Montag, 30. Dezember 2013

Die Angst in der Unternehmenswelt

Eine der häufigsten Ängste der heutigen Zeit ist jene, die man in der Welt der Wirtschaft antrifft. Es gehört zwar zum schlechten Stil am Arbeitsplatz von Angst zu sprechen, nichtsdestotrotz ist sie gerade dort allgegenwärtig. Gesteht man Arbeitern und Angestellten meist noch ein gewisses Maß an Angst zu, so ist sie im Management absolut verpönt. Dort hat man sich entschieden diese geschickt zu tarnen, indem man einen anderen Namen gewählt hat, der anders als Angst sogar einen positiven Aspekt aufweisen soll. Hat man als Manager viel davon, gilt man als bedeutsam, ja es ist sogar ein Muss, will man als Führungskraft angesehen werden. Diese Sache nennt sich Stress! Stress ist aber nichts anderes als Angst, es hört sich lediglich besser an.

Die Mutter aller Ängste des Menschen ist jene vor dem Tod, die Vergänglichkeit schreckt uns bei den Dingen in der Welt, mehr noch in Anbetracht des Todes eines geliebten Menschen, am meisten jedoch in Berücksichtigung des eigenen Todes. Um das Leben in vollem Maße leben zu können, muss diese grundlegende Frage geklärt werden. Wie der Mensch zum Tod steht, sieht man an der Art wie er sein Leben lebt. Wer sich vor dem Tod fürchtete, tut dies auch vor dem Leben. Wer die Verantwortung für den eigenen Tod ablehnt, lehnt auch jene für das Leben ab. Aber vergessen wir nicht, was ich in meinem Eintrag vom 17. Juli geschrieben habe. Wir haben das Leben gewählt und damit uns auch für den Tod entschieden. Im Kern sind Leben und Tod nämlich eins, sie sind wie zwei Seiten einer Medaille, wobei keine besser ist als die andere. Es ist Unsinn das Leben als höher oder besser anzusehen als der Tod, genauso ist es auch vice versa.
Doch was hat die Angst vor dem Tod mit der Angst in der Wirtschaft zu tun? Alles! Wenn die Grundangst einmal abgelegt ist, verschwinden alle anderen Ängste ebenso, da sie ohnehin nichts anderes als Ableitungen der Urangst sind. Beispiele sind Angst vor Arbeitslosigkeit, Armut, Krankheit, Unglücksfällen, Einsamkeit oder gesellschaftlicher Blamage. Wie erreicht man denn all das? Die Samurai legten ihre Angst vor dem Tod ab, indem sie jeden Morgen beim Aufstehen akzeptierten am selben Tag noch zu sterben. Der Tod hatte dann nichts Schreckliches mehr an sich. Der Worst-Case wurde bereits vorweg genommen. Für einen Manager ist das Äquivalent des Todes, entlassen zu werden. Steht ein Manager jeden Morgen auf, stellt sich vor an diesem Tag seinen Job zu verlieren und akzeptiert diesen möglichen Umstand vollständig, dann hat er eine ganz andere Einstellung und handelt ganz anders. Bei völliger Akzeptanz dieses Falles kann es niemals Stress geben, es gibt nie eine Trennung zwischen Handeln und Sein. Und zudem, das ist der wirtschaftliche Hauptgrund: Ein solcher Manager kann bessere Leistungen erbringen, als jener, der Angst vor seinem Job respektive dessen Verlust hat, denn eine derartige Führungskraft ist frei dafür das Richtige tun, und braucht sich nicht korrumpieren zu lassen. Unter Korruption in diesem Sinne verstehe ich es, wenn jemand durch Vorteile irgendwelcher Art gelockt und durch drohende Nachteile von einer Sache abgebracht werden kann. Nachdem es in einer angstlosen Situation kein Ego mehr gibt, gibt es nichts, was das rechte Handeln verhindern könnte. Der Manager wird nichts tun, was falsch ist in Bezug auf seine Arbeit, er wird nicht persönlich opportun handeln, negative Konsequenzen für sich scheuen ihn nicht, Belohnungen locken ihn nicht, sein Handeln orientiert sich nur daran, was richtig ist.
Auf welche Prinzipien ein solches richtiges Handeln beruhen kann, schreibe ich in einem späteren Eintrag. Ich werde dort einen Kodex für das rechte Handeln vorstellen. Nur soviel: Recht kann nur sein, was es sub species aeternitatis ist, keinesfalls was im Augenblick opportun, aber langfristig schädlich ist! Gerade solche Prinzipien kann die Wirtschaft heute mehr denn je brauchen. Das Entscheidende ist das eigenständige Denken und Handeln, die Fähigkeit wirkliche Entscheidungen zu treffen und nicht das zu tun, was man schon immer, zuweilen gewohnheitsmäßig, getan hat. Das Leben ist viel zu dynamisch, als dass es sinnvoll wäre, konkrete, allzu starre, Regeln aufzustellen. Deshalb kann ein Kode für rechtes Handeln sowohl im Beruflichen, als auch im Privaten nicht aus konkreten Anweisungen, sondern nur aus Prinzipien bestehen. Die Notwendigkeit selbständig zu denken und Entscheidungen zu treffen, bleibt dann aufrechterhalten.

Das richtige Handeln hat einen sehr gewinnbringenden langfristigen Effekt. Er führt nämlich nicht nur dazu, dass man im Leben keine Angst mehr hat, sondern sogar zur Furchtlosigkeit. Mut ist eine Sache und gar nicht so selten. Millionen Menschen handeln jeden Tag, obwohl sie Angst haben. Für einen Samurai und auch für eine Führungskraft ist dies jedoch nicht genug. Wollen diese wirklich topp sein, dürfen Sie keine Angst mehr, vor irgendeiner Sache, haben, mehr noch, sie dürfen sich keine Sorgen mehr um irgendeine Sache machen. Und das ist Furchtlosigkeit, immer und überall.

Das Problem, um das zu erreichen ist eindeutig der Verstand, das Denken des Menschen. So schwer es für die meisten einzusehen, ist, der Mensch kontrolliert nicht seine Gedanken. Wir denken ständig Dinge, die uns nicht gefallen, das Gehirn tut es aber trotzdem. Niemand will Sorgen habe, aber der Verstand produziert solche Gedanken einfach. Wir werden in gewisser Weise von unserem eigenen Verstand vergewaltigt. Nur wenn wir Abstand davon nehmen, und erkennen, dass wir selbst gar nicht der Verstand sind, dass die Gedanken nicht wir sind, sondern, dass wir in Wahrheit davon losgelöst sind (das wahre Selbst), dann können wird zur Ruhe kommen. Der italienische Philosoph und Psychologe Giulio Giacobbe hat dazu ein wunderbares Buch geschrieben: „Wie Sie die Hirnwichserei abstellen und statt dessen das Leben genießen“.

Im Hagakure, dem Klassiker über den Weg des Samurai von Yamamoto Tsunetomo, heißt es vor die Wahl zwischen Leben und Tod gestellt, soll man ohne zu zögern den Tod wählen. Es ist völlig klar, dass es sich dabei um ein Ideal handelt, das nicht einfach zu erreichen ist, aber es ist möglich und das Entscheidende ist es, dass so paradox dies klingen mag, die Qualität des Lebens dadurch steigt. Es geht keineswegs um eine Todesverliebtheit, die Samurai liebten das Leben und genossen es, sahen es nur nicht getrennt vom Tod. Manche, vor allem von Zen-Buddhisten beeinflussten Samurai, einige unter ihnen waren sogar Zen-Meister, kamen so weit die Dichotomien ganz aufzulösen. Sollte uns dies gelingen, spielt selbst der Kodex keine Rolle mehr, denn rechtes Handeln wird dann von selbst getan, ohne zu wissen, dass es sich dabei um rechtes Handeln handelt. Bis zu diesem Zeitpunkt jedoch, leistet ein Kodex sehr gute Dienste.
 
 
Ihr Dr. Mannheimer
 
 

Sonntag, 22. Dezember 2013

Die Notwendigkeit die Dinge zu Ende zu denken

Seit spätestens dem Herbst 2008 befindet sich die Welt in der so genannten „Finanzkrise“, auf die eine Wirtschaftskrise folgte, deren Tiefe und Dauer noch unbekannt sind. Was zweifelsohne in der Natur der Sache selbst liegt. Zwar ist die Nacht vor Tagesanbruch immer am dunkelsten, aber wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, weiß man nie dann, wenn man ihn erlebt, sondern immer erst im Nachhinein.

Das Gejammer ist groß und die Suche nach Schuldigen hat sogleich begonnen und entsprechende Leute schienen auch schnell ausfindig gemacht worden zu sein. Einige wenige Einzelpersonen, aber umso mehr Kollektive, ganze Gruppen von Menschen, scheinen alleine verantwortlich zu sein. Wie einfach gestaltet sich doch dann die Welt? Doch diejenigen, die eine solch unausgegorene Ansicht vertreten, müssen enttäuscht werden. In Wahrheit ist durch die Verbundenheit aller Menschen, auch jeder an allem beteiligt, was von irgendeinem getan wird. Oder wie Dostojewskij es ausdrückte: „Jeder Mensch hat Anteil an den Verbrechen aller anderen.“ Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Einen solchen `Sündlosen´ hat es nie gegeben und wird es auch niemals geben.

Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Entscheidungen, die getroffen werden, und es gibt in jeder Lage mindestens zwei Dinge, zwischen denen man wählen kann. Es hat nie einen Menschen gegeben, der nicht wählen konnte. `Man habe etwas müssen´ oder die altbekannten Sachzwänge, sind nur billige Ausflüchte. Sie sind sozial akzeptiert, man hat damit gute Chancen mit unverantwortlichem Handeln durchzukommen, gibt es doch einen breiten Konsens darüber, dass man sich so aus der Affäre ziehen kann.

In Wahrheit muss niemand auf dieser Welt irgendetwas müssen. Dies gilt in seiner brutalsten Absolutheit und schließt sogar die Entscheidung leben zu wollen, oder nicht, mit ein. Denn das Leben ist auch eine Entscheidung, die man ständig aufs Neue trifft. Niemand muss leben, der Mensch könnte sich auch immer dagegen entscheiden, tut es aber (zum Glück) meist nicht. Aber mit der Entscheidung zu leben, haben wir auch die Verantwortung für den Tod übernommen. Wer leben will, willigt implizit auch ein zu sterben. Das eine kann ohne das andere nicht sein. Das Sterben abzulehnen ist ein Akt der Verantwortungslosigkeit.

Daran sieht man auch, welche unglaubliche Macht der Mensch, und zwar nicht nur das Kollektiv, sondern jeder einzelne als Individuum, hat. Niemand ist Opfer oder machtlos, wenn man sogar die Macht hat, nicht leben zu müssen. Das sollte man sich stets vor Augen halten.

Das bringt mich zu einem viel diskutierten Thema. Menschen glauben Opfer zu sein, Opfer von Umständen, und vor allem von anderen Menschen. Dabei handelt es sich im Grunde um nichts anderes, als die Verweigerung der Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen, die man getroffen hat. Sicher, wenn man eine Entscheidung trifft, gibt es Konsequenzen, die man absehen kann und solche bei denen man dies nicht kann. Nichtsdestotrotz ist man für beides verantwortlich. Man muss auch für die Dinge einstehen, die aus dem eigenen Handeln folgen, auch wenn man sie nicht gewollt respektive vorhergesehen, hat. Was die Frage nach der Schuld (im juristischen Sinne) allerdings unberührt lässt. Niemand kann Schuld an seinem eigenen Unglück sein, aber kausal ist man in jedem Fall und daraus folgt auch die entsprechende Verantwortung.

Was bedeutet dies alles nun in Bezug auf die Situation an den Finanzmärkten? Ich gehe hier nur auf die Anleger ein, die viel Vermögen verloren haben, und lasse in diesem Eintrag die weiterreichenden Aspekte (auf Gesellschaft, Politik etc.) außen vor.

Meine eigene Tätigkeit an den Finanzmärkten hat mir vielfältige Erfahrungen gebracht. Die wertvollsten dabei hatten mit Menschen und mit menschlichem Verhalten zu tun. Es ist erstaunlich, wie sorgfältig und aufwendig Ansparpläne geschmiedet werden. Der Einstieg wird ganz genau geplant, der Ausstieg auf der anderen Seite wird meist stiefmütterlich behandelt, oder überhaupt vergessen. Vor allem Privatanleger, welche Berater habe, verfügen oft überhaupt über keine Exit-Strategie. Man weiß nur, wie man in den Markt hineingeht, aber nicht wie man die Sache beendet und sich wieder (nach Möglichkeit gewinnbringend) verabschiedet.

