Vom
Mauerfall ist in diesen Tagen und Wochen die Rede, so sehr, dass man in manchen
Dokumentationskanälen nichts anderes mehr unter die Nase gerieben bekommt. Man
sieht Bulldozer, die Fertigteilbetonelemente zum umkippen bringen, jubelnde Menschen,
die auf der Mauerkrone tanzen und Legionen an Trabbis, die über die zuvor mit
Wachtürmen und Stacheldraht bestückten Grenzen in den Westen gelangen. So weit
so gut, und so schön! Doch wo ist die Konzentration auf das Wesentliche, wo der
Hinweis auf die wahre Bedeutung der Ereignisse vor einem Vierteljahrhundert? Warum
sind es die äußeren, sichtbaren Ereignisse, die Beachtung finden, nicht aber
die tiefer liegenden Zusammenhänge?
Tatsache
ist, dass in jener Zeit vor 25 Jahren ein morsches, im Inneren zutiefst
verrottetes System implodierte, dass Jahrzehnte lange Menschenverachtung – ein
staatlich organisiertes Quäl- und Zwangssystem ein Ende fand. Die Wurzeln
reichten ja bekanntlich zurück in die Zeit des Ersten Weltkriegs in Russland,
zu jenen Schlächtern, die voller Hass und Verachtung für den Menschen das
kommunistische System aufrichteten. Russland war das erste Opfer, andere
sollten bald folgen. Die tieferen Wurzeln des Verderbens reichen weit ins 19.,
ja sogar ins 18. Jahrhundert zurück, zu den geistigen Brandstiftern, die sich
besonders in Philosophenzirkeln, unter Schreiberlingen und bei den so genannten
„Sozialwissenschaftlern“ fanden.
Glücklicherweise
konnte diese mörderische Gefahr, 1918/1919 in Deutschland vorerst noch einmal abgewendet
werde – aber eben leider nur vorerst. In den folgenden Jahrzehnten konnte sich
das Land nicht mehr so glücklich schätzen und der Ostteil kam überhaupt bis
eben zu jenem schicksalshaften Jahr 1989 gar nicht mehr aus der Diktatur und
Tyrannei heraus. Der internationale Kommunismus, die Sowjetunion und der
Ostblock waren über Jahrzehnte hinweg die größte Gefahr für den Weltfrieden –
diese Gefahr ist vor 25 Jahren zu einem unblutigen Ende gekommen. Etwas, dessen
wir uns sehr glücklich schätzen können, denn meist sind solche historischen
Veränderungen in der Vergangenheit alles andere als unblutig vonstatten
gegangen.
Schon
der große Ökonom und Nobelpreisträger, Friedrich August von Hayek wies auf die
gemeinsamen Wurzeln von Sozialismus/Kommunismus und Nationalsozialismus hin.
Alle fußen sie auf den gleichen „Gründervätern“. Es gehört zu den großen Mythen
der Zeit, dass das NS-Regime als am entgegen gesetzten Spektrum der Politik,
gegenüber der Linken, angesehen wird. In Wahrheit jedoch befinden sich beide in
demselben „Lager“; der wahre Gegensatz zu
Sozialismus/Kommunismus/Nationalsozialismus besteht jedoch im klassischen
Liberalismus. Es wird nämlich dabei meist vergessen, dass die Achse, auf der
das politische Spektrum bemessen wird, zwischen Kollektivismus (bzw. Zwang) an
einen Ende und Individualismus (bzw. Freiheit) am anderen verläuft.
Welche
Lehren sind nun aus den Ereignissen von 1989 zu ziehen?
- Es gibt für das Individuum und die Freiheit des Menschen keine größere Gefahr als den Kollektivismus.
- Die Freiheit ist ein Bestreben der menschlichen Natur – dieses Streben teilen alle Menschen weltweit.
- Sozialismus, Kommunismus und Nationalsozialismus sind verwandte, totalitäre Ideologien. Der Verwandtschaftsgrad zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus entspricht der von Brüdern, jener zwischen Sozialismus und Nationalsozialismus dem von Vettern.
- Die Gesellschaft und die Wirtschaft brauchen Freiheit zu ihrer Entfaltung. Bürokratie, Regulierungen, Pläne funktionieren nicht, setzen die Leistungsfähigkeit herab und schränken die Lebensqualität der Menschen drastisch ein. Weder Gesellschaft noch Wirtschaft dürfen vom Staat geplant werden.
- Viele Menschen im Westen (va. die „Salonintellektuellen“) haben sich schuldig gemacht, indem sie die verbrecherischen Systeme des Ostens zumindest geistig unterstützt haben – und manche sind von diesem „Virus“ bis heute nicht geheilt worden. Es bedarf der Einsicht, dass Sozialismus und Kommunismus mit einer freien, demokratischen Gesellschaft nicht vereinbar sind.
- Der einzig wahre Schutz für den Menschen vor dem Staat und dem Kollektiv besteht im Recht, in der Rechtsstaatlichkeit. Diese darf jedoch nicht rechtspositivistisch verstanden werden, denn damit wäre der einzelne erst Recht den Machthabern ausgeliefert, sondern hat auf unveräußerbaren, absolut geltenden Prinzipien zu beruhen, wie dies in den angloamerikanischen Ländern der Fall ist.
- Gerade in Deutschland und Österreich muss sich der historische Horizont auf die gesamte Geschichte ausdehnen – man muss wieder ein „Gespür“ für die Bedeutung, gerade auch der eigenen Handlungen im großen geschichtlichen Rahmen entwickeln. Es ist wichtig, dass politische Entscheidungsträger beginnen über den Tellerrand hinauszublicken und nicht wie auf einen Fetisch nur auf sehr kurz, eingeschränkte Perioden der Geschichte zu blicken, sondern in Jahrhunderten (besser noch in Jahrtausenden) zu denken. Erst dann kann sich einem die wahre Bedeutung der Dinge erschießen. In diesem Zusammenhang bedarf es etwa auch im Schulunterricht eine vermehrte Konzentration auf die geschichtlichen Ereignisse nach 1945.
- Wir dürfen uns nicht über die wahren Bedrohungen in der Welt täuschen. Menschen haben grundsätzlich eine Tendenz sich am meisten auf die Dinge zu konzentrieren, die sie in der Vergangenheit bedroht haben (vor allem solche, die noch lebende Personen selbst erlebt haben). Meist ist dies jedoch ein Trugschluss, über den man die tatsächlichen, gegenwärtigen Gefahren meist übersieht. So war etwa die größte Gefahr für Deutschland und Österreich nach dem 2. Weltkrieg nicht ein Widererstarken oder gar die Rückkehr des Faschismus, sondern der Kommunismus und der russische Imperialismus unter Stalin und seinen Nachfolgern.
- Das „Heil“ des Menschen ist nicht durch eine bestimmte Organisation der Gesellschaft zu erreichen. Die Vorstellung die „perfekte“, gerechte Welt, in der alle in Frieden und Harmonie lebten, beruhe auf einer bestimmten sozialen Organisation und unsere Aufgabe bestünde nur darin diese zu finden, ist endgültig und kläglich gescheitert.
- Wir müssen sehr wachsam sein, wenn es um die Verteidigung der Freiheit geht, denn diese ist heutzutage wieder, gerade in der EU, in großer Gefahr. Diese Gefahr geht wie beinahe immer größtenteils vom Staat aus, von einer Bürokratie, die über Quoten, Korruption und überbordende Regulierungen dem einzelnen immer weniger Freiheit lässt sich zu entfalten. Zudem lässt die Regelungswut den eigentlichen Sinn des Rechts immer weniger in Erscheinung treten. Gerade der Schutz des einzelnen vor dem Staat, der durch die Grundrechte gewährleistet sein sollte, wird so indirekt immer mehr ausgehebelt.
- Es ist unverantwortlich, direkt oder indirekt, an sozialistischen Gesellschaftssystemen festzuhalten, selbst wenn man Abwandlungen von diesen vornimmt. Der Sozialismus beutet Menschen aus, er bereichert sich auf Kosten anderer.
Die
wahre Freude über die Ereignisse von 1989 liegt im Zusammenbruch eines
menschenfeindlichen Systems des kommunistischen Lügenregimes, des
Sowjetterrorismus, und der Erkenntnis, dass es kein „Heil durch die
Gesellschaft“ geben kann. Es hat sich gezeigt, dass Sozialismus nichts anderes
als Ausbeutung ist. Das Paradoxon besteht allerdings darin, dass der
Sozialismus vorgibt gegen Ausbeutersysteme vorzugehen - diesem Schwindel sitzen
bis heute einige Zeitgenossen auf. Die Geschichte bringt die Dinge über kurz
oder lang dennoch ans Licht. 1989 war ein Meilenstein in der Geschichte, ebenso
wie 1945. Als solchen sollten wir ihn feiern, als Triumph der Freiheit über die
Tyrannei.
L.
Q. Cincinnatus
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen