Sonntag, 30. November 2014

Eine besinnliche Stunde


Heute ist der erste Adventsonntag und selbst beim alten Cincinnatus kehrt eine besinnlichere Stimmung ein, auch wenn er gerade an diesem Wochenende wieder durch hektische Einkaufstraßen eilen musste, von viel zu lautem Weihnachtssingsang beschallt wurde und einer ganzen Legion von übergewichtigen, rauschebärtigen, in rote Gewänder gehüllten Hohoho-Alkoholikern ausweichen musste.

 

Es ist über das Jahr hinweg bei dem einen oder anderen Zeitgenossen, nicht nur bei den allzu zart besaiteten, der Eindruck entstanden ich würde dem Pessimismus huldigen, alles immer nur schlechtreden bzw. – schreiben und, wie mir in einem hitzigen verfassten, vor Emotionalität triefenden Mail mitgeteilt wurde, wäre ich ein „von Wut zerfressener alter Sack, der sich ständig über irgendetwas aufregen muss, um damit sich selbst über seine eigene Misere und seinen Frust sich hinwegzutrösten“. Nun, lieber Schreiberling, die Würze meiner Worte ist immer mit Humor zu verstehen und hat keinesfalls den Zweck der Miesepeterei zu frönen. Wenn ich den Finger auf die wunden Punkt in der Welt und in unsere Gesellschaft lege, dann tue ich das immer auch mit einem gewissen Augenzwinkern und nicht zu unterschätzenden Freundlichkeit. Ich glaube an den Menschen und an die Menschlichkeit, vor allem aber daran, dass der Mensch sich ändern kann. Andernfalls wäre meine Kolumne hier völlige Zeitverschwendung und wir würden uns besser dem unvermeidbaren Schicksal ergeben und die Köpfe hängen lassen. Dies sei ferne!

 

Der Mensch ist nicht schlecht, auch der Mensch unserer Tage nicht. Für die Laster und Sünden des Volkers tragen seine Führer die Verantwortung, nicht die Menschen selbst. In der persönlichen Erfahrung sind denn auch weitaus mehr angenehme soziale Zusammenkünfte zu verzeichnen, als die unfeinen. Nur haben wir Menschen eine Natur, die so gestaltet ist, dass sie das Unangenehme besonders feinfühlig wahrnimmt und aus dem Weg zu schaffen trachtet, als dass sie sich der guten Dinge erfreut, die zweifelsohne – das gebe auch ich freimütig zu – die Mehrzahl der Fälle im Leben ausmachen.

 

Arthur Schopenhauer sprach aus, wie man Menschen nehmen sollte und wie am besten im beruflichen und privaten Leben mit ihnen zu verfahren sei:

„Darum also müssen wir, um unter Menschen leben zu können, jeden, mit seiner gegebenen Individualität, wie immer sie auch ausgefallen sein mag, bestehen und gelten lassen, und dürfen bloß darauf bedacht sein, sie so, wie ihre Art und Beschaffenheit es zulässt, zu benutzen; aber weder auf ihre Änderung hoffen, noch sie, so wie sie ist, schlechthin verdammen. Dies ist der wahre Sinn des Spruchs: „Leben und leben lassen.“ Daher es ebenso töricht ist, über ihr Tun sich zu entrüsten, wie über einen Stein, der uns in den Weg rollt. Bei manchen ist es am klügsten zu denken: Ändern werde ich ihn nicht; also will ich ihn benutzen.“

 

Die heutige junge Generation wird von vielen auch als „Crunch-Generation“ bezeichnet. Damit ist gemeint, dass sämtliche Strömungen, weltanschaulicher, philosophischer und religiöser Art auf die Gehirne der Menschen einprasseln und sie damit irgendwie zurechtkommen müssen. Was dabei herauskommen wird, ist ein großes soziales Experiment, das wir heute alle in der westlichen Welt beobachten können. Wir befinden uns am letzten Ende der „postmodernen“ Ära, der Ära in der alles für relativ erklärt wurde, in der jede Autorität abgelehnt wurde, die das Zeitalter der „Desillusionierung“ und des allgemeinen Misstrauens sich zu sein anschickte, die Widersprüche ausmerzen wollte, die jedoch ihre eigenen Widersprüche nicht sah, nur die der anderen (Relativismus ist ein Selbstwiderspruch und wer behauptet Autoritäten abzulehnen ist mit damit selbst sehr autoritär).

