Donnerstag, 29. August 2013

Harnäckige Mythen - Teil 2

Dieser Text schließt nahtlos an den zuletzt veröffentlichten an, weshalb hier auch keine Einleitung erfolgt.

11. UNRECHT GUT GEDEIHT NICHT
Dies ist wieder eine grundsätzlich unsinnige Aussage. Es gibt in unserer Welt keine an sich existierende Gerechtigkeit, kein Gesetz der Vergeltung aber auch keines der Belohnung. Die Frage nach der Gerechtigkeit ist eine soziale, menschliche, keine, die in der Natur existiert (die Natur kennt Gut und Böse nicht). Aus dem Umstand, dass Unrecht menschlich ist folgt, dass auch nur durch Menschen Unrecht "gesühnt" und "vergolten" werden kann. Wer also dem menschlichen  Zugriff entkommt, dessen "Unrecht" kann sehr wohl gedeihen. Was bleibt ist dann nur noch die internalisierte Norm, sprich das, was man Gewissen nennt. Dieses kann noch dafür sorgen, dass einer mit seinem Unrecht nicht glücklich wird. Ist das Gewissen jedoch nicht entsprechend geschult, so ergeben sich auch keine Schuldgefühle und in der Folge auch keinerlei negative Auswirkungen des Unrechts. So unangenhm es auch sein mag, der Gerecht kann durchaus der Dumme und  der Ungerechte der Kluge sein. Die Beurteilung durch eine göttliche Vergeltung bleibt hier jedoch völlig unangetastet.
 
12. HOMO-OECONOMICUS- IRRTUM
Der Mensch sei ein rationales Wesen und deshalb seinen seine wirtschaftlichen Entscheidungen ebenfalls rational. Nun, darüber ist schon viel geschrieben wurden und kaum einer glaubt heute noch daran, dass der Menschen an sich vernünftig handelt. Es ist schon richtig, dass der Mensch über Vernunft verfügt, doch ihr Gebrauch ist anstrengend und nur zu leicht kann sie verführt und ausgeschaltet werden. Einen kühlen Kopf zu behalten ist schwer, zudem wäre es eine geistige Überforderung stets rational handeln zu wollen - ein menschliches Gehirn ist dazu nicht in der Lage und es wäre auch gar nicht klug solches  zu tun. Auf "Autopilot" geschaltet zu haben ist tatsächlich in vielen Fällen des Lebens "vernünftig" und richtig, gerade bei der Alltagsroutine, die ansonsten zu viel geistige Energie erfordern würde. Ähnlich es es auch ein Unsinn sein Leben ständig zu reflektieren. Wer solches tut, verpasst das Leben selbst. Reflexion ist gut - hin und wieder in größeren Abständen, aber nicht als Dauerzustand - ein solches Mensch wäre zutiefst neurotisch.
 
13. DER SPATZ IN DER HAND IST BESSER ALS 10 TAUBEN AUF DEM DACH
Diese Ansicht ist nur bedingt wahr. Sie wird vor allem von ängstlichen Menschen geäußert, die eher daran glauben, dass die Dinge  schlecht ausgehen und man sich deshalb greifen muss, was man kriegen kann. Gute Gelegenheiten, die Geduld erfordern entgehen so diesen Menschen - dh. die besten Dinge im Leben entgehen ihnen. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um materielle Dinge oder andere handelt. Große Erfolge im Leben kommen dadurch, dass man ein Risiko eingeht (freilich keines, das man sich nicht leisten kann). Wer immer den Spatz wählt, der landet im Sumpf der Mittelmäßigkeit, nicht beim Erfolg.

14. VIELE KÖCHE VERDERBEN DEN BREI
Stimmt nur, wenn alle Köche am selben Gericht kochen. Ist jedoch optimale Arbeitsteilung vorhanden, dann ist die Zusammenarbeit von Spezialisten sehr vorteilhaft. Entscheidend ist hier die Führung und Organisation des Teams.

15. DEN CHARAKTER KANN MAN NICHT ÄNDERN
Menschen sind in jedem Alter fähig ihr Wesen zu ändern. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass Menschen sich ändern können, selbst wenn sie schon in fortgeschrittenen Alter sind. Freilich ist das nicht der Regelfall und es stimmt auch, dass eine Lebensänderung mit zunehmendem Alter schwieriger wird - man trägt zu viele geistige Prägungen mit sich herum, die man aufgeben müsste. Junge Leute haben insofern einen Vorteil, als sie wenig aufgeben müssen, um jemand anderer zu sein. Die Aussagen "bleib wie du bist" oder "sei einfach du selbst" können die schlimmsten Beleidigungen sein, die man einem antun kann. Was wenn einer ein Schuft, ein Versagen ist, soll er dann ein  solcher weiterhin sein? Und was wenn einer sich ändern möchte, ihm sein Umfeld aber sagt, er soll so bleiben, wie er ist? Dann tut Änderung not und man sollte sie unterstützen und nicht Hindernisse in den Weg stellen.

