Mittwoch, 25. Februar 2015

Similis similibus sulumtur


Meine Freunde! Die Welt ist nicht mehr dieselbe, die sie noch vor kurzer Zeit, vor einigen Jahren, war. Versteht mich nicht falsch: ich meine hier nicht den allgemeine Wandel der Zeiten, wie er sich zu allen Zeiten an allen Orten in mehr oder weniger großer Geschwindigkeit abspielt. Nein! Es geht um einen fundamentalen Wandel, der sich in der Geschichte der Menschheit nur sehr selten ereignet und dessen letztes Beispiel so weit in der Vergangenheit zurückliegt, dass es niemanden mehr gibt, der sich noch daran erinnern könnte. Das Bewusstsein der Menschen ist dabei sich zu ändern und zwar sprunghaft, so wie wir es das letzte Mal vor einigen Jahrtausenden erlebt haben. Wir sind dabei endlich erwachsen zu werden und die kindlichen Anschauungen, wie etwas die Vorstellung von Gut und Böse, vom Dualismus, dem Getrenntsein und vielen anderen Dingen, zu überwinden. Sensiblen Menschen ist diese Entwicklung schon seit geraumer Zeit klar und sie hat auch bereits vor einigen Jahrzehnten begonnen, doch nun hat sie eine derartige Stärke erreicht, dass immer größere Teile der Menschheit davon auch bewusst erfasst werden. Sich dem zu widersetzen und in alte dogmatische Verhaltensmuster, in das Festhalten an den Dingen und Vorstellungen, zurückzufallen, kann nun sehr gefährlich werden, sowohl für das Individuum, als auch für das Kollektiv.

 

Viele Menschen spüren heute eine unbeschreibliche Art von Unfreiheit – doch diese Unfreiheit, hinter der das nagende Gefühl der Angst steckt, ist bei den meisten recht unbestimmt, eher eine dem Leben zugrunde liegende Stimmung, die mal mehr, mal weniger bewusst ist und deren Ursachen den wenigsten bekannt sind. Meist wird dieses Gefühl auf die bestehenden Umstände projiziert, die Politik, die Wirtschaft, die Reichen, die Mächtigen, die Menschen im eigenen Leben – alles mögliche kann als Projektionsfläche für die eigene Angst hergenommen werden. Doch was sind die wahren Ursachen dafür, dass die meisten Menschen heute, vor allem in Anbetracht einer sich sehr schnell verändernden Welt, in der sie verzweifelt absolute Wahrheiten suchen, an denen sie sich festhalten können, ein Unbehagen spüren, das noch weitaus größer ist, als das vor vielen Jahrzehnten von Freud beschriebene „Unbehagen in der Kultur“, bzw. das „Unbehagen in der bürgerlichen Gesellschaft“ nach Erich Fromm?

 

Die Antwort ist im Grunde ganz einfach: Es ist die Illusion der Trennung von anderen Menschen und den Dingen im Universum, die Vorstellung als eigenständiges Individuum zu existieren, und die Verbundenheit mit allen nicht zu erkennen. Rein optisch betrachtet ist dieser Irrtum verständlich und gerade im Westen gehört die Ansicht, dass alles im Universum eins ist, nicht zur Tradition, schon gar nicht seit Körper und Geist im 17. Jahrhundert getrennt wurden und sich das auf den menschlichen Geist so desaströs auswirkende naturalistisch-materialistische Weltbild durchgesetzt hat. Zwangsläufig mit dieser Sicht der Welt verbunden ist das Urteilen und damit die Feststellung einer Differenz zwischen einem gewollten, bzw. vorgestellten und einem festgestellten Zustand. Wir leiden nicht an den Dingen an sich, sondern an unserer Bewertung von ihnen. Sobald wir eine Vorstellung von einer Sache habe, uns einbilden, wie sie sein sollte, und wir dann erkennen, dass dem nicht so ist, so ärgern wir uns. Die Feststellung der Ungleichheit von unserer Vorstellung und der Wirklichkeit, veranlasst und zu leiden. Leid ist größtenteils auf falsche Vorstellungen von der Realität zurückzuführen. Gingen wir urteilslos, vor allem vorurteilslos und erwartungslos durch die Welt, würde keiner von uns leiden. Dem Buddhismus ist dies seit Jahrtausenden bekannt und er lehrt seit dieser Zeit unentwegt unter anderem gerade diese Weisheit.

 

Ärger bedeutet an der Vergangenheit zu leiden, es bedeutet Leid dabei zu empfinden, dass die Dinge nicht so gekommen sind, wie sie erwartet wurden. Angst bedeutet leiden an der Zukunft. Sowohl Vergangenheit, als auch Zukunft liegen außerhalb unserer Kontrolle. Bilden wir uns also ein diese doch kontrollieren zu können, entstehen entweder Angst oder Ärger – beide sind unnütz und unvernünftig, zeigen sie doch, dass wir nicht bereit sind die Realität zu akzeptieren. Liegt eine Sache in unserer Kontrolle, haben beide Emotionen ebenfalls keinen Sinn. Können wir eine Sache ändern, dann sollten wir es einfach tun und keine Energie darauf verschwenden irgendjemandem, auch uns selbst, Vorwürfe zu machen. Können wir eine Sache nicht verändern, nützen Ärger und Angst ebenso wenig etwas. Im Grunde ist das Leben ganz einfach, es ist nur unsere Identifikation mit dem, was wir glauben wir selbst zu sein (dem Ego), das uns dazu bringt, dass wir leiden. Würden wir kein Ego mehr haben, wäre es unmöglich in irgendeiner Art zu leiden.

 

Es ist klar, dass all dies sehr theoretisch klingt – die Schwierigkeit liegt denn auch tatsächlich größtenteils in der Umsetzung, in der Anwendung in der Praxis. Unseren Geist darauf zu trainieren derart souverän wie ein buddhistischer Mönch, ein Samurai oder ein Weiser alter Zeiten durchs Leben zu gehen, erscheint uns derart schwer, dass wir gar nicht erst damit beginnen. Auf der anderen Seite sind viele im Zweifel darüber, ob es sich überhaupt lohnen würde, seinen Geist derart zu zähmen. Würden wir dann nicht zu emotionslosen Wesen werden, die irgendwie abgehoben, weltentfremdet „schweben“ würden? Ist nicht gerade das Leid ein Teil des Lebens, liegt nicht gerade auch in ihm eine gewisse Würze? Ein abgebrühter Geist mag so denken, man versucht aus einer Not eine Tugend zu machen, ganz im existenzialistischen Sinne versuchen viele so die Bürde des Lebens derart zu schultern und empfinden sich, wie Sartre, als Helden, wenn ihnen dies gelingt. Doch lassen wir uns davon nicht täuschen, im Grunde sind dies alles Rationalisierungen, Dinge, die sich ein flinker Geist ausgedacht hat, um Leid besser zu ertragen. Doch das Leben sollte nicht darin bestehen Leid zu ertragen, sondern zu lernen, wie es ganz aufgelöst werden kann. Das ist die via regis, der Königsweg, der einzige, der zum wahren Glück führt.

 

Gleiches verbindet sich mit Gleichen, heißt ein alter Spruch der Chemiker, was vor allem für die Unterscheidung von polaren und unpolaren Strukturen gilt. Im Volksmund spricht man auch von „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Auf unseren Fall übertragen bedeutet dies, dass wir, wenn wir unserer Intuition vertrauen, bzw. diese überhaupt erst einmal kennen lernen, sofern sie uns bisher unbekannt oder unverlässlich zu sein scheint, wir im Einklang mit der universalen Entwicklung des menschlichen Bewusstsein gehen und damit den „Sprung“ mitmachen, anstatt ihm zu widerstehen. Damit ist nicht gemeint, dass wir einem Trend oder gar einer Mode auf der Oberfläche der Welt folgen, sondern, dass wir uns im Einklang mit allen Dinge sehen uns nicht mit den Phänomenen identifizieren, sondern die zugrunde liegenden geistigen Strukturen erkennen und dort daran arbeiten die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das bedeutet einen Paradigmenwechsel, weg vom gewöhnlichen (säkularen) Aktivismus, hin zur Arbeit im „Quantenfeld“, der „Gottesmatrix“ (früher hätte man auch von „Äther“ oder „Lichtäther“ gesprochen) oder wie auch immer der allumfassende Geist genannt werden mag. Dieses Feld reagiert vor allem auf unsere Gefühle, das Energiezentrum dazu ist das Herz. Auf das Herz zu hören ist also keine Gefühlsduselei, kein Wahn, sondern eine Technik, um mit der Natur zu arbeiten. Genaueres ist im Internet etwa auf der Homepage von Gregg Braden, oder auf diversen Youtube-Kanälen zu erfahren. Dies hier soll nur ein kleiner Denkanstoß sein, darüber nachzudenken, was unserer Welt wirklich zugrunde liegt, was „Realität“ eigentlich ist.

 

Ja, euer lieber Cincinnatus ist ein sehr spiritueller Mensch und wenn bisher einige von Euch auch gemeint haben sollten, ich sei ein Materialist, so muss ich sie hiermit leider enttäuschen. Doch Enttäuschungen gehören im Grunde zu den besten Dinge, die uns im Leben passieren können, beenden sie doch, wie der Name schon sagt, ein Täuschung und können und dadurch die Augen für die Wahrheit öffnen. Das gilt gleichermaßen für die Einschätzung von Personen, wie von den Umständen in der Welt.

 

Euer L. Q. Cincinnatus