Samstag, 8. Dezember 2012

Dialog #1: Annäherung an die Frage des freien Willens und der menschlichen Entscheidungen

Der folgende Dialog ist ein fiktives philosophisches Gespräch zwischen zwei Diskurspartnern über die Frage danach, wie es sich mit der menschlichen Willensfreiheit verhält. In weiterer Folge schließt sich daran die Erörterung über das Problem der menschlichen Entscheidungsfindung an. Die beiden Gesprächspartner bleiben anonym, schriftbildlich unterscheiden sich die jeweiligen Aussagen dadurch, dass jene der zweiten Person kursiv geschrieben werden.

Wir haben bereits in unseren letzten Diskussionen gesehen, dass die Welt eine Vorstellung im Kopf ist und sonst nirgendwo, und dass wir nicht die geringste Gewissheit darüber haben können, ob es denn etwas außerhalb davon gibt, spricht ob die Welt überhaupt existent ist oder nicht. Jede Annahme in diese Richtung ist also notwendigerweise ein Sprung aus dem Kopf in eine vermeintliche Welt hinaus. Was uns heute jedoch beschäftigen soll ist eine andere, wenn auch nicht weniger wichtige, Frage der Philosophie, nämlich jene nach dem freien Willen.

Ganz recht und ich möchte gleich mit meiner These beginnen, dass wir einen solchen zweifelsfrei haben. Ich schließe mich ganz der Meinung Sartres an, der unser Leben wie eine leere Leinwand vor uns liegen sieht, auf die wir unser Dasein hinaufmalen, wie es uns beliebt. Ich halte es für zutreffend, dass wir bereits über eine Existenz verfügen, noch bevor wir Eigenschaften haben. Uns selbst zu erschaffen ist unsere Pflicht.

Nun der deutsche Philosoph Schopenhauer hätte für solch eine Ansicht nur Spott übrig gehabt, glaubte er doch, dass der Mensch ein Sklave seines Willens sei und er nicht im Geringsten auch nur die Möglichkeit besäße zu wollen was er wolle.

Der alte Pessimist! Kein Wunder, dass er für seine Mitmenschen eine sehr kuriose Gestalt war, gesellschaftlich nur schwer „genießbar“ scheint er dazu noch gewesen zu sein. Aber was soll das heißen „zu wollen, was er will“? Kann ich denn nicht wollen, was ich will?

Damit stellte Schopenhauer eine der berühmtesten und meist diskutierten Fragen der Philosophie und sie wird heute ebenso nicht wenig gestellt, denn wir verfügen über Daten, die uns bis vor kurzem nicht zugänglich waren. Bisher haben Denker immer nur das Denken selbst benutzt, um über das Denken nachzudenken, sie hatten jedoch nie die Möglichkeit sich das Organ, mit dem wir denken und das uns zu dem macht, wer wir sind anzusehen. Ich spreche natürlich vom Gehirn.

Ich bin mir nicht so sicher, dass das Gehirn uns zu dem macht, was wir sind.

Wie soll ich das verstehen?

Nun, das Gehirn mag ja tätig sein, wenn wir denken, aber können wir deshalb schon davon ausgehen, dass das Denken von ihm erzeugt wird? Könnte es nicht viel mehr sein, dass die Gehirntätigkeit einfach die materielle Erscheinung eines an sich immateriellen Vorgangs handelt.

Mein Freund, du sitzt hier einem alten Irrtum auf. Es scheint mir du hegst die Vorstellung eines Descartes, der davon ausging, dass Körper und Geist grundsätzlich voneinander getrennt seien, dass der Geist sozusagen im Körper drin wohne, wie ein Geist in einer Maschine, der nicht herauskann. Wir wissen aber heute mit Sicherheit, dass des Körpers Schicksal auch jenes des Geistes ist, die beiden sind miteinander verwoben und verhalten sich mehr wie zwei Seiten einer Medaille, als wie zwei grundsätzlich nicht zusammenhängenden Entitäten. Ohne Gehirn ist denken nicht möglich, auch ein Leben ist ohne es nicht möglich. Und dass das Gehirn uns zu dem macht, was wir sind, wird inzwischen nicht bestritten. Was wir jedoch sicher wissen, ist dass das Gehirn das hervorbringt, was wir Ich nennen, eine virtuelle Konstruktion, die zwar keine Existenz hat, aber doch notwendig für die Selbstorganisation, das gesunde Bestehen des einzelnen und der sozialen Kommunikation ist. Würde der Geist sozusagen immaterielle sein und auch als solcher denken, dann hätten die Gehirnforscher gar nichts zu tun. Sie untersuchten dann lediglich einen materiellen Abdruck einer an sich immateriellen Sache. Solche Gedanken seinen uns fern, die Diskussion darüber verlegen wir lieber auf ein andermal. Ich behaupte nun schlicht, dass es einen freien Willen überhaupt nicht gibt, ja aufgrund der Funktionsweise des menschlichen Gehirns überhaupt nicht geben kann. Ich führe das auf überzeugende Untersuchungen der Hirnforschung zurück, die klar gezeigt hat, dass jeder Vorgang im Gehirn bedingt ist. Wir können uns niemals ohne Bedingungen sehen, wir leben nicht in einem Vakuum, in dem wir uns die Welt von außen ansehen könnten, uns Vorstellungen machten und dann ganz frei eine Entscheidung treffen würden. Die Umstände zwingen uns in jedem Fall, da wir nun einen und zwar nur einen einzigen Gehirnzustand zu einem bestimmten Zeitpunkt haben können und dieser Umstand gibt uns keine andere Wahl, als eben einen ganz spezifischen Willen zu haben. Eine andere Möglichkeit besteht nicht.

Nun gut, es stimmt sicher, dass wir in unserem Leben immer bedingt sind, dass wir nicht die Freiheit haben, quasi über unserem Leben zu schweben und unbeeinflusst tun und lassen zu können, was wir wollten, doch mir erscheint es viel zu eng bemessen zu sagen wir hätten überhaupt keine Wahl.

Ich verstehe, dass du dich dergestalt fühlst, das ist uns Menschen sehr vertraut, denn wir leben unser Leben mit dieser Vorstellung. Wir sehen uns die Welt an und erblicken theoretische Möglichkeiten und es fühlt sich so an, als ob sie uns alle offen stünden, als ob wir wirklich freie Menschen wären. Das Paradox ist jedoch, dass eben dies eine Illusion ist, für uns ist vieles denkbar, doch nur wenig machbar und was den Willen anbelangt, so ist in einem bestimmten Zeitpunkt überhaupt keine Wahl vorhanden, sondern es gibt nur einen Zwang zu einer einzigen bestimmten Sache.

Ich fühle eine freie Wahl, doch dem ist nicht so? Das ist nur schwer zu glauben und noch schwerer zu akzeptieren. Die Vorstellung mein Leben nicht im Griff zu haben, und zwar prinzipiell nicht, lässt mich erschaudern!

Und doch führt kein Weg daran vorbei, dass wir nicht wollen können, was wir wollen.

Kannst du mir zumindest ein Experiment nennen, das deine Ansicht unterstützt?

Das ist kein Problem. Der amerikanische Hirnforscher Benjamin Libet hat bereits 1979 ein berühmt gewordenes Experiment durchgeführt. Dabei wurden drei Dinge gemessen. Erstens wann ein Mensch sich zu einem bestimmten Willen entschloss, wann das Gehirn darauf reagierte und letztlich, wann der Mensch dem Willen entsprechend eine Handlung setzte. Dabei kamen erstaunliche Ergebnisse heraus. Es wäre zu vermuten gewesen, dass zuerst der Mensch einen bewussten Willen fasst und erst danach das Gehirn entsprechend reagierte. In Wahrheit verhielt es sich genau umgekehrt. Das Gehirn hatte bereits, ohne dass der Proband davon wusste (also unbewusst), „entschieden“ (wenn man beim Unbewussten überhaupt von einer Entscheidung sprechen kann). Erst mit einer Zeitverzögerung von etwa einer halben Sekunde reagierten die Versuchspersonen bewusst auf diesen unbewussten Impuls. Daraus folgt, dass das Gehirn bereits einen Willen gefasst hatte, bevor das Bewusstsein davon wusste.

Das ist ja unglaublich! Aber wieso glaube ich dann doch, dass der Wille von mir selbst gekommen ist.

Nun, dass er von dir gekommen ist, ist durchaus richtig, doch du hast ihn nicht bewusst erzeugt. Dein Bewusstsein erkennt, was aus dem Unbewussten aufsteigt, meint aber fälschlicherweise es habe diesen Impuls (Willen oder Gedanken) selbst hervorgebracht. Das ist die große Illusion, in der sich fast alle Menschen befinden. Allerdings, man kann einem das nicht vorwerfen, denn dies ist nicht allgemeines Wissen und es ist vor allem kontraintuitiv. Man sieht daran übrigens auch, dass die Intuition ebenso irrtumsanfällig ist, wie alles andere am Menschen (insbesondere für die „Gefühlsmenschen“ ist dies wichtig zu begreifen). Erst die Gehirnforschung konnte Klarheit in dieser Sache bringen, alles was bisher getan werden konnte waren Spekulationen und meist hat das Temperament und die Lebenseinstellung der einzelnen Denker dazu beigetragen, dass sie sich entweder für den freien Willen oder den Determinismus entschieden hatten. Wobei freilich Abstufungen bestehen, das darf nicht übersehen werden.

Es erschreckt mich, wie wenig Macht wir über uns selbst haben.

Es ist mit Sicherheit ein Schlag für das menschliche Ego, denn wenn wir nicht wollen können, was wir wollen, dann sieht es so aus, als ob wir viel mehr gelebt werden, als dass wir leben. Wer wollte da denn noch stolz auf seine Leistungen sein? Für einen solchen Stolz gibt es keine wahre Grundlage. Wenn jemand stolz darauf ist, dass er reich, erfolgreich, klug oder liebevoll ist, dann ist dies ein lächerliches Unterfangen, denn nichts davon kann er sich selbst zurechnen lassen. Es war eben sein Unbewusstes, der wahre Herrscher in uns, wie schon Freud wusste, der dies alles gemacht hat.

Aber auch Fehlschläge sehen dann nicht mehr so schlimm aus.

Das ist die Kehrseite. Auch das ist richtig, denn ein Versagen ist ebenso nicht auf mein Bewusstsein zurückzuführen, auch dies hat das Unbewusste veranlasst. Das nimmt der Situation etwas von der Schärfe. Dass es deshalb schon zu Glück kommt, ist jedoch zu bezweifeln und es wäre meiner Meinung nach auch nicht angemessen solches alleine deshalb schon zu empfinden. Du weiß ja, wie sehr ich es mir zur Aufgabe gesetzt habe das menschliche Ego zu bekämpfen und klarzumachen, dass ein solches eine reine Illusion ist, eine Illusion, die unsägliches Leid auf der Welt verursacht und die Menschen entzweit. Aber dieses Thema ist derart umfangreich, dass wir einen separaten Dialog dafür anstreben sollten.

Gut, das ist mir auch Recht.

Das ungute Gefühl, dass sich bei der Gewissheit der Willensunfreiheit einschleicht ist nur schwer zu besänftigen. Ich habe nicht selten erlebt, dass auf anfänglich heftigen Widerstand sich allmählich tiefe Resignation eingeschlichen hatte. Man bedenke die sozialen Folgen, die sich einstellen, wenn diese Wahrheit allgemein akzeptiert wird.

Ja, das befürchte ich eben auch. Der Gedanken missfällt mir außerordentlich. - Soll das heißen wir Menschen tragen keine Verantwortung für unseren Willen?

Genauso ist es! Wir Menschen können den Willen nicht bewusst kontrollieren und daraus folgt zwangsläufig, dass wir für ihn keine Verantwortung tragen. Mit der Willensfreiheit fällt selbstverständlich auch das Einstehenmüssen für den Willen (und zwar für jeden Willen).

Was folgt denn weiter daraus? Sollen wir alles hinschmeißen?! Sind Menschen nicht verantwortlich für das was sie tun, dann wäre die logische Schlussfolgerung daraus, dass wir auch niemanden bestrafen könnten! Sollen wir nun alle Gefängnisse öffnen und alle Straftäter in die Freiheit entlassen mit der Begründung sie könnten ja nichts für ihre Taten, sie hätten eben so handeln müssen und hatten keine andere Wahl?!

Moment, du vermischst hier ein paar Dinge miteinander. Richtig ist einerseits, dass wirklich kein Mensch für seinen Willen verantwortlich ist und es ist deshalb auch unsinnig einen Menschen wegen seiner Gedanken zur Verantwortung zu ziehen. Es ist auch unsinnig, dass ein Mensch sich schuldig fühlt oder schlimmer noch sich schämt. Ein psychisch gesunder Mensch empfindet niemals Schuld oder Scham solche Gefühle sind immer Kennzeichen einer kranken Seele.

Und doch kommen sie doch ständig vor, bei fast allen Menschen.

Richtig, doch das zeigt doch nur, wie es um den Seelenzustand der Menschen in Wahrheit bestellt ist. Was nun jedoch deinen Fall mit den Strafgefangenen angeht, so ist zu bemerken, dass ihnen kein Vorwurf gemacht werden kann für ihre Taten, dass dies jedoch die juristische Verantwortung an sich noch nicht berührt (freilich wird die Frage der Schuld im rechtlichen Sinne anders gehandhabt werden müssen). Diese Menschen haben Fehler gemacht und diese Fehler werden auch Konsequenzen nach sich ziehen, doch um was es mir hier im Kern geht, ist die Frage der Moral. Wir können durchaus Werte haben, ohne eine Moral zu haben.

Ich glaube du begibst dich auf sehr dünnes Eis mir deinen Überlegungen.

Die Ansicht ist ungewohnt, das gebe ich zu, doch wenn wir ein menschenwürdigeres Leben haben wollen, wenn wir unsere Gesellschaft besser machen wollen, dann ist es notwendig, dass wir die Unterstellung, dass der Mensch einen freien Willen habe aufgeben. Und was die Moral anbelangt, so teilt diese immer in eine Gruppe, die man achtet und in eine, die man ächtet. Menschen werden durch sie getrennt und eine Gruppe unrechtmäßigerweise auf eine höhere und eine andere auf eine niedrigere Stufe gestellt. Und darin liegt eine der großen Ursachen für das gesellschaftliche Übel. Um er kurz zu sagen: Wenn wir damit aufhören Menschen in „gut“ und „böse“ einzuteilen, leben wir erst in der Realität, dann erst können wir zu einer menschlicheren, friedlicheren Welt beitragen.

Glaubst du die Menschen sind reif solche Einsichten zu haben.

Daran gibt es berechtigte Zweifel, doch wir haben keine Wahl, das alte Modell von Gut und Böse ist bankrott, es ist nicht mehr aufrecht zu erhalten und hat sich nachweislich als großes Hindernis auf dem Weg zu einer guten Welt herausgestellt. In einer freien demokratischen Gesellschaft sind die autokratischen Mittel der menschlichen Verhaltenssteuerung nicht mehr zulässig, sie sind selbst himmelschreiendes Unrecht geworden. Bestrafung ist empörend, Belohnung ist beleidigend! In einer Gesellschaft, in der alle Menschen gleich sind, wie in den fortschrittlichsten Kulturen der Welt, ist es unzulässig, dass einer den anderen bestraft, ebenso, wie dass einer einem anderen eine Auszeichnung verleiht. Gerade in der Abschaffung der Moral liegt die große Chance für die Menschheit!

Es ist nicht leicht dir so einfach zuzustimmen, doch wenn ich es mir recht überlegen, sind es doch gerade die Moralisten, die am meisten das Zerstörerische auf der Welt bewirkt haben und noch immer bewirken. Moral kann ja nicht ohne Unmoral existieren, sie bringt das andere unweigerlich mit hervor.

Genauso ist es. Es sind zwei Werte, die uns dazu verpflichten diesem Dualismus zu entsagen: Einerseits ist es die Liebe zur Realität und damit zur Wahrheit und andererseits ist es die Liebe zum Menschen. Mit beiden ist die Illusion von Gut und Böse nicht vereinbar.

Gut gesprochen und ehrlich vorgebracht. Ich glaube einen Einwand muss ich hier noch machen. Wir haben von der Freiheit des Willens gesprochen und dass es eine solche nicht gäbe. Ich bin nun auch davon überzeugt, dass du damit Recht hast. Doch kann man vom Willen automatisch auf eine Handlung schließen? Ist es nicht so, dass wir zuerst etwas wollen und dann doch noch entscheiden können, ob wir dieses Wollen auch zum Tun machen oder nicht?

Das ist ein nicht unberechtigter Einwand. Das vorhin bereits erwähnte Experiment von Libet zeigte nämlich noch eine weitere Sache. Zwischen dem Selbst-Zuschreiben des Willens durch das Bewusstsein und einer daraus folgenden Handlung, die zum Beispiel in der Bewegung einer Hand bestand, vergingen noch einmal etwa zwei Zehntelsekunden. Es gibt tatsächlich noch einen Zeitraum, der beachtenswert ist. Diese Beobachtung lässt die Möglichkeit zu, dass das Bewusstsein so etwas wie ein „Veto“ einlegen kann.

Ein Veto, das klingt ja interessant.

Ja, der Wille drängt zur Handlung und ohne Bewusstsein würde hier eine ungebrochene Kette bestehen, wenn nicht irgendein äußerer Umstand sie durchbräche. Das Bewusstsein scheint uns tatsächlich zu befähigen „Nein“ zu sagen zu einem Impuls, der in uns hochsteigt. Um diese Fähigkeit gebrauchen zu können, müssen wir jedoch ein entsprechend ausgebildetes Bewusstsein haben und es ist fraglich ob jeder Mensch über ein solches verfügt. Wahrscheinlich, und dies trifft keinesfalls nur auf kranke oder psychisch eingeschränkte Personen zu, ist das Bewusstsein oft nicht derart ausgebildet.

Das wäre dann so eine Art „Beobachtendes Selbst“?

Genau. Und dieser „innere Beobachter“ gibt uns die Möglichkeit eine Handlung abzubrechen.

Heißt das dann nicht, dass der Mensch doch für seine Taten verantwortlich ist? Ich meine, es mag ja keinen freien Willen geben, doch was die Wirkung in der Welt betrifft, so können wir doch zumindest eine schädliche Handlung durch uns selbst abwehren. Und dadurch wäre die Verantwortung des Menschen ja wiederum im Spiel. Folglich gibt es zwar keinen Vorwurf für das Denken aber sehr wohl einen für das Handeln. Und viel mehr fordert unsere Gesellschaft ja ohnehin bereits heute schon nicht.

Hört sich nicht schlecht an, doch was ist dieses Bewusstsein? Ich glaube nicht, dass dieses wirklich frei ist, auch das Bewusstsein ist ein Produkt eines spezifischen Hirnzustandes zu einem gegebenen Zeitpunkt. Also kann auch dieses uns nicht so etwas wie einen echten Spielraum geben. Es sind zwar mindestens zwei Vorgänge (sehr vereinfacht ausgedrückt natürlich) die zwischen Willensimpuls und Handlung stehen, doch dass der eine determiniert und der andere frei sein soll, dafür gibt es keinen Beweis. Generell tendieren Gehirnforscher dazu uns keine Freiheit im Gehirn und damit auch im Leben zuzugestehen.

Können wir unserem Leben nur zuschauen ohne etwas zu tun? Sind wir reine Beobachter und gar keine aktiv lebenden Wesen? Wie ist es zum Beispiel mit lernen? Ich bin nicht mehr der gleiche, der ich vor zehn Jahren war und in zehn Jahren werde ich wiederum ein anderer sein.

Das schließt doch den Determinismus nicht aus?

Natürlich nicht, doch behaupte ich doch, dass ich mich bis zu einem gewissen Grad zumindest bewusst weiterentwickelt habe. Ich bin nicht wie ein Blatt im Wind hin und her getrieben worden, sondern habe bestimmte Dinge bewusst verfolgt und viele auch erreicht. Ich habe mir etwa bestimmte Kenntnisse angeeignet, die viel Zeit und Energie erforderten und die nur zu erreichen waren, weil ich mich permanent auf eine Sache konzentriert hatte. Es ist doch äußerst unwahrscheinlich, dass ich gerade auf so viele günstige Umstände gestoßen war, dass dies am Ende herauskommen musste. Wie erklären wir uns denn die akademischen Erfolge von tausenden Studenten, die wirtschaftlichen Erfolge von Unternehmern, Olympiasiege von Sportlern, wenn dies alles dem Zufall zuzuschreiben wäre? Rein nach der Wahrscheinlichkeit des Zufalls, dürften doch all diese Fälle nicht eintreten?

So gesehen ist das richtig. Doch ich glaube du missverstehst das Konzept des Zufalls. Wenn man vom Nichts ausgeht und dann berechnen möchte, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass etwas Hochkomplexes, wie etwa ein Computer herauskommt, dann ist es tatsächlich so, dass man davon nicht ernsthaft ausgehen kann. Doch wenn man die Entwicklungslinien kennt, anhand deren sich Komplexität entwickelt, dann wird die Sache erklärbar und man braucht keine unendlich kleinen Wahrscheinlichkeiten mehr anzunehmen.

Dieses Problem sieht so ähnlich aus, wie die Frage nach der Komplexität in der Welt. Manche Menschen meinen die Welt wäre so wunderbar komplex und so vieles auf einander perfekt abgestimmt (zum Beispiel die grundlegenden Naturkonstanten), dass es völlig unwahrscheinlich sei, dass der Zufall das Universum hervorgebracht habe. Sie schließen deshalb daraus, dass es eine Schöpfungsintelligenz geben müsse.

Das ist völliger Unsinn, eine solche Intelligenz gibt es sicherlich nicht. Aber das Problem gleicht dem unseren hier, darin stimme ich dir zu.

Welche Folgen zieht jedoch gesellschaftlich der Wegfall von Gut und Böse nach sich? Gibt es da keine Gefahren?

Oh doch und sie sind durchaus mannigfaltig. Es gibt zwei große Gruppen davon. Erstens ist es der Fatalismus und zweitens der Nihilismus. Manche meinen, wenn der Mensch sein Leben nicht steuern könne, dann sei alles bis ins Kleinste vorherbestimmt und wir könnten uns ohnehin nur dem Schicksal ergeben. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass der Kosmos an sich nicht vorherbestimmt ist, die Zukunft ist noch nicht geschrieben. Es gibt deshalb auch keine Prophezeiungen, die funktionieren (wenngleich Einfältige überall auf der Welt solches glauben) und das ist auch gut so. Wir wirken alle an der Zukunft mit, es sind unsere Handlungen, die die Umstände schaffen, zumindest im Bereich der menschlichen Macht, die dazu beitragen. Zwar haben wir keinen freien Willen, doch wir können sehr wohl daran arbeiten einen Willen in Zukunft herbeizuführen, damit auch unsere Handlungen und in der Folge auch unser Schicksal. Der alte Satz von Heraklit (auch Freud hat ihn gerne benutzt), dass des Menschen Charakter sein Schicksal sei, gilt auch heute noch. Wir haben nicht die Möglichkeit von einer Sekunde auf die nächste unser Schicksal zu ändern, doch auf längere Sicht haben wir sie sehr wohl.

Wie darf ich das verstehen?

Unser Leben gleicht einem Supertanker. Wir fahren mit einer gewissen Geschwindigkeit, sehr träge im Ozean des Lebens dahin, unsere Gewohnheit und unsere Lebensenergie haben unseren Kurs bestimmt und halten uns auf „Autopilot“. Wenn wir nichts ändern oder wenn wir nicht mit einem äußeren Hindernis (wie etwa einer Steilküste oder einem Eisberg) zusammenstoßen, dann halten wir sowohl die Geschwindigkeit, als auch die Richtung ewig bei.

Das erinnert mich an Newtons erstes Axiom.

Es gilt auch hier, dass Körper sich in Ruhe oder gleichförmiger Bewegung befinden, wenn keine Kraft auf sie einwirkt. Und eben diese Kraft kann auch durch uns selbst kommen. Wenn wir nun unsere Gedanken ändern, wenn wir die Umstände unseres Lebens ändern (zum Beispiel durch einen neuen Freundeskreis oder einen anderen Arbeitsplatz), dann ist das so, als ob wir am Steuerruder des Supertankers gedreht hätten. Nun ist unsere Leben aber derart träge, dass es wie bei dem großen Schiff längere Zeit dauert, bis die Kursänderung im Leben spürbar wird und bis es soweit ist hilft nur Beharrungsvermögen.

Und man braucht den Glauben daran, dass die eigenen Handlungen etwas bewirken, ansonsten hat man auch kein Beharrungsvermögen.

Sehr richtig. Es ist deshalb gerade für die Fatalisten wichtig, dass sie sich vor Augen halten, dass sie Einfluss auf das Leben haben, dass es, wenn auch träge, so doch steuerbar ist. Wichtig ist dazu, dass wir uns die Optionen, die sich uns bieten, mitsamt den Folgen, vor Augen halten.

Und die Möglichkeit zu handeln dürfen wir auch nicht vergessen.

Natürlich nicht, dies wäre fatal. Du siehst also wir sind nur dann Sklaven unseres Willens, wenn wir über einen Mangel an Bewusstheit verfügen.

Nun gut, da wäre aber noch die Frage des Nihilismus‘.

Die Ansicht, dass alles bedeutungslos sei, widerspricht unserem Gefühl, nicht unserem Verstand, denn ein solcher kann bei der Frage der Werte nur assistierend beteiligt sein, nicht aber entscheidend. Mit der Abschaffung von Gut und Böse, schaffe ich keinesfalls das Werten oder gar die Werte selbst ab. Wir müssen nicht von Gut und Böse, sondern von Richtig und Falsch sprechen.

Ist das nicht einfach ein anderes Etikett für dieselbe Sache?

Nein, Gut und Böse bedeuten Moral, Richtig und Falsch jedoch erhöhen niemanden und erniedrigen auch niemanden, die entsprechen der wahren Gerechtigkeit, das ist das Entscheidende – keiner geht des Respekts verlustig. Gerade die Frage der Menschenrechte und ihrer absoluten Geltung ist nicht diskutabel. Das menschliche Leben als höchsten Wert festzuschreiben entspricht sowohl der Ratio, als auch dem Affekt.

Das verstehe ich, es ist wie bei den Vernunftsaffekten nach Spinoza. Aber diese Einsicht hat sich auf der Welt noch nicht umfassend durchgesetzt.

Es wird Aufgabe von Aufklärern unserer Zeit und auch der Zukunft sein dafür zu sorgen, dass wir es hier mit echten Werten zu tun haben, die sich von kultur- und zeitgebundenen Werten abheben und ewige Gültigkeit verlangen können.

Also kein „die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit“?

Ein zynischer Spruch, dessen Ironie nur selten verstanden wird.

Ich fürchte es wird nicht leicht werden eine Welt zu schaffen, in der es kein Gut und Böse, dagegen ein Richtig und Falsch, ohne Ächtung irgendeines Menschen in irgendeiner Situation geben wird, eine Gesellschaft, die trotzdem die ethischste von alle sein soll und Werte besitzt, die sie (bei allem sonstigen Rechtspositivismus) für absolut schützenswert ansieht und für deren Einhaltung sie bereit ist jedes Mittel aufzubieten.

Es ist eine Mammutaufgabe! Ein großes Projekt, das vor mehr als zweihundert Jahren begonnen wurde und in dessen Tradition große Männer stehen. Wir beide stehen auch in dieser Tradition und wir wollen die Fackel des Lichts weiter in die Zukunft tragen.

Eine ehrenvolle Aufgabe. – Wie steht’s mit der Toleranz bei dieser Sache?

Toleranz, nicht Permissivität, heißt das Schlagwort. Auch verwechsle man Toleranz keinesfalls mit Ignoranz, die leider in der Praxis nur allzu oft der wahre Hintergrund einer „toleranten“ Haltung ist (neben der Angst Konflikte auszulösen). Und doch wollen wir nicht so weit gehen Akzeptanz zu fordern, damit griffen wir unzulässigerweise in die Freiheit des s sein. Toleranz zeigt sich erst dort, wo einer es erduldet, dass ein anderer etwas sagt, tut, denkt oder fühlt, das er selbst ablehnt, ja mitunter aus tiefstem Herzen heraus. Denn was wäre das für ein Verdienst zu „dulden“, was man ohnehin selbst für gut heißt? Nein, tolerieren, heißt eine Last zu tragen, den Schmerz auf sich zu nehmen, den man dabei empfindet, dass einer ein Leben führt, das man selbst verabscheut. Dieses Erduldenmüssen des Ungemachs, kann und muss von einer modernen Gesellschaft von jedem gefordert werden.

Das lass uns in Angriff nehmen!

Nur zu gerne mein Freund.

 

Mittwoch, 28. November 2012

Gesunde und nicht gesunde Motivation

Das menschliche Verhalten ist größtenteils dadurch motiviert, dass es etwas zu erlangen gilt, was positiv ist, beziehungsweise durch das Abwenden von etwas, das als unerwünscht aufgefasst wird. Es ist also kein Fehler zu behaupten, dass der Mensch durch Motivationen zum Handeln gebracht wird. Manche gehen sogar so weit zu behaupten, dass es überhaupt kein Handeln ohne Motivation gäbe. Diese Ansicht schießt jedoch über das Ziel hinaus, denn es lässt sich beim Menschen durchaus auch ein Verhalten beobachten, das ausschließlich expressiv und nicht motiviert ist. Solches ist jedoch sehr selten zu sehen und nur bei Menschen, die in einem sehr hohen Seinszustand leben, wie die Selbstverwirklichenden Menschen (siehe Maslow), teilweise ist es aber auch Dichter und Künstler bei ihrer Tätigkeit beobachtbar. Für den Durchschnittsmenschen ist expressives Verhalten beinahe ein Mythos.

Der Mensch hat mit dem Tier einige Bedürfnisse gemeinsam, insbesondere jene, die der Erhaltung des Lebens, sei es als Individuum und als gesamte Art, dienen. Trotzdem ist dies alleine für den Menschen nicht befriedigend, denn es sind die spezifisch menschlichen Bedürfnisse nach Bezogenheit, Transzendenz und Identität, die für die seelische Gesundheit unabdingbar sind. Gerade durch die Liebe und Hingabe an eine Sache spürt der Mensch einen Energieschub, sich einer Quelle der Freude nahe, wie er durch das bloße Befriedigen von grundlegenden Bedürfnissen nie zu erreichen wäre. Entsprechend ist der Mensch gerade durch die Leidenschaft gekennzeichnet. Nun ist es aber so, dass diese starke Entfesselung von Energie einerseits gesund, andererseits pathologisch sein kann. Es ist kein Wunder, dass Menschen der Leidenschaft stets mit einer gewissen Skepsis gegenüber standen, artet sie doch nur allzu oft in Destruktivität aus. Es wäre aber völlig falsch, der Leidenschaft selbst die Schuld daran zu geben, denn es ist nicht die Leidenschaft an sich, die zerstört, sondern ihr Missbrauch.

 
Pathologische Leidenschaft
Als erstes wäre hier die Gier zu nennen und zwar nicht jene Gier, die gestillt wird, indem ein Bedürfnis befriedigt wird, wie etwas das Verlangen nach Nahrung bei einem Hungernden. Einmal ist der Magen voll und auch der größte Schlemmer kann seinen Magen nicht mehr weiter füllen. Die pathologische Gier ist jedoch eine nach immer mehr Ressourcen, da der Glaube vorherrscht, nicht genug zu haben, an Mangel zu leiden. Diese Gier ist nicht stillbar. Am deutlichsten sieht man das an der Gier nach Geld und Reichtum, davon kann man potenziell nie genug bekommen. Der wahre Mangel liegt aber im Charakter des Menschen und nicht im realen Mangel an einer Sache. Der gierige, narzisstische Mensch liebt sich selbst nicht, weshalb er die Leere und Lieblosigkeit mit Dinge (vor allem Geld, Macht etc.) zu füllen versucht (was natürlich niemals gelingen kann).

Pathologisch ist auch der Wunsch alles kontrollieren zu können, quasi Gott gleich zu sein, um nicht die Unsicherheit spüren zu müssen, die mit der Erkenntnis der Machtlosigkeit verbunden ist. Es ist eine kindliche Unreife, die dem Menschen vormacht, er sei mächtig, ja sogar allmächtig. In Wirklichkeit ist der Mensch ja gerade durch Machtlosigkeit gekennzeichnet, niemand hat so etwas wie Macht, weder das Individuum und auch die ganze Menschheit nicht. In Anbetracht des riesigen Universums, hat niemand Macht. Aber gerade dies ist so schwer zu begreifen. Die Wissenschaft kann hier nur bedingt helfen, Illusionen, Religionen, Kulte und gesellschaftliche Zusammenschlüsse, sollten dem Menschen seit jeher über seine Machtlosigkeit hinweg helfen. Freilich muss man dazu in eine Illusion verfallen, mit offenen Augen ist dies nicht möglich. Typisches Beispiel dafür ist die Anbetung von Götzen. Götzen entmenschlichen den Menschen und lassen ihn seine eigene Lebensenergie auf etwas außerhalb von ihnen selbst projizieren.


Gesunder Leidenschaft
Der Mensch ist durch die Vernunft gekennzeichnet, das heißt er ist vernunftbegabt. Das heißt keineswegs, dass er vernünftig handelt und in einem Großteil der Fäll tut er eben dies gerade nicht. Vernunft ist nicht der Verstand, der Intellekt. Der Intellekt ist meist einfach nur ein Rationalsierungsinstrument. Es dienst dazu etwas, das man möchte, rational aussehen zu lassen, ohne, dass es so ist. Eine Sache ist nicht deshalb wahr, weil man sie erklären kann. Erklärbarkeit und Wahrheit hängen nicht notwendigerweise zusammen! Hier liegt auch der Unterschied zwischen Klugheit und Schläue. Der Schlaue hat einen Verstand, der gut funktioniert und ihn gewandt sein lässt im Umgang mit seinen Mitmenschen. Der Kluge jedoch besitzt Weisheit, er hat eine tiefe Einsicht in die wahre Natur der Dinge gefunden. Schlau sein kann auch ein Tier, klug hingegen kann nur der Mensch sein. Schläue dient der Manipulation, Klugheit der Wahrheit. Die Wahrheit berührt den Menschen direkt, da sie etwas Natürliches, ist, das kann die Lüge niemals, da sie immer künstlich ist.

Die wahre Leidenschaft ist die Bejahung des Lebens und dadurch der Liebe. Liebe ist ein aktiver, keine passiver Zustand, eine Hinwendung zu einer Sache, ohne von dieser etwas zu erwarten, ein Wohlwollen um der Sache selbst willen. Sie ist vor allem auf das Geben, nicht auf das Empfangen ausgerichtet. Lieben heißt aber nicht, in dem anderen aufgehen. Ganz im Gegenteil. Bei der wahren Liebe erfährt man sich als Individuum und ist doch gleichzeitig verbunden. Der andere ist einem gleich, doch trotzdem ein Individuum. Es ist eine oft falsch verstandene narzisstische Ansicht, die man heute nicht allzu selten antrifft, dass behauptet wird, um zu lieben müsse man sich ausdehnen und die anderen umfassen. In Wahrheit ist die ein Erdrücken, ein In-sich-Aufsaugen des anderen und damit die Verneinung seiner Individualität. Das ist mit echter Liebe nicht gemeint.

Liebe kann aber zum Götzendienst werden, wenn vom anderen erwartet wird Antworten auf sein eigenes Leben zu erhalten oder dass der andere die eigenen Probleme lösen würde. Wer nicht allein sein kann, der kann auch nicht wirklich lieben. Wer des anderen bedarf, der kann ihn nicht lieben, sondern muss ihn zum Götzen machen. Das kann entweder durch den Wunsch den anderen zu beherrschen geschehen, oder dadurch, dass man passiv sich dem anderen unterwirft. Wenn der Mensch jedoch einen Menschen anbetet, dann entmenschlicht er sich und en anderen, dann wird er selbst zum Tier. Beides sind keine wahren Arten von Liebe sondern Götzendienst, Entmenschlichung und ein fundamentaler Verstoß gegen die natürliche Gleichheit aller Menschen.

Donnerstag, 8. November 2012

Ritterlichkeit – ein zeitloser Moralkodex

Der Mensch der heutigen Zeit findet sich in einer pluralistischen Welt, die ihm oft mehr Last als Befreiung und Erfüllung ist. Umso schwerer fällt es dem einzelnen für sich selbst ein rechtes Maß zu halten und Prinzipien ausfindig zu machen, anhand derer er sein Leben ausrichten kann. Gerade die Vielfalt der Möglichkeiten wird uns allen oft zum Unheil. Ich will hier deshalb recht kurz einen Kodex darstellen, der zwar seit langem bekannt, aber doch zu jeder Zeit anwendbar ist und es dem einzelnen ermöglicht, sowohl ein vernünftiges, als auch ein sinnreiches und erfolgreiches Leben zu führen. Dabei handelt es sich nicht um Regeln, die einem genau vorschreiben würden, wie man handeln soll, sondern die Verantwortung des Menschen berücksichtigen, selbständig zu denken, doch im Rahmen von fixen Prinzipien. Wovon ich spreche, das ist der Code der Ritterlichkeit, der Moralkodex nachdem die abendländischen Ritter ihr Leben lebten. Dieser Kodex ist auch in unserer Zeit das moralisch Beste, was die Menschheit je hervorgebracht hat. In der Folge nun die Prinzipien und jeweils ein kurzer Kommentar dazu. Ich gehe hier nur auf die abendländische Ritterlichkeit ein, wenngleich es auch gute Kodizes aus anderen Kulturkreisen gibt, insbesondere aus Japan, in Form des Hagakure, des Yamamoto Tsunetomo.
 

1.)    Maßhaltung

Ein guter, vernünftig handelnder Mensch hat erkannt, dass das rechte Handeln darin besteht die Exzesse zu vermeiden. Die Bedürfnisse müssen auf vernünftige und taugliche Weise befriedigt werden, ohne dabei sich zu übernehmen. Dieses Gebot schließt den kurzsichtigen Hedonismus genauso wie die Askese aus. Jedoch gibt es auch Werte, deren Mitte gerade in dem Übermaß besteht, dazu gehört etwa die Liebe, insbesondere die Liebe zu Gott.

 
2.)    Glaube

Das Gebot des Glaubens und der Liebe gehören untrennbar zusammen. Ein Ritter ist ein gläubiger Mensch, niemals kann er ein Atheist oder Agnostiker zu sein.

 
3.)    Zucht

Darunter sind Anstand und Wohlerzogenheit zu verstehen. In diesen Bereich gehört auch die Höflichkeit. Höflichkeit unterstützt die Ehre und zwar auch dann, wenn die Person, mit der man es zu tun hat, selbst nicht höflich ist. Es gibt in jedem Menschen einen Bereich, dem völlig klar ist, dass Höflichkeit das an sich richtige Verhalten ist. Rüpelhaftigkeit mag versuchen sich darüber hinweg zu helfen, doch kein Mann (und auch keine Frau) kann für sich Ehre und auch Selbstwert beanspruchen, der nicht höflich gegenüber dem Mitmenschen ist.


4.)    Ehre

Ehre bedeutet Ansehen und Würde. Damit ist eine soziale Eigenschaft gemeint. Niemand hat Ehre an sich, sondern es ist die Bezogenheit auf den anderen, die einem Ehre verschafft. Ehre hat mit Prinzipientreue zu tun und ist unabhängig von Wohlwollen, von der Zu- oder Abneigung der Mitmenschen. Ehre erhält man dadurch, dass man etwas tut, das Achtung abverlangt, selbst von den eigenen Feinden.


5.)    Treue

Treue steht in engem Zusammenhang zum vorigen Punkt, der Ehre. Treue heißt einem anderen beizustehen, mit ihm durch dick und dünn zu gehen. Damit ist die Treue unter Freunden ebenso gemeint, wie gegenüber dem Ehepartner. Ein treuer Mensch würde die Ehe niemals brechen, auch würde er niemals aus Opportunitätsgründen die „Fronten“ wechseln, sprich den „König“ zu verlasen.

 
6.)    Hoher Mut

Ein edler Mensch ist kein Pessimist, er weiß, dass sein Leben in einem größeren Zusammenhang steht und glaubt an das grundsätzlich Gute in der Schöpfung. Der Ritter bekämpft das Böse, vertraut darauf aber auf die Kraft, die ihm vom ultimativen Guten, Gott, zufließt, denn er weiß, dass er aus sich heraus nichts ist, nur durch Gott ist der Ritter in der Lage Gutes und Edles zu tun.

 
7.)    Demut

Demut verhindert, dass ein Mensch den Bezug zur Realität verliert, vor allem dann, wenn er siegt, wenn er Erfolg hat. Demut sorgt dafür, dass der Ritter sich klar ist, dass Erfolg eine Gnade und kein Recht ist.

 
8.)    Milde

Darunter ist zu verstehen, dass der edle Mensch ein sozialer Mensch ist. Er kümmert sich um seine Mitmenschen, vor allem um jene, denen es schlecht im Leben geht, und das ganze ohne sich mit den Mittellosen gemein zu machen. Er bleibt edel im Geben, sowie er edel im Nehmen ist, ohne in Anspruchsdenken zu verfallen.


9.)    Würde / edler Stand

Adel im eigentlichen Sinne ist kein Geburtsrecht, sondern eine Eigenschaft, die einem aufgrund des Verhaltens zueigen wird. Würdevoll kann jeder Mensch sein, auch derjenige, der über keine Macht und keine materiellen Ressourcen verfügt. Die Würde des Menschen kommt von seinem Sein, nicht von seinem Haben.

 
10.)                       Beständigkeit

Ein Ritter ist verlässlich, er führt zu Ende, was er begonnen hat. Er sagt nicht etwas zu dem einen in einer Sache und eine andere zu einem anderen in Bezug auf diese Sache. Man kann sich auf ihn verlassen und er bleibt bei der Sache, zu der er sich verpflichtet hat.

 
11.)                       Güte

Der edle Mensch hat einen harten Geist, aber ein weiches Herz, er erbarmt sich seiner Mitmenschen, er tut das Gute und nicht das Böse.


12.)                       Tapferkeit

Der Ritter ist mutig, er scheut den Konflikt nicht, im Gegenteil, er sucht den Konflikt sogar, wenn dadurch das Gute erreicht werden kann. Der Ritter wünscht den Frieden, aber er weiß, dass es oft der Krieg ist, der den Frieden garantiert.

 
13.)                       Fleiß und Dienstbereitschaft

Trägheit ist eine der sieben Todsünden. Der edle Mensch ist ein aktiver, ein tätiger, Mensch. Er weiß, dass es seine Aufgabe ist die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Er ist tatkräftig und scheut sich nicht zuzupacken. Freizeit ist zwar nicht unerwünscht, aber die Tätigkeit liegt dem Ritter näher als die Passivität.

 
14.)                       Verstand und Weisheit

Der Edle ist nicht nur ein vernunftbegabter Mensch, sondern auch einer, der sich der Vernunft bedient. Insofern folgt er Kants Aufforderung sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Doch er ist kein Aufklärer, nicht weil er diese für schlecht hielte, sondern weil er erkennt, dass das naturalistisch-rationalistische Weltbild die Wirklichkeit einschränkt. Der Ritter kümmert sich um die Realität als Ganzes, wozu natürlich der Verstand gehört, aber auch das Gefühl, die Intuition, als auch der Glaube. Weisheit und Wahrheit, nicht das bloße Wissen, sind die Ideale des idealen Menschen.

 
15.)                       Schönheit

Der edle Mensch ist ein Dichter und Künstler, er weiß, dass die Entwicklungsachsen des Menschen dreifach sind: die Vernunft, die Liebe und die Kreativität. Gerade die Kreativität ist ein Ausdruck des Göttlichen, das durch den Menschen wirkt. Der Ritter ist ein Homo-Sapiens, als auch ein Homo Faber, mit Sicherheit ist er kein Homo-Consumens und damit eine Anomalie in der modernen Welt. Doch er bezieht sein Selbstverständnis, den Sinn seines Lebens, nicht aus diesem Universum, sondern aus Gott. Und damit ist er seinen Mitmenschen, die im rein Materiellen leben überlegen.

 
16.)                       Reichtum

Reichtum bezieht sich weniger auf das Materielle, sondern auf das Ideelle und vor allem das Spirituelle. Wer das Königreich in seinem Inneren gefunden hat, der braucht sich um die Versorgung in der Welt nicht zu sorgen.

Diese 16 Punkte sollen nicht einfach akzeptier werden, sondern sollen durch den eigenen Verstand wandern und reflektiert werden. Man muss sich selbst treu bleiben und nicht von anderen vorschreiben lassen, wie man sein Leben leben soll. Doch eines darf man niemals vergessen: Wenn dieses Universum alles ist, was es gibt, dann ist das Leben absurd, dann gibt es auch keinen Grund zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, doch der Sinn des Lebens leitet sich nur aus dem her, was diese Welt (das Universum) transzendiert. Doch die eigentliche Frage ist jedoch jene danach, wer heute noch dazu in der Lage ist. Wer ist noch so edel sein Leben in einen größeren (außerkosmischen) Zusammenhang zu stellen? Das ist die Frage, die das Leben an den postmodernen Menschen stellt. Wer kann sie richtig beantworten?

 

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Erfüllung und die Anatomie der Persönlichkeit

In der letzen Woche stieß ich auf der Internet-Plattform Youtube.com im Zuge einiger Recherchen über „großartige Charaktere“, „reife Persönlichkeiten“ und „vollendeter Charaktere“, auf einen zweistündigen Videomitschnitt eines Seminars, das den Titel „The Inner Game“ trug. In diesem Teil des mehrtätigen Seminars ging es darum, was sich im Inneren einer Persönlichkeit abspielt und was einen edlen und vollendeten Charakter ausmacht. Der Beitrag handelte zwar speziell von Dating-Situationen, doch sind die Lehren, die sich daraus ziehen lassen allgemein anwendbar, ungeachtet dessen, um welchen Bereich des Lebens es sich handelt. Die zentrale Person von der die Ideen und Konzepte stammten war ein amerikanischer Psychologe mit dem Namen „Dr. Paul Dobransky“. Seine Website hier aufgerufen werden.

Ich selbst beschäftige mich schon seit geraumer Zeit intensiv mit der menschlichen Persönlichkeit und habe mir im Laufe der Jahre unzählige Aufzeichnungen gemacht, über eigene Erfahrungen, theoretische Modelle, Spekulationen und vielem anderen mehr. Dabei ist mir stets aufgefallen, wie uneinheitlich die verschiedenen Anschauungen zu dem, was der Mensch eigentlich ist, sind. Tatsächlich kann die Wissenschaft uns keine Wahrheiten über irgendeine Sache liefern, ja sie ist nicht einmal in der Lage uns vernünftige Wahrscheinlichkeiten anzugeben. Die Wahrheit über das wahre Wesen des Menschen kann niemals Gegenstand der Wissenschaften, zumindest nicht nach den herkömmlichen Regeln, denen sie sich bisher noch unterworfen hat, sein. Um eben dieses wahre Wesen ausfindig machen zu können, muss man tiefer in die Dinge eindringen und durch direkte Schau in den Urgrund wahre Erkenntnis erlangen. Der weite Bereich, der sich damit beschäftig ist die Metaphysik, die jedoch anders als jener der Philosophie angeschlossene Teil über die Spekulation hinaus zu gehen weiß. Dies ist aber nicht das Thema dieses Artikels.

Um es kurz zu sagen: Das Konzept von Dr. Paul war der fehlende Puzzlestein, dessen ich noch bedurfte, um ein vollständiges Bild der Persönlichkeit, wie auch der gesamten Psychologie, zu bekommen. Damit habe ich ein Modell zur Hand aus dem heraus sich jedes Problem lösen lässt, denn die Anatomie der Persönlichkeit und eines Problems ist genau das gleiche. Wie sieht dieses Modell nun aus? Jede menschliche Persönlichkeit, wie auch jedes Problem das auch nur im Entferntesten denkbar wäre, besteht aus vier und zwar nur aus vier Teilen! Diese sind: 1.) Persönliche Grenzen, 2.) die Kraft Entscheidungen zu fällen, was auch unter freiem Willen bekannt ist, 3.) dem Intellekt und den Ideen und 4.) dem Management der emotionalen Energien. Damit sind alle Bereiche vollständig abgedeckt.

Ad. 1.: Die persönlichen Grenzen eines Menschen geben ihm eine Identität und grenzen ihn gegen die Außenwelt und insbesondere gegen andere Menschen ab. Sie haben eine ähnliche Funktion wie die Grenzen eines Staates. Sie bilden die erste Verteidigungslinie und Eindringlinge oder auch Besucher werden an dieser Grenze kontrolliert. Dass der Mensch jedoch vollständige Grenzen hat, ist ein Ideal, das in der Praxis nur sehr selten anzutreffen ist. Seine Grenzen zu kennen gibt einem Konturen und zeigt der Außenwelt wer man ist. Um die Grenzen klar errichten zu können, ist es wichtig, dass der Mensch seine Werte kennt, dass er weiß was ihm wichtig ist, welche Vorlieben und Abneigungen er hat. Grenzen ermöglichen es einem „Nein“ zu sagen. Menschen mit klaren Grenzen, die diese verteidigen gelten als „starke“ Charaktere, ungeachtet ob wir ihnen zustimmen oder nicht,  denn andere Menschen können nicht in sie eindringen, es sei denn mit Erlaubnis und sie können dieses Recht auch jederzeit wieder verlieren. In einem Menschen mit klaren Grenzen kann ein anderer sich nicht festsetzen. Die meisten jedoch haben Löcher in ihren Grenzen und das sind die Angriffspunkte anderer. Hat jemand zum Beispiel keine Meinung zu einem bestimmten Thema, dann können andere sich seiner bemächtigen und ihn dazu zwingen oder sie dahingehend manipulieren sich ihrer Meinung anzuschließen, sich willfährig zu erweisen Ein gutes Beispiel hierzu ergibt sich etwa in Beziehungen. Wenn einer auf seine Traumfrau oder ihren Traummann stößt und ist die persönliche Grenze nach außen nicht klar gezogen oder wird als solche verteidigt, so hat der Traummann oder die Traumfrau die Macht über den anderen ihn dazu zu bringen, was dieser vielleicht gar nicht wollte. Aus Angst den anderen zu verlieren, sagt jemand dann eher „Ja“, obwohl es ihn im Grunde seines Herzens schmerzt und es nicht gut für ihn ist, da er seine Werte verletzt. Ideale, an denen man anhaftet sind Löcher in den eigenen Grenzen, über die andere oder eine Sache (z.B. politische Meinung, Weltanschauung etc.) Gewalt über einen gewinnen können.

Ad. 2.: Die Kraft Entscheidungen fällen zu können, ist der zweite Aspekt eines starken Charakters, auch bekannt unter dem freien Willen. Das wahre Wesen des Menschen ist ewig und besteht weiter, auch wenn der Körper längst gestorben, das heißt sich in der Welt aufgelöst hat, ist. Im menschlichen Speicherbewusstsein sind alle Samen vorhanden, welche davon kultiviert werden, obliegt der Entscheidung eines jeden einzelnen. Der freie Wille des Menschen entspringt seinem wahren Wesen und überdauert als solcher alle Zeiten. Es ist wichtig dies festzuhalten, nämlich, dass der Mensch wahrhaftig über einen freien Willen verfügt und dieser sich nicht aus seinen eigenen Genen oder gar einer körperlichen Tätigkeit ableitet. Es ist deshalb auch Unsinn davon auszugehen, dass der Wille ein Ergebnis der Hirntätigkeit sei (Materie sei Ursache des Geistes), wäre dem so, könnte nie von einem freien Willen, zumindest im absoluten Sinne gesprochen werden, da dieser dann von den Genen und den Prägungen in diesem Leben (vor allem Erziehung, Milieu etc.) abhängig wäre. In Wahrheit ist der Geist immer Ursache der Materie und niemals dessen Wirkung. Materie jedoch ist niemals eine Ursache für irgendeine Sache, nicht einmal für Materie selbst. Auch dazu ist der Geist als Schöpfer notwenig (etwas, das den Darwinisten inzwischen auch schon bekannt sein sollte, zugeben wollen sie es allerdings bislang noch nicht). Wer nicht das Gefühl hat einen freien Willen zu haben, fühlt sich gefangen, eingeengt, von anderen oder irgendwelchen Mächten beherrscht, sei es Gott, das Schicksal oder von der Vorsehung, wie immer man die Sache auch nennen möchte. Um zu erkennen, dass man über einen freien Willen verfügt, ist es vor allem wichtig achtsam zu sein, seine Bewusstheit zu trainieren. Dies geschieht dadurch, dass man versucht so oft als möglich im Hier und Jetzt zu leben, nur dann ist der Mensch wirklich lebendig. Denken wir an die Vergangenheit oder an die Zukunft, dann befinden wir uns größtenteils auf Autopilot umgestellt. Das einfachste Mittel, um zu erkennen, dass in unserem Leben etwas falsch läuft, muss man nur auf seine Gefühle achten. Ist der Geist nicht durch bewusstseinsbeeinträchtigende Mittel (Alkohol, Drogen, Schokolade, Fernsehen etc.) betäubt, dann sagen einem die Gefühle ganz genau, dass etwas nicht stimmt. Das ist unter anderem der Sinn unserer Gefühle, als Warnblinklampen auf dem Armaturenbrett des Lebens zu dienen. Fühlen wir uns gut, ist das, wie wenn alle Lampen auf grün stehen, fühlen wir uns schlecht, so leuchtet eine oder mehrere Lampen rot auf: Achtung! Wenn wir uns in einer Entscheidungssituation befinden haben wir zuerst die Wahl ob wir eine Entscheidung treffen wollen oder nicht. Entscheiden wir uns nicht, so nimmt unsere Lebensqualität in jedem Fall ab. Treffen wir eine Entscheidung, nimmt diese in jedem Fall zu. Eine Entscheidung kann entweder konstruktiv oder destruktiv sein, aber mit Sicherheit steigt die Qualität des Lebens dadurch. Es gibt also niemals einen vernünftigen Grund keine Entscheidung zu treffen!

Ad. 3.: Der dritte Aspekt ist der Intellekt und die Ideen. Hierher gehört auch die Kreativität, die Fähigkeit spontan Neues hervorzubringen, schöpferisch tätig zu sein. Wenn wir über ausreichend Kenntnisse und/oder Erfahrung verfügen eine Sache im Leben zu bewältigen, dann fühlen wir uns stark und gut. Lernen ist deshalb ein wesentlicher Aspekt einer reifen Persönlichkeit, vor allem die Fähigkeit effektiv lernen zu können ist dabei essentiell. Heutzutage wird in diesem Bereich zu viel Wert auf das Wissen alleine gelegt und zu wenig auf Erfahrung und wahre Erkenntnis der Dinge. Nur, wenn man eine Sache persönlich erfahren hat, beherrscht man sie wirklich, was nur aus Büchern gelernt wurde, ist totes Wissen im Kopf, reine Theorie, die einem nicht die Sicherheit vermittelt, die nur persönliche Erfahrung einem geben kann.

Ad. 4.: Der vierte Punkt hier ist endlich das Management der emotionalen Energie. Eine reife Persönlichkeit erkennt die starke Energie, die hinter Gefühlen steckt und weiß sie zu kanalisieren, um produktiv tätig sein zu können. Dies ist zweifelsohne leichter bei positiven Energien, die ohnehin auf das Leben und das Konstruktive ausgerichtet sind. Probleme bereiten hier die negativen Gefühle, die einen sabotieren und, wenn sie nicht umgeleitet werden, einem selbst und anderen großen Schaden zufügen können. Zur wahren Meisterschaft gehört es sein beobachtendes Selbst zu kultivieren, um im entscheidenden Moment eingreifen zu können (meist hat man dazu nur etwas zwei oder drei Sekunden Zeit), um die negative Energie umzugestalten. Stehe zu alle, gibt aber keiner Sache nach. Jesus spricht im Neuen Testament davon, dass man dem Bösen nicht widerstehen solle. Das hat nichts mit Nachgiebigkeit zu tun, sondern bedeutet, dass das Negative als solches erkannt und akzeptiert werden muss. Weiters „umarmt“ man diese Energie, so wie ein Vater oder eine Mutter ein weinendes Kind umarmen würde, um zu erkennen, was ihm fehlt und um es zu trösten. Durch die Umarmung wird man befähigt tief in den Schmerz oder Verlust hinein zu schauen, man spricht hier auch davon „das Leid zu berühren und zu transformieren“. Hat man die Botschaft verstanden, kann man sie gehen lassen und die Energie, die freigesetzt wurde gehört nun einem und man kann sie für seine Projekte zu seinem Vorteil nutzen. Ansonsten hätte uns die Energie möglicherweise großen Schaden zugefügt. Das wichtigste Werkzeug bei der Schaffung eines edlen Charakter ist die Achtsamkeit, sie ermöglicht uns immer weniger unbewusst zu handeln (wer böse handelt, handelt immer unbewusst, keine böse Tat im Leben wird je mit vollem Bewusstsein ausgeführt, immer fehlt das beobachtende Selbst), unser Leben tiefer zu verstehen und zu ergründen, was unsere Mission im Leben ist. Daraus erwächst auch die genaue Kenntnis der eigenen Werte und Ziele, was wiederum den Charakter stärkt und der Umwelt deutlich entgegen tritt.

Wie oben bereits erwähnt treffen wir diese vier Aspekte auch bei der Anatomie jedes Problems wieder an. Ein Problem ist etwas, das an uns herantritt und unser Gleichgewicht zu stören vermag, wenn wir nicht damit umgehen können. Problemlösung kann also auch als Wiederherstellung unseres natürlichen Gleichgewichtes verstanden werden. Eine Möglichkeit, die einem Problem zugrunde liegen kann ist Stress. Stress entsteht oft durch Löcher in den persönlichen Grenzen, insbesondere dann, wenn ein Mensch getrieben ist, weil er nicht „Nein“ sagen kann und es jedem Recht machen möchte. Stress wiederum ist immer entweder auf einen Schmerz oder einen Verlust zurückzuführen, das gilt für jeden Stress, den wir je erlebt haben oder je erleben könnten. Und hier sind wir wieder beim Management von emotionaler Energie. Die Ursache eines Problems kann aber auch in Fehlschlägen und Zurückweisungen liegen. Dies wiederum ist entweder auf einen Mangel an Kenntnissen (Bildung, Ausbildung, Wissen) oder einen Mangel an Erfahrung zurückzuführen. Hier sehen wir den dritten Aspekt des Charakters einer Person wieder: Intellekt und Ideen. Dann gibt es noch die Möglichkeit, dass ein Problem darauf zurückzuführen ist, dass wir uns gefangen oder eingeengt fühlen. Die Ursachen dafür sind entweder ein Mangel an Bewusstheit oder einen Mangel an Intuition, womit wir beim Aspekt der Entscheidungskraft/Freier Wille wären. Alle vier Bereiche erkennen wir also auch hier wieder bei den Problemen.

Nun abschließend noch zu einem ganz wichtigen Thema: Der Erfüllung. Lange Zeit hielt ich Glück für das ultimative Ziel im Leben. Niemand trifft eine Entscheidung oder vollführt eine Handlung ohne dabei davon auszugehen, dass es ihn glücklich oder zumindest glücklicher machen würde. Dass der Mensch sich dabei oft kräftig irrt, sieht man ja an den vielen Fehlschlägen, die genau das Gegenteil, nämlich Leid, herbeiführen. Immer aber gilt, dass die Person subjektiv im Zeitpunkt des Handelns das Beste gegeben hat, das Beste wozu sie aufgrund ihres gegenwärtigen Bewusstseinsstandes in der Lage war. Aus bitteren Samen entstehen niemals süße Früchte und doch verhalten sich beinahe alle Menschen so. Es ist eine Geistestrübung, an der die ganze Menschheit leidet, auch Staaten und Regierungen sind davon betroffen. Als Ganzes hat die Menschheit seit  Jahrhunderten einen starken Niedergang durchgemacht, was insbesondere an der starken Anhaftung an der Materie zu sehen ist und der Verneinung oder zumindest Geringschätzung des Geistigen. Nichtsdestotrotz gab und gibt es stets einzelne, die dem negativen Massenbewusstsein entkommen und eine Klarheit des Geistes erwerben, die dem durchschnittlichen Menschen völlig unbekannt ist.

Niemals kann aus dem Leid, das jemandem zugefügt wird etwas Gutes für irgendjemanden entstehen, und doch baut unsere Gesellschaft in vielen Bereichen darauf auf, dass Menschen Leid zugefügt werden darf und man nennt dies dann selbstherrlich Gerechtigkeit. Ein vollendeter Charakter ist auch immer ein Charakter, der nicht dem Gewöhnlichen, dem Massenbewusstsein entspricht. Ein solch edler Charakter ist frei von der Welt und den Menschen, ohne den Menschen feindlich gesinnt zu sein. So kann einer „in“ der Welt sein, ohne „von“ der Welt zu sein.

Nun zurück zum Glück. Ich habe das Glück zwar als Urmotivation nicht verworfen, doch habe ich es mit zwei weiteren Faktoren zu einem noch umfangreicheren Begriff vereint. Diese sind: Freiheit und Erfolg. Erfüllung tritt ein, wenn alle drei Faktoren, also Glück, Freiheit und Erfolg zusammentreffen. Glück bedeutete einfach ein hohes Selbstwertgefühl zu haben. Wer sich selbst hoch schätzt und wahre Selbstliebe empfindet, der ist glücklich. Freiheit, bedeutet die Wahl zu haben, Entscheidungen treffen zu können. Erfolg bedeutet ein Ziel erreicht zu haben. Alle drei können für sich auch alleine stehen. So mag jemand ein Ziel erreichen aber keine Glück dabei empfinden, ebenso, wie jemand frei sein kann, aber erfolglos bleibt. Auch kann ein erfolgloser und unfreier Mensch trotzdem glücklich sein. Aber nur, wenn alle drei zusammen treffen ergibt sich das, was man als „Spitzenerlebnisse“ („peak moments“) kennt. Jeder hat in seinem Leben derartige Momente erlebt, in der Regel sind sie jedoch recht selten. Auf das ganze Leben umgemünzt, sind solche einzelnen Momente relativ unbedeutend. Die Qualität des Lebens wird durch ein Grundlevel bestimmt, dass bei den meisten Menschen erstaunlich konstant bleibt, über das ganze Leben hinweg. Die negativen Erlebnisse, wie etwa der Tod eines lieben Menschen, mögen zwar kurzfristig das Empfinden nach unten drücken, doch langfristig sind sie nicht von Bedeutung. Das gleiche gilt auch für Glückserlebnisse, wie sie Menschen etwa empfinden, wenn sie im Lotto gewonnen haben. Aber auch solche Menschen kehren bald wieder zu ihrem seelischen Grundniveau zurück, wie einige Untersuchung solcher Leute zeigen. Psychologen wissen, dass Optimismus bzw. Pessimismus ebenso wie Introvertiertheit oder Extrovertiertheit zu den stabilsten Faktoren der Persönlichkeit gehören. In dem meisten Fällen werden sie für gegeben erachtet und kaum einer denkt ernsthaft daran an ihnen zu arbeiten. Und doch ist auch dies möglich! Wie ich weiter oben bereits erwähnt habe, liegen im menschlichen Speicherbewusstsein alle Samen (Charaktereigenschaften) bereit. Durch den freien Willen entscheiden wir, welchen davon wir Nahrung zukommen lassen. Um es ganz deutlich zu sagen: Jeder Mensch hat das Potenzial alle Charaktereigenschaften aufzuweisen, jeder kann ein Teufel wie Hitler, Stalin oder Mao sein aber jeder ist auch dazu befähigt wie die Heiligen zu sein. Die Änderung kann jeder in jede Richtung vornehmen und zwar in jedem Alter. Das ist zwar nicht die Ansicht der Welt, aber es ist die Wahrheit. Wer sich selbst tief erforscht, weiß, dass ich die Wahrheit sage. Mögen alle Menschen einen edlen Charakter entwickeln!

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Narzissmus - die Krankheit unserer Zeit

     Narzissmus ist etwas, das im Verhalten von Menschen, vor allen in der westlichen Kultur, nicht selten zu beobachten ist. Ja unsere Gesellschaft fördert bis zu einem gewissen Grad narzisstische Bestrebungen, denn ohne sie ist ein Fortkommen kaum möglich, so glaubt man zumindest. Was passiert aber, wenn der Narzissmus die gesamte Persönlichkeit bestimmt, wenn es daneben nichts anderes mehr gibt und die Person ein echter Narzisst geworden ist? Dann spricht man von der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung – davon handelt dieser Artikel.

      Was versteht man unter einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung? Die von der WHO herausgegebene Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) fordert für die Klassifizierung der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung (neben den allgemeinen Voraussetzungen für Persönlichkeitsstörungen) mindestens fünf der folgenden Punkte:

  • Sich selbst für grandios halten, die eigene Wichtigkeit enorm übersteigern
  • Ist von starken Phantasien (Macht, Geld, Erfolg, Schönheit etc.) beherrscht
  • Glaubt an die eigene Einzigartigkeit, die weit über das Normalmenschliche hinausreicht
  • Hängt exzessiv von der Bewunderung anderer ab.
  • Extrem hohe Ansprüche stellen, verlangt Sonderbehandlungen
  • Ausbeuterisch in zwischenmenschlichen Beziehungen. Andere Menschen sind Quellen, um zu überleben, um die anderen selbst geht es überhaupt nicht.
  • Eklatanter Mangel an Empathie (im Extremfall gar nicht vorhanden)
  • Empfindung von sehr großem Neid oder der Glaube andere seien neidig auf einen
  • Arroganz, Hochmut

     Wie sieht nun konkret das Verhalten eines Narzissten (im pathologischen Sinne) aus? Narzissten haben ein Selbstbild, das auf eigene Grandiosität und Unbesiegbarkeit, Allmacht oder Allwissenheit aufbaut. Sie vermeiden es aber diese von ihnen behaupteten Qualitäten unter Beweis zu stellen. Der Narzisst ist darüber erhaben, Beweise liefern zu müssen. Er vermeidet den Wettbewerb und stellt sich als über solche Dinge erhaben dar. Der Narzisst betrachtet andere als Quellen für sein Leben, die er nach Belieben ausbeuten kann, da diese ihm eine Art „Tribut“ schulden, ohne, dass er dafür in irgendeiner Weise eine Gegenleistung zu erbringen hätte. Er ist oft sadistisch veranlagt, verwendet den Sadismus aber mehr dazu andere willfährig zu machen, nicht, weil er Freude am Schmerz des anderen empfindet, so wie der reine Sadist. Andere Menschen sind Objekte, keine Subjekte, haben sie ihre Aufgabe erfüllt, werden sie „entsorgt“ und durch andere Quellen ersetzt. Der Narzisst hat keine echte Bindung zu anderen Menschen und trauert auch nicht um andere, selbst wenn sie sterben sollten. Die Körpersprache des Narzissten ist dominant, arrogant, erhaben, er versucht sich überlegen darzustellen, vermeidet echten Körperkontakt, kann aber oft sehr lange Augenkontakt halten, dabei behält er aber immer eine Distanz zu anderen, er ist nie verbindlich. Er spielt soziale Verbundenheit vor, ist aber zu Teamarbeit unfähig und spielt den Intellektuellen, den Professor, derjenige in der Gruppe, der niemals emotional eingebunden ist, sondern alles aus einer überlegenen Position heraus analysiert. Das gibt ihm das Gefühl über anderen zu stehen. Darauf angesprochen gibt der Narzisst vor über großen Gleichmut zu verfügen, ein kühler Kopf zu sein und dergleichen. In Wahrheit jedoch ist ein Narzisst ein sozialer Idiot, dem Empathie völlig fehlt, auch wenn er oft charmant sein kann und anderen Mitgefühl und Anteilnahme vorspielen kann. Der Narzisst ist ein Opportunist, er investiert Gefühle immer nur, um von anderen etwas zu bekommen, nie weil ihm am Wohl der anderen etwas liegt.

     Narzissten verlangen meist eine Sonderbehandlung, bessere Konditionen als andere, bessere Plätze im Restaurant, bevorzugte Behandlung und wollen meist mit Chefs, nicht mit Angestellten reden, das wäre unter ihrer Würde, so glauben sie. Der Narzisst übernimmt keine Verantwortung für sein Leben, sein Unwohlsein führt er auf das Verhalten der anderen, der Welt, auf die unguten Umstände und Zeiten in denen er lebt zurück. Er gibt sich als der „einsame Wolf“, dessen Idee irgendwann von der Geschichte anerkannt werden würden. Er gibt vor eine Art Genie zu sein, aber die Welt sei zu „dumm“ dies zu erkennen. Gewöhnliche Tätigkeiten sind ihm verhasst, Routine lehnt er ab, er braucht Unterhaltung. So besitzt er auch kein Durchhaltevermögen und kann keine langfristigen Pläne fassen. Narzissten idealisieren andern und werten sie dann hinterher ab. Sie loben, wen sie brauchen für ihr übergroßes Bedürfnis nach Ansehen und Bewunderung. Haben sie den anderen aber „ausgesaugt“, dann wendet sich der Narzisst brutal ab und lässt den anderen mit seinem Leid alleine.

     Narzissten sprechen manchmal von sich selbst in der dritten Person, sie sprechen von ihrem Leben wie vom Leben eines anderen. Sie denken viel, wobei die Gedanken immer nur um sie selbst kreisen, doch fühlen sie nicht, sie sind emotional verkrüppelt. Sie sehen ihr Leben wie in einem Film ablaufen, wobei der Film meist einem Alptraum gleicht, aber der Narzisst fühlt den Schmerz nicht, er ist dissoziiert, lebte fast wie außerhalb von seinem Körper. Seinen Körper empfindet der Narzisst als ein Werkzeug, dass er verwenden kann, aber er hat kein echtes Integrationsgefühl, der eigene Leib ist wie etwas Fremdes für ihn, das wahre Selbst, so meint er, sei viel edler und über solche Dinge, wie Materie erhaben. Der Narzisst hat eine Meinung von sich selbst, die mit der Realität nicht übereinstimmt, er schmückt sich oft mit fremden Lorbeeren und macht die Leistungen anderer herunter, um selbst besser dazustehen. Dabei wertet er nicht unbedingt offensichtlich ab, sondern er kann anderen ein peinlich übertriebenes Lob aussprechen, das im Effekt wie eine Beleidigung wirkt – genau das, was der Narzisst in Wahrheit möchte.

     Narzissten leiden an Aufmerksamkeitsdefiziten, sie leben meist nur in ihren eigenen Gedanken und nehmen in der Umwelt nur das wahr, was sie gerade brauchen, um etwas zu erreichen. Andere Menschen an sich sind ihnen gleichgültig. Sie meiden Menschen, die Probleme haben, um nicht um Hilfe gefragt zu werden. Um Hilfe zu bitten ist für den Narzissten erniedrigend. Doch er ist völlig abhängig von anderen, hat viel weniger Selbständigkeit, als normale erwachsene Menschen, deshalb muss er andere in Situationen bringen in denen er berechtigt ist von ihnen etwas zu fordern, ohne dass es so aussieht, als wäre der Narzisst bedürftig. Narzissten rationalisieren und idealisieren ihr Leben, ihre Fehlschläge werden der Umwelt zugeschrieben, sie selbst bleiben perfekt, auch wenn sie nichts leisten. Narzissten haben kaum persönliche Grenzen und können so auch jene anderer Menschen nicht respektieren, für sie ist jeder andere eine potentielle Quelle für ihre narzisstische Versorgung und der Narzisst sieht auch gar keinen Grund, warum nicht jeder andere bereitwillig für ihn (kostenlos) zur Verfügung stehen soll. Er fühlt sich berechtigt von der Welt alles zu fordern, ohne etwas zurückzugeben. Er ist ein Mensch, der nur nimmt und nichts zurückgibt!

     Narzissten sind meist sehr reaktiv, sie sind todernst und vertragen keine Scherze über sich. Sie selbst sind oft zynisch und sarkastisch gegenüber anderen, dulden aber nicht den kleinsten Scherz über sie selbst. Sie sind aufbrausend und geraten sehr leicht in Rage über Dinge, die bei einem gesunden Menschen höchstens zu einer kleinen Unstimmigkeit führen würde. Der Narzisst hat auch das Gefühl nicht menschlich zu sein, mehr eine Art höheres Wesen, das auf die Erde gekommen ist, um die einfachen Menschen zu studieren. Er fühlt sich ständig missverstanden. Oft sind sie paranoid, schizoid, antisozial und nicht selten selbstzerstörerisch, Süchte und Perversionen kommen bei ihnen oft vor. Narzissten peinigen aber meist nur den engen Kreis ihrer Familie und ihres sozialen Netzes, eben jene Quellen, aus denen sie ihre Versorgung beziehen. Für die Umwelt sehen solche Menschen meist recht normal aus, vielleicht mit kleinen Abweichungen. So täuscht der Narzisst die ganze Welt, meist sein ganzes Leben lang.

     Narzissten sehnen sich oft nach Halt und finden den etwa in einer Religion oder einer strickten Ideologie. Sie unterwerfen sich dann und gehorchen den Regeln einer Institution strickt. Narzissten können nicht wirklich reife Entscheidungen treffen und sind sehr leicht verführbar von totalitären Systemen. So sind der Nationalsozialismus und der Kommunismus für Narzissten sehr attraktiv, denn so brauchen sie nicht zu denken, unterwerfen sich strickten, absoluten Regeln und gelten trotzdem als erwachsene Menschen. Die Welt des Narzissten besteht im Grund nur aus der Phantasie, sie leben nicht in der Realität, diese auszuhalten würde einem kompletten seelischen Zusammenbruch gleichkommen. Die Distanz zwischen sich und der Welt ist überlebenswichtig für sie. Bei Problemen driften diese Menschen in die Phantasiewelt ab. Narzissten sind wie Kinder, sie brauchen andere um ihre Ziele zu erreichen. Typisch ist auch, dass sie bei Frust die Ursache dafür vernichten wollen. Narzissten haben kein privates Selbst. Während die meisten Menschen in der Gesellschaft bestimmte Rollen spielen (Beruf, Alltag, Nachbarschaft, Gemeinde, etc.) gibt es doch einen reservierten exklusiven Bereich für die Familie und Freunde. Narzissten haben so etwas nicht, sie sind immer die gleiche Rolle, ihr Leben spielt sich auf einer Bühne ab und sie stehen ständig unter Beobachtung (meist von ihren Eltern durch das übergroße Über-Ich). Sie glauben die normalen Regeln und Gesetze gälten für sie nicht. Tatsächlich ist „Normal-Sein“ für Narzissten etwas der schlimmsten Dinge, die sie sich vorzustellen vermögen.

     Was die Sexualität betrifft, so ist diese bei Narzissten hochgradig gestört. Der Narzisst sehnt sich zwar nach nichts so sehr, wie nach Liebe, doch seine Unfähigkeit zu Intimität verunmöglicht ihm eine gesunde Beziehung. So verwendet der Narzisst andere nur zum eigenen Lustgewinn, der Partner ist ein Objekt und Sex nur dazu da sein körperliches Bedürfnis zu befriedigen, egal was er auch sagen mag, mag er noch so charmant und „einfühlsam“ wirken, im Grunde geht es dem Narzissten um nichts anderes, als Sex zur Befriedigung seiner narzisstischen Bedürfnisse zu verwenden. Er ist nie demokratisch, kann den Partner nie als Menschen akzeptieren, fordert Bewunderung, Anbetung (manchmal unter Anwendung von Sadomasochismus, um den Partner willfährig zu machen). Narzissten sind autoerotisch, nichts turnt sie mehr an, als sie selbst. Auch für Inzest sind sie sehr anfällig, denn ihre eigene Familie ist ihnen selbst (genetisch) am ähnlichsten. Sexuelle Perversionen und Paraphilien sind häufig.

     Der Narzisst ist ein Versager, ein Verlierer, doch dies hindert ihn nicht daran an seine „Mission“ zu glauben, daran, dass er zu Größerem bestimmt ist. Zumindest glaubt er, dass er ein Anrecht auf ein leichtes Leben haben müsse. Zwar ist er kein grundsätzlicher Gegner von harter Arbeit (Narzisst sein ist selbst harte Arbeit), doch er lehnt es ab untergeordnete Tätigkeiten zu verrichten, unter anderen zu „dienen“. Erniedrigung ist für den Narzissten noch viel schwerer auszuhalten, als für andere Menschen, denn der Narzisst bezieht all seine Selbstachtung nur von außen, er hat keine innere Quelle dafür. Erniedrigung kommt für ihn einem Seelenmord gleich und bedroht seine ganze Existenz. Er wird dann oft wie ein Tier in Lebensgefahr reagieren. Aufgrund der mangelnden Selbstkontrolle können Narzissten leicht ausrasten und gewaltige Aggressionen zeigen, die für das Umfeld völlig unverständlich sind. Ist der Narzisst nicht mehr in der Lage seine innere Spannung zu kompensieren, kommt es oft dazu, dass er sich aus dem Leben völlig zurückzieht und keinen Kontakt mehr mit Menschen pflegt, die Welt ist für ihn ein gefährlicher Ort und scheinbar hat sich alles gegen ihn verschworen. Verschwörungstheorien sind recht häufig unter Narzissten anzutreffen. Manche werden schizoid arbeiten in abgeschlossenen, abgedunkelten Räumen mit Computer und Büchern und pflegen keine Sozialkontakte mehr. Der Narzisst kann trotz Fehlschlägen nicht mit seinem Verhalten aufhören, da aus seiner Sicht sein ganzes Dasein an seinem Verhalten hängt. Auch wenn er leidet, so hat er es sich doch gemütlich eingerichtet in seiner Misere und Veränderung ängstigt ihn noch viel mehr als das bekannte Leid.

     Die Arroganz, die Abneigung gegen Routine und die Vorstellung zu allem berechtig zu sein, verhindern, dass der Narzisst Erfolg haben kann, er ist gesellschaftlich ein Idiot, selbst wenn er einen hohen IQ haben sollte. Dennoch sind Narzissten im Grunde dumme Menschen und recht gut vorhersehbar. Sie sind leicht zu manipulieren und werden oft Opfer von Betrug und Missbrauch. Auf der einen Seite fühlt sich der Narzisst allen anderen überlegen, übermächtig und bewundernswert, auf der anderen Seite aber spürt er seine Ohnmacht, seine Hilflosigkeit anderen und der Welt gegenüber.

     Der Narzisst ist kein erwachsener Menschen, sondern ein kleines Kind, er ist niemals reif geworden er ist ein puer aeternus (Peter Pan, Dorian Grey). Die Seele wurde in der Kindheit durch Traumata in einen Schockzustand versetzt, so dass sie nicht mehr weiter wachsen konnte. Gleichzeit hat sich ein falsches Selbst aufgebaut, das von nun an das Leben dominierte und allmählich zur ganzen Persönlichkeit wurde.

     Das Verhältnis zu anderen Menschen gestaltet sich für den Narzissten sehr problematisch. Ein besonderes ist jenes zu den Eltern. Meist sind die Eltern die Verursacher des Kindheitstraumas und nicht selten sind sie selbst Narzissten oder Co-Narzissten (Narzissten, die von einem Narzissten abhängig, co-abhänig, sind). Die Eltern sind die Quelle der Frustration, der Narzisst weiß das und hasst seine Eltern oft aus ganzem Herzen, selbst wenn er sich um sie kümmert und mit ihnen zusammenlebt. Sie sind ja die Ursache seines Traumas, seiner Störung, seines verpfuschten Lebens. Aber Narzissten sind nicht frei von ihren Eltern, sie sind an sie gebunden. Etwas Besonderes passiert, wenn die Eltern sterben. Der Narzisst braucht lebende Eltern, um sie hassen zu können, um ihnen Vorwürfe machen zu können, doch wenn sie sterben, verlassen sie ihn, was soviel heißt wie, dass er eine Quelle seiner narzisstischen Versorgung verliert. Für den Narzissten sterben seine Eltern nie, ihre Stimmen sind in seinen Geist eingebrannt und verfolgen und kontrollieren ihn auch noch nach ihrem Tod, meist bis zum Tod des Narzissten selbst. Sterben die Eltern, dann wird der Narzisst selbst wieder zum Kind, er fühlt sich wie eine Waise, wieder wurde er von den Eltern verraten.

     Häufig kommt es vor, dass Narzissten nie von Zuhause ausziehen, sondern ewig bei den Eltern bleiben (bis diese sterben), sie weigern sich erwachsen zu werden und übernehmen keine Erwachsenenaufgaben (Beruf, Beziehung, Familie, etc.).

     Das Verhältnis zu Kindern ist ebenso problematisch. Kinder verhalten sich wie Narzissten und das ist ein ganz normaler Teil der Entwicklung. Sie kokettieren um Aufmerksamkeit, halten sich für charmant und unbesiegbar, prahlen, tricksen und kommen damit durch, man verzeiht ihnen, ja oft werden sie noch ermutigt, um ein gesundes Selbstwertgefühl zu bekommen. Der Narzisst ist im Grunde ein solches Kind, nur er ist erwachsen, bei ihm wird dieses Verhalten nicht mehr geduldet, er bekommt Probleme mit der Umwelt. Er hasst Kinder, er ist neidig auf sie, weil er sich selbst in ihnen sieht. Sie dürfen, was er nicht darf, sie bekommen, was ihm versagt wird. Neue Familienmitglieder werden von vielen Narzissten abgelehnt oder sie versuchen diese zu manipulieren, um von ihnen bewundert zu werden. In den ersten Lebensjahren darf ein Kind fordern, doch je älter es wird, desto mehr erwartet auch die Umwelt als Gegenleistung von ihm. Der Narzisst sieht dies niemals ein und bleibt ein Kind und hält sich auch berechtigt dazu, sein Leben lang fordern zu dürfen, ohne dass jemals etwas von ihm gefordert werden darf.

