Sonntag, 27. April 2014

Das Ende der Konsensgesellschaft?

Robert RavenEingeschlagen hatte es wie eine Bombe, als das neue Buch des deutsch-türkischen Erfolgsautors Akif Prinicci vor  kurzem auf dem Buchmarkt erschien. "Deutschland von Sinnen. Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer"  sollte zuerst totgeschwiegen werden, doch von Anfang an ging das Werk weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln und zwang das Feuilleton vieler namhafter Zeitungen zu einer Stellungnahme. Derb und provozierend in der Sprache, den Fingen auf viele wunde Punkte in der Gesellschaft legend, schaffte es Prinicci, der für dieses, sein erste. Sachbuch den mutigen Manuscriptum-Verlag gefunden katte, ein Sprachrohr für viele Menschen zu sein, die seit langer Zeit das  Gefühl haben, dass Deutschland nicht mehr Deutschland sei, zumindest nicht mehr "ihr" Deutschland, so wie sie es kannten und liebten.

Man könnte nun diese Erscheinung als ein Kuriosum beiseite schieben, wenn es nicht bereits eine ganze Serie von derartigen "Skandalbüchern" gäbe, die zu Bestsellern geworden sind und sich mit den Themen Zuwanderung, Homosexualität, "Political Correctness" und anderen Zeiterscheinungen beschäftigen. Thilo Sarrazin mit seinen Büchern "Deutschland schafft sich ab" und "Tugendterror" gehörte bisher zu den bekanntesten dieser Autoren - jetzt kam Pirincci und hat noch einen Zahn zugelegt. Dabei besteht die Leserschaft nicht einfach aus "Frustrierten", "Modernisierungsverlierern" oder "Ewig-Gestrigen", sondern sie kommen  aus allen sozialen Schichten, mit allen möglichen persönlichen und sozialen Hintergründen. Sicherlich sind auch jene dabei, die froh sind, dass "es denen  da oben endlich einer sagt", die Provokationen lieben oder aus welchen Gründen auch immer sich Luft verschaffen wollen.  Tatsächlich jedoch sind viele Leser dieser Bücher vernünftige, bodenständige Menschen, die sich Sorgen um die Zukunft des eigenen  Landes, der eigenen Gesellschaft und der eigenen Kultur machen. Etwas, das nicht einfach mir nichts dir nichts beiseite geschoben werden darf.

Es geht bei Veränderungen in der Gesellschaft nicht immer nur um das altbekannte Phänomen, dass die einen immer alles anders machen wollen und ihre Gegner am liebsten alles so bewahren wollen, wie es ist. Vor allem geht es hier nicht, wie manche meinen, um einen Generationenkonflikt - diesen gab und gibt es zu allen Zeiten. Hin und wieder kommt es in der Geschichte zu entscheidenden Veränderungen, die über Wohl und Wehe, über Sein oder Nichtsein einer Kultur entscheiden. Handelt es sich um ein solches Thema, gelten ganz andere Regeln, als die gewöhnliche stetige Veränderung einer Gesellschaft, die gelassen von oben betrachtet werden kann, ohne dass große Gefahren für den Fortbestand der Gesellschaft an sich bestehen. Heute sind wir jedoch an einem solchen entscheidenden Punkt angelangt und wir können es uns nicht mehr leisten, einfach über die großen soziale Spannungen hinwegzusehen.

Bedeutet dies alles nun ein Ende der Konsensgesellschaft oder zumindest der Gesellschaft, wie wir sie bisher kannten? Zumindest letzteres scheint sich deutlich abzuzeichnen. Das Vertrauen in die Eliten ist an einem Tiefpunkt angelangt, die Elite selbst traut sich nichts mehr zu, vor allem hat sie die Fähigkeit verloren Ziele und Werte zu vermitteln und ein Bild von der Zukunft zu zeichnen, das den Menschen Hoffnung auf ein lebenswertes Morgen gäbe. Wenn eine Gesellschaft aber nicht die Hoffnung auf ein besseres Morgen hat, dann muss sie degenerieren, dann gibt sie allmählich die Lebensgeister auf, die sie erhalten. Noch gibt es diese Energie, die sich aus  der Vergangenheit, als mehr Hoffnung existierte, stammt, doch zunehmend erlischt dieses "Lebensfeuer" und wird durch eine bleierne  Schwere abgelöst, eine dunkle Masse aus gegenseitigem Misstrauen, Verdächtigungen, Zynismus, notorischer Kritiksucht und  fatalem Pessimismus. Keine Frage der Selbsthass unserer Kultur hat eine Dimension erreicht, die diese immer mehr zersetzt. Eine Gesellschaft ist selbst wie ein lebender Organismus und genauso wie er leben und gedeihen kann, kann er auch untergehen und absterben.