                                                                                      

Ich habe stets versucht ein Licht in der geistigen Verwirrung unserer Zeit zu sein, jemand, der einen zur Wirklichkeit aufrüttelt, der mitunter mit unsanften Methoden (und sei es auch einem Schlag auf den Kopf) die aus den Fugen geratenen Hirne wieder funktionsfähig machen und das Denkvermögen steigern wollte (leichte Schläge auf den Hinterkopf sollen dies, einem alten Volksglauben nach, zu bewerkstelligen vermögen). In diesem Sinne wünsche ich Euch allen noch einen schönen Advent und doch manche besinnliche Stunde, sofern es sich irgendwie machen lässt.

 

 

Euer L. Q. Cincinnatus

 

Freitag, 14. November 2014

Jedem das Seine - und mir am meisten! Warum das herkömmliche Konzept von Gerechtigkeit Schwachsinn ist


Gerechtigkeit! Wie gerne führen Menschen diese im Munde, wie selbstgerecht brüstet sich einer bald selbst damit und erhebt rechthaberisch den spitzen Zeigefinger und weist hämisch auf jene, die er aus tiefstem Herzen heraus hasst und diesen Hass durch „Gerechtigkeit“ zu rechtfertigen versucht. Einstmals waren solche Gestalten allzu schnell durchschaut und die lodernde Flamme der Empörung fegte diese schneller hinfort, als dass diese ein weiteres Mal das Maul auftun konnten. „Du sollt nicht richten!“ hat es einst geheißen, in kulturschweren Zeiten, als man noch Ehrfurcht vor dem Gebrauch der Worte hatte und mit Bedacht nur sprach und schwieg, wenn man nicht besten Wissens und Gewissens etwas von sich geben konnte. Dabei tummeln sich bei den Sonntagspredigern, den schon bekannten gefallenen geistlichen Gestalten, säkulare Gesellen, die anderen vorschreiben wollen, wie sie zu leben hätten. Mit Kopfnicken sitzen die begossenen Lämmer dann da und spielen das Spiel mit – machen betroffene Miene und schützen Schuldgefühle vor – Schuldgefühle sind ja seit jeher das beliebteste Manipulationsinstrument schlechthin.
 
Sogar unser Papst, Jesuit der Form, Franziskaner dem Namen nach, vergreift sich schon einmal an der Heiligen Schrift. Das zehnte Gebot (Ex. 20), das da lautet: „Du sollst nicht begehren deines nächsten Gut“, scheint dem Pontifex Maximus wohl nicht immer über die Maßen bedeutsam zu sein, wenn er ganz offen nach dem Gut anderer schielt und „umverteilen“ möchte, wie die säkularen Neidhammel, die ihre Gier nach den Gütern anderer mit „sozialem Gewissen“ rationalisieren. Dabei darf eben gerade nicht vergessen werden, dass das Gut über das jemand verfügt eine Gabe Gottes ist, das dem Eigentümer besonders von den anderen, den Mitmenschen, aus ganzem Herzen heraus gegönnt werden sollte. Gottes Gunst zeigt sich bereits im Diesseits und die Habe eines Menschen ist ein klares Anzeichen für diese, freilich unverdienten, Gnade des Schöpfers. „Der Reichtum des Reichen ist seine feste Burg“, übersetzte Luther eine Passage des Wortes Gottes und sprach damit richtigerweise im Geiste des weisen Königs Salomon, der das wohl beredteste Zeugnis der Gnade Gottes darstellt, indem er um Weisheit bat und zu dieser, als Geschenk Gottes, noch sagenhaften Reichtum dazu erhielt.
 
