Dienstag, 27. Mai 2014

Produktivität - Basis allen Wohlstandes

xÜber den größten Teil der dokumentierten Geschichte der Menschheit hinweg war es ausgemachte Sache, dass eine Steigerung der menschlichen Arbeitsergebnisse ausschließlich  durch zwei Faktoren erzielt werden könne: 1. Zeit und 2. Intensität. Über die Jahrtausende hinweg war scheinbar jedem klar, dass ein Mehr an Ergebnissen nur durch härteres und längeres Arbeiten erreicht werden könne. - Und dann kam das Ende des 19. Jahrhunderts ein genialer amerikanischer Forscher warf dieses Paradigma über den Haufen und öffnete der Menschheit die Augen: Frederic Winslow Taylor. Erstaunlich ist allerdings, dass sich seine Erkenntnisse außerhalb des Wirtschaftslebens noch nicht so sehr durchgesetzt haben und zum Allgemeinwissen geworden sind. Die Rede ist von der Management-Revolution und der beispiellosen wirtschaftlichen Aufstieg und der enormen Wohlstandsteigerung, die sich seit  Beginn des 20. Jahrhunderts ergeben hat.

Die klassischen Wirtschaftwissenschaftler von Smith über Say, von Ricardo über Marx waren sich einig darüber, dass nur intensiveres und längeres Arbeiten zu einer Steigerung der Arbeitsergebnisse führen könne. Nachdem aber sowohl die Kraft des Menschen, als auch die Zeit begrenzte Güter sind, so findet die maximale Leistung, die eine Wirtschaft oder auch ein Unternehmen erbringen kann, seine absoluten Grenzen. Und tendenziell scheint nach dieser Ansicht eine Steigerung von Ergebnissen uns insbesondere der Gewinne nur durch Schinderei der arbeitenden Bevölkerung zu funktionieren. Die Geschichte scheint dieser Ansicht entgegen zu kommen, von der Errichtung der Pyramiden im alten Ägypten über die indiansichen Bergarbeiter in Peru, die unter den Conquistadores schufteten bis zur Kinderarbeit in Europa zu Beginn der Industriellen Revolution gab die Erfahrung den Pessimisten recht, die die traditionellen Wirtschaftssysteme anprangerten. Unter diesen Umständen schien die Kollektivierung der Produktionsmittel und die Veränderung der Gesellschaft durch die Machtübernahme  des Proletariats eine logische Folge, nur eine Frage der Zeit zu sein. Nun, seit Marx sind mehr als 130 Jahre vergangen und die "Proletarische (R)evolution" hat noch immer nicht stattgefunden. Nur die wenigsten sind heute noch von der Illusion befallen, dass sie doch noch kommen würde. Das Warten auf Godot ist eben eine Sache, die den meisten Menschen Passion nicht ist.


Die Antwort darauf, warum diese Revolution nicht stattgefunden hat, ist im Grunde nicht schwer zu geben: es handelt sich um die enorme Produktivitätssteigerung, die sich seit Marx ergeben hat und die die einzige wahre Grundlage für den Wohlstand der Welt, gerade auch der westlichen, ist. Auf den Punkt gebracht heißt das: Der Westen ist deshalb wohlhabend, weil er es geschafft hat Wissen konstruktiv auf die Arbeitsprozesse anzuwenden, so dass immer mehr mit immer weniger Aufwand erreicht werden konnte. Die Klugheit der wirtschaftlichen Führer, vor  allem des Managements, im 19. und 20. Jahrhundert ist die Basis der größten Wohltat, die der Menschheit in den letzten 1000 Jahren zuteil geworden ist. Erstaulich ist dabei vor allem die  Art, wie dieser positive Entwicklung sich ergeben hat. Es wäre natürlich vermessen zu sagen die Wirtschaftstreibenden hätten diesen Wohlstand vor allem deshalb geschaffen, weil sie alle Humanisten und Philanthropen gewesen wären. Hier verhät es sich ähnlich wie mit der Erkenntnis von Adam Smith, der ja bekanntlich davon sprach, dass der maximale Eigennutz jedes  einzelnen im Ergebnis auch der maximale Gesamtnutzen wäre. Demnach ist der Egoismus des einzlnen nicht schädlich, sondern sogar nützlich für das Ganze. Smith hatte recht, aber nur in Bezug auf die Situation, die er selbst untersuch und vor Augen hatte und das ganz noch zu seiner Zeit, dem letzten Jahrzehn vor der einsetzenden Industriellen Revolution (1760er-Jahre).  So sehr der Egoismus in der Industriellen Revolution seine Schattenseite zeigte und allmählich gesetzliche Einschränkungen zum Wohl der arbeitenden Bevölkerung vorgenommen werden mussten, so sehr ist doch der Eigennutz eines der treibenden Motive des Menschen. Es wäre vermessen an eine Änderung der menschlichen Natur zu appelieren oder zu glauben, viel eher geht es darum ein System so zu konstruieren, dass der maximale Eigennutz (uns sei es blanker Narzissmus) im Ergebnis allen dient, also nicht schädlich ist. Bei der Steierung der Produktivität ist aber genau dies geschehen. Zwar mögen Arbeitsprozessanalysen der Reduktion der Kosten und der Steigerung des Outputs und letztlich der Gewinne und Marktanteile dienen, doch ist damit nicht automatisch eine Verschlechterung der Situation der Situation der Mitarbeiten verbunden (Produktivität ist das Ergebnis aus dem Output minus dem Input). Wir haben hier eine Situation vorlieben bei der das Interesse eines Managers am Vorteil für sein Unternehmen auch einen Vorteil für die gesamte Wirtschaft und damit letztlich für die gesamte Bevölkerung bringt.


