Freitag, 9. Oktober 2015

Sir Francis Drake - England mischt die Meere auf


aEr ist ein englischer Nationalheld zur See und steht in einer Reihe mit Größen wie Admiral Horatio Nelson, John Churchill, dem ersten Duke of Marlborough oder dem Herzog von Wellington, dem Helden von Waterloo. Er war Pirat und Seefahrer, der erste Engländer, der die Welt umsegelte und die Alleinherrschaft der Portugiesen, vor allem aber der Spanier auf den Weltmeeren brach: Francis Drake. Nach Drake war die britische Seefahrt nicht mehr dieselbe und sein Heimatland England begann seinen Aufstieg, der im 19. Jahrhundert mit dem British Empire seinen Höhepunkt erreichte. Dass weltweit der Ruf „Britannia rules“ erschallen konnte, geht maßgeblich auf diesen kühnen Seebären des 16. Jahrhunderts zurück.

 

Wann Francis Drake genau geboren wurde, ist nicht bekannt – irgendwann zwischen 1539 und 1541 muss es gewesen sein. Den Geburtsort hingegen kennt man genau: das kleine Tavistock in der südwestenglischen Grafschaft Devonshire. Sein Vater war ein freier Bauer und glühender Anhänger des Protestantismus’. Als 1549 in Devonshire eine katholische Revolte ausbrach, musste die Familie in die Grafschaft Kent, im Südosten Englands, fliehen.

 

Mit zwölf Jahren heuerte der junge Drake auf einem Küstenschiffer an. Als der Eigner des Schiffes starb, erbte Drake das Schiff. 1565 begleitet Drake Kapitän John Lovell, der im Dreieckshandel aktiv war, auf eine Reise nach Guinea. Dort wurden Sklaven an Bord genommen und nach Mexiko überführt, um sie als Ladung dort zu verkaufen. In Rio de la Hacha kam es jedoch zu einer Auseinandersetzung mit den Spaniern, in deren Zuge die gesamte Schiffsladung für die Engländer verloren ging. 1567 wurde von Drake, zusammen mit John Hawkins, einem Verwandten Drakes, eine erneute Expedition nach Mexiko unternommen. Wieder wurden in Guinea Sklaven – 200 an der Zahl – an Bord genommen, um sie in Amerika zu verkaufen. Die Spanier jedoch lehnten den Handel mit Drake und Hawkins ab, worauf diese Rio de la Hacha beschossen. Die Spanier ihrerseits griffen Drake bei San Juan de Ulloa an und vernichteten zwei seiner Schiffe. Nur mit Mühe konnten Drake und Hawkins sich vor den Spaniern retten und erreichten 1569 den Hafen von Plymouth. Seine Rückkehr sorgte in England für großes Aufsehen – Drake erstattete Sir William Cecil von der englischen Regierung über seine Expedition nach Mittelamerika genauesten Bericht. Im Zuge dessen traf er mit dem mächtigsten Minister der englischen Königin Elizabeth I. zusammen. Wichtige Verbindungen wurden geknüpft und Drakes Ansehen stieg nun stetig, ebenso wie sein Einfluss.

 

1570-71 erkundete Drake den Atlantik, vor allem das Gebiet um die karibische Inselwelt, um die genauen Routen ausfindig zu machen, auf denen die Spanier ihre enormen Schätze aus der Neuen Welt ins Mutterland brachten. Dabei kam er zur Überzeugung, dass die Stadt Nombre de Dios auf der Atlantikseite der Landenge von Panama, eine Schlüsselstellung dabei einnahm. Er erpresste, bestach und quetschte in der ganzen Karibik so viele Menschen aus, wie er nur konnte, um möglichst viele Informationen über die Spanier zu erhalten. Zurück in England, mit einem reichen Schatz an Informationen, entschloss er sich 1572 für England einen Platz an der Sonne zu sichern und Spanien und Portugal auf den Weltmeeren Paroli zu bieten. England war bis dahin kaum als Seemacht in Erscheinung getreten und schwach im Verhältnis zu den beiden Großmächten im Südwesten Europa.

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Im Mai 1572 startete Drake eine neue Expedition – das Ziel sollte Nombre de Dios sein. Er nahm die Stadt ein, wobei er am Oberschenkel verwundet wurde, und erbeutete riesige Schätze – 360 Tonnen Silber, dazu Gold und Juwelen, in einem derartigen Ausmaß, dass die Pinassen sie nicht aufnehmen konnten. Aus Furcht vor einem Gegenangriff der Spanier ließ er jedoch die Schätze zurück und flüchtete auf seine Schiffe. Drake erholte sich von seiner Verwundung – eine Zeit in der viele seiner Männer an Fieber starben. Dann, mit nur 18 Engländern und 30 Indios, wagte er den Marsch durch den Dschungel auf der Landenge von Panama und sah als erster Engländer den Pazifik. Ein Track mit spanischem Gold beladen wurde überfallen und alles, was mitgenommen werden konnte, wurde an Bord der Schiffe gebracht. Der Rest wurde vergraben. Bei Cartagena kaperte er auf der Rückfahrt noch zwei spanische Schiffe. Im August 1573 war er zurück in England, wo er inzwischen zu einem berühmten Mann geworden war. Die Beute betrug 40.000 Pfund, was heute mehreren Millionen entspräche.

 

Als reicher Mann traf er nun Lord Burghley , Sir Christopher Hatton und wahrscheinlich auch die Königin persönlich. In den folgenden Jahren diente Drake dem Earl of Essex, Walter Devereux. Es wurde bereits bald die nächste Expedition ausgerüstet, dieses Mal mit fünf Schiffen, dazu mit Elitetruppen ausgestattet. Gegen Jahresende 1577 wurde England verlassen und die kleine Flotte machte sich in unbekannter Mission auf den Weg nach Süden. Auf den Kapverdischen Inseln wurde noch einmal Proviant an Bord genommen, dann offenbarte Drake den Zweck der Reise. Es sollte in den südlichen Ozean (den Pazifik) gehen, um dort die Spanier zu überraschen, gehörte dieses Meer doch bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich den spanischen Schiffen. Dementsprechend achtlos waren sie auch, so sehr, dass ihre Handelsschiffe ohne Begleitung und ohne Bewaffnung von Amerika nach Asien und zurück fuhren. Diesen Umstand machte sich Drake nun zunutze. In kaum mehr als zwei Wochen wurde die Magellanstraße durchquert. Dann jedoch geriet er in einen fürchterlichen Sturm, der 52 Tage lang anhielt und in dessen Zuge er Kap Hoorn entdeckte (was lange Zeit englisches Staatsgeheimnis bliebt – die Straße zwischen Feuerland und der Antarktis wird noch heute Drake-Straße genannt). Zuvor hatte er jedoch noch an der südamerikanischen Küste eine Meuterei erstickt und die Meuterer in der Bucht von San Julián hinrichten lassen – genau an jener Stelle, an der acht Jahrzehnte früher auch Ferdinand Magellan Meuterer hinrichten ließ (Drake fand noch den Galgen, den Magellan aufstellen ließ). In der Bucht von San Julián hatte Drake auch sein Schiff Pelican in Golden Hind (goldenen Hirschkuh) umbenannt, das zu einem der berühmtesten Schiffe in der englischen Geschichte werden sollte.

 

Die Fahrt ging nun der chilenischen Küste entlang nach Norden. Die Stadt Valparaiso wurde geplündert und zerstört. Im Hafen von Callao wurden spanische Schiffe überfallen und am 1. März 1579 wurde das Schatzschiff Cacafuego geentert und eine sagenhafte Beute von 360.000 Pesos gemacht. Weiter ging es nach Norden bis in die Gegend von San Francisco, wo Drake seine noch verbleibenden zwei Schiffe überholen wollte (drei Schiffe waren inzwischen verloren gegangen). Die Miwok-Indianer in jenem Gebiet zeigten sich den Engländern gegenüber friedlich und  Drake nahm das Land als New Albion für England in Besitz.

