Freitag, 10. Oktober 2014

Du willst Rechte? Erfülle zuerst deine Pflichten!


Unerhört, ja zutiefst dekadent und minderwertig ist das Treiben vieler Zeitgenossen in unseren Tagen, gerade jenes der hirnverbrannten Utopisten, narzisstischer Natur, die alles für sich fordern und nichts zu geben bereit sind! Menschen, die glauben Worte seien Taten, ja diese sogar für Leistungen selbst halten, überschwemmen unser Gemeinwesen seit geraumer Zeit und selten einmal steht einer auf, um ihnen Einhalt zu gebieten. Es sind dies die niederträchtigen, tief verderbten Gestalten, die ohne Anstand, ohne Sitte und jegliches Verständnis für das Wahre, Gute und Schöne sind, die im stinkenden Sumpf des Relativismus versunken sind, den Schmutz in dem sie sich selbst befinden auf andere projizieren und vermeinen es müsse ihnen gegeben werden, ob ihrer bloßen Existenz, ob ihres puren Daseins, ohne dass dem im geringsten die Bereitschaft zur Mitarbeit auch nur im kleinsten Bereich gegenüberstünde.

 

            Zunehmend verwandeln wir uns in eine Gesellschaft der Nehmer, wobei die anderen die Melkkühle sein sollen. Doch wenn jeder jeden zu melken und missbrauchen trachtet, wer wollte dann noch von einer Gesellschaft sprechen! Kann dies noch ein Gemeinwesen sein? – Das sei ferne, nur ein Einfältiger, abgehobener vernunftloser Freigeist oder ein in den Wolken schwebender Antirealist kann zu solch einem abstrusen Schluss gelangen.

 

„Der Mensch ist des Menschen Wolf“, meinte einst der englische Philosoph Thomas Hobbes. Recht hatte der alte Brite! Doch nur die halbe Wahrheit hat er damit kundgetan – denn nur der niedere, der nicht reife Geist, der Mensch, dem jedes Feingefühl und jede soziale Eleganz abgeht, gebiert sich seinesgleichen gegenüber wie ein Wolf. Der edle, der gute Mensch, gleicht mehr dem Löwen (nicht dem Lamm; wer diesen Vergleich zog, der gehört vom Blitz erschlagen). Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das für Überzeugungen zu sterben bereit ist, das einzige, das tötet um Recht zu haben! Und doch trifft dies doch auch nur auf jene Menschen zu, denen dieses Rechthaben zur Lebensaufgabe geworden ist (Politiker, Ideologen, Fanatiker, Aktivisten aller Art und dergleichen).

 

            Wie lange noch soll dieses unsäglich treiben uns höhnen?! Wo ist die Grenze dieser hemmungslosen Frechheit und Dekadenz übelster Sorte?! Wir selbst sind zu nachsichtig gewesen, haben zumindest zugesehen oder gar jene unterstützt, die Versprechen abgegeben haben, die Menschen im Glauben bestärkt haben, dass ihr Leben vor allem darin bestünde haben zu können, was anderen gehört. So ist mancher schuldig geworden, der gute Absichten hatte, doch nicht den Verstand hatte diese auch zu Ende zu denken. Dennoch verdient er schärfsten Tadel, ob seines Handelns. Wie oft ist doch das Gegenteil vom Guten nicht das Böse, sondern das „gut Gemeinte“ gewesen?

           

            Wie sind wir so weit gekommen, dass die Tugenden, die uns einst groß gemacht haben, die uns Wohlstand, Sicherheit und ein großes Maß an Zufriedenheit beschert hatten, zu Untugenden wurden? Wie wurde Sparsamkeit durch Verschuldungswut abgelöst? Wie Enthaltsamkeit durch ausschweifenden, hirnlosen Hedonismus? Wie Disziplin durch Zügellosigkeit? Fast möchte man an eine Verschwörung glauben (nicht wenige Menschen glauben mit einer gewissen Berechtigung an eine solche Verschwörung, globaler Natur). Und doch sind die Gesetze der Natur und auch jene des Menschen dieselben wie eh und je und das Schicksal wird auch für uns bald jenes sein, das wir aus der Geschichte bei allzu vielen Völkern bereits gesehen haben.