Wohlstand wird nur durch Einsatz von Wissen auf Arbeitsvorgänge geschaffen. Der Wohlstand ermöglicht überhaupt erst, dass Menschen und ganze Gesellschaften darüber nachdenken können, wie sie leben wollen. Der Wohlstand beinhaltet auch die Möglichkeit höherer Sitten und einer gesteigerten Kultur, denn solange ein großer Teil der Menschen ihre Arbeitsenergie und ihre Zeit dafür einsetzen muss überhaupt am Leben zu bleiben, so lange kann keine Kunst, keine verfeinerte Lebensweise und keine höhere Kultur im Allgemeinen entstehen. Die starke Produktivität in den postindustriellen Ländern hat einen beispiellosen Wohlstand geschaffen, der allen Bevölkerungschichten, auch den Ärmsten, zugute kommt. In den entwickelten Ländern leben selbest die Ärmsten heute auf einem Niveau, das früher selbst der Mittelstand kaum erreichen konnte. Unsere Produktivität ist inzwischen derart hoch, dass wir es uns leisten können große Teile der Bevölkerung außerhalb des Erwerbslebens zu setzen, wie etwa Schüler, Studenten, Pensionisten und sonstige, die aus welchen Gründen auch immer nicht am Arbeitsprozess  teilnehmen. Über den größten Teil der Menschheitsgeschichte hinweg wäre etwas Derartiges unmöglich gewesen!

Aber es gibt zunehmen Probleme mit der Produktivität, gerade in Europa. Die Innovationskraft, die die Produktivität der Zukunft schafft, wird hier durch einen überbordenen Staat und eine Gesellschaft, die den Staat überfordert oft im Keim erstickt oder zumindest schwer behindert. Ein allgemeines Misstrauen gegenüber Menschen, die etwas Anpacken wollen tut ein Übriges zu der Misere. Der Erfolg der europäischen Wirtschaft liegt gerade darin, dass hier der Staat durch den Liberalismus und die Demokratie und das absolut gesicherte Privateigentum ein Klima schuf, das es zupackenden Menschen ermöglichte etwas zu erreichen. Nun aber wurde im Laufe der Zeit missbraucht und zum "Wettermacher" erklärt. Man begnügte sich nicht mehr damit, dass der Staat einen Rahmen schuf, Richtlinien vorgab, an denen sich der einzelne orientierte und ansonsten frei in seinem Geschäftsgebaren war. Heute soll der Staat für die Konjunktur sorgen, die Arbeitslosigkeit niedrig halten und überhaupt für ultimative Gerechtigkeit sorgen. All diese Dinge können vom Staat nicht erbracht werden und sie sollen auch nicht erbracht werden, die damit verbundenen Maßnahmen würgen jede Selbstverantwortung und jeden schöpferischen Impuls ab. Das Leben muss von den Menschen selbst gestaltet werden und ein Eingreifen des Staates in die Angelegenheiten der Bürger und damit auch der Wirtschaft ist grundsätzlich unzulässig. Nur in völlig Freiheit kann Wohlstand entstehen und auch das, was man als das "gute  Leben" bezeichnen kann. Ein Großteil der Einbussen bei der Produktivität gehen auf staatliche Maßnahmen zurück, die oft populistisch und nur zu häufig unvernünftig weil von Ideologien getragen  sind. Wenn Europa nicht aufpasst und so weiter macht wie in den letzten 20, 30 Jahren, denn wird es bald zu den globalen Verlieren gehören, verursacht durch seine eigenen Politiker. Das Ergebnis der EU-Wahlen vom Sonntag spricht eine deutliche Sparche. Der Hilferuf der Bevölkerung, der Wunsch nach Entbürokratisierung, vor allem in Ruhe gelassen wurden werden, war deutlich zu vernehmen. Allzuoft haben die Menschen den Weg zu den Populisten gefunden. Ob die Botschaft verstanden wurde, wird man in der kommenden Legislaturperiode sehen - wenn nicht wird es in fünf Jahren eine Abrechnung geben, die einem Erdrutsch gleichkommen wird.


Unter dem Paradigma von mehr und härterem Arbeiten als einziger Möglichkeit die Produktivität zu steigern läuft die Weltwirtschaft auf eine Maximus zu, nachdem es kein Weiter, kein Mehr und noch nicht einmal mehr ein Besser geben kann. Es ist eine düstere, pessimistische Weltsicht, die sich langfristig zwangsläufig aus der traditionellen Sicht ergeben muss. Glücklicherweise hat sich diese Sicht als falsch herausgestellt und dem Wachstum steht auch in Zukunft keine Grenze mehr entgegen. Das ergibt sich unter anderem daraus, dass die Produktion immer weniger abhängig von der Rohstoffen wird (die freilich begrenzt sind), sowei von der menschlichen Arbeit an sich (die auch ihre Grenze findet). Die einzige Grenze, liegt in der Innovationskraft, in der Phantasie und dem Wissen des Menschen und ob dieses je eine Grenze findet ist nicht bekannt. In jedem Fall ist die Vorstellung von grenzenlosem Wachstum keine Illusion mehr, sondern eine Realität im zeitgemäßen Paradigma der Produktivität. Es ist deshalb dem Pessimismus jede Basis entzogen und der Optimismus, die Vorstellung von einer sich stets verbessernden, Wohlstand mehrenden Gesellschaft ist die realistischste von allen Vorstellungen. Nur wir Menschen selbst können unsere Erfolg noch verhindern durch eine Geisteshaltung der Begrenztheit, der Angst und der Unglaubens. Die Natur hat nicht mehr die Macht dem Menschen in seinem Wohlstandsstreben Einhalt zu gebieten und es gibt auch überhaupt keine Hinweise darauf, dass sie dies je wollen könnte, selbst wenn es in ihrer Macht stünde. Der Mensch ist ein seltsames Lebewesen: er ist der einzige der sich selbst freiwillig beschränkt. Es wäre unvorstellbar etwa ein Baum oder ein Tier zu betrachten, dass nicht alle seine Möglichkeiten ausnützen würde so groß als irgendmöglich zu wachsen. Unter den gegebenen Umständen wird ein Baum stets danach trachten ein Maximum aller verfügbaren Ressourcen auszunutzen, um sich zu entfalten. Nur der Mensch begnügt sich mit weniger (und leidet oft im Stimmen große Qualen), indem er sich nicht entwickelt, indem er sich nicht zu seiner maximalen Größe entfaltet. Diese "Sünde" müssen wir hinter uns lassen und nicht duckmäuserisch uns mit wenig zu begnügen, sondern gerade durch unsere Entfaltung es allen Lebewesen gleichtun, zum Segen von uns selbst und der gesamten Schöpfung.

Seien wir realistisch und sehen uns an, wie sich die Welt in den letzten zweihundert Jahren zum Besseren entwickelt hat. Die Zahl der absolut Armen ist ständig im Sinken begriffen, heute hungern weitaus weniger Menschen, als noch in den 70er-Jahren. Die Hilfe für arme Länder, die überhaupt erst durch den westlichen Wohlstand ermöglicht wurde, funktioniert erstaunlich gut. Die Umwelt wurde zu keinem Zeitpunkt seit dem Beginn der Industriellen Revolution derart geschützt wie heute. Das Bewusstsein um den Schutz des Lebens war niemals größer. Was immer man als notorischer Pessimist auch sagen mag - Probleme wird es immer geben - aber die Verbesserungen, die sich in allen Lebensbereichen permanent ergeben sind gigantisch! Gerade die Wissenschaft und die Technik haben Leistungen erbracht, die größer sind als alle Leistungen der Kulturvölker seit Jahrtausenden zusammen! Die Lebenserwartung ist höher als je zuvor, die Fähigkeit die Menschheit zu ernähren, durch ertragreiche moderene Landwirtschaft, ist beeinruckend. Freilich, wer das Schlechte sucht, wird es auch im Paradies finden, doch verglichen mit der Vergangenheit ist unsere Welt eindeutig auf dem Weg der Besserung. Die Leistungen, die die Welt, und dabei vor allem der Westen, für das Gute in der Welt erbracht hat, ist unschlagbar bestechend und groß.


Es führt kein Weg vorbei an der Notwendigkeit den Wohlstand zu steigern und zwar weltweit. Die Produktivität und die Innovation ermöglichen uns, dass dieses Wachstum, dieses Reichwerden ohne Schaden für Umwelt und Gesellschaft geschehen kann. Die Frage ist nur wie weit wir geistig offen sind, ungewöhnliche und neue Ideen zulassen und der Staat und die Politik sich aus der Lebensgestaltung der Bürger heraushalten. Geschieht dies, so ist das Tor zum Optimismus offen und die Möglichkeit auf eine goldene Zukunft kein Traum, sondern eine erreichbare Wirklichkeit.