Woran kann man erkennen, in welchem Stadium sich eine Kultur befindet? Der große arabische Historiker des 14. Jahrhunderts Abu ra-Rahman Ibn Chaldun untersuchte viele Reiche in der Geschichte, deren Aufstieg und Fall. Er kam zu dem Schluss, dass das Schicksal einer Gemeinschaft, egal wie groß sie auch sein mag, Stamm oder Weltreich, von einem zentralen Faktor abhägt, den er Abadijja nannte. Abadijja bedeutet soviel wie "Gemeinschaftsgeist", die Kraft, die die Menschen einer Gemeinschaft zusammenhält. Ist diese Kraft stark, so widersteht eine Gesellschaft inneren und äußeren Konflikten, ist sie schwach, so stribt sie ab und kann dann auch durch relativ schwache äußere Feinde und geringe innere Unruhen zugrune gehen. Wie ist es nun um diese Abadijja bei uns bestellt.

Der Pluralismus einer Gesellschaft kann ein Segen oder ein Fluch sein - das wesentliche Element besteht darin, ob es eine gemeinsame Basis gibt, auf dem die Verschiedenartigkeit beruhrt, ein einigendes Band, ein gemeinsamer "Geist". Besteht ein solcher nicht, ist die pluarlistische Gesellschaft früher oder später dem Untergang geweiht. Ein solches einigendes Band könnte die Religion, der Patriotismus oder auch die Menschlichkeit sein, doch im gegenwärtigen Augenblick, in dem alles dem Relativismus und dem Subjektivismus frönt, kann es keine solche Basis geben. Dieses starke gesellschaftliche Fundament muss ihrer Natur nach absolut sein und darf nicht von der  persönlichen Perspektive abhängen. So wie sich der Pluralismus in Europa heute gestaltet ist er ein Kampf verschiedener Gruppen untereinander, von denen jede sich selbst als das "Absolute" betrachtet, einen größeren Rahmen, der alles zusammenhält gibt es  nicht. Was wir heute beobachten ist sowohl auf individueller, als auch auf kollektiver Ebene ein Durchdrungensein vom Narzissmus.  Langfristig ist deshalb jede nicht-moderne, weitgehend homogene Gesellschaft, der postmodernen, westlichen, heterogenen  Gesellschaft überlegen. Will der Westen überleben im 21. Jahrhundert, wird er schleunigst eine absolute Basis finden müssen, auf der  sein Gemeinwesen beruht. Auch die Entwicklung einer objektiven Wertwissenschaft ist dringend notwendig.

Für die Mainstream-Medien zeigt sich schon seit längerem, insbesondere durch die zunehmende Bedeutung des Internets, ein großes Problem: ihre "Torhüter-Funktion" versagt immer öfters! Darunter versteht man im Journalismus die einstmals vorhandene Tatsache, dass worüber die Medien nicht berichten, bei den Menschen nicht ankommt. Wenn ein Großteil der Menschen ihre Nachrichten, ihre Informationen über bestimmte große Medien (traditionell vor allem Fernsehen, Radio und große Tageszeitung) erhalten, so lässt sich durch Kontrolle dieser Medien die Gesellschaft im wesentlichen steuern. Heutzutage informieren sich Menschen im Netz vor allem nach ihren eigenen Präferenzen und Vorlieben und konsumieren immer weniger die vorgefertigten "Nachrichten", wie es bis in die jüngste Vergangenheit hinein der Fall gewesen ist. Immer mehr Menschen holen sich gezielt genau jene Informationen, die sie persönlich für sinnvoll erachten und immer weniger jene, die Redationen als für wichtig deklarieren. Freilich gibt es dabei auch Schattenseiten. Die Individualisierung des Medienkonsums führt vor allem dazu bestehende Vorurteile zu verfestigen. Obwohl das Internet ein großer Segen sein könnte, indem der User sich die unterschiedlichsten Sichtweisen desselben Sachverhalten ansehen  könnte, geschieht dies in der Praxis kaum. Viel eher besucht man genau jene Seiten, die das eigene Weltbild bestärken und einem dabei das Gefühl geben, die Welt sei auf der eigenen Seite. Das Seltsame dabei ist, dass auch Minderheiten im Netz vergessen  können, dass sie eine Minderheit sind und so in der Illusion sie wären "ganz viele" bestärkt werden.

