Spanien
gehört zweifelsohne zu jenen Nationen, die in der frühen Neuzeit am meisten zur
Entdeckung der Welt beigetragen haben. Das mit Columbus einsetzende „Spanische
Jahrhundert“ brachte neben der Erkundung des amerikanischen und asiatischen
Kontinents auch erste Kenntnisse über den größten Ozean des Planeten, den
Pazifik. Nachdem Magellan als erster die Welt umsegelt hatte (1519-21),
etablierten sich nicht nur die großen Schifffahrtsrouten zwischen der Alten und
der Neuen Welt, sondern auch solche über den Pazifischen Ozean. Die bekannteste
dabei war jene zwischen dem mexikanischen Acapulco und den spanischen
Besitzungen in Ostasien – sprich vor allem den Philippinen. Wenn auch mit der
Niederlage der spanischen Armada gegen die Engländer 1588, das spanische
Weltreich seinen Zenit überschritten hatte, so blieb es doch noch lange Zeit
ein mächtiger Mitspieler auf der Weltbühne. Einer der letzten spanischen
Entdecker war dabei Álvaro de Mendaña de Neyra.
Geboren
wurden de Mendaña 1542 in Congosto in der Grafschaft Léon (fälschlicherweise
wird manchmal Zaragoza als sein Geburtsort genannt). Über seine frühen Jahre
ist wenig bekannt, Tatsache ist jedoch, dass er der Neffe des Vizekönigs von
Peru, Lope Garcia de Castro war. 1567 tauchte er öffentlich erstmals auf, indem
ihm eine Expedition zur Suche des sagenhaften Südkontinents (Terra Australis
incognita) übertragen wurde, die vom peruanischen Hafen von Calloa lossegelte. In
Südamerika gingen damals viele Legenden und Mythen um, die aus indianischen
Quellen herstammten und von großen Reichtümern im Westen über dem Meer erzählten.
Einer derjenigen Männer, die solche Expeditionen eifrig betrieben war Pedro
Sarmiento de Gamboa. Er war es auch, der die Expedition Álvaro de Mendañas begleitete,
wenn auch enttäuscht, da nicht ihm das Kommando übertragen wurde, sondern eben
jenem de Mendaña, dem Verwandten des Vizekönigs.
Diese
erste Expedition de Mendañas bestand aus zwei Schiffen mit 150 Mann Besatzung
und verließ Peru im November 1567. Auf dem Weg nach Westen wurden die „Ellice
Inseln“ entdeckt, wobei es sich wahrscheinlich um Inseln von Tuvalu handelte.
Ohne an Land zu gehen segelte man weiter und erreichte am 7. Februar 1568 die
Santa Isabel Insel, womit eine Inselgruppe entdeckt wurde, die den Namen Islas
Salomon (Salomonen) erzielt. Die Gründung einer Kolonie scheiterte an den
feindlich gesinnten Eingeborenen, die von den Spaniern zuvor provoziert worden
waren. So wurde im August 1568 der Entschluss gefasst zurück nach Peru zu
segeln. Diese Rückfahrt erfolgte über die Marschallinseln, war äußerst
entbehrungsreich und schwierig und kostete viele Seeleute das Leben. Erst im
Jänner 1569 wurde Peru wieder erreicht. Die Ausbeute der Expedition war dürftig
und entsprach so gar nicht den hochgesteckten Zielen Spaniens (neues Land in
großen Mengen, Gold, christliche Untertanen).
Bald
30 Jahre vergehen, bis de Mendaña eine neue Expedition starten kann. Sie
bestand aus vier Schiffen mit insgesamt fast 380 Leuten an Bord, von denen
viele Kolonisten (also auch Frauen und Kinder) waren. Im April 1595 war es so
weit: die Schiffe setzten von Peru aus Segel in Richtung der Salomonen. Im Juli
wurden die Marquesas-Inseln entdeckt (heute Französisch Polynesien), die nach
der Frau des Vizekönigs von Perus, dem Marquis de Cañete, Garcia de Hurtado de
Mendoza, benannt wurden. Anfänglich wurden die Spanier von den Polynesiern
freundlich empfangen, bald schon gab es jedoch Streitigkeiten, die im Tod von
mehreren Hundert Eingeborenen endeten. Man verließ folglich die Inseln. Im
September wurden die Salomonen erreicht und auf der Insel Santa Cruz eine
Kolonie errichtet. Wieder begannen die Beziehungen zu den Einheimischen viel versprechend,
verschlechterten sich allerdings bald zunehmend (offensichtlich hatten die Spanier
hierzu ein Talent entwickelt). Krankheiten und innere Querelen taten ein
Übriges – am 18. Oktober starb schließlich de Mendaña selbst, im Alter von 53
Jahren. Santa Cruz wurde verlassen und auf der 12-wöchigen Fahrt nach Manila
verloren über 50 Seeleute ihr Leben. Jenes Schiff, das den Leichnam de Mendañas
mit sich führte, versank in den Fluten des Meeres. Damit fand auch diese
Expedition ihr unrühmliches Ende.
Zu
den größten bleibenden Leistungen de Mendañas gehören die Entdeckung der
Marquesas und der Salomonen. Die Gründung von dauerhaft bestehenden spanischen
Kolonien in diesem Teil der Erde misslang allerdings gründlich. Die Salomonen
wurden erst wieder in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Europäern
angelaufen und waren bis dahin in Vergessenheit geraten. Mit dem Tod de Mendaña
endet auch das Zeitalter der Entdeckungen für Spanien.
Euer
Sokrates