Montag, 26. Oktober 2015

Louis Antoine de Bougainville - Seefahrer und Schriftsteller


aSeefahrer und Entdecker hat es viele gegeben, einige davon sind weltberühmt geworden, andere hingegen sind bei der Allgemeinheit eher weniger bekannt. Manchmal kennt man ein Eiland, einen Berg, eine Pflanzen- oder Tierart besser als die Person von deren sich diese ableiten. So ist es auch bei Louis Antoine de Bougainville. Eher als diesen seefahrenden Franzosen des 18. Jahrhunderts kennt einer die fast 9000 Quadratkilometer große Insel der Salomonen oder die Pflanze (Bougainvillea), die seinen Namen trägt. Nichtsdestotrotz wollen wir heute einmal einen genaueren Blick auf diesen interessanten Mann werfen.

 

Louis Antoine de Bougainville wurde am 11. November 1729 in Paris geboren. Er stammte nicht aus einer Seefahrerfamilie (der Vater war Notar) und schlug zuerst eine ganz andere Laufbahn ein. Spät, erst mit 34 Jahren (1763) wurde er Kapitän der französischen Marine. Davor arbeitete der als Generaladjutant (bei General Montcalm), als Rechtsanwalt und als Botschaftssekretär in London. Als 1756 der Siebenjährige Krieg ausbracht, begleitete Bougainville Montcalm nach Kanada, wo die Franzosen 1759 bei Québec eine entscheidende Niederlage gegen die Briten erlitten. Zuvor zeichnete er sich jedoch bei den Kämpfen um die Forts „St. Sacrement“ und „Carillon“ aus. In diesem Krieg geriet Bougainville in englische Gefangenschaft und kehrte erst 1763, nach dem Friedensschluss, nach Frankreich zurück.

 

Nun begann seine Karriere zur See. Unter den Kommandanten Duclos, Chenar, Guyot und Froger de la Rigaudière erlernte Bougainville das nautische Handwerk. Auf eigene Rechnung stattet er 1764 eine Expedition aus, die auf den Falklandinseln eine Kolonie mit aus Kanada vertriebenen französischen Siedlern gründete.

 

1766 übernahm Bougainville dann das Kommando über die Forschungsexpedition, die um die ganze Welt führen und ihn berühmt machen sollte. Einige Naturforscher begleiteten Bougainville auf dieser Reise, da auch die Tier- und Pflanzenwelt in der Südsee genauer erforscht werden sollte. Im Dezember ging es endlich von Brest aus mit dem Schiff „Boudeuse“ in Richtung Süden los. Im Juni 1767 traf das zweite Expeditionsschiff, die „Etoile“ mit dieser in Rio de Janeiro zusammen. Von hier aus startete die eigentliche Erforschung und Weltumseglung. Durch die Magellanstraße, die in 52 Tagen durchquert wurde, ging es in den Pazifik, der 1768 erreicht wurde. Bougainville entdeckte die Inseln Tehai, die zur Poumotou-Gruppe gehören und erreichte kurz nach dem Engländer Samuel Wallis, der als (Wieder-)entdecker von Tahiti gilt (der Spanier Quiroz hatte aller Wahrscheinlichkeit nach bereits 1606 die Insel entdeckt), Otaheite (das heutige Tahiti). Die anfängliche Freundschaft zwischen den Franzosen und den Eingeborenen schlug jedoch bald um, da sich die Einheimischen als notorische Diebe herausstellten (was auch von anderen Seefahrern, unter anderem von Cook berichtet wird).

 

Bougainville segelte weiter über den Pazifik nach Westen und erforschte vor allem die Inseln um die Salomonen (die er wieder entdeckte, nachdem sie fast zwei Jahrhunderte lang in Vergessenheit geraten waren) und Neuguinea herum, erforschte den Durchgang zwischen Neuguinea und dem Bismarckarchipel und taufte eine Inselgruppe auf den Namen „Louisiaden“ zu Ehren König Ludwigs XV., in dessen Auftrag die Weltumseglung unternommen wurde. Über Holländisch-Ostindien, durch den Indischen Ozean, um das Kap der Guten Hoffnung herum erreicht die Expedition am 16. März 1769 wieder St. Malo an der französischen Kanalküste.

 

Zuhause in Frankreich verfasste Bougainville einen „romantischen“ und sehr ausführlichen Bericht über seine Reise. Darin bezeichnete er die Südseeinsulaner als die „glücklichsten Menschen der Welt“, die angeblich „leidenschaftslos“ lebten. Sein Bericht hat viel zur Südseeromantik in Europa beigetragen und beeinflusst bis heute das Bild vom „Paradies“, das viele Menschen von dieser, zugegeben sehr schönen, Region der Erde haben. Die Vorstellung vom „Edlen Wilden“, einer Verklärung, die heute noch in den Köpfen mancher verwirrter Geister und unverbesserlicher Romantiker herumschwebt, sorgte dafür, dass die Werke von Jean-Jacques Rousseau noch populärer wurden. Auch Kapitän James Cook, der kurz nach Bougainville zu seiner ersten Reise in den Pazifik aufbracht, betrachtete den Reisebericht des Franzosen als „nützlich“ und „unterhaltsam“.

 

In den kommenden Jahren stand Bougainville weiter in den Diensten seines Vaterlandes. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpfte er mit wechselndem Erfolg gegen die britische Flotte (Frankreich war mit den amerikanischen Rebellen verbündet). Im Zuge der französischen Revolution wurden ihm später einflussreiche Posten angeboten, die er jedoch ablehnte – seine königstreue Haltung war allgemein bekannt. Durch Rückzug ins Privatleben überlebte er den Revolutionsterror. 1794 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Unter Napoleon machte er weiter Karriere, arbeitete an der Planung der Ägypten-Expedition von 1799 mit, wurde zum Senator ernannt, dann Großoffizier der Ehrenlegion und Comte d’Empire.

 

In Frankreich genießt Bougainville bis heute weitaus größere Bekanntheit als anderswo, was nicht nur daran liegt, dass er ein Landsmann ist, sondern weil er der erste Franzose war, der die Welt umsegelte. Und nicht zuletzt natürlich durch seinen gelungenen Bericht über seine Weltreise. Er starb am 31. August 1811 in seiner Geburtsstadt Paris und wurde im Pariser Pantheon beigesetzt, der nationalen Gedenkstätte für die Helden Frankreichs.

 

 

Euer Sokrates

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