Eine Strategie ist niemals vollständig, wenn sie keine Ausstiegsszenarien beinhaltet. Bei welchem Kurs wird verkauft? Darauf wissen nur allzu viele keine Antwort. Man hat einem gesagt, man soll sparen und regelmäßig kaufen, der Cost-Average-Effekt würde langfristig sehr gute Ergebnisse erzielen. Das setzt aber immer voraus, dass die Börsen langfristig nach oben gehen. Dann werden einem Grafiken und Charts gezeigt, versichert dass seit 1930 und bereits lange davor, die Kurse immer gestiegen seien. Das trifft freilich nur auf die Indizes selbst zu. Viele Unternehmen des DJIA zum Beispiel existieren heute nicht mehr, obwohl sie oft Jahrzehnte darin enthalten waren. Man vergisst auch, dass 1929 der Dow bei 381 Punkten stand und erst 25 Jahre später, 1954, wieder denselben Wert erreichte. Es gab an den Börsen furchtbare Zeiten, wo Geld hauptsächlich nur durch Leerverkäufe zu machen war, und es gibt keine Sicherheit, dass die Entwicklung die sich in der Vergangenheit gezeigt hat, auch in Zukunft fortsetzen wird. Die Menschen neigen immer dazu die Vergangenheit in die Zukunft zu projizieren, große, fundamentale Veränderungen entgehen ihnen dagegen fast immer. Die Zukunft kann alles oder nichts beinhalten. Halten Sie immer beides für möglich und bauen Sie Ihre Strategie nicht auf fixe Annahmen auf. Das einzige, was wirklich zählt, ist das Hier und Jetzt. Die einzige Strategie, die (langfristig) funktioniert, ist jene die im Augenblick entsteht und sie muss sich immer an der Wahrnehmung im Augenblick orientieren. Das ist das einzige, was wirklich gewiss ist. Das soll aber niemals heißen, dass keine Pläne geschmiedet werden sollten. Aber der Plan ist nie die Wirklichkeit, sondern lediglich ein Muster im Kopf, das als Leitlinie verwendet werden kann.

Napoleon war ein großer General, weil er diese Kunst beherrschte und seine Pläne völlig beiseite lassen konnte, um jede Chance zu ergreifen, die sich auf dem Schlachtfeld gerade bot. Obwohl er viele Dinge mit unglaublichem Scharfblick vorhersehen konnte, war er bereit von seinen Vorstellungen sofort abzurücken, wenn sich das Geschehen vor Ort anders verhielt als er es erwartet hatte.

Miyamoto Musashi, der berühmte japanische Samurai, war dafür bekannt, seine Strategie nie zu wiederholen. Niemand konnte ihn einschätzen, er änderte stets sein Verhalten, er übte seine eigene dynamische Schwertkunst, die er „Niten-ichi-ryû“ nannte, die keiner Schule folgte. Alles ergab sich immer nur aus dem Augenblick heraus und er blieb zeitlebens damit unbesiegt.

Mao verbot seinen Leuten Bücher ins Feld mitzunehmen. Bücher lenken oft vom Leben ab und machen den Leser untauglich das Leben zu leben und zu bemeistern. Viel zu wenig ist über die negative Seite des Lesens bekannt. Lesen kann zur Sucht und Wirklichkeitsvermeidung werden, zudem wird das Hirn mit Ideen voll gestopft (die ja nicht die eigenen sind), wird hypnotisiert, es glaubt der Leser oft mehr an die Realität seines Denkens als an die Realität der Sinneswahrnehmung. Lesen ist manchmal eine Droge mit schweren Folgen, die so verheerend sein können, wie jene von Heroin. Hüte dich vor den Menschen, die zu viele Bücher lesen!

Der gewöhnliche Mensch meidet die Erscheinung, nicht aber den Gedanken an die Erscheinung. Der Weise meidet nicht die Erscheinung, sondern den Gedanken an sie. Wenn die Gedanken im Kopf mit der Wahrnehmung nicht übereinstimmen, ist es richtig den Gedanken zu ersetzen und nicht die Wahrnehmung zu leugnen.

So viel zur Strategie im Allgemeinen. Im Besonderen, was die börsentechnische Ausstiegsstrategie betrifft (um noch einmal darauf zurück zu kommen): Man sollte ebensoviel, wenn nicht mehr, Zeit für den Ausstieg aufwenden wie für den Einstieg. Dabei muss man achtsam die Dynamik der Ereignisse verfolgen und stets seine eigenen Meinung haben, die sich oft von der der Berater unterscheiden wird müssen. Gewinne sind erst dann Gewinne, wenn man verkauft hat. Buchgewinne sind nie reale Gewinne, sondern Gedanken von Gewinnen. Der Ausstieg sichert einem also den Gewinn, das ich wichtig zu begreifen.

Cost-Average dient vor allem den Vermögensverwaltern, weil sie so ständige Kapitalflüsse generieren können und das ist das Hauptanliegen der Branchen, es geht darum die Kapitalvolumina zu steigern und damit die Provisionen, nicht die Performance der Anlage.
Charts sind nur insofern interessant, als dass man versteht, wie es zu einer Entwicklung gekommen ist. Ein Arzt erstellt auch keine Diagnose anhand der Fiberkurve eines Patienten. Er kann auch nicht sagen, `das Fiber ist von vierzig auf einundvierzig Grad gestiegen, in zwei Tagen ist der Patient tot´. Er muss wissen, was dem Fieber zugrunde liegt, nur dann kann die Diagnose korrekt sein.

Die Verantwortung für Gewinn und Verlust liegt aber bei jedem selbst. Die Tatsache, dass man einen Berater hat oder einen Vermögensverwalter, entbindet einen nicht der Verantwortung für seine Performance. Die Entscheidung trifft man ja schließlich selbst. Man ist auch dafür verantwortlich, wen man als Berater, respektive Vermögensverwalter, wählt. Sieht man sich außer Stande diese Leute einzuschätzen zu können, oder selbst an den Märkten tätig zu sein, dann darf man am Spiel eben gar nicht teilnehmen.

Wenn ein Greenhorn sich mit Profis an den Pokertisch setzt und alles verliert, trägt er die volle Verantwortung für seinen Verlust und zwar selbst dann, wenn die anderen verbrecherisch handelten (sprich betrogen) haben. Ebenso an der Börse. Wenn Sie jemandem Geld anvertrauen und der ihnen falsche Tatsachen vorspielt, wodurch sie Verluste machen, so sind sie auch dafür voll verantwortlich. Es gibt kein Entrinnen. Die Verantwortlichkeit im Leben ist allumfassend und unbedingt. Einer der ältesten Mythen der Menschheit muss endlich fallen, nämlich jener, dass es Menschen gäbe, die Opfer geworden seinen. Opfer hat es nie gegeben und wird es niemals geben.

Das Leben ist ein großes kosmisches Spiel, das wir alle selbst gewählt haben (keine `Geworfenheit´ à la Heidegger), also spielen wir es recht!
 
Karl Ritter
 
 

Montag, 16. Dezember 2013

Freiheit und Gewissheit

Viel wird unter den Menschen über die Freiheit gesprochen und es gibt wohl kaum ein Individuum, zumindest in der westlichen Welt, das nicht die Freiheit zu einem seiner höchsten Werte erkoren hat.

Dabei machen wir es uns aber alle viel zu leicht, indem wir auf der einen Seite „Freiheit“ rufen, auf der anderen aber wollen, dass unser Leben in bekannten Bahnen verläuft, in Sicherheit verläuft. Wenn wir Freiheit wollen, dann fühlen wir uns folglich im Augenblick unfrei. Was wir also scheinbar wollen eine Änderung unserer Umstände. Auf der anderen Seite aber fürchten wir uns aber gerade vor so einer Änderung. Es ist nämlich ein Widerspruch in sich, sowohl Freiheit als auch Gewissheit haben zu wollen. Wenn die Welt wirklich gewiss wäre, das heißt, wenn es keinen Spielraum für den Zufall, für die Spontaneität, gäbe, dann ist die „Freiheit“ für immer unerfüllbar. Ihr Wesen besteht ja gerade darin, dass die Zukunft noch nicht geschrieben ist, dass diese noch nicht fest steht. Es ist das uralte Problem (nicht nur für die Philosophen und Theologen), ob der Mensch einen freien Willen hat, oder ob alles determiniert ist, oder ob es zwischen diesen beiden Polen vielleicht auch einen Mittelweg gibt. Eines jedoch ist gewiss: Je größer die Vorherbestimmtheit in diesem Universum ist, desto geringer ist die Freiheit des Menschen. Im Extremfall, wenn alles Schicksal ist, dann hat der Mensch überhaupt keinen freien Willen, dann gibt es aber im gesamten Kosmos keine Freiheit. In so einem Fall nach Freiheit zu streben wäre wie Luftschlösser bauen. Gesetzt diesen Fall, dann gäbe es für den Menschen aber auch keine Hoffnung und man müsste mit gesenkten Haupt resignierend sagen, wie es leider ohnehin schon so oft vorkommt, „da kann man halt nichts machen.“

Vielen Menschen scheinen die logischen Widersprüche nicht aufzufallen und gerade darin dürfte ein großer Teil des menschlichen Leids liegen. Wenn wir glauben, wir könnten die Freiheit haben, ohne dafür einen Preis zu bezahlen, dann befinden wir uns damit gehörig auf dem Holzweg. Wir machen uns meist keine Vorstellungen davon wie viele Dinge in unserem Leben zufällig sind. Die moderne Physik hat bewiesen, dass der Zufall ein ganz entscheidender Faktor im Universum ist. Uns Menschen mag dies nicht gefallen, es gibt uns das Gefühl von Unbedeutendheit und leicht kann einer sich dabei als Opfer von höheren Mächten fühlen – egal ob von natürlichen oder übernatürlichen.

Man kann das Ganze aber auch von einer anderen Seite betrachten. Wenn ich hier ein Vergleich ziehen darf, dann würde ich meinen, dass das, was für das Universum der Zufall ist, im Bereich des Menschen die Spontaneität ist. Es hat sich oft genug gezeigt, dass der Mensch niemals gut fährt, wenn er sich gegen die Natur stellt. Das Glück des Menschen kann überhaupt nur im Einklang mit der Natur, auch mit seiner eigenen, niemals im Kampf gegen diese, gefunden werden. Wir sind leider immer noch negativ geprägt von kulturellen Verhaltensweisen und Denkmustern, die uns jahrhundertelang Anderes gelehrt haben.

Die Freiheit des Menschen besteht nicht darin Dinge vorherzusehen, die geschehen werden, sondern in der Erlaubnis auf jede sich bietende Situation im Leben bestmöglich zu reagieren. Freiheit ist in erster Linie nichts Rechtliches auch nichts Soziales, sondern Psychologisches! Aber das wahre Problem liegt darin, dass die wenigsten Menschen die Freiheit haben immer das Richtige zu tun. Das liegt einerseits an der Erziehung und der Sozialisation, andererseits an den Gewohnheiten, die der Mensch sich angeeignet hat. In diesen liegt die wahre Unfreiheit des Menschen. Nur wer daran arbeitet, das heißt an seinem Inneren, der kann hoffen eines Tages eine größere Reichweite seiner Freiheit zu erreichen. Versuche die rechtliche Situation zu verbessern oder die sozialen Gegebenheiten für die Menschen günstiger zu gestalten, hilft nur sehr wenig. In Wahrheit untermauern sie ja gerade die Opferhaltung des Menschen und machen den einzelnen glauben, es seien vor allem äußere Kräfte, auf die er einwirken müsse, um sein Leben in bessere Bahnen zu lenken.

Wir Menschen machen einen großen Fehler, wenn wir glauben, wir könnten frei sein, ohne dabei die entsprechende Höhe des Charakter erreicht zu haben. Die Freiheit bedeute nämlich auch, dass wir auf die Bestimmtheit des Lebens und unseres persönlichen Schicksal verzichten! Es heißt, dass wir bereit sind völlige Verantwortung, und das heißt wahrhaft zu 100 Prozent, für das Leben zu übernehmen. Die wichtigste Voraussetzung für die Entwicklung eines Charakters überhaupt ist der Mut. Schon Aristoteles wusste, dass es ohne diese Grundtugend keine anderen Tugenden geben kann. Wir müssen uns ernsthaft fragen, ob wir vielleicht statt Freiheit Gemütlichkeit und Stressfreiheit meinen, was wir wirklich wollen. Ist dem so, dann dürfen wir aber nicht den Begriff „Freiheit“ in den Mund nehmen.

Der Mensch möchte seinem Wesen nach gut sein, doch allzu oft gelingt ihm dies nicht. Schon der Heilige Paulus schrieb in seinen Briefen, dass er nicht das Gute, das er wolle tue, sondern das Böse, das er nicht wolle. Wir sollten deshalb nachsichtiger mit uns selbst und anderen sein, ohne dabei nachlässig zu werden. Die hohen charakterlichen Ideale sind niemals erreichbar, trotzdem dienen sie uns als Kompass, um uns nach dem Rechten auszurichten. „Der Mensch is guat. Nur de Leit san a Gsindl!“, sagte schon Johann Nepomuk Nestroy.

Haben wir den Mut frei zu sein und uns nicht vor dem Unbekannten zu fürchten!
iel wird unter den Menschen über die Freiheit gesprochen und es gibt wohl kaum ein Individuum, zumindest in der westlichen Welt, das nicht die Freiheit zu einem seiner höchsten Werte erkoren hat.
 
Robert Raven

Samstag, 7. Dezember 2013

Freiheit war gestern, heute herrscht das Direktorium der Öko-Bio-Klimawandeljakobiner!

"Ein Optimist ist einer, der die Zukunft für unsicher hält."
-anonym-

"Wir können nicht gegen die Zukunft kämpfen. Die Zeit steht auf unserer Seite."
- William Ewart Gladstone (Britischer Premierminister) -
 

DER BLUTGEILE SCHLÄCHTER ROBBESPIERRE WÜRDE SICH ÜBER SEINE MODERNEN EPIGONEN FREUEN

Der Ideologe weiß alles, ihn kann nichts mehr überraschen, denn er verfügt über ein alleserklärendes Gedankengebäude, an dem zu zweifeln auf das schärfste bestraft werden muss. Ketzer und Wahrheitsgeiger wurden seit jeher gekreuzigt und verbrannt, wie es in Goethes Faust so treffend heißt. Wer eine fixe Idee hat, der sucht nur noch nach allem, was sie bestätigt und ist blind auf dem Auge, das ihn  Widersprüche sehen ließe. Es sind dies keine Beobachtungen der Vergangenheit, aus einem dunklen Zeitalter, als das Licht der Vernunft noch wenig erstrahlte, sondern Dinge, die wir im scheinbar so aufgeklärten Europa und Amerika heute sehen. Eine neue Art von Zwangssystem ist dabei sich wie eine Krake über ganze Gesellschaften zu legen und sein tödliches Gift überall zu versprühen. Dabei besteht diese Gefahr nicht in einem dominanten Finanzsystem oder angeblich ständig an Macht gewinnenden internationlen Konzernen. Gerade das Gegenteil ist der Fall, die wahre Gefahr droht im Kern von jenen, die ständig vor Gefahren warnen, die eine permanente Angst in den Bürgern der wohlhabenden Staaten verbreiten und diese dazu bringen sich unwohl in ihrer Haut zu fühlen und schamlos mit Schuldgefühlen operieren, um der Menschheit das Geld aus den Taschen zu ziehen.  Diese neuen "Tetzel" sind keine vom Heiligen Stuhl ausgesandten Ablasshändler, die jenseits der Alpen einen Nachlass der zeitlichen Qualen im Fegefeuer verkaufen, sondern die gierigen Weltuntergangspropheten, die verderblichen Klimaapokalyptiker und ein großer Teil der NGOs, die völlig von privaten Spendengeldern und öffentlichen Mitteln abhängig sind und deren Geschäft die Angst ist, nachdem sie mit Vernunft nichts anzufangen wissen. Dazu gesellen sich ganze Heere von Menschen, die glauben einer guten Sache zu dienen und eifrig an diesem Kreuzzug auf die Geldbörsen und die Freiheiten der Bürger teilnehmen, meist gerade deshalb, weil sie mangeln vernüfntiger Aufgaben im Leben, chronisch unterbeschäftigt sind.


1. DIE "RETTER" DES PLANETEN

Wer möchte nicht den Planeten retten, wer möchte nicht dem Guten dienen und die Welt zu einem bessern Ort machen? Man müsste schon ein moralisch zumindest fragwürdiger Charakter sein, wenn man hier widersprechen würde. Das grundlegende Bedürfnis des Menschen Gutes zu tun, ist seit jeher die Handhabe großer Verführer, Scharlatane und Demagogen gewesen. Diese großartig geeignete Handhabe, um Menschen willfährig einer Sache unterzuordnen und dabei sogar bis zur Selbstaufgabe mitzumachen, dient in unseren Tagen nicht weniger der Inanspruchnahme von Menschen.
 
Im Kern der Sache geht es aber um weitaus mehr. Die Umwelt zu schützen, das Gute zu tun, für Tierschutz einzutreten, hat heute nichts mehr mit  Vernunft oder Verantwortung zu tun, sondern all diese Kapagnen dienen nur dem Kampf um die Macht, letztendlich zur Beherrschung der  Menschen und insbesondere deren Geldbörsen. Dabei sind "Öko" und "Bio" längst zu (Ersatz-)Religionen geworden und das nicht im übertragenen, sondern im wörtlichen Sinne. Die Grundannahmen dabei sind folgende: 1.) Der Mensch ist schuldig, schuldig, weil er sich an der Natur versündig hat, weil er diese seit langer Zeit schamlos ausbeutet. 2.) Der schuldige Mensch muss Abbitte leisten, sich kasteien und Buße tun. 3.) Der Mensch braucht Erlösung und diese erlangt er nur, indem er seine Menschlichkeit aufgibt und sich der Natur unterwirft, ihr Sklave wird und nie mehr "böse" ist, sprich Kultur betreibt!  Wenn es so jemanden wie Satan wirklich geben sollte, dann ist seine Herrschaft nie vollkommener gewesen als in der Religion, die die Natur anbetet, die den schlimmsten aller Götzendienste bedeutet.  Tatsächlich gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Tierschutz, Vegetarismus,  (vor allem grüner) Naturanbetung, Gesundheitsanbetung und der Ideologie des  Nationalsozialismus. All diese Themen wurden massiv von den Nazis propagiert und in vielen Fällen durchaus authentisch gelebt. Hitler selbst trat als großer Tierschützer auf;
 
Es ist ein auch heute wieder feststellbares Muster bei Vertretern der militanten Partei der Tierschützer, dass Tiere verhätschelt und hochgehalten,  aber das menschliche Leben verachtet wird. Tieren würde man kein Haar krümmen, aber Millionen Menschen zu töten stellt kein Problem dar. Eine andere Quelle dieser perversen Haltung findet sich in östlichen Religionen, die von einer "Beseelung" anderer Lebewesen und teilweise sogar der unbelebten Dinge ausgehen. Da werden etwa in Indien die Kühe verhätschelt und für unantastbar erklärt, aber Kinder lässt man daneben verhungern.

Welcher verantwortliche Elternteil würde nicht eher eine "heilige" Kuh töten, als sein Kind sterben zu lassen?! Offensichtlich gibt es irrationale  Geisteshaltungen, die eher Menschenleben verrecken lassen, als ein Tier oder eine Pflanze als Nahrung zu gebrauchen. Es ist jedem vernünftigen  Menschen einsichtig, dass hier in der Moral, sofern man überhaupt noch von so einer sprechen kann, einiges schwer durcheinander geraten ist! Die Perversion geht am Ende bei den Radikalsten soweit, dass sie das menschliche Leben selbst als ein Übel ansehen (Menschen atmen "böses" CO2 aus). Ja, es gibt sogar "Gutmenschen", die meinen, die Welt vertrüge maximal drei bis vier Milliarden Menschen - was mit den übrigen geschehen soll, sagen sie nicht. Es wäre interessant zu wissen, wie sie den "Überschuss" beseitigen wollen! Freilich ist dies völliger Unsinn, denn es leben bereits jetzt mehr als sieben Millarden Menschen auf der Welt und die Welt "hält es aus", dieser Beweis wird von der Realität Tag für Tag erbracht.

Bei all den Diskussionen über die "Rettung der Erde" ist erstaunlich wie wenig Vernunft und Wissenschaft im Spiel sind. In der Regel regiert das emotionale Engagement und wie bekannt ist, kann man mit Menschen nicht vernünftig sprechen, deren Überzeugung sich aus Glaubenssätzen ableitet.  Was dagegen Not tut ist eine Rückkehr zur Vernunft, zu verbindlichen Fakten, zu kritischem nicht-polemischem Denken und Handeln. Denn gerade durch die Ökoreligion droht eine enorme Gefahr für den Säkularismus! Wir müssen uns wieder der Realität stellen, deshalb schlage ich Folgendes vor:
- Unser Planet Erde ist ein winzig kleiner Punkt in einem Universum, dessen Größe derart immens ist, dass wir uns nicht im Geringsten eine Vorstellung davon machen können (wir haben keine "gefühlten" Vergleiche aus dem Alltag dazu).
- Dieser Planet ist ein annähernd kugelförmiges Objekt, das mit anderen solchen Objekten um ein Zentralgestirn kreist (im Falle der Erde in 365 Tage)
- Die Erde ist kein Lebewesen, keine Person, deshalb ist eine "Verantwortung" ihr gegenüber völliger Unsinn. Die Verantwortung des Menschen kann nur gegenüber sich selbst und der Menschheit bestehen; für einen Nicht-Anthropozentrismus gibt es keine vernüfntige Grundlage (für Menschen, die  an einen persönlichen Gott glauben, kann die letztgültige Verantwortung auch in einer solchen gegenüber Gott bestehen, doch dies ändert in unserer Betrachtung hier nicht das Geringste).
- Die Erde hat nur an ihrer Oberfläche eine dünne Schicht, in der sich Leben befindet (Biosphäre); zu mehr als 99 Prozent ist sie unbelebt, sprich tot.
- Der Mensch ist das einzige bekannte Lebewesen, dass über Vernunft verfügt (nicht Intelligenz, denn das haben Tiere auch).
 
Daraus folgt, dass der Mensch eine Verantwortung nur sich selbst gegenüber und seinen Mitmenschen gegenüber hat, jedoch keinem anderen Lebewesen gegenüber und schon gar nicht der Natur gegenüber (was eine reine Abstraktion, ja sogar Phantasie wäre). Die Natur zu schützen gebietet die Vernunft, aber keine Rechenschaft, die wir vor ihr ablegen müssten!

Der Grund für den Schutz der Natur besteht nicht darin sie an sich zu erhalten, sondern unser eigenes Fortbestehen zu sichern und auch weiterhin über eine ausreichende Ressourcenquelle zu verfügen.
Unser Planet ist alles andere als perfekt, wir haben in der Geschichte gerlernt mit ihm umzugehen, unser Überleben zu sichern, doch die Anpassung ist, sowohl beim Menschen, als auch bei allen anderen Arten, nur mehr oder weniger gelungen - es gibt viele Unregelmäßigkeiten und "Fehler im Design", wäre die Welt und auch wir Menschen perfekt, so würden wir sowohl körperlich, als auch geistig ganz anders ausgestattet sein. Die Evolution hat uns an die  Umstände angepasst, so dass wir (bis jetzt) überleben konnten, doch von Perfektion zu sprechen wäre völliger Unsinn. Menschen, die in engem Kontakt mit der Natur stehen, vor allem jene, die noch direkt von oder mit der Natur leben, würden diese niemals als "lieblich", "paradiesisch", "Garten Eden" oder auf andere schöngeistige Weise beschreiben. Genau dies beobachtet man allerdings heutzutage, vor allem in den urbanen Wohngegenden, der wohlhabenden Welt, bei Leute, die in ihrem Leben niemals oder nur im Urlaub einen Hauch von Natur geschnuppert haben. Diese naive Versüßlichung der Natur wird im Fachjargon inzwischen, als das "Bambi-Syndrom" bezeichnet. Was allerdings das Schlimme an der Sache ist, ist dass diese urbanen, mit diesem Syndrom  behafteten, einen unverhältnismäßigen Einfluss auf die Meinungsbildung ausüben. Es sind verweichlichte, (relativ) junge Stadtmenschen, die für andere verweichlichte junge Stadtmenschen in Foren, Chats und Blogs Beiträge verfassen und ein Gefühl von "Wirgefühl" schaffen, um damit eine vermeintlich sanfte Natur zu schützen, die von der "bösen" menschlichen Kultur bedroht ist. Man müsste diese "Naturliebhaber" einmal in einen Bus stecken, in die afrikanische Steppe  schaffen, dort abladen und sehen, wie lange sie in der "sanften" Natur überleben könnten (die Löwen würden sich sicher über leichte Beute freuen).

Was aus all dem jedoch klar geworden sein sollte ist, dass die Natur alles andere als vollkommen ist und dass auch wir Menschen dies nicht sind, ja mehr noch, dass dazu nicht einmal die Möglichkeit besteht. Um auf die "Erlösung" des Menschen anzusprechen bedeutet dies: Es gibt kein Heil durch den Menschen! Es gibt keine Möglichkeit der Organisation des menschlichen Zusammenlebens (Heil durch die Gesellschaft - die Illusion des 20. Jahrhunderts - NS, Kommunismus etc.),  aber auch kein Heil durch das Zusammenleben mit der Natur (Bio-Öko-Klimawandel-Illusion). Das Paradies, der "Garten Eden" bleibt uns Menschen verschlossen; es ist absolut unmöglich einen solchen Zustand je durch uns Menschen oder die Natur herzustellen!

Am Ende dieses Abschnitts möchte ich ein Zitat des Philosophen Lothar Schäfer anfügen, das sehr gut aufzeigt, was wir im Umgang mit der Natur wirklich brauchen:

"Wir müssen nicht der Natur erlauschen, wie wir leben sollen, sondern wir sollten in kritischen Diskussionen verschiedene Vorstellungen der Kultivierung der Natur zu bewerten lernen."


2. WENN DAS ESSEN ZUR FRAGE DER MORAL WIRD

Essen ist Privatsache. So sah das zumindest bisher aus und bis auf wenige Ausnahmen in der Geschichte wurde dies auch so gehandhabt. Doch neuerdings steckt auch hier die Fäulnis der Unterdrückung drin. Zwar spricht man meist nicht direkt von Kontrolle des Essverhaltens des Menschen, doch wird versucht über indirekten  Druck, durch alle möglichen "Experten" Druck auf die Menschen zu machen, ihr Essverhalten zu steueren. Unter dem Deckmantel der Gesundheit wird hier schon einmal der Schweinebraten oder Schweinshaxe und die leckere (fetthaltige - 80%) Mayonnaise verteufelt und stattdessen "dringend" empfohlen auf Blattsalat und Karotten umzusteigen, als ob dem Menschen eine Hasendiät ebenso bekommen könne wie Meister Lampe. Einige Staaten wollen sogar besondere Steuern auf fetthaltige (vor allem Transfette), zuckerhaltige oder  alkoholische Lebensmittel einführen oder haben dies bereits getan (Schande über Dänemark). Freilich handelt es sich dabei um Verletzungen der Freiheitsrechte der Bürger, doch wird dies nur selten angeprangert!

