da über
irgendetwas schreiben? Gerade dann, wenn doch der eigene Beruf darin besteht
ständig etwas zu Papier, bzw. ins Netz zu stellen, wo doch rein objektiv
betracht man seine Tätigkeit einstellen müsste und dem Leser mitgeteilt werden
sollte: „Kümmere dich um dein eigenes Leben, erlebe selbst etwas, als dass du
nur davon liest, was anderen zustößt!“ Doch solches ist uns nicht gegeben, denn
auch ich bin ein Journalist, und so müssen wir nolens volens doch noch etwas
finde, über das geschrieben werden kann und dass trotz allem noch den Anschein
einer gewissen Seriosität erkennen lässt.
Die
Hundstage sind es, die wir gerade durchmachen und mancher Einfältige glaubt
dies hätte mit den Faulen Hunden, vor allem im Süden, zu tun, die ob der großen
Hitze (und dieses Jahr erleben wir in Mitteleuropa tatsächlich einen
traumhaften Sommer mit Hitze und wunderbaren Sonnentagen) nur faul irgendwo im
Schatten Zuflucht suchten und selbst unter größter Motivation nicht zur
irgendeiner Tätigkeit zu bewegen wären. Tatsächliche gehen die „Hundstage“ auf
das Sternbild des Hundes zurück, das zwischen dem 24. Juli und dem 24. August
besonders deutlich am Sternenhimmel zu erkennen ist. Verantwortlich dafür
zeichnen die Römer, die vor zweitausend Jahren in heidnischer Einfältigkeit
diese Bezeichnung wählten. Es ist wahrlich kein Ruhmesblatt, dass wir noch
immer darauf zurückgreifen, in unseren durch das Christentum gefestigten und
durch Vernunft und Klarheit des Geistes gesicherten Zeiten.
Es
sind eben diese Zeiten in denen am wenigsten geschieht und in denen doch von
der schreibenden Zunft Tag für Tat erwartet wird etwas für den Geist zu
liefern. Nun denn dann wollen wir über
das Journalistendasein selbst schreiben. Was heißt es Journalist zu sein,
gerade in unseren Zeiten? In den meisten Fällen sich der Flasche für wenige
Augenblicke zu entledigen, um mittels der Tastatur ein paar Zeilen auf den
Bildschirm zu zaubern, die nicht als die schlechtesten betrachtet werden. Meine
Freunde, ich wisst ja nicht, wie traurig es ist als Journalist sein Dasein
fristen zu müssen. Die meisten von uns sind zufällig oder durch die Not zu
diesem Beruf gekommen, trauern den guten alten Zeiten nach, als hier noch
richtig Geld zu machen war und versuchen argwöhnischen den Bloggern, die
überall auftauchen das Leben schwer zu machen, gerade deshalb, weil die meisten
davon weitaus gebildeter sind und besser als wir, die das Handwerk von der Pike
auf gelernt haben – was auch immer das heißen mag.
Journalismus
im 21. Jahrhundert muss völlig anders aussehen! Sich einem großen Medium
anschließen und dann sklavisch Beiträge zu liefern, eingeschränkt zu sein durch
die Diktatur der „politischen Korrektheit“, niemals schreiben zu dürfen was
einem aus der Seele dringt, das ist kein Leben, kann ich euch sagen. Und doch
ist gerade dies die Realität der meisten Journalisten der heutigen Zeit. Drum
glaubt nicht, was von ihnen geschrieben wird – es ist nicht echt, es ist nicht
authentisch, sondern in eine Form gepresst, die von ganz anderen Mächten
vorgegeben wird, die die wenigsten von euch jemals kennen werden. Seid froh,
dass es so ist! Unsere Zunft ist so ängstlich geworden, dass es überhaupt
keiner Zensur mehr bedarf, die von außen käme, denn der Zensor sitzt längst in
den Köpfen der Schreiber selbst. Das Denken wir schal, ja meistens sogar dumm
und darum lest ihr auch nur immer dasselbe – kaum einmal wird ein Artikel etwas
Neues, etwas wirklich Bewegendes bei Euch auslösen. Das ist kein Wunder, denn
gerade diese Art von Texten ist von höherer Stelle gewollt und wird mehr oder
weniger auf subtile oder auch weniger subtile Weise durchgesetzt. Es geht nur
noch um Effekthascherei, nicht mehr darum etwas mitzuteilen, das von Wert wäre.
Wenn
ihr einen Text in einer Zeitung lest, im Fernsehen euch anseht oder auch im
Radio anhört, fragt euch immer welche Relevanz er für euer Leben hat und ob ihr
in gebrauchen könnt. Ist dem nicht so, so verwerft sogleich was euch zugetragen
wurde und schmeißt alles in den mentalen Mülleimer – denn dort, und sonst
nirgendwo gehört er hin! Aber auch die Leser müssen sich an der Nase nehmen.
Sieht man sich die Leserzahlen etwa der Beitrag einer Online-Zeitung an, so
sind die Favoriten stets Beiträge wie „Mann beißt Hund!“ oder „Was Star XYZ in
den letzten zwei Wochen in seinem Feriendomizil getrieben hat“. Niemals kommen
die wirklich relevanten Themen, vor allem der Weltpolitik dabei vor.
Etwas
Gutes möchte ich doch noch über die Journalisten sagen – nämlich über jene
Mitglieder dieser Zunft, die immer noch über Fachkenntnis verfügen. Ich meine
damit vor allem die Lokaljournalisten. Es sind jene, meist relativ unbekannten
Berichterstatter, die sich in ihrem geographisch meist sehr begrenzten Raum gut
auskenne, die Sitten und Gebräuche und meist auch die Art und Weise, die die
Menschen in einer bestimmten Gegend zu kommunizieren pflegen kennen und daraus
ihre Berichte schöpfen. Diese Art des Journalismus ist noch immer erfrischend
und gibt einem die Hoffnung, dass noch nicht alles verloren ist – auch für die
Journalisten noch nicht.
Ich
habe lange nicht mehr geschrieben und viele von euch Lesern haben noch keinen
meiner Beiträge gelesen. Ich möchte Euch jedoch anregen über die wichtigen
Dinge im Leben nachzudenken und nicht alles zu glauben, was euch in
schriftlicher Form präsentiert wird. Von der Macht des geschriebenen Wortes
wird noch immer so viel gehalten, obwohl durch die heutigen technischen Mittel
die Schriftlichkeit sich in keiner Weise mehr von dem gesprochenen Wort
unterscheidet. Das sagt euch ein alter Journalist, der die Entwicklung über die
letzten fünf Jahrzehnte miterlebt hat und nur wenig Positives in Bezug auf die
„Genese“ des Journalismus zu sagen hat – obwohl ich meinem Wesen nach nicht zum
Pessimismus neige. Überprüft stets die Quelle und vertraut als letzte Instanz
der Beurteilung nur euch selbst – wenn ihr daran festhaltet, dann habt ihr eine
realistische Chance nicht völlig im Sumpf der Manipulation und der Propaganda
zu versinken.
Euer Robert Raven
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