Donnerstag, 19. September 2013

Hartnäckige Mythen - Teil 3

21. WISSEN IST MACHT
Wissen an sich ist noch keine Macht, es ist jedoch eine Grundlage davon. Wer über keinerlei Wissen verfügt, kann auch keine Macht ausüben. Auf der anderen Seite bringt auch sehr viel Wissen noch keine Macht, wenn es nicht angewandt wird oder angewandt werden kann. Es braucht Charakter um Wissen anzuwendenn und dieser Charakter ist viel seltener anzutreffen, als das vorhandene Wissen. Experten aller Art sind leicht zu finden, sie sind im Übermaß vorhanden (Schulen und Universitäten sorgen für wahre Schwärme solcher Personen). Und doch sind die wenigsten dieser Experten mit Macht ausgestattet. Es sind jene, die das Wissen anwenden, die Entscheider, nicht die Berater und Wissenden, dieüber Macht verfügen.
 
22. MACHT HÄNGT VOM GELD AB
Geld hat keinen inneren Wert, es ist sogar die Sache mit dem geringsten intrinsischen Wert überhaupt. Geld ist an sich  buchstäblich nichts wert. Der Wert einer Banknote ergibt sich aus einer sozialen Konvention, durch das Vertrauen auf das Versprechen des "Gelddruckers", des Staates. Macht ist etwas Soziales und hängt von der Fähigkeit ab mit Menschen erfolgreich zu kommunizieren, andere zu unterstützen und Unterstützung zu erlangen. Geld ist ein  Symptom der Macht aber nicht deren Ursache. Es sind charakterliche Eigenschaften, gepaart mit Wissen um soziale Zusammenhänge und die Funktionsweise menschlicher Gemeinschaften im Allgemeinen, die die Grundlage der Macht bilden. Macht beruht darauf andere dazu zu bringen das zu tun, was man von ihnen möchte. Die Mittel dazu sind sozialer und psychologischer Natur.

23. DIE GEDANKEN SIND FREI
Die Gedanken des Menschen sind nur insofern frei, als sie durch das Bisherige geprägt sind. Es ist wie mit der ewigen Frage, ob das Leben Schicksal sei oder vom Menschen frei bestimmt werde. Beides ist richtig. Das Schicksal ist ein unausweichlicher Strom, in dem wir alle schwimmen, der allerdings eine gewisse Breite hat. Innerhalb dieser Breite ist der Mensch frei sein Leben zu bestimmen. Es gibt in den meisten Fällen mehrere Möglichkeiten, wie sich ein Leben weiter entwickeln kann, nur sehr selten verengt sich der Schicksalsfluss derart, dass nur eine einzige Möglichkeit  gegeben ist.
 
24. DES MENSCHEN WILLE IST SEIN HIMMELREICH
Das mag dem einzelnen teilweise so erscheinen, doch oft ist das was der Mensch will, nicht das was für ihn gut ist. So mancher musste schon erkennen, dass das Versagen des Willens sich im Ergebnis gar nicht als schlechte Sache herausgestellt hat. Lediglich im Augenblick ist das Nicht-Durchsetzen des eigenen Willens oft schmerzhaft, objektiv gesehen kann es sich sogar um einen Segen handeln.

25. DIE MEHRHEIT HAT RECHT
Das ist eine typischer demokratischer Irrtum, ein Ergebnis von jahrzehntelanger Gehirnwäsche, der die meisten Menschen unterzogen wurden. Ob eine Sache richtig oder falsch ist, bemisst sich nach ganz anderen, objektiven, Kriterien und hat nichts damit zu tun, ob eine Mehrheit vorhanden ist oder nicht. Deshalb sind die nicht mehrheitsfähigen Entscheidungen oft die richtigen.

26. DER KLÜGERE GIBT NACH
Eine völlig unsinnige Annahme. Der Klügere gibt oft so lange nach, bis er der Dümmere ist. Klug zu handeln heißt nur dann nachzugeben, wenn es nichts zu gewinnen gibt, wenn eine Diskussion irrelevant ist. Geht es jedoch um etwas von Wert, dann hat der Klügere nicht nachzugeben, sondern sich durchzusetzen.
 