Es ist seltsam: Da wird den Menschen erzählt wie ungesund sie sich doch ernährten, wie wenig Sport die Bevölkerung betreibe, dass sie Fett und Zucker in rauhen Mengen in sich hineinstopften und wie wenig Verantwortung Otto Normalverbraucher doch im Umgang mit Fleisch und "Industrienahrung" zeige. Bei McDonald's sollen die großen Portionen verboten werden, der Alkoholkonsum soll eingeschränkt werden und Raucher werden zu den Sündenböcken der moderen Welt erklärt und dürfen bald  nur noch in Ghettos rauchen vor deren Betretung die "vernünftigen, gesundheitsbewussten" Mitbürger mit großen Hinweistafeln und akustischen Signalen gewarnt werden müssen. Und all das lassen ganz normale, angeblich aufgeklärte Bürger, mit sich machen, ohne dabei zu bemerken, dass ihnen stückchenweise, wie bei der Salamitaktik, die Freiheitsrechte geraubt werden. Auf der anderen Seite leben wir länger und gesünder (!) als je zuvor. Niemals in der Geschichte war der Gesundheitszustand der Menschen besser als  heute, niemals waren Mangelerscheinungen seltener als in unserer Zeit. Gerade in den westlichen Ländern, wo der Fleisch- und Zuckerkonsum höher ist, als überall sonst auf der Welt, leben die Menschen länger, als überall sonst auf dem Planeten - von historischen Vergleichen wollen wir ohnehin nicht sprechen. Nach allen vernünftigen Überlegungen ist die Ansicht, dass moderne Menschen sich "falsch" ernährten nichts anderes als Präpotenz und der Versuch Macht über das Essverhalten der Menschen zu gewinnen.
 
Nachdem Essen notwendig für den Menschen ist, hat derjenige, der dieses Verhalten bestimmt, fast uneingeschränkte Macht über die Menschheit, wie überhaupt jeder, der notwendige Bedürfnisse der Menschen mit Vorschriften zu besetzen weiß! Das Gros der unethisch handelnden, teilweise verbrecherischen, NGOs verbreiten landauf, landab Unwahrheiten über Nahrungsmittel, gerade auch darum, wenn es um den hochsensiblen Bereich der "Gen-Lebensmittel" geht. Auf diesem Bereich ist in Europa kaum eine vernünftige Diskussion zu führen und es bleibt den USA überlassen hier die Speerspitze der Vernunft zu bilden, wo sich die meisten herausragenden Forscher auf dem Gebiet der Genforschung (notgedrungen) befinden.

Wie sehen nun die Fakten aus? Der Mensch ist seit jeher ein "Allesfresser", das heißt er ist seit ewigen Zeiten an Mischkost gewöhnt. In der Vergangenheit, wo oft Hunger herrschte, aß der Mensch von allem und so viel er bekommen konnte, um sein Überleben zu sichern. In unserer Zeit haben wir (zumindest in den reicheren Ländern) den Luxus uns auszusuchen, was wir essen wollen. Nun führt dies noch immer dazu, dass Menschen Fett (als Geschmacksträger) und Zucker bevorzugen. Dass damit allerdings eine schlechte Ernährung einhergehe, konnte niemals schlüssig bewiesen werden. Es gibt sogar eine Menge sehr guter Argumente, die dagegen sprechen: Fleisch ist in Wahrheit eine äußerst vernünftige Kost, denn mit einer relative geringen Menge davon, kann dem Körper eine große Menge an Energie zugeführt werden, zudem enthält Fleisch (vor allem rotes und rosa Fleisch) große Mengen an Vitamin C und Ballaststoffen (seltsamerweise ist diese Tatsache wenig bekannt). Fleisch ist in Wirklichkeit sehr gesund!

Eine Ernährung, die kein Fleisch beinhaltet, kann nicht als ausgewogen betrachtet werden, ebenso sind die langfristigen Folgen von Vegetarismus, also einem menschenuntypischen Ernährungsverhalten, völlig unbekannt. Es ist sehr fraglich, ob eine vegetarische, vegane oder im extremstem Fall eine "frutarische" Ernährung dem Menschen bekommt!
 
Da hört man zum Beispiel die (erwiesene) Lüge, dass Rinderzüchtung wertvollen Ackerboden okkupiere, der ansonsten für die Ernährung der Ärmsten verwendet werden könnte, aber nur  der Genusssucht der Reichen in den westlichen Industrienationen (veralteter Begriff) diene. Im Ergebnis: "Weil ich ein Steak esse, müssen in Afrika Kinder sterben", das ist der gleiche Unsinn, den früher Eltern ihren Kindern erzählten, die nicht aufessen wollten, indem sie auf arme Kinder verwiesen, die dieses Essen gerne haben wollten. Eine völlig infantile und logisch unrichtige  Argumentation! Richtig ist, dass 60 Prozent aller für Viehherden verwendete Flächen weltweit nur für Viehzucht taugen, weil sie geographisch an Orten liegen, die niemals für  Getreideanbau etc. geeignet wären (Hochebenen, Alpen etc.). Das wird in der Diskussion völlig verschwiegen. Dazu werden Phantasiezahlen darüber gebracht, wieviel Wasser etc. gebraucht würden, um ein Kilogramm Rindfleisch zu erzeugen. Keine dieser Schätzungen entspricht auch nur annähernd einer logischen Überprüfung! Die Lüge ist das Geschäft vieler NGOs, aber wie schon Hilter sagte, eine Lüge wird dann am ehesten geglaubt, wenn sie groß ist, die kleinen Lügen des Alltags ist man gewohnt und werden leicht durchschaut.

Wenn man "Humanität" ernst nimmt, wie dies viele NGOs sich auf die Fahnen geschrieben haben, dann muss man sich auch fragen, wer die Verantwortung für all die Menschen in der Dritten Welt übernimmt, die deshalb verhungern müssen, weil westliche Gutmenschen in ihrer Präpotenz den Anbau von ertragreichen genveredelten Sorten verbieten. Es sind gerade die NGOs, die inzwischen viele Millionen Menschenleben auf dem Gewissen haben, aber unter dem Deckmantel des Guten in Europa und Amerika Milliardenbeträge einsammeln, um ihren eigenen gesellschaftlichen Einfluss zu stärken.
 
Ein anderer Punkt ist, dass Vegatarismus und in extremerer Form, Veganismus, große Nachteile für die Umwelt darstellen. Die Ökobilanz solcher Lebensweisen ist katastrophal und wenn man die Vertreter dieser Weltanschauungen (denn meist es nichts anderes) ernst nähe, dann müssten sie gemäß ihrer eigenen Logik Fleischesser werden. Gemüseanbau ist meist sehr  wasserintensiv, bringt nur wenig Beitrag zur Ernährung (zu geringe Anzahl an Kalorien) und ist überhaupt nur möglich in Staaten, in denen genügend industrialistierte Landwirtschaft  existiert, um derart antiquierte Bodenbebauungsmethoden zu erlauben. Bio ist im Grunde eine rückschrittliche, veraltete Weise Nahrungsmittel zu erzeugen. Niemand konnte je beweisen,  dass biologische Landwirtschaft Vorteile für die menschliche Ernährung beinhaltet, ganz im Gegenteil, es ist vom Standpunkt der Vernunft und vom Standpunkt der Humanität äußerst fragwürdig, ob "Bio" irgendeinen anderen Zweck verfolgt, als den Leuten durch teurere Lebensmittel das Geld aus den Taschen zu ziehen! "Bio-Landwirtschaft" ist anhihumanistisch, schädigt die menschliche Gemeinschaft und trägt zur Minderung der Lebensqaulität bei - das ist die Wahrheit!´

Vegetarismus ist, wie bereits öfters erwähnt, nichts anderes als eine Weltanschauung. Die Motive dazu sind meist die eigene Lebenserwartung zu steigern, die Gesundheit zu verbessern, Tiere zu schonen und die Umwelt zu schützen. Kein einziger dieser Punkte wurde je bewiesen, ganz im Gegenteil Vegetarismus widerspricht all diesen Vorstellungen! Niemals wurde gezeigt, dass Vegetarier länger leben, noch dass sie gesündern sind, als Menschen, die auch Fleisch essen. Was den Tierschutz betritt, so ist Tierhaltung und Schlachtung in der Realität ein Vorteil für die Tiere, denn einerseits existieren manche Arten überhaupt nur noch deshalb, weil der Mensch sie für seine Zwecke verwendet, andererseits ist Schlachtung eine sehr vorteilhafte Art zu sterben - in der Natur sterben Tiere meist grausam an Krankheiten und dadurch, dass sie von anderen gefressen werden. Indurstrielle Schlachtung ist sogar ein Segen für Tiere, denn eine sanftere Art  zu sterben ist in ihrem natürlichen Leben undenkbar.

Am Ende ist es auch das gesunde Empfinden der Menschen, die ihre Menschlichkeit noch nicht eingebüßt haben. Die allergrößte Mehrheit der Menschen ist gegen Vegetarismus, und dies nicht aufgrund irgendwelcher "Propaganda", sondern aufgrund dessen, dass sie immer noch zwischen richtig und falsch unterscheiden können, jenseits der Medienmanipulation. In diesem  Zusammenhang sei noch auf eine andere Manipulation hingewiesen: Es geht, vor allem nach der Finanzkrise 2008, das Gerücht um, Menschen würden in armen Ländern deshalb sterben, weil "Finanzhaie" im Westen mit Nahrungsmitteln spekulierten. Niemals konnte ein derartiger kausaler Zusammenhang nachgewiesen werden, ganz im Gegenteil. Aufgrund von Spekulationen in Mais, Weizen, Zucker etc. wurden über viele Jahre hinweg Preise niedrig geahlten und Menschenleben gerettet. Es ist eine glatte Lüge zu behaupten in Afrika würden Menschen sterben, weil in New York, Chicago (große Warenterminbörse der Welt) oder Europa mit Lebensmittel gehandelt würden, würden anderswo in der Welt Menschen ihr Leben einbüßen. In der vganzen Menschenheitsgeschichte war Spekulation zum allergrößten Teil eine Vorteil für die Menschen und kein Nachteil - das ist eine Realität, die von den Massenmedien nicht transportiert wird.


3. ES GEHT UM DIE FREIHEIT

Im Westen ist das Leben heute so langweilig geworden, dass viele Menschen, vor allem Junge, nichts Besseres mehr zu tun haben, als Propaganda zu machen und sich um die "Verbesserung der Welt" zu kümmern. Sie leben in einer Art geistiger, medialer Isolationshaft. In Ermangelung echter Probleme und echter Chancen noch etwas zu bewirken bläst man seine Tiranden mittels Web in die Welt hinaus
und hofft auf ein aufnahmefähiges Publikum. Aber wie wäre es denn damit:  Wie bringt man es fertig einer Gans sämtliche Federn auszurupfen, ohne dass sie schreit? Man reißt ihr die Federn eine nach der anderen aus, ohne dabei zu viele auf einmal zu erwischen. Dieses alte Prinzip, das schon die alten Römer kannten - das Volk rupfen, ohne dass es schreit - ist heute wieder zu einer beliebten Vorgehensweise der Politik geworden. Wenn man dann bemerkt, was vor sich geht, ist es meist bereits zu spät und man steht nackt da. Genau das ist es, was wir heute in der westlichen Welt, gerade auch in Europa, permanent erleben. Schritt für Schritt geht der Bürger seiner Freiheitsrechte verlustig. Nicht etwa dadurch, dass man gewaltige Gesetze beschließt, die einem Grundrechte auf einen Schlag entrissen - das war das Vorgehen eines Hitler oder Stalin - nein, man mischt sich in die individuelle Lebensgestaltung  ein, untergräbt die Privatautonomie und erreicht im Ergebnis genau dasselbe - es dauert nur etwas länger und erfordert mehr Arbeit, ansonsten ändert sich nichts.

Die Menschen haben sich vieles gefallen lassen, doch irgendwann ist genug! Wir haben nicht jahrhundertelang gegen Unterdrückung, Unvernunft und Dogmatismus gekämpft, um am Ende von einer faschistischen Öko-Bewegung versklavt zu werden, die Menschen wie kleine Kinder behandelt und ihnen jede wirklich eigenständige Entscheidung abspenstig machen möchte! Nachdem den meisten Menschen der Glauben an ein Jenseits abhanden gekommen ist, versuchen säkulare Diktatoren und "Gutmenschen" (was nichts anderes ist), eine Diktatur des Festhaltens am Diesseits zu etablieren. Der Tod darf nicht mehr vorkommen, Krankheit muss bekämpft werden (wobei der Kranke zum Kriminellen werden muss).

