Sonntag, 30. November 2014

Eine besinnliche Stunde


Heute ist der erste Adventsonntag und selbst beim alten Cincinnatus kehrt eine besinnlichere Stimmung ein, auch wenn er gerade an diesem Wochenende wieder durch hektische Einkaufstraßen eilen musste, von viel zu lautem Weihnachtssingsang beschallt wurde und einer ganzen Legion von übergewichtigen, rauschebärtigen, in rote Gewänder gehüllten Hohoho-Alkoholikern ausweichen musste.

 

Es ist über das Jahr hinweg bei dem einen oder anderen Zeitgenossen, nicht nur bei den allzu zart besaiteten, der Eindruck entstanden ich würde dem Pessimismus huldigen, alles immer nur schlechtreden bzw. – schreiben und, wie mir in einem hitzigen verfassten, vor Emotionalität triefenden Mail mitgeteilt wurde, wäre ich ein „von Wut zerfressener alter Sack, der sich ständig über irgendetwas aufregen muss, um damit sich selbst über seine eigene Misere und seinen Frust sich hinwegzutrösten“. Nun, lieber Schreiberling, die Würze meiner Worte ist immer mit Humor zu verstehen und hat keinesfalls den Zweck der Miesepeterei zu frönen. Wenn ich den Finger auf die wunden Punkt in der Welt und in unsere Gesellschaft lege, dann tue ich das immer auch mit einem gewissen Augenzwinkern und nicht zu unterschätzenden Freundlichkeit. Ich glaube an den Menschen und an die Menschlichkeit, vor allem aber daran, dass der Mensch sich ändern kann. Andernfalls wäre meine Kolumne hier völlige Zeitverschwendung und wir würden uns besser dem unvermeidbaren Schicksal ergeben und die Köpfe hängen lassen. Dies sei ferne!

 

Der Mensch ist nicht schlecht, auch der Mensch unserer Tage nicht. Für die Laster und Sünden des Volkers tragen seine Führer die Verantwortung, nicht die Menschen selbst. In der persönlichen Erfahrung sind denn auch weitaus mehr angenehme soziale Zusammenkünfte zu verzeichnen, als die unfeinen. Nur haben wir Menschen eine Natur, die so gestaltet ist, dass sie das Unangenehme besonders feinfühlig wahrnimmt und aus dem Weg zu schaffen trachtet, als dass sie sich der guten Dinge erfreut, die zweifelsohne – das gebe auch ich freimütig zu – die Mehrzahl der Fälle im Leben ausmachen.

 

Arthur Schopenhauer sprach aus, wie man Menschen nehmen sollte und wie am besten im beruflichen und privaten Leben mit ihnen zu verfahren sei:

„Darum also müssen wir, um unter Menschen leben zu können, jeden, mit seiner gegebenen Individualität, wie immer sie auch ausgefallen sein mag, bestehen und gelten lassen, und dürfen bloß darauf bedacht sein, sie so, wie ihre Art und Beschaffenheit es zulässt, zu benutzen; aber weder auf ihre Änderung hoffen, noch sie, so wie sie ist, schlechthin verdammen. Dies ist der wahre Sinn des Spruchs: „Leben und leben lassen.“ Daher es ebenso töricht ist, über ihr Tun sich zu entrüsten, wie über einen Stein, der uns in den Weg rollt. Bei manchen ist es am klügsten zu denken: Ändern werde ich ihn nicht; also will ich ihn benutzen.“

 

Die heutige junge Generation wird von vielen auch als „Crunch-Generation“ bezeichnet. Damit ist gemeint, dass sämtliche Strömungen, weltanschaulicher, philosophischer und religiöser Art auf die Gehirne der Menschen einprasseln und sie damit irgendwie zurechtkommen müssen. Was dabei herauskommen wird, ist ein großes soziales Experiment, das wir heute alle in der westlichen Welt beobachten können. Wir befinden uns am letzten Ende der „postmodernen“ Ära, der Ära in der alles für relativ erklärt wurde, in der jede Autorität abgelehnt wurde, die das Zeitalter der „Desillusionierung“ und des allgemeinen Misstrauens sich zu sein anschickte, die Widersprüche ausmerzen wollte, die jedoch ihre eigenen Widersprüche nicht sah, nur die der anderen (Relativismus ist ein Selbstwiderspruch und wer behauptet Autoritäten abzulehnen ist mit damit selbst sehr autoritär).

                                                                                      

Ich habe stets versucht ein Licht in der geistigen Verwirrung unserer Zeit zu sein, jemand, der einen zur Wirklichkeit aufrüttelt, der mitunter mit unsanften Methoden (und sei es auch einem Schlag auf den Kopf) die aus den Fugen geratenen Hirne wieder funktionsfähig machen und das Denkvermögen steigern wollte (leichte Schläge auf den Hinterkopf sollen dies, einem alten Volksglauben nach, zu bewerkstelligen vermögen). In diesem Sinne wünsche ich Euch allen noch einen schönen Advent und doch manche besinnliche Stunde, sofern es sich irgendwie machen lässt.

 

 

Euer L. Q. Cincinnatus

 

Freitag, 14. November 2014

Jedem das Seine - und mir am meisten! Warum das herkömmliche Konzept von Gerechtigkeit Schwachsinn ist


Gerechtigkeit! Wie gerne führen Menschen diese im Munde, wie selbstgerecht brüstet sich einer bald selbst damit und erhebt rechthaberisch den spitzen Zeigefinger und weist hämisch auf jene, die er aus tiefstem Herzen heraus hasst und diesen Hass durch „Gerechtigkeit“ zu rechtfertigen versucht. Einstmals waren solche Gestalten allzu schnell durchschaut und die lodernde Flamme der Empörung fegte diese schneller hinfort, als dass diese ein weiteres Mal das Maul auftun konnten. „Du sollt nicht richten!“ hat es einst geheißen, in kulturschweren Zeiten, als man noch Ehrfurcht vor dem Gebrauch der Worte hatte und mit Bedacht nur sprach und schwieg, wenn man nicht besten Wissens und Gewissens etwas von sich geben konnte. Dabei tummeln sich bei den Sonntagspredigern, den schon bekannten gefallenen geistlichen Gestalten, säkulare Gesellen, die anderen vorschreiben wollen, wie sie zu leben hätten. Mit Kopfnicken sitzen die begossenen Lämmer dann da und spielen das Spiel mit – machen betroffene Miene und schützen Schuldgefühle vor – Schuldgefühle sind ja seit jeher das beliebteste Manipulationsinstrument schlechthin.
 
Sogar unser Papst, Jesuit der Form, Franziskaner dem Namen nach, vergreift sich schon einmal an der Heiligen Schrift. Das zehnte Gebot (Ex. 20), das da lautet: „Du sollst nicht begehren deines nächsten Gut“, scheint dem Pontifex Maximus wohl nicht immer über die Maßen bedeutsam zu sein, wenn er ganz offen nach dem Gut anderer schielt und „umverteilen“ möchte, wie die säkularen Neidhammel, die ihre Gier nach den Gütern anderer mit „sozialem Gewissen“ rationalisieren. Dabei darf eben gerade nicht vergessen werden, dass das Gut über das jemand verfügt eine Gabe Gottes ist, das dem Eigentümer besonders von den anderen, den Mitmenschen, aus ganzem Herzen heraus gegönnt werden sollte. Gottes Gunst zeigt sich bereits im Diesseits und die Habe eines Menschen ist ein klares Anzeichen für diese, freilich unverdienten, Gnade des Schöpfers. „Der Reichtum des Reichen ist seine feste Burg“, übersetzte Luther eine Passage des Wortes Gottes und sprach damit richtigerweise im Geiste des weisen Königs Salomon, der das wohl beredteste Zeugnis der Gnade Gottes darstellt, indem er um Weisheit bat und zu dieser, als Geschenk Gottes, noch sagenhaften Reichtum dazu erhielt.
 
Wie wohltuend ist es da moderne „Propheten“ zu erleben, Menschen, die unter uns weilen und uns lehren können - über den wahren Wert von Reichtum und Gerechtigkeit. Eine, die vor nicht allzu langer Zeit unter uns weilte, eine solche „Prophetin“, ist die nach Amerika emigrierte Russin Alissa Rosenbaum, besser bekannt unter dem Namen Ayn Rand. Ayn Rand ist eine Heldin der Freiheit, des Individualismus und der wahren Gerechtigkeit, jene wahrhaftige Gerechtigkeit, die das Ganze sieht und nicht mit Scheuklappen sich etwas herauspickt und in projektionsgeiler Manier glaubt Urecht zu erblicken. Brillant zeigt Rand in ihren schriftstellerischen Werken auf, dass der Mensch der Schmied seines eigenen Schicksals ist, dass die Vernunft des Menschen gerade darin besteht das zu tun, was getan werden muss, um die Lebensziele zu erreichen, die man sich gesteckt hat, dass man sich dabei nicht auf andere oder den Staat verlassen soll, sondern die Dinge selbst in die Hand nehmen muss. Man soll nicht bitten, noch hoffen, noch sich herabwürdigen zu Protesten, sondern sich ganz dem eigenständigen Tun verschreiben. Geldverdienen ist edel, ist ein Akt der Selbstbestimmung – jeder Dollar/Euro in der Geldbörse bedeutet Freiheit und wer uns diese nehmen möchte (unter welchem Deckmantel auch immer – Gemeinwohl, Spenden, Abgaben, Steuern etc.) nimmt uns diese Freiheit, sofern wir nicht individuell unsere Zustimmung dazu geben. Rand hat gezeigt welche Kraft im Geldverdienen steckt, welche hohe Moral sich dahinter verbirgt und dass genau das Gegenteil dessen wahr ist, was die „weltverbesserungswütigen Gutmenschen“ immer propagieren, von denen die meisten entweder noch nie unter realen Wirtschaftsbedingungen gearbeitet haben oder Versager des bestehenden Systems sind und sich deshalb gegen dieses richten. Wer es nicht schafft reich zu werden, Geld zu verdienen richtet sich bald gegen das, was er einst so sehr erreichen wollte: Reichtum und Geld. Seltsam, dass dies heute so wenig durchschaut wird und selbst wenn es durchschaut wird, keiner scharfen und peinlichen Rüge unterzogen wird.
 
Justizia sei blind, heißt es und doch ist dies einer der größten Mythen aller Zeiten. Gerechtigkeit braucht das Ansehen der Person, sie blickt messerscharf hin, mit Adlersaugen und unterscheidet ebenso deutlich zwischen den verschiedenen Menschen und Umständen. Die Ungerechtigkeit liegt ja gerade darin, dass auf die Individualität keine Rücksicht genommen wird, das alle über einen Kamm geschert werden – das ist wahre Ungerechtigkeit. Jeder Mensch muss immer als Individuum angesehen werden – Quotenregelungen sind Unrecht! Korruption ist Unrecht!
 
Die Propheten der falschen Gerechtigkeit können auf eine lange Tradition zurückblicken – verdorben waren diesbezüglich schon viele Gestalten der Antike. Verdorbene Pflanzen waren sie, verruchte Menschen beginnen in der Regel recht früh mit ihrem Schandwerk. Eine Person jedoch wird immer wieder genannt, wenn es um „Helden“ der falschen Gerechtigkeit geht – der verklärte Scherge aus dem Sherwood Forrest. Robin Hood war kein Wohltäter, sondern ein Verbrecher! Einer der übelsten Gestalten der Geschichte (gesetzt den Fall, dass er tatsächlich gelebt hat). In Wahrheit war Robin Hood ein Dieb, ja sogar ein Räuber, ein Räuber in Namen des Gemeinwohls, der abscheuliche Kriminelle schlechthin.
 
Eure Gerechtigkeit heißt Neid! Das ist die Wahrheit, die vielen „Gleichmachern“ nicht passt, die jedoch sichtbar wird, sobald man ihnen die Fratzen vom Gesicht reißt. Könnten die Menschen doch nur sehen, was sich hinter dem schönen Schein versteckt, sie würden die Bösewichte schmähen, welche von der „besseren Welt“ schwafeln, die den Sirenengesang erklingen lassen und die Not der Menschen für ihre niederen, tief verderbten Pläne missbrauchen – die ausbeuten ohne Skrupel und sich dafür noch feiern lassen. Das Polikantentum ist seit jeher verderblich gewesen, doch am Unerträglichsten wird er dort, wo sich jemand auf Kosten anderer bereichert. Und das ist bei den „Gleichmachern“ ohne Ausnahme stets der Fall.
 
Geld sei nicht wichtig, hört man nicht selten einen sprechen; doch sieh dir diese Gestalten an, es sind jene, die kein Geld haben, die solchen Unsinn von sich geben – bedauernswerte Gestalten, die kläglich verzagen müssten, wenn sie der Realität ins Augen sähen – sie müssten sich den Schmerzen stellen, die sich dann einstellten. „Geld ist nicht wichtig?“, müsste man ihnen entgegenschleudern und fortfahren mit „dann gib auch noch den Rest her, du kannst ohnehin nichts damit anfangen!“ Dann würde man sehen, wie sehr diese Heuchler an ihrem Geld klammerten und nur ihre Misere überdecken wollen, um vor anderen und sich selbst besser dazustehen. Habenichts und Arme strotzen oft vor Gier nach Geld – nur von der Gier der armen Menschen wird nur selten gesprochen. Schallendes Gelächter ist es, was Cincinnatus euch, ihr Kleinen, entgegenspuckt, nicht wert seid ihr es dieselbe Luft zu atmen wie ich. „Geld macht nicht glücklich“, sprich da ein anderer. „Arm sein aber auch nicht!“, müsste darauf hart widersprochen werden und man sehe das große Lächeln auf meinem Gesicht und auf jenen Freunden, die im Geld schwimmen, die so viel haben, dass sie es in tausend Leben nicht ausgeben könnten. Eines steht jedenfalls fest: Unglücklich macht Geld auf keinen Fall. Glaubt dem alten Cincinnatus, der den Reichtum in- und auswendig kennt, der unter den Reichen und Erfolgreichen seit vielen Jahren weilte und die Wahrheit spricht – die Wahrheit und nichts als die Wahrheit – ich kann es mir leisten, das ist der Luxus meines Lebens und ich brauche niemandem nach dem Mund zu reden, muss niemandes Knecht sein.
 
Sehen wir den Tatsachen ins Auge und erkennen, dass jeder das bekommt, was er verdient. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen unserem Denken, Handeln und den Ergebnissen, die sich im Leben einstellen. Niemand ist ein Opfer, es gibt nur Freiwillige. Im 21. Jahrhundert kann man Menschen, die an ein „Schicksal“ glauben nicht mehr ernst nehmen – zu leicht durchschaut man den Schwindel dahinter, die Verantwortungslosigkeit, die hier kaschiert werden soll.
 
Eng in Zusammenhang mit Gerechtigkeit steht auch das heute so überzogene Konzept der Gleichheit. Gleichheit heißt nur zwei Dinge: 1.) Alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz und 2.) Alle Menschen sind gleich an Würde. Jede weitere „Gleichheit“, vor allem eine künstlich hergestellte faktische, ist eine Perversion, eine Entwürdigung des Menschen, seiner Leistungen und verschiedenen Talente. Faktisch sind wir Menschen völlig unterschiedlich und teilen nicht besonders viel miteinander. Nur unter Freiheitsberaubung und unter großem inhumanem Zwang kann die menschliche Natur so verbogen und verkrüppelt werden, dass es so etwas wie eine faktische „Gleichheit“ geben kann – freilich immer nur dem Anschein, nie der Substanz nach.
 
Das wahre Konzept von Gerechtigkeit besteht darin, dass jedem das Seine zustehen soll (suum quique), dass jeder nach allem und jedem in unbegrenztem Ausmaß streben kann und ihm dies auch uneingeschränkt zusteht, ohne dass andere, weder als Individuum, noch als Gruppe, noch als Staat oder sonstige Organisation ins Handwerk pfuscht. Einmischung ist Tod – nur das In-Ruhe-Lassen ist Freiheit!
 
Es wird Zeit, dass die Schwindeleien des 20. Jahrhunderts, dieses vom Kollektivismus verdorbene Säkulum, aufgedeckt und in dem Misteimer der Geschichte gekickt werden und die Wahrheit, die im 19. Jahrhundert noch sichtbar war, wieder strahlt – höher und stärker strahlt als jemals zuvor. Im 21. Jahrhundert verdienen wir die Wahrheit, verdienen wir es nicht mir mit Hirngespinsten zu leben. Die westliche Kultur ist gekennzeichnet durch die Befreiung des Individuums von der Art (von der menschlichen Rasse). Setzen wir wieder auf diesen Kurs, wie wir es jahrhundertelang getan haben, und führen zu Ende, was bis zu Beginn des 20. Jahrhundert ungebrochen war – die endgültige Geburt der Menschheit – für eine Welt des freien Individuum, das nicht der Gruppe unterliegt, das alleine von seinen Selbststeuerungsmechanismen bestimmt wird. „Gerechtigkeit“ ist nichts anderes als ein Machtinstrument des Kollektivs und der Demagogen gegenüber dem Individuum. Unter dem Namen der „Gerechtigkeit“ wird dem einen genommen und dem anderen gegeben – und das gegen den Willen des „Gebenden“.
 
Nächstenliebe ist wunderbar und sollte selbstverständlich unterstützt werden, doch wo das Geben unter Zwang oder „staatlicher Organisation“ erfolgt, dort verlieren die menschlichen Bande ihre Bedeutung, dort ersetzt ein kaltes, herzloses System („Sozialstaat“ genannt) die menschliche Wärme des Gebens, der Fürsorge und das Wohlwollens. Lassen wir das Herz sprechen, geben wir freiwillig, schaffen allen Zwang zur Verteilung und „Umverteilung“ ab! Seinen wir freie Menschen, die die staatliche Einmischung als Affront brandmarken und erkennen wir die wahre Gerechtigkeit, die dem einzelnen gibt, was das Seine ist und treten wir aller Gleichmacherei, von wem sie auch immer kommen mag, vehement entgegen! „Gebt mir die Freiheit oder gebt mir den Tod!“ Diese berühmten Worte des großen Gründungsvaters der Vereinigten Staaten, Patrick Henry, soll unsere Motto sein, unser Leitstern, den wir in hellen und in dunklen Zeiten niemals verraten.
 

Euer L. Q. Cincinnatus

Freitag, 7. November 2014

November 1989


Vom Mauerfall ist in diesen Tagen und Wochen die Rede, so sehr, dass man in manchen Dokumentationskanälen nichts anderes mehr unter die Nase gerieben bekommt. Man sieht Bulldozer, die Fertigteilbetonelemente zum umkippen bringen, jubelnde Menschen, die auf der Mauerkrone tanzen und Legionen an Trabbis, die über die zuvor mit Wachtürmen und Stacheldraht bestückten Grenzen in den Westen gelangen. So weit so gut, und so schön! Doch wo ist die Konzentration auf das Wesentliche, wo der Hinweis auf die wahre Bedeutung der Ereignisse vor einem Vierteljahrhundert? Warum sind es die äußeren, sichtbaren Ereignisse, die Beachtung finden, nicht aber die tiefer liegenden Zusammenhänge?

 

Tatsache ist, dass in jener Zeit vor 25 Jahren ein morsches, im Inneren zutiefst verrottetes System implodierte, dass Jahrzehnte lange Menschenverachtung – ein staatlich organisiertes Quäl- und Zwangssystem ein Ende fand. Die Wurzeln reichten ja bekanntlich zurück in die Zeit des Ersten Weltkriegs in Russland, zu jenen Schlächtern, die voller Hass und Verachtung für den Menschen das kommunistische System aufrichteten. Russland war das erste Opfer, andere sollten bald folgen. Die tieferen Wurzeln des Verderbens reichen weit ins 19., ja sogar ins 18. Jahrhundert zurück, zu den geistigen Brandstiftern, die sich besonders in Philosophenzirkeln, unter Schreiberlingen und bei den so genannten „Sozialwissenschaftlern“ fanden.

 

Glücklicherweise konnte diese mörderische Gefahr, 1918/1919 in Deutschland vorerst noch einmal abgewendet werde – aber eben leider nur vorerst. In den folgenden Jahrzehnten konnte sich das Land nicht mehr so glücklich schätzen und der Ostteil kam überhaupt bis eben zu jenem schicksalshaften Jahr 1989 gar nicht mehr aus der Diktatur und Tyrannei heraus. Der internationale Kommunismus, die Sowjetunion und der Ostblock waren über Jahrzehnte hinweg die größte Gefahr für den Weltfrieden – diese Gefahr ist vor 25 Jahren zu einem unblutigen Ende gekommen. Etwas, dessen wir uns sehr glücklich schätzen können, denn meist sind solche historischen Veränderungen in der Vergangenheit alles andere als unblutig vonstatten gegangen.

 

Schon der große Ökonom und Nobelpreisträger, Friedrich August von Hayek wies auf die gemeinsamen Wurzeln von Sozialismus/Kommunismus und Nationalsozialismus hin. Alle fußen sie auf den gleichen „Gründervätern“. Es gehört zu den großen Mythen der Zeit, dass das NS-Regime als am entgegen gesetzten Spektrum der Politik, gegenüber der Linken, angesehen wird. In Wahrheit jedoch befinden sich beide in demselben „Lager“; der wahre Gegensatz zu Sozialismus/Kommunismus/Nationalsozialismus besteht jedoch im klassischen Liberalismus. Es wird nämlich dabei meist vergessen, dass die Achse, auf der das politische Spektrum bemessen wird, zwischen Kollektivismus (bzw. Zwang) an einen Ende und Individualismus (bzw. Freiheit) am anderen verläuft.

 

Welche Lehren sind nun aus den Ereignissen von 1989 zu ziehen?

 

  • Es gibt für das Individuum und die Freiheit des Menschen keine größere Gefahr als den Kollektivismus.
  • Die Freiheit ist ein Bestreben der menschlichen Natur – dieses Streben teilen alle Menschen weltweit.
  • Sozialismus, Kommunismus und Nationalsozialismus sind verwandte, totalitäre Ideologien. Der Verwandtschaftsgrad zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus entspricht der von Brüdern, jener zwischen Sozialismus und Nationalsozialismus dem von Vettern.
  • Die Gesellschaft und die Wirtschaft brauchen Freiheit zu ihrer Entfaltung. Bürokratie, Regulierungen, Pläne funktionieren nicht, setzen die Leistungsfähigkeit herab und schränken die Lebensqualität der Menschen drastisch ein. Weder Gesellschaft noch Wirtschaft dürfen vom Staat geplant werden.
  • Viele Menschen im Westen (va. die „Salonintellektuellen“) haben sich schuldig gemacht, indem sie die verbrecherischen Systeme des Ostens zumindest geistig unterstützt haben – und manche sind von diesem „Virus“ bis heute nicht geheilt worden. Es bedarf der Einsicht, dass Sozialismus und Kommunismus mit einer freien, demokratischen Gesellschaft nicht vereinbar sind.
  • Der einzig wahre Schutz für den Menschen vor dem Staat und dem Kollektiv besteht im Recht, in der Rechtsstaatlichkeit. Diese darf jedoch nicht rechtspositivistisch verstanden werden, denn damit wäre der einzelne erst Recht den Machthabern ausgeliefert, sondern hat auf unveräußerbaren, absolut geltenden Prinzipien zu beruhen, wie dies in den angloamerikanischen Ländern der Fall ist.
  • Gerade in Deutschland und Österreich muss sich der historische Horizont auf die gesamte Geschichte ausdehnen – man muss wieder ein „Gespür“ für die Bedeutung, gerade auch der eigenen Handlungen im großen geschichtlichen Rahmen entwickeln. Es ist wichtig, dass politische Entscheidungsträger beginnen über den Tellerrand hinauszublicken und nicht wie auf einen Fetisch nur auf sehr kurz, eingeschränkte Perioden der Geschichte zu blicken, sondern in Jahrhunderten (besser noch in Jahrtausenden) zu denken. Erst dann kann sich einem die wahre Bedeutung der Dinge erschießen. In diesem Zusammenhang bedarf es etwa auch im Schulunterricht eine vermehrte Konzentration auf die geschichtlichen Ereignisse nach 1945.
  • Wir dürfen uns nicht über die wahren Bedrohungen in der Welt täuschen. Menschen haben grundsätzlich eine Tendenz sich am meisten auf die Dinge zu konzentrieren, die sie in der Vergangenheit bedroht haben (vor allem solche, die noch lebende Personen selbst erlebt haben). Meist ist dies jedoch ein Trugschluss, über den man die tatsächlichen, gegenwärtigen Gefahren meist übersieht. So war etwa die größte Gefahr für Deutschland und Österreich nach dem 2. Weltkrieg nicht ein Widererstarken oder gar die Rückkehr des Faschismus, sondern der Kommunismus und der russische Imperialismus unter Stalin und seinen Nachfolgern.
  • Das „Heil“ des Menschen ist nicht durch eine bestimmte Organisation der Gesellschaft zu erreichen. Die Vorstellung die „perfekte“, gerechte Welt, in der alle in Frieden und Harmonie lebten, beruhe auf einer bestimmten sozialen Organisation und unsere Aufgabe bestünde nur darin diese zu finden, ist endgültig und kläglich gescheitert.
  • Wir müssen sehr wachsam sein, wenn es um die Verteidigung der Freiheit geht, denn diese ist heutzutage wieder, gerade in der EU, in großer Gefahr. Diese Gefahr geht wie beinahe immer größtenteils vom Staat aus, von einer Bürokratie, die über Quoten, Korruption und überbordende Regulierungen dem einzelnen immer weniger Freiheit lässt sich zu entfalten. Zudem lässt die Regelungswut den eigentlichen Sinn des Rechts immer weniger in Erscheinung treten. Gerade der Schutz des einzelnen vor dem Staat, der durch die Grundrechte gewährleistet sein sollte, wird so indirekt immer mehr ausgehebelt.
  • Es ist unverantwortlich, direkt oder indirekt, an sozialistischen Gesellschaftssystemen festzuhalten, selbst wenn man Abwandlungen von diesen vornimmt. Der Sozialismus beutet Menschen aus, er bereichert sich auf Kosten anderer.

 

 

Die wahre Freude über die Ereignisse von 1989 liegt im Zusammenbruch eines menschenfeindlichen Systems des kommunistischen Lügenregimes, des Sowjetterrorismus, und der Erkenntnis, dass es kein „Heil durch die Gesellschaft“ geben kann. Es hat sich gezeigt, dass Sozialismus nichts anderes als Ausbeutung ist. Das Paradoxon besteht allerdings darin, dass der Sozialismus vorgibt gegen Ausbeutersysteme vorzugehen - diesem Schwindel sitzen bis heute einige Zeitgenossen auf. Die Geschichte bringt die Dinge über kurz oder lang dennoch ans Licht. 1989 war ein Meilenstein in der Geschichte, ebenso wie 1945. Als solchen sollten wir ihn feiern, als Triumph der Freiheit über die Tyrannei.

 

 

L. Q. Cincinnatus

Freitag, 10. Oktober 2014

Du willst Rechte? Erfülle zuerst deine Pflichten!


Unerhört, ja zutiefst dekadent und minderwertig ist das Treiben vieler Zeitgenossen in unseren Tagen, gerade jenes der hirnverbrannten Utopisten, narzisstischer Natur, die alles für sich fordern und nichts zu geben bereit sind! Menschen, die glauben Worte seien Taten, ja diese sogar für Leistungen selbst halten, überschwemmen unser Gemeinwesen seit geraumer Zeit und selten einmal steht einer auf, um ihnen Einhalt zu gebieten. Es sind dies die niederträchtigen, tief verderbten Gestalten, die ohne Anstand, ohne Sitte und jegliches Verständnis für das Wahre, Gute und Schöne sind, die im stinkenden Sumpf des Relativismus versunken sind, den Schmutz in dem sie sich selbst befinden auf andere projizieren und vermeinen es müsse ihnen gegeben werden, ob ihrer bloßen Existenz, ob ihres puren Daseins, ohne dass dem im geringsten die Bereitschaft zur Mitarbeit auch nur im kleinsten Bereich gegenüberstünde.

 

            Zunehmend verwandeln wir uns in eine Gesellschaft der Nehmer, wobei die anderen die Melkkühle sein sollen. Doch wenn jeder jeden zu melken und missbrauchen trachtet, wer wollte dann noch von einer Gesellschaft sprechen! Kann dies noch ein Gemeinwesen sein? – Das sei ferne, nur ein Einfältiger, abgehobener vernunftloser Freigeist oder ein in den Wolken schwebender Antirealist kann zu solch einem abstrusen Schluss gelangen.

 

„Der Mensch ist des Menschen Wolf“, meinte einst der englische Philosoph Thomas Hobbes. Recht hatte der alte Brite! Doch nur die halbe Wahrheit hat er damit kundgetan – denn nur der niedere, der nicht reife Geist, der Mensch, dem jedes Feingefühl und jede soziale Eleganz abgeht, gebiert sich seinesgleichen gegenüber wie ein Wolf. Der edle, der gute Mensch, gleicht mehr dem Löwen (nicht dem Lamm; wer diesen Vergleich zog, der gehört vom Blitz erschlagen). Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das für Überzeugungen zu sterben bereit ist, das einzige, das tötet um Recht zu haben! Und doch trifft dies doch auch nur auf jene Menschen zu, denen dieses Rechthaben zur Lebensaufgabe geworden ist (Politiker, Ideologen, Fanatiker, Aktivisten aller Art und dergleichen).

 

            Wie lange noch soll dieses unsäglich treiben uns höhnen?! Wo ist die Grenze dieser hemmungslosen Frechheit und Dekadenz übelster Sorte?! Wir selbst sind zu nachsichtig gewesen, haben zumindest zugesehen oder gar jene unterstützt, die Versprechen abgegeben haben, die Menschen im Glauben bestärkt haben, dass ihr Leben vor allem darin bestünde haben zu können, was anderen gehört. So ist mancher schuldig geworden, der gute Absichten hatte, doch nicht den Verstand hatte diese auch zu Ende zu denken. Dennoch verdient er schärfsten Tadel, ob seines Handelns. Wie oft ist doch das Gegenteil vom Guten nicht das Böse, sondern das „gut Gemeinte“ gewesen?

           

            Wie sind wir so weit gekommen, dass die Tugenden, die uns einst groß gemacht haben, die uns Wohlstand, Sicherheit und ein großes Maß an Zufriedenheit beschert hatten, zu Untugenden wurden? Wie wurde Sparsamkeit durch Verschuldungswut abgelöst? Wie Enthaltsamkeit durch ausschweifenden, hirnlosen Hedonismus? Wie Disziplin durch Zügellosigkeit? Fast möchte man an eine Verschwörung glauben (nicht wenige Menschen glauben mit einer gewissen Berechtigung an eine solche Verschwörung, globaler Natur). Und doch sind die Gesetze der Natur und auch jene des Menschen dieselben wie eh und je und das Schicksal wird auch für uns bald jenes sein, das wir aus der Geschichte bei allzu vielen Völkern bereits gesehen haben.

 

            In vielen Bereichen haben die Vereinigten Staaten uns seit langem vorgemacht, was bald auch bei uns folgte. Mit einer gewissen Zeitverzögerung wirken sich oft dieselben Faktoren auch bei uns auf dem alten Kontinent aus. So erleben wir, wie in den USA ein stetiges Absinken des Niveaus des öffentlichen Schulsystems, bei gleichzeitigem Aufkommen eines privaten Schulsystems, aus dem sich zunehmend die Elite der Gesellschaft rekrutiert. Bei uns genauso wie auf der anderen Seite des Atlantiks liegen die Ursachen vor allem darin, dass die Schule Aufgaben jenseits der klassischen Bildung übernehmen muss und weniger Zeit für die Ausbildung des Verstandes übrig bleibt. So kam das amerikanische Schulsystem vor allem durch die aufgezwungene Integration von Minderheiten zu Fall, durch das Absinken von Kardinalstugenden wie Fleiß, Disziplin und dergleichen. Auch in Europa ist die Absenkungen des Niveaus der Bildung, um „kein Kind zurück zu lassen“, einer der Schlüsselfaktoren für die Degeneration des öffentlichen Schulsystems.

 

Obwohl junge Menschen immer weniger gebildet sind, vermeinen sie ihnen stünde die Welt offen und stellen hemmungslosen Forderungen. So glauben immer noch viele, dass ein abgeschlossenes Hochschulstudium sie berechtige höhere Gehälter und Positionen zu beziehen. Ohne Skrupel werden Forderungen aufgestellt, die in keinem Verhältnis zur wirtschaftlichen Realität stehen. Dabei ist inzwischen erwiesen, dass gerade höhere Bildung, sofern sie keinen wirtschaftlichen Bedarf  abdeckt zu Arbeitslosigkeit führt. Nicht jeder kann für den Staat und damit auf Kosten Steuer zahlender Menschen arbeiten, denn der Staat selbst pfeift inzwischen aus dem letzten Loch (auch wenn diese selbstredend von den Politikern verschwiegen wird). Diesbezüglich hat selbst der amerikanische Präsident Barack Obama, sicherlich kein Freund von konservativen oder liberalen Werten, vergeblich versucht der amerikanischen College-Jugend ins Stammbuch zu schreiben, dass sie nicht in einer „Entitlement-Society“ lebten, sondern sich fragen müssten, was sie selbst zu bieten hätten, bevor sie glaubten an den Fleischtöpfen sitzen zu können.

 

            Wie schlimm es mit diesem Rechte- und Pfründeverschaffen gekommen ist, kann man besonders gut an den diversen Lobbys sehen, wobei die wirtschaftlichen Lobbys zwar jene sind über die am meisten geschimpft wird, die aber in der Praxis nicht die schlimmsten sind. Die schlimmsten sind jene, die selbst nichts produzieren und vollständig von Spenden  abhängig sind, die nur aufgrund von sozialen und psychologischem Druck existieren können (hauptsächlich NGOs, Initiativen etc.), all jene, die keine Leistung erbringen, aber von den Leistungen anderer abhängen. Einstmals hatte man die Gefahr von Monopolen erkannt und auch wirksame Schritte dagegen unternommen. Doch heute wurden die einstmaligen Monopole längst durch das abgelöst was wir als „Lobbyismus“ kennen. Doch diese Hydra ist weitaus schwieriger zu bekämpfen, als der alte Monopolismus, der heute nur noch in den Museen der Industriegeschichte zu bestaunen ist.

