Montag, 10. August 2015

Über die Not des Journalisten-Daseins


 

Robert RavenWas bin ich doch froh kein Journalist zu sein! Ich meine das ganz ehrlich, denn kaum etwas erscheint mir im Augenblick unangenehmer zu sein, als dieser Profession nachzugehen. Jeden Sommer ist es dasselbe: Die Politiker befinde sich im Urlaub, Wahlkämpfe stehen nicht an, Skandale sind keine zu finden und auf der internationalen Ebene tut sich kaum etwas. Wie soll man da über irgendetwas schreiben? Gerade dann, wenn doch der eigene Beruf darin besteht ständig etwas zu Papier, bzw. ins Netz zu stellen, wo doch rein objektiv betracht man seine Tätigkeit einstellen müsste und dem Leser mitgeteilt werden sollte: „Kümmere dich um dein eigenes Leben, erlebe selbst etwas, als dass du nur davon liest, was anderen zustößt!“ Doch solches ist uns nicht gegeben, denn auch ich bin ein Journalist, und so müssen wir nolens volens doch noch etwas finde, über das geschrieben werden kann und dass trotz allem noch den Anschein einer gewissen Seriosität erkennen lässt.

 

Die Hundstage sind es, die wir gerade durchmachen und mancher Einfältige glaubt dies hätte mit den Faulen Hunden, vor allem im Süden, zu tun, die ob der großen Hitze (und dieses Jahr erleben wir in Mitteleuropa tatsächlich einen traumhaften Sommer mit Hitze und wunderbaren Sonnentagen) nur faul irgendwo im Schatten Zuflucht suchten und selbst unter größter Motivation nicht zur irgendeiner Tätigkeit zu bewegen wären. Tatsächliche gehen die „Hundstage“ auf das Sternbild des Hundes zurück, das zwischen dem 24. Juli und dem 24. August besonders deutlich am Sternenhimmel zu erkennen ist. Verantwortlich dafür zeichnen die Römer, die vor zweitausend Jahren in heidnischer Einfältigkeit diese Bezeichnung wählten. Es ist wahrlich kein Ruhmesblatt, dass wir noch immer darauf zurückgreifen, in unseren durch das Christentum gefestigten und durch Vernunft und Klarheit des Geistes gesicherten Zeiten.

 

Es sind eben diese Zeiten in denen am wenigsten geschieht und in denen doch von der schreibenden Zunft Tag für Tat erwartet wird etwas für den Geist zu liefern. Nun  denn dann wollen wir über das Journalistendasein selbst schreiben. Was heißt es Journalist zu sein, gerade in unseren Zeiten? In den meisten Fällen sich der Flasche für wenige Augenblicke zu entledigen, um mittels der Tastatur ein paar Zeilen auf den Bildschirm zu zaubern, die nicht als die schlechtesten betrachtet werden. Meine Freunde, ich wisst ja nicht, wie traurig es ist als Journalist sein Dasein fristen zu müssen. Die meisten von uns sind zufällig oder durch die Not zu diesem Beruf gekommen, trauern den guten alten Zeiten nach, als hier noch richtig Geld zu machen war und versuchen argwöhnischen den Bloggern, die überall auftauchen das Leben schwer zu machen, gerade deshalb, weil die meisten davon weitaus gebildeter sind und besser als wir, die das Handwerk von der Pike auf gelernt haben – was auch immer das heißen mag.

 

Journalismus im 21. Jahrhundert muss völlig anders aussehen! Sich einem großen Medium anschließen und dann sklavisch Beiträge zu liefern, eingeschränkt zu sein durch die Diktatur der „politischen Korrektheit“, niemals schreiben zu dürfen was einem aus der Seele dringt, das ist kein Leben, kann ich euch sagen. Und doch ist gerade dies die Realität der meisten Journalisten der heutigen Zeit. Drum glaubt nicht, was von ihnen geschrieben wird – es ist nicht echt, es ist nicht authentisch, sondern in eine Form gepresst, die von ganz anderen Mächten vorgegeben wird, die die wenigsten von euch jemals kennen werden. Seid froh, dass es so ist! Unsere Zunft ist so ängstlich geworden, dass es überhaupt keiner Zensur mehr bedarf, die von außen käme, denn der Zensor sitzt längst in den Köpfen der Schreiber selbst. Das Denken wir schal, ja meistens sogar dumm und darum lest ihr auch nur immer dasselbe – kaum einmal wird ein Artikel etwas Neues, etwas wirklich Bewegendes bei Euch auslösen. Das ist kein Wunder, denn gerade diese Art von Texten ist von höherer Stelle gewollt und wird mehr oder weniger auf subtile oder auch weniger subtile Weise durchgesetzt. Es geht nur noch um Effekthascherei, nicht mehr darum etwas mitzuteilen, das von Wert wäre.

 

Wenn ihr einen Text in einer Zeitung lest, im Fernsehen euch anseht oder auch im Radio anhört, fragt euch immer welche Relevanz er für euer Leben hat und ob ihr in gebrauchen könnt. Ist dem nicht so, so verwerft sogleich was euch zugetragen wurde und schmeißt alles in den mentalen Mülleimer – denn dort, und sonst nirgendwo gehört er hin! Aber auch die Leser müssen sich an der Nase nehmen. Sieht man sich die Leserzahlen etwa der Beitrag einer Online-Zeitung an, so sind die Favoriten stets Beiträge wie „Mann beißt Hund!“ oder „Was Star XYZ in den letzten zwei Wochen in seinem Feriendomizil getrieben hat“. Niemals kommen die wirklich relevanten Themen, vor allem der Weltpolitik dabei vor.

 

Etwas Gutes möchte ich doch noch über die Journalisten sagen – nämlich über jene Mitglieder dieser Zunft, die immer noch über Fachkenntnis verfügen. Ich meine damit vor allem die Lokaljournalisten. Es sind jene, meist relativ unbekannten Berichterstatter, die sich in ihrem geographisch meist sehr begrenzten Raum gut auskenne, die Sitten und Gebräuche und meist auch die Art und Weise, die die Menschen in einer bestimmten Gegend zu kommunizieren pflegen kennen und daraus ihre Berichte schöpfen. Diese Art des Journalismus ist noch immer erfrischend und gibt einem die Hoffnung, dass noch nicht alles verloren ist – auch für die Journalisten noch nicht.

 

Ich habe lange nicht mehr geschrieben und viele von euch Lesern haben noch keinen meiner Beiträge gelesen. Ich möchte Euch jedoch anregen über die wichtigen Dinge im Leben nachzudenken und nicht alles zu glauben, was euch in schriftlicher Form präsentiert wird. Von der Macht des geschriebenen Wortes wird noch immer so viel gehalten, obwohl durch die heutigen technischen Mittel die Schriftlichkeit sich in keiner Weise mehr von dem gesprochenen Wort unterscheidet. Das sagt euch ein alter Journalist, der die Entwicklung über die letzten fünf Jahrzehnte miterlebt hat und nur wenig Positives in Bezug auf die „Genese“ des Journalismus zu sagen hat – obwohl ich meinem Wesen nach nicht zum Pessimismus neige. Überprüft stets die Quelle und vertraut als letzte Instanz der Beurteilung nur euch selbst – wenn ihr daran festhaltet, dann habt ihr eine realistische Chance nicht völlig im Sumpf der Manipulation und der Propaganda zu versinken.

 

Euer Robert Raven

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen