Sonntag, 27. April 2014

Das Ende der Konsensgesellschaft?

Robert RavenEingeschlagen hatte es wie eine Bombe, als das neue Buch des deutsch-türkischen Erfolgsautors Akif Prinicci vor  kurzem auf dem Buchmarkt erschien. "Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer"  sollte zuerst totgeschwiegen werden, doch von Anfang an ging das Werk weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln und zwang das Feuilleton vieler namhafter Zeitungen zu einer Stellungnahme. Derb und provozierend in der Sprache, den Fingen auf viele wunde Punkte in der Gesellschaft legend, schaffte es Prinicci, der für dieses, sein erste. Sachbuch den mutigen Manuscriptum-Verlag gefunden katte, ein Sprachrohr für viele Menschen zu sein, die seit langer Zeit das  Gefühl haben, dass Deutschland nicht mehr Deutschland sei, zumindest nicht mehr "ihr" Deutschland, so wie sie es kannten und liebten.

Man könnte nun diese Erscheinung als ein Kuriosum beiseite schieben, wenn es nicht bereits eine ganze Serie von derartigen "Skandalbüchern" gäbe, die zu Bestsellern geworden sind und sich mit den Themen Zuwanderung, Homosexualität, "Political Correctness" und anderen Zeiterscheinungen beschäftigen. Thilo Sarrazin mit seinen Büchern "Deutschland schafft sich ab" und "Tugendterror" gehörte bisher zu den bekanntesten dieser Autoren - jetzt kam Pirincci und hat noch einen Zahn zugelegt. Dabei besteht die Leserschaft nicht einfach aus "Frustrierten", "Modernisierungsverlierern" oder "Ewig-Gestrigen", sondern sie kommen  aus allen sozialen Schichten, mit allen möglichen persönlichen und sozialen Hintergründen. Sicherlich sind auch jene dabei, die froh sind, dass "es denen  da oben endlich einer sagt", die Provokationen lieben oder aus welchen Gründen auch immer sich Luft verschaffen wollen.  Tatsächlich jedoch sind viele Leser dieser Bücher vernünftige, bodenständige Menschen, die sich Sorgen um die Zukunft des eigenen  Landes, der eigenen Gesellschaft und der eigenen Kultur machen. Etwas, das nicht einfach mir nichts dir nichts beiseite geschoben werden darf.

Es geht bei Veränderungen in der Gesellschaft nicht immer nur um das altbekannte Phänomen, dass die einen immer alles anders machen wollen und ihre Gegner am liebsten alles so bewahren wollen, wie es ist. Vor allem geht es hier nicht, wie manche meinen, um einen Generationenkonflikt - diesen gab und gibt es zu allen Zeiten. Hin und wieder kommt es in der Geschichte zu entscheidenden Veränderungen, die über Wohl und Wehe, über Sein oder Nichtsein einer Kultur entscheiden. Handelt es sich um ein solches Thema, gelten ganz andere Regeln, als die gewöhnliche stetige Veränderung einer Gesellschaft, die gelassen von oben betrachtet werden kann, ohne dass große Gefahren für den Fortbestand der Gesellschaft an sich bestehen. Heute sind wir jedoch an einem solchen entscheidenden Punkt angelangt und wir können es uns nicht mehr leisten, einfach über die großen soziale Spannungen hinwegzusehen.

Bedeutet dies alles nun ein Ende der Konsensgesellschaft oder zumindest der Gesellschaft, wie wir sie bisher kannten? Zumindest letzteres scheint sich deutlich abzuzeichnen. Das Vertrauen in die Eliten ist an einem Tiefpunkt angelangt, die Elite selbst traut sich nichts mehr zu, vor allem hat sie die Fähigkeit verloren Ziele und Werte zu vermitteln und ein Bild von der Zukunft zu zeichnen, das den Menschen Hoffnung auf ein lebenswertes Morgen gäbe. Wenn eine Gesellschaft aber nicht die Hoffnung auf ein besseres Morgen hat, dann muss sie degenerieren, dann gibt sie allmählich die Lebensgeister auf, die sie erhalten. Noch gibt es diese Energie, die sich aus  der Vergangenheit, als mehr Hoffnung existierte, stammt, doch zunehmend erlischt dieses "Lebensfeuer" und wird durch eine bleierne  Schwere abgelöst, eine dunkle Masse aus gegenseitigem Misstrauen, Verdächtigungen, Zynismus, notorischer Kritiksucht und  fatalem Pessimismus. Keine Frage der Selbsthass unserer Kultur hat eine Dimension erreicht, die diese immer mehr zersetzt. Eine Gesellschaft ist selbst wie ein lebender Organismus und genauso wie er leben und gedeihen kann, kann er auch untergehen und absterben.

Woran kann man erkennen, in welchem Stadium sich eine Kultur befindet? Der große arabische Historiker des 14. Jahrhunderts Abu ra-Rahman Ibn Chaldun untersuchte viele Reiche in der Geschichte, deren Aufstieg und Fall. Er kam zu dem Schluss, dass das Schicksal einer Gemeinschaft, egal wie groß sie auch sein mag, Stamm oder Weltreich, von einem zentralen Faktor abhägt, den er Abadijja nannte. Abadijja bedeutet soviel wie "Gemeinschaftsgeist", die Kraft, die die Menschen einer Gemeinschaft zusammenhält. Ist diese Kraft stark, so widersteht eine Gesellschaft inneren und äußeren Konflikten, ist sie schwach, so stribt sie ab und kann dann auch durch relativ schwache äußere Feinde und geringe innere Unruhen zugrune gehen. Wie ist es nun um diese Abadijja bei uns bestellt.

Der Pluralismus einer Gesellschaft kann ein Segen oder ein Fluch sein - das wesentliche Element besteht darin, ob es eine gemeinsame Basis gibt, auf dem die Verschiedenartigkeit beruhrt, ein einigendes Band, ein gemeinsamer "Geist". Besteht ein solcher nicht, ist die pluarlistische Gesellschaft früher oder später dem Untergang geweiht. Ein solches einigendes Band könnte die Religion, der Patriotismus oder auch die Menschlichkeit sein, doch im gegenwärtigen Augenblick, in dem alles dem Relativismus und dem Subjektivismus frönt, kann es keine solche Basis geben. Dieses starke gesellschaftliche Fundament muss ihrer Natur nach absolut sein und darf nicht von der  persönlichen Perspektive abhängen. So wie sich der Pluralismus in Europa heute gestaltet ist er ein Kampf verschiedener Gruppen untereinander, von denen jede sich selbst als das "Absolute" betrachtet, einen größeren Rahmen, der alles zusammenhält gibt es  nicht. Was wir heute beobachten ist sowohl auf individueller, als auch auf kollektiver Ebene ein Durchdrungensein vom Narzissmus.  Langfristig ist deshalb jede nicht-moderne, weitgehend homogene Gesellschaft, der postmodernen, westlichen, heterogenen  Gesellschaft überlegen. Will der Westen überleben im 21. Jahrhundert, wird er schleunigst eine absolute Basis finden müssen, auf der  sein Gemeinwesen beruht. Auch die Entwicklung einer objektiven Wertwissenschaft ist dringend notwendig.

Für die Mainstream-Medien zeigt sich schon seit längerem, insbesondere durch die zunehmende Bedeutung des Internets, ein großes Problem: ihre "Torhüter-Funktion" versagt immer öfters! Darunter versteht man im Journalismus die einstmals vorhandene Tatsache, dass worüber die Medien nicht berichten, bei den Menschen nicht ankommt. Wenn ein Großteil der Menschen ihre Nachrichten, ihre Informationen über bestimmte große Medien (traditionell vor allem Fernsehen, Radio und große Tageszeitung) erhalten, so lässt sich durch Kontrolle dieser Medien die Gesellschaft im wesentlichen steuern. Heutzutage informieren sich Menschen im Netz vor allem nach ihren eigenen Präferenzen und Vorlieben und konsumieren immer weniger die vorgefertigten "Nachrichten", wie es bis in die jüngste Vergangenheit hinein der Fall gewesen ist. Immer mehr Menschen holen sich gezielt genau jene Informationen, die sie persönlich für sinnvoll erachten und immer weniger jene, die Redationen als für wichtig deklarieren. Freilich gibt es dabei auch Schattenseiten. Die Individualisierung des Medienkonsums führt vor allem dazu bestehende Vorurteile zu verfestigen. Obwohl das Internet ein großer Segen sein könnte, indem der User sich die unterschiedlichsten Sichtweisen desselben Sachverhalten ansehen  könnte, geschieht dies in der Praxis kaum. Viel eher besucht man genau jene Seiten, die das eigene Weltbild bestärken und einem dabei das Gefühl geben, die Welt sei auf der eigenen Seite. Das Seltsame dabei ist, dass auch Minderheiten im Netz vergessen  können, dass sie eine Minderheit sind und so in der Illusion sie wären "ganz viele" bestärkt werden.