Das Internet ist für die Forschung über den Menschen ein grandioses Anschauungsmedium, denn wenn man sich etwa die Suchbegriffe ansieht, die am häufigsten, zum Beispiel bei Google, eingegeben werden, erhält man viel eher einen Einblick in die wahre Geisteshaltung der Bevölkerung, als wenn man direkte Umfrangen durchführen würde. Sieht man sich nun diese "wahre Geisteshaltung" an, so erkennt man unschwer, dass diese sich sehr wesentlich von dem unterscheidet, was die Bevölkerung von sich selbst und vor allem die Elite und die Medien zu glauben meinen. Möglicherweise ist das Internet sogar eine Weg, um Zugang zum Unbewussten des Menschen zu  gewinnen, neben den bisher bekannten Techniken versteht sich.

Ein großer Irrtum, der in unserer Gesellschaft oft gezielt erzeugt wird, ist jener der veröffentlichten Meinung. Im Zeitalter moderner Medien ist es ein Leichtes Meinungen zu veröffentlichen und diese als die "öffentliche Meinung" auszugeben. Nicht selten befinden sich die Politiker selbst in diesem Irrtum gefangen. Die veröffentlichte und die öffentliche Meinung unterscheiden sich in sehr vielen Fällen gewaltig von einander. Teilweise wird sogar angenommen, man könne durch die Vorgabe eine Meinung sei jene der Mehrheit der Bevölkerung, die öffentliche Meinung überhaupt erst erschaffen. Die Präsentation wäre demzufolge der Schöpfungsakt selbst.  Öffentlichkeit zu schaffen heißt vor allem, dass alle, bzw. große Teile der Bevölkerung, über dasselbe sprechen. Dies wird jedoch immer
schwieriger zu erreichen. Das was in den Medien, vor allem in den öffentlich-rechtlichen, den Menschen präsentiert wird, entspricht immer weniger der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Große Gruppen der Bevölkerung, vor allem jene, die den angeblichen "Mainstream" nicht gutheißen, werden ausgeblendet. Es scheint das Motto vorzuherrschen, dass jenes, das nicht existieren darf auch nicht existiere.

Mehr noch, man glaubt durch Wirklichkeitsvermeidung jenes Wunschbild, das man von der Welt hat, erschaffen zu können. Wir leben schon seit längerem in einem Zeitalter des Gegenaufklärung; da ist es kein Wunder, dass nicht nur Ideale wie die Menschenrechte, Demokratie, Rechtstaatlichkeit und überhaupt vernünftiges Denken und Handeln, nicht mehr besonder hoch im Kurs stehen. Gerade am  grundlegenden Menschenrecht der Meinungsfreiheit kann man dies gut ersehen: Meinungsfreiheit ist die wesentliche Grundlage der Demokratie, denn nur durch ihre freie Ausübung ist die Demokratie überhaupt erst gewährleistet, ist Partizipation des einzelnen möglich. Nun gibt es aber seit  geraumer Zeit eine immer stärkere Einschränkung der Meinungsfreiheit, sei es direkt durch das Gesetz, mehr noch jedoch durch die  gesellschaftlichen Konventionen. Viele Menschen, es dürften alleine in deutschland mehrere Zig-Millionen sein, dürfen ihre wahren  Gedanken nicht mehr ausdrücken und werden diffamiert, wenn sie es doch tun. Die Meinungsfreiheit hat absolut zu sein, jede Meinung,  auch die schwer Ertragbare, muss in vollem Ausmaß ausdrückbar sein. Der Staat hat sich in Bezug auf die Gedanken der Bürger und  deren verbalem und schriftlichen Ausdruck völlig neutral zu verhalten und keinerlei Verbote oder Gebote diesbezüglich zu erlassen oder  zu überwachen.

Freilich hat gerade in Deutschland der Liberalismus seit jeher einen schweren Stand; bekanntlich ist die Freiheit keine Tochter aus  Deutschland. Wenn es jedoch um die Meinungsfreiheit geht, so spricht ein ganz anderer Punkt für das Deutsche: die Authentizität.  Wenn es durch die Jahrhunderte hindurch etwas gibt, was das Deutsche schlechthin kennzeichnet, dann ist es das Bedürfnis nach Wahrheit, nach  dem Echten und Unverfälschter, der Ablehnung der Künstlichkeit und des Schauspiels, das in vielen anderen Kulturen ausgeprägt ist. Einen Luther konnte es nur in Deutschland geben, nur hier konnte es zur Reformation kommen, zur Besinnung auf die Ursprünge. Diese Tradition des Echten, des Wahrhaftigen hielt sich noch bis zu den 68ern, die selbst noch von diesem Gedanken durchdrungen waren und aufräumen wollten mit aller Falschheit, aller Heuchelei und dem gezierten Getue. Umso erstaunlicher ist es, dass gerade diese 68ern heute die schärfsten Proponenten der sogenannten "political correctness" geworden sind, jener Zensur, die gegen die Menschenwürde, die Gerechtigkeit, gegen die Freiheit verstößt und damit der Lüge und dem Schein Tür und Tor öffnet.

Elite und Bevölkerung misstrauen einander gegenseitig. Dabei wird vergessen, dass in einer Demokratie die Elite nur mit Zustimmung der Regierten existiert und dass ohne Vertrauen diese Zustimmung nicht mehr gegeben ist. Die einzige Rechtfertigung für Elite, die es heute noch  geben kann, ist das Wohl für des Gemeinwesen, das von ihrem Wirken ausgeht. Ist das Tun der Elite dem Wohl der Gemeinschaft nicht  mehr zuträglich, so hat sie durch eine neue ersetzt zu werden. So lauten die simplen Spielregeln des modernen Rechtstaates. Doch woher soll  eine neue, fähige Elite kommen, wenn sie sich immer nur aus denselben Kreisen speist? Aufgabe der Elite ist es gerade das Gemeinwesen  mit Sinn, Werten und Zielen zu erfüllen. Wo steht etwas Deutschland im Jahre 2050 oder 2100? Welche großen Ziele verfolgt der Staat  und die Gesellschaft? Welche Werte halten wir für unveräußerlich? Wie sieht es mit der Verantwortlichkeit des einzelnen aus? Welche Pflichten haben die Menschen zu erfüllen? Anstatt immer nur von den Rechten zu sprechen. Das sind die großen Fragen, auf die viel zu selten (vernünftige) Antworten gegeben werden. Leute wir Sarrazin, Broder oder Pirincci legen den Finger auf wunde Punkte. Wie sehr sie damit ins Schwarze getroffen haben, zeigen die hefitgen Reaktionen, die landauf, landab zu vernehmen sind. Immer mehr Menschen fühlen sich von der Politik  hinters Licht geführt, haben das Gefühl ihnen würde nur noch eine Scheinwelt präsentiert und man kümmere sich nicht mehr um sie; ganz im  Gegenteil man schlägt einem sogar brutal ins Gesicht. Menschen lassen vieles mit sich machen, aber nicht auf ewig.



Einige Tatsachen, die nicht oder nur ungenügend beachtet werden:

1.) Das Bildungsniveau im öffentlichen Schulsystem sinkt seit vielen Jahren und erreicht ständig neue Tiefststände. Lehrer, die viele Dienstjahre hinter sich haben, berichten von eklatanten Verschlechterung. Aufgaben, die früher vom Durchschnitt der Schüler bewältigt werden konnte, fallen heute selbste den Klassenbesten schwer. Die anderen sind überhaupt nicht mehr in der Lage sie zu lösen. Gleichzeitig steigen die formellen Anforderungen in der Arbeitswelt: Für immer mehr Stellen bedarf es zusätzlicher Zeugnisse, Qualifikationen und Titel, ohne dass dahinter entsprechende Leistungen stünden. Vielleicht braucht man eines Tages ein Diplom einer Hochschule um den Müll wegräumen zu dürfen; man heißt dann "Doktor der Abfallwirtschaften" oder dergleichen, ohne dabei noch das Kleine 1x1 zu beherrschen. Nachdem nicht anzunehmen ist, dass die Kinder von heute genetisch verfallen sind, müssen die Ursachen für die Verdummung in der Art und Weise liegen, wie unsere Gesellschaft und hier vor allem das Erziehungssystem funktioniert. Welche sind die wahren Ursachen dieses Absinkens der schulischen Leistungen?

2.) Die Menschen sind heute zynisch und naiv zugleich. Zynisch sind sie aus Misstrauen gegenüber den anderen, naiv, weil sie trotz Misstrauens auf Experten und "Autoritäten" vertrauen.