16. SKEPTIKER SIND NEGATIVE MENSCHEN
Die wissenschaftliche Methode ist eine skeptische Methode. Sie hat sich bewährt im Umgang mit der natürlichen Welt. Problematisch wird es allerdings, wenn der Skeptizismus von einer bestimmten Untersuchungsmethode in Bezug auf bestimmte Herausforderungen zum Lifestyle wird. Dann ist der Mensch meist ein Pessimist. Im Kern bedeutet Skeptizismus sehr wohl Dinge zu glauben, denn ohne an  Dinge zu glauben, kann der Mensch nicht leben, sondern der Skeptiker will sich nicht vormachen lassen. Es ist ja gerade die Liebe zur
Wahrheit, die einen nicht alles glauben und kritisch hinterfragen lässt. Wenn der Skeptiker jedoch von vorne herein davon ausgeht, dass er angeschwindelt wird, dann ist er kein Skeptiker mehr, denn die Annahme des Negativen ist genauso ein Vorurteil wie die automatische
Annahme des Positiven. Der Skeptiker möchte die objektive Wahrheit erkennen, sofern sie dem Menschen zugänglich ist - nichts weiter.
 
17. STILLE WASSER SIND TIEF
"Wärst du ein Philosoph geblieben ..." Tatsächlich kann ein schweigender Mensch klug erscheinen und er kann es auch tatsächlich sein.  Vielleicht redet einer aber auch nur Unsinn und einer ist höflich genug nichts zu sagen. Mitunter steckt aber hinter Schweigen auch einfach nur Dummheit oder Ignoranz. Möglicherweise hat einer keine Meinung, kein Profil und hat deshalb auch nichts zu sagen.
 
18. ALLES IST RELATIV
Eine populäre postmoderne Ansicht, aber in Wahrheit völliger Unsinn. Alles soll relativ sein? Dann ist die Aussage, dass alles relativ ist auch relativ; somit wäre die Türe zum Absoluten doch wieder offen?! Ein Mensch, der konsequent alles relativ sehen will ist ein Fundamentalist, ein Absolutist. Sein Absolutismus heißt Relativismus! Welch lächerlicher Widerspruch darin steckt, begreift bald der Einfältigste. Nicht aber der relativistische Ideologe, denn Ideologen können nicht denken, da sie im Gefängnis ihrer Gedanken gefangen sind.  Das ist so, wie wenn einer für alles offen ist. Wer für alles offen ist, der kann nicht dicht sein. Ein Mensch, der keine Grenzen hat, hat  kein Profil und wer kein Profil hat, hat keine Persönlichkeit. Der Charakter eines Menschen besteht wesentlich in seinen Grenzen, in seinem  Nein-Sagen zu Dingen aber mitunter auch zu Menschen. Gerade darin liegt das Menschsein, dass man bestimmte Dinge nicht gutheißt, sie nicht zulässt und zuweilen auch streng verurteilt.
 
19. MAN KANN NICHT ALLES HABEN
Wieder eine Einstellung, die Mangeldenken zum Vorschein kommen lässt. Es sind ängstliche Menschen, die solches sagen, nur scheinbar sind sie Realisten. Es sind die gleichen Leute, die den Spatz in der Hand den Tauben auf dem Dach den Vorzug geben - und zwar aus Prinzip, nicht aus kühler Überlegung und Berechnung. Oft stecken falsche Bescheidenheit, Feigheit und Denkfaulheit hinter dieser Aussage.

20. JEDER KRIEGT, WAS ER VERDIENT
Diese Aussage hängt eng mit Nummer 11 zusammen. Es handelt sich um einen esoterischen Irrtum, zuweilen auch eine Illusion. In  östlichen Gegenden kann man darunter auch "Karma" verstehen, welcher ein kultureller Irrtum ist, dem Millionen von Menschen zum Opfer gefallen sind und der wie ein Virus die Geister und Seelen infiziert hat - zum Nachteil der Menschheit.