Das Internet ist für die Forschung über den Menschen ein grandioses Anschauungsmedium, denn wenn man sich etwa die Suchbegriffe ansieht, die am häufigsten, zum Beispiel bei Google, eingegeben werden, erhält man viel eher einen Einblick in die wahre Geisteshaltung der Bevölkerung, als wenn man direkte Umfrangen durchführen würde. Sieht man sich nun diese "wahre Geisteshaltung" an, so erkennt man unschwer, dass diese sich sehr wesentlich von dem unterscheidet, was die Bevölkerung von sich selbst und vor allem die Elite und die Medien zu glauben meinen. Möglicherweise ist das Internet sogar eine Weg, um Zugang zum Unbewussten des Menschen zu  gewinnen, neben den bisher bekannten Techniken versteht sich.

Ein großer Irrtum, der in unserer Gesellschaft oft gezielt erzeugt wird, ist jener der veröffentlichten Meinung. Im Zeitalter moderner Medien ist es ein Leichtes Meinungen zu veröffentlichen und diese als die "öffentliche Meinung" auszugeben. Nicht selten befinden sich die Politiker selbst in diesem Irrtum gefangen. Die veröffentlichte und die öffentliche Meinung unterscheiden sich in sehr vielen Fällen gewaltig von einander. Teilweise wird sogar angenommen, man könne durch die Vorgabe eine Meinung sei jene der Mehrheit der Bevölkerung, die öffentliche Meinung überhaupt erst erschaffen. Die Präsentation wäre demzufolge der Schöpfungsakt selbst.  Öffentlichkeit zu schaffen heißt vor allem, dass alle, bzw. große Teile der Bevölkerung, über dasselbe sprechen. Dies wird jedoch immer
schwieriger zu erreichen. Das was in den Medien, vor allem in den öffentlich-rechtlichen, den Menschen präsentiert wird, entspricht immer weniger der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Große Gruppen der Bevölkerung, vor allem jene, die den angeblichen "Mainstream" nicht gutheißen, werden ausgeblendet. Es scheint das Motto vorzuherrschen, dass jenes, das nicht existieren darf auch nicht existiere.

Mehr noch, man glaubt durch Wirklichkeitsvermeidung jenes Wunschbild, das man von der Welt hat, erschaffen zu können. Wir leben schon seit längerem in einem Zeitalter des Gegenaufklärung; da ist es kein Wunder, dass nicht nur Ideale wie die Menschenrechte, Demokratie, Rechtstaatlichkeit und überhaupt vernünftiges Denken und Handeln, nicht mehr besonder hoch im Kurs stehen. Gerade am  grundlegenden Menschenrecht der Meinungsfreiheit kann man dies gut ersehen: Meinungsfreiheit ist die wesentliche Grundlage der Demokratie, denn nur durch ihre freie Ausübung ist die Demokratie überhaupt erst gewährleistet, ist Partizipation des einzelnen möglich. Nun gibt es aber seit  geraumer Zeit eine immer stärkere Einschränkung der Meinungsfreiheit, sei es direkt durch das Gesetz, mehr noch jedoch durch die  gesellschaftlichen Konventionen. Viele Menschen, es dürften alleine in deutschland mehrere Zig-Millionen sein, dürfen ihre wahren  Gedanken nicht mehr ausdrücken und werden diffamiert, wenn sie es doch tun. Die Meinungsfreiheit hat absolut zu sein, jede Meinung,  auch die schwer Ertragbare, muss in vollem Ausmaß ausdrückbar sein. Der Staat hat sich in Bezug auf die Gedanken der Bürger und  deren verbalem und schriftlichen Ausdruck völlig neutral zu verhalten und keinerlei Verbote oder Gebote diesbezüglich zu erlassen oder  zu überwachen.

Freilich hat gerade in Deutschland der Liberalismus seit jeher einen schweren Stand; bekanntlich ist die Freiheit keine Tochter aus  Deutschland. Wenn es jedoch um die Meinungsfreiheit geht, so spricht ein ganz anderer Punkt für das Deutsche: die Authentizität.  Wenn es durch die Jahrhunderte hindurch etwas gibt, was das Deutsche schlechthin kennzeichnet, dann ist es das Bedürfnis nach Wahrheit, nach  dem Echten und Unverfälschter, der Ablehnung der Künstlichkeit und des Schauspiels, das in vielen anderen Kulturen ausgeprägt ist. Einen Luther konnte es nur in Deutschland geben, nur hier konnte es zur Reformation kommen, zur Besinnung auf die Ursprünge. Diese Tradition des Echten, des Wahrhaftigen hielt sich noch bis zu den 68ern, die selbst noch von diesem Gedanken durchdrungen waren und aufräumen wollten mit aller Falschheit, aller Heuchelei und dem gezierten Getue. Umso erstaunlicher ist es, dass gerade diese 68ern heute die schärfsten Proponenten der sogenannten "political correctness" geworden sind, jener Zensur, die gegen die Menschenwürde, die Gerechtigkeit, gegen die Freiheit verstößt und damit der Lüge und dem Schein Tür und Tor öffnet.

Elite und Bevölkerung misstrauen einander gegenseitig. Dabei wird vergessen, dass in einer Demokratie die Elite nur mit Zustimmung der Regierten existiert und dass ohne Vertrauen diese Zustimmung nicht mehr gegeben ist. Die einzige Rechtfertigung für Elite, die es heute noch  geben kann, ist das Wohl für des Gemeinwesen, das von ihrem Wirken ausgeht. Ist das Tun der Elite dem Wohl der Gemeinschaft nicht  mehr zuträglich, so hat sie durch eine neue ersetzt zu werden. So lauten die simplen Spielregeln des modernen Rechtstaates. Doch woher soll  eine neue, fähige Elite kommen, wenn sie sich immer nur aus denselben Kreisen speist? Aufgabe der Elite ist es gerade das Gemeinwesen  mit Sinn, Werten und Zielen zu erfüllen. Wo steht etwas Deutschland im Jahre 2050 oder 2100? Welche großen Ziele verfolgt der Staat  und die Gesellschaft? Welche Werte halten wir für unveräußerlich? Wie sieht es mit der Verantwortlichkeit des einzelnen aus? Welche Pflichten haben die Menschen zu erfüllen? Anstatt immer nur von den Rechten zu sprechen. Das sind die großen Fragen, auf die viel zu selten (vernünftige) Antworten gegeben werden. Leute wir Sarrazin, Broder oder Pirincci legen den Finger auf wunde Punkte. Wie sehr sie damit ins Schwarze getroffen haben, zeigen die hefitgen Reaktionen, die landauf, landab zu vernehmen sind. Immer mehr Menschen fühlen sich von der Politik  hinters Licht geführt, haben das Gefühl ihnen würde nur noch eine Scheinwelt präsentiert und man kümmere sich nicht mehr um sie; ganz im  Gegenteil man schlägt einem sogar brutal ins Gesicht. Menschen lassen vieles mit sich machen, aber nicht auf ewig.



Einige Tatsachen, die nicht oder nur ungenügend beachtet werden:

1.) Das Bildungsniveau im öffentlichen Schulsystem sinkt seit vielen Jahren und erreicht ständig neue Tiefststände. Lehrer, die viele Dienstjahre hinter sich haben, berichten von eklatanten Verschlechterung. Aufgaben, die früher vom Durchschnitt der Schüler bewältigt werden konnte, fallen heute selbste den Klassenbesten schwer. Die anderen sind überhaupt nicht mehr in der Lage sie zu lösen. Gleichzeitig steigen die formellen Anforderungen in der Arbeitswelt: Für immer mehr Stellen bedarf es zusätzlicher Zeugnisse, Qualifikationen und Titel, ohne dass dahinter entsprechende Leistungen stünden. Vielleicht braucht man eines Tages ein Diplom einer Hochschule um den Müll wegräumen zu dürfen; man heißt dann "Doktor der Abfallwirtschaften" oder dergleichen, ohne dabei noch das Kleine 1x1 zu beherrschen. Nachdem nicht anzunehmen ist, dass die Kinder von heute genetisch verfallen sind, müssen die Ursachen für die Verdummung in der Art und Weise liegen, wie unsere Gesellschaft und hier vor allem das Erziehungssystem funktioniert. Welche sind die wahren Ursachen dieses Absinkens der schulischen Leistungen?

2.) Die Menschen sind heute zynisch und naiv zugleich. Zynisch sind sie aus Misstrauen gegenüber den anderen, naiv, weil sie trotz Misstrauens auf Experten und "Autoritäten" vertrauen.

3.) Gesellschaftlichte Konflikte werden totgeschwiegen, wenn sie nicht in ein vorgefertigtes Raster passen. Kriminalität wird verschwiegen, unliebsame Meinungen als Minderheitengedanken abgewertet; auf der anderen Seite hingegen werden Außenseiter ins Rampenlicht gestellt und die Illusion erzeugt diese wären in die Gesellschaft integriert. Der Missbrauch sozialer Sicherungssystem wird verschwiegen oder heruntergespielt. Ineffiziente politische und soziale Maßnahmen werden unter den Teppich gekehrt, der Gesellschaft Ruhe und Konsens vorgespielt, obwohl unter der Oberfläche in vielen Teilen Europas bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen.

4.) Das "Exotische" und "Ungewöhnliche" erhält eine Aufmerksamkeit, die seinem Anteil an der Gesamtgesellschaft nicht entspricht. Die Mehrheit ist eben die Mehrheit und aus Gründen der Gerechtigkeit müsste sie deshalb auch die Aufmerksamkeit, gerade in den Medien, dominieren.

5.) Es wird verschwiegen, dass der Wohlstand seit langem nicht mehr wächst. Auf der anderen Seite werden Unsummen, oft völlig ohne Sinn und verstand, für Projekte verschwendet, die das Klima und die Umwelt schützen sollen, ohne dies tatsächlich zu tun. Auf bloße Vermutungen hin werden der Bevölkerung Belastungen aufgebürdet und das, obwohl sie sich dies im Grunde gar nicht leisten kann. Die Dinge werden nicht nicht mehr zu Ende gedacht, vernetztes Denken fehlt völlig, das alte monokausale Denken beherrscht noch immer die Köpfer, gerade bei jenen Leuten, von denen anderes zu erwarten wäre. Wohlstandswachstum und Umweltschutz zu vereinen und nicht gegeneinader auszuspielen, das wäre das Gebot der Stunde. Wir werden nicht umhin kommen ein neues "Wirtschaftswunder" zu  kreieren, wenn wir weiterhin einen lebenswerten Standard in Europa haben wollen.

6.) Der Mensch ist in erster Linie ein natürliches Wesen. Die Natur hat uns zu Mann und Frau geschaffen, wobei die beiden Geschlechter sehr unterschiedlich sind. Aber gerade in diesen Unterschieden liegt die Polarität aus der sich die Dynamik des Lebens speist. Hier nivellieren zu wollen degeneriert den Menschen und die Menschlichkeit.

7.) Unsere Gesellschaft ist eine Gesellschaft von Götzendienern. Geld, Macht, Ansehen, die öffentliche Meinung, die Natur oder auch andere Menschen sind zu den Objekten der Anbetung geworden. Wir sind heute heidnischer, als unser Land über viele Jahrhunderte hinweg gewesen ist. Spirituell haben wir einen großen Rückschritt gemacht. An der Esoterik- und New-Age-Bewegung lässt sich der Abstieg und der Aberglaube in der Kultur sehr gut ablesen. Die Ursachen liegen unter anderem darin, dass Humanismus und Aufklärung sich zu wenig durchgesetzt haben. Gerade hier  sollte wieder angesetzt werden. Der Mensch muss wieder in den Mittelpunkt aller Betrachtung gerückt und die Vernunft als Beurteilungsmaßstab wieder zur Vormachtstellung gelangen.

8.) Nation und Nationalgefühl sind Stützen der Demokratie. Der deutsche Sonderfall in der Geschichte darf nicht als Lehrmeister herangezogen werden. Vielmehr muss der Blick nach Westen, nach Frankreich, England oder den USA gehen, um zu erkennen, dass der Nationalstaat und die Demokratie in engem, ja unverbrüchlichem Zusammenwirken bestehen.

Was wir brauchen ist eine Rückkehr zur Vernunft und zur Entwicklung von viel mehr Mut. Das Misstrauen gegenüber den Menschen, gerade auch gegenüber den Massen, muss ein Ende haben. Unsere Gesellschaft ist stark genug jede Meinung zuzulassen und den Diskurs der Weltanschauungen
nicht bereits im Vorhinein einer Zensur zu unterwerfen, so dass bestimmte Weltbilder von vorne herein ausgeschlossen werden. In einer freien Gesellschaft muss jedes Weltbild, das Unvernünftigste, ebenso wie das Absurdeste, zum öffentlichen Diskurs zugelassen werden. Dem freien Wettbewerb der Ideologien und Überzeugungen soll nichts im Wege stehen. Die Menschen sind reif genug selbst entscheiden zu können, wem und welchen Vorstellungen sie folgen wollen. Nur wenn man der Bevölkerung vertraut, verhält sie sich auch so, dass sie vertrauenswürdig ist.

Robert Raven

Mittwoch, 23. April 2014

Des Kaisers größter Feldherr

xAm Höhepunkt seiner Karriere gehörte er zu den meist bewunderten Männer seiner Zeit. Er hatte militärischen Erfolg an Erfolg gereit, sich als Staatsmann, als umfassend gebildeter Zeitgenosse, der sich für Philosophie und Wisseschaft interessierte, einen Namen gemacht und bereicherte überdies die abendländische Kultur mit den herrlichen Bauwerken, seinen Schlössern, die er sich errichten  ließ. König wie Ludwig XIV. und Friedrich der Große bewunderten ihn und besonders im deutschen Raum wurde sein Name zum Synonym  für einen erfolgreichen, ja übergroßen, Feldherrn. Österreich und Deutschland ließen noch im 20. Jahrhundert Kriegsschiffe nach ihm  benennen: Prinz Eugen von Savoyen.







I. EIN PRINZ VON SCHMÄCHTIGER GESTALT
Alles hatte denkbar schlecht begonnen: Obwohl aus hochadeliger Familie stammend, mit Vorfahren sowohl aus dem spanischen, als  auch aus dem französischen Königshaus, sprach alles gegen eine Karriere des jungen Savoyers. Er war von sehr kleiner Gestalt, kaum größer als 1,5 Meter groß, ein sehr kränkliches Kind und zu allem Übel noch mit einem hässlichen Äußeren gestraft: Stumpfnase, große  Schneidezähne, überhängende Augenlider - alles in allem war er eine grauenhafte, gnomenhafte Erscheinung, die bei Hofe verachtet und missachtet wurde. So entschloss sich die Familie, den am 18. Oktober 1663 in Paris geborenen Spross der Kirche zu übergeben - eine  geistliche Laufbahn schien noch das Aussichtsreichste für den jungen Mann. Alleine er selbst wollte nicht. Zwar erheilt er früh die Tonsur,  lehnte sich jedoch innerlich dagegen auf und strebte weiterhin eine große weltliche Karriere an. Unbeirrt glaute er stets daran zu Höherem berufen zu sein - ein Glauben, den niemand mit ihm teilte. Der Prinz verfügte jedoch über Eigenschaften, die zeitlebens in auszeichnen sollten: großer Mut, einen sehr weiten geistigen Horizont, sowie ein wildes Draufgängertum. Obwohl ein Haudegen, hatt diese Kühnheit, wie bei  Alexander dem Großen Methode; sie war keine Schwäche, die sich aus einer überschäumenden Lebensenergie und wenig Versand speiste.  Ganz im Gegenteil, Prinz Eugen war ein "honnête homme" par excellance, der Nachfolger des "Renaissance-Mannes" im 17. Jahrhundert,  so wie ihn Baldassare Castiglione in seinem Buch "Vom Hofmann" geschildert hatte: Umfassend gebildet, versiert im Umgang mit Menschen, offen für wissenschaftliche und technische Neuerungen. Der Prinz hatte besaß ein ausgesprochenes Talent für Mathematik.

Im Frühjahr 1683 schritt der Prinz zur großen Tat. Er bat in einer Audienz bei König Ludwig XIV. um die Aufnahme in die königliche Armee, was der König mit Geringschätzung ablehnte. Zu schmächtig, zu schwach für einen Mann des Krieges erschient dem Sonnenkönig der Zwerg. Ludwig
was schließlich der mächtigste König des 17. Jahrhunderts und ein Großteil seiner Macht stützte sich auf seine Streitkräfte. Tief gekränkt flieht Prinz Eugen aus Frankreich und schwört, dass er nur "mit dem Schwert in der Hand" ja wieder nach Frankreich zurückkehren würde.

II. EIN LEBEN IM DIENSTE DES KAISERS
1683 wurde Wien von den Türken belagert und der in Bedrängnis geratene Habsburger-Kaiser Leopold I. konnte jede nur erdenkliche Hilfe gebrauchen.  Als nun der "Flüchtling" aus Frankreich, dieser hässliche Gnom aus dem Geschlecht der Savoyer, sich anbot in österreichische Dienste zu treten, wurde  er sofort angenommen. Zusammen mit Herzog Karl von Lothringen kämpfte sich Prinz Eugen nun vom Kahlenberg hinunter bis in die Stadt Wien durch. Er  wurde bald zum Oberst befördert und war von nun an an jedem Krieg seiner Zeit, von 1683 bis kurz vor seinem Tod 1736 beteiligt. Selbst noch 1735 war  er im polnischen Erbfolgekrieg aktiv gesesen.

Die militärische Stoßrichtung ging nun gegen den Balkan. 1687 wurde Eugen zum Feldmarschallleutnant und mit dem Goldenen Vlies ausgezeichnet. 1697 wurde er Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee. Sieg an Sieg reihte der große Feldherr; im Friede von Karlowitz 1699 räumten die Türken Ungarn und  Siebenbürgen - Österreich stieg nun endgültig zur Großmacht auf. 

