Samstag, 3. Oktober 2015

Tahiti - die Perle des Pazifiks



Wenn man von der Südsee spricht, wenn man sich endlose Palmstrände, blaue Lagunen, sich im Wind wogende Palmen, Meeresrauschen und lächelnde freundliche Einheimische vorstellt, dann kommt man an einer Inseln nicht vorbei: Tahiti. Freilich ist unser Bild vom pazifischen „Paradies“ oft verklärt, nicht zuletzt bereits aufgrund der eindrucksvollen Schilderungen der ersten Forscher und Entdecker (wie etwa Georg Forster, der Cook auf seiner zweiten Reise begleitete) oder der romantische Bericht des Franzosen Bougainville, doch das soll nicht heißen, dass wir damit völlig falsch lägen, sondern, dass wir einige Dinge zurechtrücken müssen.


 
Allgemeines, Biologie, Geologie, Wirtschaft



Tahiti liegt im zentralen Südpazifik und ist die größte und gleichzeitig südlichste der Gesellschaftsinseln. Sie ist auch die Hauptinsel von Französisch Polynesien und einer der Hauptdestinationen des Tourismus’ im Pazifik überhaupt. Mit einer Fläche von 1042 Quadratkilometern und einer Einwohnerzahl von 190.000, gehört sie zu den größten Eilanden im Südpazifik. Sie erstreckt sich in einer Nordwest-Südostausrichtung und ist dabei zweigeteilt. Der westliche Teil des Atolls bildet das fast kreisrunde „Tahiti-Nui“ (Großtahiti), an das sich über eine Landenge, den Isthmus von Taravao, das „tränenförmige“ „Tahiti-Iti“ (Kleintahiti) anschießt, die Halbinsel „Taiarapu“. Die beiden Teile wurden von jeweils einem Vulkan gebildet, wobei Tahiti-Iti wesentlich jünger ist. Die Insel ist in einer Distanz von ein bis zwei Kilometern fast vollständig von einem Riff umgeben, weshalb schon die frühen Seefahrer nur wenige Anlegestellen fanden. Die Hauptstadt der Insel ist das 26000 Einwohner zählende Papeete an der Nordküste, das 1830 zur Hauptstadt erklärt wurde. Tahiti ist vulkanischen Ursprungs und äußerst gebirgig. Die höchste Erhebung ist der Mont Orohena mit einer Höhe von 2241 Metern.


         Die Bevölkerung konzentriert sich im Norden und ein wenig im Westen der Insel – im Wesentlichen siedeln beinahe alle Inselbewohner im Großraum von Papeete. Das Inselinnere ist unbewohnt und von tiefen Schluchten mit Flüssen, die Trinkwasser im Überfluss bieten, durchzogen. Die Vegetation im Inneren ist urwaldgemäß sehr dicht, allerdings gibt es eine relative Artenarmut. Nachdem Tahiti nie mit einer größeren Landmasse verbunden gewesen war, ozeanischen Ursprungs ist und erst seit relativ junger Zeit an die moderne Zivilisation angeschlossen wurde, finden sich hier viele Tier- und Pflanzenarten, die sich über lange Zeit ohne äußere Einflüsse entwickeln konnten. Generell gilt, dass in Polynesien sich die Artenvielfalt von Westen nach Osten verringert, denn nicht nur die Besiedlung durch den Menschen, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt breitete sich in dieser Richtung aus.

         Mit einer geographischen Breite von 17 Grad Süd befindet sich das Eiland in den Tropen und weist dementsprechend ein feucht-heißes Klima auf, das das gesamte Jahr über nur geringen Schwankungen unterworfen ist. Mit einer Durchschnittstemperatur von 26° und fast 1800 mm Jahresniederschlagsmenge macht die Insel ihrem Tropendasein alle Ehre. Durch die maritime Lage und die Winde im Pazifik ist das Klima jedoch mild und sehr angenehm, gerade auch für Touristen aus nördlicheren Ländern.

         Heute lebt Tahiti überwiegend vom Tourismus. Dazu kommen noch die Perlenzucht und der Export von Kopra und Vanille (die weltberühmte „Tahiti-Vanille“), sowie der Handel. Traditionell wachsen vor allem Taros, Süßkartoffeln, Bananen und Yams – sie gehörten auch lange Zeit, neben dem sehr reichen Fischfang, zur Ernährungsgrundlage der einheimischen Polynesiern. Dies hat sich freilich seit der Kolonisation zunehmend geändert und heute ist auf Tahiti fast alles erhältlich, was man auch aus westlichen Supermärkten her kennt. Was Tahiti auszeichnet ist seine lange Gartenkultur. Die Einheimischen hatten von jeher einen sehr großen Bedarf an Blütenpflanzen für ihre Feste, Riten und auch für den Alltag. Jasmin, Hibiskus und die Bougainvillea stechen dabei besonders hervor. Durch den Kontakt mit den Europäern kam es jedoch zu einigen misslungenen botanischen Experimenten, wie etwa im Fall der Einführung der Guave. Manche importierten Pflanzen stellten und stellen eine Bedrohung für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt dar. Was die Tierwelt betrifft, so ist vor allem das Fisch- und Meerestierangebot sehr groß. Landlebewesen gab es dagegen recht wenige, weshalb die Europäer schon bald Nutztiere einführten. Tahiti spielt auch als verkehrstechnisches Drehkreuz eine wichtige Rolle. Neben dem internationalen Flughafen Faa’a (eröffnet 1961) ist es vor allem der Hafen, an dem viele Kreuzfahrtschiffe anlegen, von großer Bedeutung.