     Der Narzisst hat keine echten Freunde. Er mag Bekanntschaften haben, doch Freundschaft erfordert Empathie und eine solche ist bei einem echten Narzissten kaum oder gar nicht vorhanden. Er nutzt Menschen aus, erkennt ihre Schwächen, übervorteilt, ist unzuverlässig, hält sein Wort nicht – keine Freundschaft kann so bestehen bleiben. Narzissten erkennen nie den Wert und die Fähigkeit anderer Menschen, für sie sind sie immer nur Objekte, die verwendet werden können, ganz nach belieben, ohne echten Wert.

     In späteren Jahren werden viele Narzissten Geisteskrank oder begehen unter bestimmten Umständen Selbstmord. Es ist für sie die einzige Art zu überleben, die Realität kann nicht mehr ausgehalten werden. Ohne falsches Selbst ist der Narzisst einem derartigen Übermaß an Schmerzen ausgesetzt, dass er sich nicht mehr integrieren kann, er bricht psychisch völlig zusammen. Gewöhnlich beendet der Narzisst sein Leben einsam, alleine und tief verbittert.


Der Kern des Narzissmus

     All diese Betrachtung führen zur Fragen, was denn im Grunde im Zentrum der Narzissmus steht. Welche Grundhaltung besteht im Kern der Persönlichkeit eines Narzissten? Der Narzisst ist ein Mensch, der keine Ahnung hat, wer er wirklich ist. Er kennt sein eigenes Wesen nicht. Das Selbst des Narzissten ist ein großes dunkles Loch! Ein falsches Selbst ist so übermächtig (durch das Über-Ich) geworden, dass es nicht einmal mehr einen Kampf mit dem echten Ich gibt, denn dieses wurde in der Kindheit verkrüppelt und das falsche Ich hat die Persönlichkeit eingenommen und vergewaltigt den Menschen nun permanent von innen heraus. Dies wird aber vom Narzissten nicht erkannt, denn er ist mit dem falschen Ich so vertraut, es ist ja sein Herr und Meister, dass er es für seine wahre Persönlichkeit hält. Er kann die Falschheit nicht erkennen. Der Narzisst ist ein Sklave, ein Sklave des falschen Ichs! Der Narzisst hat seine Selbstverwirklichung und sein Erwachsensein zugunsten eines Sklaventreibers (des falschen Selbst) aufgegeben. Depression, Hoffnungslosigkeit, Ohnmacht, die der Narzisst immer wieder spürt, durch seine Unfähigkeit erwachsen zu sein. Er empfindet große Scham, vor allem, wenn er sich mit Gleichaltrigen vergleicht, die es zu etwas gebracht haben.

     Der Ursprung von pathologischem Narzissmus liegt in Kindheitstraumata. Die Dissoziation ergibt sich als Reaktion auf das Kindheitstraumas. Tief in inneren hasst der Narzisst sich selbst und zweifelt zutiefst an sich. Das ist auch der Kern der ganzen Persönlichkeitsstörung! Der Narzissmus ist eine Abwehr gegen diesen tief liegenden Selbsthass! Narzissmus ist eine Form von Posttraumatischer Belastungsstörung. Der Narzisst besitzt nicht seine eigene Seele oder seinen eigenen Körper, diese sind ihm durch das falsche Selbst genommen, dessen Sklave der Narzisst ist. Er hat keine Kontrolle über sich, deshalb ist er auch verwundert, wenn er für etwas zur Verantwortung gezogen wird, was er getan hat. Der Narzisst verliert sein Leben, mitsamt Vergangenheit und Zukunft an das falsche Selbst. Der Narzisst ist voller Minderwertigkeitsgefühle. Er weiß, dass er als erwachsener Mensch etwas leisten sollte und kann es doch nicht, er ist ein Kind in Körper eines Mannes oder einer Frau. Die Scham darüber ist grenzenlos. Der Narzisst findet zuweilen heraus, dass er ein Sonderling ist und er bekommt es mit der Angst zu tun: Angst davor, wie andere auf ihn reagieren und Angst davor, wie er selbst reagiert (nachdem er ja nicht Herr über sich selbst ist).

     Der Missbrauch von Kindern kann auf dreierlei Arten zustande kommen. 1.) Verhätschelung des Kindes (das Kind wird süchtig danach) 2.) Vernachlässigung des Kindes 3.) eigentlicher Missbraucht (sexuelle, oder nicht sexuelle, emotional, physisch). Sexueller Missbrauch ist nicht typisch für das, was einem Narzissten in der Kindheit angetan wurde, sehr häufig jedoch ist der emotionale Missbrauch. Missbrauchte Kinder internalisieren die Stimmen des Missbrauchers. Ihr Leben verbringen sie damit Gegenstimmen dafür zu finden. Eltern sind Vorbilder und Kinder lernen von ihnen im positiven wie im negativen Sinne. Liebe lernen die Kinder von ihnen, sind die Eltern dazu nicht in der Lage, hat das Kind wahrscheinlich die allergrößten Schwierigkeiten mit Liebe und Intimität. Die Ursache für eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung liegt fast nie in einem einzigen traumatischen Akt begründet, sondern in einer längeren Serie von Missbräuchen (Süchtige Eltern, körperliche Züchtigungen, Erniedrigungen etc.). Wenn Eltern Kinder missbrauchen, dann werden sie selbst wieder zu Kindern, die versuchen mit ihrem eigenen Missbrauch umzugehen.


Therapie

     Die Narzisstische Persönlichkeitsstörung gehört zu den psychischen Störungen, die am schwierigsten zu behandeln sind. Dies liegt vor allem daran, dass der Patient süchtig von seiner Störung ist, er liebt sie im Grunde sogar. In die Therapie kommt er nicht, um geheilt zu werden, sondern um mit den Lebensschwierigkeiten besser umgehen zu können – kurz: um ein besserer und erfolgreicherer Narzisst zu sein. Viele Therapeuten lehnen es ab Narzissten zu behandeln aufgrund der schlechten Erfolge und der Unwilligkeit der Patienten, zudem wird der Patient auch den Therapeuten erniedrigen, denn in seinen Augen ist er ja selbst eine Art „Kollege“ und verfügt mindestens über dieselben Fähigkeiten und dasselbe Wissen. Die meisten Narzissten lehnen eine Psychotherapie vehement ab. Nicht selten kann nur die Intervention von außen, zum Beispiel durch einen Gerichtsbeschluss, dazu führen, dass ein Narzisst überhaupt an einen Therapeuten gerät. Narzissten geben ihre Krankheit meist nur in großen Lebenskrisen zu und selbst dann fallen sie bald wieder in ihr altes Verhaltensmuster zurück, auch wenn sie bereits einiges an Therapie hinter sich haben.

     Um an das wahre Selbst des Narzissten heran zu kommen ist sehr viel Anstrengung nötig. Viele Therapeuten haben es völlig aufgegeben dieses verkrüppelte Etwas hervorzukramen und dann damit zu arbeiten (das wahre Selbst ist meist nicht älter als fünf Jahre). Sie versuchen viel mehr ein völlig neues Selbst aufzubauen, ein neues wahres Selbst, mit dem der Patient besser in der Welt leben kann. In der Therapie muss der Narzisst einem anderen Menschen vertrauen, etwas, das er in der Regeln nicht kann. Er muss sich auch „unterordnen“ und anerkennen, dass der Therapeut mehr weiß und besser in der Lage ist ihm zu helfen, als er es selbst könnte. Er muss also die Überlegenheit eines anderen anerkennen – wie schwer dies für den Narzissten ist, ist aus diesem Text bisher bereits deutlich geworden. Der Narzisst wird von einem enormen Über-Ich beherrscht, das seine gesamte Persönlichkeit durchdrungen hat, ja im Bewusstsein des Narzissten seine Persönlichkeit ist.

     Auch muss der Narzisst erkennen, dass er, wenn er gesund werden will, sich mit der „Normalität“ des menschlichen Daseins anfreunden muss. Normal zu sein ist für den Narzissten eine Erniedrigung, denn es heißt er muss so sein, wie die anderen, denen er sich bisher immer überlegen gefühlt hat. Bei der Therapie geht es darum, dass sich das wahre Selbst zeigen und entfalten darf und dass das Über-Ich eingebremst und wenn möglich ersetzt wird, damit das wahre Ich Kontrolle über die Persönlichkeit erlangen kann.

     Am Anfang muss der Narzisst sich seiner selbst bewusst werden. Die typischen Rationalisierungen müssen aufgeben werden, der Patient erkennt die (erschreckende) Realität seines Leben. Dann beginnt der Narzisst sich selbst realistischer zu sehen. Dies geschieht durch die Hilfe von anderen Menschen, in dem diese ihm schonungslos und offen mitteilen, wie das Leben des Patienten aussieht (Freunde, Bekannte, etc.). Der Narzisst gibt nun die Quellen seiner Sucht (narzisstische Versorgung) auf. Dann ist der Patient so weit, dass er sich auf die eigentliche Therapie einlassen kann, und zwar mit der Absicht wirklich geheilt zu werden und nicht nur um ein „besser funktionierender Kranker“ zu sein.

     Die Gefühle des Narzissten sind „eingefroren“, in Wahrheit ist er nur in einer Linie gebunden: an die Krankheit selbst, in sie investiert er all seine emotionale Energie. Vorsicht ist auch dort gebunden, wo der Narzisst zwar seine Störung zugibt, aber keine Verantwortung übernimmt, sondern nur die Störung selbst für sein Leben verantwortlich macht. Der Narzisst auf dem Weg der Besserung muss zugeben, dass die Krankheit durch ihn selbst verursacht wurde und dass er auch dafür völlig gerade stehen muss. Das Verständnis der Störung bringt noch keine Besserung. Es genügt nicht, dass der Patient über sie Bescheid weiß. Echte Heilung kann nur dort geschehen, wo der Narzisst beginnt wirklich zu fühlen, den Schmerz in sich zu spüren und auszudrücken und nicht mit Worten zu „bewältigt“. Am Ende der Therapie ist der Narzisst im besten Fall kein Narzisst mehr, sondern ein Mensch, der viele Jahre seines Lebens verloren (geopfert) hat auf dem Altar eines Götzen (falsches Selbst). Er kann nun trauern, erkennt, seine Unreife und kann in der Folge konstruktiv daran arbeiten wirklich erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Er erkennt dann seine Verwundbarkeit, aber er ist frei, frei sich selbst zu verwirklichen und sein Schicksal zu erfüllen.

     Als wirksame Therapieformen haben sich 12-Stufenprogramme, EMDR (Eye Movement Desentizitation and Reprocession) und auch manchmal NLP herausgestellt. Man darf nicht vergessen, dass der Störung Traumata zugrunde liegen, deshalb sind gerade jene Methoden am ehesten Erfolg versprechend, die sich mit posttraumatischen Stress und ebensolchen Störungen beschäftigen.

     Auf diesem Blog wird in Zukunft einiges über den Umgang mit Narzissten geschrieben werden, denn diese Fertigkeit zu besitzen ist heutzutage beinahe unumgänglich, ist doch der moderne Mensch geradezu durch diese Charakterstörung gekennzeichnet. Zuerst aber muss sich jeder selbst fragen, ob nicht er oder sie selbst narzisstische Züge besitzt. Und sollte dem so sein, dann ist die vordergründige Aufgabe diese mit Stumpf und Stiel zu beseitigen. Daran möge man stets denken.