27. WAS FRÜHER RICHTIG WAR IST HEUTE FALSCH
Dieser Irrtum besteht darin, dass man glaubt Wahrheit sei immer zeitabhängig. Es gab Zeiten, als man glaubte die Welt sei eine Scheibe, dann fand man heraus, dass sie Kugelgestalt hat. Nun gibt es Zeitgenossen, die vermeinen auch das würde sich einmal ändern und in Zukunft ginge man eben davon aus, dass die Erde ein Würfel, ein Oktaeder oder was auch immer sein werde. Man könne sich eben nie vollkommen auf etwas verlassen und die heutige Wissenschaft solle nicht so arrogant sein und für sich mehr Wahrheit in Anspruch nehmen, als sie der früheren zugesteht, deren Wissen wir nicht mehr teilten. Wahrheit hängt nicht von Ansichten ab, sie existiert objektiv, ansonsten ist sie keine Wahrheit. Etwas, das subjektiv ist, etwas das zeitabhängig ist, kann niemals Wahrheit genannt werden. Nun ist die Wissenschaft aber nicht wie die Philosophie eine Aneinanderreihung von Meinungen, sondern sucht eben die objektiv feststellbare Wahrheit. Dazu hat sie Methoden entwickelt, die dies gewährleisten sollen. Tatsächlich gibt es Wissen, das sich nie geändert hat und viele Bereiche werden zwar "verfeinert", durch genauere Erkenntnisse und vor allem durch Messergebnisse, bleiben aber in ihren Grundzügen bestehen. Wir nähern uns in vielen Bereichen durchaus der Wahrheit (auch wenn wir nicht so vermessen sein dürfen zu glauben mit wissenschaftlichen Methoden sie eines Tages zu "fassen"; das wäre Dogmatismus).
 
28. JEDER IST SICH SELBST DER NÄCHSTE
Ebenfalls eine falsche Annahme. Sie geht vom Egoismus des Menschen aus, dass der einzelne nämlich immer auf seinen Vorteil bedacht sei. In Wahrheit aber ist der Mensch ein unglaublich soziales Wesen, seinen eigenen Vorteil verfolgt so gut wie kein Mensch auf der Welt. Was den Menschen antreibt ist vor allem das Ansehen bei den anderen und das ist eine zutiefst soziale Bestrebung. Wer tatsächlich nur auf seinen Vorteil bedacht wäre, der würde stets rational handeln und sich nicht um die Meinung der anderen scheren. Tatsächlich aber kommen solche Menschen so gut wie gar nicht vor, die Meinung der anderen ist beinahe niemandem egal. Die sozialen Handlungen überwiegen die egoistischen beinahe
ausschließlich bei allen Menschen.
 
29. ES GIBT KEINE ZUFÄLLE
Mancher meint gar die Annahme es gäbe Zufälle wäre eine Art Gotteslästerung. Viele können sich nicht vorstellen, dass in einem Universum, das scheinbar von Naturgesetzen beherrscht wird (ohne Ausnahme) alles erkenn- und bestimmbar sein müsse. Kennt man alle Kräfte, die das Universum bestimmen und sind einem auch sämtliche Wechselwirkungen dieser Kräfte bekannt, so müsste alles bis ins letzte Detail und zu jedem beliebigen Zeitpunkt bestimmbar sein. Kennt man also sozusagen die "Weltformel" dann hätte man das Wissen, das man Gott zuschreibt und es wäre einem nichts mehr  unbekannt. Es steckt eine große Portion Größenwahn darin solches auch nur zu denken. Tatsächlich ist es Angst vor dem Unbekannten, das Menschen dazu bringt den Zufall zu fürchten. Gerade deshalb betreiben einige Wissenschaft, um ihre eigene Angst zu bekämpfen und größere Gewissheit über die Umstände zu erlangen.
 
30. DIE DINGE SIND ANDERS ALS SIE ERSCHEINEN
Das ist eine zynische Aussage. Es mag zwar vorkommen, dass die Dinge in ihrem Kern anders sind, als sie nach außen hin erscheinen, doch das Gegenteil ist ebenso wahr. Oft ist das was man sieht, genau das was eine Sache auch tatsächlich ist. Wieder ist es die Angst, die hinter jedem Zynismus steckt, die der Quell dieser Ansicht darstellt.