Wie wohltuend ist es da moderne „Propheten“ zu erleben, Menschen, die unter uns weilen und uns lehren können - über den wahren Wert von Reichtum und Gerechtigkeit. Eine, die vor nicht allzu langer Zeit unter uns weilte, eine solche „Prophetin“, ist die nach Amerika emigrierte Russin Alissa Rosenbaum, besser bekannt unter dem Namen Ayn Rand. Ayn Rand ist eine Heldin der Freiheit, des Individualismus und der wahren Gerechtigkeit, jene wahrhaftige Gerechtigkeit, die das Ganze sieht und nicht mit Scheuklappen sich etwas herauspickt und in projektionsgeiler Manier glaubt Urecht zu erblicken. Brillant zeigt Rand in ihren schriftstellerischen Werken auf, dass der Mensch der Schmied seines eigenen Schicksals ist, dass die Vernunft des Menschen gerade darin besteht das zu tun, was getan werden muss, um die Lebensziele zu erreichen, die man sich gesteckt hat, dass man sich dabei nicht auf andere oder den Staat verlassen soll, sondern die Dinge selbst in die Hand nehmen muss. Man soll nicht bitten, noch hoffen, noch sich herabwürdigen zu Protesten, sondern sich ganz dem eigenständigen Tun verschreiben. Geldverdienen ist edel, ist ein Akt der Selbstbestimmung – jeder Dollar/Euro in der Geldbörse bedeutet Freiheit und wer uns diese nehmen möchte (unter welchem Deckmantel auch immer – Gemeinwohl, Spenden, Abgaben, Steuern etc.) nimmt uns diese Freiheit, sofern wir nicht individuell unsere Zustimmung dazu geben. Rand hat gezeigt welche Kraft im Geldverdienen steckt, welche hohe Moral sich dahinter verbirgt und dass genau das Gegenteil dessen wahr ist, was die „weltverbesserungswütigen Gutmenschen“ immer propagieren, von denen die meisten entweder noch nie unter realen Wirtschaftsbedingungen gearbeitet haben oder Versager des bestehenden Systems sind und sich deshalb gegen dieses richten. Wer es nicht schafft reich zu werden, Geld zu verdienen richtet sich bald gegen das, was er einst so sehr erreichen wollte: Reichtum und Geld. Seltsam, dass dies heute so wenig durchschaut wird und selbst wenn es durchschaut wird, keiner scharfen und peinlichen Rüge unterzogen wird.
 
Justizia sei blind, heißt es und doch ist dies einer der größten Mythen aller Zeiten. Gerechtigkeit braucht das Ansehen der Person, sie blickt messerscharf hin, mit Adlersaugen und unterscheidet ebenso deutlich zwischen den verschiedenen Menschen und Umständen. Die Ungerechtigkeit liegt ja gerade darin, dass auf die Individualität keine Rücksicht genommen wird, das alle über einen Kamm geschert werden – das ist wahre Ungerechtigkeit. Jeder Mensch muss immer als Individuum angesehen werden – Quotenregelungen sind Unrecht! Korruption ist Unrecht!
 
Die Propheten der falschen Gerechtigkeit können auf eine lange Tradition zurückblicken – verdorben waren diesbezüglich schon viele Gestalten der Antike. Verdorbene Pflanzen waren sie, verruchte Menschen beginnen in der Regel recht früh mit ihrem Schandwerk. Eine Person jedoch wird immer wieder genannt, wenn es um „Helden“ der falschen Gerechtigkeit geht – der verklärte Scherge aus dem Sherwood Forrest. Robin Hood war kein Wohltäter, sondern ein Verbrecher! Einer der übelsten Gestalten der Geschichte (gesetzt den Fall, dass er tatsächlich gelebt hat). In Wahrheit war Robin Hood ein Dieb, ja sogar ein Räuber, ein Räuber in Namen des Gemeinwohls, der abscheuliche Kriminelle schlechthin.
 
Eure Gerechtigkeit heißt Neid! Das ist die Wahrheit, die vielen „Gleichmachern“ nicht passt, die jedoch sichtbar wird, sobald man ihnen die Fratzen vom Gesicht reißt. Könnten die Menschen doch nur sehen, was sich hinter dem schönen Schein versteckt, sie würden die Bösewichte schmähen, welche von der „besseren Welt“ schwafeln, die den Sirenengesang erklingen lassen und die Not der Menschen für ihre niederen, tief verderbten Pläne missbrauchen – die ausbeuten ohne Skrupel und sich dafür noch feiern lassen. Das Polikantentum ist seit jeher verderblich gewesen, doch am Unerträglichsten wird er dort, wo sich jemand auf Kosten anderer bereichert. Und das ist bei den „Gleichmachern“ ohne Ausnahme stets der Fall.
 
Geld sei nicht wichtig, hört man nicht selten einen sprechen; doch sieh dir diese Gestalten an, es sind jene, die kein Geld haben, die solchen Unsinn von sich geben – bedauernswerte Gestalten, die kläglich verzagen müssten, wenn sie der Realität ins Augen sähen – sie müssten sich den Schmerzen stellen, die sich dann einstellten. „Geld ist nicht wichtig?“, müsste man ihnen entgegenschleudern und fortfahren mit „dann gib auch noch den Rest her, du kannst ohnehin nichts damit anfangen!“ Dann würde man sehen, wie sehr diese Heuchler an ihrem Geld klammerten und nur ihre Misere überdecken wollen, um vor anderen und sich selbst besser dazustehen. Habenichts und Arme strotzen oft vor Gier nach Geld – nur von der Gier der armen Menschen wird nur selten gesprochen. Schallendes Gelächter ist es, was Cincinnatus euch, ihr Kleinen, entgegenspuckt, nicht wert seid ihr es dieselbe Luft zu atmen wie ich. „Geld macht nicht glücklich“, sprich da ein anderer. „Arm sein aber auch nicht!“, müsste darauf hart widersprochen werden und man sehe das große Lächeln auf meinem Gesicht und auf jenen Freunden, die im Geld schwimmen, die so viel haben, dass sie es in tausend Leben nicht ausgeben könnten. Eines steht jedenfalls fest: Unglücklich macht Geld auf keinen Fall. Glaubt dem alten Cincinnatus, der den Reichtum in- und auswendig kennt, der unter den Reichen und Erfolgreichen seit vielen Jahren weilte und die Wahrheit spricht – die Wahrheit und nichts als die Wahrheit – ich kann es mir leisten, das ist der Luxus meines Lebens und ich brauche niemandem nach dem Mund zu reden, muss niemandes Knecht sein.
 
Sehen wir den Tatsachen ins Auge und erkennen, dass jeder das bekommt, was er verdient. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen unserem Denken, Handeln und den Ergebnissen, die sich im Leben einstellen. Niemand ist ein Opfer, es gibt nur Freiwillige. Im 21. Jahrhundert kann man Menschen, die an ein „Schicksal“ glauben nicht mehr ernst nehmen – zu leicht durchschaut man den Schwindel dahinter, die Verantwortungslosigkeit, die hier kaschiert werden soll.
 
Eng in Zusammenhang mit Gerechtigkeit steht auch das heute so überzogene Konzept der Gleichheit. Gleichheit heißt nur zwei Dinge: 1.) Alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz und 2.) Alle Menschen sind gleich an Würde. Jede weitere „Gleichheit“, vor allem eine künstlich hergestellte faktische, ist eine Perversion, eine Entwürdigung des Menschen, seiner Leistungen und verschiedenen Talente. Faktisch sind wir Menschen völlig unterschiedlich und teilen nicht besonders viel miteinander. Nur unter Freiheitsberaubung und unter großem inhumanem Zwang kann die menschliche Natur so verbogen und verkrüppelt werden, dass es so etwas wie eine faktische „Gleichheit“ geben kann – freilich immer nur dem Anschein, nie der Substanz nach.
 
Das wahre Konzept von Gerechtigkeit besteht darin, dass jedem das Seine zustehen soll (suum quique), dass jeder nach allem und jedem in unbegrenztem Ausmaß streben kann und ihm dies auch uneingeschränkt zusteht, ohne dass andere, weder als Individuum, noch als Gruppe, noch als Staat oder sonstige Organisation ins Handwerk pfuscht. Einmischung ist Tod – nur das In-Ruhe-Lassen ist Freiheit!
 
Es wird Zeit, dass die Schwindeleien des 20. Jahrhunderts, dieses vom Kollektivismus verdorbene Säkulum, aufgedeckt und in dem Misteimer der Geschichte gekickt werden und die Wahrheit, die im 19. Jahrhundert noch sichtbar war, wieder strahlt – höher und stärker strahlt als jemals zuvor. Im 21. Jahrhundert verdienen wir die Wahrheit, verdienen wir es nicht mir mit Hirngespinsten zu leben. Die westliche Kultur ist gekennzeichnet durch die Befreiung des Individuums von der Art (von der menschlichen Rasse). Setzen wir wieder auf diesen Kurs, wie wir es jahrhundertelang getan haben, und führen zu Ende, was bis zu Beginn des 20. Jahrhundert ungebrochen war – die endgültige Geburt der Menschheit – für eine Welt des freien Individuum, das nicht der Gruppe unterliegt, das alleine von seinen Selbststeuerungsmechanismen bestimmt wird. „Gerechtigkeit“ ist nichts anderes als ein Machtinstrument des Kollektivs und der Demagogen gegenüber dem Individuum. Unter dem Namen der „Gerechtigkeit“ wird dem einen genommen und dem anderen gegeben – und das gegen den Willen des „Gebenden“.
 
Nächstenliebe ist wunderbar und sollte selbstverständlich unterstützt werden, doch wo das Geben unter Zwang oder „staatlicher Organisation“ erfolgt, dort verlieren die menschlichen Bande ihre Bedeutung, dort ersetzt ein kaltes, herzloses System („Sozialstaat“ genannt) die menschliche Wärme des Gebens, der Fürsorge und das Wohlwollens. Lassen wir das Herz sprechen, geben wir freiwillig, schaffen allen Zwang zur Verteilung und „Umverteilung“ ab! Seinen wir freie Menschen, die die staatliche Einmischung als Affront brandmarken und erkennen wir die wahre Gerechtigkeit, die dem einzelnen gibt, was das Seine ist und treten wir aller Gleichmacherei, von wem sie auch immer kommen mag, vehement entgegen! „Gebt mir die Freiheit oder gebt mir den Tod!“ Diese berühmten Worte des großen Gründungsvaters der Vereinigten Staaten, Patrick Henry, soll unsere Motto sein, unser Leitstern, den wir in hellen und in dunklen Zeiten niemals verraten.
 

Euer L. Q. Cincinnatus

Freitag, 7. November 2014

November 1989


Vom Mauerfall ist in diesen Tagen und Wochen die Rede, so sehr, dass man in manchen Dokumentationskanälen nichts anderes mehr unter die Nase gerieben bekommt. Man sieht Bulldozer, die Fertigteilbetonelemente zum umkippen bringen, jubelnde Menschen, die auf der Mauerkrone tanzen und Legionen an Trabbis, die über die zuvor mit Wachtürmen und Stacheldraht bestückten Grenzen in den Westen gelangen. So weit so gut, und so schön! Doch wo ist die Konzentration auf das Wesentliche, wo der Hinweis auf die wahre Bedeutung der Ereignisse vor einem Vierteljahrhundert? Warum sind es die äußeren, sichtbaren Ereignisse, die Beachtung finden, nicht aber die tiefer liegenden Zusammenhänge?

 

Tatsache ist, dass in jener Zeit vor 25 Jahren ein morsches, im Inneren zutiefst verrottetes System implodierte, dass Jahrzehnte lange Menschenverachtung – ein staatlich organisiertes Quäl- und Zwangssystem ein Ende fand. Die Wurzeln reichten ja bekanntlich zurück in die Zeit des Ersten Weltkriegs in Russland, zu jenen Schlächtern, die voller Hass und Verachtung für den Menschen das kommunistische System aufrichteten. Russland war das erste Opfer, andere sollten bald folgen. Die tieferen Wurzeln des Verderbens reichen weit ins 19., ja sogar ins 18. Jahrhundert zurück, zu den geistigen Brandstiftern, die sich besonders in Philosophenzirkeln, unter Schreiberlingen und bei den so genannten „Sozialwissenschaftlern“ fanden.

 

Glücklicherweise konnte diese mörderische Gefahr, 1918/1919 in Deutschland vorerst noch einmal abgewendet werde – aber eben leider nur vorerst. In den folgenden Jahrzehnten konnte sich das Land nicht mehr so glücklich schätzen und der Ostteil kam überhaupt bis eben zu jenem schicksalshaften Jahr 1989 gar nicht mehr aus der Diktatur und Tyrannei heraus. Der internationale Kommunismus, die Sowjetunion und der Ostblock waren über Jahrzehnte hinweg die größte Gefahr für den Weltfrieden – diese Gefahr ist vor 25 Jahren zu einem unblutigen Ende gekommen. Etwas, dessen wir uns sehr glücklich schätzen können, denn meist sind solche historischen Veränderungen in der Vergangenheit alles andere als unblutig vonstatten gegangen.

 

Schon der große Ökonom und Nobelpreisträger, Friedrich August von Hayek wies auf die gemeinsamen Wurzeln von Sozialismus/Kommunismus und Nationalsozialismus hin. Alle fußen sie auf den gleichen „Gründervätern“. Es gehört zu den großen Mythen der Zeit, dass das NS-Regime als am entgegen gesetzten Spektrum der Politik, gegenüber der Linken, angesehen wird. In Wahrheit jedoch befinden sich beide in demselben „Lager“; der wahre Gegensatz zu Sozialismus/Kommunismus/Nationalsozialismus besteht jedoch im klassischen Liberalismus. Es wird nämlich dabei meist vergessen, dass die Achse, auf der das politische Spektrum bemessen wird, zwischen Kollektivismus (bzw. Zwang) an einen Ende und Individualismus (bzw. Freiheit) am anderen verläuft.

 

Welche Lehren sind nun aus den Ereignissen von 1989 zu ziehen?

 

