Ich
habe auf diesem Blog schon etliche Forscher und Entdecker des Pazifiks
vorgestellt. Einige davon sind weltbekannt, anderen hingegen kennen nur wenige
Spezialisten. Heute möchte ich Euch einen Mann vorstellen, dessen Bekanntheit
sicherlich in Australien am größten ist, der nichtsdestotrotz weit darüber
hinaus Bedeutung erlangt hat: der britische Seefahrer und Kartograph Matthew
Flinders.
Geboren
wurde Matthew Flinders am 16. März 1774 in Donington, in der Grafschaft
Linconlshire als Sohn einen Chirurgen. Schon als Junge begeistert ihn die See,
nach eigenen Angaben nach der Lektüre von Daniel Defoes „Robinson Crusoe“.
Gegen den Willen der Familie verlässt er sein Zuhause und tritt mit 15 in die
königliche Marine ein. Er war Teil der Mannschaft Captain Blighs auf dessen
zweiter Expedition, um die Brotfrucht von Tahiti in die Karibik zu bringen (bei
der ersten scheiterte Bligh bekanntlich mit seinem Schiff, der „Bounty“). 1795
war er Mitschiffsmann auf der „HMS Reliance“, die nach Australien fuhr. Auf
dieser Reise freundet er sich mit dem Schiffsarzt George Bass an, mit ihn sein
Schicksal noch länger verbinden wird. 1798 wurde Flinders, nun Leutnant,
Kommandant der „Norfolk“, mit der er durch die Passage zwischen Australien und
Tasmanien fuhr. Dies Meerenge zwischen den beiden nannte er, zu Ehren seines
Freundes George Bass „Bass Straße“.
Die
Beachtlichen Leistungen Flinders blieben in England nicht unbemerkt. Vor allem
auf den großen Naturforscher Sir Joseph Banks ist es zurückzuführen, dass ihm im
Jänner 1801 das Kommando über die „HMS Investigator“ übertragen wurde. Im Juli
1801 setzte die Expedition Segel nach Neu Holland, wie Australien damals noch
genannt wurde. Dies sollte seine berühmteste Expedition werden, die der
Geographie neue Erkenntnisse brachte. Von 1802 bis 1803 umrundete Flinders den
australischen Kontinent im Gegenuhrzeigersinn. Flinders bewies auch die
Inselgestalt Tasmaniens.
Flinders
versuchte nach anschließend zurück nach England zu gelangen, was ihm jedoch
misslang. Das erste Schiff lief auf das Große Barrierriff auf, mit dem zweiten
lief er auf der Ile de France (Mauritius) in französische Gefangenschaft
(Frankreich und England befanden sich zu jener Zeit unter Napoleon – wieder einmal
– im Krieg). Erst nach mehr als sechs
Jahren wurde Flinders von den Engländer im Juni 1810 befreit und sah seine
Heimat England wieder. Am 19. Juli 1814 starb Matthew Flinders in London im
Alter von gerade einmal 40 Jahren. Flinders schrieb ein Buch (vor allem während
seiner Gefangenschaft) über seine Reise, „A Voyage to Terra Australis“, dessen
Veröffentlichung und große Erfolg er nicht mehr erlebte. Daneben fertigte er
eine berühmte Karte von Australien an.
Es
war Flinders, der die Umbenennung von Neu Holland und New South Wales in
Australien betrieb. Er war nicht der erste, der den Kontinent so nannte
(frühere Kapitäne hatten dies bereits getan), doch ihm schien es inkonsequent
den von Cook entdeckten Teil New South Wales und den Rest Neu Holland zu
nennen. Zudem sprach man seit ewigen Zeiten vom „Südkontinent“, erst seit
Tasman hatte sich die Bezeichnung „Neu Holland“ durchgesetzt. Der seit der
Antike vermutete „Südkontinent“, der als Gegengewicht zu den Landmassen im
Norden existieren musste, stellte sich spätestens im 18. Jahrhundert als
nicht-existent heraus. Flinders wollte nun zumindest Australien nach ihm
benennen. 1824 wurde Flinders Vorschlag endgültig angenommen und so heißt der
Kontinent bis heute Australien.
In
Down-Under gibt es unzählige geographische Punkt, die nach Flinders benannt
sind (Landmarken, Nationalpark, Inseln, Buchten), sowie Schulen und andere
Einrichtungen von öffentlichem Interesse. Im ganzen Land stehen Statue von ihm,
inzwischen allerdings auch in England, wo er lange Zeit in Vergessenheit
geraten war (so dass zum Beispiel meine 20-bändige englische „The New Caxton
Encyclopedia“, Ausgabe 1969, keinen Eintrag über ihn beinhaltet). Unter den
Entdeckern des Pazifiks hat Matthew jedenfalls einen gebührenden Platz inne.
Man sollte es nicht nur den Australiern überlassen seiner zu gedenken.
Euer
Sokrates
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