3.) Gesellschaftlichte Konflikte werden totgeschwiegen, wenn sie nicht in ein vorgefertigtes Raster passen. Kriminalität wird verschwiegen, unliebsame Meinungen als Minderheitengedanken abgewertet; auf der anderen Seite hingegen werden Außenseiter ins Rampenlicht gestellt und die Illusion erzeugt diese wären in die Gesellschaft integriert. Der Missbrauch sozialer Sicherungssystem wird verschwiegen oder heruntergespielt. Ineffiziente politische und soziale Maßnahmen werden unter den Teppich gekehrt, der Gesellschaft Ruhe und Konsens vorgespielt, obwohl unter der Oberfläche in vielen Teilen Europas bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen.

4.) Das "Exotische" und "Ungewöhnliche" erhält eine Aufmerksamkeit, die seinem Anteil an der Gesamtgesellschaft nicht entspricht. Die Mehrheit ist eben die Mehrheit und aus Gründen der Gerechtigkeit müsste sie deshalb auch die Aufmerksamkeit, gerade in den Medien, dominieren.

5.) Es wird verschwiegen, dass der Wohlstand seit langem nicht mehr wächst. Auf der anderen Seite werden Unsummen, oft völlig ohne Sinn und verstand, für Projekte verschwendet, die das Klima und die Umwelt schützen sollen, ohne dies tatsächlich zu tun. Auf bloße Vermutungen hin werden der Bevölkerung Belastungen aufgebürdet und das, obwohl sie sich dies im Grunde gar nicht leisten kann. Die Dinge werden nicht nicht mehr zu Ende gedacht, vernetztes Denken fehlt völlig, das alte monokausale Denken beherrscht noch immer die Köpfer, gerade bei jenen Leuten, von denen anderes zu erwarten wäre. Wohlstandswachstum und Umweltschutz zu vereinen und nicht gegeneinader auszuspielen, das wäre das Gebot der Stunde. Wir werden nicht umhin kommen ein neues "Wirtschaftswunder" zu  kreieren, wenn wir weiterhin einen lebenswerten Standard in Europa haben wollen.

6.) Der Mensch ist in erster Linie ein natürliches Wesen. Die Natur hat uns zu Mann und Frau geschaffen, wobei die beiden Geschlechter sehr unterschiedlich sind. Aber gerade in diesen Unterschieden liegt die Polarität aus der sich die Dynamik des Lebens speist. Hier nivellieren zu wollen degeneriert den Menschen und die Menschlichkeit.

7.) Unsere Gesellschaft ist eine Gesellschaft von Götzendienern. Geld, Macht, Ansehen, die öffentliche Meinung, die Natur oder auch andere Menschen sind zu den Objekten der Anbetung geworden. Wir sind heute heidnischer, als unser Land über viele Jahrhunderte hinweg gewesen ist. Spirituell haben wir einen großen Rückschritt gemacht. An der Esoterik- und New-Age-Bewegung lässt sich der Abstieg und der Aberglaube in der Kultur sehr gut ablesen. Die Ursachen liegen unter anderem darin, dass Humanismus und Aufklärung sich zu wenig durchgesetzt haben. Gerade hier  sollte wieder angesetzt werden. Der Mensch muss wieder in den Mittelpunkt aller Betrachtung gerückt und die Vernunft als Beurteilungsmaßstab wieder zur Vormachtstellung gelangen.

8.) Nation und Nationalgefühl sind Stützen der Demokratie. Der deutsche Sonderfall in der Geschichte darf nicht als Lehrmeister herangezogen werden. Vielmehr muss der Blick nach Westen, nach Frankreich, England oder den USA gehen, um zu erkennen, dass der Nationalstaat und die Demokratie in engem, ja unverbrüchlichem Zusammenwirken bestehen.

Was wir brauchen ist eine Rückkehr zur Vernunft und zur Entwicklung von viel mehr Mut. Das Misstrauen gegenüber den Menschen, gerade auch gegenüber den Massen, muss ein Ende haben. Unsere Gesellschaft ist stark genug jede Meinung zuzulassen und den Diskurs der Weltanschauungen
nicht bereits im Vorhinein einer Zensur zu unterwerfen, so dass bestimmte Weltbilder von vorne herein ausgeschlossen werden. In einer freien Gesellschaft muss jedes Weltbild, das Unvernünftigste, ebenso wie das Absurdeste, zum öffentlichen Diskurs zugelassen werden. Dem freien Wettbewerb der Ideologien und Überzeugungen soll nichts im Wege stehen. Die Menschen sind reif genug selbst entscheiden zu können, wem und welchen Vorstellungen sie folgen wollen. Nur wenn man der Bevölkerung vertraut, verhält sie sich auch so, dass sie vertrauenswürdig ist.

Robert Raven

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