  • Es gibt für das Individuum und die Freiheit des Menschen keine größere Gefahr als den Kollektivismus.
  • Die Freiheit ist ein Bestreben der menschlichen Natur – dieses Streben teilen alle Menschen weltweit.
  • Sozialismus, Kommunismus und Nationalsozialismus sind verwandte, totalitäre Ideologien. Der Verwandtschaftsgrad zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus entspricht der von Brüdern, jener zwischen Sozialismus und Nationalsozialismus dem von Vettern.
  • Die Gesellschaft und die Wirtschaft brauchen Freiheit zu ihrer Entfaltung. Bürokratie, Regulierungen, Pläne funktionieren nicht, setzen die Leistungsfähigkeit herab und schränken die Lebensqualität der Menschen drastisch ein. Weder Gesellschaft noch Wirtschaft dürfen vom Staat geplant werden.
  • Viele Menschen im Westen (va. die „Salonintellektuellen“) haben sich schuldig gemacht, indem sie die verbrecherischen Systeme des Ostens zumindest geistig unterstützt haben – und manche sind von diesem „Virus“ bis heute nicht geheilt worden. Es bedarf der Einsicht, dass Sozialismus und Kommunismus mit einer freien, demokratischen Gesellschaft nicht vereinbar sind.
  • Der einzig wahre Schutz für den Menschen vor dem Staat und dem Kollektiv besteht im Recht, in der Rechtsstaatlichkeit. Diese darf jedoch nicht rechtspositivistisch verstanden werden, denn damit wäre der einzelne erst Recht den Machthabern ausgeliefert, sondern hat auf unveräußerbaren, absolut geltenden Prinzipien zu beruhen, wie dies in den angloamerikanischen Ländern der Fall ist.
  • Gerade in Deutschland und Österreich muss sich der historische Horizont auf die gesamte Geschichte ausdehnen – man muss wieder ein „Gespür“ für die Bedeutung, gerade auch der eigenen Handlungen im großen geschichtlichen Rahmen entwickeln. Es ist wichtig, dass politische Entscheidungsträger beginnen über den Tellerrand hinauszublicken und nicht wie auf einen Fetisch nur auf sehr kurz, eingeschränkte Perioden der Geschichte zu blicken, sondern in Jahrhunderten (besser noch in Jahrtausenden) zu denken. Erst dann kann sich einem die wahre Bedeutung der Dinge erschießen. In diesem Zusammenhang bedarf es etwa auch im Schulunterricht eine vermehrte Konzentration auf die geschichtlichen Ereignisse nach 1945.
  • Wir dürfen uns nicht über die wahren Bedrohungen in der Welt täuschen. Menschen haben grundsätzlich eine Tendenz sich am meisten auf die Dinge zu konzentrieren, die sie in der Vergangenheit bedroht haben (vor allem solche, die noch lebende Personen selbst erlebt haben). Meist ist dies jedoch ein Trugschluss, über den man die tatsächlichen, gegenwärtigen Gefahren meist übersieht. So war etwa die größte Gefahr für Deutschland und Österreich nach dem 2. Weltkrieg nicht ein Widererstarken oder gar die Rückkehr des Faschismus, sondern der Kommunismus und der russische Imperialismus unter Stalin und seinen Nachfolgern.
  • Das „Heil“ des Menschen ist nicht durch eine bestimmte Organisation der Gesellschaft zu erreichen. Die Vorstellung die „perfekte“, gerechte Welt, in der alle in Frieden und Harmonie lebten, beruhe auf einer bestimmten sozialen Organisation und unsere Aufgabe bestünde nur darin diese zu finden, ist endgültig und kläglich gescheitert.
  • Wir müssen sehr wachsam sein, wenn es um die Verteidigung der Freiheit geht, denn diese ist heutzutage wieder, gerade in der EU, in großer Gefahr. Diese Gefahr geht wie beinahe immer größtenteils vom Staat aus, von einer Bürokratie, die über Quoten, Korruption und überbordende Regulierungen dem einzelnen immer weniger Freiheit lässt sich zu entfalten. Zudem lässt die Regelungswut den eigentlichen Sinn des Rechts immer weniger in Erscheinung treten. Gerade der Schutz des einzelnen vor dem Staat, der durch die Grundrechte gewährleistet sein sollte, wird so indirekt immer mehr ausgehebelt.
  • Es ist unverantwortlich, direkt oder indirekt, an sozialistischen Gesellschaftssystemen festzuhalten, selbst wenn man Abwandlungen von diesen vornimmt. Der Sozialismus beutet Menschen aus, er bereichert sich auf Kosten anderer.

 

 

Die wahre Freude über die Ereignisse von 1989 liegt im Zusammenbruch eines menschenfeindlichen Systems des kommunistischen Lügenregimes, des Sowjetterrorismus, und der Erkenntnis, dass es kein „Heil durch die Gesellschaft“ geben kann. Es hat sich gezeigt, dass Sozialismus nichts anderes als Ausbeutung ist. Das Paradoxon besteht allerdings darin, dass der Sozialismus vorgibt gegen Ausbeutersysteme vorzugehen - diesem Schwindel sitzen bis heute einige Zeitgenossen auf. Die Geschichte bringt die Dinge über kurz oder lang dennoch ans Licht. 1989 war ein Meilenstein in der Geschichte, ebenso wie 1945. Als solchen sollten wir ihn feiern, als Triumph der Freiheit über die Tyrannei.

 

 

L. Q. Cincinnatus