 

            An den Kopf möchte man sich greifen, meine lieben Freunde, und doch wissen wir alle dass das Denken alleine keinen weiter bringt, sofern er nicht in der Lage ist auch zu handeln. Man sollte denken, bevor man handelt, das ist richtig, doch was man verschweigt ist, dass das Denken ohne konkrete Handlungsmöglichkeit schal wird. Drum denkt immer daran auch etwas zu tun und es nicht bei der Entrüstung zu belassen; damit würdet ihr eure Energie letztlich nur gegen euch selbst richten.

 

Im Leben geht es ums Geben, nicht ums Nehmen! Von jeher wussten das die Großen und Erfolgreichen aller Zeiten.  Wer nehmen will, der hat sich dies zuerst durch das Geben zu verdienen. Nichts auf der Welt gibt es umsonst, es gibt kein „Freibier“, für niemanden! Und will einer doch jemandem etwas „gratis“ verschaffen, dann hat ein anderer dafür den Preis zu bezahlen und nur allzu selten hat dieser „Zahlmeister“ freiwillig seine Einwilligung in diesen Akt der Enteignung gegeben. Im Ergebnis beutet des einen Recht beinahe immer eines anderen Pflicht! „Umverteilung“ ist stets Ausbeutung, Ausbeutung jener, die etwas haben zugunsten jener, die nichts haben. Zu geben ist wichtig und menschlich, doch organisiertes Geben, ohne Zustimmung des Gebers, ist ein Verbrechen an der Menschlichkeit! Nichts anderes ist der Sozialstaat, vor allem jener europäischen Musters.

 

            Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld? Nun, unsere Politiker glauben sie hätten es, zumindest glauben sie sie könnte sich solches in beinahe unbegrenzten Mengen beschaffen. Erschreckend ist etwa, was in Österreich kürzlich publik wurde. Durch eine Umstellung der Berechnung der Staatsschulden wird der Schuldenstand der „Republica Austriaca“ bald etwa 90 Prozent des BIP betragen. Ist das die ganze Wahrheit? Natürlich nicht! Wie wird die Staatsschuld überhaupt berechnet? Warum berechnen wir diese in Bezug auf das Gesamteinkommen der Bevölkerung und nicht in Bezug auf die Einnahmen des Staates? Die Schulden Österreichs in Bezug auf die jährlichen Staatseinnahmen sind dreimal höher! Doch der Staat bezieht sich auf die gesamte Arbeitsleistung seiner Bevölkerung (aller Individuen und Betriebe; der Staat selbst verbraucht ja nur, erschafft aber nichts). Welchen Schluss sollen wir daraus ziehen? Meine lieben Mitbürger ist euch klar was das bedeutet?! Der Staat glaubt offensichtlich, dass nicht er selbst notfalls für die Staatsschulden aufkommen muss, sondern ALLE Staatsbürger! Unser aller Einkommen und Vermögen scheint für den Staat potenziell seinem Zugriff zu unterliegen und ebenso sehen es wohl auch die Gläubiger! Unter normalen wirtschaftlichen Voraussetzungen würde ein Staat dessen Schulden etwa das Dreifache seiner Einnahmen betragen keinen Kredit mehr eingeräumt bekommen. Nur unter der Voraussetzung, dass auf ein viel größeres Vermögen zugegriffen werden kann, ist eine solche Kreditgewährung zu verstehen. Und sowohl der Staat als auch seine Gläubiger wissen dies ganz genau, doch den Bürgern wird dies tunlichst verschwiegen. Wacht auf meine Freunde, seht wozu dieses System zwangsläufig führen muss!

 

            „Meine Damen und Herren, die Kassen sind leer, die Party ist vorbei!“ Das wäre die ehrlichste Antwort, die ein Finanzminister heute seiner Bevölkerung geben könnte. In Österreich würde sich dazu der Nationalfeiertag am 26. Oktober anbieten – der neue Finanzminister Schelling, der ja keine Schuld an der finanziellen Misere der Alpenrepublik trägt, könnte reinen Tisch machen und mit einer ehrlichen Rede an die Nation einen heilsamen Schock auslösen, der den Beginn eines neuen Zeitalters einleiten könnte. Doch damit ist der alte Cincinnatus wohl viel zu optimistisch, ein solches Szenario auch nur in seiner Vorstellung in Erwägung gezogen zu haben. Die Fakten werden das Notwendige erzwingen, denn der Mensch handelt wenn er muss, nicht wenn er soll! Darin sind Politiker nicht anders als gewöhnliche Staatsbürger.

 

 

Euer L. Q. Cincinnatus

Mittwoch, 10. September 2014

Gedanken zur aktuellen weltpolitischen Lage

Wenn der Mensch keine oder nur geringe Probleme hat, dann sucht er sich eben welche. Diese alte Einsicht scheint zur Zeit auf die "westliche Welt" mehr zuzutreffen, denn je. Und doch gibt es auch eine andere Weisheit zu beachten, nämlich jene die Probleme der Welt, bzw. der anderen, nicht zu den eigenen zu machen. Hiergegen wird ohnehin permanent verstoßen, gerade unter dem Einfluss der modernen Medien und aller unterbeschäftigten "Weltverbesserer", die arbeitslos wären, wenn wir nicht unserer Schwäche nachgäben und ihnen unsere Ohren liehen. Viele Probleme existieren überhaupt nur deshalb, weil wir gestatten, dass andere ihre Gedanken in unserem eigenen Geist festsetzen und somit Dinge, die uns im Grunde nicht tangieren zu den unseren werden. Probleme anderer zu den eigenen werden zu lassen dient niemandem, die Welt wird dadurch nicht im Geringsten zu einem bessern Ort - ganz im Gegenteil verschlechtert sich dadurch die Gesamtsituation, ganz zu schweigen davon, dass ein solches Verhalten einen Beweis dafür liefert, dass die geistige Disziplin nicht besondersgut ausgebildet ist.

Zwar sollten wir nicht so weit gehen, wie jener alte Wiener Aphorismus, der sehr treffend das Stammesdenken und -fühlen des Menschen ausdrückt, als hunderte von Seite an "gelehrten" Büchern: "Mir san mir und de andern san deppat!". Trotzdem dürfen wir niemals vergessen, dass solche Dinge wie "wichtig" oder "unwichtig" niemals objektive Kriterien sind, sondern immer von den Umständen und hier vor allem von den Umständen des Individuums abhängen. Niemand kann uns sagen, was für uns persönlich relevant ist oder nicht, solches können wir nur immer selbst beurteilen (die Nachrichten in Zeitung, Funk oder Fernsehen sind für den Durchschnittsmenschen meist völlig irrelevant, obwohl er sie ständig konsumiert und ihm eingeredet wird, sie seien für ihn "wichtig"). Und sollte uns ein Zeitgenosse über den Weg laufen, der behauptet zu wissen, was wichtig und gut oder schlecht für uns sei, so sollten wir eine Schritt zurücktreten, ein Lächeln aufsetzen und uns unseren Teil denken - argumenteiren ist ohnehin kaum das Richtige in einer solchen Situation.

Der heutige Eintrag ist wieder ziemlich abstrackt geworden, doch gerade darin liegt seine besondere Bedeutung, für den der ihn fassen kann! Ich könnte an dieser Stelle natürlich des Langen und Breiten darüber schreiben, dass in der Ukraine längst ein Bürgerkrieg tobt, ein Schlachtfeld, auf dem außerukrainische Parteien ihre Interessen wahrzunehmen versuchen (wie etwa in Deutschland währen des Dreißigjährigen Krieges) oder über den Nahen und Mittleren Osten, Syrien, den Irak, die "ISIS" oder den wieder einmal entflammte Konflikt zwischen in den Israelis und den Palästinensern. Doch darüber wurde und wird an vielen anderen stellen geschrieben (in der Regel ohne wirkliches Informations- oder Aufklärungsinteresse oder Verstehen der tieferen Zusammenhänge!). Doch meine Absicht ist nicht den Menschen zu sagen, wie sie zu denken haben, sondern sie anzuregen ihren eigenen Geist autonom zu gebrachen. Man nenne mich dafür eine Phantasten, einen Aufklärer alten Schlages (im Sinne des 18. Jahrhunderts - wie Kant, Lessing, Voltaire, Diderot et. al.), doch es gibt Dinge, die nicht zeitgebunden sind und der Gebrauch des eigenen Verstandes gehört mit Sicherheit dazu.

Ein Kennzeichen eines souveränen Menschen besteht auch darin sich durch den Trubel, der ihn umgibt nicht verrückt machen zu lassen und nicht zu versuchen zu ändern, was nicht zu ändern ist. Es ist die unglaubliche Fähigkeit selbständig zu denken, die uns von Gott (oder wenn man nicht an einen solchen glaubt, an das Universum oder den "heiligen" Zufall glaubt) gegeben wurde, und die uns dazu befähigt klügere Entscheidungen zu treffen, als all jene, die sich nur von ihren unreflektierten Emotionen leiten lassen; Genau das macht jedoch das wahre Menschsein aus. Seien wir nicht tierisch, seine wir ganz Mensch, gebrauchen wir unsere Vernunft! (nicht nur die Intelligenz, denn eine solche haben die Tiere auch!)

Das sind einige Gedanken zum "Drüberstreuen" - von Eurem Sokrates. Möget ihr alle euren Frieden in Euch selbst und nicht in der Welt finden!





Samstag, 16. August 2014

WICHTIGE NEUERUNG - ÄNDERUNG DER BLOGPOLITIK!

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Alle Bäche, Flüsse und Ströme, so sagt man, münden früher oder später ins Meer. Der Blog Strategos-21, der nun seit fast zwei Jahren seinem Lauf gefolg ist und dabei manches Abenteuer überstanden hat, findet von jetzt ab seine neue Heimat im "Ozean". Dieser "Ozean" ist meine neue Website FREIHEITMACHTERFÜLLUNG! Ich möchte allen Lesern, die diesem Blog bisher die Treue gehalten haben, ganz herzlich danken! Es war eine schöne Zeit und ich hoffe Euch möglichst vollzählig auch weiterhin auf diesem oder meinem neuen Blog begrüßen und unterhalten zu können. Ich hoffe auch weiterhin etwas von Wert zur Verfügung zu stellen und zum Nutzen aller Leser beitragen zu können.


DIE NEUERUNG UND DEREN ZWECK
Strategos-21 wird auch weiterhin online bleiben (unter der gewohnten Adresse); auch werde ich hier regelmäßig weiterposten. Was sich ändern wird ist der Inhalt der Seite. Von nun ab wird diese Website dazu dienen Kommentare zu aktuellen Entwicklungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bereitzustellen. Die historischen Beispiele, die gegliederten Machtstudien und die diversen Fallbeispiele finden sich in Zukunft jedoch auf der neuen Homepage.

Der Grund für die Änderung der Blogpolitik ergibt sich aus verschiedenen Überlegungen heraus, die immer drängender wurden, sowie aus den diversen Feedbackbeiträgen, die ich in den letzten zwei Jahren erhalten habe. Meine Texte sind inzwischen auf mehrere Blogs aufgesplittet, von denen Strategos-21 nur einer ist. Es ergibt sich bei weiterem Anwachsen des Datenmaterials immer mehr die Notwendigkeit der Zusammenfassung und der Neugliederung. Dadurch soll einerseits die Übersichtlichkeit und Handhabung, andererseits auch der Service verbessert werden. Von nun ab münden alle meine Websites (Literatur, Strategie, Wandern) in den neuen Blog FREIHEITMACHTERFÜLLUNG. Die Beiträge erscheinen nun auch auf Englisch auf meiner Partnerseite FREEDOMPOWERANDWEALTH.