Wer bewahrt und vor den Menschen, die uns vor uns selbst schützen wollen?! Wer bewahrt uns vor den Menschen, die im Namen der Gesundheit und des Schutzes für  den Planeten Stück für Stück unserer Rechte berauben und uns entmüdigen wollen?!  Menschen, die Angst haben, lieben die Autoriät, nur mutige Menschen sind wirklich frei! Churchill und Roosevelt hatten recht, als sie beide, unabhängig voneinander, meinten der einzige Feind, den wir wirklich zu fürchten hätten, sei die Angst. Wenn wir Angst vor der Zukunft haben, wenn wir glauben, dass die Natur sich "an uns rächen wird", dann können wir nicht frei sein!. Der Feind ist nicht die Natur, denn es gibt keinen Grund anzunehmen, wir stünden mit ihr im Krieg, der wahre Feind ist die Annahme, dass die  Zukunft Übles oder gar Katastrophen für uns bereit hielte und dass dies eine gerechte Strafe für unser Verhalten in der Vergangenheit sei. Gegen diese Ansicht müssen wir uns wehren und gegen alle Menschen, die diese Ansicht vertreten. Wir müssen erkennen, dass es narzisstische "Gutmenschen" sind, die in einem modernen Gewand  versuchen uns die Freiheit zu rauben! Gerade auch müssen wir wachsam sein, wenn es um eine neue Art des Faschismus geht, denn der neue Faschismus wird sich nicht so  nennen, ganz im Gegenteil er wird als "Antifaschismus" auftreten und vorgeben uns zu befreien und zum "guten Leben" zu führen.

Freiheit heißt noch immer frei von der Beeinflussung durch andere zu sein, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen und selbst die Entscheidung zwischen richtig und  falsch zu treffen. Der Begriff der Freiheit wurde in der Geschichte oft missbraucht und nicht selten waren es gerade die Feinde derselben, die ihn besonders oft in den Mund nahmen, doch dürfen wir unter dem ganzen Schmutz nicht den guten Kern vergessen: "Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Dieser Aufruf Kants bleibt auch in unserer Zeit der Leitstern, der Kompass, der uns in unserem Leben leite!


4. RÜCKKEHR ZUR VERNUNFT

In jedem Jahrhundert gibt es ein zentrales Thema, dass dieses dominiert. Freilich befinden wir uns erst am Anfang des 21. Jahrhunderts und jede Aussage darüber, was das beherrschende Thema dies gegenwärtigen Jahrhunderts sein wird, ist spakulativ (hätte jemand 1913 über das 20. Jahrundert geschrieben, hätte er auch nicht wissen können, dass nur ein Jahr später der größte bis dahin gekannte Krieg der Geschichte beginnen würden, geschweige denn eine Ahnung über den 2. Weltkrieg und den Kalten Krieg gehabt).
 
Die Wahrheit werden nur die Nachfahren kennen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt deutet alles darauf hin, dass dieses zentrale Thema der Umgang mit der Natur sein wird. Gerade darin besteht die Gefahr einer kindlichen Regression, dann nämlich, wenn der Mensch versucht, anstatt sich seiner Verantwortung zu stellen, die aus seiner Macht über die Natur erwächst, und zurückkehren möchte zu einem tierischen Stadium, das er im Grunde seit vielen Jahrtausenden (oder Jahrmillionen) überwunden hatte, um wieder "eins" zu sein, mit dem was ihn einst ausmachte. Vormoderne, rückschrittliche, fortschrittsfeindliche, primitive "Verklärungen" der Natur (des Universums) sind heute so populär wie seit langer Zeit nicht mehr. Der Versuch seine Freiheit aufzugeben, aus Angst vor der eigenen Verantwortung (Erich Fromm) ist deutlich zu vernehmen.

Es zeigt sich hier ein alte Problem in neuem Gewand, nämlich jenes zwischen Freiheit und Glück. In Dostojewskijs berühmter Prabel vom Großinquisitor wird eben dieses angesprochen. Jesus Christus kommt nach eineinhalb Jahrtausenden auf die Erde zurück, um die Menschen zu befreien, doch der Großinquisitor, der Jesus in der Nacht vor seiner (neuerlichen) Hinrichtung aufsucht erklärt diesem, dass die Menschen an der Freiheit nicht interessiert wäre, ja das sie ohnehin nichts damit anfangen könnten und sie sofor aufgäben, sobald sie erkennen, dass sie Verantwortung für ihr Leben tragen. Für die freiwillige Aufgabe der Freiheit wird ihnen Glück versprochen, ein Leben im goldenen Käfig. Kant spricht von der  selbstverschuldeten Unfreiheit des Menschen und dass Aufklärung der Ausgang aus dieser Unfreiheit sei, durch den "Mut sich seines eigenen  Verstandes zu bedienen". Wir müssen verstehen, dass Freiheit und Glück keine Gegensätze sind, ein Glück, das nicht selbstgemacht ist, ist kein wahres Glück, ein Glück im goldenen Käfig ist immer eine Illusion, nur in der wahren Freiheit ist auch wahres Glück möglich. Wer Freiheit um des Glückes Willen aufgibt, ist weder das eine noch das andere wert.

Wissenschaft heißt und hieß immer: skeptisch sein, Fragen stellen, keiner Autorität blind vertrauen, vernünftig, folgerichtig denken und aufrichtig zu sein! Wir müssen all jene Menschen aus dem Diskurs über richtig und falsch entfernen, die keine Ahnung von den Dingen haben, wovon sie sprechen, sprich  besonders die Demagongen zu entfernen. "Zurück zur Natur" oder "zum Ursprung" sind allesamt Unsinn, denn sie sind nichts anders als menschenfeindliche perverse Ansichten von Leuten, die uns wieder der Pest, der Cholera, Typhus und Tuberkulose anheim fallen lassen wollen. "Altes" oder "Vergessenes Wissen" ist zurecht alt oder vergessen, weil es den Menschen nicht genützt hat, weil es schädlich war. Wir verdanken den Wissenschaften und vor allem den Naturwissenschaften (die Geisteswissenschaftten sind längst im Sumpf des Relativismus versunken, wo alles Meinung und nichts mehr verbindlich ist), deshalb sollten wir auch nur sie fördern und uns ihrer Methoden bedienen.

Wir müssen den Menschen wieder zum Herrn über die Welt machen, der Mensch muss wieder das Steuerrad übernehmen und sich nicht von den Umständen bestimmen lassen. Das heißt es erwachsen zu sein, dass heißt es eine reife Menschheit zu sein! Und davon wird letztlich unser aller Überleben abhängen, wie sehr wir auf die Vernunft zu hören bereit sind, wie sehr wir bereit sind Freiheit und Verantwortung zu übernehmen. Der Mensch ist nicht die Natur, sondern er transzendiert diese! Dies dürfen wir niemals vergessen, sonst verlieren wir unsere Menschlichkeit, büßen ein,  was spezifisch menschlich an uns ist! Deshalb kann die Aufforderung nur lauten: "Zurück zur Kultur!"


John D.

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Im Anschluss noch ein Gedicht, das gut die Geisteshaltung von nicht wenigen der "Gutmenschen" aufzeigt.

Der militante Bio-Vegetarier-Pazifisten-Blues
Bio ist gut und Fleisch ist schlecht!
Bei Schnitzel suche ich das Weite.
Bin nicht der Großkonzerne Knecht.
Die Moral ist auf meiner Seite.

Mich interessiert kein Beweis,
Denn ich hab Recht!
Vernunft bekommt nen Verweis,
Nur ich bin gerecht!

Und fragt ihr mich, wie ich das meine,
Grimmig schleudere ich euch entgegen:
"Tiermörder seid ihr, ihr Dreckschweine!"
Niemand soll sich mit mir anlegen!

Ich bin auch bekannt als Pazifist,
Gewalt sei fern, dafür kämpfe ich,
Mit allem gern, auch mit böser List.
Alle Menschen sollten schämen sich.

Doch bin ich kein Feind des Menschen, o nein!
Ich ein Narzisst?! Will doch nur das Gute.
Es sollte ein jeder wie ich halt sein,
Dann bräucht ich weder Schlagstock noch Rute.

Freitag, 29. November 2013

Das Ringen um die Ukraine

I. DIE ÜBERRASCHUNG
 
Es war für die Europäische Union eine Überraschung, so wurde zumindest verkündet, als am 22. November der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch bekanntgab, dass er das seit langem geplante Assoziierungsabkommen seines Landes mit der EU nicht unterzeichnen werde. Die Unterzeichnung war für den kommenden Freitag auf der Ostkonferenz der EU in der litauischen Hauptstadt Vilnius vorgesehen. Gleich nach der Bekanntgabe der Nichtunterzeichnung, verkündete die Regierung, sie werde sich nun aktiver Russland und der von ihm geführten Zollunion zuwenden.

Das abgelehnte Abkommen, dass eine weiter Annäherung der Ukraine an die EU bringen sollte, war bereits seit Jahren vorbereitet worden und stand schon mehrmals kurz vor der  Unterzeichnung. Ein Hin- und Her zwischen Kiew und Brüssel, das sich vor allem über das ganze Jahre 2013 hinzog, war dem vorausgegangen, bis nun Ende November die Sache vorerst auf Eis gelegt wurde. Die ukrainischen Polit-Spitzen beteuerten allesamt, sie wollten weiterhin an einer Zusammenarbeit mit der EU festhalten und wünschten sich für die Zukunft immer noch die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens. Man ließ verlautbaren, dass wirtschaftliche Interessen den Ausschlag gegeben hätten (Russland hatte für den Fall der Unterzeichnung des Abkommens mit Handelssanktionen gedroht - 160 Mrd. Doller Verlust, für den die EU keine Kompensation anbieten konnte), sowie der darüber hinausgehende außenpolitische Druck, der von Moskau ausgeübt worden wäre. Die ukrainische Opposition schäumte vor Empörung und buhte die Regierung im Parlament mit "Schande-Rufen" aus; auf der Straße schürte sie zudem den Protest der Menschen. Auch die EU-Spitzen, allen voran Manuel Barroso und Herman van Rompuy, richteten ungewohnt scharfe Worte an Moskau für dessen Einflussnahme auf die Ukraine, was freilich zu keiner Änderung der dortigen Haltung führte.

Julia Timoschenko, die 2011 wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Gefängnis verurteilte Ex-Regierungschefin der Ukraine, die sich besonders im Westen großer Popularität erfreut, reagierte mit einem Schreiben, das ihr Anwalt veröffentlichte, auf die Absage der Regierung und trat in einen unbefristeten Hungerstreik. Sie rief die Ukrainer auf, auf die Straße zu gehen und für die Unterzeichnung des Abkommens zu demonstrieren. Bereits am Sonntag, den 24. November versammelten sich tausende Menschen vor dem Regierungssitz in Kiew. Die Proteste setzten sich in den kommenden Tagen weiter fort; doch es blieb dabei,  dass das Assoziierungs- und Freihandelsabkommen nicht unterzeichnet wurde.


II. INTERPRETATION


Am Beispiel der Ukraine zeigt sich die Bruchlinie zwischen zwei globalen Machtblöcken, der Europäischen Union einerseits und der Russischen Föderation andererseits. Diese Linie geht direkt durch den Staat, der gegen Westen hin hauptsächlich von Ukrainern, gegen Osten hin mehrheitlich jedoch von Russen bewohnt wird. Keine Frage, Russland ist auf dem Weg wieder zu einem "Reich" zu werden und in Anbetracht der globalen Entwicklung ist dieses Bestreben alles andere als verwunderlich. Es zeigt sich in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich eine große Verschiebung von Machtblöcken weltweit. Nach dem Zerfall der Sowjetunion entstand ein Machtvakuum, das, wie meist, zu Chaos führte und eine Menge neuer Staaten auf der internationalen Bühne erscheinen ließ, die vormals Teilrepubliken der UdSSR gewesen waren. Ebenso lösten sich die  Staaten Osteuropas größtenteils aus dem russischen Einflussbereich und beeilten sich, sich der EU anzuschließen bzw. Partnerabkommen mit ihr zu vereinbaren, da ihnen langfristig klar sein musste, dass Russland wieder erstarken würde. Bis dahin wollte man vollendete Tatsachen schaffen, um nicht wieder in den Bereich russischer Machtinteressen zu gelangen. Was die Ukraine betrifft, so war diese jahrhundertelang russisch und ihre Unabhängigkeit ein historisch recht junges Faktum.  Präsident Putin hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass der Zerfall der Sowjetunion von ihm als eine große Tragödie betrachtet wurde. Bestrebungen die nationale Größe und die Selbstachtung Russlands wieder herzustellen sind deshalb als eine Selbstverständlichkeit zu betrachten.  Die Ukraine ist flächenmäßig ein europäischer Riese, verfügt über große Rohstoffvorkommen (vor allem Eisenerz) und stellt strategisch eine Schlüsselposition in Osteuropa dar. Es ist bei weitem das wichtigste Transitland für Öl und Gas aus Russland und Zentralsien in Richtung Westen. Ein Land von derartiger Bedeutung kann den beiden großen  Machtblöcken, die jeweils im Westen (EU) und im Osten (Russische Föderation) liegen, nicht gleichgültig sein.

Die Bevölkerung in der Ukraine selbst ist geteilt. Die Menschen im Westen des Landes, der größtenteils landwirtschaftlich geprägt ist, und historische Beziehungen zum Westen (Österreich-Ungarn, Polen) hatte, strebt eine starke Annäherung an die EU an (Dreiviertel der Bevölkerung), während die Mehrheit der Menschen im von Bergbau und Schwerindustrie geprägten Osten, ethnische Russen sind und sich an den großen Bruder anlehnen wollen (etwa 60 Prozent der dortigen Bevölkerung). Umfragen deuten jedoch darauf hin, dass die Ablehnung des Abkommens mit der EU durch Präsident Janukowitsch ihm bei den Ukrainern eher  geschadet als genützt hat; die Opposition verfügt im Augenblick über eine deutliche Mehrheit. Die nächsten Präsidentschaftswahlen finden im Jahr 2015 statt.
 
Das zur Unterzeichnung bereit stehende Assoziierungs- und Freihandelsabkommen hätte neben vielen wirtschaftlichen und  politischen Bestimmungen auch eine enge militärische Zusammenarbeit mit der Europäischen Union beinhaltet. Dass Russland einer solchen Regelung nicht nur nicht zustimmen, sondern nicht einmal dulden kann, versteht sich von selbst. Denn gerade die militärische
Zusammenarbeit der Ukraine mit Russland wurde in jüngerer Vergangenheit intensiviert. So verfügt Russland mit seiner Marine über die Kriegshäfen auf der Krim, die geographisch zur Ukraine gehört (aber wie lange noch?)..
Keine Frage, dass die Ukraine sich entscheiden muss; es wäre naiv zu glauben man könne beides haben: eine enge Allianz mit Russland und der Europäischen Union. Es ist das alte "man kann nicht zwei Herren dienen".  Es ist verständlich, dass das Land versuchte seinen politischen Preis in die Höhe zu treiben, doch ebenso wäre es naiv gewesen ernsthaft zu erwarten, dass die Ukraine aus dem russischen Einflussbereich herausgelöst und an die EU herangeführt werden könnte.  Russland hatte in der Vergangenheit bereits öfters seine Muskeln gezeigt und mitten im Winter (Anfang Jänner) für  mehr als eine Woche die Gaslieferungen durch die Ukraine eingestellt. Im Westen brach damals bereits eine kleine Panik aus - zum Glück waren noch genügend Reserven vorhanden. Doch die Botschaft aus Moskau war eindeutig: wenn der Streit auch in erster Linie wie eine Angelegenheit zwischen der Urkaine und Russsland aussah (die Ukraine konnte sich mit Russland auf den Gaspreis nicht einigen), war die Demonstration doch auch unmissverständlich an den Westen gerichtet. Europa wurde deutlich vor Augen geführt wozu Russland in der Lage ist und auch dass es auch den Willen hat buchstäblich den "Hahn" zuzudrehen,  sollte dies aus russischer Sicht erforderlich sein. Je näher ein Staat Russland politisch steht, desto geringer ist der Preis, den das Land für russische Rohstoffe zu bezahlen hat. Weißrussland, das sehr eng an Russland angebunden ist, bezahlt  etwa weit weniger als die Hälfte für dieselbe Menge Erdgas, als die dem Westen näher stehende Ukraine. Solche Preisunterschiede sind freilich nicht alleine auf geographische oder wirtschaftliche Unterschiede zurückzuführen.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass Russland seinen Nachbarn zeigt wohin sie gehören, zeigte sich im kurzen Georgienkrieg von 2008. Die Botschaft wurde offenbar verstanden und die meisten ehemaligen Sowjetrepubliken haben nun kein Interesse mehr an einer größeren Annäherung an die EU, unter anderem auch aufgrund der jüngsten wirtschaftlichen Probleme der Union, die diese weitaus unattraktiver gemacht haben, als noch vor ein paar Jahren. Zudem darf nicht vergessen werden, dass es für die meisten Regierungen in dieser Region weitaus angenehmer ist mit Moskau, als mit Brüssel ins Gespräch zu kommen: Penetrantes Moralisieren und lästige Fragen in Bezug auf Demokratieentwicklung und dergleichen, sind vom Kreml weniger zu erwarten. So gibt es am Rande Russland heute eine ganze Reihe von Staaten, die relativ instabil sind und deren Konflkite auf Eis gelegt sind aber weit davon entfernt sich gelöst zu sein oder sich im Lösungsprozess zu befinden.
 
In Präsident Putin erkennt man einen Staatsmann, der sich seiner Macht bewusst ist, ein Merkmal von wahren Führungspersönlichkeiten, das den europäischen Politikern heutzutage größtenteils abhanden gekommen zu sein scheint. Ja, man hat geradezu den Eindruck, dass Machtbewusstsein als etwas Unmoralisches oder gar Böses angesehen wird. Das Gegenteil ist der Fall; wer Macht hat und sie versucht vor der Öffentlichkeit herunterzuspielen ist nichts als ein Schmierenkömodiant und verdient keinen Respekt. Darüberhinaus ist die menschliche Natur so eingerichtet, dass es uns nicht möglich ist einen Menschen der schwach ist oder sich schwach stellt zu respektieren - allenfalls gibt es dafür Mitleid. Hier liegt einer der Gründe für das miserable Ansehen der Politiker in Europa. Wer an die Macht gekommen ist, versteht die  Mechanismen, die dazu führten sehr gut und dies zu verbergen zu versuchen, ist etwas, das einem die Menschen nicht "abkaufen". Ein Teil des lähmenden Zynismus, der unserer Zeit kennzeichnet, kommt eben daher, dass Mächtige ein Bild von sich präsentieren, das sie als an der  Macht nicht interessiert zeigt und den Anschein erwecken will mehr durch Zufall auf einen Posten gelangt zu sein und mehr noch, dass im Grunde jeder dasselbe tun könnte. Nichts könnte der  Wahrheit ferner sein: Macht zu verbergen ist ein Schauspiel, genauso, wie es großer Geschicklichkeit bedarf, um wahre Geschicklichkeit zu verbergen. Bei den Menschen aber führt dies zu Unsicherheit und teilweise zu Angst, die sich eben in Zynismus äußert.  Was folgt nun aus all dem für unseren Fal?. Die Ukraine gilt als Herzstück des 2009 auf Initiative von Schweden und Polen begonnenen Ostpartnerschaften-Projekts. Dass das Land nun die Verhandlungen auf Eis gelegt hat, muss als große Schlappe der EU gewertet werden. Diese Runde geht eindeutig an Russland. Die Ukraine hat sich für die wirtschaftlichen Vorteile entschieden - alle nun abgegebenen politischen Erklärungen dienen lediglich dazu diese, für viele Menschen unangenehme, Tatsache zu verkaufen und die Verantwortung von sich zu weisen.


III. ÜBERLEGUNGEN FÜR DIE EUROPÄISCHE UNION

Die EU muss sich ihrer Interessen stärker bewusst werden und diese auch der eigenen Bevölkerung vermitteln. Die europäischen Politiker sprechen zu wenig über Macht  und Interessen der eigenen Gemeinschaft und zuviel über moralische Aspekte, wobei die Bedürfnisse der Menschen viel handfesterer Natur sind, als irgendwelche hochtrabenden Ideale snobistischer, weltfremder Intellektueller. Letzendlich will der einzelne wissen, was er von einer bestimmten Entscheidung hat und das soll sich in konkreten Zahlen, in Euros in der Geldbörse ausdrücken. Russland seinerseits und sein sehr starker Präsident Putin (das amerikanische Magazin "Forbes" sieht ihn 2013 als den mächtigsten Mann der Welt), ist seinem Volk viel näher verbunden und befriedigt die nationalen Interesse und jene der Bürger seines Landes weitaus besser als dies in Europa durch dessen Politiker der Fall ist. So vermeinen viele Europäer, vor allem die Politiker, Ideologen und Journalisten, Russland solle vor allem an seiner  Demokratie und Rechtstaatlichkeit arbeiten ("Fortschritte machen"). Man sieht daran wie wenig diese Leute vom russischen Volk verstehen und wie sehr sie Russland nach ihrem eigenen geistigen Abbild gestalten wollen. Putin hat seit seinem ersten Amtsantritt im Jahr 2000 dem russischen Volk gegeben, was es mehrheitlich wollte: Stabilität, Wachstum, internationaler Respekt;  auf den Punkt gebracht ausgedrückt als "die Regierung liefert uns Gewehre, Butter und Selbstrespekt". Das waren und sind noch immer die wichtigsten Werte der russischen Bevölkerung.  Nur 14 Prozent der Russen würden nicht auf die Demokratie verzichten, wenn wichtigere Werte nicht erfüllt werden könnten.

Das erste was geschen muss ist die Faktenlage völlig nüchtern festzustellen, dann sind die eigenen Interessen zu definieren und in der Folge hat die Festlegung der Prioritäten innerhalb dieser Interessen zu erfolgen. Alles weitere ist dann ein Umsetzen diesen Prioritäten.  Die EU muss den langfristigen Plan aufgeben all jene Gebiete, die geographisch Europa bilden auch in die Union aufzunehmen. Dies wir in jedem Fall an Russland scheitern, aber auch die anderen noch "weißen Flecken" auf der EU-Landkarte (Schweiz, Norwegen, Serbien, Weißrussland etc.) werden aller Wahrscheinlichkeit nicht allesamt einmal zur EU gehören. Und eine ganz wichtige Sache darf keinesfalls vergessen werden: Die außenpolitischen Erfolge der Europäischen Union lagen bisher hauptsächlich dort, wo sie sich als Vermittlerin zwischen Konfliktparteien (vor allem außerhalb Europas) gezeigt hat. Bei der  Vertretung ihrer eigenen Interessen auf der globalen Bühne hingegen, sieht die Bilanz weitaus schlechter aus.
 
Gegenüber Russland muss eine Verhandlungsposition auf "Augenhöhe" eingenommen werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist dies meist nicht der Fall, denn gerade vom moralischen Standpunkt aus weist die EU immer wieder auf Demokratiedefizite und rechtstaatliche Mängel hin, die ihrer Meinung nach in Russland bestehen. Solches Verhalten wirkt arrogant und wird zudem nicht allzu ernst genommen. Moralische Appelle werden meist als Waffen im Kampf um Einfluss interpretiert und in aller Regel sind sie das auch. Europa muss sich dies eingestehen und den Gebrauch dieser Waffe einstellen, vor allem weil sie auf höchster politischer Ebene beinahe immer unwirksam ist und im Gegenzug einen Respekt kostet, anstatt dass er einem solchen einbringt.  Der Schaden, den die EU sich dadurch an ihren vitalen Interessen (vor allem wirtschaftlich und den politischen Einfluss auf die Welt betreffend) zufügt, darf nicht unterschätzt werden. Europa läuft ständig Gefahr sich und seiner Bevölkerung Schaden zuzufügen. Vollständig rationales Handeln beinhaltet immer, dass sowohl die Mittel, als auch der Zweck  rational sind, eine wertrationales Handlung (nach Max Weber) ist nicht im vollsten Sinne als rational zu bezeichnen. Deshalb: Die Propaganda gegen Russland sollte zumindest von offizieller Seite eingestellt werden. Auf der anderen Seite muss die EU beginnen berechtigte Kritik von Russland anzunehmen (siehe Anhang unten).
 
Die Welt wird heute im wesentlichen von vier großen Machtblöcken kontrolliert: USA, EU, Russland und China. Diese Tetrachie könnte durch weitere Blöcke ergänzt werden, sofern sich mehrere Staaten zu solchen zusammenschlössen. So wäre es denkbar, dass die arabischen Staaten zusammen einen (vor allem durch Erdöl geprägten) gemeinsamen Machtblock bilden könnten und dann mit den anderen vier Blöcken eine "Pentrachie" bildeten. Mitunter könnte man bereits jetzt die OPEC, das weltweite Ölkartell, als solchen Block bezeichnen.  Was immer Verschwörungstheoretiker meinen mögen, die Welt wird nicht von einer einheitlichen Macht regiert (geheime Weltregierung im Verborgenen), sondern von einer Handvoll gebündelter Machtinteressen bestimmt, die allerdings selbst in scharfer Konkurrenz zueinander stehen. In gewisser Weise erinnert diese Situation an das Europa nach den Napoleonischen Kriegen. Auch damals gab es nach dem Wiener Kongress (1814/15) eine "Pentarchie" zwischen den fünf Großmächten Großbritannien, Frankreich, Russland, Preußen und Österreich (z.B. auf den Kongress von Aachen 1818).
 
Europa muss seine globale Position in voller Klarheit ausrichten. Unter der Bedachtnahme, dass es zu den vier oder fünf großen Machtblöcken der Welt zählt, hat es seine Stellung und seine Interessen in Bezug auf alle anderen drei bzw. vier zu klären und mögliche Allianzen zu überdenken. Im besten Fall könnte Europa eine Stellung einnehmen, wie es Österreich und vor allem der damalige Kanzler Fürst Metternich als "Kutscher Europas" nach dem Wiener Kongress innehatte. Es wäre nicht unmöglich und wenn richtig gehandhabt auch nicht als "arrogant" zu verstehen, wenn Europa zum "Kutscher der Welt" werden würde. Seine Erfahrung, gerade auch aus der Kolonialzeit und den wechselseitigen Beziehungen der Fürstenhöfe und Regierungen über die Jahrhunderte hinweg, sein diplomatisches Geschick, könnten zum Wohle der Welt, zum Gleichgewicht der globalen Kräfte und zum Frieden Entscheidendes beitragen.