 

            In vielen Bereichen haben die Vereinigten Staaten uns seit langem vorgemacht, was bald auch bei uns folgte. Mit einer gewissen Zeitverzögerung wirken sich oft dieselben Faktoren auch bei uns auf dem alten Kontinent aus. So erleben wir, wie in den USA ein stetiges Absinken des Niveaus des öffentlichen Schulsystems, bei gleichzeitigem Aufkommen eines privaten Schulsystems, aus dem sich zunehmend die Elite der Gesellschaft rekrutiert. Bei uns genauso wie auf der anderen Seite des Atlantiks liegen die Ursachen vor allem darin, dass die Schule Aufgaben jenseits der klassischen Bildung übernehmen muss und weniger Zeit für die Ausbildung des Verstandes übrig bleibt. So kam das amerikanische Schulsystem vor allem durch die aufgezwungene Integration von Minderheiten zu Fall, durch das Absinken von Kardinalstugenden wie Fleiß, Disziplin und dergleichen. Auch in Europa ist die Absenkungen des Niveaus der Bildung, um „kein Kind zurück zu lassen“, einer der Schlüsselfaktoren für die Degeneration des öffentlichen Schulsystems.

 

Obwohl junge Menschen immer weniger gebildet sind, vermeinen sie ihnen stünde die Welt offen und stellen hemmungslosen Forderungen. So glauben immer noch viele, dass ein abgeschlossenes Hochschulstudium sie berechtige höhere Gehälter und Positionen zu beziehen. Ohne Skrupel werden Forderungen aufgestellt, die in keinem Verhältnis zur wirtschaftlichen Realität stehen. Dabei ist inzwischen erwiesen, dass gerade höhere Bildung, sofern sie keinen wirtschaftlichen Bedarf  abdeckt zu Arbeitslosigkeit führt. Nicht jeder kann für den Staat und damit auf Kosten Steuer zahlender Menschen arbeiten, denn der Staat selbst pfeift inzwischen aus dem letzten Loch (auch wenn diese selbstredend von den Politikern verschwiegen wird). Diesbezüglich hat selbst der amerikanische Präsident Barack Obama, sicherlich kein Freund von konservativen oder liberalen Werten, vergeblich versucht der amerikanischen College-Jugend ins Stammbuch zu schreiben, dass sie nicht in einer „Entitlement-Society“ lebten, sondern sich fragen müssten, was sie selbst zu bieten hätten, bevor sie glaubten an den Fleischtöpfen sitzen zu können.

 

            Wie schlimm es mit diesem Rechte- und Pfründeverschaffen gekommen ist, kann man besonders gut an den diversen Lobbys sehen, wobei die wirtschaftlichen Lobbys zwar jene sind über die am meisten geschimpft wird, die aber in der Praxis nicht die schlimmsten sind. Die schlimmsten sind jene, die selbst nichts produzieren und vollständig von Spenden  abhängig sind, die nur aufgrund von sozialen und psychologischem Druck existieren können (hauptsächlich NGOs, Initiativen etc.), all jene, die keine Leistung erbringen, aber von den Leistungen anderer abhängen. Einstmals hatte man die Gefahr von Monopolen erkannt und auch wirksame Schritte dagegen unternommen. Doch heute wurden die einstmaligen Monopole längst durch das abgelöst was wir als „Lobbyismus“ kennen. Doch diese Hydra ist weitaus schwieriger zu bekämpfen, als der alte Monopolismus, der heute nur noch in den Museen der Industriegeschichte zu bestaunen ist.

 

            An den Kopf möchte man sich greifen, meine lieben Freunde, und doch wissen wir alle dass das Denken alleine keinen weiter bringt, sofern er nicht in der Lage ist auch zu handeln. Man sollte denken, bevor man handelt, das ist richtig, doch was man verschweigt ist, dass das Denken ohne konkrete Handlungsmöglichkeit schal wird. Drum denkt immer daran auch etwas zu tun und es nicht bei der Entrüstung zu belassen; damit würdet ihr eure Energie letztlich nur gegen euch selbst richten.