Sollte jemand also die englische Version vorziehen finden Sie hier das Passende. Haben Freude, Bekannte oder Geschäftspartner, die die englische Sprache bevorzugen, und sich für Freiheit, Erfolg oder Macht interessieren? Dann informieren Sie sie doch über dieses neue Angebot im Netz!

Auf der neuen Seite werden neben den gewohnten Blog-Einträgen auch Ebooks, Audios, Videos und Präsentationen zum Download bereitstehen. Aus  vielen Leser-Feebacks hat sich ergeben, dass eine Bündelung meiner Beiträge in Form von Ebooks sehr erwünscht ist. Diesem Wunsch werde ich von nun ab gerne nachkommen.

Ich lade Sie alle ein dieses Neue Angebot in Anspruch zu nehmen und durch ein neues Tor zu Freiheit, Erfolg und Glück zu treten!

Ihr Sokrates

Sonntag, 6. Juli 2014

HAYEK 15 – THE PROSPECTS OF INTERNATIONAL ORDER


Nirgendwo zeigt sich die Aufgabe der liberalen Ideale des 19. Jahrhunderts so deutlich, wie im Bereich der internationalen Beziehungen. Die nationale Abschottung, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs immer größer wurde und die „Nationalisierung“ der Wirtschaft waren meist direkte Folgen der Planung, die bereits lange vor dem Krieg eingesetzt hatte. Der Krieg lieferte allenfalls Propagandamaterial, um diese Abschottung schneller und umfangreicher durchführen zu können. Die völkerverständigende und friedensstiftende Wirkung des freien Handels wurde mehr und mehr vergessen oder missachtet.

 

Planung ist oft überhaupt nur dann möglich, wenn es zu einer, zumindest teilweisen, Abschottung der eigenen Wirtschaft und Gesellschaft gegen die Einflüsse anderer Staaten kommt. Die größte Gefahr dieser Abschottung liegt aber nicht einmal darin, dass dadurch der Wohlstand gefährdet wird, sondern in der Gefährdung des Frieden, die davon ausgeht. Wenn die Ressourcen einer Nation als Eigentum dieser National selbst und nicht als jene von Individuen angesehen werden, dann führt dies bald zu groben Unstimmigkeiten mit anderen Nationen. Es ist eine Illusion zu glauben die Frage der Rohstoffe könne von der Ebene des Markts auf jene des Staates oder von Gruppen verlagert werden, um damit die „Reibung“ zu vermindern, die sich mit anderen Staaten ergibt. Es ist ebenso eine Illusion zu glauben man könne so etwas wie eine „internationale Planung“ einführen. Die Probleme, die sich bereits im „Kleinen“, auf nationaler Ebene zeigen, werden auf internationaler Eben nur noch größer. Die diktatorischen Maßnahmen, die hier nötig sind, sind noch weitaus umfangreicher, als jene auf der nationalen Ebene. Und zuletzt ist es auch ein Irrtum zu glauben dass es zuletzt eine zentrale Planung geben könne, die gut funktioniert, wenn man die Entscheidungen an das „Volk“ bzw. die „Völker“ delegiert, um damit die Klassenunterschiede sich erübrigen zu lassen. Gerade bei der „internationalen Planung“ würden so die „reichen“ Arbeiter in den wohlhabenderen Ländern zu Objekten des Hasses für die „ärmeren“ Arbeiter in den armen Nationen werden. Es wird immer jemanden brauchen, der in so einem System die Entscheidungen darüber trifft welche Prioritäten gelten sollen, welche Interessen verfolgt und welche hintan gestellt werden sollen, welche von höherem und welche von niedrigerem Wert sind. Die einzig wahre Hilfe für die Armen (auch für arme Staaten) besteht darin sie zu befähigen sich selbst helfen zu können, anstatt zum willkürlichen Mittel der „Umverteilung“ zu greifen. Nur wenn jemand aus eigener Kraft heraus aus seiner Armut entkommt, dann bewahrt er seine Würde und seine Unabhängigkeit.

 

Jede internationale Autorität, die nicht einer höheren politischen Macht untersteht, selbst wenn ihr Wirkungsbereich auf ein kleines Feld beschränkt ist, übt bald diktatorische Macht aus. Solche Diktaturen werden meist mit der „technischen Notwendigkeit“ gerechtfertigt, mit dem Hinweis darauf, dass die technische Entwicklung es unumgänglich mache ein Monopol zu bilden.

 

Internationale Organisationen können leicht dazu missbraucht werden, dass große Nationen durch sie den kleinen ihren Willen aufzwingen. Was wir brauchen – aus der Sicht des Jahres 1944 – ist eine supranationale Organisation, die die Schädigung von Staaten durch andere verhindert, vor allem der großen durch die kleinen Staaten. Aber eine solche Organisation darf sich keinesfalls in die „Planung“ einmischen oder gar selbst supranationale Pläne verfolgen, und dadurch die nationalen Interessen unterdrücken. Wir brauchen eine Organisation, die zwischen wirtschaftlichen Konflikten schlichtet, den Wettbewerb ermöglicht, aber selbst nicht über ein Wirtschaftsplanungskonzept verfügt. Diese Organisation muss sich der Rechtsstaatlichkeit verpflichten; nicht die Interessen der Mitglieder, auch keine Interessenskompromisse, sondern allgemeine Prinzipien müssen die Grundlage aller Entscheidungen dieser Organisation sein. Was im einzelnen Staat die Rechtsstaatlichkeit ist, muss sich auf der internationalen Ebene ebenso zeigen.

 

Der Föderalismus ist die einzige vernünftige Organisationsform für Staaten und Staatenbünde, denn nur durch ihn kann eine zentrale Planung, bzw. zentrale Machtausübung verhindert werden. Individuelle Freiheit setzt auf der Ebene des einzelnen Menschen voraus, dass die Macht des Staates begrenzt ist, auf der Ebene der Staatengemeinschaft setzt sie voraus, dass der Staatenbund und die gemeinsamen Institutionen eines solchen ebenfalls in ihrer Macht begrenzt sind. Heute, im Jahr 2014, bedeutet dies etwa, dass die Freiheit eines Bürgers in der EU nur dann gesichert ist, wenn die EU selbst, sowie der Einzelstaat in dem er lebt, über möglichst wenig Macht verfügt. Und die Macht, die beim Einzelstaat oder der EU als ganzes vorhanden ist, darf nur aufgrund von einigen allgemeinen Prinzipien, niemals aufgrund von Willkür oder einer ausufernden Bürokratie ausgeübt werden. Die Demokratie hat niemals je gut funktioniert, als in Staaten, die starke lokale „Selbstregierungen“ aufwiesen, die die örtlichen Angelegenheiten autonom regeln können. Gute Beispiele dafür sind etwas die Schweiz und die Niederlande.

 

Wenn wir die Welt fit für viele kleine Staaten machen, dann werden wir alle Gewinner sein. Wenn wir die Macht nicht begrenzen, werden wir niemals in der Lage sein Machtmissbrauch zu bekämpfen. Hayek hatte am Ende des 2. Weltkriegs – als dieses Buch geschrieben wurde – die Hoffnung, dass die Sieger des Krieges die Chance wahrnehmen würden, um eine supranationale Organisation zu gründen, die sich als fähiger, wie der Völkerbund erweisen sollte. Dieser hatte dadurch, dass er für „alles“ und für das „Große“ zuständig war, sich selbst übernommen und so gelang es ihm nicht einmal mehr im Kleinen etwas zu bewirken – schon gar nicht den Weltfrieden zu sichern. Hayek meinte zwar, dass eine solche neue Organisation es wahrscheinlich auch nicht verhindern könne, dass es noch Kriege zwischen „Blöcken“ geben werde, doch bestünden gute Chancen darin, dass man die „Reibung“ zwischen Staaten bereits in jenem Stadium beilegen könne, bevor diese zum Krieg führt. Sollte das Ziel einer solchen Organisation sein, dass es absolut keinen Krieg mehr geben dürfe, dann wären die Maßnahmen, die man dazu treffen müsse derart umfassend und mit Zwängen verbunden, dass sie schlimmer wären als so mancher Krieg selbst. Pazifismus ist deshalb abzulehnen, gerade weil man den Frieden liebt. Die Maßnahmen, die er erfordert, die Kosten, sind viel zu hoch, so dass unterm Strich das Leben der Menschen sich verschlechtert und eben nicht verbessert, wie fälschlicherweise meist gemeint wird.

 

Im Jahr 1945 wurde in San Francisco eine solche Organisation gegründet – die UNO. Freilich gibt es bei dieser viele Abweichungen von einem idealen „Föderalismus“; die einzelnen Mitglieder sind nur teilweise gleichberechtigt und das politische Gewicht ist sehr unterschiedlich verteilt. Durch den „ständigen Sicherheitsrat“ der fünf großen Siegermächte des Zweiten Weltkriegs, besteht eine Privilegierung (durch ein absolutes Veto) dieser fünf Staaten und eine Benachteiligung aller anderen. Auch wurde die UNO oft von einzelnen Staaten für ihre partikulären Interessen missbraucht. Nichtsdestotrotz ist sie jene Organisation, die es bisher besser geschafft hat, als alles was vorher bestand, für einen Ausgleich der Interessen der Staaten auf der Welt zu sorgen. Vom „Weltfrieden“ sind wir weit entfernt, doch müssen wir stets weiter auf jene Maßnahmen setzten, die unter Beibehaltung der Freiheit einer friedvolleren Welt dienen. Es ist der Liberalismus gewesen, der im Krieg immer den Zerstörer von Werten und der Humanität sah. Setzen wir deshalb mehr auf die Freiheit als Grundlage für alle Menschen und auf den freien Austausch untereinander, ohne bevormundende Interventionen von Staaten oder Gruppen. Haben wir Vertrauen in den Menschen und seine natürliche Fähigkeit mit seinesgleichen in Frieden und Wohlstand zu leben!

 

Mit diesem Eintrag ist die Zusammenfassung von „Der Weg zur Knechtschaft“ von Friedrich August von Hayek abgeschlossen.

Samstag, 5. Juli 2014

HAYEK 14 - MATERIAL CONDITIONS AND IDEAL ENDS


1944 herrschte generell die Ansicht vor, dass der Mensch sich weniger um seine wirtschaftlichen Angelegenheiten zu kümmern haben, als noch die Generation der Großväter. In Wahrheit ist es jedoch so, dass sich die Menschen lediglich weniger mit den wirtschaftlichen Regeln und Abläufen beschäftigen, dafür umso mehr mit den wirtschaftlichen Doktrinen. Nicht das tatsächliche Funktionieren der Wirtschaft ist zum Gegenstand der Betrachtung geworden, sondern wie die Wirtschaft nach Ansicht verschiedener politischer und weltanschaulicher Richtungen funktionieren sollte!

 

In Wahrheit rebelliert der heutige Mensch gegen die unpersönlichen Kräfte, die die Wirtschaft und die Gesellschaft bestimmen. Diesen Kräften hatte er sich in der Vergangenheit unterworfen, obwohl seine persönlichen Ambitionen oft frustriert wurden. Immer weniger will man heute das Notwendige anerkennen – man will nicht akzeptieren, was man nicht vollständig versteht, das für ein solches zu komplex ist. Es ist eine Rebellion gegen die moderne Welt und eine Sehnsucht nach Einfachheit und Verständlichkeit, die wir heute beobachten.