IV. BESONDERE ÜBERLEGUNGEN FÜR DEUTSCHLAND

Russland ist für Deutschland der drittwichtigste Außenhandelspartner nach der EU und den USA, wobei der Unterschied zwischen den USA (ca. 600 Mrd. Euro) und der Russischen Föderation (ca. 450 Mrd. Euro) nicht besonders groß ist. Deutschland ist nach beinahe allen Kriterien (nicht nur wirtschaftlich) die mächtigste Nation der EU (die derzeitige Kritik an Deutschlands Erfolg bestätigt nur seine Stärke). Das Land hat deshalb das Recht diese Macht auch für seine nationalen Interessen einzusetzen und eine Vorreiterrolle in Europa einzunehmen. Die Zeiten, als Deutschland seinen Nachbarn schaden wollte, sind lange vorbei und wer solches im 21. Jahrhundert immer noch glaubt, ist entweder nicht auf der Höhe der Zeit oder verfolgt niedere oder unredliche Motive damit.
 
Langfristig muss Deutschland sich um stärkere Verbindungen zu Staaten und Staatengruppen außerhalb der EU bemühen, insbesondere dann, wenn die EU einen "Renationalisierungsschub" erlebt, wie im Augenblick gerade. Das traditionelle Projekt Europa, so wie es seit seiner Gründung (1950er Jahre) bestanden hat, ist zu einem Ende gekommen; wir befinden uns in einer neuen Phase, deren Entwicklung noch größtenteils ungewiss ist. Es bestehen viele Entwicklungsmöglichkeiten, bis hin zur Option von Austritten oder Ausschlüssen von Staaten aus der EU. In solchen Zeiten müsste ein nationales "Notfallprogramm" so aussehen, dass Deutschland im schlimmsten Fall überlebensfähig wäre, wenn es sämtliche Kontakte zu allen anderen Staaten der EU abbrechen müsste. Das wäre freilich ein "Horrorszenario" aber auch ein solches muss als Ultima Ratio überdacht werden. In Anbetracht der enormen Schulden der meisten  europäischen Staaten (die nie zurückbezahlt werden werden!), einer alternden Bevölkerung, mit all den damit verbundenen Belastungen und der wirtschaftlichen Dauerschwäche einiger EU-Staaten, muss der deutsche Maximalbetrag, der für die Bundesrepublik zumutbar ist, festgelegt und strikt eingehalten werden. Zudem sollte die Bevölkerung bei Entscheidungen über finanzielle Unterstützungen anderer Staaten miteinbezogen werden (durch Abstimmungen).
 
Was das Verhältnis zu Russland betrifft, steht Deutschland in großer Abhängigkeit vom russischem Erdgas und Erdöl. Deutschland seinerseits liefert nach Russland vor allem technisches Gerät, allem voran Maschinen und Autos. Durch die Schaffung der Ostsee-Pipeline von Russland nach Deutschland, hat Deutschland sich einen strategischen Vorteil verschafft. Die negative Seite dieser Maßnahme besteht etwa in einem getrübteren Verhältnis zu Polen, das aus historischen Gründen heraus immer sehr misstrauisch ist, wenn zwischen Deutschland und Russland zu große Einhelligkeit besteht. Außerdem muss Deutschland bedenken, was das Verhältnis zu Russland betrifft, die Interessen vor allem der west- und südeuropäischen Staaten nur wenig den deutschen entsprechen (schon alleine aufgrund der geographischen Entferung) und diese Staaten deshalb Deutschland kaum mit "voller Kraft" unterstützen werden.
 
In den deutschen Köpfen muss ein endgültiges Umdenken in Bezug auf den Osten geschehen, denn die simple Vorstellung "Westen=gut, Osten=schlecht" ist bei erstaunlich vielen noch vorhanden und geht auf die jahrzehntelange Zweiteilung der Welt, vor allem auch Deutschlands selbst, zurück. Damit geht keinesfalls eine Abkehr von den guten Beziehungen zu den USA einher, die USA sind und sollen auch in Zukunft ein guter und wichtiger Partner sein, mit dem man in freundschaftlicher Beziehung verbunden ist, doch Russland, das geographisch viel näher liegt, sollte ebenfalls deutlich  amikaler behandelt werden. In diesem Bereich gab es in den letzten zwei Jahrzehnten große Fortschritte und die beiden Staaten standen mehr als ein Jahrhundert lang nicht mehr so gut zueinander, doch eine weitere Verbesserung der Beziehungen ist auf jedenfall anzustreben. Auch wenn es in unserer Zeit überholt scheint, so zeigt doch der einfache Blick auf die  Landkarte, dass Deutschland in der Mitte des Kontinents liegt und dadurch im Osten und im Westen jeweils einige Staaten hat, die ebenfalls ihre Interessen zu verfolen und zu wahren haben. Der alte Nachteil dieser geographischen Zentralposition lag schon immer darin von zwei Seiten bedrängt werden zu können. Dies war der wesentliche Grund warum Kanzler Bismarck im 19. Jahrhundert mit dem Zarenreich einen "Rückversicherungsvertrag" geschlossen hatte (der von Kaiser Wilhelm II. leichtfertigerweise später aufgekündigt wurde), der ein "In-die-Zange-Nehmen" Deutschlands verhindern sollte. Eine solche Gefahr ist heute in weite Ferne gerückt und selbst misstrauische Militärs werden kaum Szenarien in diese Richtung zeichnen; doch wenn auch nicht militärisch, so können diese Überlegungen doch auch vom wirtschaftlichen Standpunkt her sehr nützlich sein.


V. LEKTIONEN


* Die Staatsräson und die harten Fakten entscheiden letztlich über das Schicksal von Staaten. Was auch immer man für Vorstellungen, Pläne und Wünsche haben mag, die Realität ist die letztgültige dominierende Kraft. Oder wie eine chinesisches Sprichwort sagt: "Vor der Notwendigkeit weicht jedes Recht". Nichts ist härter und bestimmender als die Realität. Und machen wir uns keine Illusionen, die Realität ist immer die sinnlich wahrnehmbare Welt, nicht die geistigen Vorstellungen, nicht die Gedanken des Menschen.
* Die vernünftigste Art, die beste Kunst der Staatsführung, besteht und bestand zu allen Zeiten in der Realpolitik. Schöne Vorstellungen mögen angenehm und verlockend erscheinen, doch können sie oft nicht durchgesetzt werden; und das ist auch gut so. Übrigens sind alle Menschen Idealisten. Die Frage ist nur welche Ideale man verfolgt. Auch sich an der reinen Realität zu orientieren ist ein Ideal!
* Um Macht zu erlangen, muss man die Mechanismen der Macht nicht nur gut studiert haben, sondern sie auch anzuwenden wissen. Niemand wird auf dem Parkett der Macht alleine deshalb erfolgreich, weil er Machiavelli, Balthasar Gracián, Sun Tzu, Schopenhauer oder Nietzsche studiert hat, sondern, nur, indem er die Fähigkeit erwirbt die Brücke zwischen den Plänen und der Realität zu schlagen. Diese Brücke heißt Strategie.
* Die Vorstellung, dass sich die Macht im Laufe der Geschichte gewandelt habe, ist falsch. Macht ist des Menschen Bedürfnis zu wachsen und sich zu entfalten. Dasselbe gilt auch für Staaten. Macht mag zwar ihr Gewand wechseln, doch ihr Kern bleibt immer derselbe.
* Das altrömische "Teile-und-herrsche" (divide et impera) existiert und funktioniert auch in unserer Zeit noch immer.


ANHANG:

Auszug aus der Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf dem Valdai-Forum, am 19. September 2013

"... eine weitere Herausforderung für die nationale russische Identität, hängt mit den Entwicklungen zusammen, die wir außerhalb  Russlands beobachten. Dazu zählen außenpolitische, moralische und andere Aspekte. Wir sehen, dass viele euro-atlantische Staaten einen Weg eingeschlagen haben, auf dem sie ihre eigenen Wurzeln verneinen, beziehungsweise ablehnen, einschließlich der christlichen Wurzeln, die die Grundlage der westlichen Zivilisation bilden. In diesen Staaten werden die moralischen Grundlagen und jede traditionelle Identität verneint; nationale, religiöse, kulturelle und sogar geschlechtliche Identitäten werden abgelehnt beziehungsweise relativiert. Dort wird eine Politik gemacht, die kinderreiche Familien mit homosexuellen Partnerschaften vor dem Gesetz gleichstellt;
Dort setzt man den Glauben an Gott mit dem Glauben an Satan gleich! Die Übertreibungen und Exzesse der politischen Korrektheit in diesen Ländern, führen dazu, dass sogar die Frage nach der Legitimierung von Parteien, die Propaganda für Pädophilie betreiben, ganz ernsthaft gestellt wird. Die Menschen in vielen europäischen Staaten schämen sich geradezu und haben regelrecht Angst offen über ihre Religionszugehörigkeit  zu sprechen. In Europa werden christliche Feiertage und Feste abgeschafft oder sie erhalten eine neutrale Umbenennung, so als würde man sich für die christlichen Feste schämen. Dadurch versteckt oder verheimlicht man den tieferen moralischen Wert dieser Feste. Und genau dieses Modell versuchen diese Staaten auf aggressive Weise den anderen Länder, und zwar weltweit, aufzuwingen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass dies der direkte Weg zur Herabwürdigung und zum Verfall der Kultur ist. Im Westen führt dies zu tiefen moralischen und demographischen Krisen. Was kann es denn für einen schlagenderen Beweis für die moralische Krise einer Gesellschaft geben, als die Einbüßung ihrer Reproduktionsfunktion?! Heute sind beinahe alle sogenannten "entwickelten" westlichen Staaten nicht mehr in der Lage sich reproduktiv zu erhalten. Und dies dazu noch trotz starker Zuwanderungsströme!
Ohne moralische Werte, die ihren Ursprung im Christentum und in anderen Weltreligionen haben, ohne die Normen und moralischen Werte, die  sich über Jahrtausende hin formiert und entwickelt haben, werden die Menschen unweigerlich ihre Menschenwürde einbüßen und damit zu Unmenschen werden (ihre Menschlichkeit verlieren). Deshalb halten wir es für natürlich und richtig die christlich-moralischen Werte zu wahren  und zu verteidigen. Das Selbstbestimmungsrecht von Minderheiten muss respektiert werden, doch das Recht der Mehrheit kann und darf nicht in Zweifel gezogen werden. Gleichzeitig zu diesen im Westen auf nationaler Ebene ablaufenden Entwicklungen, beobachten wir auf internationaler Ebene Versuche eine  unipolare, unifizierte Weltherrschaft zu errichten, durch welche internationales Recht und die Souveränität von Nationen relativiert oder gar
aufgehoben werden sollen. In einer solchen gleichgeschalteten Welt, gibt es keinen Platz mehr für souveräne Staaten. Alles was eine solche Welt noch braucht sind willfährige Vasallen! Aus historischer Sicht würde eine solche unipolare Welt die Aufgabe der eigenen Identität und der von Gott  geschaffenen Vielfalt bedeuten. Russland wird mit denen sein, die dafür eintreten, dass die wichtigen globalen Entscheidungen auf kollektiver Grundlage getroffen werden müssen und nicht im Interesse nur eines Staaten oder ein Gruppe von Staaten erfolgen. ..."

* Dieser Rede von Präsident Putin wurde in Europa nur wenig Beachtung geschenkt (durch die Mainstream-Medien überhaupt nicht), doch ist dies überaus bedauerlich, denn sosehr jeder Präsident die Interessen seines eigenen Landes vertritt und dies nicht unbedingt auch im Interesse anderer Staaten sein muss, so sehr müssen doch Augen und Ohren offen gehalten werden. So sollten solche kritische politische Äußerungen nicht durch Ignoranz oder Vorurteile abgetan werden, sondern einer eindringlichen Prüfung unterzogen werden. Wenn die Interessen Europas und Russlands auch kollidieren mögen, so sind die Worte des anderen nicht automatisch falsch oder von Propaganda geprägt. Auch hätte die europäische Bevölkerung ein Recht darauf zu erfahren, was andere, gerade auch nichteuropäische Politiker, von unserem Kontinent und unserem Gesellschafts- und Politikmodell halten. Denn nur dadurch entsteht ein lebhafter Diskurs, der im Geiste der Freiheit unsere Gesellschaft  stärker und unserer Demokratie noch prosperierender machen kann.  Es zeigt sich in dieser Rede deutlich die Gefahr einer vereinheitlichten Welt, die über kein Gegenmodell mehr verfügt und sich folglich nicht mehr weiterentwickeln kann und keinen Spiegel mehr hat, indem sie ihre eigenen  Fehler und Irrtümer aufgezeigt bekommt. Sosehr wir alle froh sind, dass der Kalte Krieg zuende ist, so hatte er doch den Vorteil, dass es zwei  dominierende Weltmodelle gab, die sich gegenseitig ihre Stärken und Schwächen vor Augen halten konnten. Sollte die Welt die Vielfalt verlieren und zu einem einheitlichen Gesellschafts- und Regierungssystem geführt werden, hätten wir keine Chance mehr unsere Gesellschaft, wie pluralistisch sie auch immer sein mag (auch Pluralismus ist ein einheitliches System), von außen zu betrachten und eine andere Perspektive einzunehmen. In einer einheitlichen Welt weiß niemand, ob wir auf dem Weg zum "Himmel" oder zur "Hölle" sind, da es keinen Maßstab mehr gibt, an dem man die Richtung erkennen könnte.