Dann, 1701, bracht der Spanische Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und Österreich aus. Der Konflikt weitete sich bald zu einem gesamteuropäischen Krieg aus, in den die anderen Großmächte involviert waren. Bald stehen Österreich, England, Schweden, Preußen und das Deutsche Reich gegen Frankreich - nur Bayern  stellt sich auf die Seite Ludwigs XIV. "Alle gegen Frankreich" lautete nun das Motto. Prinz Eugen, wie immer im Kriegsdienst, bewies auch hier sein Geschick.  Durch hervorrangende Koordination mit England, vor allem mit dem Herzog von Marlborough, John Churchill, gelang es Frankreich empfindlich zu schlagen.  Churchill errang in den Schlach bei Blenheim (dt. Blindheim) ewigen Ruhm und gilt seither als einer der ganz großen Kriegshelden Englands. Für Österreich war  es das erste Mal seit 150 Jahren, seit der Zeit Karls V., dass es Frankreich auf dem Schlachtfeld besiegen konnte. Prinz Eugen stürmte die nordfranzösische  Stadt Lille und machte damit seine Prophezeiung nur mit dem Schwert in der Hand nach Frankreich zurückzukehren, wahr. Der Sonnenkönig macht ihm Angebote  für Frankreich zu kämpfen, doch es war zu spät. Zeitlebens hatte der Prinz nur noch einen Herrn, dem er treu ergeben war: dem Kaiser. Ludwig erkannte nun  seinen Irrtum, den er vor Jahrzehnten begannen hatte, als er dem Prinzen den Dienst in seiner Armee versagt hatte. 1713/14 endete der Krieg durch die Frieden  von Utrecht und Rastatt.

Kurz darauf brach der Krieg erneut mit den Osmanen aus und Prinz eugen kämpfe wieder auf dem Balkan. 1717 errang er einen seiner größten Siege in der Schlacht  von Belgrad. Im Frieden von Pessarowitz 1718 erhielt Österreich das Banat, die kleine Walachei, Nordserbien und Teile von Bosnien. Für Österreich war es einer der größten militärischen Trimuphe aller Zeiten. Der in der Schlacht leicht am Arm verwundete Prinz Eugen zeigte sich in der Folge als Staatsmann mit Weitblick, indem  er deutsche Kolonisten in Siebenbürgen ansiedeln ließ. Diese Gruppen von Kolonisten aus dem süddeutschen Raum sollte als "Donauschwaben" bekannt werden  und bildeten noch bis ins 20. Jahrhundert hinein den wesentlichen Teil der Bevölkerung in Siebenbürgen.

Der Ruhm Prinz Eugens stand an seinem Höhepunkt, Peter der Große bot ihm sogar die polnische Krone an. Der Prinz engagierte sich in der Baukunst, ließ große Barockbauten errichten und unterstütze auch dei Wissenschaft tatkräftig. Den Philosophen Leibnitz regte er zur Erstellung seiner umfassenden Metaphysik an. Im Krieg  selbst sah der Prinz den eigentlichen Zweck im dauerhaften Frieden. Der letztgültige Sinn des Krieges besteht im Frieden. Als der Feldherr am 21. April 1736 starb,  war er längst zur Legende geworden. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass einer der größten Deutschen der Geschichte ein Franzose war, sowie dass gerade einer  der größten Feldherrn aller Zeiten einer der körperlich kleinsten war.

III. INTERPRETATION
Wir Menschen haben einen natürlichen Hang dazu Menschen nach dem Äußeren zu beurteilen. Zudem ist der erste Eindruck meist so stark, dass er sich sehr lange  hält, ja in vielen Fällen bleibt er die geistige Grundlage zur Beurteilung eines anderen, selbst über viele Jahre hinweg. Gegen diese Tendenzen muss man aktiv vorgehen.  Wir müssen uns angewöhnen uns ein Urteil über andere erst nach und nach zu bilden und der Versuchung widerstehen aufgrund eines Eindrucks oder einer Gefühlsbewegung  auf das Wesen des anderen zu schließen. Menschen nach dem Äußeren zu beurteilen ist nicht rational - die Vernunft ist aber das, was uns vom Tier unterscheidet und uns bessern handeln lässt als dieses. Menschen zu unterscheiden ist sehr gefährlich, ist meist ein Zeichen eines übergroßen Egos, verstärkt nicht selten durch eine ordentliche  Portion Arroganz. Ist ein Mensch fähig, sollten wir darauf achten, dass er für uns arbeitet, denn sonst sehen wir ihn bald bei der Konkurrenz gegen und "kämpfen", vor allem  dann, wenn wir ihn auch noch erzürnt haben. Fähige und willensstarke Menschen machen ohnehin ihren Weg, sie sind nicht aufzuhalten; es ist also besser sich ihrer zu  bedienen, als sie als Gegner zu haben.

Kriegsführung hat mit dem Geist zu tun, nicht so sehr mit der Körperkraft. Mit zunehmendem technischen Fortschritt gilt dies immer mehr und heute ist dem fast ausschließlich  so. Dami der Geist jedoch seinen Kraft voll entfalten kann, muss der Charakter geschult werden. "Herzensbildung" ist gerade im Kampf besonders wichtig. Vergessen wir nie, das das Wort "Courage" von Herzen (coer) kommt. Mut findet sich im Herz. Bei der Kriegsführung muss man sich über das Schlachtfeld erheben, das größere Geanz sehen,  sonst sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Was beim einfachen Soldaten normal ist, darf sich der General niemals erlauben. Allerdings ist der Krieg selbst in  die Welt der Politik eingebettet und auch der General muss seinen Blick noch erweitern, um selbst noch über den Krieg hinauszublicken.

Der wahre Sinn des Krieges liegt im dauerhaften Frieden. So oft dieser Satz von zynischen Menschen missbraucht wird, so sehr liegt doch im "Ci-Vis-Pacem-Para-Bellum" (Willst du Frieden bereite dich auf den Krieg vor) eine große Weisheit. Gerade die erfahrendsten Soldaten, die alten Haudegen und Veteranen sind es, die den Frieden am meisten lieben und zu schätzen wissen. Wer "Hurra Krieg!" ruft, ist noch ein Grünschnabel und weiß nicht wovon er spricht oder er hat nichts verstanden. Nach Sun Tzu gibt  es vier Arten der Kriegsführung: die edelste Art ist jene, bei der kein Blutvergießen stattfinden; die zweitedelste ist jene bie der Allianzen geschlossen und jene des Gegner  zerstört werden; die drittedelste Art ist die offene Feldschlacht; die schlechtetste Art der Kriegsführung schließlich ist es Städte zu belagern. Nachdem der Krieg auch heute  noch nicht von der Erde verschwunden ist, sollten wir usn zumindest bemühen, dass nur noch die erste und zwei Art der Kriegsführung nach Sun Tzu zur Anwendungen kommten.

Man darf niemals den Glauben des Menschen an seine eigenen Fähigkeiten verlieren, denn dieser kann Berge versetzen. Gerade der Glaube, der durch nichts erschüttert  werden kann, vor allem nicht durch andere Menschen, ist der größte von allen - aus ihm erwachsen die großen Taten der Menschen. Soziale Beeinflussung ist extrem gefährlich,  denn Worte von Menschen sind niemals neutral, jeder Mensch verfolgt Absichten mit seinen Aussagen. Es macht im Allgemeinen wenig Sinn auf "Ratschläge" anderer zu hören, vor allem dann nicht, wenn diese ungefragt erteilt werden. Am besten ist es solche zu ignorieren. Worte sind selten wahr, eine Spur von Unwahrheit findet sich bei den meisten.  Was jedoch niemals lügt ist die Realität der Fakten. Der Glaube an sich selbst, der auf der eigenen Erfahrung und Sinneswahrnehmung, sowie jenem Bereich, den man als  "Intuition" (sprich unbewusstes Wissen) beruht, kann man trauen. Nieman kann einen Menschen aufhalten, der zu einer Sache entschlossen ist und er bereit ist jeden Preis dafür  zu bezahlen! Zähigkeit und Charakterstärke sind weitaus bedeutender als Talent. Talente kommen häufig vor, Menschen von starken Charakter hingegen sind selten. Menschen  mit einem offenen Geist können ihre Fähigkeiten oft auf viele verschiedene Bereiche übertragen. Zudem ist die starke Neigung zu einer Sache weitaus entscheidender für deren  Wahl, als das Talent, das einer besitzt. Hat einer ein Talent, fühlt sich aber zu einer anderen Sache hingezogen, für die er kein Talent besitzt, so ist es weiser sich für die Neigung und gegen das Talent zu entscheiden.


IV: LEHREN
* Beurteile Menschen nie nach dem Äußeren oder nach dem ersten Eindruck

* Charakterstärke, nicht Talent ist im Leben entscheidend, denn der Charakter, nicht das Talent, ist des Menschen Schicksal.


* Bei der Kriegsführung kommt es vor allem auf den Geist, nicht auf den Körper an.


* Erhebe dich über das Schlachtfeld, sieh das große Ganze, erweitere stets deinen Horizont.


* Der Glaube an sich selbst versetzt Berge.


* Der Sinn des Krieges besteht im dauerhaften Frieden.


* Stelle fähige Leute an, die für dich arbeiten, sonst wird es die Konkurrenz tun.


* Mit einem offenen Geist kann man Fähigkeiten in einem Bereich, den man kennt, auf einen anderen, noch unbekannten, übertragen.





Samstag, 19. April 2014

Vom unnützen Denken

x"Ein unnütz Leben ist ein früher Tod", meinte Goethe in seiner "Iphigenie auf Tauris". Wie recht der gute Mann doch hatte! Doch wo beginnt ein solch  schändliches Leben, wo entspringt seine Quelle, deren stinkene Ausgeburt sich wie ein schwarzer Pechstrom durch das Leben des Verdorbenen windet? Ich will es euch kundtun, meine Freunde, denn allzu oft trift man derartige Zeitgenossen an, heute mehr denn zu jeder anderen Zeit in der Geschichte. Damit man sich vor ihnen hüte, damit das Virus sich nicht nach und nach auf euch Tugendhaften und Fleißigen überträgt und allmählich an euch zehrt. Unglückliche  und Glücklose soll man meiden, heißt es, denn in ihrem Gejammere geht auch bald die Moral des guten Herzens dahin und alles wird von der harten  Gravitation des Pessimismus nach unbarmherzig unten gezogen. Kein hoher Gedanke, kein leichtes Gemüt ist dann mehr möglich, nur noch bleierne Schwere, die  zombihaft verwandelt, was einst blühend und prächtig gedeihend war. Gerade zu Ostern, das die brave Christenheit morgen zu feiern beliebt, soll auch für euch eine Auferstehung stattfinden - aus der Finsternis ans Licht! Vom Tod zum Leben! So ist es seit jeher des guten Mannes Art gewesen.

Das Denken ist es, meine Freunde oder das was gemeinhin als Denken bezeichnet wird, das den Ursprung, den geistigen Urknall des Kosmos, des Unnützen bildet!  Doch weit gefehlt wenn einer meint es sei dies das Ergebnis mangelnder Bildung oder gar der Erfahrung. Die Welt quillt heutzutage über von all den Gebildeten  und doch wird die Denkfähigkeit immer geringer - man schmückt sich mit Titel und Zeugnissen aller Art, doch ist man nicht in der Lage zwei und zwei zusammenzuzälen. Das Expertentum ist eine Abart des Unnützen. Der Experte liegt falscher, als der Zufall, denn er ist mit der Welt nicht verbunden. Seine  Verbundenheit besteht nur im Geiste und bloß zu seinen eigenen Gedanken. Was im Charakterlichen der Narzissmus, ist im Land des Geistes das Expertentum. Wann hat den je ein Wirtschaftsweiser die Zukunft vorhergesehen, die dann auch eingetreten wäre? Menschen, die auf Kosten der Allgemeinheit das Spiel  "Des Kaisers neue Kleider" spielen und dabei an den Fleischtöpfen sitzen, während dem Gemeinen nur das Hungerbrot bleibt, haben sich breitgemacht. "Zukunftsforschung" heißen sie es und sie sind doch nur Schalatane, Quacksalber, im besten Fall Komödianten. In der Antike gab es die Orakel, die weissagten und das menschliche Bedürfnis die Zukunft zu kennen befriedigten. Freilich hatte dies damals noch einen erhabenen Charakter: Opfer wurden feierlich erbracht, hypnotisierende Dämpfe schwängerten die Luft, Rituale zur Ergreifung der Seele  veranstaltet; doch heute gibt es nur noch einen mageren Abklatsch des Brimboriums der Altvorderen - nicht einmal mehr als Lachnummern gehen sie durch die "Experten". Weit überlegen war das Orakel dem modernen Zukunftsforscher, sowohl im Inhaltlichen, als auch im Formellen. Dieses alles ist eine Art von Denken, das zu sparen sich die Gesellschaft leisten muss.

Doch noch eine weitere Art des unnützen Denkens nenne ich euch: Es gibt da Zeitgenossen, die gar mit schwerer Miene und Gehabe, das Bedeutsamkeit vorschützen  will durch die Lande ziehen, man findet sie ihren Sermon haltend vornehmlich in den Mainstreammedien, und dabei die Menschheit belehren möchte über allerlei Bedrohliches, das  mit Sicherheit auf uns hernierderfahren würde, wenn man nicht sein Leben ändere. Das Leben ändern, vor allem jenes der anderen, das ist das Anliegen dieser Propheten - Wölfe im Schafspelz, die nicht ein Quäntchen bei sich selbst sehen aber vermeinen die Welt wäre schlecht, das Volk dumm und einfältig und leicht  verführbar. Es sind jene Gestalten, die den Span im Auge des nächsten sehen, doch nicht den Balken in ihrem eigenen. Wobei meist noch der Span des anderen  im Gedanken des Propheten selbst seinen Ursprung hat. Man will heute oft nicht einmal mehr von "Bildung" sprechen, denn das, was man einstmals darunter verstand  ist längst den Bach der Geschichte hinunter gegangen. So meinten die Alten noch Bildung sei jenes Vermögen die eigene Kultur durchdringend zu verstehen und in seinem eigenen  Geist noch einmal die Gesamtheit des eigenen kulturellen Erbes abzubilden - jeder Gebildete war demnach eine "Kultur" im Kleinen. Doch davon kann heutzutage  keine Rede mehr sein. Halb- und Nichtgebildete bevölkern heute massenhaft die Lande, die meisten davon mit Hochschulabschluss (mit irgendeinem billigen Studium, das nicht viel Anstrengung erfordert). Sie haben nie zu denken gelernt, sehen die  Welt in den Bahnen, die ihnen subtil oder auch nicht eingebläut wurden. Je länger man im Schul- und Unterrichtsbereich verbringt, desto mehr wird der eigene Geist  nach den Vorgaben des jeweiligen Bildungsinstitutes geformt - von der Welt versteht man bald immer weniger (was allerdings gewollt ist denn unter dem Programm "Bildung" läuft heute die Volksverdummung). Deshalb lautet ja auch ein bekannter Rat, dass wenn einer  im Leben Erfolg haben möchte, er möglichst bald die Schule verlassen sollte. Wie wahr! Doch wie selten hört einer darauf.

Dann gibt es da die Art, die den einzelnen betrifft, und die nicht weniger beleidigend für die Vernunft ist, jedoch in ihrem Schaden meist begrenzt ist. Ich spreche von jenen, die aus Langeweile oder Vermeidung (Angst) denken, deren Leben derart schal ist, dass sie sich anstatt konkret um sich selbst und die ihren zu kümmern, sich auf die großen Probleme  der Welt und der Menschheit konzentrieren. Alles andere soll geändert werden (man selbst hingegen nicht) und man weiß auch wie es geht. Alleine, die Menschen sind ja so einfältig, böse, dumm oder man hat sie  eben einer Gehirnwäsche unterzogen. Erklärungen sind schnell zur Hand. Wenn es wirklich so etwas wie eine "Gehirnwäsche" gäbe, so wäre dies doch das Gegenteil dessen, was man landläufig darunter  versteht, denn seit wann ist eine "Wäsche" etwas Schlechtes? Wird doch dadurch der Schmutz entfernt und klares Denken sollte sich wieder einstellen. Wie dem auch  sei, dies ist nur ein Gedanken des alten Cincinnatus, denn unsere Sprache strotzt nur so von Ungereimtheiten und Widersprüchen. Denken, das unnütz, kreist um Dinge,  die mit dem eigenen Leben nicht in Verbindung stehen. Zwar sind die Gefühle vieler "Aktivisten" echt, doch sie beziehen sich nur scheinbar auf die gegenwärtige  Situation oder das eigene Denken. Vielmehr sind solche bloße Auslöser für Emotionen, die einen anderen, meist völlig unbekannten, Ursprung haben. Sentimentalität ist es, wovon ich spreche. Man sieht sie heute allerorten - gerade die Wütenden, die Unzufriedenen, die Polikanten, die Berufsdemonstranten, -kritiker und - aufklärer, das sind die Subjekte,  deren Gefühle ein Ventil gefunden haben, doch mit dem vorgegebenen Anliegen in keinerlei Beziehung stehen. Was Spinoza bereits erkannte, bewahrheitet sich immer  wieder: Nur eine affektive Einsicht is auch eine effektive Einsicht - das bloße verstandesmäßige Verstehen genügt niemals. Zuerst kommt immer das Notwendige im  eigenen Leben, dann jenes der anderen und vielleicht irgendwann das Wohl der ganzen Welt. Eine Sache dürft ihr mir niemals vergessen, meine Freunde: So sehr es stimmt, dass vor dem Handeln das Denken kommen muss, so sehr ist es auch richtig, dass das Denken ohne die Möglichkeit zu handeln dumm macht! Jawohl, sich um  Dinge zu kümmern, sich Gedanken zu machen in einem Bereich, in dem man nichts bewirken kann, weil es außerhalb der eigenen Möglichkeiten liegt, lässt den Geist  verkümmern. Wer sich immer um das Wohl der Welt kümmert, dabei aber nicht aktiv auf Grundlage dieser Gedanken handeln kann, dessen Gedanken sind schal und  oberflächlich. Seid mir nicht wie diese halten Gestalten, meine Brüder - denkt nur dort, wo ihr handeln könnt. Alles andere geht euch nichts an - es hat mit euch nichts zu tun und verdient deshalb  nicht eure wertvolle Geisteskraft.