 

Nur die Unterwerfung unter die komplexen, unpersönlichen Kräfte haben die Zivilisation überhaupt erst möglich gemacht. Menschen waren bereit diese Kräfte zu akzeptieren und dies hat seine Entwicklung, seine „Reifung“, ermöglicht. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Unterwerfung aus Glaubensgründen (z.B. aus der Religion heraus) oder aus Gründen des Vertrauens in die Natur oder die Vernunft oder dergleichen geschah. Nun aber steht eben die Zivilisation selbst auf dem Spiel! Ohne Unterwerfung unter das Unbekannte, das nicht völlig Begreifbare, ist eine menschliche Kultur möglich! Gerade die moderne Gesellschaft braucht dieses Vertrauen. Weil es eben keine einfachen Ziele gibt, die die Moderne verfolgt, wird sie so schwer verständlich für das Individuum. Dieses Vertrauen zu entwickeln ist eines der großen Probleme unserer Zeit – auch heute – 2014 – ist dieses Vertrauen bei vielen Menschen nicht vorhanden. Die Flucht in einfache Erklärungen, wie etwa Verschwörungstheorien – herrscht immer noch in vielen Köpfen vor und stets besteht die Gefahr, dass jene die das „Unbehangen in der Kultur“ (Freud) nicht bewältigen können, von Populisten „eingefangen“ werden, um einer Illusion einer einfachen, verständlichen Welt zu huldigen. 

 

In einer modernen Gesellschaft zu leben heißt einer permanenten Veränderung unterworfen zu sein. Ständig gibt es Gewinner und Verlierer. Die Fähigkeit zu Adaption an die Umstände, was meist unter dem Schlagwort „Flexibilität“ gehandelt wird, ist eine dringendere Notwendigkeit als je zuvor geworden. Sozialismus und Totalitarismus sind Weigerungen sich anzupassen und letztlich bedeuten sie die Weigerung die Regeln der Evolution zu akzeptieren, die Weigerung das zu tun, was die Natur von uns erfordert.

 

Sieht man sich den Totalitarismus in Deutschland an, wie er sich bis zu Hitler entwickelt hat, dann sieht man, dass es vor allem jene Kreise waren, die von Verlusten bedroht waren, die dem Nationalsozialismus ins „Netz“ gingen. Es waren jene Leute, die den sozialen Abstieg durch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umwälzungen fürchteten und sich von Hitler eine vorhersehbare Zukunft mit Statusgarantien verhofften. Die Angst vor der Verarmung, vor der gesellschaftlichen Schlechterstellung, trieb Hitler die Massen zu.

 

Am besten erreicht man eine bessere Welt dadurch, dass man das allgemeine Wohlstandsniveau hebt. Der Individualismus hebt auch die allgemeine Moral, während der Kollektivismus das Niveau der Moral senkt. Nur in der individuellen Sphäre gibt es gut und böse, außerhalb davon herrscht nur Beliebigkeit. Ein Gewissen gibt es nur beim einzelnen aber nicht bei der Gruppe. In einer individualistischen Gesellschaft wird Verantwortung viel eher wahrgenommen, als in einer kollektivistischen. Vor allem die Einrichtung des Privateigentums führt zu Sorgfalt und Verantwortung. Wenn möglichst viele Güter in den Händen von Individuen sind, wird weitaus mehr auf ihren Bestand und ihre Erhaltung Acht gegeben, als bei Gemeineigentum.

 

1944 war Großbritannien dabei gerade jene Werte gering zu schätzen, auf die es einst so stolz war: Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Selbstverantwortung, Eigeninitiative, humanistischer Bürgerliberalismus etc. Vor allem die Linken hatten allzu lange fremde „Götter“ angebetet, so dass sie ihre eigenen Wurzeln verraten hatten. Es würde in Zukunft darauf ankommen, dass die Briten wieder ihre alten Werte hochhielten und Stolz darauf wären, meinte Hayek damals.

(Glücklicherweise schaffte es Großbritannien unter Margret Thatcher in den 80ern zurück zu seinen alten Wurzeln und erlebte einen beispiellosen Aufschwung, von dem das Land noch heute profitiert und das, obwohl es dazwischen auch „Labour-Regierungen“ gab).

HAYEK 13 - THE TOTALITARIANS IN OUR MIDST


Großbritannien und die USA leben heute in der Illusion, dass die Entwicklungen, wie man sie in den letzten 25 Jahren in Deutschland beobachten konnte, hier nicht möglich wären. Totalitarismus wäre in diesen von freiheitlichen Gedanken geprägten Staaten nicht möglich. Dies ist jedoch ein Trugschluss, denn Hayek sah deutlich, dass sie sich sehr wohl auf demselben Weg befanden wie Deutschland – allerdings mit einer Zeitverzögerung, da Deutschland im Bereich der Planung zur Vorreiternation schlechthin geworden war und GB und die USA hier noch „nachhinkten“. Hayek zeigte auf, dass sich die Autorität immer öfters im Gewand der „Organisation“ tarnte und so viele faszinierte und verführte. Das liberale Gedankengut, das Großbritannien so lange Zeit geprägt hatte, war von vielen, vor allem von den Intellektuellen, aufgegeben worden und galt als „viktorianisch“ und veraltet. Englische Denker erwähnten nun oft Bismarck, doch kaum einmal den großen liberalen Premierminister William E. Gladstone. Viele Programme und Ideen Hitlers wurden auch in Großbritannien und den USA bewundert und als nachahmenswert erklärt. Man war der Meinung, dass man sich Moral oder gar ein persönliches Gewissen, als letzter Richter, nicht mehr erlauben könne, dies sei utopisch und man müsse nun „realistisch“ sein. Generelle abstrakte Prinzipien müssten verschwinden und der „planerischen Notwendigkeit“ weichen.

 

Totalitäre System produzieren die Massenmeinungen, wie das Wirtschaftsystem Massenprodukte herstellt. Es herrschte in den 30er- und 40er-Jahren in GB und USA immer mehr die Ansicht vor, Planung sei ohnehin unvermeidlich, eine große zentrale Gesellschaftsplanung sei notwenig. In diesem Punkt stimmten viele mit Hitler und Stalin überein und es schien „common sense“ zu sein, dass dort die Zukunft läge. Es ist nur eine logische Konsequenz, dass totalitäre Staaten auch den Krieg für ein legitimes Mittel der Willensdurchsetzung erachten. Beim Liberalismus hingegen ist dem nicht so, dieser hält den Krieg für sinnlos und inhuman (Liberalismus ist eine humanistische Strömung).

 

Eine typische Voraussetzung des Totalitarismus ist die Ansicht, dass die Geschichte bestimmten Regeln folge und dass derjenige, der diese „Gesetze“ erkannt habe, die Notwendigkeiten der Zukunft, meist sogar die Zukunft selbst, vorhersagen könne. In diesem „Historizismus“ ist letztlich überhaupt kein Platz für die Freiheit, es gibt nur noch zwingende Umstände, Notwendigkeiten, alles andere wäre eine „Utopie“. Zwei Dinge haben in dieser Ansicht keinen Platz: 1.) die menschliche Freiheit und 2.) das historisch handelnde Individuum. Deshalb vertreten Planer den Historizsmus.

 

Ein weiterer Irrtum des Totalitarismus ist jener, die Wissenschaft wäre in der Lage ethische Urteile über das menschliche Verhalten zu treffen. Die Wissenschaft selbst verkommt in solchen Systemen zum „Szientismus“, einer Art neuer Religion, von der man sich absolute Antworten auf alle Fragen des Lebens erwartet. Für viele Wissenschaftler ist Freiheit ein sehr schwer einzusehendes Konzept, von dem sie letztendlich nicht glauben, dass es existieren könne.

 

Neben dem intellektuellen Einfluss ist es das organisierte Kapital und die organisierte Arbeit, die die Tendenz zum Totalitarismus bestimmen. Wer Monopolen oder etwa auch Gewerkschaften erlaubt über Privilegien zu verfügen, der darf sich nicht wundern, wenn es zum Totalitarismus kommt. Diese Monopole ändern allmählich auch die öffentliche Meinung. Was jedoch am schlimmsten wirkt, ist, wenn verschiedene Monopole zentral „koordiniert“ werden, wenn es zur Abstimmung verschiedener Monopole aus unterschiedlichen Industrien aufeinander kommt. Private Monopole sind dagegen selten vollständig oder umfassend und kaum von langer Dauer. Öffentliche Monopole oder öffentlich unterstützte Monopole hingegen sind in der Regel total und auf die Dauer angelegt. Diese Monopole sind gegen Kritik und gegen den Wettbewerb geschützt. Auch gehen Monopole dieser Art weit über den Kapitalbereich hinaus. So ist der Kampf um Privilegien typisch für Gewerkschaften. Sie werden so zu den Triebkräften der Ungerechtigkeit schlechthin, da sie sich gegen den Wettbewerb stellen und so all jene, die eine faire Chance am Markt haben wollen behindern. Privilegien für Gewerkschaften sind zutiefst unsozial.

 

Heute (1944) ist es vollkommen klar, dass eine geplante Gesellschaft viel weniger frei ist, als die Wettbewerbsgesellschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte man noch manchen entschuldigen, der glaubte dass Planung mit Freiheit vereinbar wäre. Heute ist dies jedoch eindeutig widerlegt und die Beispiele der Unfreiheit in geplanten Gesellschaften sind derart mannigfaltig, dass man nicht mehr über sie hinwegsehen kann. Wichtig ist einzusehen, dass Planung immer zu Unfreiheit führt und dass es sich bei diesen Systemen nicht um typisch deutsche, italienische oder russische Modelle handelt, sondern dass jede Art von Planung zu Unfreiheit führen muss, selbst wenn sie in Großbritannien oder den USA eingeführt werden.

Freitag, 4. Juli 2014

HAYEK 12 - THE SOCIALIST ROOTS OF NAZIISM


Der Nationalsozialismus ist die logische Folge der politischen und geistesgeschichtlichen Entwicklungen, wie sie sich in Deutschland und anderen Staaten des europäischen Kontinents seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ergeben haben. Er ist alles andere als ein irrationales System ohne intellektuellen Hintergrund. Wenn dem so wäre, hätte der Nationalsozialismus niemals so mächtig und gefährlich werden können. Es ist schlicht und einfach der Kollektivismus ohne Entwicklung einer Tradition des Individualismus, der zu Hitler, Mussolini oder Stalin geführt hat!

 

Der Nationalsozialismus ist eine echte sozialistische Strömung und hat nichts mit Kapitalismus, Bourgeoisie oder der „Reaktion“ zu tun. Es war ja gerade das Fehlen eines starken Bürgertums, das Hitler erst ermöglich hatte. Jene Leute, die Hitler am stärksten unterstützt hatten waren eben gerade keine Bürgerlichen, sondern solche, die in ihren Köpfen längst auf den Weg des Kollektivismus geratene waren, egal wie sie sich nach außen hin auch erklärt haben mochten (das Etikett).

 

Der Nationalsozialismus ist eine Kombination von Sozialismus und Nationalismus, wie bereits der Parteiname deutlich anzeigt. Der Sozialismus zeigte sich international, aber vor allem in Deutschland, meist sehr militant. Es waren die deutschen Sozialisten, die 1914 mit Hurra in en Krieg gezogen waren, die im Reichstag für den Krieg gestimmt hatten. Der Liberalismus ist die einzige Strömung, die Krieg als sinnlos erachten, der Sozialismus hat Krieg immer auch als legitimes Mittel der Willensdurchsetzung betrachtet – diese Haltung ist auch notwendig für jedes kollektivistische System, wie es Zwang nach innen ausüben muss, muss es auch Zwang gegenüber der Einmischung von anderen Systemen ausüben. Und wer die „Weltrevolution“ anstrebt muss auch als Angreifer auftreten können. Diese Logik war vielen nicht klar und sie sind deshalb oft den Sozialisten auf den Leim gegangen, wenn diese von Frieden gesprochen hatten.

 

Der Erste und der Zweite Weltkrieg waren beiden Kriege zwischen zwei Systemen. In beiden Kriegen war es stets der Krieg zwischen dem Liberalismus, für den Großbritannien und die USA gestanden hatten und dem Kollektivismus, der vor allem von Deutschland vertreten wurde (später auch von Russland und Japan). Es war dies ein Kampf zwischen „Freiheit“ und „Pflicht“. Glücklicherweise hat in beiden Kriegen sich die Freiheit durchgesetzt!

 

Hitler war ein konsequenter Sozialist, er führte bis zum bitteren Ende durch, was sozialistische Theoretiker seit langem ersonnen hatten. Es ist kein Wunder, dass der Kollektivismus in Deutschland derart stark werden konnte. Hier verbanden sich die sozialistischen Ideen mit dem „Preußentum“, einer militärisch disziplinierten und durchorganisierten Gesellschaft, die unter dem Postulat der „Pflicht“ stand. Im Kollektivismus gibt es im Grunde nur eine Pflicht und diese heißt Gehorsam und es gibt nur ein Verbrechen und dieses heißt Ungehorsam. Der Gehorsam hat absolut zu sein und ist unter Aufbringung jeden Opfers zu erbringen – egal welchen Inhalt die „Pflicht“ hat. Jeder einzelne „gehört“ dem Staat, der mit dem Individuum nach Belieben verfahren kann. Im Grunde ist m Kollektivismus jeder „Staatseigentum“. Nirgendwo sah man dies deutlicher als unter Hitler bzw. Stalin.

 

Der wahre Feind Hitlers war stets der Liberalismus, das „englische System“. Gleiches gilt auch für den Kommunismus und den Sozialismus. Niemand steht mehr für Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Demokratie als der Liberalismus – die anderen Systeme können ihn deshalb nicht dulden.

HAYEK 11 - THE END OF TRUTH


Für jede geplante Gesellschaft ergibt sich das Problem, wie die einzelnen Individuen dem kollektiven Ziel untergeordnet werden können, damit dies mit möglichst wenig „Reibung“, sprich Schwierigkeiten, verbunden ist. Am leichtesten ist es solche zentral angeordneten Ziele zu erreichen, indem man die Menschen dazu bringt, möglichst alle Menschen, an diese Ziele zu glauben. In einer totalitären Gesellschaft muss die Bevölkerung – und zwar nach Möglichkeit jedes einzelne Individuum – dazu gebracht werden sich mit den kollektiven Zielen derart zu identifizieren, dass es diese für seinen eigenen hält. Gibt es eine bessere Kontrolle über die Menschen, als wenn sie gar nicht mehr in der Lage sind eigene Ziele sich auch nur zu denken, aber fälschlicherweise glauben, die von ihnen verfolgten Ziele wären ihre eigenen? Es ist dies die alte Geschichte vom Sklaven, der glaubt frei zu sein und sich deshalb nicht einmal mit der Frage der Befreiung beschäftigt. Menschen kontrolliert man dadurch, dass man ihre Gedanken kontrolliert und dies erreicht man dadurch, dass man sagt was richtig und falsch ist.

 

Das Mittel um alle an dieselben Ziele glauben zu lassen ist die Propaganda. Die totalitäre Propaganda untergräbt im Ergebnis alle Moral, weil sie eines ihrer Fundamente angreift: den Sinn für und den Respekt vor der Wahrheit! Im Totalitarismus kann es keinen Disput über und kein Hinterfragen der Werte geben. Für das Funktionieren eines solchen Zwangssystems ist es nicht nur notwendig, dass alle die gleichen Ziele verfolgen, sondern auch, dass die dabei angewandten Mittel von allen geteilt werden. Es ergibt sich zwangsläufig die Notwendigkeit, dass der einzelne die Welt auf dieselbe Weise sieht, wie jene, die das System steuern, andere Interpretationen sind nicht zulässig.  Totalitäre Regime sind Meister der Rationalisierung, sowie der Schaffung von Mythen – ohne solche kann es keine Machtausübung in dem Maße und auf jene Art geben, wie sie der Totalitarismus braucht. Ein besonders schlimmes Schicksal erleidet auch die Wissenschaft. Diese kann nämlich ihre Aufgabe, die Suche nach der Wahrheit, nicht mehr erfüllen, denn stets ist bereits das Ziel vorgegeben, in den meisten Fällen sogar der Weg zu diesem. Wahrheit ist in einem totalitären System nicht etwas an sich Existierendes, etwas, das man findet, sondern ein Konstrukt des Systems selbst. Wahr ist, was jene, die die Macht haben, als wahr verordnen. Dass unter diesen Umständen eine ordentliche wissenschaftliche Arbeit nicht mehr möglich ist, ist evident.

 

Am effektivsten sind jedoch totalitäre Regime in der Umdeutung von Begriffen. Was einst eine völlig andere Bedeutung hatte, wird ideologiekonform uminterpretiert. Die Vergewaltigung der Sprache ist ein wesentliches Kennzeichen solcher Systeme. Unter den gewohnten „positiven“ Begriffen können so die grausamsten Handlungen durchgeführt werden. Ideologien nehmen jenen, die sie in ihren Köpfen tragen die Freiheit und machen damit zwangsläufig bis zu einem gewissen Grad dumm. Diese Dummheit ist jedoch nicht auf mangelnde Intelligenz zurückzuführen, im Gegenteil, denn Ideologen finden sich meist sogar unter besonders intelligenten Menschen, was jedoch zugrunde gerichtet wird ist die Vernunft. Beim Ideologen bleibt nichts als der bloße Verstand übrig. Ideologien sind kollektive Rationalisierungen für Verbrechen und Unmenschlichkeiten aller Art – es gibt nichts was im Namen einer Ideologie nicht als gut betrachtet werden könnte – bis hin zum Völkermord. Begriffe wie „Recht“, „Gleichheit“ oder „Gerechtigkeit“ erfahren in beinahe allen kollektivistischen Systemen eine Umdeutung. Am schlimmsten jedoch ergeht es dem Begriff der „Freiheit“. Die wahre Bedeutung von Freiheit besteht in der Abwesenheit von Zwang. Und Zwang bedeutet Gewalt oder Drohung mit Gewalt gegen einen anderen oder sein Eigentum. Was jedoch bei den verschiedenen totalitären Regimen daraus wurde, darüber legt die Geschichte ein beredtes Zeugnis ab.

 

Totalitäre Systeme verhalten sich zu jeder Zeit, als ob sie sich im Krieg befänden. Jeder Zweifel, jede Kritik am System wird als eine Art Gefahr für den „Sieg“ des Systems angesehen und wer solche äußert muss genauso behandelt werden, wie ein Verräter im Krieg. Deshalb muss das Geistesleben der Menschen völlig kontrolliert werden; besonders die Bereiche Recht, Geschichte, Ökonomie, die gesamten Sozialwissenschaften überhaupt, werden zum ersten Gegenstand der Kontrolle. Diese sind freilich jene, die am direktesten mit ihrer Arbeit ein politisches und gesellschaftliches System bedrohen können. Getan ist es damit jedoch noch nicht, denn selbst die scheinbar so „unpolitischen“ Naturwissenschaften werden bald „auf Linie“ gebracht. So gab es etwa unter dem Nationalsozialismus Dinge wie eine „germanische Mathematik“ oder eine „germanische Naturwissenschaft“. Daran erkennt man bereits, dass totalitäre System alles für sich beanspruchen und ihrer Vorstellungen gemäß zurechtbiegen müssen, selbst wenn es sich um Dinge wie die Naturgesetze handelt. Über kurz oder lang haben so immer weniger Menschen Zugang zur Realität, denn wenn für den „Abweichler“ sogar Lebensgefahr oder „Umerziehung“ droht, dann unterlässt man das denken besser ganz. Denken braucht Freiheit, ebenso wie die Wahrheit – unter Zwang kann es nur vorgefertigte Meinungen geben. Wahrheit ist dann die zur Realität erklärte Meinung der Machthaber und hat nichts mehr mit den wirklichen Gegebenheiten in der Welt zu tun. So unangenehm es auch sein mag, wenn der eigenen Meinung widersprochen wird, so bleibt doch nur dadurch die Tür offen, um klüger zu werden. Wer kategorisch glaubt bereits im Besitz der Wahrheit zu sein, der kümmert sich um solche Dinge freilich nicht. Doch wer die Wahrheit wirklich liebt, der wird nicht behaupten sie zu besitzen.

 

Die Folge all dieser Zwangsmaßnahmen, die sich auf das Denken der Menschen beziehen, ist, dass die Bevölkerung zynisch wird und Zynismus ist immer ein Zeichen von Angst und oft bereits der Hoffnungslosigkeit. Es gibt aber auch Gefahren, die auch in freien Gesellschaften von den Wissenschaften, gerade von den Sozialwissenschaften, ausgehen – nämlich durch die Behauptung es gäbe überhaupt keine Wahrheit oder alles sei relativ. Beide Aussagen sind in sich widersprüchlich, denn anscheinend meint man dann, dass die einzig wirkliche Wahrheit eben jene Wahrheit sei, dass es keine Wahrheit gäbe! Bzw. dass alles relativ sei, außer der Aussage, dass alles relativ sei selbst – diese muss ja absolut gesehen werden, sonst macht die Aussage keinen Sinn. Sie tut es jedoch auch dann noch nicht, wenn man diese, meist verschwiegene, Ansicht aufdeckt. Es ist erstaunlich wie wenig heutzutage die Notwendigkeit zumindest EINER absoluten Sache an der Basis allen Seins missachtet wird! Was die Sozialwissenschaft anbelangt, so haben diese durch ihre relativistischen Ansichten viele entmutigt nach der Wahrheit überhaupt zu suchen. Die Ursache für den Relativismus finden wir im Positivismus, der von fast allen Sozialwissenschaftlern vertreten wird und ein Glaubenssystem ist! (was in der Regel verschwiegen wird). Die Problematik von „absolut“ und „relativ“ weist jedoch darauf hin, dass der Positivismus falsch liegt, ebenso wie der Sozialismus, der ebenfalls ohne Positivismus nicht denkbar wäre.

 

Die meisten Menschen folgen anderen im Leben, das gilt für das Geistesleben nicht anders, als für die meisten anderen Bereiche. Dieser Umstand stellt jedoch in einer freien Gesellschaft kein großes Problem dar, wo es viele verschiedene „Führer“ gibt. Im Totalitarismus jedoch kann es nur einen solchen „Führer“ geben und damit ist eine gesamte Gesellschaft auf Gedeih und Verderben diesem ausgeliefert. Wenn dieser sich irrt, dann geht ein ganzes Land, ein ganzes Volk zugrunde. Der Geist des Menschen muss frei sein, man darf ihn nicht kontrollieren, dadurch verliert er seine Kraft. Die bewusste Kontrolle des Geistes ist eines der größten „Sünden“ des modernen Menschen. Es ist dies ein typisches modernes Phänomen, auch wenn es gewisse geistige Traditionen gibt, die dies seit Jahrtausenden für ratsam erachten, bzw. für die die bewusste Kontrolle des Geistes sogar essentieller Bestandteil ihrer Lehre ist (wie etwa beim Buddhismus). Nur in einem spontanen, nicht bewusst kontrollierten Umfeld, kann der Geist sich entfalten, die bewusste Kontrolle würgt in Wahrheit jede Weiterentwicklung ab.

Donnerstag, 3. Juli 2014

HAYEK 10 - WHY THE WORST GET ON TOP

Laut Lord Acton tendiert Macht dazu zu korrumpieren, und totale Macht korrumpiert totel. Wie Recht der alte Brite doch hatTe! und würde er in unseren Zeiten leben, würde er das Ausmaß der Wahrheit seines Gedankens kaum fassen mögen. Aber uns beschäftigt hier vordergründig die Frage nach dem Totalitarismus, der sich zwangsläufig aus den sozialistischen Ideen ergibt und zu den Grundübeln unserer Zeit geworden ist, auch wenn es heute nicht direkt so aussieht, als ob der Totalitarismus ein großes Probelm für Europa oder die westliche Welt im frühen 21. Jahrhundert wäre. Es ist ein Irrtum zu glauben Totalitarismus wäre an sich neutral, es käme nur darauf an, ob er gute oder böse Ziele verfolge. Dies ist der gleiche gefährliche Irrtum, dem Menschen unterliegen, die die Diktatur nur dann ablehnen, wenn sie Böses bringe, die jedoch erfreut über sie sind, wenn diese dem "Guten" diente. Wenn doch nur der "Gutmensch" Diktator wäre, denn hätten wir ja nichts zu befürchten, dann bräche das Zeitalter der Erfüllung, der "Gerechtigkeit" und dergleichen an. Die äußere Erscheinung mag sich wandeln, doch im Kern bleiben all diese Hoffenden dieselben. Es gibt laut Viktor Frankl nur zwei Arten von Menschen auf dieser Welt: 1.) jene, die glauben die Zwecke heiligten die Mittel und jene, die glauben, dass dies nicht der Fall sei. Die "Weltverbesserer" aller Couleurs gehörten stets der ersteren Gruppe an. So sehr sie auch den Anschein des Guten nach außen hin präsentieren, so sehr ist doch das Ergebnis ihres Handeln stets das Gegenteil.

Was wir an Totalitarismus in Deutschland, Russland oder Japan sahen ist die logische Folge der Planung und hat nichts mit der kulturspezifischen Ausformung zu tun. Wer den Weg der Planung beschreitet, gerät in das mörderische Fahrwasser, in das Hitler, Stalin und das kaiserliche Japan in den 30er und 40er Jahren gerieten, und jedem anderen Volk wäre es ebenso ergangen, wenn es diesen Weg eingeschlagen hätte. Es ist ein großer Fehlschluss zu glauben, dass irgendetwas an den Deutschen, Russen, Italienern oder Japanern grundsätzlich "falsch" oder "böse" gewesen wäre, dass diese Völker sich eines enormen Ausmaßes an Verbrechen hingegeben hatten. Es war nichts anders als das Einlassen auf ein System dessen Folgen auch von den Klügsten anfangs kaum abzusehen war, dessen Auswirkungen für uns jedoch in höchstem Maße erkennbar sind und als Warnung für alle Zukunft gelten muss. Auch der demokratische Planer sieht sich bald vor die Notwendigkeit gestellt Maßnahmen zu treffen, die jenen eines Adolf Eichmann nicht unähnlich sind. Völlig unabhängig vom persönlichen Charakter ist es bald ein Zwang, der sich aus der Konsequenz des Handeln ergibt. Es ist jene  Aufgabe der Souveränität, die typisch für das Systemdenken ist und dafür sorgt, dass, um mit Emerson zu sprechen, die Dinge in den Sattel gesetzt werden und uns reiten lässt. Das ursprüngliche Ideal des Humanismus den Menschen ans Steuer zu setzen und sein Schicksal selbst bestimmen zu lassen, ist seit der Aufklärung immer tiefer im Sumpf der Kontrolle und geplanten Gesellschaft versunken und im 20. Jahrhundert derart unter die Räder gekommen, dass das Leben im Wesentlichen nur noch von den "Umständen" bestimmt wurde. Es bleibt die Frage ob wir im 21. Jahrhundert hier eine Richtungsänderung bewirken können und uns selbst wieder "in den Sattel setzen" können.

Es waren gerade die systemisch denkenden Sozialisten, die glaubten das "Paradies" auf Erden schaffen zu können (nachdem der Glaube an Gott aufgegeben wurde) und dieses "Paradies" konnte freilich nur durch eine Diktatur geschaffen werden, doch man glaubte, dies sei es eben wert in Anbetracht des Ziels. Was man dabei meist nicht sah war die Verschlechterung der Moral, die zwangsläufig mit Planung einhergeht. Und auch wenn manche Sozialisten davor zurückschreckten zu diktatorischen Mitteln zu greifen, so traten ihre "Bürder" die Kommunisten und Nationalsozialisten auf den Plan, die weitaus weniger zimperlich waren und die Diktatur offen begrüßten, um die "Dinge geregelt" zu bekommen. Es war ja meist das Versagen der Sozialisten in ihrer eigenen Ideologie des Sozialismus, der die Diktaturen von Hitler und Stalin erst ermöglichte, da diese Sozialismus konsequenter umsetzten, als die meisten Sozialisten selbst. Es gibt drei Gründe warum der Totalitarismus die schlechtesten Elemente der menschlichen Gesellschaft nach oben spült: 1.) Je höher die Intelligenz und die Ausbildung von Menschen ist, desto differenzierter sind ihre Ansichten
zur Welt, ihre politischen und moralischen Ansichten. Dies macht eine Einheitlichkeit naturgemäß sehr schwierig. Primitive, brutale Charaktere hingegen sind sich recht schnell einig. 2.) Die Diktatur erfordert die Zustimmung jener Menschen, die selbst über nur vage und wenig gefestigete Überzeugungen verfügen und 3.) Es ist weitaus leichter einer negativen Position zuzustimmen als einer positiven. Es ist leichter eine "Wir-gegen-sie-Position", eine Sündenbock-Haltung, einzunehmen, als sich ernsthaft mit einem Problem auseinander zu setzen. Die Diktatur hat deshalb einen großen Spielraum, weil sie viel mehr gegen bestimmte Positionen und Menschen ist, als dass sie positiv etwas zu bieten hätte.

Es ist interessant, dass die Positionen des Totalitarismus stets gegen den Kapitalimsus und gegen das Judentum gereichtet war, beide wurden als in engem Verhältnis zueinander gesehen, ja meist sogar als identisch betrachtet. Der Antisemitismus geht auch heute noch mit dem Antikapitalismus und Antiliberalismus Hand in Hand. Linke und  "Rechte" gleichen sich hier bis auf den heutigen Tag - beide sind sie gegen die Freiheit, das Privateigentum und die Rechtsstaatlichkeit - bis heute (2014). Es ist wichtig sich vor Augen zu halten, dass Kollektivismus immer bedeutet, dass es eine regierende Elite von wenigen gibt! Die humanistischen Werte des Individualismus wurden nur vom Liberalismus, von keiner anderen Strömung, geschaffen. Man darf sich deshalb auch von Leuten, die einen "liberalen Sozialismus" propagieren keinen Sand in die Augen streuen lassen. Sozialismus kann niemals liberals sein, immer ist er gezwungen totalitär zu werden, selbst wenn der einzelne Sozialist dies nicht wollen sollte. Der Sozialismus hat keinen Raum für den Humanitarismus des Liberalismus, nur für den eigenen Partikularismus des Totalitarismus. Im Kollektivismus werden nur jene als Teil der Gesellschaft angesehen, die denselben Zielen wie das Kollektiv zustreben. Doch was ist mit all den anderen?

Die Identifizierung des einzelnen mit dem Kollektiv ist das Ergebnis eines Minderwertigkeitsgefühls, das auf der anderen Seite durch ein Überlegenheitsgefühl gegenüber der Außenseitergruppe kompensiert werden muss. Viele halten sich überhaupt nur deshalb für moralisch, weil sie alle Entscheidunggewalt und Urteilskraft an eine Autorität abgetreten haben, die das Kollektiv vertritt. Sozialismus führt auch leicht zu Nationalismus, denn das ist die einzige Kontrolle, die die "Planer" haben, jene über die nationalen Produktionsgüter. Um den Kollektivismus umzusetzen muss man über weite Strecken Kontrolle über andere Menschen ausüben. Zudem muss die Macht dazu nicht nur
gebündelt, sondern sogar erhöht werden. Dabei wird als Einwand oft erwähnt, dass die politische Macht nichts anderes als die wirtschaftliche Macht (etwa eines Vorstandes einer großen Aktiengesellschaft) sei. Doch dies ist ein großer Irrtum, denn einer privaten Gesellschaft kann man entkommen, doch der politischen Macht nicht, ihr ist man als Einwohner eines Staates immer unterworfen.

Im kollektivistischen Staat kann es keine private Moral geben, alles muss der staatlichen Moral untergeordnet werden, notfalls durch Zwang. Die "Staatsraison", die Ziele des Staates gelten absolut und wer sich diesen widerstezt muss zermalmt werden. Ein absolutes formelles Recht (Rechtsstaatlichkeit) kann es im Kollektivismus nicht geben; das Individuum hingegen braucht ein solches und nur der Liberalismus kann ihm ein solches geben. Toleranz und Zivilcourage kann es in einer kollektivistischen Gesellschaft nicht geben. Interessant ist jedoch, dass gerade diese Werte des Individualismus in höchstem Maße auch soziale Werte sind. Es ist auf den ersten Blick nicht leicht einzusehen, doch wenn man sich auf den Liberalismus einlässt, dann erkennt man, dass nur dieser das Individuum zur vollen Entfaltung kommen lässt und dabei gleichzeitg die sozialste aller Formen des Zusammenleben ist. Dies kommt daher, dass der Liberalismus keine menschliche Schöpfung, sondern ein menschliche Entdeckung ist; er ist die Entdeckung der Natur des Menschen selbst! Auf dem antiken Tempel von Delphi stand "Gnoti Seauton" - "Erkenne dich selbst" - der Liberalismus ist die Antwort auf diese Urfrage des Menschen!

Wo es allgemeine Ziele der Gesellschaft und des Staates gibt, da kann es keine individuelle Moral mehr geben. Die wichtigste Grundlage der Moral, die Freiheit des Individuums, ist dann nicht mehr gegeben und das bedeutet, dass es in einer kollektivistischen Gesellschaft überhaupt keine Moral mehr geben kann. In einer totalitären Gesellschaft darf der einzelne überhaupt keine Moral haben. denn er ist ein Instrument des Staates und hat deshalb diesem zu dienen. Solches verträgt sich nicht mit einer individuellen Moral oder individuellen Zielen. Es gibt auch keinen Platz mehr für menschliche Gefühle. Wie sehr "höhere" Ziele die Individualität untergraben und im Ergebnis die niedrigsten aller Ziele sind, zeigte sich deutlich an der Erfahrung mit Hitler, Stalin oder Pol Pot. Totalitäre Gesellschaften belohnen das Niedrige, das Unmenschliche, das Brutale, in ihnen kommen die übelsten Gestalten der Menschheit an die Macht. Das 20. Jahrhundert zeigt, dass dies nicht bloße Theorie, sondern blutige Praxis geworden ist. Seien wir im 21. Jahrhundert so klug und human diese Fehler nicht erneut zu begehen und stellen wir uns der Planung und dem daraus folgenden Totalitarismus in den Weg.