Der zweite Punkt in Putins Rede weist unmissverständlich auf die Gefahr des ethischen Relativismus' hin. Es ist zwar richtig, dass richtig und falsch in der Praxis oft sehr schwierigen Abwägungen unterworfen sind und nicht nach einem simplen einheitlichen Modell erfolgen kann, doch dürfen wir niemals vergessen, dass jeder "Relativismus" sich immer in einem absoluten Rahmen abspielt; ohne einen solchen schweben Normen im  Vakuum und niemand kann sich ernsthaft daran orientieren. Eine solche Ansicht führt unweigerlich zum Nihilismus. Wir dürfen moralische Dynamik und flexible Regeln nicht mit relativer Normativität verwechseln!  Zudem kann nicht einmal der ethisch abgestumpfteste Mensch, sofern er sich auch nur den geringsten Funken an Menschlichkeit bewahrt hat, die großen Verbrechen der Zeiten als nur relativ böse denken. Der radikale Relativist widerspricht sich selbst, denn er hat den Relativismus zum Absoluten erklärt - wie absurd so eine Ansicht ist, müsste jeden einsichtig sein. Relativismus ist ein Dogma, dessen Ursprung letztlich in der Metaphysik liegt (wie auch der Materialismus ein metaphysisches System darstellt).

Der dritte Punkt, der aus Putins Rede klar ersichtlich wird, ist der alte Rat, den man bereits in der Antike findet und von Machiavelli wieder aufgegriffen wurde, nämlich jener, dass ein Volk oder eine Gemeinschaft, um stark zu sein, immer wieder an ihren Ursprung zurückgeführt werden muss, mit ihren Wurzeln in Kontakt kommen muss. Stärke kommt für eine Gesellschaft immer aus der Tradition, aus der eigenen Geschichte heraus. Und wenn es etwas gibt, das Europa und den Westen eint, dann die gemeinsamen Wurzeln, die sich aus drei Quellen speisen: dem Monotheismus, der jüdisch-christlichen Tradition, dem philosophischen Geist der Griechen und aus der Staatskunst des Alten Rom. Sollten wir je vergessen wer wir sind, woher wir kommen und was vor unserer Geburt geschah, so sind wir dazu verdammt auf ewig naive Kinder zu bleiben.
 
 
 

Sonntag, 24. November 2013

Die Konferenz von Troppau

Am 15. Juli des Jahre 1820 wurde der erste Minister des österreichischen Kaisers, Clemens Fürst von Metternich, durch eine Depeche an das Sterbebett seiner geliebten Tochter Marie gerufen. Doch das war nicht die einzige Hiobsbotschaft des Tages. Eilig zurück ins Kanzerlamt beordert, erfuhr er von einem Militärputsch, der sich im Königreich Neapel ereignet hatte und dem greisen König Ferdinand IV. eine liberale Verfassung aufgezwungen hatte. Ähnliches war erst im Fühjahr in Spanien geschehen. Metternich war äußerst aufgebracht, denn der Fels in der Brandung, dem Mann, der wie kein anderer für Ordnung und das Monarchische Prinzip in Europa stand, verabscheute und fürchtete nichts so sehr wie die Revolution, von der er wusste, dass sie sich wie ein Lauffeuer über den ganzen Kontinent ausbreiten konnte. Zudem traf ihn die Nachricht aus Neapel völlig überraschend; im Mai noch hatten seine Informanten von der Halbinsel berichtet, alles sei ruhig und in bester Ordnung. Es galt die Heilige Allianz, den restaurativen Dreibund der monarchistisch-absolutistischen Staaten Österreich, Preußen und Russland, auf den Plan zu rufen.

Das erste Problem, das sich nun stellte, war, dass Preußen in Italien keine Interessen hatte und Russland verstimmt war, da beim Putsch in Spanien nicht interveniert worden war, wie Zar Alexander I. es gewünscht hatte. Nun waren vor allem Österreichs Interessen betroffen, Neapel konnte einen Flächenbrand in Italien auslösen und nationalistische Bestrebungen nach oben spülen - alles fatal für Österreich, das in Norditalien große Besitzungen (vor allem die Lombardei und Venezien) hatte, dessen Vielvölkerstaat notgedrungen  durch den Nationalismus zugrunde gegangen wäre. Nicht zu unterschätzen war zudem auch die Wirkung auf Deutschland, wo erst kurz zuvor die nationalen Bestrebungen vorerst erstickt worden waren (vor allem durch die Karlsbader Beschlüsse von 1819). All dies in  Betracht ziehend entschied sich Metternich die Angst bei den Fürsten Europas zu schüren. Frankreich hatte ebenfalls an einem  Eingreifen in Neapel ein Interesse, da König Ferdinand aus der Dynastie der Bourbonen stammte; allerdings war Frankreich, ebenso wie England, als Vertreter liberaler Verfassungen nicht unbedingt daran interessiert, dass Neapel zum Prinzip der absoluten Monarchie zurückkehrte. Frankreich drängte nun darauf, dass Österreich seine Hegemonie über Italien nicht noch weiter ausbauen könne und deshalb nur mit einem "Europäischen Mandat", das heißt durch Beschluss der "Pentarchie" (England, Frankreich, Preußen, Russland, Österreich), wie sie auf dem Kongress von Aachen bereits bestanden hatte, für Ordnung sorgen dürfe.
 
Auf Drängen des Zaren kam es zu einem Kongress, der Ende Oktober 1820 beginnen sollte und in der österreichischen Stadt Troppau (Schlesien) abgehalten werden sollte. Als die Delegierten und Monarchen in Troppau eintrafen, stellte sich bald heraus, dass aus den fünf vom Aachner Kongress nun drei werden sollten (Österreich, Preußen, Russland). England und Frankreich schickten lediglich Beobachter, bei denen im Falle Frankreichs noch nicht einmal Einigkeit untereinander herrschte. Damit war klar, dass das Monarchische Prinzip den Kongress dominieren würden, nachdem die Liberalen geschwächt waren. Darüberhinaus verhielt sich Preußen passiv und nahm mehr eine Staffagenposition ein. So blieben als entscheidende Kräfte Österreich und Russland übrig, das heißt genauer: Metternich und Zar Alexander.
 
Metternich, ein Mann des großen Wortes und der Überredungskunst, zog sich nun oft und lange mit dem Zaren zu Vieraugengesprächen zurück, in denen es ihm gelang den Zaren allmählich davon zu überzeugen in Italien einzumarschieren. Alexander war einst ein Liberaler  gewesen, der den Ideen moderner Verfassungen zugetan war. Metternich erkannte bald, dass davon nicht mehr viel übrig geblieben war; die Erfahrungen, die der Zar in Polen gemacht hatte und die Entwicklung in Europa hatten ihn immer konservativer werden lassen. Metternich lobte den Zaren ob seiner Einsichten und brachte ihn allmählich dazu daran zu glauben, dass Geheimgesellschaften den Umsturz der alten Ordnung überall in Europa betrieben (in Russland gab es zudem gerade einen Aufstand in einem vom Zaren sehr geschätzten Regiment). Man kam soweit überein, dass Österreich in Neapel die alte Monarchie wieder errichten sollte und gleichzeitig sollte ein allgemeines Interventionsrecht gegen alle Regierungen proklamiert werden, die durch Revolutionen an die Macht gelangt waren.  Alexander wandelte sich immer mehr zum christlichen Propheten, der sich als Werkzeug der göttlichen Vorsehung sah, um die monarchistische Weltordnung aufrecht zu erhalten. Metternich hatte wesentlichen Anteil daran, dass der Zar diese Richtung einschlug, zudem begann Alexander Metternich immer mehr zu bewundern.

So weit so gut. Doch es gab eine Schwierigkeit, die sich immer mehr heraustellte. Der einflussreichste Minister des Zaren war Herzog Capodistria, der griechische Wurzeln hatte und ein glühender Anhänger liberaler Ideen war und von einem Russland träumte, das bis zum Bosporus reichte, Griechenland den Osmanen entriss und es unter russisches Protektorat stellte. Metternich hingegen konnte weder mit liberalen Ideen etwas anfangen, noch konnte er im Interesse Österreichs Russlands Ausdehnung auf dem Balkan und darüber hinaus gestatten. Als zu dieser Zeit in Griechenland Aufstände gegen die türkische Besatzung ausbrachen, gelang es Metternich den Zaren davon zu überzeugen nicht zu intervenieren. Für Metternich endete die Zivilisation an den südöstlichen Grenzen Österreichs, der Balkan und Griechenland lagen jenseits der kultivierten Welt.  Der eigentliche Gegner Metternichs, Capodistria, war nun ausgemacht, den Zar, wenn er isoliert wäre, hatte Metternich in der Hand.

Der Kongress zog sich dahin und wurde zu Beginn des Jahres 1821 ins wärmere Laibach verlegt. Nun hatte Metternich die kluge Idee König Ferdinand selbst zum Kongress einzuladen. Wenn der König frei wäre, würde er zum Kongress kommen, wenn er von den Aufständischen an einer Ausreise aus Neapel gehindert worden wäre, hätte man es nicht mehr mit einer legitimen Regierung zu tun und Österreich hätte einen Grund mehr gehabt in Neapel einzumarschieren. Der König durfte reisen und damit wurde Capodistria, aber auch Frankreich, die Basis entzogen. Nachdem diese Gegner Metternichs unschädlich gemacht worden waren und König Ferdinand, ein schwacher, alter Herrscher war, der alles unterschrieb, was man ihm vorlegte, lief der Kongress, den Metternich propagandistisch in seiner Bedeutung noch aufbauschte, ganz nach Metternichs Vorstellung. Österreich marschierte ohne große Gegenwehr in Neapel ein (die Aufstände einiger Rebellen wurde sogleich niedergeschlagen). Die Monarchie alten Musters wurde wieder eingeführt, ergänzt um zwei Räte, die jedoch vom König frei bestimmt werden konnten.
 
Im Frühjahr 1821 brach die Revolution im Piemont aus, was jedoch von Metternich erwartet worden war - dieses Mal war er wachsamer gewesen. Am 8. April wurden die Aufstände bei Novara endgültig niedergeschlagen und Österreich marschierte in Genua, Turin und Alexandria ein. Damit war die Hegemonie Österreichs über Italien komplett, die Heilige Allianz, von Metternich auch die "Heilige Arche" genannt, glänzte. Metternich genoss nun beim Zaren noch mehr Respekt und es war nicht mehr schwer Alexander davon zu überzeugen, dass Frankreich mit seiner Armee, um in Spanien gegen die Revolution aktiv werden zu können, kein Mandat erhalten sollte, denn man könne
der französischen Armee nicht trauen, sie sei selbst von revolutionären Elementen durchsetzt. Österreich hatte seine Ziele durchgesetzt  und Metternich strahlte als "Kutscher Europas". Nach Beendigung des Kongressen wurde Metternich zum Staatskanzler ernannt, ein Amt, das seit dem großen Kaunitz (Kanzler Maria Theresias) vakant gewesen war.
 

LEKTIONEN

* Die besten Informationen sind jene, die man aus erster Hand gewinnt. Am allerbesten sind jene Informationen, die man durch persönlichen Augenschein gewinnt, am zweitbesten jene, die einem durch Vertrauensleute vor Ort auf direktem Weg mitgeteilt werden. Am  schlechtesten hingegen sind jene, die den "Instanzenzug" gehen, also die offiziellen Kanäle der Informationsbeschaffung.
 
* Hat man einen Feind ausfindig gemacht, muss man ihn vollständig unschädlich machen, es genügt nicht ihn nur zu schwächen.

* Man muss immer herausfinden welche Person die Machtdynamik kontrolliert. Diese muss man dann von der Basis abschneiden oder ihre Pläne auf andere Weise  unwirksam machen. Unterliege nicht der Illusion, dass diejenigen, die als die mächtigsten erscheinen es auch tatsächlich sein müssen.

* Sorge dafür, dass deine Kreuzzüge und Aktionen nach Möglichkeit den Anschein von Notwehr oder hoher Moral haben. Wenn du angreifst, stelle fest, dass du nicht als Aggressor dastehst.

* Uneinigkeit in den eigenen Reihen macht Erfolge am diplomatischen Parkett beinahe unmöglich.

* Durch geschicktes diplomatisches Vorgehen, durch ein redegewandtes, einnehmendes Wesen kann man so manchen Hardliner in einen Gemäßigten umwandeln oder auch umgekehrt. Wisse immer über den Charakter des anderen Bescheid und wie er zu  behandeln ist.