Das waren die Gedanken eines alten Knaben zu Ostern, dem Fest der Auferstehung unseres Heilands Jesus Christus. Möge euch allen ein Licht aufgehen und wer weiß, vielleicht wird der eine oder andere zu Pfingsten sogar mit dem Heiligen Geist beseelt.


L.Q. Cincinnatus

Freitag, 11. April 2014

Die Exklusivität des Namens

EINE NONNE ALS GESCHÄFTSFRAU
xIm Jänner des Jahres 1830 erhielt eine 54-jährige Nonne aus Köln am Rhein einen Brief, der eine äußerst gute Botschaft beinhaltet. Er war vom preußischen Innenminister im Auftrag des Königs verfasst worden und enthielt die Antwort auf eine Bitte, die die Klosterfrau im November untertänigst an seine Mejastät, König Friedrich Wilhelm III., gerichtet hatte. Nun wurde ihr gestattet, den von ihr
hergestellten "Melissengeist" mit dem Wappen, dem Adler, des Preußischen König, auf den Flaschenetiketten zu versehen und damit zu kennzeichnen. Damit hatte sie ein lange verfolgtes Ziel erreicht und ihre Herstellung des "Klosterfrau Melissengeist" nahm einen gewaltigen Aufschwung. Langjährige Sorgen gehörten nun endgültig der Verangenheit an.

Was war geschenen und wie war es so weit gekommen? Schwester Maria Clementine Martin wurde 1775 in Brüssel geboren, zog mit  ihren Eltern (der Vater war Berufsoffizier) im Alter von acht Jahren ins ostfriesische Jever und trat mit 17 ins Kloster St. Anna in Coesfeld, das zum Orden der Annuntiatinnen gehörte, ein. Sie spezialisierte sich auf die Heilkunde und wurde zur Krankenschwester ausgebildet. Ein ausgesprochenes Talent besaß sie auch für die Heilkunde mit allerlei Kräutern und Rezepturen, aus denen Arzneien hergestellt wurden. Dabei kam sie auch mit streng geheim gehüteten Rezepturen in Kontakt, wie eben auch mit einem Universalmittel, das aus einem Melissengeist bestand. 1803 brach eine Katastrophe über das Kloster herein,  wie über alle geistliche Herrschaften im ganzen Deutschen Reich. Der Reichstag in Regensburg hatte mit dem Reichsdeputationhauptschluss die Auflösung bzw. Säkularisierung der geistlichen Gebiete beschlossen. Auch das Kloster in Cloesfeld wurde aufgelöst und die Nonnen damit heimatlos. Eine jahrelange Wanderschaft folgte. Als im Juni 1815 die Schlacht zwischen Napoleon und den Alliierten im belgischen Waterloo geschlagen wurde, diente Maria Clementine Martin als Krankenschwester  und zeichnete sich dabei besonders aus, so dass der preußische König ihr eine jährliche Rente von 160 Goldtalern gewährte. Die finanziellen Sorgen waren von nun an nicht mehr drückend. Als sie 1825 nach Köln kam, befand sich die Stadt in einem großen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Wirren der napoleonischen Zeit waren vorüber, der Aufbruch in das Industriezeitalter hatte begonnen und neue Unternehmen schossen, in der nun preußisch gewordenen Stadt, wie die Pilze aus dem Boden. So auch in jener Branche, in der die Klosterfrau tätig war: der Erzeugung von Duft- und Heilwässern, für die Köln schon lange berüht war (ua. etwa "4711"). Es war jedoch eine Zeit, in der es noch kaum Schutz für geistiges Eigentum gab, so  fehlt auch ein Gesetz über den Markenschutz, so dass viele sich mit jedem Namen und jedweder Bezeichnung schmückten. Die  Prozesse, die deshalb wegen Plagiatsvorwürfen und unberechtigtem Namens- und Markengebrauch geführt wurden, waren deshalb sehr zahlreich. Auch Maria Clementine blieb nicht davor verschont, dass andere sich mit ihren Etiketten schmückten und gutes Geld damit verdienten. Die Empörung war groß, nicht etwa deshalb, weil die fromme Frau reich werden wollte, sondern weil nur sie das geheime Rezept ihres Melissengeistes kannte und ausschließlich sie für dessen hohe Qualität bürgen konnte. Würde ein anderer sich mit ihrem Etikett schmücken, stellten sich die Heilerfolge nicht ein und dieser  Misserfolg würde dann wieder mit Maria Clementine in Verbndung gebracht werden.

Mitten in dieser Misere, hatte die Nonne eine Idee: Ein Etikett musste her, das niemand wagen würde zu kopieren! Wie wäre es da mit dem Wappen des Königs? Selbstbewusst schrieb Maria Clementine an seine Majestät und fügte neben ihrer Versicherung stets für König und Königshaus zu beten auch gleich Proben ihres Melissengeistes bei. Tatsächlich reagierte der protestantische König schnell und zur vollsten Zufriedenheit der katholischen Antragsstellerin. Damit war der tüchtigen Geschäftsfrau der Coup schlechthin gelungen. Von nun an würde es keiner mehr wagen seine Produkte unter dem Namen der Klosterfrau anzubieten. Trotz widerholter Versuche der Konkurrenz die Erlaubnis zum Führen des  preußischen Königswappens zu torpedieren, blieb es beim königlichen Entschluss. Das Unternehmen MCM (Maria Clementine Martin) nahm einen großen  Aufschwung und binnen eines Jahrzehnts kannte man den Melissengeist in ganz Europa. Als Maria Clementine 1843 starb, nahm halb Köln daran teil. Ihre Popularität war überaus groß. Nach ihrem Tod florierte das Geschäft immer weiter. Die rechtliche Situation in Bezug auf den Schutz geistigen Eigentums hingegen fristete noch ein paar Jahrzehnte ein stiefmütterliches Dasein. Erst 1874 wurde ein erstes deutsches Markenschutzgesetz verabschiedet. Das Unternehmen, das die Klosterfrau gründete, existiert noch heute, die "Klosterfrau Healthcare Group", und gehört zu den größten Produzenten von nicht-apothekenpflichtigen (frei verkäuflichen) Arzneimitteln in Deutschland. Das bekannteste Produkt ist seit der Gründung des Unternehmens 1825 der "Melissengeist" geblieben, der sich in jeder dritten Hausapotheke in Deutschland findet.



INTERPRETATION
Was für einen Menschen der Ruf, ist für eine Unternehmen die Marke. Die ursprüngliche Bedeutung von Marken war die Kennzeichnung von Produkten zwecks Gewissheit über den Hersteller und zur Sicherstellung der Qualität. Heute kommen noch weitere Faktoren hinzu. So bilden sich um Marken teilweise regelrechte Kulte - man drückt damit ein bestimmtes Lebensgefühl und Zugehörigkeit zu einer Gruppe aus. Marken bilden einen "Schutzwall" um Produkte herum und dienen gerade auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten zur Sicherung  des Umsatzes. Darüberhinaus rechtfertigen Marken höhere Markpreise als No-Name-Produkte und zwar selbst dann, wenn es von der  Produktequalität her keinen Unterschied gibt. Daraus ergeben sich höhere Gewinnmargen, was für Investoren immer schon seinen Reiz hatte.

Man muss unter allen Umständen dafür sorgen, dass man sich von den anderen unterscheidet und dass der Markt, die Kunden, auf einen aufmerksam werden. Dazu braucht es Mut zur Individualität, ansonsten ist Mittelmäßigkeit das Beste, was man zu erwarten hat. Eine weitere Lektion, die Maria Clementine beherrschte war jene sich Verdienste zu erwerben, und davon später zur profitieren. Sie hatte beim preußischen König wohl ein "Stein im Brett" durch ihre großen Verdienste in der Krankenpflege in der Schlacht bei Waterloo. Freilich war es in ihrem Fall gewiss nicht so, dass sie als Krankenpflegerin arbeitete, um später vom König eine Unterstützung bei ihren Geschäftstätigkeiten zu erlangen - das wäre abwegig, doch wusste sie später geschickt die früheren Leistungen für sich zu nutzen. Bei der "Einforderung" von Gegenleistungen muss man sehr vorsichtig zu Werke gehen, sich
dabei auf Dankbarkeit zu stützen, zahlt sich in den meisten Fällen nicht aus. Einem anderen gegenüber dankbar sein zu müssen, wird in der Regel als Last empfunden; viel besser ist es deshalb auf den Nutzen des anderen zu bauen. Nicht aus Dankbarkeit soll der andere eine Leistung vergüten, sondern, weil er selbst  einen Nutzen daraus zieht. In den USA gibt es ein eigenes (informelles) System zwischen Leuten, die sozialen Netzwerken (nicht mit den modernen "sozialen Netzwerken" wie Facebook, Twitter etc. verwechseln!) angehören. Dieses nennt sich IOU - "I owe you" ("Ich schulde dir etwas") und bedeutet,  dass die Mitglieder solcher Netzwerke durch wechselseitige Hilfe und Unterstützung miteinander verbunden sind. Die Pflicht zur Hilfe ist dabei  stärker als bei einem schriftlich fixierten Vertrag. Erstaunlicherweise sind die menschlichen Verpflichtungsbande oft bei auf Treu und Glauben, nur mündlich  geschlossenen Abmachungen, viel stärker, als bei schriftilch fixierten Verträgen - wobei die Schriftlichkeit ja gerade aus Sicherheitsgründen vereinbart wird! Jedenfalls darf man grundsätzlich von Menschen keine Dankbarkeit erwarten, denn solche ist das Ergebnis von feinster Bildung des Herzens, etwas,  das wie die wahre Liebe eine Unwahrscheinlichkeit ist; und trotzdem kann sie gefunden werden, wenn man danach sucht.