         Die auf Tahiti sehr hellhäutige polynesische Bevölkerung macht mit über 80 Prozent die große Mehrheit aus. Neben ihr leben heute vor allem Europäer und einige Asiaten auf der Insel.

 

 
Geschichte


Die ersten Menschen (die Vorfahren der heutigen Polynesier) dürften um etwa 200 vor Christus von Westen her nach Tahiti gelangt sein. Es bildeten sich bald einzelne Stämme heraus, die im Wesentlichen größere Familienclans waren und durch die Geographie der Inseln, die viele Teile streng voneinander abtrennt, ihre eigenen kleinen „Staaten“ bildeten, die jeweils von einer Adelsschicht regiert wurden. Großen Einfluss hatten, wie in anderen Teilen der Südsee auch, die Geheimbünde, die Arioi. Zu einer Vereinigung der Stämme kam es in voreuropäischer Zeit nicht. Mit der Entdeckung durch die Europäer änderte sich auch die Geschichte Tahitis tiefgreifend.


         Tahiti, das von den Eingebornen Otaheite genannt wurde, wurde am 21. Juni 1767 vom britischen Kapitän Samuel Wallis entdeckt. Die Insel erhielt den Namen King George Island (nach dem damals regierenden englischen Monarchen). 1769 segelt Kapitän James Cook nach Tahiti (er besuchte die Insel auf allen seinen drei Reisen in den Pazifik) und benannte die gesamte Inselgruppe zu Ehren der Royal Society „Gesellschaftsinseln“. 1772 „annektierte“ Domingo de Boenechea Tahiti gemäß seinem Auftrag für Spanien. Diese „Annexion“ blieb jedoch folgenlos.

         1780 gelang es einem der acht Stammeshäuptlinge (Pomaré I.) von Tahiti mit Hilfe der Europäer die Gesamtherrschaft über die Inseln zu erlangen. 1796 landeten die ersten Missionare auf der Insel. Bald wurde die Insel auch Stützpunkt für Walfänger. Das Christentum begann sich durchzusetzen, wenn auch zuerst gegen teilweise heftigen Widerstand. Durch geschickte Politik gelang es Frankreich, nachdem es 1842 bereits das Protektorat übernommen hatte, 1844 Tahiti zu annektieren. Am 29. 6 1880, erfolgte die Abdankung des letzten Königs Pomaré V. wodurch Tahiti offiziell französische Kolonie wurde. Ende des 19. Jahrhunderts verbrachte der französische Maler Paul Gaugin einige Jahre auf Tahiti und trug mit seinen farbenreichen Bildern, die die Schönheit der Landschaft und ihrer (oft leicht bekleideten) Bevölkerung zeigten, zur Südseebegeisterung vieler Europäer bei. Seit 1965 gibt es in der Ortschaft Papeari ein Gaugin-Museum. Noch vor dem ersten Weltkrieg gab es im Pazifik bereits erste Gruppen oder Einzelpersonen, die ein „Aussteigerleben“ in der Südsee führten.

         Im Ersten Weltkrieg kam es zu mehreren Zwischenfällen mit deutschen Schiffen. So kam es zwischen der französischen Inselbesatzung und den Panzerkreuzern Scharnhorst und Gneisenaus zu einem kurzen Gefecht, als die beiden Schiffe eine Forderung nach Kohle stellten. Im Zweiten Weltkrieg konnten Kampfhandlungen verhindert werden.


 

         Auch wenn es inzwischen einigen Massentourismus auf Tahiti gibt (mit künstlich angelegten weißen Sandstränden und Luxushotels), so findet sich doch im größten Teil der Insel immer noch viel Ursprüngliches. Die meist schwarzen Sandstrände (vom Vulkangestein) stehen zwar oft im Gegensatz zum Clichée der Südsee, sind deshalb jedoch nicht weniger beeindruckend und schön. Wer einmal in den Zauber Tahitis und seiner Menschen eingetaucht ist, der hat einen Schatz für Leben gefunden.

 

 

Euer Sokrates

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