 

Im Leben geht es ums Geben, nicht ums Nehmen! Von jeher wussten das die Großen und Erfolgreichen aller Zeiten.  Wer nehmen will, der hat sich dies zuerst durch das Geben zu verdienen. Nichts auf der Welt gibt es umsonst, es gibt kein „Freibier“, für niemanden! Und will einer doch jemandem etwas „gratis“ verschaffen, dann hat ein anderer dafür den Preis zu bezahlen und nur allzu selten hat dieser „Zahlmeister“ freiwillig seine Einwilligung in diesen Akt der Enteignung gegeben. Im Ergebnis beutet des einen Recht beinahe immer eines anderen Pflicht! „Umverteilung“ ist stets Ausbeutung, Ausbeutung jener, die etwas haben zugunsten jener, die nichts haben. Zu geben ist wichtig und menschlich, doch organisiertes Geben, ohne Zustimmung des Gebers, ist ein Verbrechen an der Menschlichkeit! Nichts anderes ist der Sozialstaat, vor allem jener europäischen Musters.

 

            Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld? Nun, unsere Politiker glauben sie hätten es, zumindest glauben sie sie könnte sich solches in beinahe unbegrenzten Mengen beschaffen. Erschreckend ist etwa, was in Österreich kürzlich publik wurde. Durch eine Umstellung der Berechnung der Staatsschulden wird der Schuldenstand der „Republica Austriaca“ bald etwa 90 Prozent des BIP betragen. Ist das die ganze Wahrheit? Natürlich nicht! Wie wird die Staatsschuld überhaupt berechnet? Warum berechnen wir diese in Bezug auf das Gesamteinkommen der Bevölkerung und nicht in Bezug auf die Einnahmen des Staates? Die Schulden Österreichs in Bezug auf die jährlichen Staatseinnahmen sind dreimal höher! Doch der Staat bezieht sich auf die gesamte Arbeitsleistung seiner Bevölkerung (aller Individuen und Betriebe; der Staat selbst verbraucht ja nur, erschafft aber nichts). Welchen Schluss sollen wir daraus ziehen? Meine lieben Mitbürger ist euch klar was das bedeutet?! Der Staat glaubt offensichtlich, dass nicht er selbst notfalls für die Staatsschulden aufkommen muss, sondern ALLE Staatsbürger! Unser aller Einkommen und Vermögen scheint für den Staat potenziell seinem Zugriff zu unterliegen und ebenso sehen es wohl auch die Gläubiger! Unter normalen wirtschaftlichen Voraussetzungen würde ein Staat dessen Schulden etwa das Dreifache seiner Einnahmen betragen keinen Kredit mehr eingeräumt bekommen. Nur unter der Voraussetzung, dass auf ein viel größeres Vermögen zugegriffen werden kann, ist eine solche Kreditgewährung zu verstehen. Und sowohl der Staat als auch seine Gläubiger wissen dies ganz genau, doch den Bürgern wird dies tunlichst verschwiegen. Wacht auf meine Freunde, seht wozu dieses System zwangsläufig führen muss!

 

            „Meine Damen und Herren, die Kassen sind leer, die Party ist vorbei!“ Das wäre die ehrlichste Antwort, die ein Finanzminister heute seiner Bevölkerung geben könnte. In Österreich würde sich dazu der Nationalfeiertag am 26. Oktober anbieten – der neue Finanzminister Schelling, der ja keine Schuld an der finanziellen Misere der Alpenrepublik trägt, könnte reinen Tisch machen und mit einer ehrlichen Rede an die Nation einen heilsamen Schock auslösen, der den Beginn eines neuen Zeitalters einleiten könnte. Doch damit ist der alte Cincinnatus wohl viel zu optimistisch, ein solches Szenario auch nur in seiner Vorstellung in Erwägung gezogen zu haben. Die Fakten werden das Notwendige erzwingen, denn der Mensch handelt wenn er muss, nicht wenn er soll! Darin sind Politiker nicht anders als gewöhnliche Staatsbürger.

 

 

Euer L. Q. Cincinnatus