 

Im Juli trat er seine Rückreise nach England an. Es wurde der Entschluss gefasst dazu nach Westen über den Pazifik, durch den Indischen Ozean und dann um das Kap der Guten Hoffnung herumzusegeln, um den aufgebrachten Spaniern in den Gewässern Südamerikas zu entgehen. Nach einer langen und beschwerlichen Überfahrt erreichten die Schiffe die Ladronen (die heutigen Marianen), die von Magellan entdeckt worden waren. Nach vielen Zwischenstopps und unendlich großen Anstrengungen erreichte Drake am 26. September 1580 den Hafen von Plymouth. Damit hatten Engländer zum ersten Mal die Welt umsegelt. Zu Hause in England war Drake nun der Nationalheld schlechthin. Die Beute von seiner Weltumseglung betrug mehr als 1.500.000 Pfund. Drake wurde daraufhin von Königin Elizabeth zum Ritter geschlagen. Die Zeremonie dazu fand an Deck der Golden Hind statt.

 

1585 folgte die nächste Seereise Drakes – dieses Mal ging es zu den Westindischen Inseln. Spanien hatte ein Embargo über englische Schiffe verhängt und Drake sollte im Auftrag der Krone englische Interessen sichern. Vigo, Santo Domingo und Cartagena wurden überfallen und geplündert. Im April 1587 zerstörte er 33 Schiffe im Hafen von Cadiz und sorgte damit dafür, dass der Angriff der spanischen Armada gegen England verschoben werden musste. Auf der Rückreise nach England kaperte er eine portugiesische Flotte, die aus Ostindien kam und kam dementsprechend (erneut) mit großer Beute in die Heimat zurück.

 

Als 1588 die Armada England angriff, war Drake der zweite Mann in der Befehlskette (gleich hinter dem Oberbefehlshaber der Flotte, Großadmiral Lord Howard). Drake wurde von den Spaniern mehr gefürchtet, als alle anderen Engländer – dementsprechend groß war die psychologische Wirkung, die er auf sie hatte.

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Aber auch Drake hatte Rückschläge zu verzeichnen. So verlief eine englische Invasion in Spanien und Portugal 1589 erfolglos und  forderte unter dem Soldaten einen hohen Tribut. Um sich von der Schlappe zu erholen, widmete sich Drake eine Zeitlang seinen politischen Aktivitäten. Seit 1581 war er Bürgermeister von Plymouth und nahm nun einige öffentlichen Projekte in Angriff, die den Lebensstandard der Menschen steigerten. So verbesserte er etwa die Wasserversorgung und ließ Mühlen errichten.

 

Die letzte Expedition Drakes führt ihn wieder in die Karibik und nach Mittelamerika. 1595 versuchte er vergeblich die starke Festung von Puerto Rico zu bezwingen. Im Zuge dieses Angriffs wurde Sir John Hawkins getötet. Drake griff nun Rio de la Hacha an und nahm die Stadt Nombre de Dios (seine alte Bekannte) ein. Dort erkrankte er an der Ruhr und starb an deren Folgen am 28. Jänner 1596. Sein Leichnam wurde der See übergeben.

 

Drake war ein Mann mit großem politischem Gespür. Er wusste die Interessen seines Landes meisterhaft mit seinen persönlichen Ambitionen zu verbinden. Er schien immer zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein und war in seinen Unternehmungen überaus erfolgreich. Er nutzte den Zorn seiner Landsleute gegen Spanien aus, um seinen eigenen Plänen zum Durchbruch zu verhelfen. Sein Heimatland hat es ihm gedankt und viele Straßen, Plätze und Gebäude nach ihm benannt. Drake hat sich für immer einen Platz in der Ruhmeshalle britischer Helden gesichert und beflügelt bis heute die Ambitionen vieler Menschen. Er steht für den Beginn von Ruhm und Glanz, den Großbritannien in der Welt genoss und von dem heute größtenteils nur noch die Erinnerung übrig geblieben ist.

 

 

Euer Sokrates

 

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