Maria Clementine Martin hatte sich für ihr Geschäft den besten Standort ausgesucht, den man zur damaligen Zeit finden konnte. Köln war ein Mekka für Duft- und Heilwässerchen und weit über die Grenzen des Rheinlandes hinaus dafür bekannt. Hier lag der ideale Ansatzpunkt für den geschäftlichen Erfolg, sofern man Eigeninitiative zeigte und die harte Konkurrenz nicht scheute. Durch Sparsamkeit war es der Nonne gelungen ein Kapital  anzusammeln, mit dem sie ihr Geschäft aufbauen und mit der Melissengeistproduktion beginnen konnte. Kluge Geschäftsführung und ausgezeichnetes  Marketing, wie man heute sagen würde, führten dann zum Erolg des Unternehmens, das heute noch große Bekanntheit genießt.



LEKTIONEN
* Einen guten Ruf zu haben ist für Menschen wichtig im sozialen Leben. Ebenso ist es für ein Unternehmen wichtig eine gute Marke zu haben.

* Unterscheidung und Aufmerksamkeit sind im Wirtschaftsleben essentiell.


* Erwirb dir Verdienste, um später auf die Dienste anderer zurückgreifen zu können.


* Hat man ein gutes Produkt oder eine gute Dienstleistung anzubieten, so muss man den Glauben daran entwickeln, dass man damit auch Erfolg haben wird. Entscheidend ist allerdings, dass man aus Rückschlägen lernt und kreatives Durchhaltevermögen besitzt. Bloßes, sich nicht auf Veränderung stützendes Durchhaltevermögen, ist nichts anderes als Sturheit.


* Es ist wichtig einen idealen Standort für seine Geschäftsaktitvitäten zu besitzen, einen "Brückenkopf", um den Markt zu erobern. In unserer Zeit befindet sich dieser Brückenkopf immer öfters in der virtuellen Welt des Internets.





Sonntag, 6. April 2014

Lebenslanges Arbeiten

xEs gibt Dinge, die den Menschen unter den Nägeln brennen und über die die Politik nicht sprechen und die Massenmedien nicht berichten wollen. Schon seit langem ist es in unserer Politik so weit gekommen, dass Themen dann aufgegriffen werden, wenn man sich einen politischen Vorteil davon verspricht, nicht aber, wenn sie von Bedeutung sind. Dass mit unserer Welt und unserer Gesellschaft immer mehr nicht mehr stimmt, dass die Welt der politischen Führer immer mehr hin zu einer Scheinwelt verkommt und mit der tatsächlichen Wirklichkeit, mit der Wahrheit über die Welt, nichts mehr zu tun hat, leuchtet allmählich immer größeren Gruppen der Bevölkerung ein. Die jüngsten Entscheidungen aller Art sprechen wieder einmal eine klare Sprache. Immer mehr Menschen spüren es, dass sie für dumm verkauft  werden und dass die tatsächlichen Probleme der Welt, gerade auch des Westens, weitaus größer sind, als wir uns das meist eingestehen wollen und dass wir vor allem über keine fähigen Führer verfügen, die in der Lage sind Lösungen zu erarbeiten, geschweige denn solche umzusetzen. Wir spüren es und unsere Gefühl täuscht uns nicht, mag noch so viel rationalisiert werden, von allen möglichen Experten und Beratern jeglicher Art. Reif zu sein, ein erwachsener Mensch zu sein, heißt auch das Stadium hinter sich zu lassen auf Experten hören zu müssen. Und glücklicherweise werden in diesem Sinne immer mehr Menschen reif!

DAS TRADITIONELLE LEBENSMODELL
Eine ganz wichtige Änderung, die inzwischen in den entwickelten Gesellschaften des Westens immer deutlicher wird, ist jene des Lebens- bzw. Lebenszeitmodells. Die alten Vorstellung, die leider immer noch von vielen wohlmeinenden Eltern und Lehrern und dergleichen ihren Kindern vermittelt werden, funktionieren nicht mehr. Diese traditionellen Vorstellungen könnte man zusammenfassen mit: "Geh zur Schule, schreibe gute Noten, erwirb eine möglichst hohe akademische Ausbildung, suche dir einen guten Job in einem angesehenen Unternehmen und genieße dann den üppigen Ruhestand im Alter, den du dir redlich verdient hast." Das neue Rezept für das Leben müsste nun für unsere Zeit jedoch lauten: "Erkenne dich selbst, finde heraus, was dich fasziniert, bring es darin zur Meisterschaft und tu' dein ganzes Leben nichts anderes mehr!"

Im herkömmlichen, uns allen vertrauten, Lebensmodell geht es darum, dass der Mensch die ersten 20, 25 oder 30 Jahre seines Lebens mit Schule und Ausbildung verbringt. Darauf folgt das Berufsleben, das irgendwo zwischen 30 und 45 Jahren bei den meisten dauert. Dies ist also die Phase "Beruf", die sich an die erste Phase "Ausbildung",  die man auch als Lernphase bezeichen könnte, anschließt. Dann folgt ab etwa dem 60 bzw. 65 Lebensjahr die Phase 3, jene des Ruhestanden, bzw. der Rente/Pension. Das ist das Modell nach dem die meisten heute noch  leben und das immer noch in den Köpfen der Menschen als "Ideal" vorherrscht. Das ist kein Wunder, denn die Menschen wurden vom Staat zu diesem System erzogen und es hat sich lange Zeit, vor allem als wir noch in  einer Industriegesellschaft lebten, bewährt.

Nun aber haben sich die Umstände gewandelt und immer größere Probleme tauchen an allen Ecken und Enden auf. Pensionsregelungen werden verschärft, das Pensionsantrittsalter erhöht, Pensionen gekürzt, Durchrechnungszeiträume ausgeweitet, Steuern und Abgaben eingeführt und so weiter. Man verkauft dies den Menschen zwar in kleinen Portionen, doch zusammengerechnet ergibt sich daraus eine fortschreitende Verschlechterung der Situation  der nicht mehr arbeitenden Bevölkerung. Noch schreit das Volk nicht, denn man hat es gut verstanden die "Gans" zu rupfen, ohne dass sie schreit, indem man ihr die Federn nicht auf einmal, sondern nach und nach herausrisst. Doch  der Staat hat überhaupt keine andere Wahl, seine Verschuldung steigt immer weiter, die Kosten (Altersbetreuung,
Pflegebetreuung, Krankheitskosten etc.) steigen unaufhörlich, die Beiträge der "Jungen" können damit nich schritthalten.  Es führt kein Weg daran vorbei, wir müssen erkennen, dass das herkömmlich Dreiphasenmodell nicht mehr aufrecht  zu erhalten ist - ganz egal wer gerade an der Regierung ist.

EIN NEUES LEBENSZEITMODELL
Vor die großen Probleme gestellt, die das traditionelle Lebensmodell immer schwerer umsetzbar machen, stellt  sich die Frage, wie der einzelne und die Gesellschaft als Ganzes darauf regieren sollen. Fest steht, dass die Politiker  diese Probleme nicht lösen werden; sie werden uns auch keinen reinen Wein einschenken. Auf sie zu vertrauen  ist unsinnig. Die einzige Lösung besteht darin, indem die Menschen sich selbst hilft.  Dass lebenslanges Lernen heute notwenig ist, das pfeifen die Spatzen schon lange von den Dächern, doch  erstaunlicherweise traut sich bisher niemand konsequent weiterzudenken. Wofür lernen wir denn? Teilweise für  uns selbst, doch das ist für die Gesellschaft nicht der springende Punkt. Im Wesentlichen geht es der Gesellschaft  nämlich darum, dass das Gelernte des einzelnen ihr wieder zugute kommt, indem der einzelne durch seine Leistungen  die Gesellschaft bereichert, was in der Regel durch das geschieht, was man Arbeit nennt.

Arbeit ist eine großartige Möglichkeit seine Zeit zu verbringen, denn was man tun soll, bis man stirbt, womit man seine Zeit verbringen soll, gehört zu den größten Problemen des Menschen im Leben. Gäbe es die Arbeit nicht, wären  die psychiatrischen Kliniken voller Menschen, die an Depression, Sinnlosigkeit und Langeweile litten. Die  Forderung lebenslang zu lernen ist nur die eine Seite der Medaille, die andere ist das lebenslange Arbeiten. Dieses wird in Zukunft notwendig sein, denn das Pensionssystem wird bald nicht mehr in der Lage sein Renten zu bezahlen, von denen ein Mensch noch vernünftig leben wird können. Wahrscheinlich wird die durchschnittliche Rente irgendwo  im Bereich der Sozialhilfe liegen oder das derzeitige Beitragssystem wird ersetzt durch ein "Volkspensionssystem", bei dem jeder Bürger bei Erreichen eines bestimmten Alters vom Staat eine gewisse Summe Geld erhalten wird. Für alles weiter muss der einzelne dann selbst sorgen. Über ausreichende Ersparnisse oder private Pensionen werden aber nur die wenigsten verfügen, denn die meisten Menschen verdienen nicht genug, als dass es sich rentieren würde, privat vorzusorgen und schon gar nicht werden sie dadurch die "Pensionslücke" auffüllen können, selbst wenn sie sehr früh zu sparen beginnen. Die Finanzkrise hat hier vielen die Augen geöffnet in Punkto Kapitalsicherheit und zu erwartende Renditen!  Es wird in  jedem Fall eine "Verlierergeneration" geben, eine die weitaus mehr in das alte Pensionssystem einbezahlt hat, als sie an Rente herausbekommen wird. Die sozialen Unruhen und Verwerfungen, die Klagen und politischen Schwierigkeiten, die daraus entstehen werden, sind etwas, das man sich jetzt noch gar nicht vorstellen mag.

Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung und diese besteht darin, dass sich der Bürger überhaupt frei macht vom Staat und allen möglichen, ihn kontrollierenden, Umstände, so dass er sein Schicksal wirklich in die Hand nimmt (bisher war dies ja meist nur ein Lippenbekenntnis). Aus diesem Grund ist es notwendig, dass der einzelne über sich selbst sehr gut Bescheid weiß, dass er seine Neigungen, Talente, Stärken und Schwächen genau kennt und schon in jungen Jahren  diese ausbildet, um in seinem jeweiligen Fach Meisterschaft zu erlangen. Es ist wichtig das Lernen als das höchste  Gut aufzufassen und Arbeitsstellen vor allem aus diesem Gesichtspunkt heraus zu betrachten. Meist verfehlen Menschen ihre Berufung im Leben deshalb, weil sie aus den falschen Motiven heraus einen Job annehmen oder einen Beruf erlernen: Geld, Ansehen, Beziehungen, Erwartungen anderer etc. Diese Fallen muss man meiden und gerade junge Leute müssen lernen zu lukrativen Jobs "Nein" zu sagen, wenn sie nicht ihrer Lebensaufgabe entsprechen. Warren Buffett sagte über Leute, die angesehene Jobs annehmen, um ihren Lebenslauf aufzufüllen: "Einen angesehenen Job anzunehmen, um den  Lebenslauf aufzupolieren, ist wie wenn man Sex für den Ruhestand aufsparen würde." In Zukunft wird es ratsam sein nur solche Jobs anzunehmen, die einem auf dem Weg der Lebensmission weiterhelfen, nur für sich selbst zu arbeiten und eine Sache so gut zu beherrschen, dass man mit ihr verschmilzt, so dass auch der durchschnittliche Arbeitnehmen bei seiner Arbeit eine Beziehung zu dieser hat, wie ein Künstler bei der Erschaffung eines Werkes zu diesem. Arbeit sollte Freude machen, sollte sogar ein Genuss sein; die verdrehte Vorstellung Freizeit sei besser als Arbeit und jeder freue sich nur auf diese, muss verschwinden. Ist Arbeit zur Berufung geworden, dann verschmilzt sie mit allen anderen Bereichen des Lebens, sie wird niemals langweilig und man möchte ohnehin nie etwas anderes tun. Unter dieser Voraussetzung wird auch  lebenslanges Arbeiten nicht nur möglich, sondern sogar zu einer sehr erfreulichen Entwicklung. Denn wäre die Arbeit eine Plackerei, eine Maloche, dann wäre es unzumutbar sie lebenslang ausüben zu müssen, dann gäbe es zwischen "freiwilliger" Arbeit und Zwangsarbeit keinen Unterschied!

Nicht zu vergessen ist auch die Freizeit, die in Zukunft auch schon in jüngeren Jahren einen immer größeren Teil der Lebenszeit einnehmen wird - von der "Freizeitgesellschaft" wurde ja bereits vor vielen Jahren zum ersten Mal gesprochen. Der Bereich Freizeit gehörte bisher vor allem in die ersten Lebensjahrzehnte (Kinder und junge Leute) und ins Leben der Pensionisten. In Zukunft werden auch Menschen zwischen 20 und 60 über weitaus mehr Freizeit  verfügen, als zum jetzigen Zeitpunkt und sie werden es auch brauchen, denn neben lebenslangem Lernen und  lebenslangem Arbeiten, wird sich auch lebenslange Freizeit einstellen müssen, sonst wird das System unmenschlich. Zusammenfassend ist also zu sagen, dass das neue, das zukünftige Lebenszeitmodell über das gesamte Leben  hinweg über alle drei Komponenten Lernen, Arbeiten und Freizeit verfügen wird, die zwar hin uns wieder von Schwankungen geprägt sein werden, im wesentlichen jedoch in jedem Alter (bis auf die Kinderarbeit) sehr stark  sein werden. 

Es ist inzwischen eine Binsenweisheit, dass in der westlichen Welt die Fähigkeit der Gesellschaften sich selbst zu  reproduzieren immer geringer wird. Die Willigkeit Kinder zu bekommen und großzuziehen ist auf einem  Allzeittief angelangt und die Versuche der Politik dem entgegenzusteuern, bleiben meist unwirksam. Gerade  Leute mit höherer Ausbildung haben signifikant weniger Kinder, als jene, deren Ausbildungsniveau weniger  hoch ist. Das führt dazu, dass immer mehr Akademiker mit ihren hohen Sozialbeiträgen die Kinder von nicht  oder wenig arbeitenden Menschen finanzieren. Gerade im Falle von gut ausgebildeten Frauen führt dies nicht  selten zu deren Empörung, wenn sie erfahren, dass sie mit ihren Beiträgen Mütter und deren Kinder finanzieren, die keiner Arbeit nachgehen und sich ganz auf die Mutterrolle verlegen - und dies aus tiefster Überzeugung heraus. Die moderne Art der Ablehnung der Mutterrolle ist oft eine Ratiionalsierung des Neides auf das Glück, das Müttern von Natur aus beschert ist. Unsere Gesellschaft wird nicht umhin kommen Kinder als etwas noch viel Wertvolleres ansehen zu müssen, als dies zum jetztigen Zeitpunkt bereits der Fall ist. Kinder zu kriegen und aufzuziehen wird in Zukunft zu einer sehr respektablen Tätigkeit werden müssen, die nicht nur hoch im gesellschaftlichen Ansehen steht,  sondern von der Gesellschaft auch noch finanziell gut dotiert werden wird müssen. Ja es ist nicht unwahrscheinlich, wenn  eine Frau, die lebenslang eine "Vollzeitmutter" ist, sowohl was das gesellschaftliche Ansehen, als auch ihre finanzielle Versorgung betriff, etwa gleichgestellt ist mit einer Anwältin oder Ärztin. Die Zeit der Ideologien ist vorbei, heute regieren immer mehr die Notwendigkeiten und vor diesen muss jede Vorstellung weichen.

Wir brauchen einen Arbeitsmarkt, der nach oben hin keine Altersgrenze kennt. Dabei geht es nicht darum einen "zweiten" Arbeitsmarkt zu schaffen, auf dem man dann die nicht oder nicht mehr Vermittelbaren unterbringt, sondern um eine Ausweitung des bestehenden Arbeitsmarktes auf alle Altersgruppen. Neben der Aufwertung der Gruppe der Kinder, die oben bereits angesprochen wurde, muss auch eine Aufwertung der älteren Bevölkerung  treten, die Verherrlichung der Jugend muss ein Ende haben. Im Idealfall schaffen wir es, dass es innerhalb der Gesellschaft keine Unterschiede mehr zwischen Menschen verschiedener Altersgruppen gibt. Nach dem derzeitigen Stand der Gesellschaft genießen jene, die über am meisten Macht und Geld verfügen das meiste Ansehen; das ist vor allem die arbeitende Bevölkerung zwischen 30 und 65; Kinder Jugendliche und ältere Menschen schneiden dabei weitaus schlechter ab. Im neuen Lebenszeitmodell würden alle Altersgruppen über den gleichen Respekt der Gesellschaft verfügen. Dadurch würden einige sozialen Konflikte wegfallen, die uns heute noch große Probleme bereiten.

Weiters muss ein Umdenken in der Gesellschaft geschehen, dahingehend, dass der Mensch wieder in den  Mittelpunkt von allem rückt, dass der Mensch wieder höchster Zweck, und zwar höchster Selbstzweck wird! Das heißt, dass der Mensch keinem wirtschaftlichen oder sonstigen Profit mehr untergeordnet werden darf und die Wirtschaft von der Notwendigkeit ständig wachsen zu müssen entkoppelt wird. Ein Wirtschaft- und Gesellschaftssystem ist dann als gut zu betrachten, wenn es die wahren (nicht-neurotischen) Bedürfnisse des Menschen erfüllt - kurz: wenn es um die Natur des Menschen und deren Befriedigung herum arrangiert wird. Nur so haben wir eine Chance die Trennung der Menschen untereinander zu überwinden und zu einer von Vernunft, Liebe und wahrer Schöpferkraft geprägten Gesellschaft zu werden.